Nr. 24/Seite 2

Amtsblatt für den Kreis Calw

Samstag, 13. Juni 1953

Firma Perrot-Regnerbau in Althengstett zu be­sichtigen. In entgegenkommender Weise führ­ten Herr Perrot selbst und sein Betriebsleiter Herr Ing. Beck die Teilnehmer in zwei Grup­pen und machten dieselben mit dem Produk­tionsvorgang vom Stahlband bis zum fertigen verzinkten Beregnungsrohr bekannt. Ebenso wurde die ganze Entwicklungs- und Herstel­lungsweise der Perrot-Regner-Pumpen gezeigt. Daran schloß sich die Besichtigung von Düngungs- und Unkrautbekäinpfungsbeispielen auf Wiesen auf den Gemarkungen Althengstett und Neuhengstett an, deren Ergebnisse für die Landwirte besonders lehrreich waren. In Unter­lengenhardt wurde der Weidebetrieb des Bür­germeisters a. D. Kugele und in Oberreichen­bach die beiden Grünlandlehrbetriebe des Jo­hann Georg Lug, Landw. Ortsobmann und des Michael Lug einer Besichtigung unterzogen. In Unterlengenhardt wurde gleichzeitig der Harog- Schwedenreuter, das neueste Trockengerüst, vorgeführt. In den Weidebetrieben fand die Kurztag- bzw. Portionsweide unter Verwendung des Elektrogerätes besonderen Anklang. Die

Fahrt ging weiter über Würzbach, Agenbach nach Oberkollwangen zur Besichtigung des Häckselhofes des Ulrich Hammann, der wohl der älteste Pionier auf dem Gebiet der Heu- häckselung ist. Das Ausmisten des Stalles er­folgt hier auf mechanischem Wege unter Be- nugung derTrauneckerschen Stallentmistungs­anlage, die durch einen 1 PS-Elektromotor an­getrieben, sich sehr arbeitssparend und in Son­derheit sehr arbeitserleichternd auswirkt.

Anläßlich dieser Besichtigungen wurden durch den Leiter des Landwirtschaftsamtes je­weils die grundsäglichen Fragen behandelt, ebenso gaben die Leiter der Beratungsringe 2 und 3 den Besuchern entsprechende erläu­ternde Ausführungen. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß mit dieser Rundfahrt die Ortsobmänner und Fachwarte wieder mit den neuesten Erfahrungen auf dem Gebiet der Grünlandbewirtschaftung und Gärfutterberei­tung bekannt gemacht wurden. Möge diese Rundfahrt für die praktische Landwirtschaft recht günstige Erfolge zeitigen.

Handkäse wurde gesellschaftsfähig

Die Zellglasindustrie hat sich nie mit dem Erreichten zufrieden gegeben, sondern laufend neue Spezialsorten entwickelt, die den unter­schiedlichsten Ansprüchen der Füllgüter ge­nügen. Man sagt z. B. mit Recht, daß der Har­zer- oder Handkäse durch die Zellglashülle erst gesellschaftsfähig geworden ist; denn die Zellglasfolie verlangsamt nicht nur den Rei­fungsprozeß des Käses und beugt der schnellen Austrocknung vor, sondern sie sorgt auch da­für, daß der Handkäse in keinem modernen Laden mehr unangenehm auffällt.

Wie die Entwicklung in den USA beweist, stehen wir in Deutschland aber hinsichtlich der Verpackungstechnik erst am Anfang. Die breite Masse des kaufenden Publikums ist bei uns erstaunlicherweise kaum darüber unter­richtet, daß Zellglas nicht nur eine schöne, sondern - durch die Entwicklung der verschie­denen Spezialsorten - auch eine zweckmässige, d. h. eine schürende Verpackung ist.

Die Eierfruchtpflanze - etwas für Feinschmecker

Besonders für Liebhaber ist die aus dem tropischen Ostindien stammende Eierfrucht­pflanze (Solanum Melongena) eine sehr inter­essante Gemüsepflanze, von der es mehrere Sorten mit weißen, gelben, blauen, roten, schwarzen oder gestreiften Früchten gibt. Diese sind je nach Sorte 3 bis 30 cm lang, meist ei­förmig, auch birnenförmig oder länglich. Die Pflanzen werden 50 cm bis 1 m hoch.

