Würltembergischer Landtag

«leise Ansrag« zur Hanszinsstenersrage.

Der Abg Banser <BRP.) hat im Württembergischen Landtag folgende Kleine Anfrage eingebracht.- Laut Presse- mttteilungen beschäftigt sich »ie Reichsregierung ». Zt. auch mit der endgültigen Lösung der Hauszins,teuerfrage. Es sind auch bereits Vorschläge verschiedener Art in der Presse ver­öffentlicht worben. Mit keinem Wort wurde bisher daraus Angewiesen, daß es sich bet den Hauszinssteuerbeträgen, über die nunmehr endgültig verfügt werden soll, um das recht­mäßige Eigentum der Hypothekengläubiger handelt. Die Er­fahrungen der letzten Zeit sollten deutlich genug gezeigt haben, baß «ine Gesundung unseres Kreditwesens und damit unserer Volkswirtschaft nicht möglich ist ohne die Wiedergewinnung des Vertrauens der Sparer und ohne den Wiederaufbau der inländischen Kapitalbtldung. Sowohl unter diesen Gesichts­punkten als auch ganz allgemein vom Standpunkt des Rechts aus ist es unmöglich und undenkbar, daß eine endgültige Lösung der Hausztnsfteuerfrage herbeigeführt werben kann, ohne das in erster Linie auch die Hypothekengläubiger be­rücksichtigt und ihre Vertreter gehört werden. Ich frage das württembergische Staatsministerium, ob es bereit ist, sich bei der Neichsregierung dafür einzusetzen, daß bei der Lösung der Hauszinssteuerfrage auch die rechtmäßigen Eigentümer, die alten Hypothekengläubiger, berücksichtigt werben und baß die Führer des Sparerbunbes und der Bolksrecht-Partei end­lich die Möglichkeit bekommen, ihre Vorschläge bei den maß­gebenden Reichsministern auch mündlich zu begründen.

Aus Württemberg

Ein Ansgrabungsgesetz für Württemberg Der sehr gewünschte baldige Beschluß eines Ausgrabungs- gesetzes für Württemberg scheint nunmehr feste Form anzu­nehmen, da von maßgebenden Persönlichkeiten ein ent­sprechender Antrag zum Schutze der urgeschichtlichen Denk­mäler in Schwaben der Negierung zur Vorlage kommen wird.

Die Bausparer unterliegen der VerstcherungSpslicht Gemäß einem Erlaß des Reichsfinanzministers müssen vom i. Oktober 1931 ab die Spareinzahlungen der Bau- fparer mit 2 Prozent Verstcherungssteuer ver­steuert werden. Diese Bestimmung trifft gerade die kleinen und mittleren Sparer empfindlich. Dieser Steuerpflicht unterliegen jedoch nur die eigentlichen Sparbeträge, nicht aber diejenigen Beträge, die zur Tilgung bestimmt sind. Einsparungen, die bis zum 3a. September 1931 eingezahlt sind oder «unbezahlt werden, bleiben noch von der Vcrsiche- rungssteuer befreit. Darunter fallen auch die bis zu diesem Termin geleisteten nnd satzungSgemäß zulässigen Voraus­zahlungen. _

Aus Stadt und Land

Calw, den 21. August 1931

Tödlicher Unfall

Gestern nachmittag gegen 2 Uhr ereignete sich in der Hof­einfahrt von Metzgermeister Schlatterer ein gräßlicher Nn- gliicksfall. Der ledige Hilfsarbeiter Fritz Breitmaier wollte mit einem andern Arbeiter einen mit Kohlen belade­nen Wagen auf dem Hofe herausführen. Als der Wagen in stärkere Fahrt kam, hat Brettmaier, der die Bremse bediente, dieselbe offenbar auf- anstatt zugedreht. Hierdurch verlor der an der Deichsel befindliche Arbeiter die Herrschaft über den Wagen und wurde mit diesem nach links gegen eine beim Hofausgang stehende Benzinzapfsäule abgedrängt. Breit­maier, der sich immer noch an der Bremse befand, hat diese Gefahr nicht bemerkt und war plötzlich mit dem Kopf zwi­schen Zapfsäule und Wagen eingeklemmt. Hierbei erhielt er eine so schwere Kopfverletzung, daß er während der Einliefe­rung in das Bezirkskrankcnhaus verschied. Das traurige Schicksal des Verunglückten, der seit längerer Zeit ausge­steuerter Erwerbsloser war und sich vor keiner Gelegenheits­arbeit scheute, begegnet allgemeiner Teilnahme.

