Würltembergischer Landtag
Finanzausschuß des Landtags Der Finanzausschuß des Landtags behandelte Kap. 28 ^üriorae) und Kap. 72 (Soziale Fürsorge). B- Kap. 28 brachte ein Redner die Frage der Nnckerstat- ^na der Kletnrentnerhilfe zur Sprache und verlangte, beim dabin »u ivirken, daß das Nentenversorgungsgesetz ^lsb^l/ettafsen werde. Ein Redner der Sozialdemokratie tadelte die Fürsorgeerziehung und meinte, daß dieselbe von den erziehungsivissenschaftlichen Grundsätzen so gut wie unberührt sei. Staatspräsident und Innenminister Dr. Bol» äußerte sich zu den verschiedenen aufgeworfenen Fragen und bemerkte, daß die Sachleistungen bei den Kleinrentnern nicht gekürzt worden seien. Die Frage der Schaffung eines Reichs- bcwahrungsgesetzes, die von einer Seite in die Debatte geworfen ivurde, hänge zusammen mit einer Aenderung des Strafgesetzbuches. Der Berichterstatter Küchle weist die Borwürfe eines sozialdemokratischen Redners gegen die Fürsorgeerziehung zurück. Ein Redner des Christlichen Volksdienstes wünscht die Erhöhung der Mittel zur Bekämpfung des Alkoholismus. Bei Kap. 72 wird von einem kommunistischen Redner gewünscht, daß die Richtsätze für die soziale Fürsorge um 50 Prozent erhöht werden. Gegenüber Klagen, daß bei uns in Württemberg die Richtsätze niederer liegen als in anderen Ländern, erwiderte Oberregierungsrat Gög- ler, daß sich die Richtsätze der verschiedenen Länder und Bezirke sehr schwer vergleichen lassen, weil der Umfang deS Bedarfs sehr verschieden sei. Im allgemeinen könne man aber sagen, daß wir in Württemberg mindestens über dem Durchschnitt liegen. Bet der Abstimmung wurde angenommen ein Antrag Bauser, der Landtag wolle beschließen, das Staatsministerium zu ersuchen, die württ. Regierung möge tm Reichsrat und bei der Reichsregterung den Antrag stellen, das seit Jahren in Aussicht gestellte Rentnerversorgungsgesetz nach dem Vorgang Oesterreichs endlich einzu- bringen, welches den Kleinrentnern einen Rechtsanspruch auf eine Rente sichert, solange und soweit nicht auf dem Wege der Reform der Aufwertungsgesetzgebung ihre enteignetcn Vermögen wieder hergestellt werden mit dem Abänderungsantrag, im Antrag Bauser in der dritten Zeile nach dem Wort „Neichsregierung" wie folgt weiter zu fahren: dahin wirken, daß baldigst ein Kletnrentnerversorgungsgesetz etn- gebracht wird, ebenso ein Antrag der Sozialdemokratie, die Vormundschaftsgerichte anzuweisen, bet Anordnung der Fürsorgeerziehung die Minderjährigen, sowie Eltern und gesetzlichen Vertreter über die Rechtsmittel zu belehren, die ihnen gegen die Anordnung der Fürsorgeerziehung zustehen.
Turnen und Spott
Unterer Schrvarzrvald-Ragold-Turngau.
