Aus Stadt und Land

Calw. 8. Dezember 1931.

Bauernregeln im Dezember

Im Dezember deuten die alten Bauernregeln wieder auf da- Wetter und auf das kommende Jahr hin. Den Winter kündigen die folgenden Sprüche an:Entsteiget Rauch den Flüssen. Ist auf lange Kalt' zu schlichen", und:Wenn der Wind zu Vollmond tost Folgt ein langer, harter Frost." Grüne oder milde Weihnachten sind nicht erwünscht, denn es heißt:Grüne Weihnachten, weiße OsteriL, ferner. Isis windig in den Weihnachtstagen - Sollen viel Obst die Bäume tragen", aber andererseits:Wenn s um Weih­nacht ist feucht und naß - Gibt's leere Speicher und leeres Faß." Am bekanntesten erscheint dem Landwirt eine klare Ehristnacht, gemäß dem Spruch:Christnacht klar Bringt ein gesegnet Jahr." Ueberhaupt gedenken die alten Baue^r- regeln an der Jahreswende gern des neuen Jahres. Da Horen wir:Dezember kalt, mit Schnee - Gibt Kor« in Tal und Höh", weiterhin: Stellt Donner im Deze-nber sich ein - Wirds nächste Jahr naß und windig sein. Das Wet­ter am Jahresausklang wird folgendermaßen vorausgesagt: Wie's Adam und Eva (24.) spend't - Bleibts Wetter bis zum Jahresenö." Fassen wir diese in den Bauernregeln ge­äußerten Wünsche des Landwirts zusammen, so ergibt sich, daß ihm Schnee und Frost im Dezember als Vorzeichen einer guten Ernte im nächsten Jahr am liebsten sind.

Wetter für Mittwoch und Donnerstag Im Norbwestcn und Nordosten befinden sich Tiefdruck­gebiete, von Spanien rückt Hochdruck vor. Für Mittwoch und Donnerstag ist wieder trockeneres, auch zeitweilig auf- heiternöes, aber noch nicht beständiges Wetter zu erwarten.

Nltbnrg, 7. Dez. Ein hochherziges Geschenk wurde der hiesigen Volksschule zuteil. Die Stuttgarter Klavicrsabrik Theodor Matthaes stiftete zum Schulgebrauch ein gut­erhaltenes Tafelklavier und hat sich damit den aufrichtigen Dank der ganzen Gemeinde erworben.

Ncucnbnrg. 7. Dez. Von 1826 Wahlberechtigten haben 143? oder 78.7 Prozent akgestimmt. Das Ergebnis brachte der Bürgerlichen Vereinigung 3 Sitze, der Vereinigten Arbeiter­partei " Sitze <1 Soz. und 2 Komm.), der Nationalsozialisti­schen Deutschen Arbeiterpartei 2 Sitze.

Nagold, 7. Dez. Das gestern von Stuttgart aus gemel­dete Wahlergebnis von Nagold beruht auf einem Irrtum. Es bezog sich auf eine Ortschaft bet Nagold, aber nicht auf Nagold selbst, wo die Wahl erst am kommenden Sonntag stattfindet.

Vt,eu)rig, 7 . Dez. Bei der gestrigen GemeinLeratswahl wurden Gerbermeister Hermann Luz <NS., bisch., 678 St.), Ber:r-r'tungsa?tar Kalmbach (NS., neu, 867), Silberarbeiter Hennefarth (Komm., bish. Gemeindcrat, 83g). Schreiner . r «Komm., neu), Fabrikant Zimmerinann (Gcw.-V.. bish., 416), Sattlcrmeistcr Brenner (Gew.-V.. bish., 414) ge- WW, JUe.l tziMe.riLe .Dladträt.e batten eine Kandidatur ab­gelehnt: Musikdirektor Maier und der hochverdiente, lang­jährige Stabtrat G. Schneider. Der gemeinsame Vorschlag der Sozialdemokratischen Partei und des Evang. Arbeiter- Vereins ging leer aus, ebenso trotz eifriger Hausagitation der Christi. VolkSdtenst. Der Gewerbcverein konnte zwei Sitze behaupten, der Sitz des Stadtrats Schneider fiel den Kommunisten zu.

SCB. Haiterbach OA Nagold, 7. Dez. Am Samstag stürzte der 84 Jahre alte Färber Philipp Schumacher durch das Scheunenloch auf die Tenne und war sofort tot.

