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Nr. 156

Amts- unä Anzeigeblatt für äen Oberamtsbezirk caliv

Mittwoch, den 8. Juli 1931

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Jahrgang 104

Aufruf der Regierung zum Hoover-Moratorium

Der Dank des Reiches an Amerika Die Sparpolitik wird fortgesetzt Nächste Woche Sachverständigenkonferenz in London unter Teilnahme Amerikas

TU. Berlin, 8. Juli. Die Reichsregierung erläßt folgenden Aufruf:

Die weitschauende und staatsmännische Initiative des amerikanischen Präsidenten Hoover wurde von Erfolg ge­krönt. Seelische Entlastung und Hoffnung auf wirtschaftliche Besserung löst allseitig freundschaftliche und freudige Gefühle ans. Das deutsche Volk ist sich darüber klar, daß die endgültige Durchführung des Hoovcrplanes ihm, als dem am schwersten belasteten Lande die verhältnismäßig stärkste Erleichterung bringt. Die Einigung konnte nur durch verständnisvolles Mitwirken aller Beteiligten erreicht werden. Wir erkennen dankbar an» daß in der Stunde schwerster wirtschaftlicher Ge­fahr Deutschland dieses Verständnis für seine Lage gefunden hat.

Deutschland ist auch nach Eintritt des Feierjahres keines­wegs seiner wirtschaftlichen und finanziellen Nöte überhoben. Es kann die ihm verbleibenden Mittel nicht benützen, um die Opfer, die die Regierung der Bevölkerung hat zumuten müssen, bei aller Milderung gewisser Härten hcrabzusetzen. Es darf nicht in seinen äußersten Anstrengungen, zu sparen, Nachlassen. Die gesamten Erleichterungen, die der Hoover- plan Deutschland bringen wird, werden znr Konsolidierung der öffentlichen Finanzen restlos benötigt «nd verwandt wer­den. Die hierdurch einsetzende Erleichterung des Gelb- und Kreditmarktes mutz der deutschen Wirtschaft zugute kommen. Eine Erhöhung irgendwelcher Ausgaben des Reiches auf welchem Gebiet auch immer, ist während des Feierjahres nicht möglich. Darüber hat der Reichskanzler der amerikanischen Regierung eine eindeutige Erklärung abgegeben.

Das Hooverjahr soll der Wiederherstellung der deutsche« Wirtschaft «nd darüber hinaus der wirtschaftlichen Erholung der Welt dienen. Soll sich die Hoffnung verwirklichen» daß in der gesetzte« Zeit bas Ziel erreicht wird, so ist eine engere Zusammenarbeit der Völker erforderlich.

Die nächsten Monate werde« Gelegenheit z« solcher Zu­sammenarbeit bieten. Die Heilung der Wnnde» «nd Vor­sorge gegen den Eintritt ähnlicher Weltkatastrophen müssen das gemeinsame Ziel sein, von dem sich die Staatsmänner «nd die Völker bei der Lösung der noch größeren Ausgabe» -es kommenden Jahres leiten lassen.

HIndenburg an Hoover

Der Reichspräsident hat nachstehendes Telegramm an den Präsidenten der Bereinigten Staaten gerichtet: Nachdem die Pariser Verhandlungen nunmehr zum Abschluß gelangt sind und bas von Ihnen vorgeschlagcne Feierjahr begonnen hat, möchte ich Ihnen und dem amerikanischen Volk den Dank des deutschen Volkes zum Ausdruck bringen. Dank Ihrer Initiative möge die ganze Welt einer neuen Acra friedlicher und vertrauensvoller Zusammenarbeit entgegenge­führt werden. Dies ist mein aufrichtiger Wunsch.

