Der Fluch des überstürzten Tempos
Brüning über die Fehler der Nationalisierung.
Auf der Obermeistertagung des Berliner und märkische» Handiverks hielt Reichskanzler Dr. Brüning eine Rede, in der er n. a. sagte: In der Bergangenheit sei man beim Wiederaufbau wohl zunächst mit Borsicht zu Werke gegangen. Wenn.mau bet diesem vorsichtigen Tempo geblieben wäre, so würde es heute keine Neichsregicrung geben, die fast jeden Tag unpopuläre Beschlüsse auf sich zu nehmen habe. Man habe Gesetze gemacht, die während der Hochkonjunktur eine finanzielle Grundlage gehabt hätte», die aber bet dem Verschwinden dieser Hochkonjunktur in sich selbst zusammengebrochen seien. Und obwohl im Reichstag oftmals warnende Stimmen erhoben worden seien, habe man deu elngeschlagenen Weg nicht verlassen, nicht uur, weil sich die Politik geirrt habe, sondern auch ein großer Teil der öffentlichen und privaten Wirtschaft. Hunderttausend« von Arbeitswilligen seien dadurch aus dem Produktionsprozeß ausge- schaltet morden und fielen jetzt der Wohlfahrtsfürsorge zur Last. Im gleichen Maße der Nationalisierung seien deshalb auch die allgemeinen Lasten angestiegen, wobei man nicht vergessen dürfe, baß der bet der Nationalisierung der Betriebe erwartete Gewinn oftmals gar nicht eingetretcn sei. Wenn man nun heute mit Neformmaßnahmen komme, so würde aus diesem Grunde naturnotwenöig Tempo und Schärfe dieser Reformen bedeutend größer sein. Für Deutschland komme es darauf an, als erft-s aller Länder seine politische und wirtschaftliche Stabilität wtedcrzuerobern. ES sei Ausgabe, aus den Fehlern der vergangenen Jahre zu lernen. Selbstverständlich könne Deutschland die Reparationen unter keinen Umständen auf die Dauer v rtragen. Wenn man aber eine Revision wolle, bann müsse man auch den Mut haben, das eigene Haus in Ordnung zu bringen, um stark zu sein. Nachdem die Neichsfinanzcn einigermaßen in Ordnung gebracht worden wären und es gelung n sei, über die schwersten Kassentermine hinwegzukommen, komme es jetzt darauf an. die Gesundung der Kommunalfinanzen her- beizuführe». Voraussetzung für die Sanierung sei größte Sparsamkeit allerorts. Dem Baugewerbe müsse geholfen und gleichzeitig eine Senkung -er Mietslasten und Baukosten burchgeführt werde«.
Die IoHänderungsvorlaqe im Reichstag
Der vom Retchsrat genehmigte Gesetzentwurf über Zoll- änberungen ist jetzt dem Reichstag zug leitct worben. Er gibt der Negierung Ermächtigungen zur autonomen Regelung von Zöllen und zur vorläufigen Anwendung von zweiseitigen Wirtschaftsabkommen. Zur Begründung wird unter anderem hervorgehoben, -aß es angesichts der krisenhaften Erscheinungen in der Weltwirtschaft die besonderen Verhältnisse Deutschlands notwendig machen baß sich die Negierung auf unerwartete Entwicklungen vorbereitet und in den Stand gesetzt wird, Preisschwankungen und den Eintritt von Kalastroph n für etuzelne Wirtschastszweige durch rasch anzuwendende Maßnahmen abzuwendcn. Die Negierung müsse auf dem Gebiet der Einfuhrzölle allgemein die Möglichkeit habe», die Zollsätze für einzelne Waren, bei ben-n derartige Umstände äuftreten, sofort in Abweichung von den geltenden Vorschriften den dringenden wirtschaftlichen Bedür'nissen entsprechend z» g staltcn. Schon jetzt sei damit zu rechnen, baß für gewisse Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschaft und insbesondere der Beredelungswirtschaft alsbald von der Ermächtigung Gebrauch zu machen sein werde.
Kommunistische Ausschreitungen
TU. Naue«, 18. März. Bei einer kommunistischen Demonstration vor dem Rathaus kam es am Dienstag abend zu schweren Zusammenstößen zwischen Kommunisten und der Polizei. Dabet wurden der Polizeiwachtmetster Chilla durch einen Messerstich in den HalS und drei weitere Beamte durch
Steinwlirfe schwer verletzt. Die Polizei machte daraufhin von der Schußwaffe Gebrauch, wobei drei Personen verletzt wurden. Die Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor. In den späten Abendstunden wurde die Polizei erneut angegriffen, sodaß sie erneut zur Räumung der Straßen mit dem Gummiknüppel schreiten mußte.
