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Nr. 100
unä Knzeigeblall für äen Oberamisbezirk (alw
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Freitag, den 1.Mai 1931
vezugeprei,:
In der Stadt 40Soldpf«nnig« wSchentlich mit prägerlohn Post-Lezugrprri» 40 Soldpfennige ohne Bestellgeld
Schluß der Anzeigenannahme 8 Uhr vormittag»
In zellen HSHerer Sewalt besteh« »rinNntznnch aus Lieferung der Seitung «der aus Nü<bzahi»ng de, Sezug^reise»
Zernsprecher Nr. S
verantwort!. Schristleitung: Zriedrich Han» Scheel« vrmk und Verlag der A. Oelfchldger'schrn vuchdnukerei
Jahrgang 104
Die Zollbeschlüsse der Reichsregierung
Agra zollerhö»)ungen und Maßnahmen für den Verbraucherschutz — Einberufung
des Reichstages zu einer Zwischentagung?
— Berlin, 1. Mai. Amtlich wird mitgeteilt: Die agrarpolitischen Beratungen des Kabinetts würben gestern zu Ende geführt. Sie hatten folgendes Ergebnis: Der Zoll für lebende Schweine wird zunächst mit Wirkung biS 1. September ds. Js. auf 40 NM. für den Doppelzentner festgesetzt. Für die Folgezeit bleibt die Entschließung des Kabinetts Vorbehalten. Sie wird sich nach der weiteren Entwicklung des Schweinemarktes zu richten haben. Diese Zollerhöhung für lebende Schweine liegt in der Linie der bisherigen gesetzlichen Bestimmungen. Danach war eine Zollerhöhung davon abhängig gemacht. Laß der Richtpreis von 70 RM. unterschritten wurde. Diese Voraussetzung ist durch das Abgleiten der Schweinepreise auf etwa 45 NM. gegeben. Der Fleisch-Zoll ist im bisherigen Verhältnis zum Viehzoll festgesetzt worden.
Für Haser wird der Zoll auf 18 NM. für den Doppelzentner erhöht. Für den für die landwirtschaftliche Pro- duktionsumstcllung unumgänglichen Leguminosenbau sind die erforderlichen Zollerhöhungen vorgenommen und zwar für Speiseerbsen ans 20 RM.., für Futte r-E rbsen und Bohnen auf 8 RM., für ungereinigte Linsenauf 6 NM. und für gereinigte auf 8 RM.; für Kutterbohnen, Lupinen und Wicken wird der Zoll aus 5 RM. bemessen. Für Gänse tritt in der Zeit vom 16. Oktober bis 31. März eine Erhöhung des Zolles auf 2,10 RM. pro Kopf oder 36 NM. für den Doppelzentner ein. Die Awischenzölle für Speck werben aufgehoben. Der Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Maßnahmen wird noch bestimmt werden.
Diese Maßnahmen bedeuten einen weiteren Schritt aus dem Wege zu einer Besserung der Lage der landwirtschaftlichen Veredelungsproduktion, die nachdrücklich gefördert werden muß, zumal sie weit überwiegend auf den mittleren und kleineren bäuerlichen Betrieben beruht nnö für die Existenzgrundlage dieser Betriebe und der Landarbeiter entscheidend ist.
Gleichzeitig wird der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft von alle» zur Verfügung stehenden Mitteln Gebrauch machen, um einer dem Verbraucherschutz nach dem Gesetz vom 28. März 1931 widersprechenden Preisentwicklung vorzubeugen. Er wird Sorge tragen, daß die Länderregiercnden darüber wachen, daß die Handelsspanne auch in den Gemeinden gesenkt wird, in denen im Gegensatz zu anderen Gemeinden eine Senkung der Handelsspanne noch nicht in ausreichendem Maße erfolgt ist. Bei Fleisch wird dies um so leichter sein, als die Erhöhung der Zölle für Speck und Schmalz hierfür günstigere Voraussetzungen schafft.
