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Amts- unä Anzeigeblatt für äen Oberamtsbezirk (aiw

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Nr. 25

Montag, den 1. Februar 1932

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Fahrgang 104

Wiltschaft und Politik im Jahre 1932

Reichsurbeilsminister Stegerwald gibt eine Vorschau der Zukunstsaussichten

TU. Trier, 1. Febr. Aus einer Zentrumstagung in Trier sprach am Sonntag Reichsarbettsminister Dr. Steger- wald. Er gab einen Neberblick über die wirtschaftlichen und politischen Aussichten des entscheidenden Jahres 1932. das für alle noch harte Entbehrungen bringen werde. Die Tatsache des Volkes ohne Raum sei in Deutschland durch den Frie- -ensvertrag noch verschlechtert worden und die Konjunktur­entwicklung bis 1029 habe die Interessengegensätze nicht aus­geglichen, sondern ausgcwcitet. Die Wirtschaft Habe sich in allem zu stark übernommen und gleichzeitig sei der Staat mit so viel Ausgaben an sozialen Leistungen, Reparationen usw. belastet worden, wie seine 21 Millio­nen Arbeiter an Gehältern und Löhnen in Deutschland ver­dient haben. Kein Mensch könne aber dauernd mehr aus­geben als eingenommen werde. Deutschland habe seinen wirtschaftlichen Verlust mit ausländischen Geldern abgedeckt. Sin verarmtes Land müsse billig sein. Deutschland aber zähle seit Jahren zu den teuersten Ländern der Welt. Der seit Jahren laufende Schrumpfungs­prozeß werde 1032 noch weiter gehen, da die Welt sich noch nicht zu einem energischen Vorgehen gegen die Wirtschafts­krise habe zusammcnftnden können. Nm die Wiederherstel­lung der Weltvertrancnsbasis werde im Augenblick stark ge­rungen. Um eine baldige Regelung des Reparationsstrelt- falles herveizuführen, verlange Deutschland den alsbaldigen Zusammentritt der nicht zustande gekommenen Lanlanncr Konferenz.

Die augenblickliche Lage wird von der Frage beherrscht, ob eine neue Weltordnung aus Grund von Rüstungen und Ge­waltherrschaft, oder auf Grund von Verträgen und Zusam­menarbeit hergestellt werden könne. Wenn die verantwort­lichen Leiter der Weltpolitik nicht bald eine Grundlage des Weltvertrauens Herstellen, Sann wird die Tal­sohle der Krisis noch lange nicht erreicht sein und eine wei­tere Verarmung der Welt herbcigeführt, die dann in das Zeitalter der Tauschgeschäfte zurücksinken würde. Deutschland sei für diesen entscheidenden Kampf viel besser gerüstet als andere Länder, deren Schwierigkeiten ebenso zu einer allgemeinen Lösung drängten. _

Ausgehend von der Notwendigkeit einer Sicherung der Währung behandelte Dr. Stegerwald weiter die Schwie­rigkeiten des Finanzwesens, die in Deutschland keine Reserven kenne. Vor der Notverordnung waren für 1931 1 Milliarde und für 1932 2 Milliarden Fehlbetrag zu er­warten. Da neue Steuern zur Ausbalancierung des Haus­halts nicht möglich gewesen seien, habe zu einer Beschneidung der Personalausgabcn geschritten werden müssen. Wenn die Drosselung der Personalausgaben nicht schon vor Jahres­frist eingesetzt hätte, hätten heute die Beamten nur noch 30 bis 50 Prozent der früheren Bezüge zu erwarten. Von neuen Gehaltsabzügen könne keine Rede sein. Auch an dem Gerücht von einer Entwertung der Reichsmark auf 80 gips, sei kein wahres Wort, da die Regierung dem Volke eine zweite In­flation nicht zumutcn werde.

Der Minister wandte sich sehr scharf gegen die Verfehlun­gen der letzten Zeit in der Privatwirtschaft lFavag, Nord- wollc, Schultheitz-Patzenhoser usw.), bekannte sich aber durch­aus zu dem Gedanken der Privatwirtschaft, die aller­dings auch allein Las Risiko ihrer Erzeugungskosten trage und sich von ungesetzlichen Preisbindungen befreien müsse. Hierbei sollten die mittleren selbständigen Betriebe, die auch jetzt schon wieder vom Auslande Kredite angeboten er­halten, gefördert werden, und nicht allein Groß- oder Mam- mutbetriebe. Es wird auch anstelle des Großbanken- und FilialsystcmS Ser mittlere Bankier treten müssen, der die Kreditgewährung viel leichter und verantwortungsbewußter übersehen kann. Gleichzeitig wird auch ein stärkerer Ausgleich zwischen Staat und Ländern und eine baldige Verwaltuugsresorm angestrebt werden müssen. Ein groß­zügiges Arbeitsbeschafsungsprogramm scheitere vorläufig noch an mehreren Gründen, die in dem Fehlen von Steucrqucllen, der Unmöglichkeit weiterer Anslandskredite und einer inneren Anleihe begründet seien. Stegerwald schloß:National bewußter Wille, Abkehr von Volksirre­führung, Wahl eines verfassungstreuen Reichspräsidenten, sowie endliche Sicherung der Ernährung des Volkes", seien die Forderung der Stunde.

