Nr. 32 / Seite 2

Amtsblatt für den Kreis Calw

Samtag, 8. August 1953

Nichtamtlicher Teil

Belästigung durch den Verkehrslärm

Aufhebung der Hödistgesdiwindigkeit ist keine Ermächtigung zu beliebig

schnellem Fahren

Das Bundesministerium f. Verkehr gibt bekannt: 2.

Der Beginn der Reisezeit läßt ein weiteres Anwachsen des motorisierten Straßenverkehrs erwarten. Dies gibt Anlaß, erneut an die Kraftfahrer zu appellieren, zu ihrem Teil bei­zutragen, die Zahl der Verkehrsunfälle zu senken und insbesondere die Belästigung ge­rade der erholungssuchenden Bevölkerung durch Verkehrslärm zu vermeiden.

Da in der Oeffentlichkeit teilweise noch Unklarheiten über die Bestimmungen des neuen Verkehrssicherungsgesetzes bestehen, wird nochmals auf folgendes hingewiesen: 3

1. Die Aufhebung der zahlenmäßigen Höchst­geschwindigkeitsgrenzen für Personenkraft­fahrzeuge und Motorräder bedeutet keine Ermächtigung zu beliebig schnellem Fahren. Vielmehr hat der Kraftfahrzeugführer seine Fahrgeschwindigkeit so einzurichten, daß er seinen Verpflichtungen im Verkehr jeder­zeit nachkommen kann.

Wo zusäfelich zu der allgemeinen Sorgfalts­pflicht im Verkehr wegen der Beschaffen­heit der Oertlichkeit zahlenmäßig Höchst­geschwindigkeitsgrenzen nötig sind, kann die Polizei entsprechende Verkehrszeichen aufstellen. Es liegt also in der Zuständig­keit der örtlichen Polizeibehörde, die Ver­kehrsbeschränkungen, auch hinsichtlich der Geschwindigkeit, anzuordnen, die zur Ver­meidung erhöhter Unfallgefahren und zur Sicherung eines möglichst ungehinderten Verkehrsflusses erforderlich sind. Disziplinlose Fahrer seien darauf hinge­wiesen, daß durch den neuen § 315 a des Strafgesetzbuches derjenige, der durch rücksichtsloses Fahren eine Gemeingefahr herbeiführt, mit Gefängnis bis zu 5 Jahren bedroht wird. Außerdem muß er selbstver­ständlich mit der Entziehung der Fahrer­laubnis rechnen.

18740 Straftaten im Mai 1953

Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg teilt mit, daß im Mai insgesamt 18/40 Ver­brechen und Vergehen im Lande gezählt wurden, was eine Zunahme von 456 Fällen gegenüber dem Vormonat bedeutet. Fast die Hälfte aller Straftaten entfallen auf das Land­gebiet; an zweiter Stelle stehen die Groß­städte. Verglichen mit dem April haben die Fälle von Hehlerei, schwerem Diebstahl, Ur­kundenfälschung, fahrlässiger Brandstiftung und Abtreibung abgenommen. Eine Zunahme ist hingegen zu verzeichnen bei den Betrugsde­likten, den Fällen von einfachem Diebstahl, Unterschlagung und Vergehen an Kindern.

Von den bekanntgewordenen Straftaten wurden im Berichtsmonat bereits 14501 auf­

geklärt. 15135 Täter, davon 403 Ausländer, wurden ermittelt. Von den Tätern waren 1176 Jugendliche unter 18 Jahren. Im Mai wurden außerdem 104 Fälle von vollendetem Selbst­mord in Baden-Württemberg bekannt. 63 Selbst­mörder waren männlichen, 41 weiblichen Ge­schlechts, 3 waren noch nicht 18 Jahre alt. Das häufigste Motiv zum Selbstmord warKrank­heit ; in 2 Fällen war Liebeskummer der Grund. Die Zahl der Verkehrsunfälle stieg wiederum beträchlichan. Siebelief sich im Mai auf 6869 Un­fälle, bei denen 178 Personen getötet wurden. Uebermäßige Geschwindigkeit und Nichtbeach- ten der Vorfahrt waren in den meisten Fällen der Grund des Unfalls. 393 Unfälle wurden durch betrunkene Kraftfahrer verursacht.

