Reichstag.

«eeNn. M. Juni." Der-^rfMag bchandelte am Samstag eine Reihe kleinerer Vorlagen; u. a. wurde der Gesetzentwurf über den Schutz des Papiers, das zur Her- stellung von Schuldurkunden des Reichs und der Länder verwendet wird, angenommen. Dann wurde die zweite Lesung des Haushaliplans des Reichsfinanzministeriums wobei die Forderung des Haushaltsaus­schusses bezüglich der Ausgleichung von Härten des neuen Ortsklassenverzeichniffes im Verwaltungswege Zur Sprache kam. Nach zweistündiger Debatte stellten die Kommunisten die Beschlußunfähigkeit des Hauses fest. Es kam darüber zu einer namentlichen Abstim­mung, deren Ergebnis ziemlich kläglich war. Nachdem die Kommunisten den Saal bis auf einen Wachposten verlassen hatten, waren von 472 Abgeordneten nur noch 207 Abgeordnete im Haus, so daß die Sitzung abge- brachen werden mußte. Die nächste Sitzung findet am Donnerstag um 2 Uhr statt, mit der Tagesordnung: /.ortsetzung der Debatte über den Rat des Finanzmint- 'ierrums.

Die Lage in Griechenland.

TU. Belgrad, zo. Juni. Nach aus Athen vorliegenden Mel­dungen herricht dort vollkommene Ruhe. Die politischen Par­teien haben bisher der neuen Regierung Pangalos gegenüber »och keine Stellung genommen. Pangalos beabsichtigt zweifels­ohne, ein« Militärdiktatur nach dem Muster Primo de Riveras einzurichten. Man hält es für unwahrscheinlich, dag in der Kammer für ihn eine Mehrheit besteht, glaubt aber, dag, wen» Pangalos eine solche nicht erhält, er aus eigener Machtvoll­kommenheit die Diktatur verkünden wird. General Pangalos ist augenblicklich Herr der Lage. Für den Posten des Außen­ministers dürste er den früheren Außenminister Rentis Heran­gehen.

Die Lage in Marokko.

Der französische Kampfbericht.

TU. Paris» 30. Juni. Aus Fez liegt folgender Kampf- bericht vor^ Die Offensive der Rifmänner gegen einen Teil der Front ist gestern nicht fortgesetzt worden. Der Gegner Hai sich aus Heranziehung von Verstärkungen und den Ausbau seiner Stellungen beschränkt. Eine fliegende Kolonne hat bei Bon- Halima neue Erfolge davongetragen. Der Gegner erlitt schwere Verluste. Man las auf dc^« Schauplatz des Gefechtes inehr als 300 Leichen auf. Ein Posten bei Bah Mizab, der wiederholt heftig angegriffen wurde, ist von einer fliegenden Kolonne ent- sttzt worden. Hierauf wurde die Garnison nach Zerstörung des Munitionsmaterials und der Befestigungsanlagen zurück­gezogen. _

Au» Stadt und Land.

Ealw. den 1. Juli 1925.

Aufführung des Calwer Lirdrrkranz.

