Aus aller Welt
Ein Opfer der Wissenschaft?
In Bad Oeynhausen ist der bekannte Hamburger Pharmakologe, Professor Dr. Arthur Bornstein in seiner Wohnung tot aufgefunden worden. Die Ursache seines Todes Ist keineswegs geklärt und so rätselhaft, daß man eine Obduktion angeordnet hat. Man vermutet, daß Professor Bornstein, der zahlreiche gefährliche Versuche mit neuen Präparaten am eigene» Körper unternommen hatte, dabei den Tod gefunden hat.
Zwei Todesurteile gegen Raubmörder Das Königsberger Schwurgericht verurteilte die Arbeiter Eisenmenger und Dombroskt wegen gemeinschaftlichen Mordes und Straßenraub zum Tode. Sie waren angeklagt, den Mord an dem Kraftdroschkenführer Markowsky verübt zu haben. Der Führer wurde im Januar 1931 in seiner Droschke außerhalb der Stadt Königsberg erschossen und beraubt aufgefunben.
Urteil im große» rnsfische« Etseubahnerprozetz
In dem Moskauer Prozeß wegen des großen Eisenbahnunglücks bet Kossino, bei dem 68 Personen getötet und 131 Personen verletzt wurden, sind 5 Eiscnbahnbeamte zu Gefängnisstrafen von S—10 Jahren unter Aberkennung der Bürgerrechte und 3 Angeklagte zu 154 Jahre» Gefängnisstrafe verurteilt worden, während 3 Beamte freigesprochen wurden. Das Urteil stellt fest, daß die Beamten falsch gehandelt und dadurch das Unglück verschuldet hätten. Gegen mehrere Beamte der Verwaltung der Moskau-Kasan,Eisenbahn ist überdies ein Verfahren wegen Pflichtverletzung eingeleitet.
13 Personen mit Rattengift vergiftet
In Fresno im Staate Kalifornien haben 13 Mexikaner Kuchen gegessen, der Rattengift enthielt. Vier Kinder sind daraufhin an Thalliumvergiftung gestorben. Man befürchtet, baß auch die erkrankten 9 Erwachsenen nicht mit dem Leben davonkommen werden.
Weiterungen der Zuchlhausrevolle in Dartmoor
Flugzeugaufnahme des englischen Zuchthauses von Dartmoor, dessen Gebäude in charakteristischer Weise strahlenförmig angeordnet sind. In der Mitte die Ruinen des Verwaltungsgebäudes, das von den rebellierenden Häftlingen in Brand gesteckt worden war. Das Gefängnis ist jetzt von einer Abteilung Infanterie in Stärke von 290 Mann umzingelt worden, die mit Stahlhelmen und Maschinen
gewehren ausgerüstet ist. Dieses Truppenaufgebot erfolgte in der Befürchtung, daß von außen ein Angriff auf das Gefängnis gewagt werden könnte. Wie die Untersuchung ergab, sollte die Revolte, die übrigens mehrere Tote und Verletzte gefordert hat, den Auftakt zu einer Massenbefreiung der Häftlinge bilden.
Aus der Stadtverwaltung Bad Liebenzell
Bürgermeister Mäulen berichtet über die Entwicklung der Stadtgemeinde
in den letzten Jahren
In der ersten Sitzung des Gemeinberats Bad Liebenzell, in welcher die Einführung und Vereinigung der neugewählten Stadträte und die Wahl der Kommissionen vorgenommen wurde, gab Bürgermeister Mäulen einen eingehenden Bericht über die Entwicklung der Stadtgemcinde während der Amtszeit des alten GemeinderatZ.
