Seite 2/Nr. 8

Amtsblatt für den Kreis Calw

Samstag 21. Februar 1953

hineinkommt und dann die dadurch hervor­gerufenen Schädigungen Leistung, Gesundheit und Rente in Frage stellen würden.

Zu den Farren-Versteigerungen in Herren­berg liefert auch der Kreis Calw alljährlich eine ganze Anzahl von Zuchtbullen, die zu den Spigenklassen gehören. So erbrachte z. B. der FarrePalast (Oberhaugstett) bisher 1 Tier der ZWKL. I, 25 der ZWKL. II und 19 der ZWKL. HI mit einem Gesamterlös von DM 105.424. - Zum Abschluß seiner Ausführun­gen betonte Dr. Biegert, wie wichtig es sei, daß ein möglichst hoher Anteilsag des zur Versteigerung gelangenden Tiermaterials aus

tbc-freien Beständen komme.

Landwirtschaftsrat Pfetsch sprach über sach­gemäße Fütterung. Mit 50 bis 75 Prozent bringt die Nugviehhaltung den überwiegenden Anteil der Einnahmen eines landwirtschaftlichen Be­triebes. Neben der Haltung von hochwertigen Tieren sei deshalb bezüglich der Fütterung der Dreiklanggesunder Boden, gesundes Futter, gesundes Vieh zu beachten. Aus seinen fach­männischen Erfahrungen heraus gab Land­wirtschaftsrat Pfetsch abschließend eine Reihe von Ratschlägen für Fütterung und Futterbau, wichtigste Grundlagen für eine gesunde hoch­leistungsfähige Viehzucht.

Tiefgekühlte Bullensamen

Aus den USA wird über Versuche mit tief­gekühlten Bullensamen berichtet. Nach den vorliegenden Ergebnissen wird die Zeit nicht mehr fern sein, daß Bullensamen langfristig, möglicherweise sogar Jahre hindurch, durch Tiefkühlung fruchtbar erhalten werden kann. Für den Viehhalter bedeutet dies: 1) Größere Auswahl unter den zur Verfügung stehenden Bullen. Da der Samen längere Zeit fruchtbar bleibt, kann er für mehrere Kühe Verwendung finden. 2) Der Bullensamen kann über weite Strecken transportiert werden. Anstelle des täglich frischen Samens genügt eine einmalige größere Sendung. 3) Kann Samen von jungen Bullen, deren Leistung sich erst beweisen

muß, so lange gelagert werden, bis dieser Be­weis erbracht ist. 4) Können Reserven an Bullensamen angelegt werden für Zeiten hoher Anforderung und 5) können Reinzüchter leicht ein langfristiges Zuchtprogramm durchführen, indem sie den Samen ihrer besten Bullen horten, um dann auf ihn zurückzugreifen, wenn er gebraucht wird. Britische Wissenschaftler führen bereits seit längerer Zeit Versuche mit tiefgekühlten Bullensamen erfolgreich durch. Dort ergab vier Monate alter, tiefgekühlter Bullensamen noch eine 75 % ige Fruchtbarkeit bei einmaliger Besamung.

Aus: »Kurz und bündig, Auslese aus den neuesten landwirtschaftlichen Veröffentlichungen der BASF, Ludwigshafen/Rh. V/1952.

Westdeutscher Lebensmittelverbraudi entspricht europäischem Durchschnitt

Die zunehmende Normalisierung des ge- zeigte der Lebensmittelkonsum in der Bundes­samten Wirtschaftslebens hat auch in diesem republik, verglichen mit dem Vorjahr, eine Jahre auf dem Ernährungssektor in einer wei- weitere Zunahme im Verbrauch der Nahrungs- teren Angleichung an das Verbrauchsniveau mittel tierischen Ursprungs bei gleichzeitigem der Vorkriegsjahre ihren Niederschlag gefun- Rückgang des Verzehrs einiger pflanzlicher den. Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 1951/52 Nahrungsmittel.