Am vergangenen Samstag hatte derLiederkranz" zu einem genußreichen Konzert elngeladen, dessen Programm auf das MottoDer Wald" abgestimmt war. Die Erhabenheit der All- mutter Natur, die ewige, geheimnisvolle Schönheit des Waldes, dessen Anblick das Menschenherz mit Freude und Andacht er­füllt, fand liefen Ausdruck in den Gesängen des vortrefflichen Mannerchors; die herrlichen Lieder verschafften den zahlreich erschienenen Hörern schöne Stunden des Erlebens. Chr. Finks O Wald wie ewig schön bist du" eröffnet« in seiner und stim­mungsvoller Weise das Konzert. Hatte schon in diesem, den Auftakt angebenden Lied die chorische Disziplin, das Erfassen des seelische,l Ausdrucks und die lebensvolle Gestaltung eine starke Einwirkung auf den Hörer ausgeübt, so wurde die Wie­dergabe des Schumannschen LiedesBist du im Wald gewan­delt" zu einem Höhepunkt des Abends. Die Schönheit, Klar­heit und Wärme des Tones blieb überall gewahrt, ein energisch pulsierendes rhythmisches Empfinden und ein farbenreiches Ge­stalten waren der Art des Vortrags in hohem Maß« eigen; man kann denLiederkranz" zu solchen Leistungen nur beglück­wünschen. Ein liebes, bekanntes Lied war das frische gernge- sungeneZum Walde mußt du wandern gehen"; der einfache, harmonische Unterbau, der dem Lied so lebensvolle Wirkung gibt, entzückt den Musikfreund stets von neuem. Auch hier be­wies der Chor mit viel Sinn für schönen Klang und frischen Rhythmus, was sich durch Gestaltungsvermögen aus einem Lied herausholen läßt. Starken Beifall fand daneben das wirksam aufgebaute LiedIm Wald" von Karl Maria von Weber, wel­ches wiederholt vorgetragen wurde. Das Lied baut sich auf einem reizvollen, melodischen Einfall auf und trägt einen sehr liebenswürdigen Charakter, der vom Chor vortrefflich erfaßt war. Zwei Quartette, JähnigsWaldandacht" und das Keuer- leberscheAm Brunnen im Walde, Lieder von edler, echter, volkstümlicher Haltung, wurden besonders reizvoll zum Bor­trag gebracht. Schlicht und voll starker Ausdruckskraft im Melo­dischen, gewinnen sie das Herz des Hörers im Sturm. Ihren Abschluß fanden die Lieder des Waldes in würdiger und schö­ner Form durch das Rheinbergersche Chorwerk Mummelsee sür gemischten Chor. Dieses Werk, dem das wirksame Gedicht von A. Schnetzler zu Grunde gelegt ist, ist in der Form geschlossen auf eine große, aufsteigende Linie gestellt, die dem Gedicht ge­mäß des romantischen Schwunges nicht entbehrt und voll farbi­ger Reize ist. Durch eine plastische, sorglich ausgewogene Wie­dergabe des schönen Werkes errang der Gemischte Chor des Liederkranz einen vollen Erfolg, der hoher Anerkennung wert ist. Der Chor zeichnete sich vor allem durch einen Hellen, warmen und runden Klang sowie durch meisterhafte Schulung in Bezug auf Dynamik und Phrasierung aus. Er löste seine durch die Einsätze oft-recht heikle Aufgabe mit großer Reinheit und einer nicht alltäglichen, gleichmäßigen Ausformung des rhythmischen und wortpoetischen Ausvrucks. Rektor Beutel erwies sich wiederum als ein Chorleier von reichem plastischem Gestaltungs­vermögen, der mit ruhiger und sicher-überlegener Stabführung alles Wesentliche zu überzeugender Geltung brachte. Eine schöne Bereicherung erfuhr das Konzert desLiederkranz" durch meh­rere Orchesterdarbietungcn unter der bewährten Leitung von Musikdirektor Frank, der eigens hierzu mit großer Liebe einen Orchesterkörper aus Berufsmusikern und hiesigen Musik­freunden gebildet hatte. So hörten wir die Ouvertüre zuFi­garos Hochzeit",Erinnerung an Wagners Tannhäufer" und die Ouvertüre zu RossinisDie Italienerin in Algier". Für diese große Leistung, die gewißlich eine nicht geringe Mühewal­

tung erforderte, sei dem Leiter sowie den Orchestermitgltedern voller Dank gezollt. Möge uns der Calwer Ltederkranz bald wieder einen so genußreichen Konzertabend bescheren.

Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegerhinterbliebenen.

