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Nr. 151
Amis- unä Anzeigeblati für äen Oberamisbezirk (alw
Donnerstag, den 2.Juli 1931
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verantwort!. Lchriftleitung: Zrieckrich Han» Scheele Oru<k unä Verlag äer A. velschlagerfchen vuchäruckerei
Jahrgang 104
Die Pariser Entscheidung erneut vertagt
Ein neues Memorandum Hoovers an die französische Regierung
Wellfeierjahr auch
TU. Paris, 2. Juli. Die französisch-amerikanischen Verhandlungen sind gestern nachmittag wieder unterbrochen und auf heute abend vertagt worden. Die amtliche französische Verlautbarung über die gestrige Konferenz hat folgenden Wortlaut: Im Laufe der gestrigen Besprechungen hat Schatzkanzler Mellonden Wortlaut eines Dokumentes mitgeteilt, das dazu bestimmt ist, über die Haltung der amerikanischen Negierung in bezug auf die augenblicklichen Verhandlungen Aufschluß zu geben.' Dieses Dokument, das in der Form eines Aid Memoire abgefaßt ist, stellt außer dem Wuirsch der amerikanischen Negierung, die Verhandlungen fortzusetzen, noch bedeutendeMeinungs- verschiedenheiten zwischen den beiden Regierungen fest. Das Dokument, das in Washington amtlich veröffentlicht werden soll, wird heute dem französischen Ministerrat zur Prüfung vorliegen.
Das amerikanische Memorandum bewegt sich, abgesehen von einer vorsichtigeren Formulierung, im allgemeinen auf der Linie der gestrigen offiziösen Regierungserklärung. Die Note bringt klar zum Ausdruck, baß Frankreich durch die Ablehnung des amerikanischen Vorschlags im Laufe des nächsten Kahres rund 100 Mill. Dollar mehr einbüßen würde, als wenn es dem Hooverplan zustimmte. Zweifellos würde Deutschland, wenn der Hoover-' plan abgelehnt werben sollte, ein Moratorium für die geschützten Zahlungen erklären. Selbst unter der Voraussetzung, daß Deutschland fortfahren würde, die ungeschützten Zahlungen zu leisten, würde Frankreich zwar annähernd 105 Millionen Dollar erhalten, andererseits aber 106 Millionen Dollar als Garantiefonds an die BIZ. und weitere 110 Millionen Dollar an die Vereinigten Staaten und England abzuführen haben. Das bedeute also einen Verlust von 100 Millionen Dollar.
In dem Memorandum wird erneut betont, daß die Gefahr einerKriseinDeutschland noch immer drohe. Schon der Hooverplan allein habe das Vertrauen wiederkehren laßen. Das habe sich in der Steigerung aller Waren- und Effektenprerse aus allen Weltmärkten wiedergespiegelt. Die Bedingungen, die Frankreich an die Annahme des Vorschlages knüpft, ständen nicht im Einklang mit dem Geiste des Vorschlages des Präsidenten. Das Memorandum wendet sich bann einzelnen umstrittenen Punkten zu. Amerika sei -er Ansicht, -aß sämtliche gestundeten Zahlung«« über einen Zeitraum von 35 Jahre» fundiert werben sollte«, und zwar zu einem Zinsfuß, -er dem von den Gläubigerregierungen aus die eigcueu öfseutlichen Schulden gezahlte« Durchschnittssatz entspreche. Wesentlich sei natürlich, daß die Zahlungen auf Grund aller bestehenden Abmachungen «ach Ablauf des Jahres wieder anfgenomme« würden. Aus diese Weise wäre -ie Fortdauer der genannten Abmachungen keineswegs gefährdet. Die Regierung -er Bereinigte« Staaten sei damit einverstanden, daß Deutschland die ungeschützten Teile der Annuität an -ie BIZ. avsühre, vorausgesetzt, daß der Betrag der Reichsregierung auf dem Anleiheweg unverzüglich zurückerstattet werde. Der französische Wunsch aber, daß diese Anleihe nicht der deutschen Regierung, sondern der deutschen Industrie und Finanzkonzernen zur Verfügung gestellt werde, sei unvereinbar mit dem Hilfsplan des Präsidenten. Auch die Anregung -er französischen Regierung, daß ein Betrag von 25 Millionen Dollar aus den ungeschützten Zahlungen den durch Ausfall der Reparationseingänge besonders geschädigten mitteleuropäischen Ländern in Form einer Anleihe zuzuweisen sei, stelle eine Verletzung des Hooverschen Vorschlages dar.
