Württembergischer Landtag

, Der Landtag trat gestern nachmittag wieder zusammen und befaßte sich mit Ausschußanträgen zu verschiedenen Ge­genständen und Eingabe«. Zu einem Antrag Bauser lVR.). der abgelehnt wurde, erklärte Staatspräsident Dr. Bolz, baß bas Aufwertungsverfahren bet den Sparkaffen abge­schlossen die Aufwertung in Hohe von 12,525 A erfolgt und dafür 6,6 Millionen Mark ausgegeben worden seien.

> Würde der Äufmertungsmindestsatz von 12,5 auf 25 er­höht so würde sich daraus für die Sparkassen eine Aufwer­tungssumme von 22 Millionen Mark ergeben. Alle übrigen Ausschußanträge wurden bebattelos angenommen. Die Straf­verfolgung ivurde genehmigt in je 1 Fall gegen die Abg. Schneck (Komm.) und Alb. Fischer (Komm.), in 2 Fällen gegen den Abg. Köhler (Komm.). Morgen fährt der Landtag zur Besichtigung des Neckarkanals nach Hetlbronn und Heidelberg und am Donnerstag beginnt die 3. Lesung des Etats in Verbindung mit den Anträgen betr. Aufhebung der neuen Notverordnung und des Bersammlungsverbots in Württemberg. __

Aus den Parteien

Die Stuttgarter S P D. gegen die Notverordnung, wp. Stuttgart, 9. Juni. Im Anschluß an einen Bericht vom Leipziger Parteitag nahm gestern eine stark besuchte Mitgliederversammlung der Stuttgarter Sozialdemokratie einstimmig folgende Entschließung an: »Die äußerst zahlreich besuchte Mitgliederversammlung des Sozialdemokratischen Vereins Stuttgart nimmt mit Empörung von dem Inhalt der neuen Notverordnung Kenntnis. Sie richtet an die so­zialdemokratische Neichstagsfraktion das dringende Ersuchen, den sofortigen Zusammentritt des Reichstags zu veranlassen und für den Ersatz der 4. Notverordnung durch ein gesetz­geberisches Werk mit dem Ziel einer Politik der Stärkung der Masscnkaufkraft und der Sicherung und Erhaltung der »sozialen Leistungen zu kämpfen. Von der Durchsetzung dieser Forderungen wird das weitere Verhalten der Sozialdemo- i krattschen Partei gegenüber der Negierung Brüning ab­hängig sein."

Aus Stadt und Land

Calw, den 10. Juni 1931.

Der Bezirkstag des Ev. Bolksbunds. wurde wie alljährlich am 2. Sonntag nach Pfingsten abge­halten. Freundliches Sommerwetter ermöglichte auch dies Jahr nach einer liturgischen Vorfeier in der Kirche hinauf zum Gimpelstetn (Georgenhöhle) zu ziehen, geleitet von den Klängen des Stammheimer Posaunenchors. Dort hatte sich eine stattliche Schar Volksbundfreunde vom Wald eingefun­den,' auch die Gäuseite, die eine Anzahl rühriger Orts­gruppen aufweist, fehlte nicht: alles in allem ein freund­liches Bild der geistigen Gemeinschaft zwischen Stadt und Land, hoch und nieder, die ein Kennzeichen der Volksbund- arbett und ihres Ziels, evangelischen Gemeinbelebens, ist. Dekan Noos als Beztrksvorsitzender begrüßte die Er­schienenen und gab unter der Ueberschrift:der Ev. Volks­bund ein Helfer in Volksnot" einen Ueberblick über dessen Arbeitsgebiet, wobei er sein Augenmerk vor allem auf die Landesgeschäftsstelle in Stuttgart richtete: Wachen (wachsame Beobachtung der Zeichen der Zeit),' Wehren (Abwehr aller dem christlichen Volksleben gefährlichen Strömungen) und Bauen (Aufbau des Gemeindelebens, dem Guten Wege bahnen) nannte er die Hauptarbeitszweigc des Bundes und zeichnete sic auf den dunklen Hintergrund heutiger Volks­not. Als Hauptredner nahm sodann Pfarrer Held- Simm o z h e i m das Wort zu einer anschaulichen und an­fallenden Rebe über das Thema, das schon in der liturgi­schen Feier angeklungen hatte:Unsere Hoffnung der Him­mel, unser Acker die Welt". Das berüchtigte, heute so gern gebrauchte Heinewort:Den Himmel lassen wir den Engeln und den Spatzen", züm Ausgangspunkt nehmend, zeigte er, wie es in schwerster Lage eben die Hoffnung ist, die den Menschen aufrecht hält, ihn zur helfenden Tat und zu tapfe­

