Aus Stadl und Land

Laim, den 12. Januar 1932.

Ein rätselhafter Fall

In der Nacht vom Sonntag ans Montag wurde in Calw «in junger Mann aufgegriffen, der nur mit einem Hemd bekleidet war und einen Hut aus dem Kopfe hatte. Da der Mann auf der Polizeiwache keine Angaben über seine Per­son und Herkunft machen konnte, so nahm man an. daß man es mit einem geistesgestörten Menschen zu tun habe und lie­ferte ihn in das Bezirkskrankenhaus ein. Aber auch im Bez.-Krankeuhaus gab der Mann bis jetzt keine Auskunft über seine Person und Herkunft, obwohl er der Sprache mächtig ist. Es muß nun angenommen werden, daß der junge Mann durch einen Schlag auf den Kopf oder durch Sturz von einem Fahrzeug in seinem Denkvermögen erheb­lich gestört und somit nicht in der Lage ist, über sich selbst und die Vorgänge, durch welche er in diesen Zustand kam, Auskunft zu geben. In den Kleidern des Mannes, die in der Stuttgarter Straße gefunden wurden, befanden sich kei­nerlei Papiere, die Auskunft über den Inhaber geben könn­ten. Beschreibung: Etwa 2428 Jahre alt, ungefähr 1,68 Meter groß, schwarze Haare, glatt rasiert, an der rechten Hand fehlt der Daumen und der Zeigefinger. Anhaltspunkte über die Person ober den etwaigen Hergang des Vorganges wolle man an die Polizeiwache ober an das Landjäger­stattonskommando Calw richten.

Der Hauptansschuß des Württ. Schwarzwaldvereins tagte

in Calw

Am letzten Sonntag fand im HotelWaldhorn* in Calw eine Sitzung des Hauptausschusses des Württ. Schwarzwald­vereins statt. Da der erste Vorsitzende noch nicht cingetroffen war, eröffnete der 2. Vorsitzende, Studtenrat Ankelen, die Sitzung. Er gab bekannt, daß der Südwestdeutsche Wan­dertag am 8. Mai dS. Js. in Freudenstadt stattfinde. Erfreu­licherweise werbe bis dahin auch die in Arbeit befindliche Wanderkarte Blatt Freudenstadt herauskommen. Das Er­gebnis der Geldlotterie des Württ. Schwarzwaldvereins weise eine Reineinnahme von 11678 Mark auf. Beschlossen wurde, die Lotterieeinnahme in erster Linie als Fonds für künftige Vereinszwecke zu verwenden, insbesondere für die Jubiläumsfeier des Hauptvereins im Jahre 1834. Ferner sollen zu den Kosten der Anfertigung der Wanderkarte Blatt Freudenstadt 2006 Mark aus der Lotterie zugeschossen wer­ben. Die restlichen 8666 Mark sind für die Wegbautcn zum Gedächtnishaus und im Bernecktal vorgesehen. Die Haupt­debatte entspann sich über die Frage der Senkung des Mitgliedsbeitrags für den Hauptveretn und über den Haushaltplan 1633. Dazu wurden verschiedene An­träge gestellt, so auf Herabsetzung des Beitrags um 1 Mark. Eine Herabsetzung in dieser Höhe hätte jedoch zur Folge ge­habt, daß auch die Leistungen des Vereins jBereinszeitschrift -usw.j herabgesetzt worden wären. Dazu konnte sich jedoch die Mehrheit nicht entschließen. So wurde nach langem hin und her beschlossen, den Hauptvereinsbeitrag um 8» Pfg. pro Mitglied zu ermäßigen. Alsdann gab der Rechner des Vereins, Herr Harm, den Entwurf des Haushaltsplans 1632 bekannt. Die Einnahmen sind mit 23 366 Mark vorge­sehen und die Ausgaben in gleicher Höhe. Der Hauptaus- schuß nahm verschiedene Streichungen an dem vorgelegte» Entwurf vor. Nachdem der inzwischen eingetroffene erste Vorsitzende, Studienrat Dr. Pfeiffer, noch einen umfas­senden Bericht erstattet hatte, konnte er die anregend ver­laufene Versammlung des Hauptausschusses schließen.

Evangelischer Volksbnndabend in Hirsa«.

