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Freitag, den2.Januar 1931

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Jahrgang 103

Die Neujahrsempfänge in Berlin

Hindenburgr Neujahrsansprachen an da« Diplomatische Korps und die Reichsregierung

Tages-Spiegel

TN. Berlin, 2. Jan. Am Neujahrstage fanden beim Reichspräsidenten die üblichen Empfänge statt. Um l2 Uhr empfing der Reichspräsident im Großen Saale des Reichs- präsidcntenhaufes da§ Diplomatische KorpS. Dabei Nbcrbrachte der Doyen, Nuntius Orfenigo, die Glück­wünsche der Diplomaten und führte u. a. folgendes aus:

Die Morgenröte dieses neuen Jahres ist leider nicht ohne -Tkü-nrm. "Der Weg des internationalen Lebens bleibt noch immer düster. Millionen von kräftigen nnb arbeitswilligen Menschen sind gezwungen, untätig und unfruchtbar zu blei­ben, und die Not breitet überall ihren Tranerschleier aus. Es ist das eine schmerzliche Seite in dem großen LcidcnS- buch der Nachkriegszeit.

Es hat in der Tat fast überall nicht an hochherzigen Ver­suchen gefehlt, dieser gewaltigen Weltkrise abzuheisen, und wir beobachten mit großer Genugtuung den Ernst der Gesin­nung und die Großherzigkeit der Anstrengungen, mit denen Deutschland, um Ew. Exzellenz geschart, sich in diesen Augen­blicken bemüht, die wirtschaftliche Krisis, die das Land bedrängt, zn überwinden. Aber die Erfahrung erbringt immer erneut den Beweis, daß es, wie auch immer die Be­mühungen der einzelnen Länder sein mögen, ohne die voll« und aufrichtige Eintracht der Nationen nicht mög­lich ist, eine wirkliche wirtschaftliche Wicdcrgesnndnng der Völker hcrüeiznführen.

Hoffen wir, daß auch diese wirtschaftliche Not zn neuen ernstgemeinten Versuchen führen wird, diese innigere Einigung der Geister und Herzen, diese gegenseitige herz­liche Verständigung unter den Nationen zu erreichen, die allein feste Gewähr bietet für eine gesicherte Freiheit und Ruhe in allen Ländern und einen tatsächlichen und dauern­de F r !/ d e n i» ter denBökker

Reichspräsident von Hindenburg erklärte in seiner Erwiderung: Sie haben auf die schwere wirtschaftliche Krise hingewicscn, nnter der heute fast die ganze Welt lei­det. In tiefempfundenen Worten haben Sic vor allem der Arbeitslosigkeit gedacht, die beste Kräfte fast aller Staaten zu ungewollter Unfruchtbarkeit verurteilt und bittere Not für Millionen unserer Mitmenschen im Gefolge hat. Mit beson­derer Wucht treffen die Auswirkungen der Weltwirtschafts­krise das dentscheVolk. Wie Sic, Herr Nuntius, hervor­hüben, hat Deutschland seine äußerste Kraft eingesetzt, um die Grundlagen seiner Existenz zu sichern. Aber unsere Hoffnung auf eine dauernd wirksame Besserung der Lage ist von Um­ständen abhängig, über die wir nicht allein Herr wer­den. Mit steigender Spannung erwartet daS deutsche Volk, daß die internationale Zusammenarbeit sich als wirksam genug erweist, um das deutsche Volk vor weiteren schmerzlichen Enttäuschungen zu bewahren. Der Ausgleich der scharfen H^crcssengegensätzx, die allenthalben das politische, wirtschastliHe-And soziale Schicksal der Völker bedrohen, kann nicht y MM u einzelnen Ländern, kann nicht in Vereinzelung vollzMM^ivcrden. Zusammenarbeit aller, Zusammcnfassung'Fllcr positiven Kräfte zur Neber- wiudung der Krise, zur Eeitigung der Hindernisse für den Fortschritt der Menschheit ist die große Lebensaufgabe, an drx-Tcutschlaild mitzuivirkcn entschlossen ist.

Der Empfang der Rcichsregiernng.

