Nr. 49 / Seite 2
Amtsblatt für den Kreis Calw
Samstag, 5. Dezember 1953
gegenüber 1951 zum Ausdrude. Die Bilanzsumme 1951 beträgt DM 20,2 Mill., die von 1952 DM 23,6 Mill. Die Anzahl der Geschäfts- Vorfälle erreichte im Jahre 1951 1,87 Mill. Stück gegenüber 2,04 Mill. Stück im Jahre 1952. Die Gesamtumsäfe auf einer Seite erhöhten sich von DM 569 Mill. im Jahre 1951 auf DM 667 Millionen im Jahre 1952.
Die Kreissparkasse Calw unterhielt Ende 1952 innerhalb des Kreisgebiets 5 Hauptzweigstellen, 77 Nebenzweigstellen und beschäftigte 85 Personen. Außerdem waren noch 72 Personen nebenberuflich tätig.
Die einzelnen Geschäftszweige zeigen folgendes Bild:
Sparverkehr
Auch hier spüren wir deutlich den Unterschied zwischen 1951 und 1952 wie er eingangs bei Beurteilung der GesamtentWicklung gezeigt wurde. 1951 Stagnation, hervorgerufen durch die Angstpsychose, die durch die anhaltende Koreakrise genährt wurde. Erst Ende des Jahres 1951 wurde dieser Zustand durch eine lebhaftere Spartätigkeit abgelöst.
Letjtere hielt an und brachte im Jahre 1952 eine günstige Aufwärtsentwicklung. Die Spareinlagen erhöhten sich allein in diesem Jahr um 36°/ 0 gegenüber dem Vorjahresbestand.
Die Anzahl der Sparkonten stieg um 1624 auf 33794, außerdem bestehen noch 11400 Kleinstsparkonten. Somit entfällt auf beinahe jeden zweiten Kreisbewohner ein Sparkassenbuch. Das Durchschnittsguthaben pro Kopf der Bevölkerung des Kreisgebiets beläuft sich Ende 1952 auf DM 93.—.
Die Förderung des Sparsinns gehört zu den vornehmsten Aufgaben einer öffentlichen Sparkasse. Deshalb kommt auch den Kleinspareinrichtungen heute eine besondere Bedeutung zu.
Sdiulsparkasse
Die Lehrerschaft an zahlreichen Schulen unseres Kreises hat sich der Schulsparkasse in dankenswerter Weise wieder angenommen. Schule und Sparkasse pflegen seit Jahrzehnten diese Erziehungseinrichtung. Es geht dabei weniger um die Höhe der Einlagen als um den erzieherischen Wert. Die Jugend soll das sorgfältige Verwalten kleiner Geldmittel lernen und dabei erfassen, wie sich aus kleinen Beträgen schließlich eine stattliche Summe ergibt.
Spargeschenkguts dheine
Für Neugeborene wurden in den beiden Jahren 794 Spargeschenk-Gutscheine ausgegeben und somit in vielen Fällen ein Grundstein für ein ständig wachsendes Sparguthaben gelegt.
Heimsparbüchsen
Auch die Heimsparbüchsen der Sparkasse erfreuen sich einer stetig wachsenden Beliebtheit. Nahezu 4000 Stück sind als „kleine Zweigstelle“ ausgegeben.
Prämiensparen
Das Prämiensparen, das im vorigen Jahr neu eingeführt wurde, hat großen Anklang gefunden. Es hatte sich bald ein fester Stamm von rund 1600 Kunden gebildet, der sich am „Sparen und Spielen“ beteiligte. Die meisten Prämiensparer sind schon glückliche Gewinner einer Prämie geworden.
Abholsparen
Seit 1. 1. 1952 hat die Kreissparkasse das Abholverfahren im Spargeschäft eingeführt, um dadurch die Ansammlung von Sparbeträgen besonders zu erleichtern.
Diese zeitsparende Einrichtung machten sich besonders die PS-Sparer gerne zunufe.
Steuerbegünstigtes Sparen
Das steuerbegünstigte Sparen konnte im Hinblick auf die dadurch zu erzielende Steuerermäßigung weiter ausgebaut werden. Am Ende des Jahres 1952 wurden 418 steuerbe
günstigte Sparkonten mit einem Einlagenbestand von DM 535000 geführt.
