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Aufruf zur Behebung des Lehrstelleu- nuingels
Weniger, aber angepaßte Obstsorten
Die Berufsnot der Jugendlichen ist im Steigen begriffen. Zahlreiche Gründe wirken in dieser Richtung. In den Jahren 1949 bis 1955 kommen die überdurchschnittlich starken Geburtsjalirgänge von 1985—1941 zur Schulentlassung. So verlassen in Württemberg-IIohenzollern im nächsten Jahr über 18 000 Schüler die Volksschule gegenüber rund 13 000 im Jahr 1948. Dabei suchen nach den Feststellungen der Berufsberatung zur Zeit noch 3200 Jungen und Mädchen eine Berufsausbildung. Es kommt Weiter hinzu, daß Württemberg-Hohenzol- lern in großer Zahl Flüchtlinge aufnehmen muß, worunter sich stets Jugendliche befinden, die vor der Berufsausbildung stehen oder diese weiterführen sollen. Zu berücksichtigen ist schließlich auch die Tatsache, daß in der Wirtschaft, die in den Jahren seit Kriegsende bei der Lehrlingseinstel- lung weitgehendes Entgegenkommen zeigte u. vielfach die Lehrlingsliöchstzahlen überschritt, nun eine Sättigung eingetreten ist.
Trotzdem wäre es falsch, in der Lehrlingsausbildung Zurückhaltung zu zeigen. In einigen Jahren, d. h. nach 1955, wird die Zahl der Schulentlassenen wieder wesentlich ab3inken. Auch die zusätzliche Steigerung der Nachfrage nach Lehrstellen durch Flüchtlinge ist eine zeitlich begrenzte Erscheinung. Schon die Klugheit stellt deshalb die Forderung, das jetzt vorhandene Überangebot auszuwerten und für später vorzusorgen.
Die Berufsausbildung der Jugendlichen ist nicht allein eine Frage der Zweckmäßigkeit und der ökonomischen Überlegung. Berufsausbildung ist wesentlich mehr als das! Jeder gesunde Junge und jedes gesunde Mädchen fühlen instinktiv, daß Beruf und Berufsausbildung zugleich Sinngebung ihres Daseins bedeuten. Läßt man sie ohne Erfüllung dieses Ziels, so verschärft man die Krise unserer Zeit und die sittlichen Gefahren für die berufslos gebliebenen Jugendlichen. Das Streben der schulentlassenen Jungen und Mädchen nach einer Berufsausbildung muß daher mit allen Mitteln gefördert werden.
Wir richten daher an alle Lehrherren die Aufforderung und Bitte, mit ganzer Kraft zur Behebung des Lehrstellenmangels beizutragen und nochmals zu überprüfen, inwieweit es die betrieblichen Verhältnisse erlauben, weitere Lehrlinge einzustellen. Wer heute Lehrlinge ausbildet, hilft doppelt — der Zukunft seines Gewerbes und ebenso der Zukunft unserer Jugend.
Es ergeht auch die Bitte, die Lehrstellen möglichst rasch dem zuständigen Arbeitsamt mitzuteilen. Die beschleunigte Anmeldung liegt schon deshalb im Interesse der Lehrherren, damit die Berufsberatungsstellen der Arbeitsämter in der Lage sind, qualifizierte Lehrlinge zuzuweisen.
Arbeitsministerium
Württemberg-Hohenzollern
Wirtschaftsministerium Württemfierg-Ho- henzollern, Industrie- und Handelskammer Ravensburg, Industrie- und Handelskammer Reutlingen, Industrie- und Handelskammer Rottweil, Handwerkskammer Reutlingen, Landesgemeinschaft der Industrie in Württemberg-Hohenzollern. Deutscher Gewerkschaftsbund Stidwürttemberg und Hohenzollern. Landesjugendausschuß Stid- württemberg-Hohenzollern, Hilfswerk der Evangelischen Landeskirche/Südwürttemberg, Caritasverband für Württemberg, Württemberg-Süd.
Die Fernrufnummern des Finanzamts Hirsau
Die Fernsprechrufnummer des Einanzamts Hirsau, Calw 573. kommt ab 1. April 1950 in Wegfall. Das Finanzamt Hirsau ist ab diesem Zeitpunkt unter den Rufnummern Calw 451 oder 452 fernmündlich zu erreichen. Finanzamt Hirsau
Ein Obstsortiment für das Gebiet Calw-Nagold aufgestellt
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Die schwierigen Absatzverhältnisse für unser heimisches Obst und der Druck der Auslandsware erfordern neben einwandfreier Sortierung der Früchte strenge Sichtung der künftig zu vermehrenden Sorten. Außerdem haben die Witterungsverhältnisse der letzten 10 Jahre dem Beobachter deutlich gezeigt, daß die Gesundheit der Bäume und damit der Erfolg im Obstbau weitgehend davon abhängt, ob die angepflanzten Sorten den Lage- und Bodenverhältnissen angepaßt sind. Durch die kalten Kriegswinter wurden viele Bäume, die z. B. auf schweren oder undurchlässigen Böden wie in zugigen Lagen stehen, schwer geschädigt. Die trockenen Jahrgänge nach Kriegsende zeigten andererseits durch zahlreiche Schäden, wo die einzelnen Sorten zu trocken oder auf zu flachgründigem Boden stehen. Einem vielfachen Bedürfnis entsprechend, wurde deshalb durch eine Kommission von erfahrenen Baumwarten, Baumbesitzern und Baumschulbesitzern am 5. März 1950 ein zweckentsprechendes Obstsortiment für das Gebiet Calw/ Nagold aufgestellt. Es wird allen Baumbesitzern, vor allem auch den Baumwarten empfohlen, nur noch nachstehende Sorten zu vermehren und dabei die Ansprüche der Sorten an den Standort bei Umpfropfungen oder bei Neupflanzungen zu berücksichtigen.