Anschließend empfing der Reichspräsident die Reichs­reg i e r u n g. In Vertretung des seurtuuSte» Nanzterü be­grüßte Rcichswehrminister Grüner den Reichspräsidenten mit einer Ansprache.Wir sind dem Geschick von ganzem Herzen dankbar", so sagte Grüner,in Ihnen ein Oberhaupt zn besitzen, auf das die ganze Welt mit Verehrung blickt und dem die Liebe des gesamten deutschen Volkes gilt. Seit den A b m ach n n ge n über d en N e n cn P la n hat sich in der gesamten Weltwirtschastslage eine so tiefgehende Wandlung vollzogen, daß die Rcichsregicrnng vor die ernste Frage ge­stellt ist, ob das deutsche Volk die in dem Neuen Plan vor­gesehenen Lasten zn tragen vermag. Die Rcichsregierung ist sich ihrer Pflicht bewußt, dafür zn sorgen, daß die sitt­lichen und sozialen L e b e n S g r u n d lag e n des deutschen Volkes nicht erschüttert werden."

Grüner erinnerte dann an die Befreiung des R h e i.y üa n des von fremder Besatzung am 1. Juli des vergangekcG. Wahres. Er bezeichnet,: den Saarabzug der Bahnschutztruppen als einen Schritt vorwärts auf dem Wege zur endgültige» Heimkehr des Saargebicts ins Reich. Die berechtigten Beschwerden der dcntschcn Minderheiten hätte« in unserer Oeffentlichkeit einen starke» Widerhall gesunden. Die Rcichsregierung werde in der Sorge für das Deutschtum jenseits der Grenzen eine ihrer wichtigsten Aufgaben sehen.

Zur A b r ü st u n g s f r a g e erklärte Grüner:Schwer empfindet es das deutsche Volk, daß der Grundsatz der Gleichberechtigung, auf die unser Volk einen selbstverständ­lichen Anspruch hat, noch nicht gewährleistet ist. Noch immer

ist die feierlich übernommene Verpflichtung auf Abrüstung durch die anderen Mächte nicht in die Wirklichkeit umgesetzt und noch immer muß sich Deutschland in seiner Minderheit bedroht fühlen. Auch hier werde es Aufgabe der Retchs- rcgierung sein, mit allem Nachdruck einzutreten, daß der Grundsatz gleicher Sicherheit für alle Völker, ohne den eine wahre Befriedung unmöglich ist, sich durchsetzt."

Grüner kam dann auf die I n n e n p o l t t i k zu sprechen. Dabei betonte er, daß es daS deutsche Volk mit besonderem Dank anerkennen werde, daß der Reichspräsident sich ent­schlossen habe, die Notverordnungen zu erlassen. Die Wiederbelebung unserer Wirtschaft sei die einzige Möglich­keit, die Arbeitslosigkeit einzudämmcn. Der kurze Rückblick auf das vergangene Jahr zeige die Größe der Auf­gaben, die dem deutschen Volk noch bevorstünden und dke schweren Hindernisse, die noch vor dem Ziele lägen:Der Lebenswille des deutschen Volkes", so schloß Grüner,gibt nnS das Recht, zuversichtlich für eine Zuknnst zn wirke«, in der das Reich in friedlicher Arbeit wieder frei und unab­hängig den ihm gebührenden Platz unter de« Nationen der Erde einnimmt.

Der Reichspräsident stellte in seiner Erwiderung fest, daß von den Wünschen, mit denen er vor einem Jahr diesen Tag begrüßt habe, sich nur der eine erfüllt habe: Dem besetzte» Gebiet ist die langersehnte Be­freiung von fremder Besatzung wieberge- geben worben. Er gedachte sodann der Saardeut­schen, die sich trotz ihrer staatlichen Trennung mit uns im­mer eins fühlten und ungebrochenen Mutes auf den Tag der Rückkehr ins Vaterhaus warteten. Sodann führte der Reichspräsident ans:

