Was geht in der Sowjetunion vor?

Aufbau einer Wirlfchaftsgroßmacht in fünf Jahren Unfreies Volk krampst und leidet für eine Zukunftsidee Kommende Gefahren für den Westen Europas

Ueber einen großen Teil der zivilisierten Welt, vvn der nördlichen Pvlarzone bts in die subtropische» Breitengrade, von Europa VIS in den Fernen Osten Asiens sich erstreckend ist die Sowjetunion eines der mächtigsten und an Boden­schätzen reichsten Staatengebilde der Erde. 15V Millionen Menschen lebe» hier auf einer Landfläche von fast der drei­fachen Ausdehnung der Bereinigten Staaten von Amerika, und jedes Jahr wächst die Bevölkerung um mindestens SH Millionen, während in allen europäischen Ländern zusammen die Gcsamtbevölkerung (370 Millionen) sich jährlich nur um SH Millionen vermehrt. Alles deutet darauf hin: Rußland ist das Land der Zukunft, es wird dereinst die Ge­schicke des Westens entscheidend beeinflussen. Wann und auf welche Art dies geschehen wird, wissen wir nicht mit Gewiß­heit,- ein großes Fragezeichen steht drohend im Osten.

In der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken geht »ur Zeit ein umfassender wirtschaftlicher Entwicklungsprozeß vor sich, der zunächst ob der Kühnheit »einer Idee überrascht. Die Sowjetregterung hat einen gewaltigen Wirtschafts- ausbauplau entworfen und in Angriff genommen, wie ihn die Weltgeschichte bis dahin nicht kennt. In einer Zeit­spanne von fünf Jahren (192833) soll Rußland aus einem agrarisch-industriellen in ein industriell-agrarisches Land verwandelt werden. Der in vierjähriger Vorarbeit mit mathematischer Genauigkeit ausgestellte Plan umfaßt ohne Ausnahme alle Zweige der Volkswirtschaft; sein Ziel ist es, durch Steigerung der produktiven Kräfte in Industrie und Agrarwirtschaft die führenden kapitalistischen Länder des Westens einzuholen, zu überholen und schließlich die Autarkie des bolschewistischen Wtrtschaftsrcichcs zu begrün­den. Das klingt reichlich phantastisch, doch sehen wir, wie dieses Ziel erreicht werden soll. Die Sowjets sagen: mit Hilfe der Betätigung der Staatsgewalt (Diktatur) und der Ueberlegenhcit der sozialistischen Wirt­schaftsform. Ihre Wirtschaftssachverständigen sind sich aber darüber klar, daß das Land die beispiellose Erfahrung einer ungeheuren Kapitalanhänfung auf Kosten der laufen­den Ersparnisse, ein grauenhaftes Regime der Oekonomte und de» Verzicht ans die Befriedigung seiner gegenwärtigen Bedürfnisse durchmacheu wird, alles im Namen einer großen historischen Aufgabe. Das heißt: das bekannte sozialistische Losungswort: der Einzelne soll arm und die Gesamtheit reich sein, wird in Rußland bis aus die äußerste Spitze ge­trieben werden. Das Volk wird im Zeitraum von 5 Jahren aus seiner Hände Arbeit 57 Milliarden aufbringen müssen, um den Plan zu finanzieren.

Um diese ungeheuren Finanzmittel zu schaffen hat man in der Sowjetunion eine Monopol-Organisation der V o l ks m i r t s ch a s t Ins Leben gerufen. Sv besteht ein tat­sächliches Monopol auf den Gebieten der Industrie, der Eisenbahnen, des Schiffsverkehrs, des Binnen- und Außen­handels und der Bankorganisationen. Nur die Landwirtschaft ist erst zur Hälfte verstaatlicht. Die politische Diktatur und das System der Wtrtschaftsmonopole vermögen das Ausmaß der Bermögcnssteigerung des ganzen Landes, im Vergleich zu den kapitalistischen Ländern, ungleich rascher zu erhöhen. Die Preise werden auf Kosten der Verbraucher heraufgesetzt eine gewisse Anzahl von Waren, die Gegenstand starker Nachfrage sind, gibt man heute in Rußland um das Zwet- einhalbfache der Weltmarktpreise ab u. mit der Steigerung -eS Handelsgewinns tritt naturgemäß ein Anschwellen der Gesamtproduktion und des Volkseinkommens ein. Das ge­samte GrundvermögendesLandessoll wie schon angedeutet innerhalb b Jahren von 7V Milliarden um 87 Milliarden oder 82 Prozent aus 127 Milliarden steige ». Der größte Anteil an der Kapitalinvestttion <88 Proz.) soll von den Staatsunternehmungen aufgebracht werden und 48 Prozent der Mittel sollen durch Steuern und Anleihen her- etnkommen. Alles in allem ist das eine ungeheure Leistung, über deren Durchführbarkeit man zweifeln kann, denn die Entsagungsfähigkeit eines Volkes hat ihre Grenzen.

