Württembergischer Landtag

s.uttaart 14 Okt. Dte Kleine Anfrage der Abgeordneten -.«nsman'n und Katm über die Gcmeindewahlordnung bat bas Innenministerium wie folgt beantwortet: Satz 3 des 8 23 Abs 3 der Gemeindewahlordnung bestimmt, daß die amtlick bergestellten Stimmzettel nur in Len Wahlräumen an die Wähler ausgegeben werden. Der Nachdruck liegt hier­bei auf dem Wortausgegeben". Der Sinn ist: Wenn die Stimmzettel an die Wähler ausgegeben werden statt baß sie ihnen zugesandt werden, dann dürfen sie nur in den Wahlräumen, nicht etwa in Vorräumen ober anderen Orte» außerhalb der Wahlräume ausgegeben werden. Die Bestim­mung wollte sicherstellen, daß die Wähler den amtlichen Stimmzettel unmittelbar aus der Hand der Behörde, sei es durch Zusendung oder durch Ausgabe innerhalb der Wahl­räume, erhalten, damit Vertauschungen mit anderen Stimm­zetteln und sonstige Mißbräuche möglichst ausgeschlossen wer­den. Der Zusendung der amtlichen Stimmzettel an Sie Wäh­ler steht also die Vorschrift des 8 23 Abs. 3 Satz 2 der Ge- metndewahlordnung nicht entgegen.

SCB. Stuttgart, 14. Okt. Ftnanzmtnister Dr. Dehlinger erklärte einem Mitarbeiter des Deutschen Volksblatts, baß ihm von Verhandlungen Im Finanzministerium über die Einführung einer Schlachtsteuer nach bayrischem Vorbild nichts bekannt sei. Im Laufe des letzten Jahres und des verflossenen Sommers sei allerdings im Finanzausschuß des Landtags wiederholt bei Erörterungen, wie das Land Würt­temberg sich neue Einnahmen verschaffen könne, die Mög­lichkeit einer Schlacht- und einer Weinsteuer berührt wor­den, ohne daß aber vor irgendwelcher maßgeblicher Seite eine positive Erklärung dazu abgegeben worden sei. Auf die Anfrage, wie der Herr Finanzminister sich persönlich zur Schlachtsteuer einstelle, gab dieser eine Antwort, die er­kennen ließ, daß er sich in keiner Weise festlegen wollte. Er erklärte nur, man könne bestimmt damit rechnen, daß, bevor in Württemberg eine Notverordnung auch bezüglich der Schlachtsteuer hinausgehe, im Finanzausschuß eine ein­gehende Aussprache darüber herbeigeführt werden würde.

Aus Stadt und Land

Calw, den 15. Oktober 1931.

Das Fackel« i« Calw

Wie schon seit Jahren fand gestern abend nach dem Ok- tobermarkt das Fackeln auf dem Hohen Felsen statt. Schon vormittags sah man Schulkinder mit Holzscheiten in den Straßen, um sich Fackeln zu bereiten. Selbstbereitete Fackeln gewähren ja besonderes Vergnügen. Große Mengen Holz wurden auf den Hohen Felsen gebracht und nach Einbruch der Dunkelheit loderte ein gewaltiges Feuer zum Himmel, das den Berg in rote Glut tauchte. Singende Schulkinder begaben sich auf den Hohen Felsen und zündeten an dem brennenden Holzstoß ihre Fackeln an. In buntem Reigen bewegten sich die Kinder und schwangen dabei fortwährend ihre Fackeln. Böllerschüsse und Feuerwerk erhöhten die Freude der Jugend und der Erwachsenen. Später stellte sich ein Zug von fackeltragenden Kindern auf, welche unter Fackelschwingen und fröhlichen Liedern auf den Brühl Hin­abstiegen. Dort wurden die Fackeln zusammengeworfen un­verbrannt. Der Fackelzug bot wieder von der Stadt aus, einen prächtigen Anblick. Auf dem Brühl hatten sich viele Erwachsene mit kleineren Kindern eingefunden, um der alten Sitte des Fackclns anzuwohnen. Das Schauspiel ist von jeher allen Calwern ans Herz gewachsen. Früher dauerte das Fackeln 12 Wochen, seit einigen Jahren ist es aus 1 Tag beschränkt. Ueber Ursprung und Bedeutung des alten Brauches ist nichts bekannt.