Am Sonntag fand in der Wandelhalle des Sanatoriums in Hirsau wieder ein Volksbunbabend statt. Im Mittelpunkt desselben stand ein Vortrag von Sekretär Springer aus Stuttgart über das Thema: Lenin, Gandhi und Chri - st u s. Zunächst zeichnete der Redner in großen Zügen de» Werdegang und den Lebenslauf dieser beiden aus dem Osten stammenden gewaltigen Persönlichkeiten, um dann ihre Ge­dankengänge, ihre Arbeit und ihre Ziele vor Augen zu füh­ren. Grundverschieden in ihren persönlichen Anschauungen, haben doch wohl beide aus dem Gefühl des Erbarmens her­aus eine Erlösung der schwer leidenden Menschheit ange­strebt. Während Lenin dieses Ziel durch Ausschaltung der Eigenpersönlichkeit und Einreihung -es Einzelnen in bas ungeheure Wirtschaftsgetriebe, also durch die Bildung des sogenannten Kollektivmenschen, durch die Vollendung der maschinellen Einrichtungen, durch die Anwendung brutaler Geivalt und durch völlige Abkehr von allem Religiösen zu erreichen sucht, geht Gandhi entgegengesetzte Wege. Er ist durchdrungen von dem Wert der Einzelpersönlichkett, sieht in der Herrschaft der Maschine eine große Gefahr für das In­nenleben des Menschen und möchte am liebsten zu Pflug und Wcbstuhl zurttckkehren, lehnt die Anwendung jeglicher Ge­walt ab und ist ein durch und durch religiöser Mensch. Aus diesen Grundeinstellungen heraus sind natürlich die Wege und die von ihnen bedingten Maßnahmen ganz verschiedene.

Außerdem müssen beide von sich heraus verstanden werden, Lenin ist bewußt Russe und ebenso Gandhi bewußt Inder. Mögen sich auch ihre Ideen in ihren eigenen Ländern viel­leicht verwirkliche» lassen, so ist die Anwendung der einen oder andern Lehre aus die gesamte Menschheit ein Ding der Unmöglichkeit, weil eben die Einstellung der einzelnen Völ­ker zu diesen schwerwiegenden Fragen eine ganz verschiedene ist. Erlösung aber im tiefsten Sinne wird uns keine der beiden Lehren bringen, wirkliche Erlösung bringt nur Chri­stus. Nachdem der Redner noch die Einstellung des Christen zu einigen dieser gegenwärtig die ganze Kulturwclt be­wegenden Fragen gestreift hatte, schloß der Vorsitzende, Forst­meister Na st, mit Worten des Dankes an den gewandten Redner und die mitwirkenden musikalischen Kräfte den Abend, der die zahlreich erschienenen Zuhörer in die tiefsten Fragen menschlichen Denkens, in die Spannungen und gei­stigen Strömungen der Gegenwart und in das Ringen nm ihre Lösung hineingeftthrt hatte.

Brief ans Gechingen.

Das Erscheinungsfest war für die Alten der Gemeinde ein festlicher Freudentag. Im Gasthaus zum Lamm, dessen Saal vom Besitzer in dankenswerter Weise hierfür zur Verfügung gestellt war, sammelten sie sich auf Einladung der Kirchen­gemeinde in stattlicher Zahl zu einer Altenfeter. Pfarrer Neu sch hieß die alten Männer und Frauen in einer An­sprache Herzlich willkommen. Dann sang der Schülerchor vier schöne Weihnachtslieder, von den jugendlichen Spielern K. Schneider und Kurt Böttinger auf der Violine begleitet. Der Jungfrauenverein erfreute durch Chorgesänge und eine lustige Aufführung. Auch Frau Pfarrer Neusch ließ ihre wohlgeschulte Stimme in einem Einzelvortrag hören und ein Alter namens Zech trug ein interessantes Gedicht vor. Neichen Beifall failden ferner die beiden stimmungsvollen AufführungenTanne und Waldmännlein" undOh du Bethlehem". Mit herzlichen Dankesworten für die schönen Stunden wie für die Bewirtung mit Kaffee und Kuchen be­gaben sich die Teilnehmer befriedigt nach Hause. Letzte Woche fand im Gechinger Gemeindcwald ein B r e n n holz­verkauf statt, wozu sich zahlreiche Kauflustige auch aus Dachtel und Deufringen eingefunden hatten. Bet Brenn­holz zeigte sich ein beträchtlicher Preisrückgang, eine Erschei­nung, die von den Verbrauchern lebhaft begrüßt wird. Er­zielt wurden für 2 Raummeter buchene Scheiter ober Prü­gel 1823 Mark, für 2 Raummeter eichenes Brennholz 11 bis 16,86 Mark und für 2 Raummeter eichene Scheiter, 1,26 Meter lang lKüferholz), 86 Mark. Für buchene Wellen wurden durchschnittlich 1612 Pfg. bezahlt.

Ans de« Parteien.