Die Washingtoner Negierung halte zwar daran fest, daß der gestundete Betrag über 25 Jahre verteilt werde, doch sei eine Einigung über diesen Punkt nicht möglich, wenn die anderen Streitfragen nicht aus der Welt geschafft würden. Die Befürchtungen Frankreichs, daß es gezwungen werben könnte, Sen Garantiefond an die BIZ. einzuzahlen, seien grundlos, weil alle Regierungen dem amerikanischen Vorschlag zugcstimmt hätten. Wen« Frankreich Angst habe, dann sollten die übrigen Staate« ausdrücklich Frankreich von -er Besorgnis befreien. Die französische Forderung aber, daß die von Deutschland während des Moratoriumsjahres an die BIZ. abgeführten und auf dem Anleiheweg wieder zurück-
ohne Frankreich?
erworbenen Beträge dem Garantiefond gutgeschrieben werden sollten, als ob Frankreich selbst die Garantiezahlungen geleistet hätte, stehe nicht nur mit dem Geist, sondern mit dem Wesen des Hooverangebots in völligem Widerspruch. Außerdem verwickle diese Sonderfosderung die Vorschriften des Youngplanes, was die französische Regierung doch selbst ängstlich zu vermeiden wünsche. Die Regierung der Vereinigten Staaten könne über eine Abänderung des Doungplanes selbstverständlich nicht verhandeln, da sie ihn nicht unterzeichnet habe.
Abschließend appelliert die Washingtoner Regierung nochmals an Frankreich und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß die Pariser Negierung einen Weg finden möge, die vorhandenen Meinungsverschiedenheiten auszugleichen und den Plan Hoovers in Wirksamkeit zu setzen, da kein Ausweg aus den gegenwärtigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten möglich sei, ohne daß alle Staaten vorübergehend Opfer auf sich nähmen.
Optimismus in Paris.
Von gut unterrichteter französischer Seite verlautet, -aß nach der Ueberrcichung des Aid Memoire in maßgebenden französischen Kreisen wieder größerer Optimismus herrsche, da die amerikanische Note sehr viel entgegenkommender gehalten sei, als man in Paris am Mittwoch nachmittag angenommen hatte.
Gerüchtweise verlautet ferner, -aß Amerika Anregungen nicht unzugänglich sei« werde, die von gewisser Seite ausgingen und nach denen eine allgemeine Konferenz aller am Konngplan interessierte« Mächte einberufen werden soll. Als Tagungsort käme u. a. Paris in Betracht.
Die Washingtoner Ansicht über den Stand der Pariser Verhandlungen.