Die Regelung der technischen Einzelheiten des Hooverplans

Die Regelung der nach den amerikanisch-französischen Vereinbarungen noch offen gebliebenen technischen Einzel­heiten des Hoovermoratoriums dürfte nach deutscher Auffas­sung folgendermaßen erfolgen: Bezüglich der Sachliefe- rungen hält man an zuständiger Berliner Stelle eine Kon­ferenz von Sachverständigen der beteiligten Länder für not­wendig, zumal hier eine ganze Reihe von schwierigen Wirt­schafts- und Vertragsfragen zu lösen sind. Die Frage des Garantie sonds sollte nach deutscher Auffassung zunächst zwischen Frankreich und dem Verwaltungsrat der BIZ. verhandelt werden, während man bezüglich der endgültigen Regelung der Zinsfrage für diegestundeten Zahlungen noch nicht klar sieht. In der Vereinbarung zwischen Amerika «nd Frankreich ist diese Frage nur grund­sätzlich, nicht aber nach der Höhe der Zinsen geregelt wor­den. Hier würde es also noch eines diplomtifchen Ge­danke na ustausches bedürfen, gegebenenfalls unter Hinzuziehung der Sachverständigen, der BIZ. Der formellen Inkraftsetzung des Hoovermoratoriums wird nach deutscher Auffassung eine offizielle diplomatische Mitteilung an alle in Betracht kommenden Mächte vorausgehen.

Amerika beteiligt sich an den Gachverständigenkonferenzen

Nach einer Meldung aus Washington erklärte Unterstaats­sekretär Castle am Dienstag, selbst wenn die britische Re­gierung eine internationale Konferenz der Außenminister ein­berufen sollte, so fei nichtsdestoweniger auch noch eine Kon - ' V achverständigen der beteiligten Länder

m Konferenz -er Staatsmänner könnte seiner

Ansicht nach die Frage erörtern, ob nicht die Rückzahlungsfrtst, die man Deutschland am Montag gewährt Habe, zu kurz sei. Dagegen würde eine Revision -er Schnl-enver- träge im gegenwärtigen Augenblick sicher besprochen «erden. Zur formellen Inkraftsetzung -es Hooverplanes de-

dürfe es jetzt nur noch der formellen Zustimmungserklärung seitens der anderen Staaten mit Ausnahme von Frankreich, das bereits zugestimmt habe. Dies alles sei aber nur eine Formsache, tatsächlich habe das Ferienjahr be­reit s b e g o n n en.

Wie Unterstaatssekretär Castle ferner mitteilte, hat sich die Regierung der Vereinigten Staaten bereit erklärt, Vertreter z« den Sachverständigenkonscrenzen zu entsenden, denen die Erledignrrg der technischen Einzelsragen des Hooverplanes obliegt. Der Unterstaatssekretär ließ üurchblicken, daß Was­hington an dem möglichst schnellen Beginn der Arbeiten stark interessiert sei. Die Newyork Sun unterstreicht, daß die Vereinigten Staaten mit diesem Schritt ihre bisherige Iso - lierungspolitik völlig über Bord geworfen hätte.

Sachverständigenkonferenz in London:

Die englische Negierung hat die Vereinigten Staaten so­wie die Signatarmächte des Aoungplans zu einer Konferenz nach London eingelabcn. Es wird versichert, daß sich die Einladung auch auf Deutschland beziehe. Die englische Re­gierung hofft auf baldige zustimmenbe Antworten, so daß die Konferenz möglichst schon in der nächsten Woche beginnen könnte. Es steht noch nicht fest, ob es sich um eine Zusammen­kunft der Minister oder nur der Sachverständigen handeln wird. Der Besuch Macdonald und Hendersons in Berlin soll durch die Konferenz nicht berührt werden. Die englische Ne­gierung hat es auch offen gelassen, die Verhandlungspunkte zu bestimmen. Nach der ganzen Sachlage wird man aber mit der Frage des Garäntiefonds und der Sachlieferungen zu rechnen haben. Sollten andere Mächte es für angebracht hal­ten, auch andere Punkte auf das Programm der Konferenz zu setzen, so wird die englische Regierung diese Wünsche ein­gehend prüfen. Diese Formulierung läßt befürchten, daß sich politische Fragen nicht ganz werden auSschalten lassen.