Mit voller Zustimmung entnehme ich aus Ihren Worten, daß die Reichsregierung sich der ernste» Lage bewußt ist, wie sie sich infolge der tiefgreifenden Aenderung der weltwirt­schaftlichen Verhältnisse seit der Zeit entwickelt hat, als wir uns aus Sen von Ihnen hervorgchobenen Gründen zur An­nahme des Neuen Planes entschlossen haben. Auch ich halte cs für die vornehmste Aufgabe der Reichsregierung, sich mit ganzer Kraft dafür einzufetzen, baß die sittlichen und sozia­len LebenSgriindlagen des deutschen Volkes nicht erschüttert werben.. Mit Ahnen bin ich seiner der Ansicht, daß die Durchführung der allgemeinen Abrüstung nicht nur ein Gebot Internationaler Gerechtigkeit Deutsch­land gegenüber, sondern auch das sicherste Mittel zu einer wirklichen Befriedung der Welt ist und daher mit allen Kräften angestrebt werden muß.

Daß die Neichsregierung sich auch weiterhin die Sorge für deutsches Volk St um im Ausland und für die Jnnehaltung internationaler Verträge zum Schutze deutscher Minderheiten als wichtigste, außenpolitische Aufgabe stellt, fin­det meine volle Billigung und Unterstützung. Die Ar-, beitslostgkeit ist unsere größte Sorge. Zu ihr kommt noch die Not der Landwirtschaft. Den unfrei­willig feiernden Händen wieder Beschäftigung zu schaf­fen und dem deutschen Landwirt seine Existenzmög- lich keil zu erhalten, wird auf dem Gebiete der inneren Politik unsere erste Ausgabe sein. Zur Vollendung der begonnenen finanziellen und wirtschaftlichen Maßnahmen wird es nicht nur der Neichsregierung, sondern auch aller Führer der Wirtschaft und darüber hinaus aller staatsbe- wiiptcn Volksgenossen bedürfen.

Vor einem Jahr habe ich an dieser Stelle der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß der Geist der Einigkeit im deutschen Volke sich festtgS und zum Zusammenschluß aller schaffenden Kräfte führen möge. Dieser Wunsch hat sich leider nicht er­füllt. Im Gegenteil will es scheinen, als ob die harte Sorge um das Einzelschicksal den Gedanken an das Gesamtschicksal Deutschlands und die Zukunft unseres Vaterlandes zurück- gedrängt und neue Gegensätze geschaffen hat. Die Verschiedenheit der Anschauungen und der persönlichen Interessen wird nnd must sein. Aber cs ist nicht nötig, daß diese Verschiedenheit z» einem politischen Kampfe führt, der d«s deutsche Volk zerreißt und dann in der Zeit der Rot «nd Gefahr zn einem einheitlichen Willen unfähig macht. In Wirklichkeit ist bei nüchterner Betrachtung das Gegensätzliche und das Trennende gar nicht von solcher Bedeutung, daß es ein Zusammengehen in den Lebensfragen unseres Vater­landes in den Dingen, die unser aller gemeinsames Schick- sal bestimmen, verhindern sollte.

Wir müssen uns nur mehr auf uns selbst besinnen, wir müssen endlich ans dem Widerstreit der eigenen Int kr­eisen den Ausweg finden. Aus dem eigensinnigen Streit um politische Programme nnb um selbstische Vorteile müssen wir uns emporheben zu gemeinsamer prak­tischer Arbeit für das Gesamtvolk. Ein Volk, dem so reiche Kräfte ausdauernder Arbeit und erfinderischen Geistes gegeben sind, hat ein Recht -um Selbstvertrauen und

Bei den Renjahrsempsängen in Berlin machte der Reichs­präsident sowohl dem Diplomatische« Korps gegenüber als auch beim Empfang der Rcichsregiernng wohlüberlegte programmatische Aensterungc«.

Der deutsche Botschafter in Paris hat mit Briand über di« Bölkerbundsbeschwerde in der Krage der denijchen Minder­heiten eine Aussprache gehabt.

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Der englische Außenminister hat sich in eine« Meinungs­austausch mit Dr. Surtins grundsätzlich bereit erklärt, not­wendigenfalls den Borfitz der Genfer Ratstagung zn über­nehme«.

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In der englischen Provinz Südwales find die Bergarbeiter in den Ansstand getreten; es streiken l tg VW Arbeiter.

