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Der Bundesbahnverkehr in den Landkreisen
Entschließung des Präsidiums des Deutschen Landkreistages vom 4. Dezember 1950
Rund zwei Drittel der Bevölkerung der Deutschen Bundesrepublik von 47.5 Millionen wohnen im Bereich der Landkreise in den kleinen und mittleren Städten sowie in den Gemeinden des flachen Landes. Die Struktur der Landkreise ist durch die Folgen des Krieges von Grund auf verändert. Je länger um so mehr müssen die verantwortlichen Verwaltungen der Landkreise der möglichst günstigen Gestaltung der Verkehrsbedienung als einer wesentlichen Voraussetzung der wirtschaftlichen und kulturellen Entfaltung ihre besondere Aufmerksamkeit widmen. Hierbei ist ein Hauptgewicht auf eine möglichst zweckdienliche Regelung des Berufsverkehrs der Pendelwanderer zu legen. Leider muß festgestellt werden, daß die Bundesbahn den Verkehrserfordernissen des flachen Landes vergleichsweise bisher nicht ausreichend Rechnung trägt. Noch ist den vielfach geäußerten Wünschen auf Einführung der Sechserkarte im ländlichen Sektor nicht entsprochen worden, was eine einseitige Bevorzugung der Großstädte und weniger Mittelstädte bedeutet. Hinsichtlich der Fahrplangestaltung droht den Landkreisen dadurch eine ernste Gefahr, daß die Anordnung ergangen ist, im nächsten Fahrplanjahr eine große Anzahl von Schnellzughalten in mittleren und 'kleineren Ortschaften wegfallen zu lassen, was schwerwiegende Nachteile für die Landkreise zur Folge haben muß, sofern nicht gleichzeitig ein vollwertiger Ersatz gewährleistet ist. Als berufene Vertretung der Gesamtinteressen aller 418 Landkreise der Deutschen Bundesrepublik gibt der Deutsche Landkreistag der Erwartung Ausdruck, daß die lebenswichtigen Verkehrsbedürfnisse der Landkreise im Sinne einer gleichmäßigen Behandlung von Stadt und Land — nicht zuletzt im eigenen wohlverstandenen Interesse der Bundesbahn — eine bessere Berücksichtigung finden als bisher.
Begründung
Mehrere Millionen entwurzelte ‘heimatvertriebene und ausgebomte Menschen haben zum weitaus überwiegenden Teil in den stark übervölkerten Landkreisen Aufnahme gefunden, wo sie, großenteils in den nachbarlichen Städten arbeitend, eine neue Existenz zu gründen sich bemühen. Ein wesentlicher Teil
sozialen und gesundheitlichen Erwägungen eine vordringliche Aufgabe, den Berufsverkehr unter Ausnützung der neuzeitlichen technischen Möglichkeiten so sorgfältig wie nur immer möglich auszugestalten.
Leider muß festgestellt werden, daß die Deutsche Bundesbahn auf dem Gebiet des Personentarifs noch immer mit zweierlei Maß mißt. Einer einseitigen Bevorzugung des Großstadtverkehrs steht tarifarisch eine klare Benachteiligung des Verkehrs des flachen Landes mit seinen mittleren und kleinen Städten und Gemeinden gegenüber. Die Weigerung der Leitung der Bundesbahn, seit geraumer Zeit immer wieder vorgetragenen Wünschen auf Einführung der Sechserkarte im Verkehr mit den Kreisstädten und anderen ländlichen Mittelpunkten von ähnlicher Bedeutung zu entsprechen, wird auf dem flachen Lande je länger um so mehr als eine Unbilligkeit empfunden, die übrigens der Tendenz einer immer stärkeren Abkehr von der Schiene geradezu Vorschub leistet. Die Forderung auf schleunige Einführung der Sechserkarte auch außerhalb des Bereichs der Großstädte und der wenigen ihnen tariflich bisher gleichgestellten Mittelstädte muß daher solange immer wieder erhoben werden wie der derzeitige, vom Standpunkt der Reisenden aus gesehen, überhöhte Normaltarif besteht. Eine genaue Beobachtung der Verkehrsentwicklung auf dem flachen Lande ergibt, daß die nicht auf Ermaßigungstarife reisende Bevölkerung die Eisenbahn bewußt wegen des für Viele allzuihohen sog. „vollen Fahrpreise“ weithin meidet. Alles ln allem genommen unterbleiben gerade in ländlichen Gegenden mit geringerer Wirtschaftskraft Millionen von Eisenbahnfahrten, die bei Einf ührung der Sechserkarte vorgenommen würden.
