Massenvergiftung durch Kohlenoxydgas

TU. Halle/S. 26. Jan. Der Krtegerverein Schlettau bei Halle veranstaltete am Sonntag abend sein Stiftungsfest, das von etwa 300 Personen besucht war. Bereits zu Beginn der Veranstaltung machte sich im Saale eine starke Rauchentwick­lung bemerkbar, der man jedoch zunächst keine besondere Beachtung schenkte. Nach einiger Zeit fielen etwa 20 Personen in Ohnmacht und mußten aus dem Saale getragen werden. Bon der Landjägerei wurde die Versammlung sofort auf­gelöst. Wie von zuständiger Stelle mitgcteilt wird, sind die Ohnmachtsanfälle aus Kohlenoxyögas aus einem Ofen zurück- zufnhren, der seit 25 Jahren nicht mehr geheizt wurde.

Hungersnot bei Smyrna

TU. Istanbul, 26. Ja». In den ländlichen Bezirken süd­lich von Smyrna ist eine schwere Hungersnot ausgebrochen. Die gesamte Ernte, besonders der Tabak, ist »»verkauft. Es herrscht furchtbares Elend. Der Staat und derNote Halb­mond" organisieren eine großzügige Hilfsaktion.

Das unruhige Spanien

' TU. Madrid, 26. Jan. Der in ganz Spanteil geplante Generalstreik ist infolge der Vorbeugungsmaßnahmen der Negierung nicht zum AuSbruch gekommen. Lediglich in Se - Villa ist es den kommunistischen Drahtziehern gelungen, die Arbeiterschaft auf ihre Seite zu ziehen. Sevilla macht den Eindruck einer toten Stadt. Auf den Straßen sieht man nur Polizei und starke Militärabteilungen aller Waffen­gattungen. In Teinel bet Valencia haben die Aufstän­dischen das Rathaus besetzt und die Archive in Brand ge­steckt. Der Gouverneur hat in Saragossa Truppen ange­fordert. In Utiel wurden die Telefon- und Telegraphen­leitungen von den Streikenden zerstört. In Cadiz ver­suchte eine Arbeitergruppe eine Kirche in Brand zu stecken, konnte aber noch rechtzeitig von der Polizei daran gehindert werden.

Die Unruhen in San Salvador

TN. Nenyork» 26. Jan. Nach den letzten Meldungen aus San Salvador befürchtet die Negierung einen Angriff der aufständischen Kommunisten auf die Hauptstadt. Infolge­dessen ist die Bewaffnung aller Zivilisten angeordnet worden. Man nimmt an, daß ein früherer Anhänger Sanöinos, Oberst Augustino Marti, die Kommunisten führt. Marti, der Anhänger der 8. Internationale sein soll, wurde im vori­gen Jahr aus dem Gefängnis entlassen. Soweit sich bischer feststellen ließ, sind zahlreiche Plantagen bei den Kämpfen mit den Aufrührern zerstört worden, darunter auch Besit­zungen von Ausländern. Nach einer bisher uirbestätigten Meldung sollen bischer etwa 1066 Personen getötet worden fein, darunter ein italienischer Staatsangehöriger.

Aus Württemberg

Wirtschaftsminister Maier zur Waldmirtschaftssrage.

Auf einer Tagung der Wirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Freudenstadt sprach u. a. Wirtschaftsmtnister Dr. Mater. Der Minister führte u. a. ans: Große Mitzersolge hat die württembergische Regierung bei ihren unablässigen Be­mühungen um die R ettung d er Waldwirtschaft und der damit aus Gedeih und Verderb verbundenen Sägewerks­industrie erlitten. Kein Gebiet der württembergtschen Wirt­schaftsverwaltung weist einen so absoluten Fehlschlag auf. Wir haben hier beim Reich nicht das geringste Verständnis gefunden, ja von einem deutschen Einzelstaat aus direkte Gegnerschaft. Wir dürfen nicht übersehen, daß uns die hokz- wirtschaftlichen Fragen mehr auf den Fingern brennen als andern Neichsteilen; denn wir sind Holzüberschußgebiete. Was hat man in der Roggenfrage, wo Norddeutschlanb Ueberschußgebiet ist, getan! Man hat Millionen und aber Millionen geopfert, man hat Zölle auf Zölle gehäuft, um Len Noggenpreis zu halten. Wir im Süden tragen diese finanziellen Lasten mit, zahlen in Form eines teureren Bro­

Seine blinde Fran

Originalroman von Gert Nothberg.