Der verregnete Sommer

Man hört vielfach Aeußerungen darüber, daß das gegen­wärtige Augustwetter Temperaturverhältnisse gebracht habe, wie sie seit langer Zeit nicht mehr vorgekommen seien. Wir haben in dieser Ansicht wieder ein Beispiel für die psychische Wirkung des unmittelbaren Erlebnisses vor uns, das immer mehrfach die Vergangenheit überwiegt. Der Mensch pflegt das gerade Erlebte stets für das bisher schönste oder schlech­teste zu halten, und liebt Steigerungen zum Superlativ. In den meisten Fällen belehrt uns jedoch die Statistik eines besseren. So auch jetzt wieder mit dem Sommerwetter 1931. Ist es wirklich schon so lange her, seit mir derart kalte und unfreundliche Augusttage erlebten? Man kann es wirklich nicht behaupten, denn ähnliche, ja etwas schlimmere Ver­hältnisse brachte der August 1924! Damals hatten wir hier 14 Tage lang Temperaturen, deren Tagesmittel zwischen 12 und 18 Grad und deren Tiefstand in der Nacht immer unter 12 Grad, vereinzelt sogar unter 10 Grad sank. Heuer haben wirerst" eine Woche hindurch das kalte Wetter, doch ist das Tagesmittel in dieser Zeit immer um etwa 1 Grad höher geblieben, als in dem erwähnten August 1924. Auch die tief­sten Teinperaturen blieben noch etwas über 10 Grad. Aehn- lich sind gleichwohl die Verhältnisse wie damals, auch hin­sichtlich des vielen Regens. Wir können also nicht behaupten, daß es 1981 so war, wie seit langer Zeit schon nicht mehr. Zu dem schlimmen Eindruck, den der August in diesem Fahre macht, wird wahrscheinlich nicht wenig der Wttterungs- charakter des vorangegangenen Monats beitragen-DerJu lt war nämlich im Durchschnitt um 1 Grad zu kalt und lieferte außergewöhnlich hohe Regenmengen. Der Witterungsver- muf des bisherigen Sommers zeigt wieder einmal, daß et« trockener und warmer MaiJunt selten etwas Gutes für "an Hochsommer erwarten läßt.

Der Fall Lacnm anfgeklärt

Die letzten polizeilichen Ermittlungen haben ergeben, baß Heinz von Lacum bei dem Autobrand aus dem Dobel tat­sächlich den Tod gefunden hat. Ob Selbstmord oder Un­glücksfall vorliegt, wirb sich wohl nie klären lassen. Die Nachforschungen haben gezeigt, daß Lacum nie eine silberne Hirnplatte getragen hat. Nach diesen aufklärenden Ergeb­nissen hat nun die Staatsanwaltschaft kein weiteres Inter­esse mehr an dem Fall.

Statistisches ans der Basler Mission

Einig« Zahlen aus dem Leben der Basler Mission zeigen eindrucksvoll die Größe dieses Werkes, das ja bekanntlich vor allem in Württemberg eine starke Heimatgemetnde hat. Auf den MtssionSfeldern stehen gegenwärtig insgesamt 189 euro­päische Missionsarbeiter, davon 79 Missionare, 5 Lehrer, 7 Aerzte, 28 Schwestern. Im Missionshaus befinden sich 75 Schüler,' 8« find zur Aussenöung bestimmt,- im Heimaturlaub befinden sich 6« Missionsarbeiter. Außerdem sind 222 Ange­hörige des Misflonsiverkes in der Heimat, teils Reiseprebiger und Evangelisten, teils invalide Missionare und Witwen. Der Stab der eingeborenen Missionsarbeiter ist um ein Vielfaches größer, ein Zeugnis dafür, wie fest sich das Chri­stentum schon in den Mifstonsgebieten eingewurzelt hat. Es sind zusammen 1968, darunter 67 Pfarrer, 586 Katechisten, 144 Evangelisten und 883 christliche Lehrer und Lehrerinnen. Die Zahl der Gemeindeglieder auf den Misstonsfeldern be­trug am 1. Fanuar 1931 insgesamt 67 798. Sie verteilen sich folgendermaßen auf die einzelnen Gebiete: China 16131, Borneo 6699, Indien 23 140, Golöküste 7487 und Kamerun 14 288. Auch die Schularbeit weist einen blühenden Stand auf. In 599 Schulen und 252 Prediger- und Lehrerseminaren werden 36 577 Schüler unterrichtet. Wie stark Württemberg das Werk der Basler Mission mitträgt, geht nicht nur daraus hervor, daß ein ganz großer Teil der Missionare aus Würt­temberg stammt, sondern auch daraus, daß im Fahr 1939 allein aus Württemberg rund 650 908 RM. au Gaben und Beiträgen an die Basler Mission abgeführt wurden, d. h. ein Drittel der gesamten Einnahme. Leider leidet das Mis­sionswerk besonders schwer unter der gegenwärtigen Wirt­schaftskrise und bedarf darum doppelter Opferfreudigkeit aller Missionsfrcunöe.

