Nr. 23 / Seite 4

Amtsblatt für den Kreis Calw

Samstag, 6. Juni 1953

Generalversammlung der Volksbank Calw

Calw Am 30. Mai 1953 hielt die im Jahre 1862 gegründete Volksbank Calw im Saalbau Weiß erstmals nach einer Pause von zehn Jahren wieder eine Generalversammlung ab. Einleitend schilderte der Vorstandsvorsißende, Rechtsanwalt Rheinwald, den Werdegang des auf genossenschaftlicher Basis arbeitenden Unternehmens. Sodann gab BankdirektorFischer eine Übersicht über die Jahresabschlüsse der RM-Zeit von 1943-1948, die heute nur noch statistischen Wert besten. In diesen Jahren wurden etwa 60 Millionen RM umgesetjt, die Bilanzen schwankten zwischen 11300000 und 16580000 RM.

Die von alliierter Seite angeordnete Wäh­rungsreform vom 20. Juni 1948 bedeutete eine einschneidende Veränderung und Umstellung. Die RM-Bilanzsumme, die am Stichtag RM 18,1 Millionen betrug, verminderte sich infolge der Währungsumstellung auf zusammen 1,15 Mil­lionen DM. Die Sichteinlagen gingen von 6,6 Millionen RM auf rund 365000 DM, die Spar­einlagen von 9 Millionen RM auf 477000-DM herunter. Auf der Aktivseite schrumpften die Landeszentralbankguthaben von 8,1 Millionen RM auf 210000 DM (Erstausstattung der Bank), die Guthaben* bei Kreditinstituten von 8,4 Millionen RM auf null und die Wertpapier­bestände von fast 6 Millionen RM auf knapp 59 000 DM zusammen. Neu erscheinen in der DM-Eröffnungsbilanz die Ausgleichsforderungen gegen das Land Württemberg-Hohenzollem mit 768000 DM. Infolge der Währungsreform verlor die Bank fast 17 Millionen RM.

Die erste Zeit nach der Währungsreform stand im Zeichen einer großen Kreditnachfrage aus allen Kreisen der Volksbankkunden und dem Bestreben der enttäuschten Sparer, alle verfügbaren Geldbeträge in Ware umzuseßen. Da der Bank nur geringe Mittel zur Verfügung standen, ließ sich das Kreditbedürfnis der Wirtschaft nur unter Schwierigkeiten befrie­digen. Zeitweilig mußte hierbei auf die Lan­

deszentralbank und die Genossenschaftszentral­kasse zurückgegriffen werden. Nur sehr lang­sam erfolgte die erforderliche Kapital-Neubil­dung, denn bei den Sparern bestand verständ­licherweise nach der Währungsreform kaum Neigung zur Anlage von Geldbeträgen. Um die Jahreswende 1948/49 zeichnete sich eine leichte Besserung ab, die jedoch infolge der durch den Koreakonflikt eingetretenen Preis­hausse wieder ein Rückgang folgte. Erst ganz allmählich gelang es den Maßnahmen der Bank deutscher Länder, das Wirtschaftsleben wieder zu normalisieren.

Die zunehmende Festigung ist aus den Bilanzziffern der Jahre 1948/49/ 1950 und 1951 ersichtlich. Die Ende 1949 bereits auf über 2 Millionen DM angestiegene Bilanzsumme er­höhte sich in den beiden folgenden Jahren auf rund 3,1 Millionen DM. Ebenso stiegen der Umsatj von 99,5 Millionen DM auf 102,5 Mil­lionen DM und die Kontokorrenteinlagen von 1 Million DM auf 1,39 Millionen DM. Das lang­sam wiederkehrende Vertrauen der Sparer machte sich in der Erhöhung der Spareinlagen von 428000 DM auf 564 000 DM bemerkbar. Das bis zur Währungsreform gänzlich bedeu­tungslos gewordene Wechselgeschäft weitete sich erheblich aus, hingegen hat das Wertpa­piergeschäft stark nachgelassen. Die im ge­samten DM-Zeitraum stets sehr lebhafte Kredit­nachfrage konnte in bezug auf kurzfristige Kredite meist befriedigt werden, während lang­fristige Darlehen nur selten gegeben werden konnten, da die hierfür erforderlichen Mittel fehlten. Dieser Kreditmangel ist auf die un­befriedigende Entwicklung der Spareinlagen und auf die Verminderung des Eigenkapitals (Umstellung 1:10) zurückzuführen.

Der Reingewinn betrug für 1948/49 5900 DM, 1950 7372 DM und 1951 19 824 DM, zusammen demnach für die Geschäftsjahre 1948/49-1951 33 096 DM. Wie vom Vorstand und vom Auf­sichtsrat vorgeschlagen, werden daraus 6°/ 0

Dividende für jedes der drei Geschäftsjahre ausgeschüttet (zusammen DM 14 276 DM), für gesegliche Rücklagen DM 15 000 einbehalten und 3820 auf neue Rechnung vorgetragen.