Im Laufe dieses Frühjahrs wurde der Gau Württemberg in 12 Kreise eingeteilt. Die Hauptaufgabe der jeweiligen KreiS- leiter besteht in der Förderung der Agitation, Abhaltung kleiner, belehrender Referate, Gründung von Ortsgruppen, selbständiger Organisation von Kreis- und Bezirkstagen und nicht zuletzt Un­terstützung des Gauvorstandes. So wurde am 11. Januar d. I. inMühlacker für die Bezirke Maulbronn, Vaihingen, Calw und Neuenbürg Kreis 5 ins Leben gerufen und Kam. Emil O ß w a l d - Maulbronn zum Kreisleiter gewählt. Nachdem nun in Mühlacker am 19. April d. I. eine Kreisleiter- Konferenz stattgefunden hatte, wurde vergangenen Sonntag in Pforzheim im RestaurantBürgerbräu" die erste Kreiö- konferenz abgehalten, zu welcher sämtliche Mitglieder der Bezirke des Kreises 5 eingeladen waren. Kam. Obwald eröffnete um )412 Uhr unter herzlichen Begrüßungsworten die Tagung mit dem Wunsche, dieselbe möge das bringen, was wir alle von Herzen wünschen: Zusammengehörigkeit und kameradschaftlichen Geist zu Nutz und Frommen unserer Organisation. Nach der Bekanntgabe der Tagesordnung begrüßte der KreisB.itcr den Vorstand des Bezirksvcreins Pforzheim, Herrn Ruf und die erst später erschienenen Kameraden Gauvorstand Kaz- meier und Gauleiter Bohna aus Stuttgart. Hierauf ging in längeren Ausführungen Oßwald auf den Bericht des Gau­tages in Ulm am 1. und 2. November 1924, den Kam. Bohna bei der Kreisleiterkonferenz in Stuttgart am 26. April gab, ein und erwähnte, daß im vergangenen letzten Halbjahr sich so man­ches in der Organisation geändert habe; auf der einen Seite Feindseligkeiten der Gegenorganisationen und erfreulicherweise trotzdem auf unserer Seite gcivaltige Erfolge. Während der Reichsbund infolge der Inflation auf einen Mitgliederstand von 8000 sank, bewege er sich heute schon wieder um etwa 22000; es sei dies das beste Zeugnis, daß die Reichsbundführer ihre ganze Kraft für die Besserstellung der Kriegerwitwen, -Eltern und -Beschädigten einsehen. Es stehe z. B. der Gau Württem­berg so ziemlich mit an erster Stelle der Gaue des Reiches, der Kreis 5 ebenfalls mit an der Spitze der bis jetzt in Württemberg gegründeten 11 Kreise. Auf das Fürsorgewesen eingehend, erwähnte Oßwald, daß wir hier eine Beschneidung um die andere erfahren und daß somit die Fürsorge unser Hauptschmcr- zenskind sei. Bedauerlich wäre, daß die Fürsorge nicht mehr vom Reich geregelt werde, sondern den einzelnen Ländern über­tragen worden sei. Durch diese Abwälzung auf die jeweiligen Länder sei ein harter Kamps mit einzelnen Behörden entfacht worden, dies zeige schon, daß unsere Rechtsabteilüng z. Zt. 1000 Berufungen aller Art in Bearbeitung habe. Uni unseren Mitgliedern gegenüber ander» Organisationen dieselben Ver­günstigungen einräumen zu können und um ein Bindemittel zu schaffen, wurde auf der Reichskonferenz zu Frankfurt a. M. am 5. April ab 1. Juni die obligatorische Einführung einer Sterbekasse (Monatsbeitrag 25 Pfg.) unter eigener Regie beschlossen. Zu der Sterbe-Versicherung selbst gab Gauvorstand Kazmeier einige technische Hinweise und erwähnte hierbei, daß unsere Organisation mit einer erheblichen Sterblichkeitszis- fer zu rechnen hätte, da unsere Mitglieder größtenteils kranke Leute seien. Mit den Beträgen, die in den ersten Jahren nicht zur Auszahlung von Sterbegeld benötigt werden, sollen diejeni­gen Mitglieder, die sich ein Eigenheim erstellen und in finan­zieller Not sich befinden, zu billigem Zinsfuß Baudarlehen er­halten. Die heiligste Pflicht erblickt der Reichsbund darin, die Kinder der Beschädigten und Hinterbliebenen vor der heimtücki­schen Tuberkulose zu bewahren und sie in Kinderheime zu schik- ken. Wir haben bis jetzt 1 Kinderheim und zwar in Gänsefurt, das auf 6 Jahre gepachtet ist und demnächst 40 Schwabenkinder aufnehmen wird. Daß soziale Arbeit vom Reichsbund geleistet wird, beweisen ferner die Krieger-Siedlungen in Zuffenhausen, Tuttlingen, Eßlingen, Heilbronn usw. Zu dem heutigen Stand der Versorgung gab Oßwald interessante Aufklärungen und Erläuterungen. Schwer sei es, unter den gegenwärtigen Verhältnissen eine Verbesserung der sehr bescheidenen Renten zu erlangen, die Organisation habe sich geradezu zu wehren, daß vom Rechnungshof nicht noch Abstriche an den Renten gemacht werden; für die Kriegsopfer ist immer der Etat zu hoch, obwohl auf der anderen Seite den notleidenden Ruhrindustriellen 700 Millionen Mark gegeben wurden. Kam. Ruf-Pforzheim überbrachte Grüße namens des Bezirksvereins Psorzheim-Land und freute sich, daß wir als Württemberger die Grenze über­schritten, den Anschluß an das Wirtschaftsgebiet, das uns ver­binde, gesunden und den Kontakt hergestellt hätten. Mit Freuden konnte Ruf uns verraten, daß in sämtlichen 32 Gemeinden des Bezirks Pforzheim-Land Ortsgruppen sowohl als auch Ortsaus­schüsse bestehen würden und daß durch diese Ortsausschüsse auf dem Gebiete der Fürsorge sehr gut zu arbeiten sei. (In Württemberg ist dies leider nicht möglich, da wir andere Gesetze wie Baden haben!) Gauleiter Boyna und Gauvorstand Kazmeier sprachen ihre Freude über den erfolgten Kontakt aus, letzterer sprach Kam. Ruf im Namen des Gaues besonderen Dank aus und steht es als ein Unding an, daß wir innerhalb des Reiches in der sozialen Gesetzgebung Grcnzpfähle erblicken, wo wir doch eine Verfassung von Wei­mar haben. Eine Freude machte ihm. der Konferenz bekannt geben zu können, daß Pforzheim ca. 150 Schwerbeschädigten Arbeit gegeben hat, die in Württemberg arbeitslos wurden. Hoffentlich erhalten wir bald eine Gesetzgebung, die für uns keine schwarz-roten und gelb-roten Grenzpfähle mehr vorsieht. Nachdem der Gauvorstand noch einige mahnende Worte an die Kriegsmütter und -Eltern gerichtet hatte und verschiedene klei­nere Angelegenheiten ihre Erledigung fanden, schloß der KreiS- leiter um 3 Uhr nachmittags die Konferenz und endete mit den Worten: Der Reichsbund ist uns die Organisa- tion jetzt und in Zukunft!