Sprengstoffexplosion in Belgrad
Ein Major schwer verletzt.
TU. Belgrad, 18. März. Vor dem im Bau befindlichen Gebäude des Ministeriums für ösfcntliche Arbeiten ereignete sich am Dienstag früh gegen ö Uhr eine Explosion. Nachforschungen ergaben, daß ein Paket mit Sprengstoffen auf einen Haufen von Baumaterialien gelegt worden war, bas dort aus unaufgeklärter Ursache explodierte. Etwa 200 Meter davon wurde ein meitcr's Paket mit Sprengstoffen aufgefundcn, das unversehrt war. Den Ermittlungen der > Polizei gelang es ferner» in einer Entfernung von iveiteren Illll Metern ein drittes Pak:t mit Sprengstoffen zu finden, das einem Sachverständigen, dem Major Nelakowij zur Untersuchung vorgelegt wurde. Dabei explodierte der Sprengstoff. sodaß der Major schwere Verletzungen erlitt. Bei dem dritten Paket wurde auch die Tasche aufgefunden» mit der die Sprengstoffe herbeigcschafst worden waren. Materialschaden ist nicht entstanden. Man nimmt an, daß die Täter einen Anschlag zu Demonstrationszwecken geplant hatten.
Kleine politische Nachrichten
Anö dem OstanSschuß deS Reichstags. Im Reichstags- ausschuß für Ostfrageu wurde das Osthilfegesctz beraten. Neichsminister Trevtranus erklärte, cs sei ein Irrtum, die Osthilfe lediglich als eine Unterstützung der Landwirtschaft anzuschen. Sie komme vielmehr im Ergebnis mindestens ebensosehr der gesamten Wirtschaft zugute. Der Minister bat. die auf die Ausdehnung des Gebietes über die ^ eigentliche Grcnzhilfe hinaus abzielenden Anträge abzuleh- > nc». Die Negierung erkenne an, daß andere LaudeStcile auch uvtlctdend seien und werde von ihrer Befugnis, das Anwendungsgebiet der verschiedenen Bestimmungen auSzudeh- ncn, Gebrauch machen, soweit die finanziellen Möglichkeiten das irgend gestatteten.
Der Stand der Entschädigungsversahren. Der Netchstags- ausschuß für Liautdations- und Berdrängtenschädcn nahm einen Ueberblick des Negierungsvertrcters über Entwicklung und Stand der Entschädigungsversahren und der Mittel entgegen. Der Ncgierungsvertreter betonte, baß das Schlußcnt- schädigungsverfahrcn tm großen und ganzen burchgeführt sei und daß im wesentlichen nur noch diejenigen Fälle zu erledigen seien, die neuerdings aus dem Ausgleichsverfahren in das Entschädigungsversahren übergelcttet werden mußten.
Kommunistischer Antrag eines Volksbegehrens in Brann- lchwcig. Ein Antrag der kommunistischen Partei zur Einlet- tung'etneS Volksbegehrens auf Auflösung deS braunschweigischen Landtages ist bei der Staatsregierung eingcgangcn. Ob dem Ersuchen der Antragsteller, von der Beibringung der 2000 Unterschriften Abstand zu nehmen, entsprochen werden wirb, steht noch dahin.
Die letzten Nusseuflüchtlinge. Das große Flüchtlingslager tn Moelln. das im September 1029 für die aus Rußland geflüchteten deutschrussischen Bauern eingerichtet wurde, ist jetzt wieder aufgelöst worben. DasLager wurde während der Dauer seines Bestehens von rund 8000 Flüchtlingen besucht. Es befinden sich jetzt nur noch 500 Flüchtlinge tn Moelln.
Die Dcimpferkcilaslropl^e bei Neufundland
TU. Neuyork, 18. März. Nach den letzten Meldungen aus St. Johns sind bis Dienstag nachmittag 128 Ueberlebende
des Explosionsunglücks, das deu ExpebitionSbampfer „M- king" bei Neufundland zerstörte, auf der Insel Horse einge- trvffen. An Bord befanden sich nach Angabe der SchiffSIe! tung 102 Personen.