Die Beherrscher der Sowjetunion betonen die Ueberlegen- hett dersozialistischen" Wirtschaftsform, wissen aber aus eigener Erfahrung, daß die Einführung kollektivistischer (gemeinwirtschaftlicher) Produktionsmethoden weit davon entfernt ist, Sozialismus als höhere Form der Volkswirt­schaft zu sein. Alle Formen der Kollektivierung der Wirt­schaft sind weder ein Fortschritt, noch vom volkswirtschaft­lichen Standpunkt der kapitalistischen Wirtschaftsform über­legene Einrichtungen. Die Grundform des Kollektivismus in Rußland, die die Bezeichnungsozialistisch" trägt, ist ge­genwärtig eine Form der Verstaatlichung gewis­ser Wirtschaftszweige unter streng kapita­listischen Grundsätzen. Im Laufe der letzten Jahre sind in der Organisation dieser verstaatlichten Form der Wirtschaft große Veränderungen vor sich gegangen. Im Jahre 1918 stellte Lenin ein Programm für die vollständige Abschaffung des freien Spiels der Kräfte auf dem Markte und der Unterdrückung der Tauschwerte und des Geldes auf. Er wollte die Produktion auf der Belieferung der einzelnen Gruppen der werktätigen Bevölkerung mit den nötigen ma­teriellen und technischen Mitteln aufbauen; die Verteilung wollte er nach dem Grundsatz des sozialen Garantismus vor­genommen wissen. Dieses Experiment ist bekanntlich miß­glückt und heute ist die innere Struktur des Staatskollektt- vtsmus eine ganz andere. Die Volkswirtschaft der Sowjet­union beruht jetzt auf der Grundlage von Handelsbe­ziehungen zwischen der Staatstndustrie und derLandwtrtschaft.

Wir sehen, baß in Rußland unter Anwendung schärfster kapitalistischer Grundsätze planmäßig ein riesiger Produk­tionsapparat geschaffen wird. Auf Kosten des russischen Vol­kes, das später nach vollzogenem Wtrtschaftsausbau und nach Lösung des Zentralproblems: der Senkung der Pro­duktionskosten (vielleicht durch Nationalisierung) in den - vollen Genuß dersozialen" Segnungen kommen soll. In kommunistische« Versammlungen höre» wir immer wieder

vomArbeiterparadies im Sowjetretch" reden und dieser Begriff ist immer wieder stark umstritten. Die Frage: hat eS der russische Arbeiter gut? ist zu bejahen und zugleich z» verneinen. Der russische Industriearbeiter nimmt im Staate eine bevorzugte Stellung ein, denn er ist die Haupt­stütze der Sowjetmacht. Im allgemeinen ist die Klassenherr­schaft in der Union die genaue Kopte der Vorgänge in den kapitalistischen Ländern, in denen sich die Demokratie noch nicht burchgesetzt hat, nur mit dem Unterschiede, daß sich in diesen Ländern das Bürgertum der Klassenprivilegten er­freut, und daß in Rußland jetzt das Proletariat diese Vor­züge genießt. Der Arbeiter erhält relativ hohe Löhne und steht z. B. in seinen Bezügen höher wie ein Gymnasiallehrer; sein Arbeitstag ist wenn auch strenge Arbeitszucht herrscht kurz, ferner haben Arbeiter in zehntausenden von Fällen verantwortliche Posten in der Industrie, im Verkehrswesen, in der Verwaltung, bei Genossenschaften und Gerichten so­wie in der Armee erhalten. Jedes Jahr werben junge Ar­beiter auf mehr oder iveniger verantwortliche Postenbeför­dert", für die sie keinerlei Berufsvorbildung haben. Justiz und Schule tragen Klassencharakter. Arbeiter werden für Delikte weniger schwer bestraft wie Angehörige anderer so­zialer Schichten; die Schule ist In erster Linie Arbeiterkin­dern Vorbehalten. Aber wie kärglich ist trotz alldem das Leben dieser privilegierten Klasse! Vom Stanöhunkt des Lebensniveaus des amerikanischen und europäischen Prole­tariats ist die Lage der Arbeiterschaft in Rußland eine elende. Das Internationale Arbeitsamt hat errechnet, daß der Neallohn eines Moskauer Arbeiters zweimal so niedrig wie der eines Londoner und dreimal so niedrig wie der eines amerikanischen Arbeiters ist Vom internationalen Gesichtspunkt aus sehr zu berücksichtigen ist auch die teure und knappe (rationiert.) Lebenshaltung in Rußland kann die Lage des russischen Arbeiters nur als peinlich angesehen werden. Wenn wir noch feststellen, baß es in der Sowjet­union tatsächlich weder eine Unverletzlichkeit der Person, noch Redefreiheit und Pressefreiheit, noch Stimmsreihrit für die repräsentativen Einrichtungen, noch Gleichheit, noch Un­abhängigkeit der Rechtspflege, noch Freiheit der Wissenschaft in Forschung und Lehre gibt, berührt es eigentümlich, wenn im gegenwärtigen Rußland so viel vonSozialismus" ge­sprochen wird.