Chinesischer Widerstand in Schanghai

Erbitterte Kämpfe gegen die vordringenden Japaner Schaffung einer neutralen Zone in Schanghai? Amerika macht die Manila-Flotte mobil

TU. London, 1. Febr. Der Zentralvollzugsansschuß der Kuomintang, unter deren Kontrolle gemäß der chinesischen Verfassung die chinesische Regierung steht, hat beschlossen, Krieg gegen Japan zu führen. Die Regierung hat sich jedoch diesem Beschluß nicht angeschloffcn. Zuständige Stellen in Tokio bezeichnen die Meldung, daß China Kriegsabsichten habe, als lächerlich. Japan würde eine Kriegserklärung ein­fach ignorieren und würde nicht znm Krieg gegen China schreiten, aber es würde die notwendigen Strafmaßnahmen ergreifen, nm seine Rechte -urchzusetzen.

Erbitterte Gefechte in Schanghai

Ji» Schanghai entspannen sich am Sonntag an mehre­ren Stellen der internationalen Niederlassung erbitterte Gefechte zwischen Japanern und chinesischen Scharfschützen, die sich zum Teil i» nächster Nähe des englischen Konsulats abspielten. Durch abirrenöc Kugeln wurden mehrere Zivil­personen verwundet. In Chapei haben die Chinesen die Japaner erfolgreich angegrisscn und sic teilweise aus dem Stadtteil verdrängt. Die Chinese» kämpfte» mit großer Ent­schlossenheit. Die Verluste ans beiden Seiten sind angeblich kehr hoch.

Trotz mehrfacher japanischer Gegenangriffe haben die chinesischen Truppen den Nordbahnhos und den größten Teil von Schapci gehalten. Die japanischen Verluste werden auf 200 Tote und die chinesischen mindestens aus MO Tote und weit über 800 Verwundete beziffert. Die Japaner, die auf weitere Verstärkungen warten, haben sich auf eine geeignete Stellung zurückgezogen. Unter dem Borwand, daß chinesische Scharfschützen in einem Hotel im nördlichen Teil der Frem­denniederlassung geschossen Hütten, forderten die Japaner die Hotelgäste zum Verlassen »es Gebäudes »uf und steckten dieses mit Petroleum in Brand.

Im englischen Generalkonsulat fanden Verhandlungen statt, an denen der amerikanische Generalkonsul, sowie die japanischen MilitärbefehlShaber teilnahmen. ES wurde die Einrichtung einer neutralen Zone »wischen den japanischen und chinesischen Truppen vorgeschlagen, die von Awpen der neutralen Mächte besetzt werden soll. Waffen- sttustandsverhandlungen mit den Chinesen find ergebnislos verlause«. .

Wusuug von Japanern besetzt Nach einer amtlichen russischen Meldung aus Schanghai wurde am Sonntag der chinesische Hafen Wusung bei Schang­hai durch die japanische Marine besetzt. Dort ist ein Ge­schwader, bestehend aus einem Panzerkreuzer und vier Zer­störern, eingelanfen. Die chinesischen Behörden leisteten kei­nen Widerstand.

Ncner Protest Amerikas «nd Englands in Tokio Die Vereinigten Staaten und Großbritannien haben er­neut in Tokio wegen der weiteren Truppenlanvungen in Schanghai und des Eindringens japanischer Truppen in die internationale Niederlassung protestiert. Japan hat darauf den Negierungen Englands und Amerikas mitgeteilt, - es seine Kampfhandlungen nur auf das Chinesenvicrtel in Schanghai begrenzen werde.

Bölkerbnndsuntersnchnngsansschntz für Schanghai Der Völkerbundsrat hat auf Vorschlag des Generalsekre­tärs des Völkerbundes beschlossen, einen neuen Unter­suchungsausschuß zu bilden, der aus den ständigen Vertretern der Natsmüchtc in Schanghai zusammengesetzt sein soll und der dem Völkerbundsrat unverzüglich einen Bericht über den Ursprung und die Entwicklung der Ereignisse und den gegen­wärtigen Stand in Schanghai erstatten soll. Der chinesische Vertreter protestierte dagegen, daß sich jetzt die Untersuchung ausschließlich auf die Ereignisse in Schanghai beschränke. Die chinesische Regierung habe das Verfahren des Art. 15 nicht allein »vegen Schanhai, sondern wegen der japanischen An­griffe in der Mandschurei beantragt. Die chinesische Negie­rung verlange, daß die Untersuchung anf den ganzen Konflikt ausgedehnt werde.

Erhöhte Bereitschaft für die amerikanische Flotte Das amerikanische Marineamt hat für die gesamte Flotte und für die Marinereservisten erhöhte Bereitschaft angeord- net. Der amerikanische 10 Ova-Tonnen-Kreuzer »Houston" hat Befehl erhalten, von Manila nach Schanghai in See zu gehen. Admiral Taylor ist freigestellt worden, so viele Torpedo­bootzerstörer mitzunehmen, wie er r» für angebracht hält. Der Admiral begibt sich mit insgesamt 14 Kriegsschiffe« »ach Schanghai.

