Erscheinungsweise r raglich mit Ausnahme tler Sonn- unä Festlage
Anzeigenpreis:
») im Anzeigenteil: «lie Seile 20 Solcipsennig, d) im Aeklameteil: «lie Seile 65 Soläpsennig,
Aus Sammelanzeigen kommen 50"/» Zuschlag
Für platzvorschrlsten kann keine Gewähr übernommen wercken
s-r««t»ftanck sS« b«t>»r r«il« ist cal«
IM
,,5'N
Amts- unä Anzeigeblatt für äen Oberamlsbezirk Lalw
Nr. 292
Montag, den 14. Dezember 1931
Bezugspreis:
On äerStaät 40Sc>läpfennIge wSchsntlich mit ^rägerlohn Post-6ezugspr«is 40 6olä- psennig« ohne vestellgelä
Schluß äer Anzeigen- annahm« 8 Uhr vormittags
In §2l!en höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung äer Seitung oäer auf Rückzahlung äer vezugspreises
Fernsprecher Nr. S
verantwort!. Lchriftleitung: Frieärich Hans Scheele Druck unä Verlag äer A. Oelschläger'schen Duchäruckeret
Jahrgang l.
Ein Wort zur deutschen Auslandsverschuldung
Wirtschafisminister Warmbold verliest eine Rede des Reichskanzlers Deutschland hat keine Anleihegelder verschwendet
TN. Berlin. 14. Dez. Die amerikanische Handelskammer ,n Deutschland veranstaltete am Samstag abend im Hotel Esplanade thr Jahrcseffen. Zur großen Enttäuschung aller konnte Reichskanzler Brüning wegen einer Jndis- posirion nicht erscheinen und die von ihm beabsichtigte Rede nicht halten. Der von Neichswirtschastsminister Warmbold verlesenen Kanzlerrede entnehmen wir folgendes:
Seit langem sind alle Einsichtigen sich darüber einig, daß cs nur ein Mittel gibt, um Schulden an das Ausland zu be„a,len, nämlich den wirtschaftlichen Ueberschuß. Der Dawesplan hat dies seinerzeit in einer geradezu klassischen Klarheit ausgesprochen. Bis zum Jahre 1929 haben die Auslandskreüite die wirkliche Lage verschleiert. Als dieser Schleier gefallen ist und die Aus- lanöskredite ausgeblieben sind, hat der harte Zwang der wirtschaftlichen Notwendigkeit zu einem Ausfuhrüberschuß geführt. wie wir ihn in der deutschen Wirtschaftsgeschichte noch nicht erlebt haben. Es erfüllt mich mit -er größten Sorge und es ist ein völliger Widersinn, daß jetzt fast alle Länder um Deutschland herum und am meisten gerade die Länder, die von Deutschland Schuldenzahlungen — seien es öffentliche oder private — erwarten, mit allen Mitteln sich zum Kampf gegen die deutsche Ausfuhr rüsten/ Und doch muß die dculschc Wirtschaft, gerade um als ehrlicher Schuldner die Kredite zurückzahlen zu können, in Zukunjt nochgrößerc Anstrengungen machen, um die deutsche Ausfuhr noch weiter zu steigern. Aus diesem Wege wird die Welt nicht in Ordnung gebracht werden. Man muß sich entscheiden:
Entweder man läßt «nS exportieren, dann können wir bezahlen, oder man verhindert unseren Export, daun macht man uns die Zahlungen politischer Schulden selbst unmöglich. Ich glaube, daß gerade Sie als Geschäftsleute für diese Realitäten Verständnis haben. Leider sind aber in letzter Zeit in der amerikanischen Oesfentlichkeit gewisse Ansichten laut geworden, die kein richtiges Bild von den Dingen in Deutschland geben und deren Verbreitung ungeeignet ist, das gegenseitige Verstehen der beiden großen Völker zu erschweren. Es droht nachgerade ein Schlagwort zu werden, als seien die nach Deutschland geflossenen amerikanischen Anleihen in der Hauptsache zu städtischen Luxnsbauten verwendet worden.