Geringe Aussichten für stellungsuchendc Deutsche in Frankreich

Wenn auch in Frankreich die wirtschaftlichen Verhältnisse nicht so ungünstig sind wie z. Zt. in Deutschland, so wird doch allgemein eine sehr ruhige Geschäftslage gemeldet, die zu einer Verschlechterung des Arbeitsmarktes, insbesondere für Ausländer geführt hat. Auf jeden Fall empfiehlt es sich nicht, aufs Geratewohl nach Frankreich zu fahren, zumal eS eine Arbeitslosenfürsorge für Nichtfranzosen in Frankreich nicht gibt nnd daher die deutschen Stellungssuchenden in die größte Notlage geraten können. Wer zur Verbesserung seiner fran­zösischen Sprachkenntnisse nach Frankreich will und nicht auf eigene Kosten dort längere Zeit leben kann, sondern auf die Erlangung einer Stellung angewiesen ist, sollte sich vorher genau über die Bedingungen unterrichten, denen Ausländer in Frankreich hinsichtlich der Arbeitsaufnahme unterworfen sind.

Tierwelt in Not

Von M. A. v. L ü tg e ndo rf?-München.

Als der amerikanische Naturforscher Puxley vor einigen Jahren Australien bereiste, mußte er zu seinem Entsetzen fest­stellen, daß mehrere der eigenartigsten der dort einheimischen Tiere unmittelbar vor dem Aussterben stehen. Der tasma- nische Wolf findet sich nur mehr in einem kleinen Gebiet im Innern von Tasmanien; das auf hohen Bäumen lebende Baumkänguruh geht seinem Untergänge entgegen und ebenso ein Verwandter des tasmanischen Wolfes, ein kleines Tier, das die Eingeborenen dentasmanischen Teufel" nennen. Und wenn die Jagd aus das Opossum, die dem Pelzmarkt von Sydney alljährlich mehr als fünf Millionen Felle liefert, noch Jahre lang weitergcführt wird, dürfte auch die Beutelratte mit dem schönen weichhaarigen Fell bald aussterben.

Der südamerikanischen Tierwelt droht schon in abseh­barer Zeit der Verlust eines Tieres, dessen Nutzweri kaum geschätzt werden kann, weil es überhaupt unersetzlich ist. Es «st bas Vikunjaschaf, dem die Indianer trotz aller Gefahren und Beschwerden der Jagd in Höhen von 3000 bis 4000 Metern unermüdlich nachstellen. Denn aus keinem anderen Tierhaar lassen sich Stoffe weben, die in der eisigen Kälte jener Hochgebirge so wärmen wie die Vikunjagewebe. Dieses Schaf bringt im Jahre nur ein Junges zur Welt. Das kost­bare Tier lebte einst in solchen Riesenoeständen, daß die Inkas oft auf einer einzigen Jagd bis zu 40 000 Schafe erlegten. Die silberarauweiß und dunkel schimmernden Felle der südameri­kanischen Chinchillamaus kommen sicher nicht lange mehr auf ^?^lzmärkte, da dieChinchilleros", die chilenischen Chin­chillajäger, ihr Bestes tun, die Zahl der zierlichen Pelzmäuse mehr und mehr zu verringern. Und an den Küsten der Süd­volargebiete sterben die Pinguine massenhaft dahin, weil das durch die Oelfeuerung der Schiffe ölbedcckte Wasser ihr Ge- fieder derart verklebt, daß ihnen das Wasser bis auf die Haut dringt und nicht mehr abfließen kann.

