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Nr. 148
Montag, den 29. Juni 1925.
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89. Jahrgang
Die Zahrtausendfeier am Rhein.
Der Kanzler in Mainz.
Der Kanzler in Mainz.
Mainz, 29. Juni. Reichskanzler Dr. Luther traf gestern früh 1V . r auf dem Mainzer Hauptbahnhof ein. Er wurde dort von dem Provinzialdirektor Dr. Uflnger empfangen. Im Kreisamt erwartete ihn das hessische Staatsministerium. Dort machte auch «in Vertreter der französischen Delegation einen Besuch bei ihm, der von einem Mitglied seiner Umgebung erwidert wurde. Um 11 Uhr fand der feierliche Festakt im Akademiesaal des kursierst!. Schlosses statt. Rach einer Begrüßung durch den Oberbürgermeister Külb und nach Festreden der Herren Dr. Rodenberg und Geheimrat Prof. Dr. Kautzsch überbrachte
Reichskanzler Dr. Luther
der Stadt Mainz, der Provinz Rheinhessen und dem ganzen Lande Hessen des besetzten und unbesetzten Gebietes die besten Grüße des Herrn Reichspräsidenten sowie der Reichsregierung und die aufrichtigsten Wünsche für die Jahrtausendfeier. Dann führte der Reichskanzler aus: Es ist mir eine besondere Befriedigung, daß ich heute in der Mitte der Bewohner des besetzten Gebiets weilen und hier an der Feier teilnehmen kann. Eigentlich sollte ein deutscher Reichskanzler nichts Eiligeres zu tun haben, als Mainz zu besuchen, den» hier in Mainz fiirdet er den Zusammenhang mit seinen Amtsvorgängern in alten Zeiten, mit den Erstkanzlern des Reichs, und der wird zu dem Schluß kommen, daß doch durch alle Zeit hindurch das eine bleibt, was n»ar, ist und sein wird: Das deutsche Reich;
Noch ein anderer Grund sollte die Schritte des Kanzlers nach Mainz lenken: Die Huldigung vor dem großen Genie, das die Buchdruckerkunst ins Leben gerufen hat. vor Gutenberg. Ich will da ganz aufrichtig sein: ich habe nicht nur als ABC-Schütze mich manchmal gefragt, ob das Glück der Menschheit durch diese Erfindung der Buchdruckerkunst erfüllt worden ist. Aber was hilft es: wir müssen uns auf den Boden des Fortschritts der Menschheit stellen, wie er ist, und für Mainz muß insbesondere der Trost gelten, daß die ganze technische Bewegung, die ja die Wurzel des ganzen aufrührerischen Geschehens der Gegenwart ist, gerade hier in Mainz ihren Ausgangpunkt gehabt hat und daß Mainz seiner großen Aufgabe steht, wie es auch jetzt direkt in das große Weltgeschehen verwickelt ist. Was am stärkten hier beachtet werden muß, ist die Lage, die die Stadt Mainz geographisch im deutschen Reich hat. Mainz, am Zusammenfluß von Main und Rhein gelegen, war einst der große Umschlagplatz Deutschlands, der die Vermittlung darstellte zwischen der Nordsee. dem Weltmeer und dem Kontinent. Das hat sich heute geändert. Aber Mainz am Zusammenfluß der beiden Ströme, da denke ich an das Wort „Mainlinie", das eine so große Rolle ge
spielt hat und nach meinem Gefühl stets mißbraucht worden ist. Unter diesem Wort stellt man sich etwa? Trennendes vor. Flüsse sind aber überhaupt nie trennende Teile.
Wie der Rhein kein Trennungsstrich ist, so auch nicht der
Main.
Main und Rhein sind vielmehr eine alte deutsche Kultur- und Wirtschafisstrecke. Ich habe stets das Gefühl gehabt, daß in der Mainlinie das kulturelle.Mitteglied ganz Deutschlands zum Ausdruck kommt. . ,
Die Lage von Mainz bedeutet für Deutschland die positive und wirkliche Verbindung zwischen Süd und Nord und das Fest der Jahrtausendfeier ist hier gestimmt auf die feinsten Töne der Kunst, aber größer noch und mit noch gewaltigerem Empfinden uns packend ist doch di« politische Grundtatsache des Rahmens dieser Feier.