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(SED.) Pforzheim, 30. Juni. Ein lediger Kaufmann, der r Sonntag nachmittag in eine hiesig« Wohnung ^U>eg, >n r Absicht, darin zu stehlen, wurde seitgenommen. Als er sich tdeckt sah, flüchtet« er. wurde aber emgeholt. Es werden dem iter noch weitere strafbare Handlungen zur Last gelegt.

(SCBZ Enzweihingen, OA. Vaihingen, M. Juni. Hier ist r Keuchhusten derart stark aufgetreten, daß die Klemkinderschute ch die 1. und 2. Klaffe der Volks,chule geschloffen werden

"(STB.) Stuttgart, 30. Juni. Der Württ. Hypotheken- äubiger- und Sparerschutzve'band e. V. veranstaltete am 26.

mit der gesetzlichen Festlegung des Kompromisses der Negierüngs- parteren der Kampf um vie Aufwertung noch nicht abgeschloffen ff!" wird, sondern im Gegenteil auf der ganzen Linie umso hef. iMr entbrennen wird. Nach ernem Referat von Prof. Baufer» Ndld über di« politische Haltung des Verbandes und einer lebhaften Aussprache wurde eine Entschließung angenommen in der u. a h-.tzt: Die BesHlllffe. die di- Kompwmißparieien im Aufwertungsausschuß durchgesetzt haben, sind siir dieSparer unannehmbar, weil sie nach dem Vorbild der 3. Steuernot- verordnung trotz allen Verbesserungen in Einzelheiten doch grundsätzlich festhalten an der einseitig ungerechten Be- handlung der Sparer. Gläubiger und Rentner. Durch eine sol^ ^^^"rdSDeutschland nicht nur sein Ansehen als Rechtsstaat '"Nutzen, sondern auch Staat und Wirtschaft schweren Gefahren und Krisen aussetzen. Die Sparer werden ihren Kampf aeaen nötigenfalls bis zum Volksentschech ^sorb setzen. Die Versammlung fordert die politischen Parteien auk das Kompromiß im Plenum des Reichstages zu Fall zu bringen und erinnert die Rerchstagsabgeordneten an di« Versprechungen die sw vor den Wahlen gemacht haben. Es ist höchste Zeit, dan Reg'-mng und Reichstag den ernsten. Willen aufbringen, ohne Ruckpcht auf Sondenniereffen eine Lösung auf der Grundlage der Sachlichkeit und Gerechtigkeit gegen alle Volksgenoffen her­be,zuführen. -><>--