Afrikas Tierwelt steht gegenwärtig ein Verlust bevor, der besonders zu beklagen ist. Noch vor drei Jahren schätzte der Zoologe Akeleh die Zahl der in Französisch-Westafrika und IM Kongo lebenden Gorillas auf kaum mehr als fünfzig Stück. Und heute soll hiervon nur noch die Hälfte am Leben sein. Nun hat man im letzten Augenblick zwar ein großes Schutzgebiet für den in seinen Lebensgewohnheiten noch so wenig erforschten Menschenaffen abgegrenzt. Ob diese Maß- nähme den Gorilla aber auch wirklich der Nachwelt erhalten wird, erscheint gleichwohl recht zweifelhaft; viel eher kann man annehmen, daß der Tag, an dem auch der Gorilla den Trerformen einer vergangenen Zeit angehört, bedenklich nahe ist.

Vom Untergang sind auch so manche Angehörige unserer europäischen Tierwelt bedroht. Seit Jahren werden die letzten wilden Affen, die es noch in Europa gab, dieBarbaren- Affen, die sich immer noch auf den Felsen von Gibraltar hnumtrewen, von den Engländern verfolgt, nachdem man sie mvrelana durch besondere Maßnahmen, die allerdinas viel

Wetter für Samstag und Sonntag

Bei Fortbestehen nördlicher Depressionstätigkeit ist für Samstag und Sonntag immer noch veränderliches, zu zeit­weiligen Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.

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Stmmersseld, 29. August. Am vergangenen Sonntag hieft der Turnverein sein jährliches Schau- und Werbeturnen. Die Veranstaltung war vom Wetter begünstigt. Mit Musik gings hinauf zum hochgelegenen Turnplatz. Der Vorstand begrüßte die Anwesenden und bat die Fugend, dem Verein beizutretcn. Nach einleitenden Freiübungen wurden gute turnerische Lei­stungen gezeigt an Barren, Reck und Pferd, die beweisen, baß der Verein im letzten Fahr fleißig geübt hat und daß er der Unterstützung wert ist. Ergänzt wurden die hiesigen Turne« wie alljährlich durch eine Gruppe Altenstetger und Pfalz­grafenweiler Freunde. Die Damenriege gab Seilübungen und Reigen zum besten.

Nagold, 29. August. Der Postamts-Neubau ist vor einigen Wochen auf dem Stadtacker begonnen worben. Die altehr- würüigen Kastanienbäume fielen bereits im Frühjahr, ein Schacht wurde gegraben und dann war cS-wieder für Monate still. Nun aber geht es zusehends vorwärts. BtS jetzt sind die Unterkellerung und das Erdgeschoß fertiggestellt. In ungefähr 8 Wochen hofft man den RoAiau mit den beiden wetteren Stockwerken fertiggestellt zu haben. Die Arbeiten sind leider zum größten Teil nach auswärts vergeben worben, so - die Hoffnung auf Arbeitsbeschaffung für Nagold sich nicht in dem erhofften Maße erfüllt hat.

SCB. Weilderstadt, 29. Aug. Dienstag abend gingen einige junge Männer auf der Merklinger Straße spazieren Als ihnen ein kleiner Lieferwagen begegnete, wurde, wie schon gemeldet, der hinter seinem Kameraden gehende 19- jährige Holzbildhauer Paul Braun so heftig und scharf von dem Auto gestreift, daß er mit voller Wucht in den Straßen­graben geschleudert wurde, wo er mit einem doppelten Schä­delbruch liegen blieb. Er ist seinen Verletzungen gestern mittag erlegen, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben. Nach dem Führer des Lieferwagens wird gefahndet.

SCB. Stuttgart, 29. Aug. In der Botnangerstraße sank am 19. August nachmittags ein mit einer Last von 69 Zent­ner beladener Lastkraftwagen auf der erweichten Fahrbahn an der Eisenbahnböschung ein und kam auf das Eisenbahn­gleis zu liegen. Der kurze Zeit nach dem Unfall fällige Per­sonenzug konnte noch rechtzeitig z«n Halten gebracht wer­den. Das Auto wurde von der Feuerwache 2 gehoben. Durch den Vorfall mußte der Eisenbahnbetrieb zwei Stunden lang eingleisig durchgeführt werben.