Landwirtsdiaftsscfaule und Landjugendberatung

Der nunmehr vor Jahresfrist gegründete Landjugendberatungsdienst hat sich in kurzer Zeit zu einem wertvollen Bestandteil der Wirt­schaftsberatung entwickelt. Hierzu haben die Landwirtschaftsschulen durch ihre aufklärende Arbeit bestens beigetragen. Die Landwirt­schaftsschulen waren schon immer darum be­müht, einen engen Kontakt mit ihren ehe­maligen Schülern zu halten, um diese in ihrem Beruf weiter zu bilden. So haben sie ihren früheren Schülern bei Schauversuchen, Bei­spielsanlagen usw. in den Gemeinden geholfen.

Die jetjt vom Landjugendberatungsdienst laufend herausgegebenen Aufklärungsschriften über Arbeitsvorhaben machen die Arbeiten der Landjugend noch wirksamer.

Gleichzeitig wurden auch die aus der Landw. Berufsschule entlassenen Jungen und Mädels miterfaßt, um auf diesem Weg mit die Auf­gaben und Ziele der Landw. Fachschule kennen zu lernen. Es ist zu hoffen, daß auf diese Weise das Interesse am Fachschulbesuch zu­nimmt. Dadurch ergänzen sich Landjugend­beratungsdienst und Landwirtschaftsschulen

gegenseitig in dem Bemühen, der praktischen Berufsausbildung neue Impulse zu geben.

Im Dienstbezirk der Landwirtschaftsschule Calw wurden durch Entlaßschüler der Berufs­schule und Landwirtschaftsschüler im Laufe ds. Js. folgende Arbeitsvorhaben durchgeführt: 15 Kartoffelsortenvergleiche,

10 Rübensortenvergleiche,

4 Hafersortenvergleiche,

7 Heuwettbewerbe,

6 Stallvorhaben.

Auf hauswirtschaftlichem Gebiet:

15 Arbeitsvorhaben Kükenaufzucht,

5 Tomatenanbau.

5 Gurkenanbau.

Die Prämiierung der Arbeitsvorhaben wurde teilweise bereits vorgenommen. Dabei hat sich gezeigt, daß sich die Landjugend in erfreulicher Weise außerordentlich und lobenswert ange­strengt hat. Die Pr^isverteilung wird nach Abschluß der Arbeitsvorhaben bei passender Gelegenheit - Ehemaligentreffen - stattfinden.

flus dem QemeindeUben

Herrenalb. Der Gemeinderat hat die städti­schen Arbeiten zur Verlängerung der Wasser­leitung am Lindenweg vergeben. Er befaßte sich nun endgültig mit der Aufstellung des Ortsbauplanes bei der Friedenshöhe und teilte dem Planfertiger seine Wünsche mit, nachdem das Regierungspräsidium Tübingen, Abteilung Ortsbauplanberatungsstelle, seine Vorschläge bekanntgegeben hatte. Mit der Erstellung eines Doppel wohnhauses der Kreisbaugenossen­

schaft wurde bereits begonnen; vier Siedlungs­häuser werden demnächst in Angriff ge­nommen. Der Kaufpreis für das Siedlungs­gelände bei der Friedenshöhe wurde nun fest- gesegt; er beträgt je qm 75 Pfennige für das hintere, 1.50 DM für das vordere Gelände. Dazu kommen die noch festzusegenden Anlieger­beiträge und die Anschlußgebühr. - Im Orts­teil Gaistal wurden die Arbeiten vergeben zur Verlegung eines Wasserleitungsstranges im vorderen Gaistal und der Erstellung einer Stütjmauer am Buckelweg im oberen Gaistal beim Wanderheim. Die Verbreiterung der Gaistalstraße wird geplant; im Voranschlag des Haushaltjahres 1953 ist der erste Betrag