Aus Mitteilungen von Washingtoner Regierungsvertre- tern läßt sich zum ersten Male ein klares Bild über den Stander Besprechungen in Paris gewinnen. Hoover besteht darauf, baß die Zahlung der während des Feierjahrcs gestundeten Beträge auf 26 Jahre verteilt wir-, während Frankreich nur eine fünfjährige Frist gewähren will, die unter der Bedingung, daß der Uoungplan während dieser Zeit unverändert bleibe, bestenfalls um weitere 5 oder 10 Jahre verlängert werden solle. In Washington wird offen gesagt, -atz die Regierung der Vereinigten Staaten darin eine Falle sehe, da der Aoungplan im Laufe der Zeit sehr wohl leichten Aenberungen unterworfen werden könne. Der französische Vorschlag, wonach Deutschland -en ungeschützten Teil der Jahreszahlungen an die BIZ. abzuführen und auf dem Anleihewege wieder erhalten soll, scheint Hoover jetzt wenigstens grundsätzlich annehmbar zu sein, da er darin nur eine Buchungsmaßnahme erblickt. Nach wie vor lehnt er aber -ie französische Forderung auf Beteiligung von Griechenlan- und Südslawien an der Rückverleihung der ungeschützten Zahlungen ab. Er verweist dabei darauf, -aß Liese Staaten dem Hooverplan unbedingt zugestimmt haben. Hoover scheint die politischen Hintergründe dieser französischen Forderung klar zu durchschauen, denn er gab bereits der französischen Regierung durch Mellon zu verstehen, daß Amerika gern bereit sei, den osteuropäischen Staaten im Falle von Geldschwie- rigkeiten zu helfen, die gestundete Jahreszahlung müsse aber in vollem Umsange Deutschland zugute kommen.
In Washington wird betont, das Hauptinteresse liege ln der französischen Forderung auf Entbindung Frankreichs von -er sich aus Anlage 8 des Uoungplans ergebenden Verpflichtung, im Falle einer Moratoriumsverkündung -nrch Deutschland 500 Millionen Rm. auf den Garantiefonds der BIZ. einzuzahlen, solange Deutschland -ie gestundeten Beträge nicht zurückerstattet hat. Amerika lehne über diesen Punkt jede Erörterung ab, da eS am Noungplan unbeteiligt sei und überlasse anderen Mächten, -ie Lösung dieser Streitfrage zu finden. Für -ie «nbeugsame Haltung -er Washingtoner Regierung find in politische« Kreisen umgehende Gerüchte kennzeichnend, wonach Amerika bereit sei, im Notfall unter Ausschaltung Frankreichs ei« Stuu- -ungsabkommenmitüenübrigen beteiligten Mächten zu treffen und Frankreich völlig zu isolieren.
Der kommunistische Kleinkrieg
Verschärfter Gchußwaffeugebrauch imrch die Polizei.
TU. Berlin, 3. Juli. Die Vorfälle im Osten Berlins, bei denen ein Polizeioberwachtmeister sein Leben einbüßte, find, wie von zuständiger Seite hervorgehoben wird, keineswegs irgendwelche spontane Kundgebungen Arbeitsloser gewesen. Vielmehr handelte es sich um «in durchaus planmäßiges
Vorgehen radikaler Elemente. Es sin- in letzter Zeit -er Polizei wiederholt kommunistische Rundschreiben in die Hände gefallen, die außerordentlich aufschlußreich find. In diesen Rundschreiben sin- genaue Vorschriften über das Verhalten bei Durchführung von Demonstrationen enthalten.
Auch aus dem Ruhrgebiet liegen Rundschreiben vor, die die Arbeiterschaft ermutigen sollen, mit allen zu Gebote stehend«: Mittetz: den Kamps gegen -ie Staatsordnung ans-
Tages-Spiegel
Die Entscheidung »er französische« Regierung über di« Annahme -es Hooverplans ist ernent vertagt worden.
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Hoover hat eine «ene Denkschrift in Paris überreiche« lasten» in welcher die «»eitere Verhaudluugsbereitschaft Amerikas zum Ausdruck gebracht ist.
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Während man in Washington droht, -en Hooverplan auch ohne Frankreich durchznsührcn, glaubt man in Paris au -as Bevorstehen eines durch Nachgeben der Amerikaner z« erzielenden Vergleichs.
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In Berlin schließt man ans der erneute« Vertagung der Pariser Verhandlungen, daß man sich weiter «m eine Einigung bemüht.
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Der Volksentscheid in Preußen über die Fordern«« deS Stahlhelms nach Landtagsanslösnng findet voraussichtlich am 2. Angnst statt.