rem Tragen befähigt: wie das Jenseits die Kraft des Dies­seits ist und gerade da der Acker dieser Welt am besten be­stellt wird, wo die christliche Hoffnung lebendig ist. Nach einer von allerlei ernster und fröhlicher Musik ausgefüllten Pause sprach General a. D. Niethammer, Mitglied des Landesausschuffes des Ev. Volksbundes, ein packendes Schlußwort, in dem er, anknüpfend an Selbsterlebtes, von der Weihe gemeinsamen Erlebens durch gemeinsames Dan­ken und Feiern Zeugnis gab. Nach gemeinsamem Gesang des LiedesEin feste Burg" zogen die Festteilnehmer grup­penweise wieder zu Tal oder ihren Heimatgemeinden im vorderen ober Hinteren Bezirk zu, sichtlich gehoben und ge­stärkt, um des Tages Last und Hitze wieder neu auf sich zu nehmen.

Versammlung d«S Bezirksobftbanvereins in Aichhalden- Oberweiler.

Am letzten Sonntag hielt der Verein eine Obstbauver­sammlung in Aichhalden-Oberweiler ab. Beide Orte ge­hören zu den höchstgelegenen Dörfern des Bezirks. Aich- Halden liegt auf der Hochfläche südlich von dem Kleinen Enztale, in einer kleinen Einsenkung, welche den Anfang des Schaubachtälchens bildet, bas sich bald mit dem Kollbach- tal vereinigt. Die weitläufig stehenden, mit Obstgärten umgebenen Gebäude sind größtenteils überaus stattliche Bauernwohnungen, an welche vielfach die Scheuern ange­baut sind. Die Einwohner, deren Erwerbsquellen in Vieh­zucht, Feldbau und Waldbau bestehen, sind meist sogenannte Waldbauern, die geschlossene Güter und Waldungen oder große Parzellen besitzen und -um Teil eigenes Jagürecht haben. Der mit Aichhalden verbundene, nur eine achtel Stunde westlich gelegene Weiler Oberweiler hat im allge­meinen die gleichen Verhältnisse wie Aichhalden, wohin auch die Kinder in die Schule gehen. Der Obstbau bringt kaum den eigenen Bedarf für die Einwohner auf, trotzdem die Höhenlage und die Bodenbeschaffenheit dem Obstbau nicht hindernd entgegenstehen. Die Versammlung hatte des­halb den Zweck, den Nachweis zu führen, baß auch auf dem Schwarzwalö, in den höher gelegenen Orten des Bezirks, Obstbau möglich und erfolgreich sei. Stadtbauimvart Ko pp sprach im geräumigen Schulsaal über Forderungen des praktischen Obstbaus. Er ging zunächst von Neuan­lagen aus, wobei er den Hauptwert auf die Sortenwahl legte. Von den vorhandenen besten Sorten sei auszugehen und diese Sorten sollten weiter verbreitet werden. Von neue» Sorten seien nur diejenigen anzubauen, die der Höhenlage und dem Klima Rechnung tragen. Die Bäume sollten mindestens 15 Meter Entfernung haben, damit der Feldbau keinen Schaden leide. Den Gemeinden sei dringend zn empfehlen, tüchtige Baumwarte anzustcllen, welche die Sorte» auf der Markung beobachten und führen- im Obst­bau sein sollen. Neben der Pflege der Bäume sei auch bas Umpfropfen von größter Wichtigkeit. Dies sei aber Auf­gabe der Fachleute und nicht der Laien. Zum Gedeihen des Obstbaumes gehöre eine richtige Düngung: die einseitige Düngung mit Gülle sei zu verwerfen, dem Baum müsse un­ter allen Umständen Kalk zugeftthrt werden. Schließlich ging der Redner noch auf die Schädlingsbekärnpfnng über und gab hiebei eine Reihe wichtiger Winke.