Tages-Spiegel

Die Reichsregierung erläßt eine« Ausruf zum Hoover-Mora» torium, in dem sie mit dem Hinweis aus die notwendige Sparsamkeit die Erklärung verbindet, daß keine Position des Haushalts erhöht wird.

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Reichspräsident von Hindenburg hat dem Präsidenten Hoover den Dank des deutschen Volkes für seinen Schritt zum Aus, druck gebracht.

Die deutsche Wirtschaft hat gegenüber der Golddiskontbanl eine Ausfallsbürgschast von SOU Millionen RM. Übernom» men, um dieses Institut z« einem wirksamen Kredit, Instrument zu gestalten.

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Macdonald hat die Reparationsmächte znr Besprechung der Restpunkte des Hooverplans nach London eingelade«. Auch Amerika will dieser Einladung Folge leiste».

Znr Festsetzung des Termins der deutschen Ministerbesnch« in Paris und Nom wurden diplomatische Besprechungen ge, führt. Reichskanzler Dr. Brüning richtete an Mussolini eine herzlich gehaltene Botschaft.

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Der Reichsrat wird sich in seiner morgigen Vollsitzung mit dem Entwurf einer Verordnung über die Förderung des Freiwilligen Arbeitsdienstes beschäftigen.

so daß Deutschland, der ganze« Lage nach, wieder einen schweren Stand haben wird.

Die franzöfischeRegierung gibt bekannt, daß sie sich auf Wunsch der englischen Regierung bereit erklärt habe, an einer in London stattfinbcnden Konferenz von Finanzsach­verständigen teilzunehmen. Auf dieser Konferenz, deren Zeit­punkt noch nicht endgültig feststeht, für die aber der Mittwoch nächster Woche in Aussicht genommen ist, sollen die finanz­technischen Fragen behandelt werden, die das französisch-ame­rikanische Abkommen offen gelassen hat, sowie die Ungleichung -es Hooverplanes an den Uonngplan.

Ein Hilfswerk der deutschen Wirtschaft

Uebernahme einer 500 -Millionen-Aussallsbürgfchast durch die Wirtschaft Die Deutsche Golddiskonibank soll ein wirksames Kreditinstrument werden

TU. Berlin, 8. Juli. Sämtliche großen Jndustrieunter- nehmungen, Banken und Schiffahrtsgesellschaften haben am Dienstag abend an den Reichsbankpräfidenten einen Brief gerichtet, in dem sie davon Mitteilung machen, daß sie sich ent­schlossen haben, der Deutschen Golddiskontbank eine Ausfallsbürgschaft von 500 Millionen Reichsmark zur Ver­fügung zu stellen. Der Zweck ist, dje Bank i« -je Lage z« »er­setzen, in noch viel stärkere« Maße als bisher ei« wirksames Kreditinstrument z« sei». Der eigentliche Sinn dieses Schrit­tes ist jedoch, von seiten der gesamten deutschen Wirtschaft gegenüber dem In- «nd Auslande unter Beweis z« stellen, - trotz der bekannte« Ereignisse auf dem Devisenmarkt «nd anderer Erscheinungen -es Mißtrauens -ie deutsche Wirtschaft willens ist, der Schwierigkeiten Herr z» werden. Das Schrei­ben ist von etwa 1000 deutschen Firmen unterzeichnet, die sich in allerkürzester Zeit zu diesem Schritt zusammengefunden haben.

Die Aktion soll einen Akt der Bekundung des Selbstver­trauens und der stärksten Verbundenheit aller deutschen Unternehmungen darstellen.