Herrenberg. 7. Dez. Bei der Gemeinderatswahl entfielen auf die Bürgerltste 4, Nationalsozialisten 1, Sozialdemokra­ten 1, Kommunisten 1, Chrtstl. Bolksdienst ü Sitze.

wp. Freudenstadt, 7. Dez. Bei der Gemcinderatswahl erhielten die Wirtsch. Bürgervereinigung 18180 Stimmen und 3 Sitze, die Nationalsozialisten 13 934 Stimmen und 3 Sitze, die Sozialdemokraten 14 374 Stimmen und 3 Sitze, die Kommunisten 7456 Stimmen und 1 Sitz. Von 6718 Wahl­berechtigten haben 5483 abgestimmt, also 82,7 Prozent. Die Kommunisten haben sich prozentual gegenüber den Reichs-

Advent

Ein alter Aövcntsbrauch in den bayrischen Bergen sind die sogenannten Buöenmandln, die, in ein Gewand aus Stroh gehüllt, mit Kuhschellen behängen und unter phantasti-

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schen Gesichtsmasken aus dunklem Stoff versteht, allerhand Spektakel und Unfug verüben und so Kindern und dem Ge­sinde Schrecken einjagen. Diese Sitte geht auf uralte heid­nische Bräuche zurück.

tagswahlen 1930 fast verdoppelt, die Nationalsozialisten bei­nahe verdreifacht.

SCB. Leonberg, 7. Dez. Dem Sturm in der Nacht vom Freitag auf Samstag sind in den Gemeindewaldungen zirka ^ 3 Fcstmctcr Holz zum Opfer gefallen.

Stuttgart, 7. Dez. Zum Ausgang der Gemeinderats- wahkcn weist die Württemberger Zeitung darauf hin, daß die 7 von den Nationalsozialisten errungenen Sitze das Zünglein an der Waage bilden werden. Die Nationalsozia­listen werden in den vielen Fragen, in denen bisher sich eine sozialistische und eine bürgerliche Front gegenüber­stand, nun den Ausschlag geben, wohin der Kurs gehen soll.

SCB. Stuttgart, 7. Dez. Das Erweiterte Schöffengericht Cannstatt behandelte am Samstag und Montag tm Schnell­verfahren die politischen Ausschreitungen auf der Neckar­straße bei Münster in der Nacht zum 3. Dezember. National­sozialistische Zcttelverteilcr sind damals von einer großen Anzahl Kommunisten und Reichsbannerleute angegriffen worben. 3 Nationalsozialisten wurden überfallen und miß­handelt, 3 andere auf der Flucht in den Neckar gejagt. Gegen die 2g, meist in Münster wohnhaften, Angeklagten verhängte das Gericht wegen LanöfriedenSbruchs, Waffenmißbrauchs u. a. insgesamt 62 Monate Gefängnis. Ein Mitangeklagter Nationalsozialist erhielt wegen gefährlicher Körperverletzung 36 NM. Geldstrafe.

SCB. Beuren, OA. Nürtingen, 7. Dez. Die Frau eines hiesigen Landwirts überließ die Aufsicht über ihr 9 Monate altes Kind ihrem 2 Jahre alten Knaben. Dieser spielte mit einer Zelluloiöpuppe und scheint diese an den heißen Ofen gebracht zu haben. Die Puppe entzündete sich und wurde des­halb von dem Knaben weg- und unglücklicherweise unter das Sesselchen, in dem Las kleine Kind saß, geworfen. Die Kleid­chen des letzteren fingen Feuer und bis die Mutter zu Hilfe kam, war das arme Kleine so verbrannt, daß es nach zwei Tagen unter qualvollen Schmerzen starb. Die Mutter wirb sich nun auch noch wegen fahrlässiger Tötung zu verantwor­ten haben.

SCB. Schnaitheim a. Br.» 7. Dez. Gestern nacht 2 Uhr entstanden hier in einer Familie Streitigkeiten. Der Schwiegervater hat die übrigen Bewohner mit Erschießen bedroht. Die Polizei wurde zu Hilfe gerufen. Der Schwie­gervater hat sich, als er von den Polizeibeamten wegen Streitigkeiten in Schutzhaft genommen werden sollte, er­schossen.