Die turnerische Arbeit des Gaues wurde vorvergaugeuen Sonntag durch einen Lehrgang für Männer-, Spiel- und Jugendtnrnwarte in der Turnhalle in Calw eingeleitet. Zweck derselben war, die Uebungen für die im laufenden Jahre geplanten Gauvchmnstaltungen festzulegen und in ihren Einzelheiten burchzuturnen. Der Lehrgang erfreute sich trotz der schlechten Verkehrsverhältnisse eines recht zahlreichen Besuches. Der Turnausschuß tagte schon am Samstagnachmittag, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Der Sonntagvormittag galt der praktischen Arbeit, die trotz rascher Folge eine gründliche Durcharbeitung erfuhr. Die gewählten Freiübungen, zusammengestellt von Kreismännertnrnwart Kreuzer-Stuttgart, find für die gemischten Wettkämpfe für das Gauturnen in Wilbberg bestimmt. Bei richtiger Ausführung bilden sie durch ihre
zügigen, fließende» und straffen Beivegungen eine wirklich zweckmäßig« Körperschule. Die Pflichtübungen an Reck, Barren und Pferd für die einzelnen Wettkämpfe und Stufen fanden ebenfalls eine gründliche Bearbeitung, so -aß jetzt innerhalb der Vereine an die Kleinarbeit herangetreten werden kann. Im Anschluß hieran hielt Gauturnwart Pantle-Calw einen Vortrag über die erste Hilfeleistung bei Unfällen, der beifällig aufgenommeu wurde. Während des Mittagessens hatten die drei Fachgruppen gesonderte Besprecht!»gen über ihre Spezialgebiete, woran sich dann eine allgemeine Aussprache anschloß. Die endgültigen Termine für die Gauveranstaltungen, die der wirtschaftlichen Notlage auch Rechnung tragen, wurden ivic folgt festgesetzt: am 19. April Bezirksturnwarteschule für den oberen Bezirk in Nagold, am 2g. April eine solche für den unteren Bezirk in Neuenbürg. Besonderer Umstünde halber wurde der allgemeine Gauwandertag auf 10. Mai nach Simmozheim verschoben. In, Mai und Juni finden dann die Sommerspiele im Faustvall statt. Der Gauspielwart wünscht seitens der Gauvereine eine rege Beteiligung an diesem Turnspiel. Weiter folgen am 14. Juni das Gaujngenbtreffen in Würz- bach, wo erst kürzlich ein Turnverein ins Leben gerufen wurde, am 5. Juli das Gauturnen in Wilüberg, am 19. Juli das Gauschwimmen in Altensteig. Anläßlich der Turnhalle-Einweihung des Turnvereins Schwann am 31. Mai werdon Gaumeisterschaftskämpfe in einem Achtkamps ausgetragen. Die volkstümlichen Gaumeisterschaften kommen beim Gauturnen in Wildberg zur Austragung. Die Gründung einer Gauvorturnervereinigung wird in den beiden Bezirksturnivarteversammluirgen geregelt. Der früher gefaßte Beschluß einer einheitlichen Turnkleidung wurde ebenfalls wieder erwogen und soll bis zum Deutschen Turnfest 1983 in Stuttgart durchgeführt werden. Mit der Einführung des Ringens tm Gau wurde Turnausschußmitglied Willibald Löbe-Wildbad betraut. Eine reichhaltige Tagesordnung sowohl in praktischer Arbeit wie in einer ergiebigen Aussprache ivurde bewältigt und so konnte Gau-Oberturn- wart Großmann um 3.30 Uhr mit Befriedigung die Tagung schließen. Aus dem Tätigkeitsbericht der 39 Vereine ist folgendes hervorzuheben: Der Mitgltederstand beträgt 3271. Geräteturncr sind es 737, Volksturner 528, die zum Teil auch zu elfteren zu rechnen sind. 15 Vereine haben Turnerinnen-Abteilungen mit insgesamt 227 Turnerinnen, 7 Vereine pflegen das Mädchenturnen, welchem jedoch noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden soll. Das Schülerturnen weist mit 22 Abteilungen und 312 Knabe» einen günstigen Stand auf. Die Fechterabteilung (Calw) besteht aus 17 Fechtern und 4 Fechterinnen. Bier Sängerabtetlungen befinden sich im Gau. Einen erfreulichen Aufschwung hat die Spielbewegung genommen. Im Handball sind es zusammen 32 Mannschaften, im Faustball insgesamt 67 Mannschaften, welche 589 Spiele im Faust- und Handball durch- geführt haben. Diese Zahlen reden eine deutliche Sprache über die vielseitige Tätigkeit im Gau und könnte noch ein günstigeres Ergebnis aufwe'sen, wenn die richtige Einsicht bei den vielen Außenstehenden Einkehr halten würde. Sch.
Geld-, Volks- und Landwirtschaft
Börsenbericht.
SCB. Stuttgart, 23. März. Die Börse lag heute sehr ruhig und schwächer.
