Aus Stadl und Land

Ca lw. den 4. Mürz 1931.

qtrchenwnhlversammlnna.

Der Bezirksausschuß vo« Gruppe 2 hielt am Sonntag tm Veretnshaus eine Ktrchenwahlversammlung ab. Nach einem Gemeindegesang begrüßte Stadtpfarrer Schmld, der Vor- sitzende der Versammlung, die Wähler und Wählerinnen und sührte dabet aus, daß er persönlich keine Freude an der Wahlsache und de» Vorbereitungen dazu habe, daß aber durch Gesetz eine Vertretung der Kirche zu wählen sei. Die Wahl­periode dauere 6 Fahre. Zum Zustandekommen einer Wahl müssen Wahlvorschläge gemacht werbe». Werbe nur ein Wahlvorschlag elngereicht, so gelten die auf diesem benann­ten Bewerber als gewählt. Die Gruppe 2 habe schon im vori­ge» Jahr der Gruppe 1 den Vorschlag gemacht, sich aus einen tm Bezirk ansässigen, angesehenen Geistlichen zu einigen. Eine Einigung sei nicht zustande gekommen, weil Gruppe 1 einen ausgesprochenen Mann ihrer Richtung haben wollte. Unter diesen Umstände» habe Gruppe 2 tm Interesse von thr selbst und im Interesse der Kirche ebenfalls einen Wahl- Vorschlag aufgestellt. Auf Drängen seiner Freunde habe Stadtpfarrer Schimpf tn Althengstett die Kandidatur ange­nommen. Die Mitbewerber, Stadtpfarrer Sandberger in Metzingen unb Pfarrer Gunbert tn Unterreichenbach, seien tm Bezirk nicht unbekannt. Pfarrer Schimpf sprach so­dann über die Aufgabe der Wähler. Er stellte seinen Aus­führungen voraus, indem er die Erklärung der beide« Gruppen mittellte, baß er tn keiner Weise aggressiv gegen Gruppe 1 vvrgehen werde,' seine Ausführungen werben ge­tragen sein von dem Geist der Liebe und des Vertrauens. Die Wahl falle tn eine unruhige Zeit. Da dte Kanzel frei bleiben müsse von Wahlbeeinflussung, habe der Geistliche ost wenig Gelegenheit, sich mit den Kirchenglieder« über dte Bedeutung und Notwendigkeit der Wahl auszusprechen. Die Kirche habe manchmal verschiedene Borwürfe zu hören, aber sie habe trotzdem noch feste Wurzeln tm Volk. Bet der Wahl müsse dte Gleichgültigkeit der Massen ausgerüttelt werden. Dte Wahl sei gleichsam eine Mobilmachung des Kirchenvol- keö. Man solle nicht einer Partei, sondern der Kirche zuliev wählen, man solle sich stärken lassen tm Glaube» zur Kirche, denn sie bringe bas Wort Gottes. Die Bedeutung der Kirche für das Volksleben werde zu wenig erkannt. Hervortreten müsse der Glaube und der Wille zur Kirche. Deshalb solle feder Wähler bei den kirchlichen Wahlen mittun, um eine Entscheidung zu bringen, nicht aber um Unterschiede zwischen den Gruppen auszurtchten. Es müsie vor einer scharfe» Scheidung der Gruppen gewarnt werden. Es dürfen keine Nisse der Kirche bis auf das Fundament entstehe». Es sei un­wahr und ungerecht, wenn man den Leuten der Gruppe 2 den Glauben abspreche. Dte Schaffung der beiden Gruppen sei eigentlich eine Notwendigkeit gewesen, da dadurch auch ein stark pulsierendes Leben tn'den Verhandlungen erweckt werde. Die Gruppe 2 stelle sich freundlich zu den Gemein­schaften und anerkenne sehr gerne ihre großen Verdienste, es sei aber nicht wünschenswert, daß die Gemeinschaften die Vorherrschaft tn der Kirche erlangen, denn die Kirche müsse jedem Christen offenstchen. Es sei weiter ungerecht, wenn gesagt werde, bet den Geistlichen der Gruppe 2 höre man nicht das Evangelium, sondern schöne Worte Diese Ansicht wider­lege sich dadurch, daß dte Unterschiede zwischen beiden Grup­pen kaum merklich seien. In der Kirche solle nur bas gelten, was Jesus Christus der Herr selbst sage Die Ausführungen waren von hohem Ernst getragen und machten einen tiefen Eindruck. Stadtpfarrer Sandberger tn Metzingen, welcher bis vor 9 Jahren in Liebenzell tätig war, sprach über dte Aufgaben des kommenden Landesktrchentages. Er behan­delte hiebet die äußere Ordnung und das innere Leben der Kirche. Der Landcsktrchentag habe aen Haushalt und damit auch die Landeskirchenstcuer zu beraten. Durch die schlechte wirtschaftliche Lage habe sich ein Defizit von 49» 093 Mark er­geben. Es sei klar, baß bet der gegenwärtigen Zelt von einer Stcuererhöhung keine Rede sein könne, sondern daß dieser Betrag aus andere Weise elngespart werden müsse. Und da sei es nur ein Posten im Haushalt, der hiebei in Betracht kommen könne. Die Beiträge an die Gemeinden für Er­bauung von Kirchen, Gemeindehäusern und dergleichen wer­den gekürzt werden müssen. Der Kirchenhaußhalt werde also mit großer Vorsicht aufgestellt werden müssen. Eine weitere schwerwiegende Frage sei die Festsetzung der endgültigen Rente, die der Staat an die Kirche zu bezahlen habe. König Friedrich l. habe im Jahr 1898 das Kirchcngnt elngezogen. Jin Jahr 1919 sek aber bei der Trennung von Staat und