Der Vorsitzende,, Oberpräzeptor Baeuchle stellte die Frage: Wie kann auch in hochgelegenen und rauhen Lagen noch Obstbau mit Erfolg betrieben werden? In eingehenden Ausführungen gab er die Antwort: Durch richtige Sorten­wahl und richtige, zweckmäßige Düngung. Diese zwei For­derungen werden unbedingt einen Erfolg verbürgen. Die Anpflanzung geeigneter Sorten wurde angegeben und näher besprochen. Der Apfel muffe die Hauptrolle spielen, denn er sei eine Höhenfrucht und beanspruche eine gewisse Kühle. An den Hauswänden sollten keine Aepfel, sondern nur Birnen airgepflanzt werden. Der Redner empfahl dann noch mit warmen Worten die Bereitung von Süßmost be­sonders für Frauen und Kinder und gab zur Bereitung nähere Anleitung. In Ser Aussprache wurde über ver­schiedene Sorten Aufklärung gewünscht und gegeben.

Bürgermeister Wurster sprach den beiden Rednern den Dank für ihre interessanten Ausführungen aus, worauf

Johannes Termolen

Originalroman von Gert Nothberg.

39. Fortsetzung Nachdruck verboten

Sigrid stand am Fenster. Wie irre blickte sie um sich, bas Schreiben, das sie in Händen hielt, fiel zu Boden.

Was schrieb Hans Termolen?

Ich danke Ihnen, Sigrid, für das Glück, das Sie mir gaben. Nun soll die Arbeit beginnen. Für mich ist alles andere zu Ende. Die Erinnerung, Sigrid, die Erinne­rung an ein einziges, kurzes, wahres Glück verdanke ich Ihnen. Was der Himmel an Gutem zu vergeben hat, schenke er Ihnen.

Ls ist alles zu Ihrer Abfahrt bereit.

Hans Termolen."

Mit einem wimmernden Laut sank Sigrid in die Knie. Hans Termolen, wer bist du eigentlich? Bist du über­haupt ein Mensch mit einem fühlenden Herzen?"

Der blonde Kopf sank zurück, die Augen schlossen sich und zwischen den Wimpern hervor drangen die Tränen.

Beiseitegeworfen von ihm, den sie so namenlos liebte und der die Frauen ja doch nur als eine im Leben eines Man­nes bestehende Notwendigkeit betrachtete.

Was er von Glück und Erinnerung schrieb, waren Worte, belanglose Worte, von ihm gewiß nur höflich gezwungen zu Papier gebracht.

Was sollten ihr diese Worte, die er vor ihr gewiß auch schon anderen Frauen gesagt, wenn der Ueberdruß ihn zwang, etwas lästig Gewordenes zu entfernen?

,. Weiter quälte Sigrid sich, freute sich fast an der seeli­schen Marter, die sie sich selbst bereitete.

Sie hatte es ihm ja leicht gemacht, hatte ihn deutlich merken lassen, daß sie ihn liebte. Gewiß lachte er jetzt Uber sie. Er war doch Sieger geblieben.

, . 2ene nächtliche Szene in seinem Büro betrachtete er jedenfalls letzt als raffinierte Posse, erdacht, um ihn zu kesseln. Lacken durfte er. lacken. ^

Und Sigrid lachte plötzlich schrill auf. Sie zuckte zu­sammen vor diesem eigenen Lachen. Dann richtete sie sich langsam auf.

Ich hasse dich, Hans Termolen."

Das junge Mädchengesicht war entstellt durch den fin­steren Groll, der darüber lag. Fest war der kleine Mund zusammengepreßt. Mit zitternden Händen legte sie den Mantel um, den Frau Lußmann ihr besorgt hatte.

Als sie vor dem hohen geschliffenen Spiegel stand, um den kleinen Hut auf das blonde Haar zu drücken, fuhr sie entsetzt zurück vor ihren versteinerten Zügen, dem starren, verzweifelten Blick der Augen.