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Da das Schreiben der führenden deutschen Unternehmun­gen an den Reichsbankpräsibenten erst in der letzten Stunde des Dienstag bekannt wurde, nehmen nur einige Berliner Morgenblätter zu dem Schritt -er deutschen Wirtschaft be­reits Stellung: DieD A Z." unterstreicht, daß nicht das Reich oder öffentliche Körperschaften, sondern das selbstverantwort­liche Unternehmertum in nationaler Selbstlosigkeit und staatserhaltender Gesinnung zu diesem mutigen und dankens­werten Schritt sich entschlossen hat. Die Wirtschaft trägt hof­fentlich mit ihrer Initiative dazu bet, die Krise des Ver­trauens zurückzudämmen und die Bahn für neue schöpferische Gestaltung der gesamten Innen- und Finanzpolitik frei zu machen. Da die Bank für Jndustrieobligationen nach den geltenden Bestimmungen andere Anfgaben hat, besteht nun die Notwendigkeit, sie durch Notverordnung mit der neuen technischen Aufgabe noch zu betrauen. Der Staat hat auch seinerseits die moralische Verpflichtung, angesichts der großen opferbereiten Gemeinschaftsaktion der Wirtschaft, alles zu tun, damit das GesunbungSwerk gelingt. DieBörsen- zeitung" betont, die Hilfsbereitschaft der deutsche» Wirt­schaft bedeutet ohne weiteres etne Tat. Nun wird eS Aufgabe der ReichSregieruug fei«, de« Forderung«» und den Muh-

uungen, die die Führer der Wirtschaft seit Jahren im Hin» blick auf die Unehrlichkeit der Politik und der Wirtschafts­führung nach innen wie nach außen erhoben haben, endlich ernstlich Rechnung zu tragen. DerBörsenkurier" meint, die freiwillige Bürgschaftsgewährung zahlloser welt­bekannter Unternehmungen ist ein Beweis der deutschen Ruhe und des deutschen Zielbewußtseins. Die deutsche Wirtschaft schließt sich zusammen und stellt sich einer vor den anderen» in der richtigen Erkenntnis, daß heute nur noch alle gesund nebeneinander leben oder zusammen untergehen werden. Die Welt wird das begreifen und ihre Mitarbeit nicht versagen.

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Die Börsen znr Pariser Einigung

Die Berliner Börse reagierte auf die Einigung in Paris mit Kurssteigerungen von 28 Prozent, die sich auch im Ver­lauf behaupten konnten. Größtenteils handelt es sich wieder um Deckungen -er Baisse-Spekulation Durch die Kursge­winne find aber die Verluste, die infolge der französischen Verzögerungstaktik in den letzten 14 Tagen erfolgt sind, nicht eingcholt worden. In Bankkreisen beurteilt man die Lage zuversichtlicher, doch war von überlautem Optimismus keineswegs die Rede. Am Devisenmarkt, an dem vor­gestern die Nachfrage auf über 80 Millionen Reichsmark hin­aufging, war keine stärkere Anspannung zu verzeichnen. Man schätzt die Abgaben auf etwas über SO Millionen RM. Man hofft nunmehr auf den Abschluß eines größeren lang­fristigen Kredits. Auch erwartet man, daß die Netchsbank noch zur Befriedigung der anhaltenden Devisennachfrage einen neuen Rediskontkredit beanspruchen wirb.

Wallstreet hält ein einjähriges Moratorium für »ngenügen-

Obgleich -ie Newyorker Börse den Abschluß der Mora­toriums-Verhandlungen mit steigenden Kursen enthusiastisch begrüßte, setzte in den frühen Rachmittagsstunden des Diens­tag ein starker Rückgang ein, der bis zum Börsenschluß an­hielt. In den führenden Wallstreet-Kreisen setzt sich die Mei­nung -nrch, daß der erste Enthusiasmus, mit dem der Hoo- verplan begrüßt wurde, wahrscheinlich übertrieben sei und die erzielten Kursgewinne nicht völlig gerechtfertigt seien. Gleich­zeitig wirb auch hervorgehoben, Laß ein einjähriges Mora­torium doch nur eine ungenügende Zwischenlö- s««g darsteüe. Di« dentschen Anleihen gingen um 12 Punkte «rück.