mit 3000.- DM eingestellt; sobald die Mittel angesammelt sind, wird die Arbeit ausgeführt. ; Für die Ausführung der Kanalisation im oberen ' Gaistal wurde im städtischen Haushaltsplan für 1 das Rechnungsjahr 1953 der Betrag von 2000.- DM bereitgestellt. - Die Bade- und Luftkur­orte mit mindestens 20000 Fremdenübernach­tungen erhalten eine Sonderzuweisung von 5.- DM je 200 Uebemachtungen im Sommer­halbjahr 1951 und Winterhalbjahr 1951/52. ' Darunter fällt auch Herrenalb. Hans Keßler erhielt die Genehmigung zum Zeitschriften­verkauf während der Saison in seinem Geschäft j in der Kurpromenade. - Die Einrichtung der hauswirtschaftlichen Berufsschule für Mädchen zu Beginn des Schuljahres 1954/55 wird nun mit der Sachbearbeiterin des Oberschulamts zusammen vorbereitet. Diese Klasse werden auch die schulentlassenen Mädchen von Bern­bach besuchen. Der Schullastenausgleich für das Schuljahr 1952/53 für Lehrlinge, welche die Gewerbeschulen in Ettlingen und Karls­ruhe besuchen, wird auf die Stadtkasse über­nommen; bereits bezahlte Beträge werden zurückerstattet. Dr. K.

Höfen. Der Senior-Chef der Firma Krauth & Co. in Rotenbach, Fabrikant Hans Otto Metjger, wurde in Anerkennung seiner Verdienste um die Förderung der Bauforschung von der Tech­nischen Hochschule in Stuttgart zum Ehren­senator ernannt.

Calw. Am 1. August 1953 konnte der Sach­bearbeiter beim Kreissozialamt, Herr Erich Haag auf eine 25jährige Tätigkeit beim Kreis­verband Calw zurückblicken und hat sich in dieser Zeit bei der Bevölkerung allgemeine Beliebtheit erworben. Aus Anlaß seines Dienst­jubiläums überreichten ihm Landrat Geißler u. die Kollegenschaft schöne Ehrengeschenke.

Bad Liebenzell. Die im Jahr 1880 ge­gründete Harmonium-Bauanstalt Hinkel, deren Betriebsräume samt den Einrichtungen durch Kriegseinwirkungen vollständig zerstört wor­den sind, und die seitdem in Ulm in einer Notunterkunft untergebracht war, ist jegt nach Bad Liebenzell übergesiedelt, um dort das Werk wieder aufzubauen. Hinkel-Harmoniums sind in der ganzen Welt, vor allem in den über­seeischen Missionsstaaten, zu finden.

Hirsau. Die zwischen Hirsau und Emst­mühl durch Frostaufbrüche und Hochwasser fast unbefahrbar gewordene Landstraße I. O. Calw Bad Liebenzell wiTd jetjt umgebaut. Der Durchgangsverkehr auf dieser Strecke wird umgeleitet.

Nagold. Der hiesige Gemeinderat beschloß in einer öffentlichen Sißung, die weitere Kor­rektion der Nagold vom Elektrizitätswerk Wohlbold bis Sägewerk Graf nächstes Frühjahr in Angriff zu nehmen. Die Baukostensumme beträgt ungefähr 700000 DM.

Nagold. Am 29. und 30. August werden in Nagold für Rassehunde (Deutsche Schäferhunde) die Landesgruppen-Ausscheidungsprüfungen abgenommen.

Altensteig. Die Bundesregierung hat dem Christlichen WohlfahrtswerkDas Jugenddorf in diesem Frühjahr 350000 DM aus Mitteln des amerikanischen Komitees für ein freies Europa zur Verfügung gestellt. Mit diesen Mitteln wurde nach Mitteilung inzwischen der Bau des Jugenddorfes Altensteig soweit fertiggestellt, daß in diesen Tagen das Richtfest gefeiert werden konnte.

Maisenbach. Das erweiterte Schulgebäude ist vor einigen Tagen seiner Bestimmung über­geben worden. In dem großzügig umgebauten und erweiterten Schulhaus befindet sich jegt auch ein geräumiger Gemeindesaal, in dem künftig die Gottesdienste abgehalten werden. Bisher hatten die Einwohner der Gemeinde Maisenbach nach Bad Liebenzell, das eine Weg­stunde entfernt ist, in die Kirche gehen müssen.

Schwann. Die älteste Einwohnerin der Ge­meinde, Frau Karoline Mauthe, vollendete, entsprechend ihres hohen Alters noch bei guter Gesundheit, ihr 88 . Lebensjahr.

Calmbach. Karl Rentschler, Rentner, und seine Ehefrau Marie, geb. Jäger, konnten in diesen Tagen bei guter Gesundheit das Fest ihrer Goldenen Hochzeit begehen.