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Württemberg und Baden • Aktuelles

Samstag, 25. Januar 1969

Der Raumfahrer-Helm in der Kinderklinik

„Weltraum-Abfall“ bringt besonders in der Medizin neue Möglichkeiten / Von der Farbsprühdose bis zur Herzsonde

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DIE GRÖSSTE IMPFAKTION gegen Gelbsucht, die je in der Bundesrepublik gestar­tet wurde, fand — wie kürzlich berichtet — in Stuttgart statt, nachdem in einem Stadtteil innerhalb von 20 Tagen sieben Gelbsucht-Erkrankungen registriert wurden. 1000 Kinder wurden am 22. und 23. Januar im Stadtteil Freiberg geimpft. Unser Bild zeigt eine Ärztin beim Impfen in einer Freiberger Schule. (Foto: dpa)

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Zunehmende Kriminalität in Nordbaden

Auch die Zahl der Unfälle ist gestiegen — aber die Zahl der Toten ging zurück

Washington (dpa). In fortschrittlichen amerikanischen Kinderkrankenhäusern werden kleine Patienten mit Erkrankungen der Atmungswege „spielend“ überwacht. Sie dürfen einen „echten“ Raumfahrerhelm aufsetzen und merken dabei gar nicht, daß hochempfindliche Meßgeräte im Inneren des Helmes ihren Sauerstoffverbrauch genau messen und analysieren. Genesungsfortschritte werden elektronisch überwacht.

Karlsruhe (dpa). Über eine steigende Zahl von Verkehrsunfällen und eine Zunah­me der Kriminalität berichtete die Landes­polizeidirektion Nordbaden jetzt in ihrem Jahresbericht für 1968. Im Berichtsjahr wur­den 472 Menschen gegenüber 541 im Jahre 1967 bei 46 900 (44 620) Verkehrsunfällen ge­tötet, was im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang um 12,75 Prozent entspricht.

Bei den 15 637 Unfallverletzten war eine Abnahme um 1,32 Prozent zu verzeichnen. Der bei den Verkehrsunfällen entstandene Sachschaden hat 1968 die 50-Millionen- Grenze überschritten.

Die Kriminalität im Regierungsbezirk Nordbaden stieg 1968 gegenüber dem Vor­jahr um 4349 Fälle oder 6,6 Prozent auf 69 975 an. Geklärt wurden 49,3 Prozent (1967: 53,6 Prozent). Diebstähle machen an der Gesamtzahl der Straftaten allein 62 Pro-

Stuttgart (dpa). Um den Antwerpener Hafen in Süddeutschland besser bekannt zu machen, hat die Hafengemeinschaft Antwer­pen jetzt in der baden-württembergischen Landeshauptstadt einen „Antwerpener Ha­fentag“ veranstaltet.

Vor allem industriellen und wirtschaftli­chen Kreisen sollte bei dieser Tagung, die un­ter der Schirmherrschaft des belgischen Bot­schafters in der Bundesrepublik W. Loridan stand, eine Übersicht über das Fassungsver­mögen dieses Großhafens geboten werden. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft folgten den Ausführungen des Antwerpener Hafenbeigeordneten L. Del- waide. Er hob die Stellung des Antwerpener Hafens an dritter Stelle in der Reihe der Welthäfen hervor. Der Gesamtgüterum­schlag habe sich im vergangenen Jahr auf etwa 72 Millionen Tonnen belaufen. Allein der Transit-Verkehr sei um über 30 Prozent gestiegen. Der Hafen, so betonte Delwaide,

zent aus. Von den' Kapitalverbrechen (75 Fälle) konnten 93,3 Prozent, von den Raub­und Erpressungsdelikten (431) 57,3 Prozent und von den Betrugsdelikten (5281) 96 Pro­zent geklärt werden.