Der Gartenobstbau (Haus-, Klein- und Siedlergärten) ist nicht berücksichtigt, da hier meist bessere Bodenpflege und geschützte Lagen vorhanden sind.
Kreisbaumwart Walz, Nagold.
Sorte
Ansprüche an den Standort
Blüte
Fruchtgröße
und
Güteklasse
Reifezeit
Haltbarkeit
1. Goldparmäne
nahrhafter, warmer, durchlässiger Boden; geschützte Lagen
mittelfrüh, hart in der Blüte
mittelgroß IA
Mov.—Jan.
2. Gewürzluiken
genügend feuchter, aber durchlässiger Boden; für alle Lagen
mittelspät
mittelgroß IA
Dez.—März
3. Rhein. Bohnapfel
genügend feuchter, durchlässiger, tiefgründiger Boden. In zu schweren Böden Krebsbefall; für alle Lagen
mittelfrüh, hart in der Blüte
mittelgroß A
Febr.—Juni
4. Später Transparent (Raafs Liebling)
kräftiger, durchlässiger Boden; nicht für kalte Lagen. Wenig Krankheitsbefall
mittelfrüh, hart in der Blüte
groß A
Dez.—Jan.
5. Krügers Dickstiel
durchlässige bis leichte Böden, liebt Kalk; auch Höhenlagen
spät,
hart in der Blüte
mittelgroß IA
Doz.—Jan.
6. Welschisner
leichtere, trockene Böden; freie Lagen
mittelfrüh
mittelgroß IA
Fcbr.—Juni
7. D&nziger Kantapfel (Schwäb. Rosenapfel)
nicht für schwere Böden, sonnige, freie und Höhenlagen
mittelfrüh, hart in der Blüte
mittelgroß IA
Nov.—Jan.
8. Brettacher
9. Landsberger Reinette
kräftiger, tiefgründiger Boden. Sonnige, warme und geschützte Lage
mäßig feuchter, kalkhaltiger Boden. Nicht für warme Lagen und nasse Böden
mittelfrüh
mittelfrüh
groß IA
groß IA
Febr.—Mai
Nov.—Febr.
10. Boiken, in höheren Lagen auch Riesenboiken
kräftiger Boden, freie Lagen, nicht zu warm. Leidet oft unter Schorf
mittelspät, hart in der Blüte
groß A
Febr.—Mai
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11. Josef Musch
anspruchslos Noch in schweren Böden, nicht „warm, noch für höhere rauhe Lagen. Selten Schdrf
früh
sehr groß A
Okt.—Febr.
12. Effringer Kurzstiel
durchlässige Böden, sonniger Standort, sicherer Träger
mittelspät, hart in der Blüte
klein A
Jan.—Juni
4r
13. Weißer Klarapfel
durchlässige Böden, sonnige, freie und Höhenlagen. Nur für Eigenbedarf «
mittelfrüh, hart in der Blüte
mittel
Aug.—Sept.
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Most- und Wirtsdiaftssorten:
14. Fleiner (Haiterbacher)
liebt kalkhaltige, durchlässige Böden. Alle Lagen
mittelspät,
hart
mittel
Okt.—Nov.
15. Teinacber Apfel
anspruchslos, für rauhe Lagen
mittelspät,
mittel
Jan.—März
16. Bittenfelder Sämling
nicht für schwere, kalte Böden, sonnige Lage, reift spät aus
mittelfrüh
klein
Jan.—März
17. Spätblühender Taffet- apfel
nicht für undurchlässige Böden, besonders geeignet für Frost- und Tallagen
spät,
hart
mittel
Okt.—Dez.
Stamm- und Gerüstbttdnersorten:
18. Roter Trierer Weinapfel
nur für kräftige feuchte Böden. Freie Lagen
mittelfrüh
klein
Okt.—März
19. Gravensteiner
reichlich feuchte Böden
früh
mittel IA
Okt.—Dez.
20. Jakob Fischer
durchlässige, mäßig feuchte Böden. Auch für rauhe Lage
mittelfrüh
groß IA
Sept.—Nov.
21. Unselts Apfel
kräftige Böden, freie Lagen
mittelfrüh
mittet
Dez.