Tagung des Württ. Beamlenbundes

Stuttgart, 11. Nov. Sn der Protestkundgebung des Würt- t-mbergischen Beamtenbundes gegen die Notverordnung der württembergischen Regierung wurden folgende Entschließun­gen angenommen: .

1. Die in den Notverordnungen des Reiches erkennbare Tendenz, die hohen Einkommen und weite Teile der Wirt­schaft auf Kosten der Gehalts- und Lohnempfänger zu scho­nen wir- entschieden abgelehnt. Die Beamtenschaft bekämpft den' unsozialen Zug der bisherigen GehaltskürzungSmah- nahmen.

2. Die von der wiirttembergischen Regierung angeordne­ten, der Beamtenpolittk des Reichs widersprechenden Maß­nahmen, insbesondere die weitergehenden Kürzungen der Gehälter usw., haben eine staatspolitisch gefährliche Erregung in der wiirttembergischen Beamtenschaft hervorgerufen. Der von der Regierung geschätzte Einnahmeausfall muß in erster Linie auf dem Weg einer Aenderung des Finanzausgleichs mit dem Reich und durch anderweitige allgemeine Finanz­en- Steuermaßna-Hmen beseitigt werden. Die Beamtenschaft erwartet von Regierung und Landtag, daß die einstigen wiirttembergischen Maßnahmen aufgehoben werden und jeg­liche neue Sonberbelastung der wiirttembergischen Beamten­schaft unterbleibt.

Die sich anschließende Aussprache war äußerst lebhaft, zum Teil sehr erregt. Es kamen zahlreiche Beamte, aber auch Vertreter der politischen Parteien von den Nationalsozia­listen bis zu den Kommunisten zu Wort. In der Debatte kam allgemein die bis zur Erbitterung gesteigerte Entrüstung der Beamten gegen die unsozialen Gehaltskürzungen zum Aus­druck. Es wurde Einstellung der Tributpolttik, ferner Not­verordnungen gegen die Wirtschaft und gegen die hohen Preise gefordert. Wenn es höhere Beamte gebe, die der Mei­nung seien, daß sie noch eine Belastung ertragen könnten, dann hätte niemand etwas dagegen.

Eröffnung der Landesobstausstellung

SCB. Stuttgart, 10. Okt. Vor einem überaus großen Kreis geladener Gäste wurde heute vormittag in der Ge­werbehalle die vom Wiirttembergischen Obstbauverein aus Anlaß seines 50jährigen Bestehens veranstaltete Landesobst- ausstellung eröffnet. Der Vorsitzende begrüßte die zahlreichen Gäste und gab seiner Freude Ausdruck, daß die Ausstellung im Zeichen einmütiger Zusammenarbeit von Stadt und Land aufgebaut worden sei. Die Schau ist ein Zeichen der wirt­schaftlichen Selbsthilfe und soll dem wiirttembergischen Edel­obst neue Absatzgebiete erschließen. Staatspräsident Dr. Bolz überbrachte die Glückwünsche der Negierung. Er sei über­zeugt, baß das, was gezeigt werde, allgemeine Anerkennung finde, rotzdem er für Pretsbruck sei, wünsche er, daß die Züch­ter für ihre Mühen auch in klingender Münze den richtigen Lohn dafür finden werben. Oberbürgermeister Dr. Lauten­schlager überbrachte die Wünsche der Stadt Stuttgart.An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen", heiße es ganz be­sonders von dieser Ausstellung. Der Vorsitzende Haus­mann erklärte sodann die Ausstellung für eröffnet, worauf unter Führung von Fachleuten ein Rundgang angetreten wurde. Abends fand in der Liederhalle ein Festakt statt. Heute Montag beginnt der allgemeine Verkauf. Von rund 300 Obstzüchtern und Obstbauvereinen kommen mehrere tau­send Kisten edelsten wiirttembergischen Tafelobstes zum Ver­kauf, so baß sowohl der Handel wie auch das Privatpublikum denkbar beste Gelegenheit haben, sich mit erstklassigem Win­terobst einzuöecken.

Aus Stadt und Land

Calw, den 12. Oktober 19^1.