Ich will zugcben, daß es wünschenswert gewesen wäre, wenn wir überhaupt in der Vergangenheit weniger im Ausland geborgt hätten und wenn insbesondere solche Anleihen unterblieben wären, deren Verwendungszweck einer Prüfung nach rein wirtschaftlichen Grundsätzen nicht völlig standhielt. Ganz falsch wäre cs aber, wenn man dies verallgemeinern wollte. Die Länder und Gemeinden, gegen die sich dieser Vorwurf in erster Linie richtet» find an dem Gesamtbetrag der Ausländsanleihen, die seit 1824 im Ausland ausgenommen worden sind, nur mit etwa 12 vom Hundert beteiligt. Insgesamt sind von der deutschen öffentlichen Hand während der Jahre 1924/30 18,5 Milliarden Mark Anleihen — Inlands- und Ausländsanleihen — zusammen ausgenommen worden. Aus diesen sind in den sieben Jahren von 1924/30 nur insgesamt 265,2 Millionen für Zwecke ausgegcben. die man bei weiter Auslegung vielleicht als Luxusausgaben ansprechen könnte, nämlich für Kunst und Wissenschaft. Badeanstalten, Leibesübungen und Sport. Jugcnüwohlfahrt, Garten- und Parkanlagen und für
Glotze Aussprache im yaushalisausschutz
Organisierter Massenschmuggel an der Westgrenze.
TN. Berlin, 14. Dez. Im Haushaltsausschuß des Reichstages wurden zunächst auf crordentliche Zuwendungen an Beamte und Hilfskräfte des Grenzübcrwachungs- und Steueraufsichtsdienstes bewilligt. Der Netchsfinanzministcr hat in einem Schreiben an den Ausschuß darauf hingewtcsen. daß der Schmuggel an der We st grenze einen Umfang angenommen habe, der nicht nur die Neichsfinanzcn aufs schwerste schädige, sondern auch in einzelnen Gegenden ganze Wirtschaftszweige zum Erliegen zu bringen drohe. Die Waren würden von zum Teil bewassneten Banden in Stärke bis zu 100 Mann unter kriegsmäßiger Sicherung über Lie Grenze gebracht, wobei Kraftfahrzeuge, oft sogar Panzerwagen verwendet würben. An schwer aussindbaren Stellen werde das Schmuggclgut nledcrgelegt und durch Kraftfahrzeuge in das JnLustnegebiet gebracht, wo es von Erwerbslosen in kleineren MWcn vertrieben werde. Die Absatz- organisation reiche aber bis in die Großstädte des Inlandes. z. B. auch nach Hamburg und Berlin.
In letzter Zeit sei es beim Zusammentreffen mit Schmugglern in vielen Fällen zu lebhaften Feucrgefechten gekommen. Nicht selten seien die Beamten gezwungen, gepanzerte
die Pflege von Kurorten. Dieser Betrag von 865,2 Millionen Mark erstreckt sich, wie gesagt, über einen Zeitraum von sieben Jahren, in denen das deutsche Volk nach langer Unterbrechung jeder Kulturtätigkeit durch Krieg und Inflation glaubte, wieder an den Aufbau her- antretcn zu können.
In der Summe von 2652 Millionen Mark sind allerdings Ausgaben für Wohnungsbauten nicht mit eingerechnet, denn es würde zweifellos über das Ziel hinansgehen, wenn man auch die Ausgaben für Wohnungsbauten zu den Ln-tsauswcndungen hinznzählen wollte. Ich brauche übrigens nicht besonders zu betonen, daß in allen Fällen der Hergabe von Anleihen an deutsche Länder und Gemeinden der Verwendungszweck den Anleihegebern vorher bekannt gewesen ist. Die deutschen Schuldner haben in dieser Zeit der Kreditkrife vor dem Stillhalteabkommen und nach diesem den Beweis erbracht, daß sie willens sind, alles zu tun» was in ihren Kräften steht, «m ihre Gläubiger zu befriedigen.
Ich hoffe, daß es gelingen wird, eine Lösung dieser Fragen auf möglich breiter, die Wirtschaftskrise wirklich umfassender Basis zu finden, aber ich wiederhole, was ich vor einigen Tagen ausgesührt habe, daß die Bemühungen nur bann Erfolg haben können, wenn alle Beteiligten, besonders alle beteiligten Negierungen, dafür sorgen, daß die oft verkündeten Grundsätze solidarischen Zusammenwirkens sich jetzt endlich in letzter Stunve in die Tat umsetzen. Der Präsident der Vereinigten Staaten hat durch sein Eingreifen im Juni dieses Jahres den Weg gewiesen. Auf seine und des amerikanischen Volkes Stellungnahme wird, es auch weiterhin bei der Lösung dieses Problems entscheidend ankommen.