Entwicklung des Nahrungsverbrauchs im Bundesgebiet (einschl. Westberlin) in kg je Kopf und Jahr

Durchschnitt

1935/38») 1948/49 1949/50 1950/51 1951/52

Getreide (Mehlwert)

111.0

124.0

111.0

99.0

98.0

Reis

2.5

0.1

1.6

2.1

1.3

Speisehülsenfrüchte

2.3

3.2

2.1

1.6

1.3

Kartoffeln

176.0

219.0

199.0

184.0

179.0

Zucker (weiß)

26.0

19.5

22.9

27.4

24.6

Gemüse

52.0

59.0

42.0

49.0

44.0

Frischobst

36.0

22.0

30.0

40.0

44.0

Südfrüchte

5.7

1.4

6.1

7.7

7.9

Fleisch (ohne Schlachtfette)

51.0

18.1

31.6

36.6

38,3

Trinkmilch (einschl. Rahm)

121.0

68.0

97.0

110.0

112.0

Trinkmagermilch

10.0

43.0

18.0

11.0

11.0

Käse

3.5

2.6

3.6

3.9

3.9

Eier

7.4

2.5

5.2

7.4

7.4

Fische

11.8

15.4

12.9

11.8

12.8

Nahrungsfette (Reinfettwert)

22.9

9.5

16.2

20.6

20.8

davon Butter (Produktgew.)

9.0

4.5

5.4

63

6.7

davon übrige Fette (Reinfett)

15.5

5.9

11.8

15.5

15.3

») Vorkrieg ohne Westberlin

Insgesamt liegt der westdeutsche Lebensmittelverbrauch etwa europäischen Durchschnitts.

auf der Höhe

des west-

Die Tapeten-Rechnung

Als Frau Müller am Ersten des Monats beim Hausbesiger ihren Mietzins bezahlte, wurde sie vom Vermieter aufgefordert, auch eine Rechnung, die ihr bei dieser Gelegenheit über­reicht wurde, für das Tapezieren eines ihrer Zimmer zu bezahlen. Frau Müller war sehr überrascht über diese unerwartete Ausgabe. Sicher, das Zimmer hatte es sehr nötig, wohnte sie doch schon zehn Jahre in der Wohnung ohne daß dieses Zimmer einmal tapeziert worden wäre. Sie bat daher wiederholt den Hausbesiger, die Instandsegung des Zimmers vorzunehmen, was dann schließlich lebten Monat geschah. Nun soll sie aber die Rech­nung des Tapezierers selbst bezahlen. Sie er­kundigte sich, ob sie tatsächlich verpflichtet w&re, die Instandsegungskosten zu bezahlen. Sie war ganz erleichtert, als sie vernahm, daß sie zur Bezahlung der Kosten des Tapezierens

wirklich nicht verpflichtet ist, zumal auch ihr Mietvertrag keine diesbezügliche Bestimmung aufwies. Das Tapezieren ist eine sogenannte Schönheitsreparatur. Soweit eine solche not­wendig wird, ist der Vermieter verpflichtet, sie auf seine Kosten vornehmen zu lassen. Der Vermieter muß nämlich dem Mieter die Wohnung in einem zu dem vertragsmässigen Gebrauch geeigneten Zustand überlassen und sie während der Mietzeit in diesem Zustand erhalten. Der Grund für die Schadhaftigkeit der Räume ist gleichgültig. Er kann sowohl in gewöhnlicher Abnugung wie auch in Natur­ereignissen liegen. Lediglich dann, wenn der schadhafte Zustand der Räume durch ein Ver­schulden des Mieters oder derjenigen Personen, für die er die Verantwortung trägt, herbeige­führt ist, trifft den Mieter die Instandsegungs- pflicht. Das legtere ist der Fall, wenn die