Wenn wir uns heute zu Volk und V- rland bekennen, dann ist es immer wieder der gedämpfte Aufschrei eines Volkes in Not
Und vielfach wird die Not am drückendsten empfunden, wo die Lasten für unser deutsches Volk unmittelbar getragen werden. Hier in Mainz, das ja in der dritten Besatzungszone liegt, ist die Last sicher besonders groß. Doch
wir alle sind nur ein Volk und ein Vaterland und sehr verehrter Herr Oberbürgermeister, in die Hand, die Sie dem ganzen deutschen Volke entgegengestreckt haben, schlage ich ein und versichere Ihnen, daß das deutsche Volk in immer steigendem Maße davon durchdrungen ist, wie stark sein Schicksal verbunden ist mit dem Schicksal der Lande am Rhein. Die deutsche Regierung wird darum auch alles tun, um das Los der Rheinlande zu mildern. Alle unsere Arbeit wird getragen sein von der großen Hoffnung, daß dem deutschen Volk eine wahrhaft glückliche Zukunft in nicht allzu ferner Zeit*erwachsen möge. Ich möchte ausklingen in den Leitgedanken des Liedes, das jetzt gesungen wird: „Frühling am Rhein". Am Nachmittag fand ein Festbankett statt. Um 6 Uhr nahm der Reichskanzler an einer Nheinfahrt teil und wird heute abend 10 Uhr wieder abreisen.
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Die Räumung des Ruhrgebiets.
TU. Düsseldorf, 29. Juni. Gestern ronmttag 8 Uhr 37 Min. fuhr Marschall Petain wieder von Düsseldorf ab. Es verlautet, daß seine Anweseicheit im Ruhrgebiet vollständige Klarheit über die Methode der Räumung gebracht hat. Die Zurückziehung der Truppen erfolgt etappenweise. Zunächst soll die Lochumer, dann die Essener, dann auch die Mülheimer und zuletzt die Duisburger, Ruhrorter und Düsseldorfer Zone geräumt werden.
Sicherheitsnote und Paktpolrtik.
Die Konferenz der
Ministerpräsidenten.
Berlin, 29. Juni. Die Konferenz der Ministerpräsidenten, die am Samstag vormittag ihren Anfang nahm, dauerte bis in die , späten Nachmittagsstunden hinein. Außer den Ministerpräsidenten war das gesamte Reichskabinett anwesend. Reichsaußenminister Dr. Stresemann gab eine allgemeine Uebersicht über den Stand der Sicherheitsverhandlungen und legte auch die Erund- züge der künftigen Politik der Reichsregierung dar. Im Anschluß an seinen Vortrag entwickelte sich eine eingehende Aussprache, in die auch wiederholt der Reichskanzler eingriff. Das Ergebnis der Konferenz war schließlich eine grundsätzliche Ueber- eiustimmung der anwesenden Ministerpräsidenten. Neben der SIchcrheltsfraae wurde auch noch die Entwaffnungsfrag« kurz gestreift. Reichswirtschaftsminister Dr. Ncuhaus machte einige Angaben über die durch die Zerstörung der Maschinen entstehenden wirtschaftlichen Verluste, während der Reichsfinanzminister die finanzielle Seite der Zerstörungen beleuchtete. Anfang nächster Woche werden voraussichtlich die Parteiführer beim Außenminister erscheinen. Am Mittwoch wird Dr. Siresemann den Auswärtigen Ausschuß unterrichten. Vis dahin dürfte vermutlich die Antwort auf die Note Briands fertiggestellt sein. Ueber ihren wahrscheinlichen Inhalt wird natürlich strengstes Stillschweigen geübt. In gewissen Berliner politischen Kreisen glaubt man jedoch daß die Reichsregierung eine Antwort erteilen wird, die eine Fortsetzung der Debatte über den Sichcrheitspakt ermöglichen wird. Ja, diese Kreise sind zum Teil der Anschauung, daß die Antwortnote auf eine Klärung der Sicherheitsfrage am Konferenztisch, also auf einer deutsch-englisch-französischen Konferenz, «»spielen wird. Wie weit diese Behauptung zutrifft, wird erst in den nächsten Wochen übersehen sein.
