Amtsblatt für den Kreis Calw

Calw

Donnerstag, 23. Dezember 1948

Nr. 51

Lebensmittelversorgung

Ausgabe von Butter und Margarine für Monat Dezember Für Monat Dezember 1948 erhalten Nor­malverbraucher und TSV. in Brot Butter und zwar als zweite Ausgabe:

Von 06 Jahren 10Ü g auf Abschnitt 41 bzw. 141,

über 6 Jahren 250 g auf Abschnitt 41 bzw. 141

der Dezember-Lebensmittelkarten.

Zulagenempfänger erhalten als Rest- Ration Butter und zwar:

Schwerarb. 1 Kateg. 40 g auf Abschn. 183 Schwerarb 2. Kateg. 100 g auf Abschn. 283 Schwerarb 3. Kateg. 170 g auf Abschn. 383 Werd. u. still. Mütter 75 g auf Abschn. 908 der Dezember-Zulagekarten.

Ferner erhalten Normalverbraucher und TSV. in Brot als zusätzliche Fettausgabe im Monat Dezember 1948

250 g Margarine

(einschl. 125 g Weihnachtssonderzuteilung) und zwar:

125 g auf den Abschnitt 38 bzw. 138 und 125 g auf den Abschnitt 43 bzw. 143 der Dezember-Lebensmittelkarten.

Die Ware kann nach örtlichem Aufruf sofort bezogen werden.

Ausgabe von Kochmehl Die für die Monate September und Okto­ber 1948 noch rückständige Kochmehlration kommt im Monat Dezember 1948 zur Ver­teilung. Es erhalten:

Normalverbraucher und Normalverbraucher in Gemeinschaftsverpflegung, TSV. in But­ter, TSV in Fleisch und TSV. in Fleisch und Butter sowie die Insassen der Kran­ken- und Tbc.-Anstalten aller Altersklassen 3100 g Kochmehl.

Die Ausgabe erfolgt auf die Dezember- Lebensmittelkarten und zwar bei Normalverbrauchern auf den So.-Abschn. 23 TSV. Butter auf den So.-Abschn. 223

TSV. Fleisch auf den So.-Abschn. 323

TSV. Fleisch u. Butter auf den So.-Abschn. 623 Das Kochmehl kommt nach Maßgabe der Waggoneingänge durch die Bäckereien und den Mehlkleinhandel zur Verteilung. Es besteht kein Grund zur Beunruhigung, wenn das Kochmehl nicht an allen Orten zur gleichen Zeit zur Ausgabe gelangen kann. Die Kartenabschnitte haben bis zum 15. Januar 1949 Gültigkeit.

Ausgabe vou Teigwaren für Monat November Die für Monat November 1948 vorgesehe­nen Teigwarenrationen kommen im Monat Dezember 1948 zur Ausgabe und zwar: Normalverbraucher und gemeinschaftsver­pflegte Normalverbraucher

500 g auf den Abschnitt 28 der Dezember-Lebensmittelkarten. Schwerarb. 1. Kateg. 250 g auf Abschn. 191 Schwerarb. 2. Kateg.-250 g auf Abschn. 291 Schwerarb. 3. Kateg. 500 g auf Abschn. 391 Werd. u. still. Mütter 250 g auf Abschn. 901 der Dezember-Zulagekarten.

Marmelade und Kunsthonig Es wird darauf hingewiesen, daß das Ab­gabeverhältnis bei Marmelade 1:2 beträgt, d h., für 500 g Zucker können 1000 g Mar­melade bezogen werden.

Das Abgabeverhältnis bei Kunsthonig beträgt 4:5. d. h., für 500 g Zucker können 625 g Kunsthonig bezogen werden.

Ausgabe von Pitolade für Kinder von 0 bis 10 Jahren

Als Weihnachtssonderzuteilung erhalten Kinder und Jugendliche sämtlicher Ver­brauchergruppen sowie gemeinschaftsver­pflegte Kinder von 0 bis 10 Jahren 1 Tafel (100 g) Pitolade. Normalverbraucher und TSV. auf den Ab­schnitt VII,

Vollselbstversorger auf den Abschnitt 703 der Dezember-Lebensmittelkarten.

Lebcnsmittelzulngen für Kriegsversehrte der Stufe III und IV Kriegsversehrte der Stufe III und IV können ab sofort die Schwerarbeiterzulage­karte 2. Kategoiie erhalten.

Den Bürgermeisterämtern geht hiewegen noch ein besonderes Rundschreiben zu. Diese Regelung tritt ab 1. Dezember 1948 in Kraft.

Calw, 16 Dezember 1948.

Kreisernäbrungsamt.

Gültigkeit der Raucherkarten Die Raucherkarten für das 4. Quartal 1948 sind auch noch für den Anfang des nächsten Jahres aufzubewahren, da für die folgenden Ausgaben die Sonderabschnitte aufgerufen werden Calw, 17. Dezember 1948.

Kreiswirtschaftsamt.

Ilauptkörung für Schafböcke 1949

Die Ilauptkörung für Schafböcke gemäß 1. Verordnung zur Fötderung der Tier­zucht vom 26. 5. 1936 (RGBl. 1 S 470) in der Fassung vom 20. 11. 1939 (RGBl. 1 S. 2308) findet, im Kreis Calw am Dienstag, 18 Januar 1949 um 9.00 Uhr in Calw (Schlachthaus am Brühl) und um 13.00 Uhr in Nagold bei Schafhalter A. Schill statt.

