Seite 4 / Nr. 12

Amtsblatt für den Kreis Calw

Samstag 21. März -1953

Samsta

Sdmhpflege wurde

Von derSpudrwidise zur Creme -

Zu Großvaters Zeiten, auch unsere Väter erinnern sich noch daran, war dieSchuhpflege eine wenig erfreuliche Angelegenheit. Da gab es nur Spanholzschachteln mit einer schwarzen Masse, die zudem noch die unangenehme Eigenschaft hatte, rasch einzutrocknen. Diese Schuhwichse wurde in vielen Kleinstbetrieben, in derWaschküche aus Melasse, Ruß und Wasser zusammengerührt, wobei nur die mit­verwendete Schwefelsäure etwas mit Chemie zu tun hatte. Und weil beim Gebrauch jedes­mal etwas Flüßigkeit zum Anfeuchten gebraucht wurde, entstand der wenig schmeichelhafte - aber meist zutreffende - NameSpuckwichse. Bei dieser Wichse ging es auch nicht um die Ledererhaltung, sie war ein reines Glanzmittel. Wenn das Leder nicht brüchig werden sollte, mußte es von Zeit zu Zeit mit Schmalz, Tran oder anderen Fetten behandelt werden.

Steigende Anforderungen Erst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts kamen die Vorläufer der heutigen Schuhpflege­mittel auf den Markt, die die Eigenschaften eines Glanz- und eines Pflegemittels vereinen. Als Rohstoffe wurden zunächst verschiedene Naturwachse in Verbindung mit Terpentinoel verwendet. Die in dem Oel gelösten Wachse dringen bei der Schuhpflege zum Teil in das Lederinnere ein und vermindern dadurch die gegenseitige Reibung der Fasern: Das Leder bekommt auf diese Weise nicht nur den ge­wünschten Hochglanz, auch seine Lebensdauer wird beträchtlich verlängert.

Mit der Verfeinerung des Leders wuchsen gleichzeitig die Anforderungen, die an unsere Schuhpflegemittel gestellt wurden. Die Spuck­wichse und mit ihr die Kleinstbetriebe mußten größeren Unternehmen weichen, die verfeinerte Schuhpflege wurde zu einem wichtigen wirt­schaftlichen Faktor.

Die Chemie schaltet sich ein Bald nach Einführung dieser Oelware gelang der nächste Schritt zur sogenannten Emulsionsware, in der alle das Leder pflegen-

eine Wissenschaft

Immer anspruchsvollere Modeleder

den Stoffe, nämlich Wachse, Oele usw., so fein verteilt werden, daß sie in der Flüssigkeit prak­tisch aufgelöst sind. Die Emulsionsware wurde das Pflegemittel für empfindliche Leder, be­sonders als man gelernt hatte, sie neutral und das Leder nicht angreifend herzustellen.

Nachdem anfangs als Grundstoffe haupt­sächlich Naturwachse verwendet wurden, die meist gegen Devisen aus dem Ausland bezogen werden mußten, gelang es der chemischen Industrie, aus der mitteldeutschen Braunkohle das sogenannte Montanwachs zu gewinnen und damit die deutsche Devisenbilanz erheb­lich zu entlasten. Der I. G. Farbenindustrie gelang es auch, aus dem schwarzen Montan­wachs in der Retorte des Chemikers eine ganze Palette von wunderschönen hellen Wachsen zu schaffen, deren Eigenschaften in mancherlei Hinsicht jenen der Naturwachse überlegen sind.

Interessante synthetische Wachse

Weitere interessante synthetische Wachse stellte die deutsche chemische Industrie in festen Kohlewasserstoffen zur Verfügung, die aus vergaster Kohle mit Hilfe von Katalysatoren gewonnen werden. Diese neuesten Produkte der Chemie können die Härte des Camauba- Wachses erreichen und dessen Schmelzpunkt sogar noch übertreffen. Die hieraus hergestellte Schuhcreme weist hervorragende Glanzwir­kung auf.

Die Herstellung von Schuhcreme ist in den legten Jahren zu einem richtigen wissenschaft­lichen Problem geworden, da laufend neue modische Leder auf den Markt kommen, die nicht als Strapazierleder gedacht und mitunter außergewöhnlich empfindlich sind. So bedarf es immer vollkommenerer Pflegemittel und deshalb beschäftigt heute die Schuhcreme- Industrie in ihren Labors ganze Stäbe von Wissenschaftlern und Chemikern, die die Far­benschönheit der Lederwaren erhalten und ihre Lebensdauer um Jahre verlängern helfen.

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Es gibt ein Sprichwort, das lautet:

Nach dem Essen mußt du stehn Oder tausend Schritte gehn.

Und dann gibt es noch ein anderes, das heißt so:

Nach dem Essen sollst du ruhn,

Eine Stunde gar nichts tun.

Die Verdauung ist auch eine Arbeit und zwar für die Gesundheit eine gar wichtige. Man muß darum dem Körper die Zeit zur Vollendung dieser Arbeit gönnen.

Was soll man nach dem Essen tun? Viele empfehlen ein Mittagsschläfchen. Das ist gut, aber nicht für alle. Blasse, magere und schwäch­liche Personen sowie ältere Leute werden da­durch gestärkt. Wohlbeleibte sollten es ver­meiden, und Leute, die in der Blüte ihrer Kraft stehen, sollten es sich nicht angewöhnen. Sie können die Zeit der Mittagsruhe mit einer angenehmen Unterhaltung, der Lektüre einer

Zeitung und dergl. ausfüllen. Um die Verdau­ung zu fördern, sollte man kurz nach dem Essen ein Glas reines Wasser trinken, da dadurch dem Magen die mechanische Arbeit erleichtert wird. Wichtig ist aber auch die Stellung des Körpers nach dem Essen. Sigt man vorgebeugt.> so drückt man den Magen und hindert die Bewegungen der Verdauungsorgane. Man sollte ; daher möglichst zurückgelehnt sigen. Die beste j Lage des Körpers für die Zeit der Mittagsruhe j ist ohne Zweifel das Liegen, das nur bei be-! stimmten Erkrankungen zu vermeiden ist.j-c

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Wir geben Geld aus, um uns so gut wie möglich zu nähren, wir müssen aber auch dafür sorgen, daß das, was wir unserm Körper Zu­fuhren, gut verdaut wird und uns Nugen bringt. Die Frage der richtigen Ausnugung der Mit­tagspause ist darum wichtig, Es liegt an uns, das für uns Beste aus der uns gegönnten Ruhezeit herauszuholen.

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