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Nr. 148

Montag, den 29. 3uni 1931

Die entscheidenden Pariser Verhandlungen

Amerika gibt nicht nach Internationale Einigung über den Hooverplan in einer Woche?

Deutscher Ministerbesuch auch in Rom

Tages-

Iahrgang 104

Spiegel

TU. Paris, 29. Juni. Die französische Kammer nahm um Samstag mit 386 gegen 189 Stimmen die Antwort der französischen Negierung auf den Hooverschen Vorschlag be­züglich einer einjährigen Stundung sämtlicher Reparationszahlungen und interalliierten Schulden an und ermächtigte sie, die Verhandlungen mit der amerikanischen Regierung zwecks Abschluß eines endgültigen Abkommens weiterzuführen.

Staatssekretär Stimson erklärte vor seiner Abreise nach Europa Pressevertretern, daß das in der französischen Kammer abgegebene Vertrauensvotum für das Kabinett Laval ein klares Anzeichen dafür sei, daß Amerika und Frankreich eine befriedigende Einigung in der Moratoriumsfrage erzielen würden. Zwar erfordere jede Abmachung die Zustimmung des Parlaments, doch ver­spreche die Verhandlungsbereitschaft Frankreichs schließlich einen Erfolg. In Washington ist man über den Ausgang der Pariser Verhandlungen nach wie vor optimistisch. Laut Newpork Hcrald Tribüne" erwartet man, daß das Abkom­me» über den Zahlungsaufschub innerhalb einer Woche zu­stande kommt. Wie das Blatt erklärt, hat Hoover keineswegs die Absicht, Frankreich gegenüber allzu nachgiebig zu sein. Newyork Times" erklärt erneut, daß die jetzigen französi­schen Bedingungen für die Vereinigten Staaten unannehm­bar seien. Ihre Annahme würde den Zahlungsaufschub un­wirksam machen. Schon jetzt scheinen Zweifel über die end­gültige Wirksamkeit der einjährigen Zah­lungspause aufzutauchen, denn dieNewyork Hcrald Tribüne" erklärt, daß, falls nötig, nach Zustandekommen des Abkommens später zwanglose diplomatische Verhandlungen ftattsinden müßten, um ei«« neues Wnüschastschaos nach dem Ablauf des Feierjahrcs zu verhüten.

Die Verhandlungen Mellons mit der französischen Negie­rung gestalten sich sehr viel schwieriger, als inan nach den optimistischen Ausführungen in Washington und Paris an- nehmen konnte. Es hat sich herausgestellt, daß Schatzsekretär Mellon und Botschafter Edge von Washington sehr ins ein­zelne gehende Weisungen erhalten haben, wonach die fran­zösischen Gegenvorschläge von den Vereinigten Staaten nicht ohne iveiteres angenommen werden können.

Die französisch-amerikanischen Gegensätze.

Bisher haben sich in den Pariser Verhandlungen zwischen Her amerikanischen und der französischen Auffassung drei Hauptpunkte herausgeschält, über die noch Meinungsver­schiedenheiten bestehen. Amerika wünscht einmal, daß der gesamte Betrag des ungeschützten Teiles der Tribute ledig­lich Deutschland und zwar zinslos wieder zur Verfü­gung gestellt «vird, während Frankreich auch die kleinen mit­teleuropäischen Staaten daran tcilhaben lassen will. Die französische Regierung wünscht außerdem, daß die BIZ. die Garantie für die Anleihe übernimmt, die sie mit dem unge­schützten Teil der Tribute an Deutschland eröffnen will. Wie in amerikanischen Kreisen verlautet, soll sich Mellon jedoch nachdrücklich dagegen gewehrt-haben. Schließlich steht die französische Regierung noch auf dem Standpunkt, daß es un­möglich sei, Deutschland so weitgehende finanzielle Erleichte­rungen zu gewähren, ohne dafür sehr ernste politische und wirtschaftliche Garantien zu erhalten. Es liegt in der Absicht Frankreichs, eine genaue Kontrolle über die Aurvendung der sreimerdeuden Tributgrlder auszuübc«.