Aus diesem entnehmen wir, daß, nachdem die Inflationszeit, welche den Knrorten schwere Zeiten gebracht hatte, überwunden war, eine gesunde und fortschrittliche Entwicklung eingetretcn ist. Mit dem Besuch des Bades hob sich auch die Leistungsfähigkeit der Gemeinde. So konnten in jedem Jahre eine Reihe wichtiger Aufgaben gelöst werden. Im Vordergrund stand der Ausbau und die Instandsetzung des Ortsstraßennetzes. Sämtliche, größerem Verkehr dienende Straßen wurden bewalzt und mit einem OLer- flächenüberzug versehen. Was dies an Annehmlichkeiten bedeutet, schätzt man erst, wenn mau sieht, wie noch in vielen Gemeinden die Einwohner unter der Schmutz- und Staub- plage zu leiden haben. Der Umbau des Schillcrwegs und der Neubau der Emil Schmid-Straße erschloß das Baugelände am Monakamerberg. Der Ncuchlinwcg, von der Forstverwaltung erbaut und der Max Walz-Weg, von Stadtgemeinde und Forstamt gemeinsam gebaut, sind schöne und beliebte Spazierwege geworden. Die Erstellung einer Kunstmauer an der Hugo Mäulen-Straße, die Erbreiterung der Wilhelm-, Karls- und der Schömbergerstraße haben das Straßenbtld innerhalb der Stadt erheblich verbessert und tragen ziemlich zu einem reibungslosen Autoverkehr bet. Einige hindernd im Wege stehende Häuser wurden von der Stadtgemcinde angekauft und abgebrochen. Die Straßenbeleuchtung wurde neuzeitlich angelegt. In der gleichen Zeit ließen die meisten Hausbesitzer ihre Gebäude neu richten und so entstand ein Stadtbild, das an Freundlichkeit und Sauberkeit seinesgleichen sucht. Einige größere Neubauten, so das Kaffee-Restaurant Schlag, das Geschäftshaus Ernst Schönlen und das Forstamt kamen noch dazu. Leider kann von der Bautätigkeit sonst nichts berichtet werden,' hoffentlich bringt die kommende Zeit in dieser Beziehung mehr Leben in die Stadt.
Die Wasserversorgung der Gemeinde machte dem Ge- meindcrat schwere Sorgen. Dem immer größer werdenden Wasserverbrauch war die im Jahre 1896 erbaute Wasserleitung nicht mehr gewachsen. Es wurde deshalb der Stadtteil rechts der Nagold durch eine Quelle beim Kaffeehof versorgt. Allein auch sie genügte bei den trockenen Jahrgängen 1928 und 1929 nicht, so daß ein weiterer Ausbau der Anlage im Längenbachtal nötig wurde. Nun dienen 3 Quellen mit durchschnittlich 18 Sekundenliter Ausschüttung und 3 Hochbehältern mit zusammen 789 Kubikmeter Fassungsvermögen der Wasserversorgung und dem Feuerschutz. Zn letzterem Zweck brauchte die Anlage nicht in Anspruch genommen zu werden,' unsere Feuerwehr konnte ihre Schlagfertigkett glücklicherweise nur bet ihren Hebungen zeigen. Nur einmal urußte sie ernsthaft in Tätigkeit treten, als am 7. Mai v. Js. öas Hochwasser von allen Seiten her in unser Tal einbrach. Da galt es an allen Ecken und Enden zugleich zu sein, um Dämme zu bauen und Wasser zu pumpen. Die Stadt hat
ein langes Andenken an diesen Tag in Form eines Schulb- kontos von 15 999 RM. für Wiederinstandsetzung ihrer Schäden erhalten!
Auch sonst ist diese unliebsame Folgeerscheinung allen Fortschrittes nicht ausgeblicbcn: Straßen- und Wafferlet- tungsbauten haben Geld gekostet, so -aß ein Schuldenstand von rund 289 999 Rm. vorhanden ist. Etwa die Hälfte sind Schulden für Einrichtungen, welche sich selbst tragen, also den Steuerzahler nicht belasten. Ein großer Teil dieses Geldes ist in der Stadt geblieben und hat vielen Einwohnern Verdienst und Brot gebracht.
Leider kann jetzt die Gemeinde keine Arbeiten mehr durchführen, und so ist ein großer Teil unserer Mitbürger auf Arbeitslosen- oder Wohlfahrtsunterstützung angewiesen. Die Aufbringung der Mittel für diese Fürsorge macht der Gemeindeverwaltung erhebliche Schwierigkeiten, da der Steuereingang sehr schleppend ist. Die Steuerüberweisungen gehen zurück,- die Steuerkraft der Einwohner sinkt und an Stelle einer gesunden Weiterentwicklung tritt auf allen Gebiete» nun der Abbau. Die Stadtverwaltung ist mit gutem Beispiel vorangcgangen und verringert die Ausgaben für die Verwaltung erheblich. Die sachlichen Ausgaben werden abgedrosselt, soweit dies, ohne das Vorhandene zu gefährden, möglich ist. Die geplanten Abbanmaßnahmen im Schulwesen, von der Not und Ser Sorge um die Durchführung des Gemeindehaushaltes diktiert, sind sehr umkämpft. Die Be- kämpfer der Maßnahmen des Gemeindcrats und Unterzeichner von Eingaben sind sich des Ernstes Ser finanzielle» Lage nicht bewußt und bedenken nicht, daß Notzeiten Notmaßnahmen und Opfer von allen Betroffenen verlangen.