Geld-.Volks- und Landwirtschaft

LC. Berliner Produktenbörse vom 7. De,.

Weizen märk. 217219: Roggen märk. 194167: Brau­gerste 156166: Futter- und Jndustriegcrste 151155,- Hofer märk. 185-142: Weizenmehl 27,5631,75: Weizenkleic 9,96 bis 16,25,- Noggenkleie 10,2516,75: Viktoriaerbsen 2336: kl. Speiscerbsen 2427: Futtererbsen 1719,- Peluschken 17 bis 19,- Ackcrbohnen 16,56-18,- Wicken 1726,- Lupinen blaue 1112,50,- dto. gelbe 1315,- Leinkuchen 12,7612,96: Erdnuß- kuchcn 12,6012,76,- Eröuußkuchenmehl 12,5621,70,- Trockcn- schnihel 6,166,26: Kartoffelflockcn 12,2012,56,- Speisckar- toffeln weiße 1,461,56,- dto. rote 1,561,86: Odenwälder blaue 1,761,90: andere gelbfl. 1,962,36. Allgemeine Ten­denz: unregelmäßig.

LC. Stuttgarter Landesproduktenbörse vom 7. Dez.

Weizen 22,5624,56 (2325): Hafer 1415,56 (1416):

> Weizenmehl 37,5638 (3838,50): Brotmehl 29,5636 (36 bis 36,56): Kleie 99,50 (9,5010) alles andere unverändert.

Viehpreise

Buchau a. F.: Jungvieh 86126, Kalbeln 266369, An­stellkühe 166126 Saulgau: Fairen 166-216, Kühe

125416, Kalbeln 220436, Rinder und Jungvieh 166265

Waldsee: Ochsen 286356, Kühe 156366, Kalbeln 226 bis 316, Jungvieh 66156 ^(. Herrenbcrg: 1 Paar Ochsen 766850, trächtige Kühe 256276, Milchkühe 236-366, Schlachtkühe 86126, Schaffkühe 866356, Kalbinnen 336 bis 420, Jungrinder 66-266, Stiere 156180

Herbertingen: Fairen 286456, Ochsen 340 336, Jung­rinder 86266, Kühe 86226 Wurzach: Kalbeln 225

bis 290, Jungrinder 76156

*

Die Srilichti, Klelnbondelkprelse dürfen lelbflverstSndllch nicht an d-n Börsen» und Grokh<i'..dc!'preisen penikijen werden, da für fene noch die loa "n Der»

kehrrkoften in Zufchlae kommen Die SÄrilttta.

Eingesandt

Für die unter dieser Rubrik gebrachten Veröffentlichungen htrrirlmmt die Schrlfllettung nur die preßgesetzliche Veran1wotti.np.

Nenbnlach «nd Gewerüeschulvcrband

Zu der Notiz imCalwer Tagblatt" über die freiwilligen Unterrichtskurse der Gewerbeschule Calw, in welcher der beabsichtigte Austritt der Gemeinde Nenbnlach aus dem Gewerbeschulverband erwähnt ist, sei zur Aufklärung be­merkt, daß nach der Satzung dieses Verbandes für die Auf­bringung der Mittel neben dem zu erhebenden Schulgeld die Zahl der Schüler einer Verbandsgemeinde maßgcüend für die Umlage ist. Und zwar kommt nicht die Wvhnsitz- gemeinde, sondern die Arbcitsgemcinde in Betracht. Dieser Umstand führte dazu, baß von Neubulach eine Umlage für zirka 26 Schüler zu bezahlen ist, während tatsächlich nur zirka 4S Schüler aus der Gemeinde Neubulach die Schule besuchen, und die übrigen 16 in gar keinem wirtschaftlichen Zusammenhang mit der Gemeinde (sie verköstigen sich und wohnen auswärts) stehen. Für diese soll eine Umlage in Höhe von zirka 45 ^ zusammen 546 jährlich aufgebracht werden. Die Erträge an Gemeindesteuern aus den in Frage stehenden Gewerbebetrieben reichen aber bei weitem nicht aus, btes zu bestreiten, so daß noch die Allgemeinheit hieran zu Klagen hat.

Die Zeit ist nun nicht dazu angetan, daß sich die Ge­meinde angesichts ihrer immer mehr zusammcnschrumpfen- den Einnahmen diese Ausgabe leisten kann. Es liege» dringendere Bedürfnisse vor, zumal den Lehrlingen in jeder Gemeinde durch die ohnehin mit wenig Schülern betriebenen Fortbildungsschulen, in denen sich doch unser alter Hand­werkerzustand auch fortgebildet hat, zur Weiterbildung ohne jede besondere Kosten Gelegenheit geboten ist.

Die Zeiten, in welchen sich in einer kleineren Oberamts­stadt eine Gewerbeschule zu einer Universität ausbauen konnte, sind vorbei, da nicht nur Lehrlinge fehlen, sondern diese nach beendigter Lehrzeit stempeln gehen müssen. M.

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