Unter diesem Gesichtswinkel ist auch eine Unterredung des deutschen Botschafters mit Laval, Briand und Flandin am Sainstag zu betrachten. Laval verlangte von der Reichs­regierung ganz bestimmte Garantien über ihre friedlichen Absichten und ihren ehrlichen Wunsch einer Zusammenarbeit. Er soll bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen habe««, daß sich Deutschlaud verpflichten müsse, auf die D u r ch f üh r u n g der Zollunion mit Oesterreich zu verzichten. Ferner verlangte er die Versicherung, daß weder die Neichs-

Fast läglich Grenzverletzungen im Osten

Wieder ei« polnisches Militärflugzeug über deutschem Gebiet

" TU. Königsberg, 29. Juni. Samstag um 14.36 Uhr er­schien über JEchannisburg aus Richtung Landesgrenze kom- ein Doppeldecker auf dessen Tragflächen das Zeichen mir»"- ^ rotweißen Karos, die Abzeichen der polnischen itärfliegcr, deutlich festgestellt wurden. Das polnische überflog in geringer Höhe, die auf etwa 290 Meter geschätzt wurde, die Stabt, machte dann einen kurzen Bogen »um Bahnhof, überflog diesen und verschwand in der Rich- ning auf Arys zu, wo sich bekanntlich der große Truppen­übungsplatz befindet.

Wie erst jetzt bekannt wird, haben am 34. Juni vier

marine noch das Neichsheer in irgendeiner Weife etivas von den freiwerdcnden Geldern erhalte.

Keine Beteiligung Deutschlands an den Pariser Verhand­lungen.

Gegenüber gewissen französischen Versuchen, Deutschland in die französisch-amerikanische Aussprache einzubezichen, ivird in Berliner politischen Kreisen Wert auf die Feststellung gelegt, daß der deutsche Standpunkt in dieser Frage unver­ändert ist. Deutschland hat nicht die Absicht, sich in die fran­zösisch-amerikanische Aussprache hineinziehen zu lassen und dürfte dem französischen Wunsche nach einer Beteiligung an der Aussprache nach ivie vor ablehnend gegenüberstchen.

Der deutsche Ministerbesuch in Paris erst Ende Juli

Was den Besuch des Reichskanzlers Dr. Brü­ning und des Reichsaußenministers Dr. Curtius anlangt, so ist man in Pariser politischen Kreisen der Auffassung, daß eine Zusammenkunft mit den französischen Ministern nicht vor Ende Juli stattfinden werde. Laval soll den deut­schen Botschafter daraus hingewiesen habe,«, daß noch gewisse Präliminarien zu regeln seien, bevor ein nutzbringender Meinungsaustausch ratsam erscheine.

Kammcrerklärung Lavals über de« deutsche« Besuch.

Wie aus dem offiziellen Text der Samstag-Nachtsitzung der französischen Kammer hervorgeht, erklärte Ministerprä­sident Laval, daß die französische Regierung den Reichs­kanzler bitten werde, nach Paris zu kommen.Ich weiß", so sagte Larwl,wie ich zu ihm zu sprechen habe. Warum soll ich ihm nicht sagen, daß Frankreich im Jahre 1926 sich in der gleichen Lage befunden hat, wie Deutschland heute und daß cs nicht die Hilfe des Auslandes in Anspruch genommen hat, sondern sich selbst die Opfer auferlegte, die jeder kennt. Deutschland macht schwere Tage durch. Es wird Lei uns un­ter gewissen Bedingungen die Hilfe finden, die ihm nützlich sein kann. Damit aber diese Politik der europäischen Zu- sammenarbet sich entwickeln kann, müssen schwere Wolken erst zerstreut werden. Der Gegensatz zwischen dem Stahlhelm und den Forderungen des Reichs muß verschwinden. Ich werde dem Reichskanzler sagen, daß cs nicht möglich ist, daß Deutschland mit dem geheiligten Geld unserer Reparationen Rnstungs- oder Dumpings-Politik betreibt. Ich werde ihm sagen, daß man nicht auf unbeschränkte Zeit mit den Gefüh­len unseres Landes spielen kann.