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In Berlin kam es in der Silvesternacht zu Schlägereien zwi­schen politischen Gegner». Insgesamt wurden S83 Verhaf­tungen vorgenomme«. In Gotha wurde auf die Geschäfts­stelle der NSDAP, ein Sprengstoffanschlag verübt.

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I« der Reujahrsnacht stießen in Stuttgart Kommunisten mit Nationalsozialisten zusammen; auf beiden Seiten gab es Verletzte, ein Nationalsozialist wurde getötet.

zur Zuversicht auf seine Zukunft. Trotz allem Gegensätzlichen wirken bei uns starke und innerlich verbundene Kräfte, die uns Gesundung und Aufstieg verheißen. Möge das neue Jahr dem deutschen Volke Selbstvertrauen «nd die Kraft z» gemeinsamem Wollen bringen. Dann werden wir auch die große Not bald überwinden!"

Hierauf empfing der Reichspräsident den Reichstagspräsi­denten Löbe, der ihm die Glückwünsche des Reiu-stagcs zum neuen Jahr überbrachte. Der Herr Reichspräsident dankte und erwiderte mit aufrichtigen Wünschen für eine er­sprießliche Arbeit -es Reichstages im neuen Jahr.

Mussolini für Vertragsrevision

TU. London, 2. Jan. In einer Unterredung mit einem Berichterstatter derDaily Mail" betonte Mussolini erneut seine Friedensliebe, da er die Schrecken des Krieges nicht vergessen könne. Er könne jedoch seine Besorgnisse hinsichtlich der gesamten Lage in Europa nicht verhehlen. Die Ungleichheit der Rüstungen sei daran wesent­lich schuld. Die militärische Vorherrschaft einer Staaten­gruppe strafe die Theorie von der Gleichheit aller Mitglieds- staaten des Völkerbundes Lügen. Er wisse zwar, baß die französische Nation friedliebend sei, aber die militärische Vor­herrschaft halte den ganze» europäische» Kontinent in fort« gesetzter Gärung. Eine Revision der Verträge sei notwendig, um Europa ein Gefühl der Sicherheit zn geben. Es bestünden territoriale Ungerechtigkeiten, die verschwinden müßten, und es bestünden moralische Ungerechtigkeiten, wie z. B. die Verstümmelung Ungarns, die berichtigt werden soll­ten. Italien habe nicht das Ziel eines revisionistischen Blocks im Auge.

Bergarbeiterstreik in Südwales

TU. London, 2. Jan. Rund 140 000 Bergarbeiter haben in Südwales die Arbeit niedergelegt. Fast alle Gruben des Be­zirkes liegen still. Nur die Notstandsarbeiten werden ver­richtet. Am Samstag soll -er Schlichtungsausschuß in Car­diff zusammentreten.

Seebeben im stillen Ozean

TU. London, 2. Jan. Aus Chile wird berichtet: Millionen von Fischen sollen in einem großen Seebeben umgekommen sein, das sich in der Nähe der Chilenischen Küste im Stillen Ozean ereignet hat. Unter der Kttstcnbevölkerung von Chile herrscht große Furcht, da die geheimnisvollen Donner­geräusche als die Vorläufer eines neuen Unglücks angesehen werden. Längere Erdbebenstöße sind in Vallenar und an an­deren Orten verspürt worden. Uebel riechende grüne Seen, so meldet Reuter, schlagen an die Küste von Nordchile.

Weitere Meldungen über das Seebeben besagen, daß hiervon auch die westlichen Inseln iBismarck-Archipel) be­troffen wurden. Einer Dampfermeldung zufolge über­schwemmte eine große Flut, die zweieinhalb Meter hoch war, eine der Inseln. Die Flutwelle riß Häuser und Vieh mit sich fort und trieb sie ans die See hinaus. Eingeborene und Europäer retteten sich durch Erklettern von Palmbäumen. Das Seebeben hat am 24. Dezember stattgefunden, also etwa zu derselben Zeit, wie das Erdbeben in Argentinien und er­streckte sich quer über den Stillen Ozean 10000 Seemeilen weit von den Inselgruppen nördlich von Australien bis nach Südamerika hi».