Dem Antrag des Vorstandes entsprechend, seßte die Versammlung den im Verhältnis 10:1 zusammengelegten Geschäftsanteil auf DM600.- und die Haftsumme pro Anteil auf 1200.- DM fest. Die jährliche Mindesteinzahlung beträgt 60.- DM, Von 1372 Mitgliedern Ende 1947 ver­minderte sich die Zahl durch Tod und auch durch die Schwierigkeiten nach der Währungs­reform auf 1169 (mit 1171 Anteilen) Ende 1951. Das Eigenkapital der Bank beläuft sich zurzeit auf 380000.- DM. Durch die zufriedenstellende Entwicklung des laufenden Geschäftsjahres dürfte bis zum Ende dieses Jahres wahrschein­lich eine Bilanzsumme von 4 Millionen DM erreicht werden.

Wie aus den Berichten des Aufsichtsrats- vorsitjenden Fabrikant Sackmann zu entnehmen war, haben sich keinerlei Beanstandungen ergeben.

Bei den saßungsgemäß erforderlichen, in offener Abstimmung durchgeführten Neuwahlen des Aufsichtsrates wurden Fabrikant Oskar Sackmann als Vorsitjender, Fabrikant Carl Schmid und Schuhmachermeister Fri§ Schüler (MdB.) wiedergewählt. Kaufmann Karl Stüber, seit 55 Jahren Mitglied der Volksbank und seit 27 Jahren in der Verwaltung der Bank tätig, schied auf eigenen Wunsch aus Altersgründen aus. Neu hinzugewählt wurden: Spediteur Hans Bauer, Architekt Willi Burk, Handels­schulrat Dr, Cless, Prokurist Karl Schechinger und Metjgermeister Albert Schlatterer,

Bankdirektor Fischer dankte dem Aufsichts­rat, den Angestellten der Bank und allen Mit­gliedern für ihre Treue. Die Bank wird weiter­hin alles tun, um - wie in der Vergangenheit, so auch in der Zukunft ihren Mitgliedern und der heimischen Wirtschaft nach bestem Ver­mögen dienstbar zu sein.

Volksbank Calw e. G. m. b. H., Calw

(Gegründet 1862)

Aktiva

1948

1951

1948

1951 Passiva

Kassenbestand

m

813.14

m

111 842.57

Sichteinlagen

M

364 707.43

M

1 397 625.74

Landeszentralbankguthaben

210706.24

232219.46

Befristete Einlagen

115 593.60

83 165.01

Postscheckguthaben

- , -

18760.06

Spareinlagen

476 577 65

564 266.57

Guthaben bei Kreditinstituten

-. -

39 426.17

Aufgenommene Gelder

-.-

288148.05

Wechsel

-.-

119281.06

Eigene Akzepte und Solawechsel.

25 000.

Wertpapiere

58676.92

32 764.92

Aufgen. langfristige Darlehen

- . -

162 500.

Ausgleichsforderungen gegen die öffentliche Hand

768 015.59

801497.53

Durchlaufende Kredite Geschäftsguthaben

78 156S3

100000.

223868.12

Schuldner

40 240.19

1 379 521.35

Rücklagen nach § 11 KWG

92 957.46

92 957.46

Langfristige Ausleihungen

1031.42

163 233.98

Sonstige Rücklagen

17 000.

Durchlaufende Kredite

-.-

100000.-

Rückstellungen

14 208.93

34 483.

Beteiligungen

1 220.

19 100.

Wertberichtigungen

- , -

44 500.

Grundstücke und Gebäude

53400.

53300.

Sonstige Passiva

3021.31

24 198.51

Betriebs- und Gesch.Ausstattung

10810.

7 760.

Rechnungsabgrenzungsposten

2 310.96

1 720.10

Sonstige Aktiva

1 698.49

13701.45

Reingewinn 1948-1951

-.-

33096.30

Rechnungsabgrenzungsposten

922.18

120.31

1 147 534.17

3 092 528.86

1 147 534.17

3 092 528.86

Mitgliederzahl Ende 1951 Gesamthaftsumme

DM

1169

1405 200.

Gewinn-Verteilung:

6°/ 0 Dividende für 1949 DM

6% Dividende für 1950 DM

4 857.25

4 824.25

Gesamtgarantiemittel

(nach Gewinnverteilung)

DM

1754 025.58

6°/ 0 Dividende für 1951 DM

Zuweisung a.d. ges. Rücklagen DM

4 594.42

15000.

Umsatz auf einer Seite des Hauptbuches 1951

DM

105 000000

Vortrag auf neue Rechnung DM

DM

3820.38

33096.30

Der Vorstand:

Fischer Riegger Rheinwald

Wochele

Calw, den 25. April 1953