Noch einmal sah sie sich um, dann ging sie scheu wie eine Verbrecherin über den Flur die Treppe hinunter. Sie atmete tief auf, als sie endlich draußen auf der Straße war.

Kein Mitleid war mehr in ihr mit Hans Termolen. Ihm war recht geschehen. Gott selbst hatte ihn gestraft. Ein Mensch, der sich so erbarmungslos Uber andere Menschen erhebt, der mußte vom Sockel seiner Macht gestoßen werden.

Arnim Stettenheim!

Sie fuhr mit der Straßenbahn nach dem Franziskaner­haus hinaus.

Düster lag das graue Gebäude endlich vor ihr.

Herr von Stettenheim? Bedaure. Es ist strengste An­ordnung, niemand vorzulassen. Der Fall ist zu schwer."

Sigrid hob die gefalteten Hände.

Ich darf ihn auch nicht sehen?"

Nein, Fräulein. Wenn ich Ihnen den Gefallen tue, kann es meine Stellung kosten."

Sie nickte müde und ging. Draußen im Garten duckte sie sich plötzlich hinter die Figur des alten Springbrunnens.

Den breiten Mittelweg zum Hause herauf kam Hans Termolen. Sigrids Herz klopfte in rasenden Schlägen. Hoch und aufrecht schritt er dahin, ein anderer wäre gewiß ge­beugt gewesen unter dem furchtbaren Schicksalsschlage, der ihn getroffen.

Es fing an, zu schneien. San- langsam und sckwer fie­len di» Flocken. Sin paar Krähen erhoben sich mit wider­

der Vorsitzende die anregend verlaufen« Versammlung schloß.

Großes Fischsterben im Oberlauf der Nagold.

Anfangs und ausgangs letzter Woche zeigte sich, wie aus Altensteig berichtet wird, in der Nagold unterhalb des Anker" ein auffallendes Fifchsterben, so daß an den Fal­len und Rechen bis nach Nagold große Mengen toter Fische angeschwemmt wurden. Ueberall wurden zentnerweise die Fische, die sich willig mit der Hand oder dem Netz fangen ließen, herausgezogen. Bon Sen noch lebenden Tieren ver­suchte man durch Einsetzen in frisches Wasser zu retten, was noch zu retten war. Wenn man an der Nogold entlang ging» so sah man am Ufer und auf dem Grunde des Flusses viele Fifchkadaver liegen. Der Schaben beläuft sich auf Grund verschiedener Schätzungen auf Zchntausende und mehr als zehn Jahre werden vergehen, bis der Fischbestand dem heu­rigen wieder gleich sein wird. Die Untersuchungen der Ur­sache des Ftschsterbens sind km Gange.

Sängerersolge.

Zum Gaulteberfest des Westgaus des Schwäb. Sänger» bundes in Gechingen erhalten wir folgende Zuschrift: In seiner nicht leicht gestellten AufgabeSonntagsseele" zeigte sich auf dem Gechinger Lieberfest die wackere Sänger­schar des Etsenbahnsingchors Calw den technischen und rhythmischen Schwierigkeiten dieses Chors durchaus ge­wachsen. Wenngleich derselbe zur Entfaltung der geforder­ten Wucht eine größere Sängerzahl zur Voraussetzung hat; doch hat hier die feurige Begeisterung der Sänger manches ausgeglichen. Die Leitung lag in den Händen des schon oft bewährten Chormeisters Albert Fischer, der durch seine Ruhe beim Dirigieren, mit schier unmerkltchen Gesten die Klangstärke ordnen und den Takt abgrenzenb, eine aus­gezeichnete Interpretation schuf. Mit einem 1. Preis mit 114,5 Punkten in seiner Klaffe innerhalb des Gaues an zweiter Stelle stehend wurde die Wiedergabe des genann­ten Chores gewertet: ein Erfolg, wie ihn selbst die kühnste« Optimisten des Vereins nicht erwartet hatten. Diese Leistung ist ei« untrügliches Zeichen, mit welcher Liebe und Hingabe an der Pflege des deutschen Liedes, einer der edelsten Kul- turaufgabcn, im Verein gearbeitet wird. Hoffen wir, daß dies der Ansporn zu weiterem Enrporsteigen und Vorwärts- örängen ist, denn Stillestehen bedeutet im Vereins- wie im Leben jedes Einzelnen, Rückschritt. Der Vorstandschaft ge­bührt für die Arbeiten, die ein solches Gelingen erforderten, aufrichtigster Dank.

