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6 amstag, den 12. September 1931
Jahrgang 104
Antrag auf Rüstungseinstellung in Genf
Die skandinavischen Länder, Holland und die Schweiz für sofortigen Rüstungsstillstand Briand enttäuscht durch Wiederholung der gewohnten Ausflüchte
Berlin gehen, um dort die Grundlage einer dauerhaften Zusammenarbeit mit dem deutschen Volk zu legen, nicht mit Worten, sondern mit realen, grundlegendenTaten.
^ Gens, 12. Sept. Die Außenminister von Schweden, Norivegen, Dänemark, Holland und der Schweiz haben, auf den Vorschlag Grandis ausbauend, in der Vollversammlung des Völkerbundes folgende Entschließung eingebracht:
Die gegenwärtige Weltkrise bedeutet eine schwere Störung in den Beziehungen zwischen den Völkern. Ihr liegt eine Reihe von wirtschaftlichen und politischen Ursachen zugrunde, deren Hauptquelle der Mangel an gegenseitigem Vertrauen zwischen den Völkern ist. Die Durchführung der Verpflichtungen des Völkerbundsaktes hinsichtlich der Herab s e tz u n g d e r Rüstungen ist ein erstes bedeutungsvolles Mittel für die Wiederherstellung des gegenseitigen Vertrauens. Eine Wiederaufnahme des Wettrüstens würde unvermeidlich zu einer sozialen und internationalen Katastrophe führen. Die Vollversammlung des Völkerbundes richtet daher einen dringenden Appell an alle diejenigen Mächte, die die Grundsätze des Friedens und der Gerechtigkeit durchführen wollen, ihre Bemühungen dahin zu vereinen, daß eine Weltmeinung geschaffen wird, damit die Abrüstungskonferenz zu positiven Ergebnissen gelange« kann, die insbesondere eine graduelle Herabsetzung der Rüstungen ermöglichen und damit das im Artikel 8 des Böl- kerbnndspaktes endgültig festgelegte Ziel erreicht wird.
Die Vollversammlung des Völkerbundes ersucht daher de« Rat, die Regierungen» di« zur Teilnahme au der Abrüstungskonferenz eingeladen sind, zu ersuchen, einen Beweis ihres gute» Willens z« bringen, daß sie den Frieden anf- «echterhalte« nnd das gegenseitige Vertraue« wieder Herstellen. in»«« st« sich verpflichten, sich bis znm Vorliegen des Ergebnisses der Abrüstungskonferenz aller Maßnahmen zu enthalten, die eine Erhöhung des gegenwärtigen Standes der Rüstungen bedeuten könnten.
BriandS Bölkerbundsrede eine Enttäuschung
In der gestrigen Vollversammlung des Völkerbundes hat nun auch der französische Außenminister Briand zu den gegenwärtigen weltpolitischen Fragen Stellung genommen. Er verteidigte den Völkerbund, dessen moralische Stellung er als gesichert und gefestigt betrachtet. Er begrüßte sodann eine deutsch-französische Annäherung, und setzte sich für eine europäische Zollunion ein. Briand erklärte hierbei, die französischen Staatsmänner würden in den nächsten Tagen nach
Zum Abrüstungsproblem wußte Briand nur die alte französische Forderung zu wiederholen:Er st Sicherheit, bann Abrüstung. Bemerkenswert ist, daß Briand in seiner Rede mit keinem Wort den Vorschlag Grandis erwähnte, d. h. daß Frankreich zu keiner Rüstungseinstellung gewillt ist. Die Auffassung der französischen Regierung ist nach den von Briand gemachten Mitteilungen, daß auf der kommenden Abrüstungskonferenz nur Nüstungseinschränkun- gen im Rahmen der bestehenden Sicherheiten vorgenommen werden könnten. Der Ausdruck „Abrüstung" wurde von Briand nicht gebraucht. Die Trilogie Schieds- 'wesen, Sicherheit, Abrüstung stellte Briand, wie es Paul Boncour und andere Vertreter Frankreichs zu wiederholten Malen vor dem Plenum der Vollversammlung und in den Kommissionen getan hatten, an die Spitze seiner die Abrüstungskonferenz betreffenden Ausführungen. Von keiner Seite wurde ihm bei diesem Abschnitt der Rede besonderer Beifall gespendet. Erst zum Schluß, als er der Hoffnung Ausdruck gab, daß die im nächsten Jahre beginnende Konferenz einen Erfolg bringen müsse, um den Völkerbund vor einem Zusammenbruch zu bewahren, brach großer Beifall auf allen Bänken aus.
