Aus der Sittengeschichte von Talrv

Die Aufführung von religiösen Dichtungen wurde schon t« früheren Jahrhunderten in Städten und großen Dörfern begünstigt und von Hunderten und Tausenden von Personen besucht. Die Stadt Calw blieb in dieser Beziehung auch nicht zurück und führte im Jahr 1502 am Sonntag nach dem Fron­leichnamsfest ein Trauerspiel vom Leiden Christi auf, das den Stadtschreiber Oswald Kursemann zum Ver asser hatte Der Zulauf zu dieser Aufführung war sehr stark; die Zahl der Besucher wird auf mehrere tausend Personen angegeben. Es fanden sich nicht nur Besucher aus allen Volksstänbe«, sondern auch Fürstlichkeiten und hohe Vertreter der Geist­lichkeit ein. Der Chronist meldet, daß an der Aufführung die Herzogin Elisabeth von Württemberg, welche dazu viele kostbare Kleider gestiftet habe, zwei Markgräftnnen von Brandenburg, der Abt Blasius von Hirsau und der Kardi­nal Raimund von Gurk, welcher allen andächtige« Zuschauern Ablaß auf 3« Jahre erteilte, tetlgenommen haben. Nach der Aufführung wurden auf dem Rathause die Ehrengäste mit einer kostbaren Mahlzeit bewirtet.

Von den berüchtigten Hexenprozessen blieb auch die Stadt Calw nicht frei. Im Jahr 1883 wurde» zwei der Hexerei be­schuldigte Personen, die Witwe Anna Hafner, die alte Mulflerin genannt, und der 11jährige Sohn ihrer Stief­tochter Bartholomäus Gib, allgemein Bartel geheißen, auf dem Schafott hingerichtet. ES ist uns heute unbegreiflich, wie. auf die leichtsinnigsten Anschuldigungen hin unschuldige Leute aufs grausamste behandelt und so lange gequält wur­den, bis sie sich unter den gräßlichsten Schmerzen zu den vermeintlichen Schandtaten bekannten. Die Aermsten zogen die Todesstrafe den unmenschlichen Foltern vor. Der Aber­glaube der damaligen Zeit war äußerst widersinnig. Gerade­zu widerlich ist die Haltung der Universität Tübingen, die das unglaubliche Urteil fällte, daß die 80jährtge Mulflerin dem Scharfrichter an seine Hand geliefert, von demselben auf das Hochgericht geführt und ihr zur wohlverdienten Strafe, andern zum abscheulichen Exempel mit Feuer vom Leben zum Tod gerichtet werden, sowie daß Bartel mit dem Schwerte vom Leben zum Tod gerichtet und sein Körper zu Asche verbrannt werben solle". Nur der Herzog, der das Ur­teil zu unterschreiben hatte, fühlte noch ein menschliches Rüh­ren und setzte dem Urteil noch die Worte bet:Euch lieben Getreuen ist unser Befehl, ihr wollet dem Scharpfrichter heimlich in der Stille den Befehl geben, die zum Lebendtg- verbranntwerden verurteilte Frau nicht lange zu quälen, sondern sie durch einen Stoß oder durch Würgung zum Tode zu befördern". Eine große Menschenmenge war zusammen- geströmt, um bas Verbrennen einer Hexe ansehen zu können. In der Stadt Calw entstand wegen dieser Vorgänge eine solche Aufregung, daß Militär zur Aufrechterhaltung der Ordnung herbeigerufen werben mußte. Die Regierung hatte den Kirchenratsdirektor Bardilt und den Professor Häberlin von Tübingen nach Calw geschickt, um die Sache zu unter­suchen. Letzterer gab im Jahr 1688 einehistorische Relation (Bericht) von denen in der Stadt Calw der Zauberet halber beschrettcn Kindern und andern Personen, samt einer christ­lichen Predigt, wie solchen und dergleichen satanischen Läu fen zu begegnen" heraus.