IS. Fortsetzung Nachdruck verboten

Jetzt regte sich die Kranke plötzlich. Groß und klar schlug sie die gütigen Augen auf:Meine Jutta, ich gehe zu mei- nein Edgar und zu deinen lieben Eltern. Du bleibst allein zuruck. Aber Gott hat es gnädig mit dir gemacht, er gab dir dem Augenlicht zurück. Eine große Last ist mir von der Seele genommen: du bist nicht mehr hilflos."

Jutta beugte sich über die Kranke und küßte sie herzlich. Mein geliebtes Pflegemütterchen muß wieder gesund wer-

Die Kranke strich ihr mit der abgezehrten Hand über das goldene Haar.Nein, meine kleine Jutta, ich werde nicht wieder gesund, das fühle ich am besten. Aber nun ich mein Ende nahen fühle, hätte ich doch gern noch «in paar Worte mit dir allein gesprochen. Es ist so wichtig für dich." Ein bit­tender Blick der Kranken flog zu der Schwester hinüber. So­fort erhob sich dieie.

Ich werde im Nebenzimmer warten," sagte sie, und lei­sen Schrittes ging sie hinaus.

Frau von Hermsdorf faßte Juttas Hände.Höre meinen letzten innigsten Wunsch. Jutta. Suche deinen Gatten auf, wirb um seine Liebe. Ihr seid füreinander geschaffen, ihr bei­den schönen Menschen. Benutze deine süße, wunderbare Stimme, Jutta, und singe dich in sein Herz hinein. Mir träumte eines Tages, ich sah dich glücklich in deines Gatten Arm. Du weißt nicht, was ich empfand. Jutta, wenn das noch einmal möglich wäre; du liebst deinen Gatten, ihm aber hast du verboten, dich jemals aufzusuchen. Wie wollt ihr da ein­mal Zusammenkommen?"

Ein qualvoller Husten unterbrach die Kranke.

Jutta war bei den Worten der Tante abwechselnd rot und blaß geworden. Ein unbeschreibliches Gefühl machte sie erzit­tern. Als die Kranke sich jetzt mühte, des Hustens, der ihr ^ qualvoll die Brust zerriß, Herr zu werden, stützte Jutta den

tes tagtäglich au dieser Stützuirg mit, deren Notwendigkeit wir anerkennen. Es ist aber unerträglich, wenn man unsere Wünsche überhaupt nicht behandelt und die Türe einfach zu­schlägt. Dabei ist gerade die Waldwirtschaftsfrage am aller- weitesten davon entfernt, eine enge Jnteressenfrage zu fein­ste ist vielmehr eine staatswirtschaftliche und volkswirtschaft­liche Frage allerersten Ranges.

Sparmaßnahmen in de« Schule«

Der Stand der öffentlichen Finanzen und der Wirtschaft zwingt dazu, die sachlichen Ausgaben für die Schulen und die Anforderungen an den Schulbedarf der Schüler auf das unbedingt Notwendige zu beschränken und alle Ausgaben für Dinge, Sie nur wünschenswert sind, zu unterlassen. In­folgedessen ist für alle Schulen u. a. folgendes bestimmt wor­den: Anträge auf Einführung neuer Schulbücher, so­wie ein Wechsel der bisher an einer Schule benutzten Lehr­bücher dürfen von den Oberschnlbehörden nur in besonderen Ausnahmefällen genehmigt werden. Der Unterricht darf nicht so gestaltet werden, daß die Schüler zur Anschaffung von besonderen Büchern gezwungen sind. Bei der Festsetzung der für die Schüler erforderlichen sonstige» Lernmittel (Hefte, Schreib- und Zeichenpapier usw.) ist die durch die Zeitver- hältntsse gebotene Zurückhaltung zu üben. Bei der Anschaf­fung von Lehrmitteln, ist auf die Notlage der Gemein­den Rücksicht zu nehmen. Die jährlichen Schulausflüge und die Schulwanderungen sind so einfach als mög­lich zu gestalten. Schulfahrten zu weiter entfernten Zielen müssen in der gegenwärtigen Notzeit aufs äußerste einge­schränkt werden. Gehmigungen zu Auslandsreisen von Schülern werden im Jahre 1932 nicht gegeben werden. Die gegenwärtige Lage rechtfertigt es, von einer Ermunterung der Schüler zum Besuch von Vorführungen und Veranstal­tungen, für die ein Eintrittsgeld erhoben wird, grundsätz­lich abzusehcn.