Auch hinsichtlich der Fahrplangestaltung drohen den Landkreisen ernste Gefahren: Die Leitung der Bundesbahn beabsichtigt, im Jahresfahrplan 1951/52 eine große Anzahl von Schnellzughalten in mittleren und 'kleineren Städten aufzuheben, um die Fernzüge zu beschleunigen Bel allem Verständnis dafür, daß möglichst
flott geführte Fernverbindungen zu schaffen sind, muß doch verlangt werden, daß die Durchführung dieser Absicht nicht einseitig auf Kosten der Landkreise und der in sie eingelagerten mittleren und kleineren Orte geht. Nach wie vor ist es notwendig, daß die bisher im Besitz von Schnellzughalten befindlichen Orte in den schnellen Fernverkehr ausreichend einbezogen bleiben. Die Streichung bisheriger Schnellzughalte müßte in vielen Fällen geradezu eine Diskriminierung der betroffenen Städte darstellen, die in ihrer Wettbewerbsfähigkeit wesentlich benachteiligt würden. Hiernach muß die künftige Fahr- plangestaltung dahin gehen, daß neben den nur an wenigen Bannhöfen haltenden schnellsten Fernverbindungen durch Züge und Triebwagen nach wie vor Schnellzüge mit geringerer Reisegeschwindigkeit und einer größeren Anzahl von Halten für den Zwischenverkehr gefahren werden.
Die enge Verflechtung der Mittelpunkte des wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Lebens mit den Landkreisen, die beide — Stadt und Land — in enger Lebensgemeinschaft aufeinander angewiesen sind, verbietet eine unterschiedliche Behandlung, wie sie leider noch immer festzustellen ist. Auch die sich ihrer Verantwortung für das große Ganze bewußten Verwaltungen der Landkreise haben volles Verständnis für die so ernste Lage der Bundesbahn der man seit dem Kriegsende vielfach nicht zumutbare Lasten auferlegt hat. Diese im Sinne einer Gesundung der Verhältnisse je eher desto besser zu lockern, ist das Gebot der Stunde. Die Landkreise müssen indessen verlangen, daß sie nicht als Folge der Gesamtlage einseitigen Benachteiligungen ausgesetzt bleiben, welche die Gefahr einer immer stärkeren Verkümmerung des Verkehrs auf dem Schienenweg in sich schließen. Der Deutsche Landkreistag gibt hiernach der Erwartung Ausdruck, daß die verantwortliche Leitung der Bundesbahn den wohlbegründeten Anregungen auf eine gerechte Erfüllung der ländlichen Wünsche hinsichtlich des Tarifs wie des Fahrplans nunmehr baldigst entspricht. Nur so kann auch verhindert werden, daß der Anteil der Bundesbahn an der Verkehrsbedienung der Landkreise einen weiteren vermeidbaren folgenschweren Abbruch erfährt.