Der wandernde Berg
In dem Erdrutschgebtet tn deu Savoyer Alpen bauert der vernichtende Vormarsch der riesigen Erbmassen, die auf nicht weniger als 30 Millionen Kubikmeter geschätzt werden, weiter an. Unser Bild zeigt marokkanische Schützen tm Verein mit den Bergbewohnern bei Versuchen, die vordriugcu- den Erdmassen aufzuhalten, bzw. Ne ,n uvd.-wos.ut-- tt.- . -ö al""'-"- ------
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Im Erdrutschgebiet in deu Savoyer A.peu ist keine Acnberung zu verzeichnen. Tie ungeheuren Erbmassen, die nach den letzten Schätzungen auf nicht weniger als 30 Millionen Kubikmeter beziffert werden, die ab'r glücklicherwe'-'e in mehrere Arme geteilt sind, setzen ihren vernichtenden Marsch in das Tal fort und haben setzt das Dorf Chatelard bis auf einige Meter erreicht. Sämtliche Hänser wurden bereits geräumt.
Flugsport
Elly Beinhorn im Innern Afrikas.
Die Afrika-Fliegerin Elly Beinhorn ist nach Beendigung der wissenschaftlichen Expedition mit ihrem Klemm Fing- zeug von Bissau nach Eayenne in Fronzöstich-Scnegcit gestartet. Sie bewältigte die über 600 Kilometer lange Strecke, die zum großen Teil über Urwälder führt, tg knapp fünf Stunden. Am Montag ivar sie nach Bamako geflogen, wo sie am Nachmittag eintras. Elly Beinhorn befindet sich damit bereits über 1000 Kilometer nn Innern Afrikas. Sie wird voraussichtlich im Laufe des Mittwoch Timbuku erreichen, von wo sie dann den Flug über die Sahara antrcten wird.
Udet in Afrika notgelandet.
Der englische Flieger Cambell Black hat. wie er bei seiner Ankunst tn Nairobi sBritisch-Ostafrika) berichtete, tn dem Sumpfgelände zwischen Malakal und Juba den Flieger Udet entdeckt, der auf seinem Fluge nach Europa infolge Brcnn- stoffmangcls zu einer Notlandung gezwungen worden war. Black landete neben Udet und versah ihn mit Wasser, Zwieback und Zigaretten. Er flog nach Juba weiter und veran- laßte, daß Udet durch Militärflugzeuge Hilfe gesandt wird.
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Albert Gerdahlen sah den Polizeiinspektor forschend an.
„Und d.ese seiten schlau durchgesührte Teufelei wollen Sie j.mais enträtseln?"
„2a. das will ich."
„Sie werden es nicht vermögen! — Deshalb schweige ich a. ch. Weil mein» Schuld so iraß dasteht, das; jeder Verdacht auf emen anderen Menschen hinfällig w.rv." ^
„Wollen Eie auch heute noch nicht reden, wie Sie sich ^ die Geschehnisse jener Nacht Denken?"
„-Nein! — Denn es nützt nichts."
Paul Stein gab ihm die Rechte.
„Es nützt freilich nichts. Hier nützen nur Beweise, und zwar ranz un. mstvßliche Beweise! — Sonst Hilst nichts."
„Diese Beweise aber wcröcn Sie nicht finden!"
„Tocy. ich lasse nicht locker!"
„Den guten Willen mögen Sie schon haben; diesmal werden S.e jedoch ohne Erfolg arbeiten."
„Sie sind hoffnungslos."
„Ich werde es jeden Tag mehr."
„Ich will Ihnen etwas sagen! Sie dürfen nicht darüber sprechen, und Eie werden auch nicht darüber sprechen, auf keinen Fall, hören Siel — Mag in meiner Abwesenheit ge- schein, was will, über dieses dürfen Sie nicht sprechen! — H.rcn Sie: Gisispurcn fanden sich im Wasserglas, sie fanden sich aus;em am Glas bei Ihren Fingerabdrücken, sie fanden sich an Ihrem Anzug, sie fanden sich an Ihrem Taschentuch, und iie fanden sich in dem Flakon. Giftspuren fanden sich ab:r noch an einem weiteren Gegenstand. Das weis; aber nur ich und Tr. Roland, der Gerichtschcmiker. der auf meinen Wunsch hin Stillschweigen bewahrt. — Diese letzte Gifisv. r hätte ia nun auch auf Se hinführen mü^en; "-er das tut sie eben nicht. — Sie trugen immer ein Feuerzeug bei sich, nicht wahr?"
<La."
^kleine Zündholzschachtcl?"
„Nein"
„Stimmt schon! Das habe ich anderswo festgesieklk. — E» wurde aber auf Hohenfried von mir eine Zündholz- schochtel gefunden, und die zeigt gleichfalls Atropinspuren."