Nach Angaben von Landespolizeipräsident Gerecke hat die Kriminalhauptstelle der Landespolizei Nordbaden zum Überfall auf das Bundeswehrmunitionslager Lebach bei Saarlouis 40 Hinweise aus der Bevölkerung erhalten, die an die Sonderkommission des Bundeskriminalamtes weitergeleitet wurden. Dankbar würdigte Gerecke die Fernsehsen­dung „Aktenzeichen XY... ungelöst“, mit deren Hilfe einige schwere Verbrechen im Raum Nordbaden aufgeklärt werden konn­ten. Nach seinen Angaben war die unifor­mierte Polizei im Jahr 1968 unter anderem bei 23 Demonstrationen verschiedener Art in Karlsruhe, Heidelberg, Mannheim und Pforzheim eingesetzt.

spiele, fyj-_die deutsche Wirtschaft eir^e ..wich­tige Rolle, Viele deutsche Verlader würden ihn jetzt schon als Verschiffungshafen oder Lagerzentrum benutzen. Der Hafen besitze insgesamt sieben Container-Ladebrücken.

Angst vor Dämpfen

Säckingen (dpa). Eine Stunde lang schwebten am Donnerstag die Anwohner im Gebiet des Bahnhofs Rheinfelden in Angst vor zersetzenden Dämpfen, nachdem ein Gü­terzug mit fünf abgestellten Behälterwag­gons zusammengestoßen und aus einem der Behälter 50prozentiges Wasserstoffsuper­oxyd ausgelaufen war. Die Polizei veranlaßte vorsorglich, daß alle Fenster der umliegen­den Häuser geschlossen blieben und wies Schaulustige aus der Nähe der Unfallstelle. Nach einer Stunde hatten drei Werksfeuer­wehren durch Ablöschen der Chemikalien mit Wasser die Gefahr gebannt.

Der Raumfahrerhelm in der Kinderklinik ist eine von 2750 technischen Erfindungen des Raumfahrtzeitalters, die von der US-Raumfahrtbehörde (NASA) bis zum ver­gangenen Jahresende zur allgemeinen Aus­wertung freigegeben wurden. Die Medizin erhielt den Löwenanteil des technischen Fortschrittes, den Mercury-, Gemini- und Apollo-Atronauten mit nach Hause brach­ten.

In Kalifornien wurden Datenrechnersyste­me aus der Raumfahrt modifiziert und bil­den lebensrettende Ketten, die vom Kran­kenwagen bis zum OP-Saal reichen. Der Verletzte bei einem Autounfall wird von dieser Kette erfaßt, sobald die Ambulanz eintrifft. Erste Diagnose und Blutgruppe eilen dem Transport in das Krankenhaus voraus. Die schon vorbereiteten Ärzte im Operationssaal kennen ihren Patienten schon ziemlich gut, ehe sie ihn gesehen ha­ben. Parallel dazu läuft über die Kette ein automatischer Vergleich der Blutkonserven im Krankenhaus und der städtischen Kon­servenbank mit ebenfalls automatischem Ausgleich der Vorräte, die dadurch in jedem Fall dann verfügbar sind, wenn der Patient im Krankenhaus eintrifft.

Die Röntgendiagnostik wurde verbessert, als ihr neue Hilfsmittel geschenkt wurden, die zuerst dazu dienten, Funkbilder vom Mond nachträglich zu verfeinern. Automati­sche Sensoren, die im Raumschiff die biolo­gischen Daten der Piloten zur Erde übertra­gen, sind bereits für die sogenannten „kriti­schen“ Betten in Krankenhäusern verfügbar. Sie überwachen laufend Puls und Atmung der Patienten und alarmieren bei jeder be­drohlichen Veränderung selbsttätig den Arzt.

Von der Farbsprühpistole bis zur Herz­sonde reichen die „Geschenke aus dem Welt­

Kunde wollte sein Geld zurück / Sechs

München. „Angesichts der nackten Tatsa­chen“, formulierte der 37jährige Günther G. seine Verteidigung vor dem Münchener Schöffengericht, „hab i den Spaß an der Freud verloren“. Dem kaufmännischen An­gestellten aus einer niederbayerischen Kreisstadt lag ein Verbrechen der räuberi­schen Erpressung zur Last. Günther hatte im September 1968 das lasterhafte Groß­stadtleben studieren wollen, als Ehefrau und Kind gerade im Urlaub weilten. Er fuhr zu diesem Zweck nach München, zischte einige Bierjund inspizierte dann den Aufmarsch an einer Dimenpromenade. Mit einer gewissen Gisela E. (23) wurde er auch alsbald handels­einig. 50 DM verlangte die Dame und 20 DM extra, falls sie sich auch „oben ohne“ präsentieren müsse. Günther war für „inclu­sive“ und akzeptierte die erbetene Voraus­zahlung der siebzig Emmchen.