Auszeichnung

Bei der Landesobstausstellung des Wiirttembergischen Obstbauvereins waren aus dem Bezirk Calw drei Aussteller vertreten: der Bezirksob st bau verein Calw in Ab­teilungE" sdie wertvollsten Handelssorten für den land­wirtschaftlichen Obstbau), Fritz Nüßle in Simmozhcim ebenfalls in AbteilungE" und Gottfried Seeger in Neuweiler in AbteilungB" (.Handelsobst Verkaufs­muster). Alle drei Aussteller wurden bei übergroßer Kon­kurrenz mit einem 3. Preise ausgezeichnet.

Schutz dem Bausparerl

Gesetzliche Vorschriften seit dem 1. Oktober i n K r a f t.

Die Unregelmäßigkeiten bei Bausparkasien, wie sie nicht zuletzt im Falle Devaheim die Oeffentlichkeit seit Jahren beunruhigen, haben die bringende Notwendigkeit einer ge­setzlichen Regelung des Vausparkassenwesens erwiesen.' Eine an sich gute und nützliche Bestrebung würde ohne den schüt­zenden Eingriff des Gesetzgebers infolge der sich häufenden Bausparkassen-Skandale und der sich daraus ergebenden Verärgerung der Bausparer zum Scheitern verurteilt sein. Das ist vom Gesetzgeber auch erkannt worden. Der Reichs­tag verabschiedete daher im Frühjahr d. I. dasGesetz über die Beaufsichtigung der privaten VersicherungSunternchmun- gen und Bausparkassen", das mit dem 1. Oktober in Kraft getreten ist. Durch dieses Gesetz werden die privaten Bau­sparkassen der Aussicht des Reichsaufsichtsamts für Privat- vcrsicherung unterstellt und bedürfen für ihren Geschäfts­betrieb einer behördlichen Konzession. Ist eine Bauspar­kasse bereits am 31. Dezember 182g im Besitz des Rechtes zum geschäftsmäßigen Betrieb von Depot- und Depvsitenge- schäften gewesen, so kann sie ihren Betrieb ohne besondere Genehmigung der Aufsichtsbehörde weiterführen. Die üb­rigen Kassen müssen ihre Zulassung beim Aufsichtsamt für Privatversichcrung beantragen. Wenn dieser Antrag noch im Laufe des Oktober gestellt wird, so können sie ihren Be­trieb bis zur Entscheidung über Sen Antrag fortsetzen. Durch die gesetzliche Regelung wird jeder Bausparkaffe vom AuistchtSamt ein Vertrauensmann beigegeben, der den Ge­schäftsbetrieb der Kasse zu überwachen hat. Es ist zu hoffen, daß mit Hilfe dieses Gesetzes geordnete und sichere Verhält­nisse im Bausparkassenwesen geschaffen werden und so der Weg fretgegeben wird für eine erfolgreiche Verwirklichung

des BauspargedankenS, dt«, wie das englische Beispiel lehrt, segensreiche Ergebnisse zeitigen kan«.

Landschastsvernnziernng durch Reklameschilder.

Vom Wiirttembergischen Lanbesamt für Denkmalspflege wird uns geschrieben: Di« neuzeitliche Landschaftsreklame verursache allen Menschen, die noch ein inneres Verhältnis zur Landschaft und zu den überlieferten heimischen Ortsbil­dern und Baudenkmalen haben, die schwerste Sorge. Einer der schlimmsten Fäll« ist neuerdings die Aufstellung von Pfahlschilöern durch eine Schweizer Schokolaüefabrik, die insbesondere entlang der Bahnlinien in großer Zahl er­folgte. In dem Plakat herrscht eine grellblaue Farbe vor, auch ist es künstlerisch schlecht gestaltet, so daß es fast über­all im Landschaftsbild eine grobe Verunstaltung bedeutet. Bezeichnend ist, daß die Schweizer Schokolaöeerzeuger auf Drängen des Heimatschußes in der Schweiz jede Landschasts- reklame für Schokolade unterlassen, während man das Schwabenlänöle" unbedenklich auch fernerhin mit Reklame­tafeln überschwemmen darf. Es ist dem Lanbesamt für Denkmalpflege unmöglich, für jedes einzelne Plakat den An­trag auf Entfernung zu stellen. Es werben daher die zu­ständigen Baupolizeibehörden gebeten, ihrerseits vorzugch.cn und die Beseitigung aller im Landschafts- und Ortsbilb stö­renden Plakate zu verfügen. Sie sind dazu auf Grund von Art. 98 Abs. 3 der Bauordnung berechtigt. Zur Beratung stehen nötigenfalls die Bczirkspflegschaften deö Landesamts für Denkmalpflege zur Verfügung.