Die Vermehrung der Eierfruchtpflanze er­folgt am besten durch Samen, von denen immer mehrere ausgelegt werden sollten, weil etwa nur die Hälfte keimt. Dafür währt die Keim­fähigkeit dieses Samens auch vier bis fünf Jahre. Gesät wird Ende März/Anfang April in ein warmes Mistbeet, in Saatschalen oder' Blumentöpfe, die in einem Zimmer mit einer Temperatur von 15 bis 18 Grad C aufgestellt werden müssen. Nach dem Auflaufen werden die Pflänzlinge wie Tomaten pikiert. Dabei wähle man möglichst weite Abstände, weil sie gleich kräftige Wurzeln bilden und mehr Nah­rung benötigen. Das Verstopfen wiederholt sich bis Mitte April mehrere Male. Dann wer­den die Eierfruchtpflanzen in Abständen von 50 cm in ein lauwarmes oder kaltes Mistbeet gesefet.

Ende Mai, Anfang Juni können die Pflan­zen, die noch empfindlicher als Tomaten sind,

ins Freiland ausgepflanzt werden. Als Stand­ort für die Eierfruchtpflanzen im Freien eignet sich am besten eine Hauswand oder Gartenmauer. Unter weniger günstigen Klimaverhältnissen läßt man die Eierfrucht­pflanzen am besten im Mistbeet stehen, damit sie bei ungünstiger Witterung durch Auflegen von Fenstern geschütjt werden können.

Gedüngt wird wie zu Tomaten, also kräftig. Während der Entwicklung ist reichlich zu gießen. Auch Dunggüsse sind angebracht. Je nach Aussaatzeit und Sorte stellen sich im Juli und August die Blüten ein. Wenn der Frucht- ansatj erfolgt ist, schneidet man den oberen Teil des Stengels weg und stutjt auch über­flüssige Nebenzweige ein, um größere Früchte ernten zu können. Den großfrüchtigen Sorten beläßt man nur wenige Früchte, damit sie diese um so schöner ausbilden können. Die anfangs grünen Früchte nehmen später die den verschiedenen Sorten eigenen Färbungen an. Bei größeren Mengen läßt man die Eierfrüchte nicht überreif werden und hängt sie luftig auf. Dann halten sie sich längere Zeit und ergeben gekocht, gebraten und gebacken wohlschmek- kende Gerichte. Geschälte und in Scheiben geschnittene Früchte lassen sich, mit etwas spanischem Pfeffer und Knoblauch in Oel ge­legt, auch bis zum Winter aufbewahren.

Passive Verbreitung der San-Jose-Sdiildlaus durch einheimische Ameisen

Nachdem die Pflege und Verschleppung von Pflanzenläusen durch Ameisen hinreichend be­kannt ist, liegt die Frage nahe, ob die in den einheimischen Befallsgebieten auftretenden Ameisenarten für eine passive Verbreitung der San-Josö-Schildlaus (SJS) in Betracht kommen. Um diese Frage zu klären, hat Dr. Marek vom Institut für angewandte Zoologie, Würzburg, eingehende Versuche angestellt. Hieraus ist zu schließen, daß die Möglichkeit einer Ver­breitung der SJS durch Ameisen durchaus ge­geben ist. Die Verschleppung der Jungläuse durch Ameisen ist aber weder von der Jung­laus noch von der Ameise aus als gerichtet, sondern nur als zufällig anzusehen. Ebenso­wenig findet eine Pflege der SJS durch Ameisen statt. Die Ameisen werden vielmehr durch andere Pflanzenläuse zum regelmäßigen Besuch der auch von der SJS befallenen Pflanzen an­geregt. Dabei tragen sie zugleich zur Mehr­verbreitung der SJS bei. Die Verschleppung der SJS ist, wie der Verf. betont, kleinräumiger Natur; sie hat lediglich die etwas stärkere Durchsetjung eines Befallsgebietes mit SJS zur Folge und dehnt sich hauptsächlich auf Zwischen- und Unterkulturen aus. Um dies zu verhindern, schlägt Marek eine Bekämpfung der Ameisen vor. Da durch die bisher im Obstbau üblichen Spritjungen, die sich gegen die SJS richten, bestenfalls nur eine Teilvernichtung erzielt, wird, glaubt er, daß noch eine Restbekämpfung

erforderlich sei. Diese kann mit kontakt­insektiziden Brühen vorgenommen werden. Eine solche Bekämpfung von Ameisen in Obst­plantagen rechtfertigte sich schon wegen der intensiven Pflege und Verschleppung honig­tauerzeugender Pflanzenläuse.