Amtlich wird über die Konferenz mitgeteilt: Zn der Bestechung des Reichskabinetts mit den Staats- und Ministerprii- ^enten der Länder, am Samstag, die mit einer kurzen Mittagspause von 1» Uhr morgens bis gegen Abend dauerte, wurden die wichtigsten. zur Zeit im Vordergrund stehenden antzsnpoUti- schen Probleme eingehend erörtert. Hierbei ergab sich eine grundsätzliche Uebereinftimmung j» der Beurteilung der Lage und »er zutreffenden nächsten Maßnahmen.
Frankreich gegen eine Paktkonfererrz?
TU. Paris, 29. Juni. Die Pariser Presse wendet sich mit ausfallender Schärfe gegen die Alüglichkeit einer alliierten Konferenz zur Fortführung der EaraniiepaLtverhandlungen. Nach Auffassung des Temps wird eine solche Konferenz vor der Herbeiführung eines grundsätzlichen Einvernehmens zroisihen den interessierten Mächten ihren Zweck völlig verfehlen. Sie könnte sogar durch eine Erschütterung der französisch-englischen Verständigung unabsehbare Konflikte herausbeschwören. Ein Schritt Deutschlands zur Einberufung einer solchen Konferenz würde mißverstanden und keinesfalls als Beweis der Aufrichtigkeit gewertet werden. Im übrigen bleibe es Deutschland überlasten, unter allgemein möglichen Bedingungen seine Aufnahme in den Völkerbund zu beantragen, womit ein neuer Beweis seiner Aufrichtigkeit erbracht wäre.
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Neue Fesselung der Luftfahrt.
TU. Berlin, 29. Juni. Zu den Beschränkungen des deutschen Luftzcugbaues nimmt die Dotschafterkonferenz in einer soeben eingegangenen Note Stellung. Die vorläufige Ueberprüfung läßt erkennen, daß einige geringfügig« technische Erleichterungen zugestanden werden, tzenen jedoch neue wcitergehende organisatorische Bindungen gegeniioerstehen. Die Reichsregierung wird sich, wie die Telegraphen-Union an zuständiger Stelle erfährt, in den nächsten Tagen eingehend mit dieser Frage befassen.
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Das Ende der sranz. Finanzkrise.
Annahme der Finanzvorlagc Caillaux' im Senat.
T.U. Paris, 28. Juni. Die Finanzkonmrission des Senats hat die Finanzvorlage gestern vormittag mit 9 gegen 5 Stiimnen bei 11 Stimmenthaltungen angenommen, nachdem sic in der Rachtsihmlg der Kannner mit 312 gegen 33 Stimmen angenommen worden war. Der Nachmittag war mit einer öffentlichen Debatte im Senat ansgefüllt. Um 6)4 Uhr w»irde die ganze Vorlage mit 273 gegen 11 Stinunen unverändert angenommen. Die vier Paragraphen gelangte einzeln zur Annahme. Bei Paragraph 2 stellte der Ministerpräsident die Vertrauensfrage, die mit 225 gegen 29 Stimmen bejaht wurde. Die gesamte Vorlage wurde dann mit 245 gegen 23 Stimmen angenommen.
Tages-Spiegel
Reichskanzler Dr. Luther sprach gestern im Namen des Reiches in Mainz bei ^er Eröffnung einer Kunstausstellung im Rahmen der Jahrtausendscier. ^
Die Besprechung des Rcichskabinetts mit den Staats- »n» Ministerpräsidenten der Länder am Samstag ergab eine grundsätzliche llcbercinstimmung in der Beurteilung der außenpolitischen Lage und der zu treffenden Maßnahmen.
Der Reichstag hat sich am Samstag als beschlußnnsiihiges Haus bis Donnerstag vertagt. ^
Eine neue Note der Botschafterkonferenz will das deutsche Luft« fahnvesen im Sinn fortdauernder Knebelung regeln.
Der chinesische Gesandte in Washington hat die amerikanische Regierung um Einberufung einer China Konferenz nach Washington gebeten. ^
Zm Stuttgarter Schloßhos fand gestern eine von Tausende« besuchte Kundgebung aus Anlaß der Zahrtauscndfeier am Rhein und der Wiederkehr des Jahrestages der Bertragsuntcrzcich- nung in Versailles statt.
