Seite 2/Nr. 9

Amtsblatt für den Kreis Calw

Samstag 28. Februar 1953

Bekanntgaben der Amtsgerichte

Amtsgericht Calw

- Handelsregister -

Löschung vom 18. 2. 53 HR A 100: Q e b r. A i c h e 1 e in Deckenpfronn. Die Gesellschaft

ist aufgelöst. Die Firma ist erloschen.

Neueintragung vom 18. 2. 53 HR A 157: Paul A i c h e 1 e, in Deckenpfronn. Geschäftsin­haber: Paul Aich eie, Sägewerksbesißer in Deckenpfronn. (Geschäftszweig: Betrieb eines Sägewerks und einer Holzhandlung. Geschäfts­räume in Deckenpfronn.

Nichtamtlicher Teil

Lastenausgleidi

Nach § 15 des Feststellungsgeseßes werden auch für Verluste an Gegenständen der Aus­übung freier Berufe und der wissenschaftlichen Forschung Schadensberechnungen vorgenom­men. Hierher - gehören z. B. die Einrichtung einer Arztpraxis, eines Dentisten, eines Inge­nieurbüros, eines Malerateliers, eines Musik­lehrers usw. Je nach Benüßungsart fallen hierunter auch Kraftfahrzeuge, Bekleidungs­gegenstände, Bücher, Handwerkzeug etc. Fer­ner kann auch der Verlust an Gegenständen der Berufsausübung, die für nebenberufliche Tätigkeit verwendet wurden, berücksichtigt werden. Nach einer Entscheidung des Mini­steriums für Heimatvertriebene und Kriegsbe­schädigte ist auch die Ablieferung von Jagd­waffen, sofern sie vor dem 1. 8.1945 erfolgt ist, als Kriegssachschaden im Sinne des Lasten- ausgleichsgeseßes zu betrachten. Soweit es sich bei den Ablieferern um Privatpersonen

handelt, könnte die Ablieferung der Jagdwaffen höchstens im Rahmen eines etwa sonst er­littenen Hausratsschadens angemeldet werden, sofern der Verlust an Hausrat durch diese Ab­lieferung mindestens 50 v. H. des gesamten Hausrats beträgt. Bei Berufsjägern i. S. des Jagdgeseßes, bei Forstbeamten und Forstange­stellten, zu deren Dienstaufgaben die Aus­übung des Forst- und Jagdschußes sowie der Jagd gehören, rechnen die abgelieferten Jagd­waffen als Kriegssachschaden an Gegenständen, die für die Berufsausübung erforderlich sind, jedoch nur dann, wenn der Verlust den Gesamt­betrag von 500.-RM übersteigt, da Verluste unter 500.- RM gern. § 8 Abs. 2 des Feststellungsge­seßes von der Schadensfeststellung ausgenom­men sind. Der Schadensansaß erfolgt nach dem Anschaffungspreis abzüglich einer angemesse­nen Abschreibung, mindestens jedoch mit dem gemeinen Wert im Zeitpunkt der Schädigung.

Qualitätsobst nur durch gründliche Pflege

Auszeichnung von Musteranlagen - Generalbereinigung der Obstbaumbestände.

Calw. An der Versammlung des Kreis­obstbauvereins Calw am 22. 2. 53 im Saalbau Weiß nahmen neben zahlreichen Mitgliedern und Obstbautreibenden auch Landrat Geissler, Landwirtschaftsrat Pfetsch, Kreisobstbauinspek­tor Scheerer (Neuenbürg), Kreisbaumwart Walz (Nagold), Geschäftsführer Hering (Calw) und etliche Bürgermeister der Kreisgemeinden als Ehrengäste teil.

Der Vorsißende des Kreisobstbauvereins Calw, Kreisamtsrat Sternbacher, eröffnete die Versammlung und gab einen kurzen Tätigkeits­bericht. U. a. teilte er mit, daß anstelle des verstorbenen Bürgermeisters Stoß (Gräfenhau- sen) Bürgermeister Bäuerle (Waldrennach) in den Kreisvorstand gewählt wurde. Im Namen des Vereins dankte der Vorsißende Landrat Geissler und dem Kreisverband für die finan­zielle Unterstüßung des einheimischen Obst­baus. Auch für 19Ö hat der Kreisrat wieder einen Betrag von DM 5.000 bereitgestellt.