Albert Gerdahlen fragte hastig.
„Wo fanden Sie die Schachtel?"
„Die>'e Schachtel fand ich zerdrückt im Grase neben der Leiche Otto Müllers."
„Dort al'v!"
„Ia, dort fand ich sie."
„Wie soll sie dort hingrkommen sein?"
„Man kann sagen: Durch Zufall; sie wurde srnendwke einmal dort verloren! — Man kann auch anders denken! Dafür spricht der Zustand der noch in der Schachtel enthaltenen Zündhölzer — Die Schachtel lag nicht lange dort im Grase!"
„Und was folgern Sie daraus?"
„Diese Zündholzschachtel könnte der Mörder Otto Müllers verloren haben."
„Las wäre —
„Ich tage: Könnte! — Ich sage nicht, daß der Mörder Otto Müllers sie verloren hat! Aber leicht denibar wäre dies. Beim -Lufknüpsen der Leiche Otto Müllers kann die ZUndhoizjchachtei dem Mörder unbemerkt aus der Taiche ge- sallen sein."
„Ia — das kann man sich leicht vorstellen. — Aber wie kommt Bruno Bauer zu Atropin? Das ist ja erst recht wieder ein Rätsel!"
„Vielleicht ist es nur scheinbar ein Rätsel "
„Sie wollen Bruno Dauer auch für den Mord an meinem Onkel verantwortlich machen?"
„Das wollte ich damit nicht sagen."
„Sie würden sich auch irren! Bruno Bauer ist nicht der Mörder Joachim Gerdohlens."
„Das weiß ich." .. .
„Das wissen Sie?" Sie schalten also hier Möglichkeiten aus?"
'höchst sonderbar ist das mit dieser Zündholzschachtcl! Sollte man damit bezweckt haben. Bruno Bauer in -Verdacht des Mordes an meinem Onkel zu bringen? — Das wäre aber im Grunde mit der ganzen Teufelei, die alte Schuld mir zuschiebt, nicht in Einklang zu bringen."
„So war das auch nicht, nein."
„Aber wie? — tollte —"
„Ueberlegen Sie sich das! — Jetzt hören Sie noch was anderes! Dr Roland hat festgestellt, daß dce Gift'puren am Wasserglas, die Giftspuren an Ihrem Anzug und die Giit- spuren an der Zündholzschachtel vollkommen mit der Gift- zusammemctzung übercinstimmen. die in dem Reste des Wassers gefunden wurden, das sich noch in dem Glas befand "
„Das nimmt mich nicht wunder. Das muß ja bei dieser Teufelei alles so ineinandergreifen. — Die Zünholzichachtet freilich —"
„Aber dos Taschentuch, das später gefunden wurde, zeigt eine andere Gistzusammensetzuna, die nämlich, die die Flüssiakeit des gefundenen Flakons enthält."
„Was? —"
„Hätten Sie sich also nach der Tat an dem Taschentuch die Hände abgewischt. >o müßte das Taschentuch ia Gsst- spurcn zeigen, die in ihrer Zusammensetzung mit dem Gierest im Wasserglas übereinstniinien. Aber das ist eben mast der FallI Außerdem ist die Giftmenge im Taschentuch au.^ fällig groß. Das Taschentuch ist sicherlich steilenweiic m>. dcm Gift getränkt worden."
„Und das weiß der Staatsanwalt, und troirdem wagt dieser Mann —'
Nein das weiß Dr. Haberland noch nicht, nestzu,» zwar' weil'es mir sehr bedenklich er ciieint. zu sprechen. — Aber Ihnen wollte ich dos >agen. Ich konnte alin schon aus diese ^datsaclie hin bei der neuen Scl;wurgerlchts- v Handlung VuA7-n Gunsten -.ngr-.fen: aber .ck w.U das nickt Man würde darin ja schl.eßl'ky «mmer noch leme ÜA'»- Gntlaüuna für die Lewei,e Ihrer Sckuiv erb'.'cken dmek« ,t, ^ ^ -Anfang; aber Sie sollen da-
von wissen damit Sie nicht glauben, ich 'cwe nur Worte — "ch habe schon Erfolge erzielt in diesem Fall, auch noch e^ige andere. Darüber will ich aber noch zu keinem Men- schen sprechen."
„Herr Kriminalinspektor, brickt diese Teufelei dock in sich zusammen, io ist dies nur Ihnen zu banken! Waren Sie nicht gekommen, dann wäre ich verloren "
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