Noch gegen einen anderen Borwurf möchte ich mich wenden. Es wird uns jetzt wieder der Vorwurf gemacht, daß wir die Kapitalflucht nicht wirksam bekämpft haben. Wie hoch das geflüchtete Kapital ist, weiß niemand. Eines steht aber sest, nämlich, daß das geflüchtete Kapital bet weitem nicht an die Summen heranreicht, die man manchmal hört. Es wird da oft das ganz legitim im Ausland angelegte Kapital mit Fluchtkapital verwechselt. Die Netchsregierung hat alles getan, um die Kapitalflucht zu verhindern. Aber auf diesem Gebiet gewährleisten auch die schärfsten Maßnahmen keinen vollen Erfolg.
Der Reichskanzler beruft sich dafür auf zwei einwandfreie Zeugen: Auf den Bericht des Mc. Kenna-Komi- tees, das seinerzeit parallel mit dem Dawes-Komitee besonders die deutschen Auslandsguthaben geprüft hat, sowie auf Poincarö, der als Ministerpräsident im Jahre 1925 auf ähnliche Vorwürfe gegenüber der französischen Negierung in der Kammer erklärt hat: »Ich versichere, daß an dem Tag, an dem uns jemand ein Mittel vorschlägt, um die Kapitalflucht zu unterdrücken, wir es mit Nachdruck anwenden werden. Bis heute jedoch ist kein Mittel dagegen bekannt." Ich habe hier, so fährt der Reichskanzler fort, nur von dem einen Teil des deutschen VerschuldungSvroblems gesprochen, von der Privatverschuldung. Ich habe es mir versagen müssen, auf die andere Seite des Problems, die Frage der Reparationen, hier einzugehen, weil ich in die in Bafel schwebenden Verhandlungen nicht ein- greisen möchte. Sie alle kennen die Zusammenhänge, die zwischen diesen beiden Problemen bestehen.
Schmuggelautos, die die vordere Linie durchbrochen hätten, zu verfolgen und mit der Waffe zu stellen. Es sei möglich gewesen, allein in den LandeSfinanzbezirkcn Münster, Düsseldorf und Köln von April bis Ende Oktober des Jahres 25 800 Schmuggclfälle zur Anzeige zu bringen und 18,9 Millionen Zigaretten. 223 090 Päckchen Zigarettenpapier, 45 000 Zigarren, über 30 000 Kilogramm Tabak, über eine Biertcl- millton Kilogramm Getreide, 112 000 Kilogramm Müllereierzeugnisse und etwa 1000 Kraftwagen und Fahrräder zu beschlagnahmen. Diese Erfolge seien nur dadurch möglich gewesen, daß sich die Beamten weit über ihre Pflicht hinaus unter Einsatz von Leben und Gesundheit in den Dienst der Schmuggelbekämpfung stellten.
Bet der Fortsetzung der finanzpolitischen Aussprache betonte Abgeordneter Drewitz lWP.j, baß sich die Preis- scnkungsaktion nicht nur mit den Preisen selbst, sondern auch mit der Güte der Waren beschäftigen müsse, vor allem bei den Kohlen. Der sozialdemokratische Redner Keil erklärte, daß die Massen der Bevölkerung an Steuern im Jahre 1931 rund eine Milliarde mehr zu zahlen hätten, als 1929, der Besitz dagegen eine halbe Milliarde weniger. Eigentlich sei jetzt die Zeit gekommen, wo der Reichstag in würdiger, entschiedener und unzweideutiger Form eine Kundgebung an die Welt richten müsse, daß die Weiterzahlung der
Tages-Spiegel
Aus dem Jahresessen der amerikanischen Handelskammer in Berlin wnrde eine Siede des infolge Ueüeranstrengung erkrankten Reichskanzlers verlesen, in welcher die Behaup, tnng» Deutschland habe mit Ankeihegeldern verschwenderisch gewirtschastet, widerlegt wird.
Im Hanshaltsansschnß wurde die finanzpolitische Anssprache fortgesetzt und von sozialdemokratischer Seite ge, fotdert, der Reichstag solle die Unmöglichkeit weiterer Tribntzahlungen anssprechcu.