Tages-Spiegel

Rcichsarbeitsministcr Stegerwald gab in Trier einen Ans­blick aus die wirtschaftlichen und politischen Aussichten des Entscheidnngsjatzrs 1932.

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Der Reichskommiflar sür Preisüberwachung hat ernent be­stätigt» daß die Rrotgetre'ideversorgung sür das ganze Jahr absolut sichergestellt sei.

Der schwedische Reichstag hat der Einführung von Schutz­zöllen zugr stimmt. Hierdurch wird der deutsche Export nach Schweden empfindlich betroffen.

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Die Pariser Presse protestiert dagegen, daß deutsche Firmen Aufträge im französischen Grenzbesestlgungsgebiet erhiel­te«, «eil sie hierin ein« große Spionagegefahr erblickt.

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Die litauische Regierung hat in Berlin erkläre« lasse»», daß sie keine Putschabsichtcn im Mcmelgebiet habe.

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In Washington befürchtet man, daß die Abrüstungskonferenz scheitern wird, und beschuldigt Frankreich dahinzielender gehe»,«er Abmachungen mit Japan.

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Bei dem württernbergischen Vertretertag der Deutschen Volkspartei wurde beschlossen, die bevorstehenden Land­tagswahlen selbständig burchzuftthren.

Die Abrüstungskonferenz gefährdet

Amerika beschuldigt Frankreich TU. Washington, 1. Febr. Dem Weißen Hause nahestehen­de Kreise find davon überzeugt, daß die französische Unter­stützung des japanischen Vorgehens in China, die letzte Hoff­nung für einen Erfolg der Genfer Abrüstungskonferenz raubt. Staatssekretär Stimson trifft auch vorläufig keine Vorbereitungen für die Abfahrt nach Genf. Es herrscht die Ueberzeugung vor, daß Japan die französische Hilfe durch Zugeständnisse für Genf erkaufte, «nd ebenfalls für den Grundsatz:Keine Abrüstung ohne Sicher­heit" eintreten würde.

Die deutsche« Ziele auf der Abrüstungskonferenz Der Führer der deutschen Abordnung zur Abrüstungs­konferenz, Botschafter Nadolny, hat der Londoner Zeitung »Observer" eine Unterredung über die deutschen Ziele ge­währt. Deutschland, so sagte er, werde eine positive Politik verfolgen. Deutschland Habe als ein entwaffnerer Staat ein besonderes Interesse an der Abrüstung der anderen und werde darauf bestehen, daß die Abrüstung effektiv fein werde. Er halte die Art der Begrenzung der Rüstungshaushalte nicht für ausreichend, sondern werde unmittelbareAb- rüstung fordern. Besonderes Geivicht legte Naüolny dar­auf, daß zwischen den Staaten keine unterschiedliche Behand­lung stattfindet. Die gleichen'Grundsätze müßten so- rvohl für Deutschland wie für die anderen Mächte gelten. Nadolny bezeichnet«: die Berichte über geheime Nü­st ungen als völlig unbegründet. Sie seien anscheinend nur in die Welt gesetzt worden, um die Konferenz zu torpedieren und eine für Deutschland urigünstige Atmosphäre zu schassen.

Die Sowjetunion fühlt sich bedroht

Trotzdem Fortsetzung -er Friedenspolitik TU. Moskau (Uber Kowno), 1. Febr. Der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare Ser Sowjetunion, Mokotow, erklärte zu den Ereignissen »m Fernen Osten, die Sowjet­union sei gegen Schaffung eines Pufferstaates, der die poli­tische Lage nur verschlechtern könne. Die Negierung werde ihre Friedenspolitik fortsctzen. Es seien aber seit geraumer Zeit verschiedene Anzeichen vorhanden, -atz man einen Ueberfall auf die Sowjetunion vorbereiten wolle. Man sei in Moskau gut unterrichtet über die Ver­handlungen »wischen den Weißrussen und der Tschechoslowa­kei einerseits und der Tschechoslowakei und Japan anderer­seits, die sich «ine Einkreisung Sowjetrntzlands zum Ziele gesetzt hätten. Je mehr man von Frieden spreche, desto mehr nähere sich die Kriegsgefahr.

Der Kronprinz von Abessinien in Berlin

TU. Berlin, 1. Febr. Am Sonntag kurz vor 14 Uhr traf auf dem Anhalter Bahnhof der ethiopische Thronerbe, Prinz Meridazmatsch ASfan Wossän, aus Rom kommend, inkognito in Berlin ein. Der 16jährige Prinz sowie der mit ihm reisende Schwiegersohn des Kaisers von Ethiopten, Dedschas- matsch Desta Damit, sind mit ihrem sechsköpfigen Gefolge im Hotel Kaiserhof abgestiegen. Unter anderem gilt -er Besuch -es Prinzen auch -er »Grünen Woche".