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Das Luftschiff „Gras Zeppelin" ist gestern in Reykjavik ans Island gelandet »nd befindet sich znr Zeit ans dem Rückfluge über England.
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Die amerikanischen Weltskieger Cost «nd Gatty sind gestern auf dem Rooseveltsield in Reuyork gelandet «nd haben damit ihre« Weltruudflug beendet. Die wahrscheinliche Gesamtdauer des WeltflugeS beträgt 8 Tage «ud IS Stunde«.
zunehmen. Das preußische Innenministerium weist darauf hin, baß -ie Polizei in Zukunft rücksichtslos von der Schußwaffe Gebrauch machen werde. Gleichzeitig aber wird daraus hingewiesen, daß die preußischen Behörden vollkommen Herr der Lage seien.
Schwere Ausschreitungen in Peine.
In Peine wurden Nationalsozialisten auf einem Umzug durch ein Arbeiterviertel von Kommunisten, -ie aus Braunschweig Verstärkung erhalten hatten, mit Pflastersteinen» Zaunlatten, Schuß- und Hiebwaffen angegriffen. Die Polizei wurde ebenfalls von den Kommunisten stark bedrängt und machte» nachdem der erste Schuß von seiten -er Kommunisten gefallen war, von ihren Schußwaffen Gebrauch. Hierbei wurden 14 Personen -um Teil schwer verletzt. Auch Nationalsozialisten wurden, da beide Parteien weiße Hemden trugen und so in dem Tumult eine Unterscheidung unmöglich war, durch Schüsse verletzt, darunter zwei Nationalsozialisten so schwer, daß mit ihrem Ableben gerechnet werden muß. Nachdem di« Polizei das Alarmkominanbo herangezogen hatte, konnte die Ruhe wieberhergestellt werden. In einer Darstellung von nationalsozialistischer Seite zu dem Ueberfall heißt es, daß die Polizei nur mit drei Mann vertreten gewesen und der zu erwartenden Aufgabe nicht gewachsen gewesen ist. Sie habe die ersten Schüsse abgegeben, wodurch zwei S.-A.-Leute durch Bauchschüsse schwer verletzt worden seien. Beide lägen im Krankenhaus darnieder. Bon -en Komnmniften seien mehrere Schüsse abgegeben worden. Die Zahl der Leichtverletzten ans seiten der Nationalsozialisten betrage 26, wovon IS ins Krankenhaus eingeliefert werden mußten.
Nachspiel zum Königsberger Spionagezwischenfall
Der stellvertretende französische Militärattache in Berlin abberusen
TU. Berlin, 2. Juli. Wie die »Königsberger Allgemeine Zeitung" von unterrichteter Seite erfährt, ist der stellvertretende Militärattache in Berlin, de Mierry, der an den Königsberger Spionagefällen beteiligt war, nunmehr von der französischen Regierung offiziell von seinem Posten abberufen worden. Mierry hat Berlin bereits verlassen und ist nach Paris abgeretst.
Die Katastrophe des U-Boots „Poseidon-
Do» Kommandant »«egen Fahrlässigkeit bestraft.
LU. London» 3. Juli. Der Kommandant des englischen Unterseebotes „Poseidon", das in der Nähe von Weihaiwei infolge Zusammenstoßes mit einem chinesischen Dampfer nn- terging, wurde von dem Kriegsgericht von Bord gewiesen und mit einem strengen Verweis bestraft. Dies bedeutet, Laß setne militärische Laufbahn voraussichtlich zu Ende ist. Da» Gericht entschied, daß er durch seine Schiffsführung das Unterseeboot in leichtfertiger Weise aufs Spiel gesetzt habe.
Auf dem britischen Kanonenboot „Folkestone", bas sich znr Zeit im Persischen Golf befindet, ereignete sich eine schwer« Kesselexplofian, bet der 7 Mann der Besatzung teilweise sehr schwer verletzt wurde».