Der Abstimmung ging eine lange Debatte voraus. Namens der Sozialisten erklärte C,heran, seine Freunde und er würden in der Finanzvorlage nicht gegen die Regierung stimmen, da ihre sonstigen Handlungen eine sehr merkliche politische Entspannung im Lande hervorgerufen hätten. Caillaux wiederholte noch einmal die Erklärungen, die er bereits in der Kammer abgegeben hatte. Der Finanzminister verwahrte sich gegen den Vorwurf, daß er mit der Einbringung der Vorlage zu lange gewartet habe. Worauf es ankomme, sei, die Gefahr zu beschwören, die sich aus einem Anwachsen der schwebenden Schuld für den Staat ergebe und dahin führe, daß dieser auf Gnade und Ungnade den Banken ausgeliefert wird. Die einzig wirksame Maßnahme sei die Konsolidierung der Schuld. Die Regierung gedenke eine energische Aktion gegen die Valutabaisse durchzuführen. Painleve forderte zum Schluß die Anwesenden auf, möglichst geschlossen für den Plan der Regierung zu stimmen. Klotz, der ein Gegenprojekt cingebracht hatte, zog es auf Grund des Widerstandes der Finanzkommission zurück.
Der Senat vertagte sich darauf auf Dienstag. Die Kammer hat ihrerseits das provisorische Zwölftel für Juli mit 535 gegen 72 Stimmen angenommen und sich ebenfalls auf Dienstag vertagt.
Caillaux über die Finanzlage Frankreichs.
Paris, 29. Juni. Caillaux hat auf einem republikanischen Bankett in Le Mans eine Rede gehalten, in der er in großen Umrissen die gegenwärtige Finanzlage schilderte. Der Finanzminister betonte die Notwendigkeit eines nationalen Zusammenschlusses gegenüber der finanziellen Bedrängnis. Die Situation so sagte er, ist weniger ernst als man behauptet, doch ernster als angenommen wird. _
Die Wirren in China.
TU. London, 28. Juni. Nach Berichten aus China dauern die Einzelstreiks weiter an. Die Schiffahrt in London ist stark beeinträchtigt. Der Gouverneur hat die Freiwilligen mobilisiert und eine Friedensoerordnung erlassen. Aus Kanton berichtet Reuter, daß der französische Konsul im Zusammenhangmit den Unruhen in Shameen an den Zioilgouverneur sin« Note gerichtet hat. Darin wird erklärt, daß die französische Regierung eine Entschädigung für die Morde und den am Eigentum zu- ge-fügten Schaden verlangen wird. Die Note schließt in der energischen Aufforderung, weitere Unruhen zu verhindern.
Die Frem^enverfolgunSen.
TU. Paris. 29. Juni. Aus Schanghai wird gemeldet, daß S japanische Matrosen, die im Auto durch die Stadt sichren, von der wütenden Menge mit Steinwürfen verfolgt wurden. Der Polizei gelang es, die Japaner in Sicherheit zu bringen. Das diplomatische Korps'in Peking tritt am Montag zusammen, um den Bericht der nach Schanghai entsandten Delegierten zur Kenntnis zu nehmen. Der Bericht, der ausführliche Angaben über den Grund der Streikunruhen gibt, wird veröffentlicht werden. Der britische Geschäftsträger in Peking hat dem chinesischen Außenminister eine neue Note überreicht, in der gegen den Angriff auf die europäische Niederlassung Shameen, in besten Verlauf mehrere Engländer Serwundet wurden, auf das schärfste protestiert wird.
Englische Besorgnis.
TU. London, 29. Juni. Wie die Sunday-Times schreibt, haben die zwei Kabinettssitzungen in der vergangenen Woche sich mit der Lage in China beschäftigt. Das deutet auf den Ernst, Ernst, mit welchem die Lage im fernen Osten an den maßgebenden Stellen betmchtet wird. Der erste Lord der Admiralität, Lord Beatty ist wegen der Verteilung der Flottenstreitkräfte im fernen Osten befragt worden. Von der Admiralität sind Befehle an den Oberbefehlshaber des englischen Ostasiengeschwaders gegangen, denen zufolge eine Neugruppierung der englischen Streitkräfte an der chinesischen Küste erfolgen soll.
Line amerikanische Bermittlungsaktion in China?
TU. Paris, 27. Juni. Aus Washington wird gemeldet, daß der chinesische Gesandte dem Staatsdepartement ein Exemplar der Note überreicht hat, die dem diplomatischen Korps in Peking ausgehändigt worden ist. Im Weihen Hause wird die Möglichkeit einer Bermittlungsaktion Amerikas zwischen China und den ausländischen Mächten besprochen.