Die Rede des französischen Ministerpräsidenten Laval ist in Berlin mit Ruhe ausgenommen worden. Unangenehm berührt hat nur die Unterstellung, daß Deutschland das Geld, das ihm auf Grund des Hovverplanes zur Verfügung stehen würde, nicht zu Rüstungen verwenden möchte. Diese Be­merkung des französischen Ministerpräsidenten verdient um so stärkere Zurückweisung, als sie in demselben Augenblick getan worden ist, in dem der französischen Regierung selbst Niescnsummen für Nüstungszwccke bewilligt worden find. Verhandlungen über eine dentsch-italieuische Zusammenkunft.

Es bestätigt sich, daß die italienische Regierung mit der deutschen Regierung in einen Gedankenaustausch über eine deutsch-italienische Aussprache nach dem Muster der deutsch-englischen Aussprache eingetreten ist. Eine formelle Einladung der italienischen Regierung an den Reichskanzler und den Reichsaußenminister nach Rom ist jedoch vorläufig noch nicht ergangen. Es ist daher auch noch unsicher, ivann die deutsch-italienische Zusammenkunft statt- findcn wird. Deutscherseits wird jedoch bereits schon jetzt der Gedanke einer eingehenden Aussprache mit den italieni­schen Staatsmännern aus das wärmste begrüßt.

Wie derBörsenkuricr" erfährt, hat der italienische Bot­schafter am Samstag Dr. Brüning und Dr. Curtius eine Einladung desCape di Governo" nach Rom übermittelt. Diese Einladung sei mit Herzlichkeit ausgenommen worden. Ihr seien wiederholt Besuche des deutschen Botschafters in Rom bei Grandi vorausgegangen.

tschechische Militärflieger das Erzgebirge überflo­gen und sich über einige Zeit über deutschem Gebiet aufge­halten. Die deutsche Vertretung in Prag hat wegen dieses Vorfalles Vorstellungen erhoben und um die Zusicherung ge­beten, daß sich weitere Grenzverletzungen nicht wiederholen möchten.

Der deutsche Gesandte in Warschau ist seit einigen Wochen gezwungen, beinahe täglich im Außenministerium vorzuspre­chen, um die Aufmerksamkeit der polnischen Regierung auf die fortgesetzten Grenzverletzungen durch polnische Flieger »u lenken. Man sollte jetzt doch bald einmal überlegen, ob nicht eine große diplomatische Aktion beim Völkerbund eingelettet werden müßte, weil tatsächlich diese Grenzverletzungen schon den Charakter eiuer Madige« VetmoHuug DentschiaudS a» genommen haben.

Die Pariser Verhandlungen über Frankreichs Zustimmung zum Hooverplan gestalte» sich trotz des amtliche« Optimis» mus recht schmierig. I« Washington hofft man, im Laufe dieser Woche zu eiuer iuternationale« Einigung über den Zahlungsansschnb zu gelange«.

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I« Berlin wird betont, daß die Retchsregiernn« jede Ein­beziehung Deutschlands in die Pariser Verhandlungen ab. lehnt.

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Der italienische Botschafter hat in Berlin den Wunsch Musso­linis nach einer persönlichen Aussprache übermittelt. Diese Anregung wird in Berlin lebhaft begrüßt.

In englischen diplomatischen Kreisen rechnet »an mit de, Einberufung einer neuenSachverftändigenkonserenz" zur Bereinigung der Kriegsschuldenzahlnnge«.