Weiter wird alles geschehen, um eine ungerechtfertigte Heraufsetzung des Brotpreiscs zu verhindern, oder rückgängig zu machen. Es sind eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet, die es ermöglichen werden, aus den Mehlpreis so einzuwirken, daß er eine sichere Grundlage für die entsprechende Berechnung -es Brotpreises bieten wird. Auch ist vorgesehen, die Bestimmungen des Vrotgcsetzes aufzuheben, durch die die Bewegungsfreiheit des Mühlen- und Bäckerei- gewcrbes zum Nachteil der Brotprcisbildnng eingeengt wird. Die Lage des Getreidemarktes bietet nunmehr die Möglichkeit hierzu.
Die neuen Brotbestimmunge«.
In Ergänzung dieser amtlichen Mitteilung erfahren wir von gut unterrichteter Seite:
Unter den aufzuhebendeu Bestimmungen des Brotgesetzes ist im wesentlichen die Bestimmung über die Ausmahlungsquote für Roggen zu verstehen, sowie kleinere Bestimmungen über Art und Beschaffenheit -es Brotes. Die Aufhebung macht ein neues Gesetz notwendig, das unter Zuhilfenahme des Art. 48 erlassen werden dürfte. Bestehen bleiben die Bestimmungen über den Deklarationszwang, über die Kartoffelmehlbetmischung sowie über daS Brotgewicht. Die hier vorgesehenen Maßnahmen sind nicht zu verwechseln mit dem Bermahlungszwang für Weizen, der sich auf ein besonderes Gesetz stützt und der nach wie vor bestehen bleiben soll. Wie weiterhin erklärt wird, soll die von verschiedenen Seiten geforderte Aufhebung deS Nackbackverbots noch nicht vorgesehen sein.
Obwohl die Frage des Weizenzolles in der amtlichen Mitteilung unmittelbar nicht angeschnitten worden ist» besteht nach wie vor die Absicht, den Weizenzoll für ein bestimmtes Kontingent herabzusctzen. Die amtliche Mitteilung läßt weiter erkennen, baß über die Frage des ButterzolleS die Entscheidungen noch offen geblieben find. Ueber diesen Punkt werden noch Verhandlungen geführt mit den Ländern, die an der Vuttereinsuhr nach Deutschland besonders interessiert sind.
Um die Zwischentagung des Reichstags.
Der Aeltestenrat einberusen.
Der Aeltestenrat des Reichstags ist für Mittwoch nächster Woche einberusen worden, um zu der Frage einer Zwischentagung des Reichstages Stellung zu nehmen. Die Sitzung wird Vizepräsident von Kardorfs leiten» da sich NeichstagS- präsident Löbe wegen seines Gallenleidens einer Kur unterziehen mutz.
Borstaudssitzung der sozialdemokratischen ReichStagSfraktio».
Der Vorstand der sozialdemokratische« Reichstagsfraktion erörterte am Donnerstag die politische Lage. Er nahm zunächst einen Bericht über die Unterredung der Krakttonsver» treter mit dem Reichskanzler entgegen. Im Vordergrund der Aussprache standen die Frage der Brotpreiserhöhung und die von der Regierung geplanten Maßnahmen zur Senkung der Brotpreise, sowie die beabsichtigten Zoller» höhungen für Hafer, Speck und Schmalz. ES wurden starke Zweifel geäußert, ob sich die von -er Negierung in Aussicht genommenen Maßnahmen zur Senkung der Brotpreise auch als wirksam erweisen würden. Da die Negierung durch bas Zollermächtigungsgesctz verpflichtet sei, einer Steigerung der Brotpreise über den Stand im letzten Halbjahr hinaus vorzubeugen, müsse verlangt werden, daß nicht nur weitere Vrotpreissteigernngeu verhindert, sondern auch die in den letzten Wochen eiugetretenen Erhöhungen -er Brotpreise rückgängig gemacht würben. Wenn eine solche Auswirkung der Regierungsmaßnahmen auf den Brotpreis nicht in kurzer Frist erzielt sei, so werde die Fraktion weitere Schritte unternehmen, um die Regierung zur Ausführung der gesetzlichen Verpflichtungen zu veranlassen.
