Aus Stadt und Land
Calw, den 13. Januar 1931.
L»r Etnkommenstenerveranlagnng des Handwerks für das Kalenderjahr 198V.
Der von der Süddeutschen Handmerkskammerkonferenz ,n dieser Frage eingesetzte Arbeitsausschub befaßte sich in einer kürzlich unter dem Vorsitz von Gemeinderat Rebmann in der Handwerkskammer in Stuttgart stattgefunbenen Sitzung vor allem mit Fragen der Einkommensteuerveranlagung, soweit sie in Zusammenhang mit der kommenden Frühjahrsveranlagung 1931 stehen. Fm Mittelpunkt der Erörterung stand die Befürchtung weiter Kreise der nichtbnch- führenden Handwerker, daß die kommenden Richtsätze der Landesfinanzämter zur Ermittlung des Gewinns nichtbuchführender Gewerbetreibender bei der Frühjahrsveranlagung 1931 der ungünstigen Geschäftsentwicklung im Jahre 1930 nicht genügend Rechnung tragen werben. Allgemein kam dabei zum Ausdruck, daß der schlechte Geschäftsgang im letzten Jahr nicht nur in einem Rückgang der Umsätze, sondern noch weit mehr in einer allgemeinen Verminderung des Reinertrags infolge äußerster Hrrabdrückung der Preise in allen Branchen sich gezeigt habe. Es wird deshalb dringend verlangt, daß unbeschadet einer genauen Ueberprüfung in einzelnen Branchen eine generelle Senkung der Richtsätze in Berücksichtigung der schlechten Wirtschaftslage im Jahre 193V bis zur Frühjahrsveranlagung 1931 durchgeführt wird. Bei der Besprechung der Formulare für Steuererklärungen wurde der Wunsch ausgesprochen, diese möchten vereinfacht und teilweise auch mehr als bisher auf die besonderen Verhältnisse des Handwerksbetriebes zugeschnitten werden.
Die Gemeinde Alzenberg tm Jahre 198V.
Im Jahre 1939 betrug in der Gemeinde Alzenberg die Zahl der Geburten 14, der Eheschließungen 4 ,-nd der Sterbe- fätte 4. Die Gesamteinwohncrzahl am 81. Dezember 1939 belief sich auf 592. Die Feststellung des Viehbestands am 1 . Dez. ergab: Pferde 29, Rindvieh 893. Schafe 49, Schweine 193, Ziegen 3, Geflügel 1187 und Bienenvölker 72. Die Aendcrungcn gegenüber dem Jahre 1929 sind kaum von Belang. Tie Farrenhaltung der Teilgemeinde Alzenberg mit Oberricdt wurde ab 1. April 1929 in eigene Verwaltung übernommen bzw. es wurde das sogen. Pflegesystem etnge- führt, wodurch eine Hebung der Viehzucht bezweckt ist. Die Bautätigkeit mar wie in sonstigen Jahren,' es wurden außer mehreren landw. Zwecken dienenden Gebäuden einige Dach- bzw. Wohnungseinbauten, sowie wieder e»n Zweisamilien- wohnhaus erstellt. Daß die Wohnungsnot hier behoben ist, beweist der Umstand, daß seit einiger Zeit Mtctsleute gesucht werden. Die finanzielle Lage der Gemeinde, welche bekanntlich noch nie eine rosige war — die Bürger sind von jeher hohe Umlagen gewöhnt — hat sich unter Berücksichtigung der
derzeitigen allgemeinen Verhältnisse nicht verschlechtert. Schulden hat zur Zeit weder die Gesamtgemeindc noch die Teilgemeinde aufzuweisen. Im Gegenteil, es konnten seit einigen Jahren sogar ganz nette Rücklagen gemacht und dem Straßenbaufonds zugewendet werden. Die Gesamtgemeindeumlage pro 1939 belief sich auf 9 Prozent, die der Teilge- meinde auf 17 Prozent, also zusammen 29 Prozent. Wenn man in Rechnung stellt, daß z. B. im Jahre 1913 die Gesamt- gcmeinbeumlage 8^L Prozent, und die der Tetlgemeinde 21 Prozent, also zusammen 29,8 Prozent betragen hat, muß eine Wenigerumlage von 3H Prozent festgestellt werden. Allerdings waren früher die Kosten der Schwarzwaldwasser- versorgung mit 59 Pf. pro Person in der Umlage inbegriffen und heute werden diese mit 4 bzw. 3,5 RM. pro Person direkt wieder zum Einzug gebracht. Eine Erhöhung der Gemeindeumlage, welche letzten Endes sich als untragbar erweisen müßte, ist aller Voraussicht nach nicht zu befürchten. Daß es nicht leicht ist, in einer Zeit, wo andere, früher besser situierte Gemeinden ihre Umlage von Jahr zu Jahr höher schrauben müssen, mit einem unter dem vorkrtegszeit- lichen stehenden Umlagesatz auszukommen, und daß solches nur bei äußerster Sparsamkeit auch in der Gemeindeverwaltung möglich ist, wirb begreiflich sein. Den Teilgemeinden. die sich demnächst über die Frage ihrer Aufhebung zu entscheiden haben werden, dürften demnach ihre Entscheidungen nicht sehr schwer fallen.
Wetter für Mittwoch «nd Donnerstag.
Der Hochdruck, der bisher die Wetterlage beherrschte, hat sich abgeschwächt. Im Norden zeigt sich eine stärkere Depression. Für Mittwoch und Donnerstag ist mit mehrfach bedecktem, weniger kaltem Wetter zu rechnen.