Die Ministerialabteilung für die höheren Schulen hat außerdem noch folgende Sparmaßnahme angeordnet: Höchstschülerzahlen sind: für die Klassen 1 und 2 je 45 Schü­ler» für die Klaffen 3 bis 5 je 46 Schüler, für die Klassen 6 und 7 je 35 Schüler, für die Klassen 8 und 9 je 36 Schüler. Parallelklaffen dürfen nicht gebildet werden, solange nicht die für die jeweilige Klassenstufe vorgesehene Höchstschüler­zahl um 5 Prozent überschritten ist. Klassen mit weniger als 15 Schülern dürfen in der Regel nicht gesondert unterrichtet werden. Für die Unterrichtsverpflichtung der Lehrer wer­den besondere Bestimmungen getroffen.

Aus Stadt und Land

Calw, den 27. Januar 1932.

Kriegerehrung für Bezirksobma«« Küchle.

Am heutigen Mittwoch begeht Direktor Julius Küchle in Calw seinen 56. Geburtstag. Zugleich bars der Jubilar auf eine zehnjährige aufopfernde Tätigkeit tm Dienste des Württembergtschen Kriegerbundes, dessen Präsi­dialmitglied er schon seit einer Reihe von Jahren ist, zurück­blicken. Als Obmann der Bezirksleitung Calw hat Herr Direktor Küchle durch unermüdliches Wirken in vaterländi­schem und kameradschaftlichem Geiste das Kriegervereins- wesen im Bezirk innerhalb der letzten 16 Jahre zu hoher Blüte gebracht und sich hiermit ein Verdienst erworben, dessen dankbare Anerkennung in Stabt und Bezirk in einer Ehrung am gestrigen Abend ihren Ausdruck fand. Von der Spöhrerschen Höheren Handelsschule aus bewegte sich, von Papierlaternen erhellt, ein stattlicher Zug unter den Klän-

Wis so» ttir Kunttsnkrsis wissen, wis prsis- wsrt 8is bsi Ittrsm Inventurausverkauf Ittrs Waren adsstrsn, wenn Sie cliss niottt riurett Hnrsigsn im Oslwerlagdlsit bekannt mscttsn

armen Kopf. Erneute, hellrote Blutstropfen standen auf den Lippen.

Sprich nicht mehr." bat Jutta entsetzt,du schadest dir."

Aber eigensinnig schüttelte die Kranke den Kopf.Zu mir kommt der Tod; er steht schon am Lager. Deshalb will ich sprechen, solange es noch Zeit ist. Nimm Fräulein Oldenberg zu dir. Das arme Geschöpf wäre froh, eine Heimat zu haben. Sie wird immer bei Verwandten herumgestoßen. Ueberall hat man sie nach kurzer Zeit satt. Sie ist das Kreuz der Fa- milie. Wegen ihres ausgewachsenen Körpers wird sie von den Herren Schwägern geradezu gehaßt. Sie ist ein solch liebes treues Geschöpf, sie würde dir mit hündischer Treue vergelten, was du an ihr tust." Jutta streichelte die Kranke.

Ja. gute Tante, ich verspreche es dir, solltest du mich einmal allein lassen, dann nehme ich bestimmt das alte Frön- lein zu mir."

Ich danke dir, Jutta; so habe ich auch etwas für meine alte Freundin getan. Und dir erweise ich auch nicht den schlechtesten Dienst. Du wirst ja sehen. Also, meine liebe, klein« Jutta, du behältst unser trautes Heim. Singe, singe Jutta, reise. Nimm dir Fräulein Oldenberg. Dann wird dir mit deiner ornehmen Natur nichts geschehen können. Du hast dann einen Lebensinhalt, denn allein fühlst du dich viel zu einsam. Du wirst viele Menschen durch den Gesang deiner holden Stimme glücklich machen. Ich bitte dich von Herzen, Jutta, tue es. Ich weiß, du wirst auf diesem ÄSege deinen Gatten finden."