Abschiedsfcier für Hauptlehrer Weißmann in Deckenpfron«

Schulvorstand Wetßmann, der seit dem 1. August 1914, nun 17 Jahre in der Gemeinde Deckenpfronn als treuer, gewissenhafter und fleißiger Lehrer wirkte, zog mit seiner Familie nach Kilchberg bei Tübingen. Auf dem Vorplatz des Gemeindehauses fand am letzten Samstagvormtttag eine ernste, eindrucksvolle Abschiedsfeier statt. Die überaus große Beteiligung von Alt und Jung zeigte, wie geachtet und be­liebt die scheidende Lehrerfamilie bet der Einwohnerschaft Deckenpfronns ist. Ein PosaunenvortragBefiehl dem Herrn deine Wege" (Psalm 37, 5) des Bläserchors leitete die Feier ein. Bürgermeister Braun dankte dem verdienten Lehrer namens der Gemeindeverwaltung und Einwohnerschaft für die langjährige, treu geleistete Arbeit an der Jugend und in der Gemeinde. Er betonte die gute Zusammenarbeit zwischen schule und Rathaus und bedauerte das Scheiden der beson­ders auch für Arme und Kranke immer hilfsbereiten Lehrer­familie. Mit den besten Wünschen für den neuen Wirkungs- ort überreichte er als äußeres Zeichen des Dankes, sowie als Andenken an die Gemeinde Deckenpfronn ein prächtiges Oel- gemälde, einen Laub- und Nadelholzwald unserer Gegend mit den Schwarzwalöhöhen im Hintergrund darstellend. Nach dem Vortrag des LiedesSo weit dich Wellen tragen" durch den Gesangverein richtete Hauptlehrer P f r o m m e r für die Schüler und Lehrer eindrucksvolle Worte an den scheidenden Kollegen. Er betonte besonders die liebevolle Hingabe und Einstellung des Lehrers seinen Schülern gegenüber; Herr Weißmann sei nicht nur bestrebt gewesen, die ihm anvertrau­ten Kinder zu unterrichten fürs Erwerbsleben, er legte in ihnen auch den Samen für tiefes religiöses und sittliches Empfinden. Im Verkehr mit der Gemeinde- und Schul­behörde habe er immer eine glückliche Hand bewiesen. Im Verkehr mit den Lehrern und Kollegen habe sein Gerechtig­keitssinn auch bei auftretendcn Hemmungen stets zu gedeih­licher Aussprache und Zusammenarbeit geführt. Herr Weiß­mann, der während seiner besten Maunesjahre seine Kraft Ser Deckenpfronner Schule gegeben habe, gehe nun von uns, weil in der Nähe Tübingens seine Kinder bessere Ausbil­dungsmöglichkeiten haben. Es gelte dort für ihn, sich wieder ^ neue Verhältnisse einzuleben, in fremde Menschen und Kinder einzufühlen. Hierauf folgten im Wechsel Gedichte mit sank, agendem mU> glückwünschendem Inhalt, mit Blume«-

und Klassenbildüberretchung vou Schulmädchen, mit Sieder- vorträgeu der 4 oberen Klasse« unter Leitung von Lehrer Dirr. Anschließend hob Pfarrer La uff er mit warmen Worten die erfreuliche Seltenheit hervor, daß Pfarrherr und Lehrer als Onkel und Neffe an demselben Ort miteinander arbeiten und wirken dürfen. Er gedachte seines Empfanges vor nun 4 Jahre», wie beruhigend für ihn dte Anwesenheit seines Verwandten in dem noch fremden Orte war und wie erfreulich schnell sich hierdurch die Psarrfamilie im Ort ein­gelebt habe. Weiter betonte der Redner das schöne Zusam­menleben zwischen Schule und Pfarrhaus. Er dankte dem scheidenden Lehrer für die gute Saat, die er nicht nur in der Schule, sondern auch in der Gemeinde, in den Gemeinschaf­ten und auch im Jungfrauenverei» ausgestreut habe. Namens der Kirchengemeinde dankte er für den treuen Organistendienst und überreichte einen Korbsessel mit dem in launiger Weise ausgesprochenen Wunsch, der weiche Pol­stersitz des Sessels möge ihn für dte harte Orgelbank ent­schädigen. Nach Liedervorträgen des Jungfrauenchors unter Leitung von Pfarrer Lauffer überreicht« Fräulein Mina Reißer nach passendem Gedichtsvortrag ein kleines An­gebinde. Hauptlehrer Weißmann dankte sichtlich gerührt für die ihm zuteilgewordene Ehrung. In längeren Aus­führungen ließ er, mit den schweren Augusttageu 1914 be­ginnend, Freud und Leid, das er in und mit Deckenpfronn erlebt hat, vorüberziehen,' besonders betonte er, wie ihm der Ort eine zweite Heimat, ja sein eigentlicher Heimatort ge­worden sei. Die größte Freude mache es ihm, wenn der in die Herzen ansgestreute Same hervorreife. Nach herzlichem Dank an die Gemeinde und dem Wunsch, Deckenpfronn möge stets glaubensstarke und treue Männer als Führer bekom­men, brachte das mit Posaunenbegleitung gemeinschaftlich gesungene LiedSo nimm denn meine Hände" den Abschluß der Feier