Kinder des Mieters Tapeten heruntergerissen oder beschmiert und besudelt haben sollten. Der Mieter kann verlangen, daß auch die nicht ausdrücklich mitvermieteten, aber mitbenugten Hausteile, wie Hausflur und Treppenhaus wie­der in den vertragsmässigen Zustand versegt werden. Wenn nun aber alle Mieter mit ihren Instandsegungsansprüchen auf einmal kommen würden, so käme der Vermieter in finanzielle Schwierigkeiten. Hier bleibt dem Vermieter nichts anderes übrig, als daß er - am besten im Einvernehmen mit den Mietern - einen Plan aufstellt, nach welchem die einzelnen Arbeiten und ihre Reihenfolge festgelegt und dabei auf eine gewisse Zeit verteilt werden. Die Arbeiten und der betreffende Zeitraum selbst werden auf die zur Verfügung stehenden Mittel abgestimmt. In der Regel wird dann ein Vermieter weitergehende Reparatur­wünsche seiner Mieter nicht zu erfüllen brauchen. Nachdem das Zimmer von Frau Müller auf Veranlassung des Vermieters tape­ziert wurde, hat er damit auch die Dringlich­keit bejaht und ist zur alleinigen Bezahlung verpflichtet. Ein Tapetenwechsel nach 10 Jahren ist im allgemeinen gerechtfertigt, sodaß der Instandsegungswunsch der Frau Müller nicht übertrieben war.

fius dem Qemeindeleben

Calw. Im Bereiche des Landwirtschafts­amtes Calw wird Ende Februar/Anfang März ein Wettmelken durchgeführt. Teilnahmebe­rechtigt ist die gesamte Landjugend bis zu 25 Jahren. Es können auch Jugendliche teil­nehmen, die noch keinen Melkkurs besucht haben. Preise und Trostpreise stehen zur Ver­fügung. Anmeldungen sind bis spätestens 23. Februar 1953 an das Landwirtschaftsamt Calw zu erfolgen.

Althengstett. Die Flakhalle in Althengstett war am Sonntag der Schauplag der diesjährigen Bürgerversammlung, die nunmehr einen aus­gezeichneten Besuch aufzuweisen hatte. Füh­lungnahme mit einem großen Kreis der Gemeindebevölkerung war der Gedanke, von dem sich Bürgermeister Röttinger leiten ließ.

In einem umfangreichen Referat gab Bgm. Röttinger einen Bericht über das abgelaufene Jahr, das wieder angefüllt mit oft erheblichen Kraftanstrengungen war. Schon allein die Er­höhung des Haushaltsplanes um fast/ s , der Summe von 186000. DM im Vorjahr. Mit dem Wachsen der Gemeinde von ca. 1150 im Jahre 1948 und 1380 Einwohnern im legten Jahr ließen eine Mehrleistung ohne weiteres erken­nen. Wald-, Straßen-, Wasserleitung u. v. a. waren die Hauptpunkte, die im vergangenen Jahr erledigt worden sind. Die Maßnahmen auf dem Gebiet der Landwirtschaft erbrachten nun­mehr einen schönen Erfolg. Es konnte festge­stellt werden, daß der Gesundheitszustand des gesamten Althengstetter Viehbestandes recht gut ist.

Einer der Hauptpunkte war die Schulfrage, die in dieser Versammlung angeschnitten wurde. Dabei wurde die Gemeinde, d. h. der Gemeinderat gebeten, alles in Bewegung zu segen, um dieses Projekt voranzutreiben, um für die Kinder eine ausreichende und moderne Ausbildungsstätte zu schaffen. Es sind dabei 4 neue Klassen, sowie ein zusäglicher Versamm­lungsraum vorgesehen, während für die Haus­haltungsschule ein weiterer Teil vorgesehen ist. In Verbindung mit dem Schulhausbau soll weiterhin auch der Bau der schon jahrelang notwendigen Turn- und Festhalle geplant werden. Interessant ist in diesem Zusammen­hang, daß bereits 1924/25 ein Beschluß dieser Art durch den Gemeinderat gefaßt wurde.

Der Männerchor des Liederkranzes und die

Hinweis: Unserer heutigen Ausgabe liegt ein Wett­schein des Württemberg-Badischen Totos im West-Süd- Block bei. Wir empfehlen die Beilage Ihrer besonderen Aufmerksamkeit. Die 12 er-Wette brachte bisher die höchsten Quoten, die leichte 10 er-Wette viele lohnende Gewinne.