Währungsausgleidh
Die Durchführung des Währungsausgleichs für Vertriebene, die im Jahre 1952 angelaufen ist, wurde von den Flüchtlingen dankbar begrüßt. Den damit verbundenen Aufgaben hat sich das Institut gerne unterzogen. Bis Jahresschluß 1952 waren bei der Kreissparkasse rund 1700 Anträge mit einem Betrag von nahezu 6 Millionen DM eingereicht.
Giroverkehr
Das Jahr 1952 brachte wiederum eine erfreuliche Ausweitung des Giro- und Konto- KorrentVerkehrs, Auf Jahresende wurden von Geschäftsleuten und Privatpersonen auf 7500 Girokonten beinahe DM 11 Mill. Guthaben unterhalten.
Auf den Girokonten gelangten im Jahre 1951 1,2 Mill. und im Jahre 1952 über 1,3 Mill. Posten zur Verbuchung.
Bargeldloser Zahlungsverkehr
Der bargeldlose Zahlungsverkehr der öffentlichen Sparkasse bietet den Inhabern von Girokonten wesentliche Vorteile und wird von einer stetig wachsenden ZahL von Kunden zur Erledigung ihres gesamten Geld- und Ueber- weisungsverkehrs benütjt.
Darüber hinaus können die Kontoinhaber bei Bedarf mit einem Kredit rechnen.
Ausleihungen
Die Förderung des Wohnungsbaues war der Kreissparkasse in den beiden Berichtsjahren vornehmste Pflicht. So konnten im Berichtszeitraum 442 Wohnungen mit Hilfe unserer Sparer mit finanziert werden. Der weitaus größte Teil der langfristigen Ausleihungen kam dem sozialen
Wohnungsbau zugute.
Auf Jahresende waren DM 3,6 Mill. langfristigen Darlehen ausgeliehen, und zwar in 1020 Posten bis DM 5000,— und 184 Posten über DM 5000.—. Mit zahlreichen Krediten unterstütze die Kreissparkasse vor allem die mittelständische Wirtschaft, das Gewerbe und die Landwirtschaft. Allein im J»hre 1952 wurden 6S0 kurz- und mittelfristige Ausleihungen in Höhe von DM 2,9 Mill. neu genehmigt. Zum Jahresschluß 1952 waren insgesamt DM 6,64 Mill. kurz- und mittelfristige Gelder ausgeliehen
In den beiden Berichtsjahren wurden 3534 bzw.5285 Stück Wech.-el im Wert von DM 4 Mill. und DM 6,3 Mill, diskontiert und 6535 bzw. 6989 Stück eingezogen.
Den veränderten Zeitverhältnissen entsprechend hat die Sparkasse auch das Kaufkreditgeschäft aufgenommen. Eine stattliche Anzahl von Kunden konnte dadurch schnell und bequem die ersehnten Anschaffungen von Ansstattungs- und Einrichtungsgegenständen oder Kraftfahrzeugen vornehmen.
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Es lag der Kreissparkasse nicht nur daran, die auftretenden Kreditbedürfnisse zu befriedigen, es wurden auch die Kredit-Zinsen in den beiden verflossenea Jahren um insgesamt 2°/o. zuletjt Sm 1 . 7. 1953 auf 8°/o herabgesetjt.
Diese Ermäßigung dürfte den einzelnen Kreditnehmern sehr wesentliche Erleichterungen gebracht haben.
Diese kurzen Ausschnitte aus der Geschäftstätigkeit der Kreissparkasse zeigen eine klare aufwärts verlaufende Linie an. Durch eine günstige Weiterentwicklung wird die Kreissparkasse in der Lage sein, der heimischen Wirtschaft und dem Wohnungsbau laufend die nötigen Mittel zuzuführen.