1952 wurden folgende Gemeinden vom Kreisobsthauverein mit Preisen ausgezeichnet: Ostelsheim und Rotfelden

je einen 1. Preis und je DM 100. Stammheim einen 2. Preis und DM 60. Altbulach und Liebeisberg

je einen 2. Preis und je DM 50. Arnbach einen 2. Preis und DM 40.

Die Mitgliederzahl des Kreisobstbauvereins, die am 31. 12. 51 rund 1000 Mitglieder in 30 Gemeinden betrug, hat sich inzwischen auf etwa 1400 Mitglieder in 42 Gemeinden erhöht.

Der auch bildinhaltlich ausgezeichnete Licht­bildvortrag von Hauptlehrer Fegert (Nagold) überObstbau und Bienenzucht fesselte nicht nur diejenigen, die vor allem züchterisch an Bienen interessiert sind. Der Redner, ein er­fahrener Imker, der jahrelang geduldig Biene, Drohne und Königin in ihren Eigenschaften besonders als Gemeinschaftswesen beobachtet hat, machte an folgendem Beispiel die groß­artige Arbeitsleistung der Bienen deutlich: Eine Biene muß 3 bis 5 Millionen Blüten an­fliegen,- um ein Pfund Honig einzubringen! - Hauptlehrer Fegert wies auch auf die Bedeu­tung hin, die gerade unserer Honigbiene als fleißigstem Blütengast und Bestäuber für die Fremdbefruchtung zukommt. Planmäßige Ver­suche haben ergeben, daß durch die Befruch­tungstätigkeit der Biene nicht nur größere Obsternten, sondern auch besseres Obst erzielt

werden. Die Biene, die in Gemeinschaft über­wintert und die infolgedessen zu Beginn der Blütezeit als Bienenschwarmzur Stelle ist - im Gegensaß z. B. zur Wespe, die sich erst im Laufe des Sommers zum Schwarm zusam- menschließt - ist auch in dieser Eigenschaft als Gemeinschaftswesen für die Befruchtung von ausschlaggebender Bedeutung. Für die Beziehung zwischen Blüte und Insekt ist es ferner wichtig, daß unsere Honigbieneblüten­treu ist, d. h., daß sie der Blütenart den Tag über treu bleibt, mit der sie ihre morgend­liche Tätigkeit begonnen hat. Durch eine be­sondereZeichensprache versteht sie es, auch andere Bienen auf ihreBienenweide auf­merksam zu machen.

Die Schädlingsbekämpfung mit Spritsmitteln ist zur Vermeidung von Bienenverlusten vor­schriftsmäßig durchzuführen, vor allem darf nicht in die offene Blüte gesprißt werden.

Zahlreiche Farbaufnahmen, die einen Ueber- blick über alle die Arbeiten gaben, die im Laufe eines Jahres nötig sind, um seinHaus­tier zu pflegen und von ihm durch reiche Honigtracht belohnt zu werden, bildeten ein vorzügliches Anschauungsmaterial.

Als Vertreter des ERP-Obstbauberatungs- betriebes Tettnang sprachen Ing. Braunger und Obstbautechniker Zürn über die Möglich­keiten, die gegenwärtige Krise im Obstbau zu überwinden.

Der einheimische Obstbau hat die Konkur­renz des Auslandes, z. B. Hollands und Däne­marks, die nur beste Ware zum Verkauf brin­gen, nicht zu fürchten, wenn er seine tatsäch­lich vorhandenen Leistungsreserven planvoll einzusegGn weiß, und wenn er sich konsequent auf die Erzeugung von Qualitätsobst, das der ausländischen Konkurrenz gewachsen ist, um­stellt.Entrümpelung überalterter und zu dichter Bestände, gründliche Pflegemaßnahmen für die Obstanlagen, unter denen die plan­mäßige Schädlingsbekämpfung sehr wichtig ist, Sortenveredelung und Anpassung an den Markt und Konsequenz und Ausdauer des Züchters sind Vorausseßungen dafür, das Ziel, wieder wettbewerbsfähig zu werden, zu er­reichen.

(Ueber die Referate von Ing. Braunger und Obstbautechniker Zürn berichteten wir bereits ausführlicher in unserer Amtsblattausgabe vom 24. 1. 53.)