Kirche kein« vollständig« Ausscheidung de» Ktrchengut» er- folgt, diese set jetzt beinah« zur Unmöglichkeit geworden. Ed müsse eine gleichbletbende Rente für die Kirche angestrebt werden, damit nicht dte Gefahr bestehe, daß von politische« Parteien der seitherige Beitrag zur Kirche angefochte« oder gestrichen werde. An de« Ausgaben für dte Kirche trage heute der Staat vier Fünftel, die Kirche et« Fünftel. Dieser letztere Betrag müsse durch die Landesktrchensteuer ausge­bracht werden. Bet der inneren Ordnung der Kirche stehe« ungeheure Aufgaben bevor. Es handle sich um die Herstellung eines neuen Kirchenbuches. Dieses Kirchenbuch bestehe aus drei Bände» und enthalte die gottesdienstlichen Gebere, dte heiligen Handlungen und dte Perikopcn. Der erste Band sei von dem letzten Landeskirchentag verabschiedet und gutge- heißen worben. Nun sollen die Vorschriften über die heiligen Handlungen einer Neubearbeitung unterzogen werden. Da es sich um heilig«, altgewohnte Einrichtungen handle, müsse äußerst schonend vorgegangen iverden. Dabet sei zu betonen, daß die Forderungen einer Aenderuug von beiden Gruppen gleichmäßig erhoben werden. Auch diese Ausführungen gaben einen klärenden Einblick über brennende Fragen der Landes­kirche. Der Vorsitzende dankte den beiden Rednern für ihre lichtvollen Ausführungen und forderte zu einer regen Wahl- betelltgung auf, worauf die Versammlung mit Gebet und Ge­sang geschloffen wurde.

Biblische Vorträge für Fra»«« und Mädchen

Auf Berufung beS Ev. JugendrtngS hält Art. Gertrud Bülow vo» Rostock vom 6. bis 8. März im Vereins­haus bzw. in der Kirche biblische Vorige für Krauen und Mädchen über das Thema: Ein festes Her» tm Sturm der Zeit. Bet der inneren Unsicherheit auch der Mädchen- unb Frauenwelt unserer Tage ist gewiß klar« Zielsetzung unb Wegmessung willkommen. (Näheres s. Anzeigenteils

Wette« für Donnerstag «nb Freitag.

Der die Wetterlage beherrschende Hochdruck schwächt sich langsam ab. Für Donnerstag und Freitag ist wieder mehr­fach bedecktes, zur Unbeständigkeit neigendes Wetter zu er­warten.