Weitere Frachtermäßigung für Moftobst

Der Ausnahmetartf 16,0, der bisher nur den Versand von frischen Acpfeln und Birnen an industrielle Verwer­tungsbetriebe begünstigte, gilt mit Wirkung vom 13. Oktober dieses Jahres an für frische Aepfel und Birnen, die a) zur Verarbeitung in industriellen und gewerblichen Verwer­tungsbetrieben, b) zur Herstellung von Obstwein (Obst- most) und Obstsaft bestimmt sind. Der Ausnahmetarif gilt nach wie vor nur für Sendungen in loser Schüttung, ohne jede Verpackung bei Aufgabe in Wagenladungen als Fracht­gut oder Eilgut. Als Verpackung wird auch die Beigabe von Stroh und die Verwendung von Brettern zwecks Auf­teilung des Laderaums angesehen. Der Verwendungszweck und die Ladcweise sind im Frachtbrief anzugeben, z. B.Zur Verarbeitung in der Marmelabefabrik ohne jede Ver­packung lose Verladen". Durch die Ausdehnung des Tarifs hat die Reichsbahn den insbesondere vom württ. Obsthanbel vorgebrachten Wünschen Rechnung getragen.

Wetter für Freitag und Samstag

Die Wetterlage wird vorwiegend immer noch durch öst­lichen Hochdruck beeinflußt, wen« auch eine Ttefdruckrtn«« sich von Norden nach Süden über Frankreich hinwegzieht. Für Freitag und Samstag ist de^alb zwar nur zeitweilig heiteres, aber vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.

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SCB. Berneck, OA. Nagold, 14. Okt. In der Nacht aus Montag stürzte die an der Steige im oberen Städtchen wohnende Johanna Tglmon aus bis jetzt ungeklärter Ur­sache aus dem Fenster ihres Zimmers etwa 20 Meter hoch auf die Steige herunter und blieb mit schweren inneren Ver­letzungen liegen. Am Montagvormtttag verschieb dann dte Verunglückte an ihrem 72. Geburtstag.

SCB. Ettmannsweiler OA. Nagold, 14. Okt. Gemeinbe- pfleger Adam Wurster konnte am 14. Oktober in noch großer Rüstigkeit seinen 80. Geburtstag feiern. Er ist seit SO Jahren Mitglied des Gemeinöerats und übt sein Amt als Gemeinde­pfleger auch schon 30 Jahre mit großer Treue und Zuver­lässigkeit aus. Er ist am 14. Oktober 1851 im Stmmers- feld geboren, biente beim Grenabierregiment Königin Olga von 1871/74 und hat sich im Jahr 1877 hierher verheiratet.

SCB. Freudenstadt, 14. Okt. Der Gemeinderat hat in seiner gestrigen Sitzung einmütig sämtliche von der Wohl­fahrtskommission vorgeschlagene Notstandsmaßnahmen für den kommenden Winter genehmigt. Es soll geholfen werden, soweit es nur irgend möglich ist: den ledigen Erwerbslosen vor allem mit Abgabe eines Eintopfgerichtes im Alters­heim und sonst durch Ausgabe von Gutscheinen für Brot, Mehl und Milch. Außerdem wird an dte Bürgerschaft appelliert werden, mit geldlichen Zuwendungen, mit dem Hcrgeben von Kleidern und Schuhen miteinzuspringen. Eine Wärmestube soll auch eingerichtet werden.

SCB. Stuttgart. 14. Okt. Das erweiterte Schöffengericht Cannstatt hat den 50 Jahre alten verheirateten Oberpost­schaffner Otto Hammer aus Cannstatt, der in sechs Fällen Briefe, meist solche aus Amerika, geöffnet hatte, zu 9 Mona­ten Gefängnis verurteilt.