Der Ausruf zur Winternothilfe für die Bedürftigen in der Gemeinde war von vollem Erfolg begleitet. Eine schöne Summe Geldes und viele Kleidungsstücke und Lebensmittel wurden zur Verfügung gestellt und haben besonders ln der Weihnachtszeit vieler Not gesteuert. Dieser Opfermut ist ein gutes Zeichen treuen Gemeinschaftssinns, der, wenn er weiter erhalten und gepflegt wird, uns über alle schwere Zeit mit hinweghelfen wird.
Die Kursache, der Haupterwerbszweig der ganzen Gemeinde, hat der Stadtverwaltung und dem Gcmcinderat viel Mühe und Arbeit gebracht. Die Pflege der Kureinrichtungen, die Sorge für die Darbietungen, die Durchführung einer zweckmäßigen und erfolgreichen Werbung, von all dem und noch manchem anderen hängt es großenteils ab, ob die Sommerkurzeit von Erfolg begleitet ist oder nicht. Daß auf diesem Gebiet wirklich ersprießliche Arbeit geleistet wurde, zeigen die Ergebnisse dieser Jahre. Die Zahl der Besucher stieg von 5899 im Jahre 1925 auf über 8999 im Jahre 1939. Das Jahr 1931 krachte einen Rückgang von etiva 19 Prozent; eine Auswirkung der allgemeinen Lage und des ganz schlechten Sommerwetters.
Die Kureinrichtungen der Stadt haben eine» erhebliche« Ausbau erfahren. Die Kuranlagen, in Ser Pflege eines tüchtigen Fachmanns stehend, haben sich prächtig entwickelt und und zu einem viel besuchten Anziehungspunkt geworden. Dw,Erwerbung Zeines Geländes, auf dem gegenüberliegenden
Ufer der Nagold macht später die Einbeziehung des Flnsse- in die Anlagen möglich. Der frühere Musikpavillon ist zur Trinkhalle geworden, in welcher die gesundheitsspcndende Quelle zur Ausgabe gelangt. Die gleiche Leitung, welche das Thermalwasser vom Oberen Bad zur Trinkhalle führt, bringt es auch weiter zum Kursaal, wo im Untergeschoß eine Zlbfüllanlage eingerichtet wurde. Dieser Zweig der Kurverwaltung, der Vertrieb des Thermalwasscrs, hat einen vielversprechenden Anfang genommen.
Im Kursaal war unter der Leitung des Pächters immer, viel Leben. Die vielerlei Darbietungen der Kurverwaltung, haben jeden Sommer viele Besucher angezvgen. Hand in Hand mit der Kurverwaltung haben die Besitzer der Bäder, Hotels, Gasthöfe, Pensionen und sonstigen einschlägigen Ge-. schäfte an der Hebung des Verkehrs gearbeitet. Die Einrichtung moderner Badeanlagen, von fließendem Wasser und ^ Zentralheizung, die neuzeitliche Ausstattung der Gaststätten usw. haben viel dazu beigetragen, die Stadt zu einem modernen, gern besuchten Kurort zu machen. Daß dabei Sie mittlere Linie nicht überschritten wurde, ist in Zeiten, wie wir sie jetzt haben, nur gut.
Die Schaffung guter Parkplätze für die Autos gehört mit zu den Einrichtungen eines Fremdenverkehrsplatzcs; hierauf wurde deshalb besondere Sorgfalt verwendet.
Das Wahrzeichen der Stadt, die alte Burg, hat Freundschaft mit der modernen Technik geschlossen; im Sommer ^ strahlt der Turm allabendlich im magischen Glanze elektri-^ scher Leuchten — ein bezauberndes Bild. Ihr Bereich, der Schloßberg, erfährt viel Pflege durch den VcrschvnerungS-' verein, der auch sonst die nähere Umgebung hegt und pflegt, und manches lauschige Plätzchen angelegt hat, während der Schwarzwaldverctn den etwas ferner liegenden Schönheiten, besonders dem Monbachtal, seine Fürsorge angedeihen läßt.
So gilt heute von Bad Liebenzell wieder, was schon 1571 der berühmte Straßburger Arzt Gallus Etschenreuter von ihm gesagt hat: „Das Bad von Zell ist unter den gewärmten Bädern bas fürnehmste (schönste), an einem sehr lustigen Ort. mit Matten, Wäldern und laufenden Wassern gelegen".
Aus Stadt und Land
Calw, den 28. Januar 1932.