Kreissparkasse Calw
Die Heimkehrer fordern ihr Recht
Versammlung des Heimkehrerverbandes — Eine Unterredung mit MdB. Sdhuler
Calw. Die Mitgliederversammlung des Ortsverbands Calw der Heimkehrer am vergangenen Samstag im „Waldhorn“ war erfreulich gut besucht. Vorsifender H u w e begrüßte die vor kurzem zurückgekehrten Kameraden, ferner die Frauenreferentin für Baden-Württemberg und nunmehr auch für den Bund, Frau Steimle, den ersten Landesvorsifenden Supper und die Vertreter der Ortsverbände Altensteig und Nagold. Im Verlaufe des Abends konnte außerdem Herr Bürgermeister S e e b e r als Gast begrüßt werden.
Zu Beginn des Abends forderte Frau Steimle die anwesenden Frauen auf, eine Frauengruppe zu gründen. Die Betreuung, die aus dem Kreise der selbst Betroffenen komme, sei die beste; das habe sie selbst erfahren nach dem alten Sprichwort „Geteiltes Leid ist halbes Leid“. Die Zusammenkünfte sollen einmal im Monat stattfinden. Sie dienen der Aussprache, gelegentlich auch der Unterhaltung. Dabei sind natürlich neben den Frauen der Kriegsgefangenen und Vermißten auch die Frauen der heimgekehrten Kameraden willkommen. Die Aufgaben einer solchen Frauengruppe sind: Erfassung und Betreuung aller betroffenen Frauen, Beratung bei der Stellung von Rentenanträgen und dergleichen, Sorge für Kinder und kranke Mitglieder in Nachbarschaftshilfe, Zusammenarbeit mit dem DRK bei der Paketaktion, Mithilfe beim Suchdienst, Müttererholung. Ein großes Anliegen bleibe die Forderung nach Freilassung aller Kriegsgefangenen, insbesondere auch der in westlichen Gefängnissen zurückgehaltenen. Die Haß- und Racheurteile müßten revidiert werden. Mit großer Bitterkeit sprach die Rednerin von der Verzögerung der Entschädigung: es sei eine Schande für die Verantwortlichen und ein Schlag ins Gesicht für die Mütter, deren Söhne wieder Soldaten werden sollen. Drei Frauen erklärten sich bereit, den Aufbau einer Frauengruppe in die Hand zu nehmen.
Nach der Aufnahme der kürzlich zurückgekehrten Kameraden und einem Gedenken an die, die wir noch erwarten, folgte das Referat des Kam. Supper, der ebenfalls zum erstenmal in Calw weilte. Er beschäftigte sich vor allem mit den Vorgängen um das Entschädigungsgesef und verlangte, daß die Regierung den Beschluß des Bundestages und Bundesrates beachte und daß der Bundeskanzler sein gegebenes Wort halte. Der Bundesfinanzminister selbst habe einmal ausdrücklich bestätigt, daß er einen Weg für eine Deckung wisse. Kam. Supper las einen Appel des Landesverbandes an den Bundespräsidenten vor; dieses Schreiben ist von den Presseagenturen bis heute noch nicht veröffentlicht worden. Die Heimkehrer beharren auf ihrem Rechtsanspruch: die Meinung der Diskussionsredner ging dahin, daß 1 DM Entschädigung pro Tag die unterste Grenze dessen sei, was man erwarte, angesichts der Entschädigung, die anderen Geschädigten zuteil geworden sei, sogar solchen, die vielleicht mit diesem Geld gegen die Bundesrepublik arbeiten. Der Kreisverband wurde beauftragt, einen erneuten Appell an den Bundestagsabgeordneten Schüler als den zuständigen Abgeordneten unseres Kreises zu richten.
Kam. Huwe wies darauf hin, daß er in nächster Zeit für die Verbandsarbeit nicht zur Verfügung stehe. Bis zu seiner Nachwahl übernahm Kam. Sannwald den Ortsverband: die Kam. Galenbeck, Haug und Roth werden ihn Unterstufen. Weihnachten soll in kleinem Kreise mit den Angehörigen der Kriegsgefangenen u. den leften Heimkehrern begangen werden; dagegen wird Mitte Januar ein Kameradschaftsabend stattfinden. Schließlich wurden Fragen der Darlehen, der Wohnungen für Fernpendler und schwerbeschädigte Nahpendler, der Rechtsberatung u. -Vertretung besprochen. An den Bau von Eigenheimen durch Baugemeinschaften auf Kreisebene könne- man erst nach der Verkündung des Entschädi-