SCB. Stuttgart, 29. Aug. Am Montag wurde einem hie­sigen Edelstcinhändler aus dem Schnellzug Heidelberg- Stuttgart auf der Bahnstation Bruchsal ein gelblich-brauner Warenkoffer mit Brillanten, Edel- und Halbedelsteinen und echten Perlen, sowie Brillantringen im Gesamtwerte von etwa 29 900 RM. entwendet. Die sofort angestellten Unter­suchungen ergaben, daß der Täter seinen Koffer, der zwei Flaschen Wein, belegte Brötchen und ein Nachthemd enthielt, zurückgelassen hatte. Es handelt sich dabei um einen ähn­lichen Koffer wie der entwendete.

SCB. Stuttgart, 20. Aug. Am Mittwoch vormittag wurde bei einer polizeilichen Kontrolle vor dem Arbeitsamt in Cannstatt ein Erwerbsloser betroffen, als er kommuni­stische Werbeschriften zum Kauf anbot. Da er nicht im Be-

Geld kosteten, geschützt hatte. Wie Wisentyerde im Kaukasus der letzte Rest von Europas größtem Landtier, ist, obgleich dit Tiere in einem ständig überwachten Reservat lebten, seit de» Jahre 1928 vollständig verschwunden. Im gleichen Jahr« gab es auch in dem einstigen Schutzgebiet in den russische». Ostseeprovinzen noch fünf Stück der prachtvollen Wilostierr; wie viele es heute noch sind, wer kann es sagen? In Italien hat man in den letzten Jahren mit großem Eifer die Aus­rottung der Delphine, jener lebhaften und anmutig-luftigen Begleiter der Ozeandampfer, in Angriff genommen, weil diese Tiere, was freilich nicht zu leugnen ist, allzu viele Fische fressen. Zu einer völligen Vertilgung wird und soll es ja Wohl nicht kommen, aber die großen, lockenden Fangvrämien dürften den Bestand des Mittelmeerdelphins immerhin schon stark gelichtet haben.

Auch deutsche Tierwelt ist in Not. Noch im Jahre 1918 lebten auf Sylt fiinf Pärchen und vier Junge der wunder­schönen Riesenseeschwalbe. Heute findet sich von den scheuen Vögeln kein einziger mehr auf deutschem Boden; man ver­mutet, daß die letzte kleine Kolonie nach Schweden ausge­wandert ist, weiß es aber nicht sicher. Der Fischreiher wu«e ziemlich selten. Den Uhu hat man in den letzten zwanzig Jahren so schonungslos verfolgt, daß ganz Deutschland heute vielleicht kaum mehr als 15 bis 20 horstende Uhupärchen be­sitzt. Die Störche haben sich derart vermindert, daß allein Ostpreußen einen Rückgang von 70 Prozent verzeichnet, eine Folge der Umwandlung nahrungsreichen SumpflandeS in Trockenboden sowie einer in neuerer Zeit oft beobachteten, jahrelang andauernden Brutunlust der Störche. Den König aller Vögel, den Steinadler, der noch vor 80 Jahren in den deutschen Mittelgebirgen als Brutvogel horstete, sieht man heute sogar in den Hochalven kaum mehr, wiewohl er das ganze Jahr hindurch geschützt ist. DieAdlerkönige", deren Ruhm es war, ein Menschenleben lang nur Adler abzu- schießen, haben den königlichen Vogel so gut wie ganz aus­gerottet.

Was aber noch nicht gänzlich vergangen ist, kann wieder erstehen. Und so wurde denn erst vor kurzem in der Mark Brandenburg eine Biberkolonie errichtet, um die Zahl der nahezu völlig ausgestorbenen Biber in ganz Europa findet sich das Tier nur mehr an vier Stellen! wieder zu ver­mehren. Im Meersfelder Bruch in Westfalen hat man de» letzten europäischen Wildpferden eine prächtige Heimstätte ge­geben und sie dadurch vor dem Aussterben bewahrt. Mn Steinbock, der aus den deutschen Hochalpen längst verschwun- den ist, hegt die Schweiz in staatlich geschützten, hochalpinen Wildparks, so daß auch dieses scheueste aller Alpentiere der europäischen Fauna erhalten bleibt; in den Piemontefischen Alpen, dem einzigen Platz in Europa, wo man das Tier noch wirklich wildlebend antrifft, wird es gegenwärtig sorgfältig be­wacht und vor Abschuß geschützt. Und erst in diesem Jahr« hat Frankreich an der bretonischen Küste ein eigenes Schutz­gebiet für die dort fast völlig ausgestoroenen, zu den Taucher­vögeln gehörenden Alken sowie in der Camargue einen Schutz- Park für Hunderte von Flamingos geschaffen.