Mitteilungen für die Landwirtschaft
der Industrie ist aus den großen in kleinere Städte und auf das flache Land verlagert worden. In früher rein landwirtschaftlichen Gegenden sind zahlreiche gewerbliche Betriebe entstanden und in weiterem Ausbau begriffen. Infolgedessen ist der Verkehrsumfang in den Landkreisen gegenüber der Vorkriegszeit stark angewachsen. Im Rahmen ihrer die gesamte Lebensgestaltung der Bevölkerung umfassenden verantwortlichen Tätigkeit mußte der bestmögliche Ausbau des Verkehrs als einer wesentlichen Voraussetzung jeder wirtschaftlichen und kulturellen Entfaltung zum Gegenstand 'besonderer Fürsorge auch der Landkreise im Rahmen ihrer kommunalen Selbstverwaltung werden, da sie aus genauer unmittelbarer Kenntnis der Zusammenhänge den gehäuften Notwendigkeiten der Zeit und der Menschen am nächsten stehen.
Insbesondere gilt es, den an Zahl der Beteiligten wie an Ausdehnung der Entfernungen vervielfachten Verkehr der Pendel- wanderer vom Land in die Stadt so pfleglich wie nur immer möglich zu behandeln. In Tausenden von Fällen haben auf dem Lande wohnende und in der Stadt arbeitende Menschen bei einer Arbeitszeit von 8 Stunden oder länger täglich Wege zur und von der Arbeit von insgesamt bis zu sechs Stunden und oft noch mehr. So ist es aus
Unkrautbekämpfung im Wintergetreide
Man \st im allgemeinen gewohnt, die Unkrautbekämpfung im Wintergetreide erst dann vorzunehmen, wenn das Pflanzenwachstum im Frühjahr wieder begonnen hat. Dann sind die Aufwendungen allerdings meist entsprechend höher. Versuche haben nun ergeben, daß sich auch in der Zeit von Anfang Dezember bis Ende März eine Unkrautbekämpfung durchführen läßt, durch welche besonders die Rosetten bildenden Unkräuter, wie Kornblumen und Kornrade, aber auch andere breitblättrige Unkräuter z. T. sogar auch die jungen Pflanzen des Windhälms vernichtet werden können. Dabei werden auf trockenen Saaten 1,0—2 dz/ha ungeölter Kalkstickstoff ausgestreut, wobei trockene, möglichst einige Tage beständige Witterung herrschen muß. Wenn die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht große sind, sowie wenn die Pflanzen bereits mit dem Frühjahrswachstum beginnen, soll man keinen Kaikstickstoff mehr streuen. Abgesehen davon, daß man diese Art der Unkrautbekämpfung in der arbeitsruhigeren Zeit durchführen kann, bringt man gleichzeitig eine Stickstoffdüngung aus, so daß weder besondere Kosten noch ein Mehraufwand an Ar
beit entstehen. Dazu kommt, daß man eine Arbeit erfolgreich durchführen kann, zu der man, wenn erst die Frühjahrsarbeiten begonnen haben, vielfach nicht oder wenigstens nicht rechtzeitig kommt, was naturgemäß geringere Emteerträge zur Folge hat. Daß auf Schnee nicht gestreut werden darf, wenn man Erfolg haben will, ist selbstverständlich. Jedenfalls macht sich diese Art der Unkrautbekämpfung bezahlt, weshalb zu mindestens ein Versuch gemacht werden sollte.
Marktberichte
Stuttgarter Schlachtviehmarkt Auftrieb: 731 Rinder, 707 Kälber, 1028 Schweine 43 Schafe. Preise: Ochsen, jung a 80 bis 86, b 70 bis 79; Bullen, jung a 80 bis 89, b 72 bis 78; Färsen aa 96 bis 100, a 84 bis 94, b 73 bis 80; Kü'he. jung a 63 bis 69. b 54 bis 63, c 45 bis 54, d bis 43; Kälber a 128 bis 132, b 120 bis 127, c 112 bis 120; Schweine a, bl b2 147 bis 149, c 145 bis 148, d, e 140 bis 145 f —, gl 120 bis 132, g2 105 bis 115; Hammel a 55 bis 63. M a r k t v e r 1 a u f : bei Rindern schleppend, größerer Uberstand. Alte Ochsen und alte Bullen fast unverkäuflich. Kälber und Schweine lebhaft, geräumt.