Das Jahr 1932 ein Schaltjahr.

Das Jahr 1932 entspricht dem Jahr 6843 der Julianischen Periode und dem Jahr 74407441 der Byzantinischen Aera. Es ist ein Schaltjahr und zählt 366 Tage. Ter Winter 1031- 82 beginnt am 22. Dezember 20,41 Ilhr, der Frühling 1932 beginnt am 20. März 20,30 Uhr, der Sommer 1932 beginnt am 21. Juni 16^5 Uhr. Die Hundstage 1932 beginnen am 28. Juli 3,24 Uhr, sie enden am 23. August 10,13 Uhr. Der Herbst 1932 beginnt am 23. September 7,24 Uhr: der Winter 1982-33 beginnt am 22. Dezember 2,28 Uhr. Aschermittwoch ist am 10. Februar, Ostern am 27. März, Pfingsten am 15. Mai, Fronleichnam am 26. Mai, der erste Adventssonn­tag am 27. November. Das Wei'nachtsfcst fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag, das Neujahrsfest auf einen Frei­tag. Im Jahre 1932 finden zwei Sonnen- und zwei Mond­finsternisse statt. Am 7. März haben mir eine ringförmige Sonnenfinsternis, am 22. März eure partielle Mondfinster­nis, am 31. August eine totale Sonnenfinsternis und am 14. September eine partielle Mondfinsternis.

Wetter für Dienstag und Mittwoch

Hochdruck im Südosten beherrscht die Wetterlage. Er dürfte sich bis auf weiteres gegen eine Depression bei Is­land behaupten, so daß für Dienstag und Mittwoch trockenes und vielfach heiteres Wetter zu erwarten ist.

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SCB. Neuenbürg, 12. Okt. Vor dem erweiterten Schöf­fengericht Neuenbürg stand unter der Anklage des Betrugs der Viehhändler Hermann Neinhcimcr aus Pforzheim. Netuhcimcr, der inzwischen mit 160 000 NM. Schulden in Konkurs gerate» ist, hat schon seit rund 20 Jahren in den Landorten der Obcrämter Calw, Nagold und Freudenstaöt Vieh anfgekauft. Seit 1924 begann Neinhcimcr, die Land­wirte mit vordatiertcu Schecks zu bezahlen, die er dann später mit dem Erlöse des weiter verkauften Viehes ab- dcckte. Durch schlechte Geschäfte wuchsen seine Schulden immer weiter. Trotz dieser Schwierigkeiten kaufte Rein- heimer in den letzten Tagen des Januar 1931 in der Nähe von Altensteig erneut für rund 10 000 NM. Vieh auf. Da aber in der Zeitung über seine Zahlungsunfähigkeit be­richtet wurde und seine Pforzheimer Bank sich weigerte, seine Schecks weiter ohne Deckung anzunehmen, brach bald darauf sein Handelsgeschäft zusammen. Die vielen Zeugen, darunter S Landjäger, ein Treuhänder und der Konkurs­verwalter brachten nicht den vollen Beweis für beabsichtig­ten Betrug. Zugunsten des Angeklagten sprach vor allem der Umstand, daß er bei seinen Viehaufkäufen seine augen­blickliche Zahlungsunfähigkeit nie verschwieg. Das Gericht sprach Neinhcimcr dann auch aus Mangel an Beweisen frei. Der Vorsitzende hob aber hervor, daß bas Geschäftsgebaren des Angeklagten leichtfertig und fahrlässig gewesen sei.