Man schreibt seit Jahren von inneren Krisen des Kom­munismus und vom Zusammenbruch des phantastischen Fünfjahresplans. Heute hat des ungeachtet die Sowjet­union ihre» Wirtschaftsplan bereits mehr als zur Hälfte durchgeftthrt. Neue, moderne Städte und Industriezentren sind entstanden. Das Jndnstriepro- gramm ist sogar überschritten. Abgesehen von einer Ver­schlechterung der Warenqnalität (wie überall in Europa) ist die Produktion über die Schätzungen des Planes hinausge- wachsen. Bedenklich ist allerdings der gegenwärtig immer noch sehr höhe Stand der Produktionskosten und Verkaufspreise, denn die S'nkung der Selbstkosten bildet den Schliisselvunkt des Finanzsystems des Plans. Daneben machen sich ein Man- gelanFachar Vettern und ein Fehler des Plans, die nicht zureichend vorgesehene Verlegung der Industrien in die Nähe der Nohstoffgebiete geltend. Professor Otto Au­hagen, wirtschaftlicher Berater der deutschen Botschaft in Moskau, schon in den Vorkriegsjahren als internationale Autorität auf dem Gebiet der östlichen Wtrtschaftsfragen be­kannt, äußert sich über die Verwirklichung des Fünfjahres­plaues in der ZeitschriftOsteuropa" wie folgt:Wenn nicht unvorhergesehene Ereignisse (katastrophale Mißernte, Krieg) etntreten, so halte ich für ziemlich wahrscheinlich, daß wenig­stens das Jndustrieprogramm nach der quantitativ statistischen Seite, wenn auch mit Abweichungen im einzelnen, so doch im großen und ganzen zu 106 Prozent und noch dar­über hinaus in Erfüllung geht. Alle die Riesenwerke, die das Programm vorsieht und deren Errichtung jetzt an der Reibe ist, werden tatsächlich gebaut, größtenteils mit Hilfe ausländischer Fachmänner ersten Ranges. Sehr fraglich aber ist auch in quantitativer Hinsicht die Durchführung des landwirtschaftlichen Produktionsplanes. Die Landwirt­schaft ist zu sehr naturgebunden, als daß sich ihre Entwick­lung so kommandieren ließe wie die Vermehrung der In­dustrie." Ueber die allgemeinen Lebensverhältnisse in Ruß­land bemerkt Prof. Auhagen, daß sie sich verschlechtert haben und fährt dann fort:Die zu erwartende Vermehrung der Produktion wird sich bei weitem nicht in demselben Ver­hältnis in der Verbesserung der Lebenshaltung der breiten Volksschichten auswirken. Allzu große Mittel verschlingt der Leerlauf der bolschewistischen Volkswirtschaft. Daß es gelin­gen wird (wie im Plan vorgesehen), den Neallohn des ge­werblichen Arbeiters auf über das Doppelte des Betrages von 1913 tatsächlich zu heben erscheint mir äußerst fraglich."