Im Anfang des 18. Jahrhunderts verbreiteten sich im Lande separatistische Bestrebungen, welche durch das Bedürf­nis eines lebendigen inneren Christentums entstanden wa­ren und die auch in den achtbarsten Familien von Calw An­klang fanden. Das Haupt dieser Bestrebungen war der Vor­steher der Handelskompagnie, Mose Dörtenbach, bei dem man sich unter Leitung seines Hauslehrers Gmelin, welcher auch in einer Schrift die Landeskirche anfocht, zur Privaterbauung näher vereinigte. Dieser Dörtenbach hatte ohne Zweifel auf seinen vielen Reisen ins Ausland, nach Frankfurt und Sachsen, die neuere praktischere Predigtweise kennengelernt. Im Jahre 1712 wurde eine besondere Kommission nach Calw geschickt, welche auf eine behutsame sanfte Weise die kirch­liche Zwietracht behob. Die separatistischen Calwer wurden vom Stadtmagistrat als die besten, gehorsamsten und getreue­sten Untertanen sehr gelobt. Gmelin wurde des Landes ver­wiesen und der damalige Spezial, welcher durch seine Predig­ten viele nicht befriedigt, öfters sogar sittlichen Anstoß ge­geben hatte, versetzt.

Aus Stadt und Land

La lw, den 27. Mai IE.

I« d«« Ruhestand.

Staatsstraßenwart Jakob Großmann von Bad Teinach tritt nach 38jährigem Dienste an der 3,4 Km. lan­gen Staatsstraße zwischen Bad und Station Teinach, einer der meistbefahrensten Strecken des nördlichen Gchwarzwalbss, auf 1. Juni in den bleibenden Ruhestand. Möge sein fer­nerer Lebensweg immer so glatt und eben vor ihm liegen wie sein Strählern, das er so viele Jahre lang in bester Ovdnnüg gehalten hat.

Unfall beim Fußballspiel.

Während der in Gechingen zu Pfingsten ausgetvagenen Fußballspiele stürzte Walter Hubel, Sohn von Kauf­mann C. Hubel, durch Ausgleiten so unglücklich, baß er mit einem komplizierten Oberschenkelbruch vom Sportplätze ge­tragen und in bas Calwer Bezirkskrankenhaus überführt werden mußte.

Die Landerklinge bei Holzbro««.

Zu Pfingsten wurde durch einen Fußweg den Wanderern und Spaziergängern ein reizendes Wal-tälchen erschlossen, das bisher noch nicht bekannt war: die Xanderklinge bei Holzbronn. Von der Talmühle her führte ein Fußweg etwa loo Meter weit hinein. Wer von Holzbronn den Viehtrieb hinabging, Ser kam nicht weiter als bis zur Quelle und zur Viehtränke. Der interessanteste Teil mit seinen Felsen und

.^Hen kleinen Wasserfällen war nicht zugänglich. Man st überrascht, an einer bisher unbeachteten Stelle soviel Reichtum und Schönheit zu finden. Bei der Talmühle über- schrettet man den Bahndamm und wendet sich links dem mit der Bahnlinie parallel gehenden Weg zu am Backhäuschen vorbei. Nach 200 Meter zweigt die sog. Eselsteige rechts ab.

die in starker Steigung ohne besondere» Reiz nach Holz­bronn führt. Aber die der Bahn folgende Richtung wird erst nach wetteren 30 Metern verlassen. Dort führt ein hüb­scher, schmaler Fußpfad rechts hinauf und zieht sich in roman­tischer Gestaltung dem Bach entlang, ihn mehrmals über­querend. Bald verengt sich das Tal; die Wildnis und die Gleichförmigkeit des Anblicks läßt den Weg nach oben aus- weichen. Aber nicht lange, er kehrt zum Tal zurück und zeigt in den bäumebestandene« Felsen und den kleinen Wasserfällen die ganze Schönheit. Die Sonn« kann unge­hindert zutrete« und der Klinge ein freundliches Aussehen gebe«. Man nimmt es ihr nicht weiter übel, -atz sie noch den Steinpel wilder Unordnung trägt. Oben labt den Wanderer eine frische, reine Quelle, die von den Holzbronnern in ge­funden und vor allem in kranken Tagen jedem anderen Wasser vorgezogen wird. Die Erschließung der Landerklinge bedeutet wirklich eine Bereicherung -er Schönheiten unserer Gegend.

Gaslehrvortrag.

Morgen abend findet im Hotel Löwen in Hirsau ein Gaslehrvortrag mit praktischen Vorführungen über bas ThemaSparsame Verwendung des Gases im Haushalt" statt. Es werden alle Neuerungen und Fort­schritte auf dem Gebiet der Gastechntk vorgeführt. Den Haus­frauen ist Gelegenheit geboten, sich mit der Handhabung der Gasapparate vertraut zu machen und sich von der Güte und SchmaWaftigkett der auf Gas hergestellten Speisen zu über­zeugen. (Näheres im Anzeigenteil.)