Vorzustellen sind unter Vorlage der Kör­bücher sämtliche zeugungsfähigen Schaf­böcke sowie Bocklämmer, die bis zum 30. 6. 1949 gescblechtsrcif werden und sich zum Zeitpunkt dtr Ilauptkörung im dor tigen Kreis befinden, unabhängig davon, ob ihr Besitzer dort ansässig ist oder nicht Sofern für einen Kreis 2 Körorte vor­gesehen sind, ist es den Schaflmltern er­laubt, ihre Böcke zum nächstgelegenen Körort zu bringen.

Die Bürgermeisterämter werden veran­laßt, die Ilauptkörung in geeigneter Weise in der Gemeinde bekanntzugeben. Hierbei ersuche ich, darauf hinzuweisen, daß Böcke,

die an einer ansteckenden Krankheit leiden oder einer solchen verdächtig sind, den ordentlichen Hauptkörungen nicht zu­geführt werden dürfen. Für Böcke, die wegen Krankheit nicht vorgeführt werden, ist ein amtstierärztliches Zeugnis sowie das Körbuch bei dieser Körung vorzulegen.' Auch für diejenigen Böcke, die sich an­läßlich der Hauptkörung außerhalb des Landes befinden, sind die Körbücher bei der Körung vorzulegen.

Gleichzeitig ersuche ich die Bürgermei­sterämter um Namhaftmachung der in der betreffenden Gemeinde ansässigen Schaf­halter und die Anzahl der in ihrem Besitz befindlichen Schafböcke. Dieses Verzeichnis ist anläßlich der Ilauptkörung der Kör­kommission zu übergeben.

Calw, 14. Dezember 1948.

L andratsamt.

2 )

ie nächste Ausgabe des Amts­

blatts erscheint am 7. Januar 1949

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Rück- und Ausblick

zum Jahreswechsel

Von Dr. E. Weller, Calw

Zu Beginn des Jahres 1948 stand der Kreis Calw mitten in der größten Hoch­wasser-Katastrophe seit Menschengedenken. Es wäre müßig, die Auswirkungen aufzu­zählen, da sie nur zu gut noch in aller Ge­dächtnis sind. Die Hilfs- und Entschä­digungsmaßnahmen konnten bei unserer wirtschaftlichen Lage nicht ausreichend sein. Sie beschränkten sich auf private Spenden und öffentliche Zuschüsse, wobei letztere zum gtoßen Teil durch die Wäh­rungsreform illusorisch wurden. So sind auch heute noch nicht alle Wunden wieder geheilt. Dafür ist jedoch von den beteilig­ten Gemeinden die Nagold-Korrektion nun energisch in Angriff genommen worden. Das Beispiel von Nagold, wo die Korrek­tion schon seit längerer Zeit durchgeführt war, bat gezeigt, daß Katastrophen solchen Ausmaßes wie in Calw in der Zukunft ver­hütet werden können. Das Jahr 1948 brachte daher auch vor allem den Calwern trotz Währungsreform und leerer Stadt­kasse die Inangriffnahme einer großzügigen Nagold-Koriektion

Das schicksalschwerste Ereignis dieses Jahres war die Währungsreform, die sich nicht nur für den Bürger, sondern auch für die Gemeinden und unseren Kreisver­band aufs schwerste auswirkte, da letztere ihre gesamten angesammelten Geldvermö­gen mit einem Schlag verloren und dadurch die Durchführung geplanter wichtiger öffentlichen Aufgaben zunächst unmöglich wurde.

Unsere vornehmste Aufgabe, der Wieder­aufbau unserer zerstörten Gemeinden, kam im Jahr 1948 ein gutes Stück voran, wenn es auch langsam ging. Vor allem wirkten sich hier die Schwierigkeiten in der Mate­rialbeschaffung und der Mangel an Arbeits­kräften als unliebsame Bremsen aus. Das erst in den letzten Tagen verkündete Bau­landgesetz wird die rechtlichen Hemmnisse, die einem modernen Verhältnissen verspre­chenden Wiederaufbau vielfach entgegen­standen. hoffentlich ausräumen.

Das Schmerzenskind des Jahres 1948 war leider immer noch die Ernährungslage. Sie hat sich gegenüber den Vorjahren etwas gebessert, wenn man auch von einer nor­malen Versorgung noch lange nicht reden kann. Die Entnahmen für den französischen Bedarf wurden eingestellt.

Die Wildschweinplage hat die Gemüter stark bewegt. Ihre versuchsweise Bekämp­fung mit Hilfe eiaktrischer Energie mußte eingestellt werden, da ihre Anlagen zu ge­fährlich waren

Uüsere Bauern beklagen sich über die ungerechten Verhältnisse zwischen den ge­bundenen Preisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse und den in die Höhe gegange­nen Preisen für Industriewaren. Die Klage über die Preissteigerungen dürfte für die Arbeiter und Angestellten, die keinen wirt­schaftlichen Rückhalt an Grund und Boden haben, noch berechtigter sein. Auf die Dauer können uns hier die längsten Ver­ordnungen über das Verbot von Preissteige­rungen nicht heraushelfen, wenn sie auch vorläufig zweifellos notwendig sind. End­gültige wirksame Hilfe kann nur durch Steigerung der Produktion der Bedarfs­artikel erzielt werden.

Erhebliche Fortschritte sind auf dem Ge­biet des Verkehrs zu verzeichnen. Der lästige Passierseheinzwang ist weggefal­len. Die Bahn hat wieder bessere Wagen