Aus diesen Aeußerungen geht hervor, daß die schwächste Stelle des Planes das landwirtschaftliche Pro­duktionsprogramm ist. Ein analphabetisches Land läßt sich trotz des grüßten Aufivandes politischer und wirt­schaftlicher Energie nicht flugs auf die Höhe der Technik, aus die letzte Vernunft der agrarischen Produktivität heben. Wohl kann das Sowjetregime, wenn cs ihm gelingt, in die Gebiete der Millionen Holzpflüge, des nngesichteten Saatgutes, des ungebrochenen Raubbaues an den Bodenkrästen etnzudrin- gen, eine Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung um einige Prozent erzielen, die Durchführung des Kollekttvie- rungsprogramms in fünf Jahren erscheint jedoch ausgeschlos­sen. Die ersten drei Planjahre bestätigen diese Annahme. Rußland befindet sich heute in nicht unerheblichen Ernäh- rungsschwierigkeiten, die sich bet rascher Fortsetzung der Kollektivierung noch verschärfen werden. Die Sowjets haben den Fehler gemacht, zuerst die leistungskrästigen mittleren Landwirtschaftsbetriebe, welche am rationellsten gearbeitet und für die Versorgung der Bevölkerung in weitestem Um­fange gesorgt hatten, zwangsweise zu enteignen. Das geschah t« einem geradezu verhängnisvolle« Tempo. Bis »um

20. Februar 1930 ivaren bereits 80 Prozent der bäuerliche» Wirtschaften kollektiviert, der Fünsjahrplan damit mehr als doppelt erfüllt. Diese Uebertreibungen, gegen welche Stalin zu spät (1939) ein scharfes Manifest erließ, haben sich aber bitter gerächt. Der beschleunigten Bildung von Kollektiven konnte eine ausreichende Belieferung mit Traktoren und sonstigen landwirtschaftlichen Maschinen, mit vorgebilbeteu Betriebsleitern und mit lebendem Inventar nicht folge». Anstatt die Kollektivierung auf die reichen Ueberschußgebtele zu beschränken, schritt man unzweckmäßigerwetse auch zur Enteignung unreifer Betriebe in Zuschußgebteten und zer störte in dieser Weise mehr als man aufbaute. Besonders fühlbar macht sich der starke Rückgang der Viehbestände; ver stündlich daraus, daß die entcigneten Bauer» ihr Vieh ver­schleudern. Die Zwangsenteignungcn haben überdies eine ungeheure Unrast, Unsicherheit und Unzufriedenheit in die landwirtschaftliche Bevölkerung hcreingetragen und riesige Wanderbeivegungen in die Städte ausgelöst, die große Ge­fahren für Staat und Wirtschaft in sich bergen. Die Polizei­behörden der Sowjets greifen mit furchtbarer Strenge durch. Russische Landwirte, die sich gegen das Sowjetregtme auflehn­ten und Obstruktion trieben, wurden samt ihren Familien in das Uralgeblrge oder nach Sibirien verbannt, wo sie Skla­venarbeit verrichten müssen. Ihre Kraft wird dazu verwandt, Wälder zu roden und Oedland zu kultivieren, den Boden für neue Industriezentren im Osten des Landes in der Nähe der reichsten Nohstoffgebiete vorzubereiten. Ein hartes Los für einst freie Männer! Wir haben eingangs darauf htn- gewiesen, daß die Volkswirtschaft der Sowjetunion auf der Grundlage von Handelsbeziehungen zwischen Staatsindustric und Landwirtschaft beruht und kommen nun zur Kernfrage: Wie können diese Beziehungen gesunde, wie ihre Auswir­kungen zufriedenstellende sein, wen» man die Landwirtschaft zwangsweise ausbeutet und ruiniert anstatt chr eine Kapt- talbildung zu ermöglichen?