Raubmord?

Am Pfingstmontag vormittags, wurde in unmittelbarer Nähe von Herzogs wetler OA. Fre « - enstadt, auf einem Waldweg stehend ein herrenloser Personenkraftwagen, eine grau gestrichene Limousine, polizeiliches Kennzeichen III ^ 118M, sichergestellt. Es wurde ermittelt, daß der Kraft­wagen schon am Pfingstsonntag, morgens 8.30 Uhr an der Fundstelle gestanden hatte. Eigentümer des Wagens ist der 43 I. a. Kaufmann Karl Steiner, Inhaber eines Herren- und Damenkleidergeschäfts in Stuttgart. Steiner hatte sich am Donnerstag, vorm. 8 Uhr mit seinem Personenkrafttvagen auf eine Geschäftsreise begeben, um Kunden in den Oberäm­tern Freudenstadt und Horb zu besuchen, ist bis jetzt nicht zurückgekehrt und hat auch keinerlei Nachricht gegeben. Da auf dem Hinteren Sitz des Kraftivagens nicht unbedeutende Blutspuren und in -er rechten Seitenwand ein Durchschuß festgestellt wurden, auch die linke vordere Scheibe neben dem Führersitz zertrümmert ist, liegt wohl unzweifelhaft ein Verbrechen vor. Diese Vermutung ist umso begründeter, als Steiner außer eine goldene» Herren-Remontier-Uhr mit Sprungbeckel einen größeren Geldbetrag bet sich führte. Ueberdies fehlen aus dem Kraftwagen 2 Ueberzieher, 2 Retse- dccken und 1 schwarzlederne Aktenmappe. Die bis jetzt durch­geführten Nachforschungen über den Aufenthalt Steiners ha­ben noch zu keinem Ergebnis geführt.

Wetter für Donnerstag und Freitag.

Die Wetterlage wird von einem Hochdruck im Nordosten beeinflußt. Für Donnerstag und Freitag ist immer noch mehrfach heiteres, aber zu Gewitterstörungen geneigtes Wet­ter zu erwarten.

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Gechingen, 26. Mat. Ueber die Pftngstfeiertage war unsere Gemeinde das Ziel zahlreicher Fremder. In aller Frühe schon zog jung und alt in die Waldungen, um mit prächtigen Walbblumensträußen, Maiblumen und Waldmeister wteder- zukehren. Die Heimkehrer begrüßte vom Turm der Pftngst- choral. Die Gottesdienste waren festlich ausgestattet, vor­mittags durch eine schöne Choraldarbietung des Gemischten Chors unter Leitung von Dirigent Sehburger, während der Nachmittagsgottesdienst durch Choralvorträge des Pfarrer­ehepaars Rausch sowie von Grete Breitling und Ludwig Wagner verschönt wurde.

Nagold, 26. Mat. Polizeiwachtmeister Schl, ist seit 14. dieses Monats unbefugterwetse dem Dienst ferngeblieben und mit unbekanntem Aufenthalt abwesend. Die Prüfung des ihm ob­liegenden Wasserzinsetnzugsgeschäft ergab einen Fehlbetrag von 896.32 Mark.

Ebhansen, 26. Mai. Am Pfingstfest ereignete sich wieder einmal ein Unfall, der zweifellos auf die Beschaffenheit der Nagoldtalstraße zurückzuführen ist. Unterhalb des Ortes, als der Mittagszug die Nagoldtalstratze herauffuhr, passierten einige Radfahrer dieselbe Strecke in gleicher Richtung. Durch den letzten Wagen verdeckt, tauchte plötzlich ein Motorrad­fahrer aus entgegengesetzter Richtung auf. Der Motorrad­fahrer und ein junger Radfahrer aus Nltenftetg stießen dabet mit großer Heftigkeit zusammen, so daß beide in verletztem Zustand ins Krankenhaus nach Nagold verbracht werben mußten.