*
Die Londoner Zeitung »Daily Telegraph" veröffentlicht Oe» hciminstrnktionen an die französischen Botschafter, ans denen der rigorose Standpunkt Frankreichs in der Repa- rationssrage deutlich wird.
*
De, amerikanische Kongreß hat die Natifiziernng des Hoo» vermoratoriums verschoben, so daß morgen die Raten für die Kriegsschulden fällig werden. Die amerikanische Negierung wird jedoch, trotzdem die Aussicht auf weitere Zugeständnisse gering ist» eine Nichtzahlung der fälligen Raten nicht beanstanden.
Japan und Persien haben infolge großer Abzüge die weitere Goldaussuhr verboten.
»
Der Württ. Waldbefltzervcrband faßte in seiner Jahresver, sammlung in Stuttgart eine scharfe Entschlichug, vornehmlich gegen die Einführung russischen Holzes.
Tribute für Deutschland unmöglich sei. Abgeordneter Hilserding lSoz.j bemerkte, wenn an Stelle dieser Notverordnung eine bessere Verordnung gesetzt werben könnte, so würden seine Freunde nicht einen Augenblick zögern, die Notverordnung abzulehnen. Ueber den wirtschaftlichen Erwägungen müßten aber die politischen Erwägungen stehen. Zweifellos bedeute die Notverordnung an vielen Stellen eine Verletzung der Arbcitcrrechte» aber man müsse politische Gründe berücksichtigen. Abgeordneter Morath sTVP.j nahm gegen die erneute Kürzung der Bcamtengehältcr Stellung, die in ihrer realen Höhe viel niedriger seien als 1913.
Die allgemeine Finanzaussprache und Lie Abstimmung über die damit in Verbindung stehenden Anträge werden nach der Weihnachtspause zur Erledigung kommen.
Hoover Hai einen schweren Sland
TU. Washington, 14. Dez. Die von der amerikanischen Negierung geplante Aüsendung einer Note an die Schuldnerländer» wonach diese im Falle eines Zahlungsverzuges der am 15. Dezember fälligen Schulden als nicht säumig erklärt werden sollen, ist auf den Widerstand der Parteien gestoßen. Es verlautet, daß Lie Negierung die geplante Note nicht absenden wird, sondern Laß sie die Schniö- nerländer nur davon in Kenntnis setzen wird, daß eine Nichtzahlung der fälligen Raten »offiziell unkriti- siert" bleiben werde. Die Parteiführer haben dem Präsidenten mitgetcilt, daß die Ratifizierung des Moratoriums durch den Kongreß bis zum Dienstag unmöglich sei. Eine Billigung des Moratoriums erscheint nicht ausgeschlossen. Der Entscheidung werden allerdings noch bittere Kämpfe vorangchen. Gegen weitere Zugeständnisse wird sich schärfste Opposition geltend machen.
Staatssekretär Mellon stellt in einer Erklärung fest, daß das Beharren der Vereinigten Staaten auf völliger Wiederaufnahme der Kricgsschnldenzahlungen angesichts der finanziellen Lage einiger europäischer Staaten, sowohl der Verantwortung der Washingtoner Negierung gegenüber dem amerikanischen Volk als auch gegenüber den Schuldnern, deren Zahlungsfähigkeit zu prüfen Amerika übernommen habe, widersprechen würde. Glaubt denn jemand, so fr-mt er, baß man von Oesterreich und Ungarn bte Zahlung der fälligen Verpflichtungen verlangen kann, wenn man die außergewöhnlichen Umstände, in denen sich di"le Länder befinden, und die großen Schmierigkeiten ber»cksich- tlgt, die sic haben, nm auch nur das Mindestmaß an solchen ausländischen Deuten zu erhalten, das sie zu ihrem Handel mit der übrigen Welt unbedingt gebrauchen? Glaubt ferner iemand, daß Amerika von Deutschland die Zahlungen für die Kosten der Bcsatzungsarmee verlangen kann, wenn derartigen amerikanischen Forderungen sofort die anderen Gläubiger mit ihren A^invüchen a«s eine volle Zahlung der Reparationen folgen. W-der der klnge Geschäftsmann noch der Bankier werden cS blindlinas verweigern, die veränderten Umstände eines Schuldners. bc"en nngestierte N-r, vMchtnngen er in seiner Hand hält, z« untersuchen und die Lage «ea z« erwägen.