Was er dann jedoch in der Lasterhöhle für den Extra-Zwanziger zu sehen bekam, ver­setzte ihn in helle Wut, die sich noch stei­gerte, als sich beim weiteren Striptease eine Schwangerschaft im fortgeschrittenen Stadi­um enthüllte. Vollends geschockt wurde der Freier schließlich als plötzlich gellendes Kleinkindergeschrei ertönte. In einem ver­borgenen Bettchen machte ein Säugling sei­ne Ansprüche an die Mutter geltend. „I bitt Sie recht schön, meine Herren Richter“, flehte Günther nun vor Gericht um Milde, „da muaß doch a’m Mannsbild die Lust va- geh’n“.

raum“, die zuerst einmal aus den rund 100 Milliarden Mark finanziert wurden, die der amerikanische Steuerzahler für das Mond­landungsprogramm aufbringen mußte. In der Industrie werden bereits Miniatur-Fern­sehkameras verwendet, die nicht größer als eine Packung langer „King-Size“-Zigaretten sind. Sie beobachten nun sonst schwierig zu verfolgende Fabrikationsprozesse. Zuerst wurden sie aber gebraucht, um — eingebaut in die Saturnraketen — das Abtrennen der verschiedenen Stufen nach Brennschluß zu filmen. Meßgeräte, die Metallermüdungser­scheinungen in amerikanischen Feststoffra­keten überwachten, werden schon zum Stu­dium der Knochenfestigkeit bei Patienten mit Alterserscheinungen verwendet. Herz-

Aachen (AP). Durch einen Großversuch an Schulen soll ermittelt werden, wie weit die Lehrer zukünftig durch Computer von zeit­raubenden Routinearbeiten entlastet werden können. Wie Peter Brand, ein Mitarbeiter des Instituts für Erziehung und Wissen­schaft an der Technischen Hochschule Aachen mitteilte, handelt es sich dabei um die erste großangelegte Erprobung des pro­grammierten Unterrichts in Verbindung mit der elektronischen Datenverarbeitung. An dem Versuch beteiligen sich Schulen aus elf Städten, aus dem Regierungsbezirk Aachen, Köln und Bonn.

Zunächst sollen 33 000 Lernprogramme über Zinsrechnung an die beteiligten Schu­len verteilt und dort einige Wochen lang

Monate wegen räuberischer Erpressung

Der Lustverlust des kleinstädtischen Abenteurers führte zu Komplikationen. Den spitzen Gegenstand, den er der Geschäfts­partnerin in die unbekleideten Rippen bohr­te, mußte Gisela für ein Messer halten. Zwar war es nur ein Kugelschreiber — aber zitternd vor Angst rückte die Bedrohte wie­der die 70 DM heraus, mit denen sich Gün­ther sogleich auf die Socken machte. Er konnte ja nicht ahnen, daß sich die werden­de Mutter danach energisch in ein Funktaxi schwang und drahtlos die Fahndung nach dem Räuber organisierte. Er kam nicht weit.

Vor Gericht tat Zeugin Gisela ihr Be­dauern über die „Betriebspanne“ mit dem schreienden Kind kund. „I hab net anders kenna, mei Muatta war grad g’storbn. Da hab i den Kloan zu mir nehma miassn“. Ge­gen die Überraschungen, die ihr unbekleide­ter Anblick bieten würde, habe sie sich je­doch gegenüber dem Kunden rechtzeitig ver­sichert. „Z’ruck zoiht wird nix, hab i dem Herrn zuvor ausdrickli g’sagt“.