SCB. Stuttgart, 10. Okt. Eine Ausführungsverordnung des Innen- und Finanzministeriums über die Bürgersteuer im Rechnungsjahr 1931 bestimmt u. a.: Die Gemeinden sind berechtigt, eine Bürgersteuer zu erheben. Sie können auch unbeschadet einer etwaigen Verpflichtung mit Wirkung vom 1. April 1931 ab einen Zuschlag zu dem für die Vürgcr- steuer maßgebenden Landessatz erheben. Der Zuschlag muß für alle Steuerpflichtigen in der Gemeinde einheitlich sein: er kann nur auf volle 50 Prozent des Laudessatzes oder ein Vielfaches hiervon lauten. Ein Gemeindebeschluß, der einen höheren Zuschlag als 100 Prozent des Landessatzes vorsieht, bedarf der Genehmigung des Innenministeriums und des Finanzministeriums. Die Gemeinden sind ver­pflichtet, die Bürgersteuer zu erheben 1. mit dem Landes­satz: 1. wenn eine Gemeinde die Bürgersteuer schon im Rechnungsjahr 1930 erhoben hat: 2. wenn der im Rech­nungsjahr 1931 tatsächlich zur Erhebung gelangende Ge- meindeumlagesatz zur Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer den für das Rechnungsjahr 1929 zuletzt maßgebenden Ge­meindeumlagesatz übersteigt: 3. wenn der im Rechnungs­jahr 1931 tatsächlich zur Erhebung gelangende Gemeinde­umlagesatz mehr als 19 Prozent (Landesdurchschnitt), aber nicht mehr als 28,5 Prozent beträgt: 2. mit einem erhöhten Satz, wenn der im Rechnungsjahr 1931 tatsächlich zur Er­hebung gelangende Gemeindeumlagesatz mehr als 28,5 Pro­zent beträgt. Der Landessatz beträgt im Rechnungsjahr 1931 für Personen mit einem Jahreseinkommen bis zu 4500 RM. 6 RM., bis zu 6000 RM. 9 NM., bis zu 8000 NM. 12 NM., bis zu 12000 RM. 18 RM. usw. steigend bis zu 2000 RM. bei mehr als 600 000 RM.

SCB. Berghülen, OA. Blaubeuren, 11. Oktober. Ein Scherenschleifer im Alter von 23 Jahren machte in der Wirtschaft zum Lamm groben Unfug und belästigte die Gäste und Hausgenossen. Ein Landjägerbeamter nahm sich

der Sache an. Dessen gutmütige Aufforderung beantwortete er jedoch mit einem Schlag ins Gesicht des Beamten, aber ehe der Scherenschleifer sich weiter versah, lag er am Boden und war mit einigen Faustschlägen unschädlich gemacht. Das hinderte den Burschen jedoch nicht, auf dem Transport zum Rathaus weiterhin sich wie wilb zu gebärden und den Be­amten wie den Polizeibiener tätlich anzugreifen, was ihm jedoch nicht besonders gut bekam. In den Ortsarrest ver­bracht, wtdersetzte er sich der Leibesvisitation, drohte mit Totschlag und rühmte sich seiner Boxkunst. Die Umsetzung in die Tat gelang ihm aber nur teilweise, da der Gummi­knüppel seine Boxerhänbe schon nach kurzer Arbeit zur Unfähigkeit stempelte.

Turnen und Spott

Fußball-Bcrbandsspiele vom Sonntag

FC. Altburg 1 SpVgg. Gechingen 1 2:0.

FC. Altburg 2 SpVgg. Gechingen 2 4:3.

FV. Stammheim FC. Unterreichenbach 1:3.

FV. Liebenzell Tcinach-Zavelstcin 5:1.

Handball

TV. Oberhaugstett 1 TV. Calw Jugend 2:4.

TV. Oberhaugstett (Schülermannschaft) TB. Calw (Schülermannschast) 8:4.

Geld-,Volks- und Landwirtschaft

LC. Stuttgarter Obst- und Gemiisegroßmarkt vom 19. Oktober 1931

Tafcläpfel 512: Tafelbirnen 515: Quitten 712: Wal­nüsse 2030: Zwetschgen 2030: Kartoffeln 3,64,3: Stan­genbohnen 2530: Kopfsalat 510: Endiviensalat 58: Wir­sing lKöhlkraut) 66: Filberkraut 34: Weißkraut, rund 45: Rotkraut 56: Blumenkohl 2050: Rosenkohl 1520: Note Rüben 56: Gelbe Rüben 66: Karotten, runde 6 bis 10: Zwiebel 57: Gurken, große 2040: Rettiche 36: Monatsrettiche 67: Sellerie 620: Tomaten 8- Spinat 1215: Kopfkohlrabcn 4-6.

Großmärkte

SCB. Stuttgart, 10. Okt. Kartoffelgroßmarkt auf dem Leonhardsplatz: Zufuhr 200 Zentner, Preis 3,804,30 Mostobstmarkt auf dem Wilhelmsplatz: Zufuhr 2000 Zent­ner, Preis 2,302,70 ^ je für 1 Zentner.

Die örtlichen -leinhandel-prelfe dürfen selbstverständlich nicht an ben Börsen« und Groöhandelspreisen gemessen werden, da für jene noch di« sog. wirtschaftlichen Der- tehr-kosten in Zuschlag kommen. Die bchrtstltg.