Aus der Pariser Kolonialausstellung ist -er hollLndische Pa­villon völlig niedergebrannt. Der Schade« mird auf 66 Mil­lionen Frauken geschätzt.

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Die amerikanische« Weltflieger haben in Rnßland eine leichte Panne erlitte«, modnrch sich ihre Ankunft in Charbarowsk verzögerte. Das nächste Ziel der Flieger ist jetzt Rome i» Alaska.

Der deutsch-rumänische Handelsvertrag unterzeichnet

TN. Genf, 29. Juni. Der deutsch-rumänische Handels­vertrag ist am Samstag im HotelMetropole" von Ministe­rialdirektor Posse für Deut s ch la nd und Staatssekretär Po- pescu für Rumänien unterzeichnet worden. Man hofft, daß der Vertrag im Herbst in Kraft tritt. Bon rumänischer Scitt ist dem Agrarausschnß ein Auszug aus den Vereinbarungen, insbesondere die Vorzugsfragen berührenden Regelungen unterbreitet worden.

Riesenbrand auf der Pariser Koloniat- ausstellung

Eine nationale Katastrophe für Holland: Die gesamte hollän­dische Ausstellungs-Abteilung niedergebrannt.

Paris, 29. Juni. Im holländischen Pavillon der Koloni- alausstellnng brach in den frühen Morgenstunden des Sonn­tags im Schalterraum infolge Kurzschluß ein Brand aus» der das ganze Gebäude samt seinem wertvollen Inhalt ver­nichtete. Der Schaden wird auf 60 Millionen Franken bezif­fert. Die Nachricht von der Vernichtung des holländischen Pavillons hat in der holländischen Oeffentlichkeit ungeheure Bestürzung hcrvorgerufcn. Der Schaden ist zwar durch Ver­sicherung gedeckt, doch wiegt sie nicht den Verlust an Kunst­werken der seltenen Schätze auf, unter Lenen sich zahlreiche Unika, jahrhundertealte absolut unersetzliche Schätze befin­den. Der durch den Brand entstandene Schaden wird auf IS Millionen Gulden geschätzt, hatte doch das Hauptgebäude einen Wert von 1 Million 290006 Gulden. In einer Erklä­rung gegenüber Pressevertretern bezeichnete -er holländische Kolonialminister de Graaff die Vernichtung des holländischen Pavillons als eine nationale Katastrophe. Eine Katastrophe für die Ausstellung und eine Katastrophe für Hol­land selbst.

Neue Unruhen in Spanien?

TU. Madrid, 39 . Juni. Aus Sevilla treffen Meldungen ein, wonach die dort auf dem Flugplatz von La Tablada lie­gende Fliegertruppe mit ihren Offizieren sich gegen die augen­blickliche Regierung erhoben hat. Die spanische Regierung dementiert die Meldungen, hat jedoch strenge Zensur über alle Nachrichten verhängt.

Ueber die gestrigen Parlamentswahlen in Spanien liegen zuverlässige Nachrichten noch nicht vor. Es scheint, daß in Madrid die republikanisch-sozialistische Koalition <der be­kannte Vierbund), die die Monarchie gestürzt hat, überwälti­gend gesiegt hat. Auch in Sevilla scheint die Koalition gute Ergebnisse erzielt zu haben.

Amerikanisches Einfuhrverbot für Sowjeiwaren

TU. Neuyork, 39.- Juni. Wie aus Washington berichtet wird, beabsichtigt das Schatzamt ein strenges Einfuhrverbot für all« Waren und Rohstoffe aus Sowjetrußland gültig ab 1. Januar 19W zu erlassen. Dieses Einfuhrverbot wir- mit dem Zollgesetz begründet werden. Die Regierung geht -abet vo« her Voraussetzung ans, daß alle Arbeiter in Sowjetruß­land als Zwangsarbeiter angesehen werden müssen.