Die Augen der Todkranken blickten seltsam hell und sehend in unbekannte Fernen. Trotzdem wußte sie, wie einsam und inhaltslos ihr Leben werden würde.

Und plötzlich kam ein Entschluß über Jutta. Sie wollte, wenn die geliebte Kranke wirklich starb, tun, was die Tante ihr gebot.

Versprich es mir, Jutta," bat die Kranke,schnell, ver­sprich. Suche dir deinen Gatten. Er wird dich lieben, wenn er dich steht. Laß ihn keiner anderen. Noch im Tode werde ich euch folgen. Erst dann, wenn Ihr Hand in Hand an meinem Grabe steht, erst dann werde ick wirklich ruhen."

geu des Zapfenstreichs zum Wohnhause des Jubilars im Teuchelweg. Dem Trommler- und Pfeiferkorps des Vete­ranen- und Militärvereins folgten die Vorstände und Aus­schüsse sowie eine Frauenabordnung der beiden Calwer Krie­gervereine und mehrere Kriegervereinsabordnungen aus dem Bezirk, ferner der Männerchor und Kleinkaliberschützen des Veteranen- und Militärvereins. Am Ziel angelangt, schlug das Spielmannskorps die Wachtparaöe. Dann sang der Männerchor des Veteranen- und Militärvereins unter Leitung von Musikdirektor Frank drei vaterländische Lie­der, worauf nach schneidigem Marschvortrag der Spicllcute stellvertretender Bczirksobmann Reichmann dem Jubilar unter herzlichen Glückwünschen und Worten der Anerken­nung und des Dankes für seine aufopfernde Tätigkeit in der - Kriegervereinssache eine von Oberreallehrer Heller kunst- > voll ausgefertigte Glückwunsch- und Dankadresse überreichte, auf welcher die Namen sämtlicher Vorstände der 34 Kriegervereine des Bezirks verzeichnet sind. Wie Herr Reichmann in seiner Ansprache ausführte, hatte man vo« einer Feier für den Jubilar in Berücksichtigung der gegen­wärtigen Notzeit Abstand genommen und hierfür eine schlich­tere, aber um so herzlichere Form der Ehrung gewählt. An­schließend überreichte eine Fraucnabordnung namens der Beztrkskricgervereine dem verdienten Bezirksobmann für seine hochherzige, manche Not lindernde Fürsorgetätigkctt in Stadt und Bezirk einen prächtigen Geschenkkorb. Der Jubi­lar dankte hierauf sichtlich bewegt für die Ehrung und ver­sprach den Kameraden, auch fernerhin im Dienste der Krie- gervereinsbcwegung zu wirken. In letzter Stunde habe er sich entschlossen, eine Wiederwahl zum Bczirksobmann tm Frühjahr wieder anzunehmen. Das Trommler- und Pfeifer­korps spielte zum Schluß das Gebet, worauf der Abmarsch des Zuges erfolgte.

Ev. Krankenpflege-Verein Calw.