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Der erste allgemeine Eindruck der Rede ist der, daß Briand in seiner Rede eine schwere Hypothek auf die Abrüstungskonferenz gelegt hat. Er hat in unmittelbarer Weiterverfolgnng des Genfer Protokolls die Durchführnng der Abrüstungskonferenz von der Schaffung neuer Garantiemaßnahmen qGGgpgig gemacht. Die alte französische Sicherheitsth von Briand in seiner
Rede in vollem Umfange wleoWMnsgenommen worden. Ferner ist allgemein ausgefallen, daß Briand in seiner Rede mit keinem Wort den Vorschlag Grandis erwähnte. In »Veiten Kreisen besteht der Eindruck, daß die Rede Briands eine schwere Belastung und einen Rückschlag auf die bisher erzielten Versuche der Vorbereitung der Abrüstungskonferenz darstellt. Der Gesamteindruck der Vriandrede war allgemein kein günstiger und hat Beunruhigung und Befürchtungen in weitesten Kreisen ausgolöst.
Tages-Spiegel
Das Reichskabinett hat sich entschlossen, die Nenregelnng Le« Beamtenfragen im Wege einer besonderen Notverordnung »orznnehmen, deren Veröffentlichung heute erfolgen soll.
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Anf der Berliner Konferenz -er Landwirtschastsminister de« Länder sprach gestern Reichsernährungsminister Schiele über die Notwendigkeit strasserer Absatzorganisationen nnd die verbilligte Natnralversorgung für Erwerbslose.
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Die skandinavischen Staaten, Holland und die Schweiz habe« in der Völkcrbnndsversammlung eine Entschließung auf sofortige Rüstungseinstellung eingebracht.
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Briands Bölkerbundsrede ist sehr farblos ansgesalle« und hat in Gens allgemein enttäuscht. Sie lieh deutlich die Abrüstnngsnnwilligkeit Frankreichs sowie Verständnis« losigkeit für die Wirtschaftsnot Europas erkennen.
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Macdonald gab i« Unterhaus bekannt» daß das Luftschiff R 100 verkauft wird. Der Sold im englischen Heere ist durchschnittlich um 11 Prozent gekürzt worden.
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Durch einen Tropenstnrm wurde die Stadt Belize in Hon« duras fMittelamerika) zerstört. Die Zahl der Toten und Verletzte» geht in die Hunderte.
Mitteln für die Unterstützung der Erwerbslosen erfordern besondere Maßnahmen zur Sicherstellung der Ernährung der Arbeitslosen im bevorstehenden Winter. ES kommt darauf an, trotz Herabsetzung der Richtsätze für die Unterstützung durch Gewährung billiger Naturalleistungen die Kaufkraft der Arbeitslosen im bisherigen Umfange zu erhalten. In Frage kommen in erster Linie die Bereitstellung von Brot, Mehl, Kartoffeln nnd Brennstoffen. Die Durchführung muß sich den örtlichen Verhältnissen anpassen und frei in die Hand der Kommunalverbände gelegt werden. Ueber allen technischen Schwierigkeiten muh der Wille stehen» die Versorgung der Erwerbslosen sicherzustellen. Der Minister richtete an die Länder die Aufforderung zur Durchführung dieser Aufgabe mit der Reichsregierung Hand in Hand zu arbeiten.
Deutscher Weizenkauf in Amerika
Die Länderkonferenz der Landwirtschaftsminister
Reichsernährungsminister Schiele über die Grundsätze der künftigen Agrarpolitik
Naturalleistungen für die Erwerbslosen
TU. Berlin, 12. Sept. In der gestern in Anwesenheit des Reichskanzlers in der Reichskanzlei abgehaltencn Konferenz der Landwirtschaftsminister der Länder gab Minister Schiele einleitend einer: Ueberbltck über die agrarpolitische Entwickelung der letzten Jahre und legte seine Grundsätze für die künftige Agrarpolitik bar. Er führte u. a. aus:
Seit der Wende der Jahre 1928-20 hat die Entwickelung -er Landwirtschaft in Deutschland völlig unter dein Zeichen des Zusammenbruchs der Agrarpreise am Weltmärkte gestanden. Im Mittelpunkt der Agrarpolitik dürfte daher die Abwehr der gu niedrigsten Preisen hereinströmcnden, den deutschen Markt überschwemmenden Auslanöseinfuh- ren, d. h. die Zollpolitik, stehen. Mit der Zollpolitik allein ist aber der Agrarkrise nicht beizukommen. Akute Ursachen der gegenwärtig nach wie vor anhaltenden Agrarkrise liegen heute auf innerwirtschaftlichem Gebiet. Hieraus ergeben sich die Richtlinien für unsere künftige Agrarpolitik:
1. Daß gut geleitete Betriebe mit beste»» Erträgen und bester rationellster Führung per Saldo mit Verlust abschlie- ßen, liegt im wesentlichen an der hohen Zinsbelastung. Bei den langfristigen Kapitalumschlägen in der Landwirtschaft ist ein Zinsfuß von 9 bis 15 Prozent und sogar noch darüber untragbar. Es müssen alle vorhandenen Möglichkeiten ausgeschopft werden, um dem Zinsproblem an den Nerv zu geh«»».
2- Die zweite große Aufgabe unserer künftigen Agrarpolitik ist die Ordnung der Absatzverhältnisse »!!!> Lande. Die Sicherung des Absatzes durch staat-
che Maßnahmen ist jedoch nur bedingt möglich. Der Staat muß sich darauf beschränken, durch Schaffung von Handelsstellen, durch Bereitstellung von Mitteln zur Zinsverbilli- gu»^ für landwirtschaftliche Absatzorganisationen und notfalls durch zwangsweise Zvsammenziehung landwirtschaftlicher Verwcrtungsorganisatione« die Selbsthilfe der Landwirtschaft zu erleichtern.