In Pforzheim fand letzten Sonntag eine Wahlkreiskonfe­renz Ser Sozialdemokratischen Partei für die Oberämter Neuenbürg, Calw, Nagold, Freudenstadt, Maulbronn unb Baihingen statt, in welcher Pfarrer Dr. Schcnkel-Zussenhau- sen als Spitzenkandidat für die kommende Landtagsivahl aufgestellt wurde.

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Nenenbiirg, 11. Jan. Gestern nachmittag gegen 3 Uhr wurde die Weckerlinie in das Gasthaus zumFelsenkeller" in der Hafnersteige gerufen. Aus dem Küchenfenster einer im Hause wohnenden Familie, die ortsabwesend war, drang starker Qualm. Nachbarleute drangen durch Einschläge» der Fenster in die Küche ein und fanden dort aufgehängte Wäsche teilweise verbrannt und teilweise noch brennend vor. Durch gemeinsame Arbeit hilfsbereiter Nachbarn konnte das Feuer, das leicht hätte größere Ausdehnung aunehmen kön­nen, gelöscht werben.

Pforzheim, 11. Jan. Am Samstag nachmittag stießen auf der Straße zwischen Kupferhammer und Dillweißenstetn ein Personenkraftwagen aus Stuttgart und ein Lieferwagen aus Teinach derart stark zusammen, baß beide Wagen abgeschleppt werden mußten. Die Fahrer des Personenwagens kamen mit dem Schrecken davon. Dagegen wurde der Beifahrer des Lieferwagens, F. Nutz aus Emmingen bei Nagold, mit einer Gehirnerschütterung ins Städtische Krankenhaus eingelie­fert.

SCB. Baiersbron«, O.-A. Freudenstadt, 11. Jan. Chri­stian Züfle, der frühere Besitzer des Hotels Schönblick, ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Aus ganz kleinem Anfang heraus hat er mit den Jahren droben auf demSchönblick" mit dem prächtigen Blick über die sieben Täler ein Kurhaus entwickelt, bas wett über die Grenzen unseres Landes Hinaus bekannt war. Am 1. Mai vorigen Jahres verkaufte Chri­stian Züfle sein Hotel an den Württ. Kriegerbund.

SCB. Stuttgart, 11 . Jan. Am 8. Januar vormittags ge­riet in der Königstraße ein Personenkraftwagen, dessen Len­ker stark bremsen mußte, auf den Gehweg. Hierbei wurde ein 63 Jahre alter Mann angefahren und zu Boden gewor­fen. Er trug eine» Oberschenkelbruch davon.

wp. Stuttgart, 11. Jan. Mit einer großen Wohltätig kettS- veranstaltung, deren Ertrag restlos der Winternothilfe zu­

Die Kommunal- und Kreislagswahlen in Lippe.tz

TU. Detmold, 12. Jan. Nach endgültiger Feststellung wurden bei den lippischeu Wahlen für die Stadtparlamente und die Kreistage folgende Stimmen abgegeben, in denen auch die Ergebnisse aus den kleinen Gemeinden enthalten sind: Nationalsozialisten 26 787, Deutschnationale 8328, Split­terparteien 17 866, Sozialdemokraten 24 366, Kommunisten 16 322. _ "

Polnische Flugzeugspionage über Johann sburg

-- Johannisburg lOstpreußen), 12. Jan. In den Moutag- mittagstunden erschien ein polnischer Doppeldecker über der Stadt Johannisburg. Die Insassen machten, in außerordent­lich niedriger Höhe fliegend, über dem Bahnhof JohanniS- burg Aufnahmen. Das graugestrichene Militärflugzeug trug die polnischen Hoheitszeichen und die Zahl N. 13.

fließt, traten am Samstag abend der Stadtverband für Lei­besübungen von Groß-Stuttgart, der Süddeutsche Rundfunk» das Württ. Landestheater, der Landesverband Württemberg des deutschen Aerztebundes zur Förderung der Leibesübun­gen und die Handelshof AG., die sich für diese Veranstaltung zusammengeschlossen hatten, an die Öffentlichkeit. Schon vor Beginn der Veranstaltung war die Stadthalle bis auf den letzten Platz gefüllt.

SCB. Brackenheim, 11. Jan. Am SamStag abcud brach in dem Wohn- uird Oekonomiegebäudc des Wilhelm Töbler Feuer aus. Als es bemerkt wurde, hatte es schon eine ge­fährliche Ausdehnung angenommen. Die Feuerwehr konnte ein weiteres Umsichgreifen des Feuers verhindern, doch wurde das Haus vernichtet und nur wenig Mobiliar geret­tet. Der Schaden ist ziemlich groß. Man nahm sofort an, daß Döbler, der ein Trinker ist, das Haus selbst angezündet habe. Am anderen Morgen fand man ihn tot in einem Weinberghäuschen. Er hatte sich selbst das Leben genommen.