Welche Bodenart bevorzugt Gemüse?

Zur beginnenden Saatzeit muß der Garten­freund wissen, welche Böden die einzelnen Gemüsearten bevorzugen. Höhere Ansprüche stellen zum Beispiel die Gurken, Melonen, Tomaten, Artischocken und der Salat. Legterer liebt lehmhaltigen, kräftigen Boden, während die übrigen mehr humusbedürftig sind. Rha­barber, Rot- und Weißkraut, Wirsing- und Blumenkohl sowie Sellerie, Rosenkohl -und Meerrettich bringen auf ausgesprochen an­moorigen Böden die höchsten Erträge. Auch umgestochenes und gut vorbereitetes Grünland eignet sich für diese Kulturen noch gut. San­diger Boden mit noch genügend Humusgehalt kommt vor allem für den Anbau von Spargel, Spinat, Buschbohnen, wie für anspruchsvolle Kohlarten, sowie Grünkohl, auch für Kohlrabi, Feld- und Schnittsalat, in Betracht. Weniger anspruchsvoll an den Boden sind Möhren und Schwarzwurzeln, doch soll zu deren Gedeihen noch ein ausreichender Feuchtigkeitsgehalt vorhanden sein.

Gartenfragen

Clivien, die eine schlechte, schwache Blüte hatten, werden in eine nährstoffreiche, kräftige Erde umgepflanzt, damit sich kräftige Blüten­stiele entwickeln können. Gleichmäßiges Gießen und ein nicht zu häufiges Verstellen fördert das Wachstum.

Blumenkastenerde, die länger als zwei Jahre in den Balkonkästen ist, muß durch neue Erde ersetjt werden, da diese meist sauer und nährstoffarm ist und die Pflanzen nicht zum Blühen kommen läßt. Kümmerliches Wachstum zeigt meistens schlechten Boden an, was auch an vielen kleinen Blüten und Blättern festzustellen ist.

Eine wichtige Gartenarbeit ist bei Aus­saaten wie auch bei jungen Obstbäumen die regelmäßige Bodenauflockerung. Gerade in der ersten Entwicklungszeit der Pflanzen wird das Wachstum durch zu harten Boden gehemmt, so daß diese eingehen können.

Bei Spargelbeeten sind die alten abge­storbenen Stengelreste tief abzuschneiden und zu verbrennen, da an diesen vielfach Krank­heitsherde sijjen, z. B. Spargelhähnchen, die die jungen Triebe befallen und dadurch Ernte­minderungen eintreten.

Sobald das Blütenschwellen an Sträuchem, Bäumen usw. eintritt, darf mit Obstbaumkar- bolineum nicht mehr gespritjt werden, damit keine Verbrennungserscheinungen entstehen, die sonst zu großen Ernteverlusten führen können.

Die Spritjempfindlichkeit der Obstarten nach der Blüte ist sehr verschieden. So sind Ontario, Cox Orange, Goldrenette, von Blen- heim, Weißer Klarapfel und Croncels sowie alle Pfirsichsorten sehr kupferempfindlich, wäh­rend Freiherr von Berlepsch, Adersleber Kal­vill und Landsberger, Schwefelmittel schlecht vertragen: dies kann zu Verbrennungen oder Veränderungen führen oder aber den Abwurf der Blätter verursachen.

Der Käferbefall an Bohnen und Erbsen ist erkenntlich an den hellen durchscheinenden Flecken oder an kleinen kreisrunden Löchern. Durch Einpudern mit DDT oder Hexapräparaten wird der Käfer vernichtet. Nicht immer ist aber das Saatgut noch zu verwenden.

Erbsen sollen mehr an Drahtgeflechten als Ersatj für Erbsenreiser gezogen werden, um Land zur sparen und Krankheiten, die vielfach an den Reisern haften, fernzuhalten. Die Beet­breite ist dabei nur 40 cm, und mit 2 Reihen Saatgut in einem Abstand von 15 bis 20 cm bestellt.

Hinweis: Unserer heutigen Ausgabe liegt ein Wett­schein des Württemberg-Badischen Totos im West-Süd- Block bei. Wir empfehlen die Beilage Ihrer besonderen Aufmerksamkeit. Die 12 er-Wette brachte bisher die höch­sten Quoten, die leichte 10 er-Wette viele lohnende Ge­winne.