Eingehendere Darlegungen machte der Minister über den Paragraph 38 des Milchgesetzes. Ausgehcrrd von dem Gesamtjahresverlust der Milchwirtschaft von rund 1 Milliarde Rm. betonte Schiele, daß die unzureichende Verwertung der Milch bei der Verbutterung für das unwirtschaftliche Streben aller Molkereien nach Frischmilchabsatz sei. Wenn inan zu hochwertigen Qualitäten nnd zu angemessener Qua- litätsbezahlung gelangen »volle, sei die straffe Zusammenfassung der Milchwirtschaft und bi« Organisation der Absatz- und Bersorgungsverhältnisse Voraussetzung. Die Handhabung hierzu sei den Ländern durch den Paragraph 88 des Milchgesetzes gegeben.
3. Neben der Organisation des Absatzes sei die Finanzierung des Absatzes dringender denn je. Nach einem eingehenden Ueberblick über die bereits geschaffenen Erntefinanzierungsmaßnahmen legte der Minister seine Vorschläge zur Ausdehnung der Absatzfinanzierüng und der damit verbundenen Zinsverbilligung für andere landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Kartoffeln, Wein, Obst, Tabak, Hopfen, Bodenfrüchte bar.
4. Alle Maßnahmen zur Regelung und Finanzierung des Absatzes sind aber dann unzureichend, wenn die Produktion nicht genügend nach MengeundGtttedemVcrbrauch angepaßtist. Die sofort von -er Landwirtschaft vorgenommene Umstellung in der Getreidcproduktion muß auch in diesem Jahre aufrecht erhalten und fortgeführt werden. Ich warne vor einer erneuten Ausdehnung der Roggenanbaufläche. Der Weizenanbau muß auf seiner Höhe erhalten werben, notfalls unter Umstellung vom Sommeraus den Winteranbau. Die Haferproduktion muß unbedingt weiter eingeschränkt werden. Dagegen sind der Anbau von Leguminosen und Futtergerste sowie die Grünlandwirtschaft noch ausdehnungsfähig.
Zum Schluß wandte sich Schiele mit besonderer Betonung der ernährungspolitischen Aufgabe zu und führte aus: Das wettere Anwachsen der Arbeitslosigkeit und der Mangel an
TU. Wafhj« gton, IS. Sept. Das Farmamt bestätigt, daß es an Deutschland Millionen Bnshels setwa S00 000 Tonne«) Weizen z« de« am 10. September gültigen Markt, preis verkauft habe.
Kabinetlsberatung über das Nolprogramm
TU. Berti»», 12. Sept. Das Reichskabinett trat gestern vormittag zusammen, um die Ergebnisse der CHesbefprechung mit den Vertretern Preußens, an der sich auch der Präsident Mulert vom Deutschen Stäötetag und Oberbürgermeister Sahm-Berlin beteiligt hatten, durchzuberaten. Es ist anzunehmen, daß die Entscheidung des Reichskabinetts bereits heute fällt, nnd zwar in dem Sinne, daß die Penfionskür- zungen, sowie die bereits angekündigte Neuregelung der anderen Beamtenfragen nun doch in einer gesonderten Reichsnotverordnung behandelt werden, die zusammen mit der bereits fertiggestellten preußischen Notverordnung veröffentlicht werden kann. Die Einzelberatungen über die verschiedenen Punkte des Sparprogramms werden in der nächsten Woche beginnen.
Wie -er „Lokalanzeiger" erfährt, steht im Vordergrund der Verhandlungen des Peichskabinctts über das Notprogramm, das Maßnahmen auf dem Gebiet des Haushalts, der Steuern und Arbcitslosenfürsorge enthalten wir-, der Plan einer Erhöhung der Umsatzsteuer.
Die Verhandlungen des Kanzlers m«t den Sozialdemokraten abgeschlossen.
Die von sozialdemokratischer Seite verbreitete Meldung, wonach die Verhandlungen der sozialdemokratischen Führer mit dem Reichskanzler über die Aenderiing der Notverordnung vom Juni zum Abschluß gekommen sind, wird an zuständiger Reichsstelle bestätigt. Welcher Art die zugestandenen Abänderungen find, könne zurzeit noch nicht mttgeteilt werden.
Der neue Flottenchef.
Konteradmiral Gladt sch, der Chef des Marinekom- mandoamts des Reichswehrministeriums, ist, wie jetzt amtlich bekanntgegeben wird, znm Flottenchef ernannt worden. Konteradmiral Gross, Dr. phil. h. c., beauftragt mit Wahrnehmung der Geschäft« des Chefs des Stabes des Kommandos der Marinestation der Ostsee, wurde zum Chef des Ma- rinekommaudoamts -es Reichswehrministeriurns ernauitt.