Schwarzenberg, 26. Mat. In große Aufregung wurde unser Ort am Pfingstsonntag versetzt. Der als sehr fleißig bekannte Dienstknecht Eugen Keller von Neusatz wurde Sonntag morgen 10^ Uhr an der Straße «ach Schömberg mit einer tödlichen Schußverletzung entseelt aufgefunden. Den Umständen nach liegt Freitod vor. Gas den 27tährtgen Mann, der mit seinen Turnfreunden in der Nacht vorher noch eine Matentour ausführte, in den Tob trieb, ist völlig un­bekannt.

Schwann, 26. Mat. Nach langem Strebe« und Schaffe« ist es dem hiesigen Turnverein gelungen, eine Turnhalle wenn auch bescheidener, als zu Anfang geplant war zu bauen.

Nenenbürg, 26. Mai. Ein Zusammenstoß zwischen Auto und Motorrad ereignete sich Sonntag nachmittag an der Eyachbrücke. Dem Motorradfahrer, einem Herrn aus Tü­bingen, wurden beide Beine abgefahren.

GimmerSfelb, 26. Mai. Als ein Reutlinger Auto unseren Ort beimLöwen" in langsamer Fahrt passierte, sprang der 18jährige Sohn des Farrenwärters Harr hinter einem Last­auto hervor und in das Reutlinger Auto hinein, das er nicht gesehen hatte. Dabet erlitt er einen doppelten Bein­bruch.

SCB. Frendenstadt, 26. Mai. UeSer Pfingsten find rund 18000 Kraftfahrzeuge durch Frendenstadt gefahren. Auf­

fallend viele Autos waren aus der Schweiz und aus Frank» reich da.

SCB. Stuttgart, 36. Mai. Wie die Reichsbahndirektton Stuttgart mitteitt, war der heurige Pfingstverkehr infolge der sehr günstigen Witterung bedeutend stärker als im Vor­jahr. Neben den fahrplanmäßigen Zügen wurden über die Pftngstfeiertage im ganze« Bezirk der Reichsbahudtrektion Stuttgart 223 Sonberzüge (2 D-Schnell»üge, 13 Etlzüge und ISO Personenzüge) ausgeführt. Der Schiffsverkehr auf dem Bvdensee war lebhaft, ging aber über de« an Sonntagen üb­lichen Verkehr nicht wesentlich hinaus. Abgesehen von Ver­spätungen beim Rückverkehr in den Abendstunden des Pfingstmontag hat sich der Betrieb und Verkehr glatt ab­gewickelt.

SCB, Stuttgart, 26. Mai. In den unteren Anlagen stürzte ein 3 Jahre alter Knabe in ein eingefriebigteS Wasserbassin und ertrank. Die angestellten Wiederbelebungsversuche wa­ren ohne Erfolg.

SCB. Waiblingen, 26. Mai. Am Pfingstsonntag ereignete sich auf dem hiesigen Bahnhof ein gräßliches Unglück. Ein älterer Mann, der in den schon fahrenden Zug springen wollte, kam zu Fall und unter die Räder des Zuges, was sei­nen sofortigen Tob zur Folge hatte.

SCB. Reutlingen, 26. Mai. Kriminalkommissar Lang aus Reutlingen wurde bei einem Pfingstausflug auf den Wacker­stei« von einem Httzschlag befallen, an dessen Folgen er kurze Zeit später auf dem Transport nach Reutlingen starb.

SCB. Tübingen, 26. Mai. Gestern nachmittag begab sich oberhalb des Stauwehrs des Kraftwerks Tübtngen-Herren- berg der des Schwimmens unkundige 24jährige Hilfsarbeiter Friedrich Braun, Sohn des Polizeidieners Braun von Kilch­berg, 40 Meter vom Vabeplatz der Gemeinde Kilchberg ent­fernt ins Wasser und verschwand ohne Hilferuf in den Wellen. Seine Leiche konnte bis jetzt noch nicht gefunden werden.

SCB. Tübingen, 26. Mat. Bet der Abfahrt des Personen­zugs 12.23 Uhr Richtung Hechingen ereignete sich am Pfingst­montag ein schwerer Unfall. Eine 17jährige Schülerin aus Stuttgart wollte, trotz wiederholter Warnung, auf den be­reits fahrenden Zug aufspringen, kam zu Fall und geriet mit dem rechten Arm unter die Räder, so daß ihr der Arm abgefahren wurde.