SCB. Stuttgart, 14. Okt. Ueber die Veruntreuungen bei der Firma E. Vreuninger A.-G. in Stuttgart, die mehr als 1400 Personen beschäftigt, wird berichtigend mitgeteilt. Laß die Haupttäterin ein älteres Fräulein ist, das noch einige Kolleginnen, aber keine Direktricen oder gehobene Ange­stellte, zur Unchrlichkeit verführte. Ohne raffinierte Mithilfe einer auswärtigen Freundin wäre es nicht leicht möglich gewesen, im Laufe der Jahre aus dem Hause größere Men­gen Waren zu schaffen. Die Firma erleidet keine wesent­lichen materiellen Verluste. Die Täterinnen sind zur vollen Entschädigung in der Lage und auch dazu bereit.

SCB. Stammheim, OA. Ludwigsburg, 14. Okt. Gestern nacht stieß auf der Straße nach Kornwestheim ein Motor­radfahrer aus Kornwestheim, der mit einem Soziusfahrer von derKirchweih" kam, von hinten auf einen größeren, von drei Personen geführten, hochbeladenen Handwagen auf, wobei zwei Händler aus Ludwigsburg leichte Verletzungen öavontrugen. Auch der Motorradfahrer und sein Beifahrer wurden leicht verletzt. Letztere machten geltend, sie hätten bei der Dunkelheit trotz ausreichender Beleuchtung des Motor­rads den Handwagen mit den drei Personen zu spät wahr- SkWmmeu« well er nicht beleuchtet gewesen sei. Di« Fuß­

gänger dagegen bezichtigten die Motorradfahrer der Trun­kenheit und wurden auch gegen sie tätlich, bis die Polizei­beamten eintrafen.

WZD. Besigheim, 14. Okt. Der Bund für Heimatschutz in Württemberg und Hohenzollern, Sitz Stuttgart, hatte zur diesjährigen Herbstveranstaltung, einer Wanderung von Lauffen nach Besigheim, eingeladen. Nach einer Besichtigung von Lauffen ging die Wanderung durch die Weinberge über Neckarwestheim nach Burg Liebenstein. Mittags wurde in Ottmarsheim gerastet. Danach ging's zu den Felsengärten, wo Bürgermeister Präuner (Hessigheim) die Besucher herz­lich begrüßte. Professor Dr. Schwenke! vom Staat!. Denk- malsamt gab Erläuterungen über das Werden dieser präch­tigen Neckarlandschaft. Interessant waren seine Ausführun­gen über die Entstehung der Felsengärten. Wie nirgends sonst im Land stehe hier der Hauptmuschelkalk t« wunder­barer Schichtung an. Bezeichnend für die Bildung sei dte parallel durchgehende Klüftung und das Nachvornhänge« der verschiedenen Felstürme. Die im darunterltegende« mittleren Muschelkalk enthaltenen löslichen Einlagerungen von Anhydrit, Gips und Salz wurden vom Wasser immer mehr abgeftthrt, so daß die daraufgelagerteu Gestetnsmafsen nach und nach sanken und teilweise abrutschte». Der Vor­gang vollziehe sich auch heute noch und werbe sich vielleicht im Lauf der Jahrtausende wiederholen, wenn die außen- stehenden FelStürme vollends ganz abgerutscht find und sich hinter diesen weiteres Gestein befindet. Die kurzweilig« Wanderung fand in Besigheim ihre» Abschluß mit der Be­sichtigung der Stadt und des prächtigen Hochaltars der Stabtkirche.

wp. Tübingen, 14. Okt. Die Stiftskirche, dieses hervor­ragende Baudenkmal -er Stadt, befindet sich in einem sol­chen Bauzustand, daß mit der Instandsetzung nicht länger zu- gewartet werden kann. Es ist dankenswert, daß der Kirchen- gemetnderat beschlossen hat, die notwendige Instandsetzung der Stiftskirche im nächsten Jahr vorzunehmen. Mit dieser Instandsetzung muß Hand in Hand gehen die Instandsetzung des Stiftskirchenturms. Es besteht nun aber die Rechtslage, daß der Kirchturm vom Boden oberhalb der Glocken an auf­wärts im Eigentum und in der Unterhaltung der Stadt­gemeinde steht. Das städtische Hochbauamt hat die mutmaß­lichen Kosten der Jnstandsetzungsarbeiten berechnet zu 18 000 Mark. Der GemeinLerat beschloß die Instandsetzung. An­geregt wurde die Einrichtung einer Lotterie.