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Gächingen, 12. Jan. Die Reihe der heutigen Weihnachtsfeiern beschloß letzten Sonntag der Muslkverein Gechingen mit einer schönen Veranstaltung im vollbesetzten Hirschsaale. Vorstand Karl Niehm hielt die Begrüßungsansprache, worauf die Kapelle mit einer Fülle schönster Darbietungen unter der Leitung ihres bewährten Dirigenten Eugen Sugg aufwartete. Auch die eingelegten kleinen Aufführungen, welche das Programm belebten, fanden starken Beifall, sodaß der Abend in allen seinen Teilen vollauf glückte.
Monakam, 12 . Jan. Uebcr die Ortsvorsteherwahl ist noch zu berichten: Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 187, hievon haben 156 ihre Stimme abgegeben, was einer Wahlbeteiligung von 84 Prozent entsprich:. Die Höchststimmzahl mit 74 Stimmen entfiel auf Eugen Volle, einen als tüchtigen Landwirt bekannten Jungbauern, auf Holzhauer Johann Weber entfielen 73 Stimme», auf Cafetier Ernst Nentschler 7 Stimmen. Zwei Stiinmen waren ungültig. Die Wählleitung lag bet Landrat Nipp- m a n n.
Neuenbürg, 12. Jan. Berwaltuugskandidat Albert Theurer von Bieselsberg, zur Zeit beim Bürgermeisteramt Feldrennach, wurde gestern mit 35 Stimmen Mehrheit zum Bürgermeister der Gemeinde Münklingen OA. Leonbcrg gewählt.
SCB. Stuttgart, 12. Jan. Am 27. Januar 1931 sind 175 Jahre vergangen, seit W. A. Mozart in Salzburg geboren wurde. An diesem Tage ist laut einem Erlaß des Kultmini steriums an allen Schulen im Unterricht in einer dem Alter der Schüler angepaßten Weise der Bedeutung Mozarts für das musikalische und geistige Leben in Deutschland und Oesterreich zu gedenken.
SCB. Stuttgart, 12. Jan. Samstag abeud nach 9 Uhr kam es zwischen 18- und Mjährigcn Burschen wegen eines Müd chens zu Streithändeln, wobei ein Beteiligter von seine»: Gegner tu den Oberarm gestochen wurde. Der Verletzte mußt, sofort zu einem Arzt gebracht werden. Der Täter flüchtete, sein Name wurde jedoch festgestcllt.
wp. Stuttgart, 12. Dez. Auf dem großen Baggersee bei der Daimlerbrücke in Untertürkhcim ist ein ungefähr 29 Jahre alter Mann, der Schlittschuhlaufen wollte und nur mit einer Badehose bekleidet ivar, durch das Eis gebrochen und er trunken. Auf seine Hilferufe eilten von allen Seiten Leute herbei, um ihm mit zugeworfenen Stangen Rettung zu bringen. Leiber waren alle diese Versuche vergeblich. Der äußerst erschöpfte und nahezu vor Kälte erstarrte junge Mann mußte vor den Augen der am Ufer stehenden Zuschauer untergehen.
wp. Stuttgart, 12. Jan. Gestern abend marschierten mehrere hundert Mann Kommunisten, darunter eine größere Anzahl in Uniform, in geschloffenen Zügen und unter Absingen von kommunistischen Kampfliedern auf den Marktplatz, wo sie unter Entfaltung von Transparenten und koin- nmnistifchen Emblemen Aufstellung nahmen. Neichstagsabge- vrdneter Schlaffer hielt eine Anklagerede gegen die würt- tembergische Regierung und den Staatspräsidenten Dr. Bolz. Sie beschäftigte sich besond7rs mit dem Verbot der „Südd. Arbeiterzeitung", mit dem sich die Negierung und die Polizei einen Nechtsbruch zuschulden habe kommen lassen.
wp. Möhringen a. F., iz. Jan. Am Samstagnachmtttag mußte auf hiesiger Markung ein Flugzeug ivcgcn Motorschadens notlandeil. Beim Aufsetzen auf den sehr hart gefrorenen Boden wurde das Flugzeug zerschmettert. Der Flugzeugführer, ei« Engländer, kam mit leichteren Verletzungen davon.
SCB. Wiefeustetten, OA. Horb, 12. Jan. Heute früh brach hier Feuer aus, wobei die Wirtschaft zum „Hirsch" und bas Nebenhaus des Ignaz Hellster» ein Raub der Flammen wurden. Die Feuerwehren von Empfingen und Dcltensec waren zur Hilfeleistung herbeigeeilt und taten ihr Möglichstes, um ein weiteres Umsichgreifen -es Feuers zu verhindern.
Calw, den 12. Januar 1931.
Danksagung
Für all die liebevolle Teilnahme bei dem so frühe» Heimgang unserer lieben Tochter und Schwester
Luise Bauer
Diakonissin
sprechen wir auf diesem Wege unfern innig' sten Dank aus.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Calw, den 12. Januar 1931.
Danksagung
Für die herzliche Teilnahme beim HIn- scheidcn uu.eres lieben Onkels und Schwagers
Carl Schaible ^
sowie für die Kranzspenden, für die Trostworte des Herrn Stadtpsarrers und die Beteiligung des Veteranen- und Miiltärvcreins mit Ehrenträgern sagen herzliche» Dank
die trauernden Hinterbliebenen.
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Calw, den 13. Januar igzi.
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