(STB.) Stuttgart, 30. Juni. Nachdem der Eemeinderat die Eemelndeumlaye von 12 auf 15 Prozent erhöht hat. muß ,n Stuttgart für die abgelaufenen Monate April bis Juni bei der Grund« und Eebäudesteuer eine Nachzahlung von je 3 Pro- zent des Grund- und Gebäudekatasters, zusammen also 9 Pro­zent geleistet werden. Für den Monat Juli sind 23 Prozent des Kataster zu zahlen, nämlich 8 Proent für den Staat und 15 Prozent Gemeindeumlage. Bei der Gewerbesteuer erhöht sich der Eesamtumlagesatz ab 1. April von 20 auf 23 Prozent des Katasters, also um drei Zwanzigstel der bisherigen Steuer- nyuldigkeit.

(SCB.) Heilbron». 30. Juni. Gestern fand hier die Lan- desvcrsammlung des Württ. Krankcnkassenverbandes statt. Nach dem vom Syndikus Elwert-Stuttgart erstatteten Geschäfts­bericht von 1924 galt es vor allem, die Schaden der Inflations­zeit auszubeffern und die Krankenkaffen auf den früheren Stand ihrer Leistungen zu bringen. 18 000 Versicherte, gleich 3.4 Pro­zent, seien noch nicht im Genuß der Familienhilfe. Die finanziel­len Verhältnisse der Krankenkassen hätten sich verschlechtert. Im ersten Vierteljahr 1925 sei ein« 30prozentige Arzneikostensteige­rung eingetreten. Das Heilverfahren bedürfe einer Neuregelung. Von der Wochenhilfe, die für Stillgeld und Entbindungskosten 80 Mk. vorsieht, dürfe man nicht die Hälfte den Krankenkassen ansbürden. Für die Landesversicherungsanstalt sprach Oberreaie- rungsrat Sech und über das neue Fürsorgewesen berichtete Re­gierungsrat Gögler, während Bezirkssekretär Weimer-Stuttgart das Thema Erwerbslosenfürsorge und Krankenkasse behandelte. Oberregierungsrat Eehring sprach über die Erwerbslosenunter- stützung und stellte den Satz auf, daß ein Erwerbsloser nicht bes­ser gestellt sein dürfe als ein Arbeiter. Die Abschaffung der Kurzarbeiterunterstützung sei ein Unding. Württemberg sei am wenigsten von der Erwerbslosenfürsorge betroffen. Notwendig sei auch eine Berufsberatung unter Mitwirkung der Aerzte. Syndikus Elwert sprach dann noch über die Arztfrage und be­tonte, daß es in Württemberg bei 730000 Versicherten über 1200 ! Aerzte seien, während es normalerweise nur 70 sein sollten. 60 Prozent der gesamten Beitragsleistungen seien Arzthonorare. Eine Prüfung der Arbeitsfähigkeit durch Vertrauensärzte Hab« ergeben, daß teilweise 70 Prozent' der Kränkgeineldelen arbeits­fähig gewesen seien.

(STB.) Waiblingen, 30. Juni. Der ledig« Metzger Adolf Rieger aus Fornsbach, z. Jt. rn Arbeit bei der Fa. Leibbrand in Schorndorf, ist beim Entsteigen in die Bahn, als der Zug schon in Bewegung war. unter die Räder gekommen, wobei ihm der linke Fuß total abgefahren wurde.

