Die amtlichen Preise für Frühkartoffeln

Anordnung über die Festsetzung von | Erzeuger- und Verbraucherpreisen für Speisefrühkartoffeln

Auf Grund des § 2 der Rechtsanord- nung des Staatssekretariats für das französisch besetzte Gebiet Württem­bergs und Hohenzollerns über den Übergang der Zuständigkeiten des frü­heren Reichskommissars für die Preis­bildung auf die Jjandesdirektion der Wirtschaft vom 12. 2. 1946 (Amtsblatt S. 45) wird im Einvernehmen mit der Landesdirektion der Finanzen und dem Landesernährungsamt angeordnet:

A, Erzeugerpreise §1 ,

1. Für Speisefrühkartoffeln gelten folgende Erzeugerfestpreise je 50 kg netto ausschließlich Verpackung:

bi^ 23. Juli 9. RM.

24.31. Juli 8.

1. 7. August 7.

8.15. August 6.50 16.23. August 5.50 24.-31. August 4.50

2. Als Lieferung von 50 kg netto gilt ein Füllgewicht von 52 kg einschließ­lich Verpackung (brutto). .

3. Die festgesetzten Preise verstehen sich frachtfrei Empfangsstation des Käufers abzüglich eines Frachtaus­gleichbetrages von.35 RM. je 50 kg. Bei Abholung durch den Käufer ist die­sem eine Vergütung bis zu.35 RM. je 50 kg zu gewähren.

4. Für die Berechnung durch den Er­zeuger ist der Tag der Verladung bzw. der Übergabe der Ware maßgeblich.

5. Nebenkosten, insbesondere Un-

ermöglichen, ist es den Erzeugern nicht er­laubt, unmittelbar an Verbraucher zu ver­kaufen. Die Frühkartoffeln müssen viel­mehr dem Kreisexnährungsamt angedient werden.

Milch

Der erschreckende Rückgang der An­lieferungen bedroht die Miloh- und Fettver- sergung ernstlich. Die verschiedenen Ur­sachen, die dazu geführt haben (z. B. Min­derleistungen Infolge harter Beanspruchung des Zugviehs und wegen teilweise qualita­tiv schlechtem Futter, erhöhter Eigenbedarf an Miloh und Butter, 'weil die Fleischbe- rechtigungsacheine entzogen worden sind und der Haustrunk (Most) fehlt, vermehrte Nachzucht mit erhöhtem Milchverbrauoh) wurden eingehend und kritisch untersucht. Wo Abhilfe möglich ist, wird sie geschaf­fen. Die Landesdirektion für Landwirtschaft und Ernährung hat der Militärregierung neue Milchablieferungsquoten vorgeschla­gen. Dabei ist die geringere Leistungsfähig­keit des Zugviehs gebührend berücksich­tigt. Für die entzogenen Fleisehberechti- gungsscheine wird ein teilweiaer Ausgleich durch Gewährung von Schwerarbeiterkar- ten angestrebt. Die Bierration des Land­wirts wird auf 10 Liter im Monat erhöht. Ferner wird den Landgemeinden mehr Mi­neralwasser zugeftihrt. Weiter soll die Milchpreisfrage befriedigender geregelt werden, um ewige Klagen zum Verstummen zu bring«!.

Daß die angeführten Ursachen am Rück­gang des Milchaufkommens nicht allein, ja nicht einmal hauptsächlich schuld sind, be­weist die Tatsache, daß es auch noch gut abliefernde Gemeinden gibt, die mit den- # selben Schwierigkeiten zu kämpfen haben, aber trotzdem an ihre Verantwortung den­ken. In den schlecht abliefernden Gemeinden wird zu viel Milch den Hamsterern gegeben und in erheblichem Umfang schwarzgebut­tert. Die Butter ist Tauschhandelsobjekt oder wird zu Wucherpreisen abgesetzt. Das darf nicht so weitergehen. Es wird zum letzten Mal gewarnt upd gemahnt.

Vieh, Fleisch

Im Viehbestand sind die Verluste durch Nachzucht und Einfuhren zahlenmäßig aus­geglichen, dem Gewicht und der Qualität nach natürlich nicht; es Ist viel Jungvieh vorhanden. Deshalb muß bei der Aufbrin­gung teilweise auf Nutzvieh zurückgegrif­fen werden. Für unsere Kleinlandwirte (mit oft nur 2 Stück Großvieh) wirken sich die Ablieferungen viel härter aus als bei Groß­betrieben. Es fehlt ihnen der Zug, sie müs­sen sich sofort nach Ersatz umsehen und bei der Neuanschaffung die zum Teil sehr erhebliche Preisdifferenz zwischen Schlacht- und Nutzvieh tragen. Die Abliefe­rungsquote für August ist mit 230 Stück Großvieh und 20 Schweinen wieder höher als bisher. Es wird darauf hingewirkt, daß das Soll für September und Oktober wieder ermäßigt wird. Für den Bedarf der Bevölkerung des Kreises werden 100 Stück benötigt. Die Landesdirektion strebt mit Hilfe von einem neuen Viehaufbringungs­plan, den sie der Militärregierung vorge­

schlagen hat, auch hier eine möglichst ge­rechte Regelung an. Härten lassen sich im Einzelfall trotzdem nicht vermeiden.