Im übrigen äußerte der Vorstand, wie aus dem Bericht der Fraktion weiter hervorgeht, starke Bedenken gegen einen etwaigen Versuch, durch einseitige Finanzpolitik notwendige soziale Einrichtungen und Leistnngen einzuschränken. Eine endgültige Stellungnahme zu dem Regierungspro- gramm könne erst erfolgen, wenn die Maßnahmen deS Kabinetts deutlicher erkennbar seien. Erst dann könne auch eine Entscheidung der Fraktion über die Notwendigkeit einer etwaigen Einberufung des Reichstage» gefällt werden.
Briands Gegenplan zum Zollabkommen
TN. Paris, 1. Mai. Briands Gegenvorschlag gegen das deiitsch-österrcichischc Zollabkommen wird bereits in den allernächste» Tagen durch die diplomatische» Vertreter Frankreichs den verschiedenen europäischen Regierungen übermittelt werden. Der Ministerrat nahm Erklärungen Briands entgegen, die sich ans die Methoden für den Absatz der Getreideüberschüsse und die Absatzmöglichkeiten der Jndustrie- erzengnisse sowie die finanzielle Unterstützung bezogen.
Der Quai d'Orsay dementiert die Gerüchte von einem Memorandnm der französischen Regierung über den deutsch- österreichischen Zollpakt. Es handle sich lediglich nm einen wirtschaftspo litischen Plan, der den „interessierten Regierungen zur Erörterung zur Verfügung gestellt werde.
Der Notenwechsel mit Litauen
TU. Berlin, i. Mia. Der deutsche Gesandte in Kowno, orath, ist gestern abend nach eingehenden Besprechungen in Berlin nach Kowno zurückgeretst und wird heute der
litauischen Regierung die Antwort der Reichsregierung auf die litauische Note überreichen, in der die litauische Regierung den Appell an das im Handelsvertrag vorgesehene Schiedsgericht wegen der Ausweisung von Reichsdeutschen abgelehnt hatte. Die Antwortnote der deutschen Negierung wird erst nach der Ueberreichung in Kowno veröffentlicht werben. Man geht jedoch nicht fehl in der Annahme, daß die Manische Regierung noch einmal auf die Rechtslage mit allem Nachdruck aufmerksam gemacht worden ist. Man gibt sich in Berlin der Hoffnung hin, daß die litauische Regierung sich endlich den Argumenten der Reichsregierung nicht verschließen wird und selbst ein Interesse daran hat, weitere rechtliche Konsequenzen über die beiderseitige schiedsrechtliche Regelung hinaus zu vermeiden.
Ein Vorstoß in der Reparationsfrage?
Sackctts Besprechungen in Amerika.
TU. London, 1. Mat. In diplomatischen und finanziellen Kreisen, so meldet der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph", legt man -er bevorstehenden Besprechung deS amerikanische« Botschafter« in Berlin, Sackett» mit
Tages-Spiegel
Die Reichsregiernng gibt die beschlossenen Agrarzollerhöh««» ge« bekannt. Sie betrage» durchschnittlich SO-«6 Prozent. Zugleich ist ein gewisser Berbrancherschutz vorgesehen.
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Der Aeltestenrat »eS Reichstags wird am nächste« Mittwoch zur Einberufung des Reichstags zu einer Sommer-Zwi» schentagnng erneut Stellung nehmen.
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Der Reichsrat hat die Berwaltnngskostenznschüffe der Reichs» post an die Wohngemeinden ihrer Arbeiter für Württemberg «m 155 000 Reichsmark über die bereits fest» gesetzte« Anteile hinans erhöht.
Der in der ganze« Welt von de« Kommunisten begangene Feiertag des 1. Mai wird nur in der Sowjetunion nicht gefeiert. Dort arbeitet man anf Wunsch der Arbeiterschaft.