Unter der hervorragenden Leitung von Oberlehrer Mater hat letzten Sonntag der Licderkranz Althcng- stett auf dem Gechinger Gauliederfest beim Wettsingen im einfachen Kunstgesang mit 128Z Punkten die höchste Tages­leistung erzielt. Der Verein wurde bei seiner Heimkehr von der Einwohnerschaft mit großer Begeisterung empfangen. Dank der Arbeit des überaus tüchtigen Dirigenten gelang es auch dem Gesangverein Ostelsheimim höheren Volks­gesang mit 121,5 Punkten die höchste Punktzahl der Klaffe zu erzielen. Oberlehrer Maier darf in diesen Wertungs- ergebniffen eine verdiente Anerkennung seiner Leistungen sehen: der Dank beider Vereine, die er in kurzer Zeit auf ansehnliche Höhe brachte, ist ihm gewiß.

Wetter für Donnerstag «nb Freitag.

Hochdruck liegt im Süden und Norden, Depressionen zei­gen sich im Osten und Westen. Für Donnerstag und Frei­tag ist nur zeitweilig aufheiterndes und zu weiteren verein­zelten Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.

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Effringen, 9. Juni. Auf dem Wege der Zwangsversteige­rung wurde bas Gasthaus zumHirsch" von Rub. Seeger, Bierbrauer (Sohn deS Altsonnenwtrts Seeger-Rohr-orf) zum Preis von 23 090 Mark käuflich erworben.

Nagold, 9. Juni. In einer der letzten Nächte wurde das Pulverhäuscheu im städtischen Steinbruch geöffnet. Die un­bekannten Täter versuchten die dort lagernde Pulvermenge mittels Zündschnur zu entzünden, ihre Sachunkenntnis ver­eitelte jedoch diesen Anschlag.

wärtigem Gekrächze und flogen dicht Uder Hans Termolen» Kopf dahin.

In Sigrids Herzen war plötzlich aller Haß fort, und nur eine große, verzeihende Liebe blieb. Konnte er dafür, daß er so war?

Ein hartes, grausames Leben mochte ihn so gemacht haben.

Und als der Schnellzug sie der Hauptstadt zutrug, starrt» Sigrid in die vorüberfliegende Landschaft hinaus. Sie sah nicht die neugierigen Blicke der Mitreisenden, sie sah nur immer die hochgewachsene Figur Termolens, wie er aufrecht und stolz durch den düsteren Anstaltsgarten schritt.

14. Kapitel.

Drei Uhr nachts. Dumpf dröhnend fielen die Schläge vom nahen Turm der Pauluskirche.

Termolen rechnete, starrte auf das Ergebnis und rech­nete wieder.

Es mußte gehen, er wollte niemand entlassen, die Not wurde sonst zu groß.

Er lehnte sich zurück. Fieberhaft arbeiteten seine Gedan­ken. Er dachte an die Gruben. Wenn er sie noch erweitern könnte? Der größte Teil seiner Arbeiter dorthin ging? Das war ein Ausweg! Winzig klein die Erreichung, aber sie war doch da.

Die Werke mußte er aufbauen, um jeden Preis. Die Ver­sicherungssumme deckte nicht im entferntesten den Schaden.

Termolen grübelte weiter.

Er hatte vor Jahren drüben in Amerika eine Farm ge­kauft. Sie war nicht wertvoll, dazu war der Boden zu trok- ken. Das Klima dort zwischen den Sümpfen konnte auch nur eine ganz starke Natur vertragen. Er hätte sich dorthin zu- rllckziehen können. Zu seiner fast krankhaft menschenfeind­lichen Stimmung hätte das Leben dort ja gepaßt. Doch sollt« er hier wie ein Feigling weichen? Brauchte man ihn hiev nicht dringend? Sein« Leute?

(Fortsetzung folgt.)