SCB. Tuttlingen, 26. Mai. Die Bürgermeistereien der Städte Tuttlingen, Schwenningen und Schramberg haben an Regierung und Landtag eine gemeinsame Eingabe gerichtet, in welcher um Herabsetzung des Zinsfußes für Baudarlehen von der Wohnungskreditanstalt gebeten wird. In allen drei Städten ist der Stand der Arbeitslosigkeit besonders drük- kenb.

SCB. Ulm, 26. Mai. Am ersten Pfingstfeiertag schickte in Stuttgart eine Großmutter ihre beiden Enkelkinder im Alter von 6 und 8 Jahren in den 11-Uhr-Gottesdienst. Als die Kinder zum Mittagessen nicht zurückkamen, glaubte die Großmutter, die beiden Kleinen seien zu ihrer Mutter heim­gegangen. Abends wurde sie jedoch von Ser Ulmer Polizei angerufen. Die beiden Enkelchen hatten sich nämlich aus dem großmütterlichen Geldbeutel fünf Mark angeeignet und wa­ren mit Sonntagsfahrkarten nach Ulm gefahren, wo sie von der Polizei mit dem nächsten Pcrsonenzug wieder nach Stutt­gart zurückbeförbert wurden.

Turnen und Sport

Fußballsport in Gechingen.

Sp.Bg. Gechingen 1. F.C. Nellingen 6:0.

Sp.Dg. Gechingen 2. F.V. Stammhetm 2. 3:0.

Ueber die Pfingsttage herrschte auf dem schönen Gechinger Sportplatz reger Gpielbetrteb. Bei den oben angeführten Spielen konnten die Gechinger Mannschaften überlegene Siege erringen; Schiedsrichter Schlotterbeck-Calw waltete seines Amtes zu bester Zufriedenheit. Die Kapelle des Mu­sikvereins sorgte auf dem Sportplatz mit ihren Weisen für angenehme Unterhaltung.

Zwischenrunde «m die Deutsche Fwßballmeistevschaft. Frankfurt: SB. 1860 München Tennis-Borussia Berlin 1:0 Um den Aufstieg zur Bezirksliga.

Gruppe Württemberg: Sportfreunde Eßlingen gegen FC. Tailfingen 6:1. _

Obstbaumpflege

Der Schorf.

Die Schovfkrankheit (Fustkladium) richtet an manchen Zweigen der Baumkrone in feuchtwarmen Jahren große Verheerungen an. Sie macht die Früchte unansehnlich und unverkäuflich. Schon beim Pflanzen von Obstbäumen ist darauf zu achte«, daß schorfempfängltche Sorten womöglich nicht angepflanzt werben; denn der Obstzüchter wird an schorfigen Bäumen keine Freude erleben. In erster Linie werben Bäume befallen, denen der Standort nicht zusagt, und sodann bestimmte Sorten. Hiebet sind einige Merkwür­digkeiten zu beobachten. Von einigen Sorten werden die bEüAe^v^lchaM^befällen, währxnd die Zweige und Blät­ter frei bleiben. Andere Sorten wieder verhallen sich gegen­teilig, die Früchte bleiben rein, aber Blätter und Zweige zeigen starken Befall. Es gibt Sorten, die mit Vorliebe vom Schorfptlz befallen werden, z. B. Goldparmäne, Diels But­terbirne, Palmffchbirne, Welsche Bratbtrne, Luiken, Kasseler und Baumanns Renette, Gute Luise, Pastorenbirnen und Holzfarbtge Butterbirne. Die wirksamste Bekämpfung liegt in der Vermettmng der Anpflanzung schorfsüchtiger Sorten, im Umpfropfeu derselben Mt unempfänglichen Sorten und in der Lichtung stark befallener, zu eng gepflanzter Obstgär­ten. Man wendet gegen den Schorf die 2A Kupferkalkbrühe an. Bet ihrer Herstellung löst man 2 Kg. Kupfervitriol in 60 Liter Wasser und 2 Kg. Kalk auch in 60 Liter Wasser auf und mischt die Flüssigkeiten. Mit der Mischung werden die vom Schorfptlz befallenen Zweige mit einer Handspritze ober mit der Holderschen Spritze bespritzt, und zwar bet Beginn des Triebes. Nach dem Austrieb kann man die Spritzung mit einer Iprozenttgen Brühe (1 Kg. Kupfervitriol und 1 Kg. Kalk) wiederholen. Dt« Krankheit wird dann in erträgliche» Grenzen bleiben.