*

SCB. Pforzheim, 8. Mürz. Im nahen Königsbach kamen am Sonntagabend bei Wirtshaushändeln aus politischen Ur­sachen die drei Brüder Kaiser in Streit, wobei der vierzig­jährige Schmied Ludwig Kaiser einen Stich in den Hals er­hielt, an dem er i» wenige» Minuten starb. Die Tat ge­schah tn Gegenwart des 17jährigen Sohnes. Der Mann htn- terläßt Frau und drei Kinder. Die beiden Brüder wurden verhaftet. Unweit Spielberg wurde auf die nach Ettlingen fahrende Frühkrastpost am Freitagmorgen ein Anschlag ver­übt, indem mehrere Stämme aus dem nahen Wald über die Straße gewälzt waren. Ein Radfahrer entdeckte das Hinder­nis noch rechtzeitig und konnte den Führer des gntbesetzten Frühwagens warnen.

SCB. Enzweihingen, OA. Vaihingen, 8. März. An brr OrtSkreuz-ung fuhren gestern mittag zwei Kraftwagen auf­einander, von denen sich einer überschlug. An dieser Stelle ging im gleichen Augenblick ein Mann vorbei, der von dem ttberschlagenöcn Wagen erschlagen wurde. Bride Kraftwagen wurden bet dem Anprall schwer beschädigt,' ihre Insassen kamen zum Glück mit nur leichten Verletzungen davon.

SCB. Stuttgart, 3. März. Dte Innere Abteilung des Ge­meinderats hat in ihrer heutigen Sitzung beschlossen, als Wahltag für die Oberbürgermeister»-^! Sonntag, den SS. April, festzusetzcn. Oberbürgermeister Dr. Lautenschlager wird sich zur Wtedrrwahl stellen.

SCB. Stuttgart» S. März. Bon der RBD. Stuttgart wird mitgetcilt: Am Montagabend hat tn Saulgau ein mit 8 Per­sonen besetzter Lastkraftwagen einer dortigen Firma dte ge­schlossenen Schranken an dem Uebergang bet Stellwerk 2 durchfahr?«, während ein Gütcrzug tn der Ausfahrt begrif­fen war. Der Kraftwagen kam auf dem Uebergang zum Stehen. Dem Lokomotivführer gelang es, seinen Zug noch vor dem drohenden Zusammenstoß zum Halten zu bringen. Die Schranke und der Kraftwagen sind beschädigt worbe«. Die Insassen des Wagens blieben unverletzt.

SCB. Althütte, OA. Backnang, 8. März. In der Nacht vom Sonntag auf Montag gerieten der 17 Jahre alte Adolf Strobeck und der 21 Jahre alte Christian Ackermann, beide von hier, auf dem Heimweg von Waldenweiler tn Streitig­keiten. Kurz vor AllHütte stürzte sich Strohbeck auf Acker­mann und brachte diesem mit dem Messer drei Stiche bet, dir den sofortigen Tod horbeiführten. Strohbeck wurde t» Haft genommen.

Turnen und Spott

Zn« 1. Hallen-Tnrrl- und Sportfest der Turnerschast Großftnttgarts

schreibt un» ein Lalwer Besucher:

Es war eine Freude, die 120 Turner zur Körperschule un­ter den Klängen der Polizeimusik etnmarschieren zu sehe«. Dem Abmarsch folgten 120 Turnerinnen mit GluckerS Sprtngseilgymnastik, diesen ein Sprtntorbreikampf über 59 und «0 Meter, bann das Ttschspringe» mit Federsprung­brett der Jugendturner, die Pendelstasfeln der Turner u»rd Turnerinnen, bas Turnen von 60 Teilnehmern an zehn Barren, ein Tanz mit Walzermustk von ISO Turnerinnen und Faust- und Handballspiele der Turner und Turnerin­nen. Sämtliche Darbietungen wurden exakt ausgeführt und mit größtem Beifall ausgenommen. Den Glanzpunkt deS Abends bildete der Kunstturnerwettkampf Schweiz-Württem­berg, wobei sich beide Mannschaften als gleichwertig erwie­sen. Die gelurrgene Veranstaltung ist als würdiger Auftakt zum Deutschen Turnfest tn Stuttgart zu werte«. P.

Geld-.Volks- und Landwirtschaft

Börsen»«»^

«SB. Stuttgart, 8. März. Die Börse hatte heute wenig Geschäft und behauptete den Kursstand vom Vortag.