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Die russische» Petrolenmsyndikate habe« mit dem sranzöst» sche« Marineminifterium einen Vertrag über die Gesamt» beliefernng der französischen Marin« mit russische« Petro» lenmprodnkte« abgeschlossen.
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D«. Eckener äußerte sich bei eine« Presseempfang in Paris, daß für den regelmäßigen Transatlantiklnftverkchr anf lange Zeit hinans »nr daS Luftschiff in Frage komme.
Präsident Hoover und dem Staatsdepartement in Washington große Bedeutung bei. Man glaube,- daß -er Botschafter im Namen von Dr. Brüning und Dr. Curttus der amerikanischen Regierung die Bitte unterbreiten werde, Amerika möge die Initiative ergreifen, eine internationale Aussprache über die Erleichterung der Lasten des Aonng- plane« herbeizusühren. Deutschlands stärkster Beweisgrund sei» daß die Erhöhung deS Goldwertes und der Stur» der Preis« die Lasten der Reparationen und auch aller inter- nationalen Schulden «m 30 v. H. erhöht habe. Unter diesen Umständen sei es ganz richtig, baß Deutschland zunächst an die größte Glänbigermacht und den Besitzer de» größte« Goldvorrats herantrete, um sich dessen Mitarbeit zu vergewissern.
Keine Maifeiern in der Sowjetunion
Es wir- gearbeitet.
TU. Moska« (über Kowno), 1. Mai. Am 1. und 2. Mai» die in -er Sowjetunion als Staatsseiertage gelten, wird in den Betrieben der Sowjetunion gearbeitet werden. Angeblich geschieht LaS auf Wunsch der Arbeiter, die den Lohnertrag dieser beiden Tage Arbeitcrwohlfahrtsorgani- sationen zerführen wollen. t
Aus dem Kaukasischen Erdbebengebiet
TU. Moskau (über Kowno), 1. Mai. Nach Berichten aus dem kaukasischen Erdbebengebiet find die Zerstörungen sehr groß. DaS Erdbeben, -essen eigentlicher Herd in der Republik Nachitscheivan liegt, wurde auch in Tilflis und in Eriwan verspürt, und hat sich aus größere Gebiete von Armenien und Aserbeidschan erstreckt. Im letzteren Gebiet sin- bisher 220 Tote und über 200 Verletzte Identifiziert worden. In Nachitschewan 100 Tote «nd über 500 Verletzte. Unermeßlich ist -er Verlust an Vieh, wovon die kaukasischen Bebirgsvölker besonders hart betroffen wurden. Der Bevölkerung hat sich eine Panik bemächtigt. Die Hilfe, die die örtlichen Sowjets leisten können, reicht nicht aus, «m auch nur die Obdachlosen M bergen.
Munitions-Explosion in Brasilien
Das Laboratorium der brasilianische« Kriegsmarine in dt« Luft geflogen.
TU. Newyork, 1. Mai. In Nicthcroy in der Bucht von Rio de Janeiro ist das chemische Laboratorium der brasilianischen Kriegsmarine in die Luft geflogen. Die Explosion entstand in dem Labungsraum der Torpedoküpfe. Sie war so stark. Saß ein benachbartes dreistöckiges Haus zerstört wurde. Man befürchtet, daß die Hälfte der 400 Mann starken Belegschaft getötet oder verletzt worben ist.. Bisher sind 45 Tote und 70 Verwundete geborgen worden.
Die Brandkatastrophe im Kairo-Expreß
Bisher 61 Tote.
TU. London, 1. Mai. Nach einer ReutermelLung beträgt die Zahl der bei dem Unglück des Alexan-rien-Kairo-Ex- preß Verunglückten 61 Tote und 41 Verwundete. Die genaue Zahl sicht aber immer noch nicht fest, ba viele Fahrgäste versucht haben, sich durch Abspringen aus dem brennenden Zug zu retten, dabei aber infolge der große» Geschwindigkeit »mS Leben gekommen find.