(STB.) Haff, 30. Juni. Der Verein der Naturfreunde, Orts­gruppe Hall, konnte am Sonntag sein Unierkunstehaus auf dem Lemberg, eineinhalb Stunden von Hall entfernt, unter zahl­reicher Beteiligung hiesiger und auswärtiger Wandersreunde ein­weihen. Das Haus ist auf luftiger Bergeshöh« am Waldes­saum von Arbeitern in ihrer freien Zeit errichtet worden in fast zweijähriger Arbeit. Es kostet etwa 9000 Mk., während an ersparten Arbeitslöhnen etwa derselbe Betrag in Ansatz ge­bracht werden kann. Die Weiherede hielt der Reichsleitcr der Naturfreunde Steinberger-Nürnberg. Am Samstag abend war hier auf dem Unterwöhrd ein« zahlreich besuchte Kundgebung für Naturschutz von dem Verein veranstaltet worden. Konzert» Fackelreigen und Volkstänze bildeten das Programm.

(STB.) Dom Oberland, 30. Juni. So wenig Arbeit und dabei ausnahmsweise gutes Futter verursachte das Einheimsen der Heuernte seit Jahren nicht mehr. Es ist überhaupt selten, daß die Wiesen zu Peter und Paul völlig abgeerntet sind, wie dieses Jahr. Das eingeführte Heu ist nach Qualität und Quantität erstklassig. Nunmehr setzte Regen ein, der das Setzen der Rüben auf dem Felde ermöglichte.

(SLB.) Ulm, 27. Juni. Ballspielenden Knaben am Lhar- lottenplah blieb der Ball in den Zweigen eines Baumes hän­gen. Eine der Jungen kletterte behende auf den Baum und wollte den Ball yerunterschütteln. Durch das Schütteln verlor er das Gleichgewücht und stürzte, ohne seinen Zweck erreicht zu haben, aus ca. 3 Meter Höhe zur Erde, ohne Schaden zu nehmen. Einige Minuten war ihm wohl etwas schwindelig im Kopf, aber dann tollte er mit seinen Kameraden lustig weiter.

(SCB.) Riederstotzingen OA. Ulm 30. Juni. Im Schulhof spielten 13jährige KnabenHängen". Fast wäre dabei einer der Buben erstickt, da sich die Schlinge zusammenzog. Im letzten Augenblick konnten ihn seine Kameraden noch retten.

(STB.) Ravensburg, 30. Juni. Am letzten Wochenmarkttage wimmelte es wieder einmal an allen Enden und Orten von Zigeunern. Der alte Zigeunerhauptmann Adam Winter von Allmendingen OA. Ehingen wollte wieder einmal über seine beträchtliche Anzahl von Abkömmlingen Heerschau halten wo­mit jedesmal ein Familienfest oerbunden ist. Daß sie dieser Einladung auch Folge leisteten, bewiesen die vielen, teilweise schmucken Zigeunerwagen. d,e m Ettishosen Baienfurt, Ober­zell und Mmhenwangen aufgestellt waren. Ohne gegenseitig« Keilerei und Belästigung des Publikums ging es natürlich nicht ab. Die Landjäger hatten vollauf zu tun.

(STB.) Tcttnang, 30. Juni. Der Veteranen- und Soldaten­verein Gattnau beging am Samstag und Sonntag die Feier des 100jährigen Bestehens. Es nahmen daran 35 auswärtige Ver­eine teil. Der Präsident des Württ. Kriegerbundes, General­leutnant Dr. v. Maur überreichte dem Jubiläumsverem als Ge­schenk des Bundes einen Pokal. Dem Feste wohnten auch Herzog Albrecht von Württemberg und sein Sohn Philipp bei.

(SLB.) Tuttlingen. 30. Juni. In Liptingen fuhr abends ein Lastauto von Obernheim OA. Spaichingen durch, das mit Ausflügler» besetzt war. Als das Auto den Ort ber 91lch- tung Tuttlingen kaum verlassen hatte, wurde ihm nachgeschoffen. Die Kugel durchschlug die Seiienwand des Autos und drang einem Mann in das Bein, so daß er rn Tuttlingen ärztlich« Hilfe in Anspruch nehmen mutzte. Die Tater, zwei 1718jahr. Bürschchen, find ermittelt-