Die Zypermandel, eine wertvolle Kulturpflanze

Zu den im subtropischen und gemäßigten Klima zugleich kultivierten Nahrungspflanzen gehört eine zu den Riedgräsern zählende Knollenfrucht mit den hervorragenden Eigen­schaften, gleichzeitig ein hochwertiges Nähr­stoffkonzentrat wie die Sojabohne und ein fertiges Nahrungsmittel wie eine Nußzu sein, in dem die Nährstoffe dem Bedarf des mensch­lichen Körpers am besten angeglichen sind: das Zypermandelgras, auch Erdmandelgras oder Chufa genannt, weil die Pflanze an den Aus­läufern mandelgroße Knöllchen entwickelt.

Von den Arabern nach Spanien, ihrem heutigen europäischen Hauptanbaugebiet ge­bracht, erwies sie sich bei den in Deutschland vor dem zweiten Weltkrieg durchgeführten Anbauversuchen (zur Erprobung ihrer Eignung als Oelpflanze) als eine Pflanze mit großen Vorzügen.

Ihr Anbauwert liegt in erster Linie in dem sehr hohen Ertrag an Knöllchen mit ihrem ausgeglichenen Gehalt an hochwertigen Grund­nährstoffen. Bei einer Ernte von rund 44 dz/ha lufttrockenen Knöllchen ergibt dies auf einen Hektar z. B. 340 kg Roheiweiß, 970 kg Rohfett, 817 kg Zucker und 1255 kg Stärke. Damit übertrifft die Zypermandel im Mittel sämtliche deutschen Oelpflanzen. Als Frischnahrung ist die Zypermandel für den kranken und den gesunden Menschen von großer Bedeutung. Ihre Heilkraft bei Magen- und Nervenerkran­kungen war schon im Altertum bekannt. - In Spanien ist die aus der Pflanze hergestellte Mandelmilch als Getränk in der heißen Jahreszeit sehr beliebt. Nicht unerwähnt darf der hohe Grasertrag bleiben, der nicht nur der Viehzucht dient, sondern z. B. auch ein vorzügliches Bodenbedeckungsmittel für Dauer­kulturen im Garten bildet.

Die Zypermandel stellt bescheidene Boden­ansprüche. Sie gedeiht gut auf Sand- bis san­digem Lehmboden mit schwach saurer Reak­tion, auch auf Moorboden. Sie ist frostempfind­lich, deshalb ist eine Aussaat in unsern Breiten vor dem 10. Mai nicht ratsam, Die Ernte, die Ende Oktober bis Mitte November erfolgt, geschieht durch Handarbeit. Die an der Luft getrockneten Knöllchen lagert man an einem frostfreien Ort. Sie erhalten erst nach längerer Zeit ihren vollen süßen Geschmack.

Ein großer Vorzug der Zypermandel besteht darin, daß sie sich gut in Pflanzengemein­schaften nach Lichtschachfmethode, vor allem zusammen mit verschiedenen Gemüsearten wie Steckzwiebeln, frühe Pflückerbsen und Pflückbohnen, Salate, Spinat, Karotten, Kohlrabi usw. kultivieren läßt. Sie kann mehrere Jahre nacheinander gebaut werden.

Die Versuche haben ergeben: das Zyper­mandelgras ist durchaus zur Gartenkultur ge­eignet. Es ist wegen seines hohen Gehaltes an hochwertigen Nährstoffen wert, in deut­schen Klein- und Hausgärten ein ständiges Heimatrecht zu erhalten.

Auf demKongreß der Ideale vom 12. bis 18. Mai 1953 in Bad Liebenzell wird man über diese und andere neue, wertvolle Kulturpflan­zen für den Gartenbau mancherlei Wissens­wertes erfahren.

Fischkonserviening mit Arzneimitteln

Frischer Seefisch ist preiswert und nahr­haft. Die erwünschte Steigerung des Fisch­verbrauches stößt aber mit zunehmender Ent­fernung von der Küste wegen der verteuern­den Frischhaltekosten auf Schwierigkeiten. Wir kennen die Kühlkette bis zum Leßtver- braucher, die möglichst nicht unterbrochen werden darf. Um das Bakterienwachstum zu hemmen, das die Frische des Fisches beein­trächtigt und das am typischen Geruch er­kennbar ist, verwendet man von jeher Eis. Der erste Schritt, um seine Wirksamkeit zu er­höhen, war das seit mehr als einem Jahrzehnt bekannte Nitriteis, ein Eis mit einem geringen Zusaß von Natriümnitrit. Neuerdings macht