Fortbildungskurs siir Baumwärter Am Montag und Dienstag fand in Calw unter der Leitung von Gartenbaurat Hi Iler von der Landwirtschaftskammer ein zweitägiger Untcrrichtskurs für Baumwärter statt. An dem Kurs beteiligten sich 25 Baumwärter. Es war ausfallend, daß einige größere Landgemeinden, in denen ein bedeutender Obstbau zuhause ist, nicht vertrete» waren, obgleich eine gute Ausbildung der Baumwärter sich in jeder Gemeinde in jeder Weise lohnt. Das Gelernte kommt doch dem gesamten Obstbau einer Gemeinde zugut und dient der Hebung der wirtschaftlichen Lage. Der Kursleiter machte zunächst Ausführungen über den Zweck des Kurses. Der Kurs soll der Förderung und Pflege des Obstbaus diene», sodan» soll er aber auch zu einer guten Arbeitsleistung und deren Würdigung für die Baumwärter führen. Das Hauptgewicht des Kurses wurde deshalb auf die Ausführung praktischer Arbeiten gerichtet. Jeder Baumwärter kam an die Reihe, um sein Können im Baumschnitt zu erproben. Am ersten Tag wurden Arbeiten im Mustergarten, in einem Privatgartcn, auf dem Brühl an Alleenbäumen und auf dem Friedhof an Gehölzen vorgenommen. Nachher fand tm „Büren" eine Besprechung der ausgeführten Arbeiten statt. Hiebei sprachen Oberamtsbaumwart Widmann und Gemeinderat Nometsch- Altbulach dem bet dem Kurs anwesenden Vorstand des Beztrksobstbauvereins, Oberpräzcptor Baeuchle, den wärmsten Dank für seine anerkannten Verdienste um den Obstbau im Bezirk aus uud wünschten ein ferneres harmonisches Zusammenarbeiten zwischen dem Baumwärterstand und dem Bezirksobstbauverein. Oberpräzeptor Baeuchle betonte in seiner Erwiderung, daß für den Obstbau ein Nichtiger Vaumwärterstand absolut notwendig sei, und daß dieser Stand sich durch rastlose Weiterbildung und tadellose Arbeit in jeder Gemeinde eine führende Rolle im Obstbau schaffen müsse. Gartenbaurat Hiller hob ebenfalls den großen Nutzen solcher Wiederholungskurse hervor, denn der Baumwart habe es mit lebendigem Material zu tun, ein schablonen- mäßiges Arbeiten sei ausgeschlossen. Er verbreitete sich sodann ausführlich über den Formobstschnitt, über Wand- spalierc, über Beerenvbst, über Sortemvahl und über Edelreiser. Am zweiten Tag fanden praktische Ausführungen über den Schnitt von neugesetzten, über umgcpfropfte und ältere Bäume, sowie über die zweckmäßigsten Maßnahmen bet abzuwerfenden Bäumen am grünen Weg statt. Die Arbeiten zogen sich bis gegen 2 Uhr hin. Nach der Mittagspause wurden in der „Linde" die Arbeiten, soweit es nicht schon an Ort und Stelle geschehen war, besprochen und sodann die Schädlingsbekämpfungen vermittelst des Spritzens behandelt. An die Ausführungen schloß sich eine lebhafte und aufklärende Aussprache an. Es hat sich gezeigt, daß solche Fortbildungskurse notwendig sind nnd für den Obstbau sehr anregend wirken. Jede Gemeinde sollte im Interesse ihrer Obstzüchter auf die Weiterbildung der Baumivarte bedacht sein. Außerdem wurde die Wichtigkeit der Düngungsfrage hervorgehoben. Auf eine Anfrage wegen Abhaltung einer Baumwartprüfung tm Bezirk antwortete Gartenbaurat Hitler entgegenkommend, sofern eine genügende Beteiligung zustande komme. Oberamtsbaumwart Widmann sprach hierauf dem Kursleiter den gebührenden Dank der Versammlung für seine anregende Tätigkeit aus.
Landwirteversammlung in Gechingen.
Letzte Woche fand im Gasthaus „zum Lamm" inGcchi n- gcn eine Versammlung des Bundes der Landwirte stakt, in welcher Bauernanwalt Glaser vom Landwirtschaftliche» Hauptverbanü ein Referat hielt. Der Vertrauensmann des Ortsvereins, Adolf Maier, begrüßte einleitend die Erschienenen und erteilte darauf dem Referenten das Wort. Dieser behandelte in seinem Vortrage die gegenwärtige politische Lage und untersuchte die tieferen Ursachen der deutschen Not. Besondere Ausführungen widmete er der bevorstehende« Abrüqtungs- und der Tributkonferenz sowie -er Berech-