Vergebens bat Günther das Schöffenge­richt um juristischen Rat, ob er die Dame seiner vorschnellen Wahl nicht wegen Be­trugs belangen könne. „Zur Verhandlung steht ein Tatbestand der räuberischen Er­pressung“, erklärte der Vorsitzende eiskalt, „und der ist erfüllt“. Dem Angeklagten wur­den aber weitgehend mildernde Umstände zugebilligt, so daß das Urteil nur auf sechs Monate Gefängnis mit Bewährung lautete.

sonden haben früher in abgewandelter Form den Luftdruck bei Modellversuchen im Windkanal gemessen und die Methode zur Sterilisierung unbemannter planetarischev Raumsonden erzielt heute eine Rekord- Keimfreiheit in Operationssälen.

Die Industrie in den USA arbeitet mit einer neuen Generation von Ventilen, Pum­pen, Schaltern, Filtern, neuen Legierungen und keramikgebundenen Schmiermitteln, die alle zum „Abfall“ aus dem Weltraum gehö­ren. Es hört sich zwar nicht sensationell an, daß heute ein elektromagnetischer Hammer Schweißnähte glättet, ohne das Metall zu ermüden, weil diese Technik beim Bau der Saturnraketen zwingend notwendig war. Aber die Unfallstatistik von Flugzeugen, Autos und Unterseebooten wird in einigen Jahren eine deutliche Negativkurve der bis­her rätselhaften Unfälle zeigen, bei denen Teile wegen Überbeanspruchung mürbe wurden und zerbrachen. H. J. Hoefer

eingesetzt werden. Dadurch wird im schuli­schen Bereich erstmals die Möglichkeit ge­schaffen, parallel acht Millionen Daten — in diesem Fall Ergebnisse und Antworten — elektronisch auszuwerten und zu beurteilen. Das Startzeichen zu dem Großversuch, der nach der Mitteilung Brands „die technische Revolution im Klassenzimmer mit einleiten könnte“ soll am 30. Januar in Aachen gege­ben werden.

Interesse an Spielbanken

Hannover (dpa). Fünf niedersächsische Bade- und Kurorte und zwölf Unternehmer haben beim Innenministerium in Hannover ihr Interesse für den Betrieb einer Spiel­bank angemeldet. Innenminister Richard Lehners (SPD) gab auf einer Pressekonfe­renz in Hannover bekannt, daß sich die Nordseebäder Borkum und Norderney sowie die Orte Bad Pyrmont, Bad Harzburg und Bad Eilsen um die „Zuteilung“ einer Spiel­bank beworben hätten. Dem niedersächsi­schen Landtag liegt gegenwärtig ein Initiativ­entwurf der SPD- und CDU-Landtagsfrak- tionen zur Errichtung von Spielbanken vor. Sie sollen nach Angaben des Innenministers in Form einer Kommanditgesellschaft be­trieben werden, der auch das Land angehö­ren soll.

Hilfe für Zugvögel

London (AP). Einige der in See gehenden Einheiten der britischen Kriegsmarine neh­men seit neuestem außer Treibstoff, Muni­tion und Verpflegung noch eine für Kriegs­schiffe höchst ungewöhnliche Ladung , an Bord: Lebende Maden und Larven. Diese „Bordverpflegung“ ist für die Versorgung von Zugvögeln gedacht, die nach langem Flug ermattet auf offener See häufig Schiffe anfliegen, um sich auszuruhen. Eine Mit­arbeiterin des internationalen Rates zur Er­haltung der Vogelwelt begrüßte diese Nach­richt mit den Worten: „Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Leben von zahllosen Zug­vögeln gerettet wird, wenn die Schiffe auf den Hauptflugrouten der Zugvögel solches Futter mitführen.“

Über acht Millionen Übernachtungen hat­te das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) 1968 zu verzeichnen. 1967 waren rund 7,6 Millionen Übernachtungen registriert wor­den. Wie der Hauptgeschäftsführer des DJH, Franz Hausen in Detmold mitteilte, hat das Deutsche Jugendherbergswerk zur Zeit 650 Jugendherbergen.

Antwerpen wirbt für seinen Hafen

Sonderveranstaltung in Stuttgart / Wichtig für die deutsche Wirtschaft

Die nackten Tatsachen machten ihn rabiat

Computer soll Lehrer entlasten

In Aachen läuft ein Großversuch an / Zeitersparnis bei Routinearbeiten erhofft

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