SCB. Kirchheim «. T., 14. Ott. An seinem 81. Geburts­tag wurde Dekan a. D. Petzold am Dienstag abend in die ewige Heimat abberufen. Mit ihm ist ein Geistlicher aus dem Leben geschieden, der nicht nur in unserer Stadt, son­dern auch im ganzen Lande sich hohen Ansehens erfreute. Er entstammt einem Pfarrhaus und erblickte am 13. Ok­tober 1850 in Stetten am Heuchelberg das Licht der Welt. Seine ständige Anstellung fand er später als Stadtpfarrer in Ntebernhall, in Friedrichshafen und später als Deka» in Brackenheim und Kirchheim u. T., wo er in den Jahre» 191019 seines Amtes waltete. Neben seinem kirchliche» Amt war Petzold in hervorragender Weise auf musika­lischem Gebiete mit großem Erfolg tätig. Kompositionen bester Art stammen aus seiner Feder. Was er als Vor­stand beS Württ. Kirchengesangvereins schuf und anbahnte, das wirb bauernd hoch geachtet werben, mitberücksichtigt die anstrengende Arbeit in der Gesangbuchkommission, wo er geradezu unentbehrlich war. Sein Name ist im Gesangbuch verewigt. (Dekan Petzold hat seinerzeit ein vou Rektor Dr. Müller verfaßtes patriotisches SpielVor Straßburg" ver­tont zum Andenken an seinen Freund, einem Sohn von Rektor Müller. Der Calwer Lieberkranz hat in Anwesenheit deS Komponisten 2meil diese Tonschöpfung in der Turnhalle aufgeführt. Schriftleitung.)

SCB. Geislingen, 14. Okt. Auf dem Gehweg in der Heibenheimer Straße stieß ein Radfahrer, der sein Rad führte, ein Kind zu Boden und schlug den Vater, der ihn zur Rede stellte, nieder. Vorübergehende haben den Bur­schen dann ordentlich verhauen.

SCB. Gmünd, 14. Okt. In letzter Zeit konnte man öfters sehr spät in der Nacht eine etivas seltsame Gestalt über Sen Marktplatz laufen und Hüpfen sehen. Sie hatte es immer sehr eilig und wollte anscheinend irgendeinen Brief zum Schal- ter tragen. Sie ging in Hausschuhen, in denen die Füße bar­fuß steckten, hatte Hosen an und einen Mantel über den Schultern. Aus der schlecht geschlossenen Mantelössnung leuch- tete ein weißes Nachthemd. Wenn man dies sah und zu­gleich den ganz und gar verträumten Ausdruck des merk­würdigen Abenöspaziergängers beobachtete, mußte jeder auf den Gedanken kommen: holla ein Nachtwandler! Von diesem Gedanken ging eine Gruppe spät heimkehrender Bürger, die auf dem Marktplatz noch einmal zu einem Kreis zusammen- standen, aus. In guter Stimmung riefen sie unser Nacht- gespenst an:He Sie, heda!" Der Wanderer in der Nacht nahm davon nicht die geringste Notiz und schritt weiter für- baß. Das machte die müßige Gruppe neugieriger. Die ganze Gesellschaft setzte sich an die Fersen des offenbar heimwärts strebenden Alleingängers. Die lauten Anrufe hagclten nur so auf ihn ein. Plötzlich wandte sich der Seltsame uin, ging auf die Gruppe der ihn Verfolgenden zu, legte den Zeige­finger auf den Mund und flüsterte wichtig-Pst! Nicht so laut. Ihr könntet mich ja erschrecken: ich bin doch Nacht- Wandler..." Sagte es und setzte um die nächste Ecke.

SCB. Crailsheim, 14. Ott. Im Gemetnderat wurden Maßnahmen getroffen, um den Bedürftigen über den Win­ter hinwegzuhelfen. Die Metzger gewähren eine Preis­ermäßigung von 10 Prozent, die Bäcker eine Brotpreis­ermäßigung von 2 Pf. für das Pfund. Auch die Bezirks­molkerei, sowie Handel und Gewerbe kommen den Bedürf­tigen entgegen. Mit Erstaunen nahm aber der Gemeindcrat davon Kenntnis, baß die als Nahrungsmittel hochwertige Wurstbrühe, die in der Vorkriegszeit sehr begehrt war, nicht mehr ganz abgeholt wirb, so daß davon viel weggeschüttet werden mußte. Nach Mitteilung der Bäckerinnung wird alt­backenes Brot, bas früher wegen seines billigeren Preises und seiner vielseitigen Verwendbarkeit von der ärmeren Bevölkerung gern gekauft wurde, heute nicht mehr ver­langt.