Geld-, Volks- und Landwirtschaft

Holzvcrkäufe aus württcmbergische« Staatswalduugcn.

Bei den Holzverkäufen aus den württembergischcn Staats­waldungen wurden erlöst im Monat Dezember für Fichten und Tannen altes Holz 86,8, neues Holz 47 Prvzen: hep Lanöesgrundpreise, für Forchen und Lärchen altes Holz 32, neues Holz S2 Prozent. Im November hatte der Erlös für Fichten urrd Tannen 33 Prozent, für Forchen und Lärchen 33 Prozent der Landesgrundpreise betragen. Vorstehende Preise beziehen sich auf Stammholz. Bei den Verkäufen von Nadelholzstangen wurden durchschnittlich erlöst 81 Prozent der Landesgrundpreise, für Gerüststangen 86, für Baustan­gen 8288, für Hopfenstangen 83118, für Kleinstangen 166 Prozent. Bet den Brennholzverkäufen stellte sich der Durch­schnittserlös für 17112 Raummeter Laubholz und«z Raummeter Nadelholz auf 88 Prozent der Landesgrundpreise gegen 73 im November, 67 im Oktober und 82 Prozent im September. Der Durchschnitt betrug im Dezember im Schwarzwald 83, im Unterland 88, im Nordostlanü 87, auf der schwäbischen Alb 66 und in Oberschivaben 86 Prozent.

L.C. Gtnttgarter Landesproduktendörse vom 11. Januar

Weizen 22,5624,66 (21,7824),- Gerste 17.7613,75 (16 biS 17),' Roggen 21,5622,56 (2122); Weizenmehl 87,25-37,78 (3737,56),- Brotmehl 28L528,75 (28-28,56); alles ändert unverändert.

8.C. Berliner Produktenbörse vom 11. Jannar

Weizen märk. 324226; Roggen märk. 187188; Brau- gerste 165165; Futter- und Jndustriegcrste 148154; Hafer 104142; Weizenmehl 27,5631,25; Roggenmehl 20,7528; Weizenkleie 8.288,75; Roggenkleie 8,288,56; Viktoriaerb- sen 2127,56; kl. Spetseerbsen 21,5634; Futtererbsen 15 bis 17; Peluschken 18-18; Ackerbohnen 1416; Wicken 1619; Lupinen, blaue 1612; dto. gelbe 14-15,56; Seradclla, neue 2227; Leinkuchen 12,1612,26; Erdnußkuchen 12,16; Erd- nußkuchenmehl 11,8612; Trockenschnitzel 6,56; Kartoffelflok- ken 12,1612,36; Speisekartoffeln weiße 1,561,66; dto. rote 1,761,86; Odenwälder blaue 1,862; andere gelbfl. 2,16 bis 2,36; Fabrikkartoffeln 88 Pfg. Allgemeine Tendenz: fester.

Schweinepreise

Besigheim- Milchschwcine 1616, Läufer 23 Ra­

vensburg: Ferkel 818, Läufer 2625 Saulgau: Fer­kel 1217 Ulm: Saugschweine 1415

DK «rtltchen »kinh-ndrl«vr,ise »LN«» Irldstv-rslSndlich nick! an d«n «Srkrn- m>» 8r»ihandr»preisen g-mrffen werden, da für lene n»Ä die so,, wirtschaftlichen ver. kehr-kolten tn Aulcklaa kommen Dte SchrMlla

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Lio>-ssLirren

Velourart unctlvvsect in Oruppsl,Velour «iniarbigunck gemurtert, käaren- go, Ottomane in Oruppe2u.Z,H4ar«ngo,Velour,Ldarmslains !nOrupp«4.

«>Li.rLsr7ku

öiberett«, 8«alsloclrilc in Orupps 1, l,»mm, ßia;«, giberett« in Orupp» 2, Oporrum, i.amm, Ottermurmst, teil; 8ubi-t«iI»5ciia!icragen,OruppsZu.4. kizcdiairlcdi

lugencküctis Normen, teil, mit Oürtvl, t!o!I« Arm«!- unck llückengar- nisrungeri, Orupps I rum keil gstüttert, Oiupp» 2 bst 4 gern gelullert

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marin», nachtblau, grün, braun, rcüwsrr.

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36 °°

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morgen, Mittwoch, den IS. Januar 1S3L, nachmittags 3 bis 4 Uhr, im Hause der Frau Ludwig Schliz Witwe» Vischosstratze, Grd« geschah links.

Tausende

von Werbemitteln gibt es, das er­probteste aber ist die Anzeige in der Tagespresse.