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Stand der Früchte in Württemberg zu Anfang Oktober.

Landesdurchschnitt (1 gleich sehr gut, 2 gleich gut, 3 gleich mittel, 4 gleich gering, 5 gleich sehr gering). Spätkartoffeln 3,2 (im Vormonat 2,9), Zuckerrüben 2,5 (2,4), Runkelrüben 2,5 (2,4), Klee 2,7 (2,7), Luzerne 2,9 (2,8) Bewässerungswiesen 2,7 (2,5), andere Wiesen 2,7 (2,4), Aepfel 2,0 ( 2 , 1 ), Birnen 2H (2,5), Weinberge 2,6 (2,3). Die schönen Tage, die gegen End« August auf die vorangegangene überaus ungünstige Witte­rung folgten, waren leider nicht von Dauer. Vielmehr brachte der Monat September nur vereinzelt sonniges, war­mes Wetter, im übrigen aber war auch dieser Monat, -er in der Regel durch Beständigkeit sich hervorhebt, feucht und dabei zumeist sehr kühl: in rauhen Lagen ist bereits der erste Schneefall und Frühfrost vorgekommen. Das nicht wenige Getreide, das zu Ende August noch draußen auf Sem Felde war, konnte wie schon vorher der Haupttcil -er Ge­treideernte nur mit Mühe und in nicht befriedigender Be­schaffenheit vollends eingebracht werden. Sehr ungünstig war die Fortdauer der unbeständigen, nassen Witterung für die Kartoffeln: sie haben, namentlich in schweren, undurch­lässigen Böden, stark gelitten. Auch die Qualität hat einge­büßt und es ist Heuer mit einem hohen Prozentsatz kranker Kartoffeln zu rechnen. Die allenthalben im Gang befind­liche Einerntung bereitet viel Arbeit und Mühe: nicht selten müssen die Kartoffeln, weil verfault, im Boden verbleiben. Kennzeichnend für den heurigen Kartvffelcrtrag ist, daß er je nach Boden und Sorte überaus verschieden wie noch selten ausfüllt. Sandböden geben befriedigende oder sogar gy e Erträge, während in schweren, undurchlässigen Böden die Ernte ganz gering ausfällt und kaum ben Bedarf an Saat­kartoffeln liefert. Mitunter fallen Heuer manche Grundstücke im Ertrag ganz aus und nicht selten werden Landwirte, die sonst regelmäßig Speisekariosfeln zum Verkauf bringen, kaum den eigenen Bedarf decken können. Die Zuckerrüben haben in undurchlässigen Böden ebenfalls gelitten und der Zucker­gehalt läßt wegen fehlender Sonne zu wünschen übrig: auch ist mitunter die Blattfallkrankhcit aufgetreten. Die Run­kelrüben sind, sofern sie nicht in ganz nassen Feldern stehen, im allgemeinen besser gediehen. Der Gesamtertrag des Jah­res 1931 bleibt in allen drei Hackfrüchten gegen das Jahr 1930 nicht unbedeutend zurück (in Spätkartoffeln um 26,9 Prozent, in Runkelrüben um 19,2 Prozent, in Zuckerrüben um 36,2 Prozent: gegen bas Mittel 1921-30 ergibt sich in Kartoffeln und Runkelrüben ebenfalls ein jedoch unwesent­licher Minderertrag, in Zuckerrüben wegen größerer Anbau­fläche ein Meherertrag. Die Einerntung des restlichen Oehm- des ist durch die vorwiegend nasse Septcmberwitterung gleichfalls erschivert und beeinträchtigt worden und noch zu Ende September war nicht alles Oehmb unter Dach: manches ist als verdorben und zur Verfüttcrung nicht mehr verwend­bar anzusehen. Dem Nachwuchs an Futter war die feuchte Witterung sehr günstig und die Stoppelkleefelder haben sich fast zu üppig entwickelt: der Nährwert des Nachgrases ist jedoch mangelhaft. Die Einheimsung -es überaus reichen Ertrags an Kernobst ist in vollem Gang: die lohnende Ver­wertung bereitet aber wegen des großen Angebots und der durch die gesunkene Kaufkraft gedrückten Preise Schwierig­keiten.

Für die Schriftleitung verantwortlich: J.B. Oberpräzeptor Baeuchl«.