LL. Berliner Produktenbörse vo» 8. März.

Weizen märk. 201293: Roggen märk. 167169: Brau­gerste 209217,' Futtergerste 198209,- Hafer märk. 149 bis ISS,- Weizenmehl 81,5040,75,' Roggen mehl 34F989,59; Wetzenkleie 11,76 12 ; Roggenkleie 10,4010,75; Btktorta- erbsen 2025; kleine Speiseerbsen 2224; Futtercrbsen 19 bis 21; Peluschken 22-24; Ackerbohnen 1719; Wicken 18 bis 21; Lupinen blaue 1818; gelbe 2124; Seradella neue 50SS; Rapskuchen 0.109,60; Leinkuchen 1515,30; Trocken- schnttzel 6,706,00; Sojaschrot 14^0-14,60; Kartoffelflocken 12,8013,20; Noggenstroh drahtgepreßt 0,500,65; b'sgl. Wei­zenstroh 0,400,60; desgl. Haferstroh 0,450,65; bindf.gepr. Noggenstroh 0,500,70; desgl. Wetzenstroh 0,450,60; geb. Noggenlangstroh 0,000,85; Mielitzheu lose 1,60IM; Häck­sel 1,25-1,45; hanbelsübl. Heu 1,80ISO; gutes Heu 1,70 bis 2,10; Gerstenstroh 0,50-0,65; Kleeheu 2H02L0; Thyino- thec 2,908^. Allgemeine Tendenz: fester.

Stuttgarter Schlachtvichmarkt.

Dem Dienstagmarkt am Städtischen Vieh- und Schlacht­hof wurden zugeführt: 85 Ochsen (unverkauft 5), 27 Bullen, 203 (68) Jungbullen, 880 (70) Jungrinder, 813 Kühe, 1044 Kälber, 2240 (140) Schweine, 1 Scharf, 4 Ziegen.

Preise für 1 Pfund Lebendgewicht:

Ochsen:

ausgemästet

vollfteiichi-

flcischig

Bulle«:

ausgemästet

vollsteischig

fleischig

Jungrinder:

ausgemästet

voUftetschlg

fleischig

gering genährte Kühe: ausgemästet voUfleischtg

s. ».

26. 2,

Psg.

Psg-

46-48

_

49-44

39-41

35-38

49-51

48-51

43-47

42-46

38-41

35-39

26-31

S. 8.

26. 2.

«Sher

fleischig

gering genährte «Llber: feinste Mast- und beste Saugkälber mittl. Mast- und gute Saugkälber geringe Kälber Schweine: über 399 Psd. 249399 Psd. 200-240 Psd. 160-200 Pfd. I20-I60Psd. unter 120 Psd. Sauen

Psg-

20-25 1620

Pig.

63-66

5661

48-54

62-6»

55-60

46-54

52

5152

5052

49-50

4849

52-58

5l-5L

5152

49-50

47-4»

40-44

38-48

Marktverlauf: Allgemein ruhig, bei Großvieh und bet Schweine» Ueberstand.

Calwer Wochenmarkt.

Bet dem am letzten Samstag stattgefundenen Wochen­markt wurden folgende Preise bezahlt: Wirsing 1015 Pf, Rotkraut 1015, Weißkraut 1012, Spinat 50, Gelbe Rübe« 12, Zwiebel 10, Rote Rüben 10 Pf. se das Pfund, Blumenkohl 3660, Kopfsalat 25, Endivien 80 Pf. je das Stück. Acpfcl 8540 Pf., Landbutter 1,60 Mark, Tafelbutter 1,90 Mark daS Pfund, frische Eier 1213 Pf. das Stück.

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DK ürtttch» KleluLmkl«»»»« dürfro s«ldft»»rftlndltch nicht «n den Diesen- und Srobdandelspretlen gemessen werden, d« für lene n»ch dte sog. wirtschoslltchen Bee- ledrskofte» t« Züsch las kommen. Die Schrift»«,

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120 cm breit halbleinen 270-)

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150, 160, 200, 240^ 180, 260, 300 c) 250. 260, 280 H 240, 360, 390 ^ 280, 400, 470 ^ 350, 380. 400, 460 c)

so. 1204

68^

Paul Räuchle, am Markt. Calw