8C. Berliner Produktenbörse vom SS. März Wetzen märk. 279—291,- Roggen mark. 170—181,- Braugerste 222—232,- Futtergerste 206-225; Hafer märk. 158-162; Weizenmehl 33,75—40; Noggenmehl 25,25—28,90; Wetzenkleie 13,30—13,60; Noggenkleie 12,50-12,75: Viktoriaerbsen 24—29;
Anschlag auf den südslawischen Gesandten in Brüssel
TU. Brüssel, 24. März. Am Sonntag nachmittag ivurde auf den südslawischen Gesandten in Brüssel, Dr. Milo- jewitsch, ein Revolveranschlag verübt. Der Gesandte hatte sich zur Fahnenweihe der Vereinigung südslawischer Arbeiter nach Seraing bei Lüttich begeben. Nach der Feier veranstalteten die Teilnehmer einen Umzug durch die Stadt. Als der Zug in das Lokal zurückgekehrt war, gab ein Unbekannter aus der Versammlung zwei Nevolverschüsse auf den Gesandte» ab, ohne ihn zu treffen. Die erregte Menge wollte den Attentäter lynchen. Er nennt sichZarno und ist 1904 in Bosnien geboren. Nach einer anderen Wiedergabe des Vorfalls soll Zarno in die Luft geschossen haben. Der Attentäter wurde verhaftet.
kl. Speiseerbsen 22—24; Futtererbsen 19—21; Peluschken 24 bis 27; Ackerbohnen 17—19; Wicken 23—25; Lupinen blaue 18,50—15,50; dto. gelbe 22—26; Seradella neue 62—66; Rapskuchen 9,80—10,20; Leinkuchen 15,60-16; Trockenschnitzel 7,70 bis 8; Sojaschrot 15,50—16,20; Kartoffelslocken 14,79—15; Speisekartoffcln weiße 1,20—1,40; dto. rote IM—IM; dto. gelbfl. IM—2,10; Allgemeine Tendenz: behauptet.
Produktenbörse «ad Marktberichte des kandmirtichaftlichea Hauptverbandes Württemberg «nd Hohcnzoller« E.B.
LC. Stuttgarter Landesprodukteubörse vom SS. März.
Ausl. Weizen (36-38,25); Weizen 28,75—29,75 (29—39); Gerste (21^9—21); Hafer (16^9—18); Weizenmehl 46-46,50 (46,25—46,75); Brotmehl 34—34,50 (34,25—34,75); Kleie 11 bis 11,50 (10,75-11,25); Wiescnheu (4—5M); Kleehen (5—6); Stroh (3—3,75).
Dl« Arbeitsmarktlage im Arbeitsamtsbezirk Nagold.
Vom Arbeitsamt Nagold wird uns geschrieben: Bis zum 15. März 1931 ist die Zahl der Hauptunterstützungsempsäu- ger erneut um 158 auf 5634 gestiegen. Davon waren 5178 männlich, 458 weiblich. An Krtsenunterstühungsempfängcrn waren darunter 596 männliche und 39 weibliche Personen. Familienzuschläge rouröen an insgesamt 5620 Personen gewährt.
Die Unterstützungsempfänger verteilen sich folgendermaßen auf die Nebenstellen: Nagold 1146 männl. und 90 weibl^ zus. 1236; Calw 607 männl. und 167 weibl., zus. 774; Freudenstadt 2291 männl. und 83 weibl., zus. 2374; Herrenberg 755 männl. und 83 weibl., zus. 838; Horb 377 männl. und 35 weibl., zus. 412.
Kurzarbeit war am 15. März bei insgesamt 17 B trieben mit 776 Arbeitern eingeführt. Von diesen Betrieben befinden sich 8 in Nagold, 5 in Calw, 8 in Freubenstadt. einer in Herrenberg und 2 in Horb. Besonderheiten in den einzelne« Berussgruppen ergaben sich nicht. Am 15. März 1931 dürfte voraussichtlich die Höchstzahl an Arbeitslosen erreicht sein.
Gchweiuepreife.
Bopfingeu: Milchschweine 19—25; Läufer 35—45 RM. —> Hall: Milchschweine 17—23; Läufer 39-36 NM. — Kirch- heim u. T.: Milchschweine 15—25; Läufer 45—60 NM. — Ravensburg: Ferkel 15—28; Läufer 39—50 NM.
M
Die örtlichen Kleinhandelspreise dürfen selbstverständlich nicht an den VSrsen- und Großhandelspreisen gemessen werden, da für sene noch die sog. wirtschaftlichen Der- krbrskoüen in Zuschlag kommen. Tie Schriftltg.
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