Wir fassen abschließend die der Durchführung des russi­schen Fünfjahrplans entgegen st ehenden Momente kurz zusammen: 1. Die Finanzmittel sind nicht ausreichend, 2. Die Organisation der Sozialisierung der Landwlrtschast ist unzulänglich, 3. Der Stand von Arbeitern und Fach­leuten ist den Anforderungen der großen Ausgabe nicht ge­wachsen. Bei nüchterner Ueberlegung muß man zugcbcn, baß diese drei Punkte ein Scheitern des Plans nicht unbe­dingt zur Folge haben müssen; es läßt sich ln sämtlichen Fra­gen Abhilfe schaffen. Amerika kann und wird die fehlen­den Finanzmittel, Deutschland die Fachleute stellen und un­zulängliche Planmaßnahmen lasse» sich abäuder». Es be­steht durchaus die Möglichkeit, falls nicht kriegerische Ver­wicklungen oder Unruhen im Innern störend elnwirken, zur Verwirklichung des Fünfjahresplans und wir müssen damit rechnen, daß im Jahre 1933 die Sowjetunion ein Wirtschasts- staat mit nach dem letzten Stand der Technik ausgebauten, hochleistungsfähigen Industrieanlagen und einer intensivier­ten Agrarwirtschaft sein wird. Angesichts der gegenwärtigen Lage auf den Weltmärkten bedarf es nur geringer verschär­fender Einwirkungen, um eine Katastrophe herbeizuführen und diese Situation dürften aller Voraussicht nach die Sow­jets ausnutzen. Sie werden ihre Jndustrteprodukte zu Schleuderpreisen auf die europäischen Märkte werfen und die wirtschaftliche Vormachtstellung des Westens erschüttern. Schon jetzt erleben wir, daß die gesamten europäischen Holz­märkte durch den russischen Holzexport über den Haufen ge­worfen werden. Das Sowjetregtme verfolgt mit furchtbarer Energie seine Ziele, es ist notfalls bereit, eine ganze Gene­ration des eigenen Volkes zu opfern um einer Staatsidee willen, deren Zukunftsztel die Beherrschung der Welt ist. Wird sich der Westen endlich besinnen und zur Gegenwehr znsammenschließen oder werden die Völker Europas fort­fahren, sich selbst zu zerfleischen und von Blindheit geschlagen den eigenen Untergang vorzubereiten?

Arbeilerrevollen in der Sowjetunion

Kommunistische Stoßbrigaden von Arbeiter» überfalle«.

TU. Moskau, 16 Febr. Amtlich wird mitgeteilt, baß t« der Republik Kasakstan beim Bau der Werke Kasatstrot eine kommunistische Stoßbrigade von kommunistischen Arbeitern überfallen wurde. 7 Kommunisten der Stoßbrigade wurden getötet, 11 schwer verletzt.

Nach einer halbamtlichen Meldung kam es in den staat­lichen Fischereibetrteben von Wolobarskt im Gouvernement Astrachan ebenfalls zu Zusammenstößen zwischen Arbeiter» und einer kommunistischen Stoßbrigade. Ein Mitglied b7k Stoßbrigade wurde getötet und mehrere verletzt. Die O.G.P.U. nahm zahlreiche Verhaftungen vor. Der Hauyt- anfithrer der Arbeiter wurde sofort zum Tode verurteilt, zwei Arbeiter erhielten Gefängnisstrafen.

Die Uebcrfälle auf die Stoßbrigaden sind in erster Linie darauf zurückzuführen, daß sich die nicht kommunistischen Ar­beiter wegen der erschwerten Bedingungen für den Bezug von Lebensmitteln benachteiligt fühlen. Sie verlan­gen, baß man sie genau so mit Lebensmitteln versorgt, mte die Kommunisten. _

Amerika und die Krieqsschilldli'lsie

Entschließung «m amerikanische« Senat über die Ntcht- alletnschuld Deutschlands «m Kriege eingcvracht.

TU. Nenyokk, IS. Febr. Senator Sh > Pstead, der ein­zige Farmarbeiterabgeordnete des amerikanischen Senats, brachte eine Entschließung ein, in der der Senat aufgcfor- dert wird, Deutschland von der Alleinkriegsschulb offiziell freizusprechen. Die Entschließung ivnrde dem Auswärtigen Ausschuß des Senats überwiesen. Shipstead weist darauf hin, baß die seit IS19 bekannt gewordenen Dokumente Amerika veranlassen sollten, weder direkt noch indirekt auf der Alleln- schuld Deutschlands am Kriege zu bestehen.

Der amerikanische Senat nahm nach einer Meldung Pa­riser Blätter aus Washington am Samstag mit 67 gegen 1§ Stimmen die Kvmpromißvorlage an, nach der 26 Mtllto­ne n D o l l a r für den Hilfsfon- zugunsten der infolge der Dürre schwer notleidenden Landwirte bewilligt werden. Da» Repräsentantenhaus hat die Kvmpromißvorlage gleichfalls angenommen.