Herr Gouverneur F r 6 n o t gab zu be­denken, im Interesse der Milchablieferung die Aufzucht von Jungvieh etwas einzu­schränken und mehr Kälber und Jungvieh abzustoßen. Das momentane Milchaufkom­men darf hier aber nicht allein den Aus- schjag geben, denn die eigene Nachzucht soll die Lücken der Ablieferung jeweils so­fort schließen, so der Erhaltung des Be­stands und des Zugs zugleich dienen und Verlustkäufe ersparen.

Von den dem Kreis zugewiesenen 6ß00 Stück Ferkeln konnten leider erst 300 hereingebracht werden.

Im Herbst kann auch mit einer Erhöhung der Fleischration gerechnet werden.

Pferde

Der Aufkauf von 70 Pferden durch eine Eihkaufskommission der französischen Armee trifft den Kreis, der nur noch über 1600 Pferde insgesamt verfügt, sehr hart, läßt sich aber nicht vermeiden. Der Gou­verneur wird nichts unversucht lassen, die eingeführten Pferde zu schützen.

Eier

Die Eierablieferung nahm wiederum einen breiten Raum in den Besprechungen ein. Sie muß erfüllt werden. Säu­mige Hühnerhalter haben mit teilweisem Lebensmittelkartenentzug, säumige Gemein­den unter Umständen mit Fleischentzug zu rechnen. Es ist bekannt, daß Hühnerhalter, die über keine öigene Futtergrundlage ver­fügen, sich sehr schwer tun. Es ist aber hier wie bei der Milch: auf der einen Seite wirk­lich gut abliefernde Gemeinden, auf der andern ganz säumige. Es wird betont, daß keine Erleichterungen zu erwarten sind, zu­mal Stichproben der Militärregierung er­geben haben, daß bei den Hühnerzählungen teilweise grob gesündigt worden ist Heu, Hafer, Stroh

Die 400 Tonnen Heu, welche an die fran­zösische Armee abzuliefern sind, müssen in der Zeit vom 1. bis 30. 9. 1946 bei den Rauh­futtersammelstellen (Bahnhöfen Altensteig,

Calw, Nagold und Neuenbürg) angeliefort und gepreßt werden. Die Hafer- und Stroh­umlagen sind noch nicht bekannt.

Volksküchen

Die Volksküchen des Kreises, die zu­nächst insgesamt täglich 5000 Portionen verabreichten, müssen wegen der großen Not erweitert werden.

Zucker

Mit einer Verbesserung der Zuckerzutei­lungen kann vor Frühjahr nächsten Jahres nicht gerechnet werden, da in der französi­schen Besatzungszone keine Zuckerfabriken sind. Der Zucker für die Kinder muß aus der russischen Zone eingeführt und von der französischen Militärregierung bezahlt werden.

Die Landwirtschaftsräte Uhl- Calw und Harr-Nagold haben in ihren Referaten darauf hingewiesen, daß es dringend not­wendig ist, die Kartoffelfelder vor der Ernte noch einmal kolonnenweise gründlich abzusuchen und, wo dies notwendig, aber noch nicht geschehen ist, sofort zu spritzen bzw. noch einmal zu spritzen. Spritzmittel und Treibstoff sind vorhanden.

In den Diskussionen kamen neben den vielen Beschaff ungssorgeD auch die ver­schiedenen Preisprobleme der Land­wirtschaft zur Sprache. Der Preissachbear­beiter des Landratsamts nahm in der De­batte dazu Stellung, zeigte die wichtigsten Zusammenhänge und Gesichtspunkte auf und ermahnte dringend, Preisdisziplin zu halten.

Selten wurden in ähnlichen Versamm­lungen die Nöte und Forderungen so offen und eindringlich behandelt, wie in diesen Besprechungen. Es ist ganz klar, was zu tun und zu lassen ist. Alle wissen, daß wir auf Gedeih und Verderb aufeinander ange­wiesen sind, daß Rettung und Existenz nur möglich sind, wenn Einsicht und Vernunft das Feld behalten und sich jeder seiner Verantwortung voll und ganz bewußt ist Die Losung lautet: Laß t uns einander helfen!