Bei der heurigen Ausschußsitzung des Ev. Krankenpflege- Vereins, die Anfang Januar unter dem Vorsitz von Herrn Dekan Roos stattfanö, berichtete der Rechner, Mittclschul- tehrer Beck, daß der Verein mit Hilfe der Beiträge der Ev. Kirchenpflege und der Krankenkasse, sowie einiger anderer Zuschüsse das vergangene Rechnungsjahr ohne einen Vcrmö- gensrückgang überstanden habe. Er hofft, auch das neue Rech­nungsjahr mit 3 Schwestern Surchhalten zu können, falls keine unvorhergesehenen Schwierigkeiten eintreten. Der Krankenpflege-Verein ist darauf angewiesen, neben den lau­fenden Beiträgen der Mitglieder seine Einnahmen durch Prt- vatpflege zu steigern. Dies war auch in den letzten Jahre« in müßigem Umfang möglich. Es sei jedoch darauf hingewie- scn, daß in Fällen, in denen die Verpflegung länger als 8 Wochen bauert oder überhaupt die Zeit und Arbeitskraft der Schwestern in größerem Ausmaß in Anspruch nimmt, beson­dere Zahlungen zu leisten sind. Andererseits gibt es Mitglie­der, die schon jahrelang Beiträge bezahlt haben, aber durch die mißlichen Arbeitsverhältntffe in Not geraten sind; ihnen soll die Hilse der Schwestern nicht vorenthalten werben, auch bann nicht, wen» sie etwa in einem Jahr keinen vollen Bei­trag aufbringen können. Es gibt immer »och zahlungsfreu- üige und leistungsfähige Mitglieder, die zum Ausgleich ihre« Pflichtbeitrag von 4 Mark freiwillig erhöhen. Solchen Mit­gliedern sei auch an dieser Stelle der Dank des Vereins aus­gesprochen. In der Ausschußsitzung sprach der Vorsitzende den Schwestern für ihren treuen und ausopferungsreichev Dienst, der überall Anerkennung findet, den vollen Dank deS Vereins aus. Rechner und Gegenrechner wurden entlastet. ^ Anerkennung und Dank gebührt besonders auch den emsige« Sammlerinnen, die ein- oder zweimal im Jahre ganze Nach­mittage lang treppauf treppab gehen, um die Beiträge ein- znziehen. Ob sie überall mit der ihnen gebührenden Höflich­keit und Freundlichkeit empfangen werden? Man möchte wünschen. Saß ihr freiwilliger Ehrendienst voll anerkannt und ihnen die Arbeit in jeder Beziehung erleichtert wird. Wie liebenswürdig werden sie da bedient, wo man den Ver­ein das Jahr über benötigt und benutzt hat und in wie vie­len Fällen wird um so dankbarer und freudiger der Beitrag abgeleistet, weil ein gnädiges Geschick Haus und Familie vo« jeglicher Krankheit verschont hatl Die Sannnlerinncn wisse«

Tine merkwürdige Veränderung ging plvtzttch mrr oer Kranken vor. Das Gesicht dehnte sich in die Länge, ei« letzter, suchender Blick ging zu Jutta.

Jutta stieß einen lauten Angstschrei aus. Sofort eilte Schwester Irmgard herbei.Es ist vorbei," sagte sie nach einer Weile.

Aufschluchzend brach Jutta an der Leiche zusammen. Schwester Irmgard aber, die eigentlich Fürstin Teck hieß, schloß die Augen der Toten mit zarter Hand.

10. Kapitel.

Das Begräbnis war vorüber. Jutta von Eschingen saß in tiefer Trauerkleidung am Fenster ihres Zimmers. Vor ihr auf dem Tischchen lag ein« weiße Rose. Diese hatk Jutta vom Sarge der geliebten Toten genommen als An­denken. Nun saß sie und dachte vor sich hin. Die letzten Worte der Verstorbenen lebten in ihr fort. Ein fester Zug stand um den kleinen weichen Mund. Ja, sie wollte, wenn es noch nicht zu spät war, um die Liebe des Gatten werben. Sie wollte ihn keiner anderen lassen, denn noch war sie seine Frau. .

Heute wartete sie auf Fräulein Oldenberg. Es dauerte auch nicht lange, so führte das Mädchen den schüchternen Besuch herein.

Nun saß ihr das kleine verwachsene Geschöpf gegenüber, die guten, warmen Augen hatten einen geängstigten Aus­druck. Ein gehetzter Zug lag über dem schmalen Gesicht.

Tiefes Mitleid erfaßte Jutta. Sie reichte dem alten Fräulein beide Hände.Fräulein Oldenberg, wären Sie geneigt, mir Frau von Hermsdorf zu ersehen? Würden Sie ganz zu mir kommen?"

Fassungslos vor Freude blickte Hanne Oldenberg sie an. Ich soll? Aber das wäre ja zu viel des Glückes für mich. Ich würde Ihnen nicht genügen."

Jutta streichelte das welke Gesicht, über das die Freuden­tränen liefen.Sie genügen mir," sagte sie herzlich,ich fühlte mich immer zu Ihnen hingezogen und Ich freue mich von Herzen, wenn Sie kommen.

(Fortsetzung folgt.)