Freitag, 24. Januar 1969
Zum Zeitgeschehen
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Über das amerikanische Manöver „Reforger I“, das mit einer großen Luftbrückenaktion von den USA nach Bayern verbunden wurde, berichtet nachstehend unser Redakteur Hans Willauer, der als Beobachter in den USA weilte, um den Transport von nahezu 12 000 Mann mit den großen „Starliftern“ zu erleben. Die ganze Aktion verteilte sich über einen längeren Zeitraum, der Schwerpunkt des Unternehmens lag bei der Überführung von 5000 Mann innerhalb von zwei Tagen. Unsere Bilder: links eine Einheit der 24. US- Infanteriedivision in Forbes beim Einsteigen in eine der riesigen Transportmaschinen, rechts eine der Maschinen bei der Landung. Das untere Bild zeigt einen Blick auf den „Panzerpark“, der teilweise in den USA und teilweise in der Pfalz bereitsteht. Die in der Pfalz gelagerten schweren Waffen und Fahrzeuge wurden zu Beginn der Manöver in Eisenbahntransporten zum Truppenübungsplatz Grafenwöhr gebracht. (Fotos: NWZ)
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Von Kansas nach Grafenwöhr
Im Starlifter übers große Wasser
Die US-Luftbrücke nach Deutschland ist die größte derartige Operation seit sechs Jahren
Von unserem Redaktionsmitglied Hans Willauer
Der Himmel über Kansas war wäßrig-blau und kalt. Über das weite Feld des Flughafens Forbes bei Topeka blies der Wind aus den weiten Ebenen des amerikanischen Mittelwestens. Die aus den überheizten Omnibussen ausgestiegenen Soldaten froren. Wie in jeder Armee üblich, mußten auch diese Soldaten der 24. US-Infanterie-Division warten, bis sie schließlich einer hinter dem anderen zu den auf dem Rollfeld wartenden Maschinen gehen durften. Um 15.30 Uhr war es dann soweit: Feldmarschmäßig ausgerüstet bestiegen die Soldaten die „Starlifter“-Transporter und die umstrittene Übung „Reforger I“ hatte ihren ersten Höhepunkt erreicht. 64 „Starlifter“ sollten in der entscheidenden Phase dieses Manövers 5000 Soldaten über den Ozean nach Bayern bringen.
Wenn bis zu dieser Stunde nur der Wind über das Rollfeld gepfiffen hatte, so war von jetzt an das Pfeifen der Düsen der alles andere übertönende Lärm. Alle 30 Minuten hob sich einer der Riesenvögel nach erstaunlich kurzem Start von der Piste ab und nahm Kurs nach Osten. Seit dem Manöver „Big Lift“ vor sechs Jahren, als innerhalb von 63 Stunden eine ganze Division mitsamt ihrem Gerät nach Deutschland geflogen worden war, ist die „Reforger“-Luftbrücke die größte derartige Operation der Amerikaner.
Die USA wollen mit diesem Luftsprung über den Atlantik, aus Kansas, dem Herzen Amerikas, zum Truppenübungsplatz Grafenwöhr an der tschechoslowakischen Grenze, zeigen, wie ernst es ihnen mit ihren Verpflichtungen gegenüber den NATO-Partnern ist und wie es um die Möglichkeit bestellt ist, diesen Verpflichtungen nachzukommen. Insgesamt 12 000 Soldaten von der in Fort Riley stationierten 24. Division werden von der kommenden Woche an in Grafenwöhr
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Beim Schlafittchen nehmen
Durch kräftiges Zupacken festhalten. Eine unmißverständliche Ermahnung, Rüge aussprechen. Einen Tadel austeilen.
Das Ursprungswort seit dem 18. Jahrhundert ist der „Schlagfittich“, womit die Schwungfedern des Gänseflügels gemeint waren. Sobald man die Flügel stutzt, können die Tiere nicht mehr fliegen. Im Volksmund wurde aus dem Wort die vereinfachende Form „Schlafittchen“. Wohl wegen der schwingenden Bewegung bezeichnete man den Rockschoß des Fracks mit „Schlafittich“.
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mit den Gegebenheiten in Europa vertraut gemacht werden.
Die schweren Waffen lagen in der Pfalz Die 24. Division gehört zu den Truppen, die vor eineinhalb Jahren aus Europa abge-
In Europa werden die Möglichkeiten einer solchen Luftbrücke skeptisch beurteilt, weil befürchtet wird, daß im Ernstfall diese Truppen zu spät kommen könnten. In Europa gaben sich die für „Reforger“ verantwortlichen Offiziere selbstsicherer. Politische Entscheidungen gehörten freilich von vome- herein nicht in ihren Kompetenzbereich, sie waren nur für die militärisch-organisatorische Seite des Unternehmens zuständig. Und läßt man die politischen Überlegungen, die strategischen Bedenken weg, von der technischen Bewältigung dieser Aufgabe kann nur mit Hochachtung gesprochen werden.
Sicherheit wurde groß geschrieben
Jeder einzelne Mann mußte, ehe er den Düsengiganten bestieg, am Kompaniechef vorbei. Der Captain besah sich seine Solda-
zogen worden waren, um die amerikanischen Devisenausgaben zu vermindern. Man beließ diese Einheiten jedoch unter NATO- Befehl und versicherte, die Soldaten zu regelmäßigen Übungen in die Bundesrepublik zu schicken. Aus diesem Grund wurde das jetzt beginnende Manöver auch „Reforger“ genannt, eine Abkürzung für „Wiederaufmarsch der Streitkräfte in Deutschland“. Ihre schweren Waffen und die Fahrzeuge für diese Truppen liegen in Depots in der Pfalz, wo seit Anfang Januar Vorausabteilungen dieses Gerät einsatzbereit machten. Die Soldaten machen nur mit ihren leichten Waffen und dem Sturmgepäck den Sprung über den Ozean.
ten kritisch von unten bis oben. Wer seine Handschuhe vergessen hatte, wurde vom „Spieß“ notiert. Auch bei einem Unternehmen von solchen Ausmaßen wurden die Einzelheiten nicht vergessen, denn wie überall steckt auch bei „Reforger“ der Teufel im Detail. Sicherheit wurde ohnedies ganz groß geschrieben. Lieber wurden stundenlange Verzögerungen als ein Risiko in Kauf genommen.
So landeten einige Maschinen auf den Azoren, weil über Europa schlechtes Wetter herrschte. Unsere Maschine wurde auf dem Flughafen Dover unweit von Washington sechs Stunden aus demselben Grund zurück
gehalten, obwohl die „Starlifter“ selbst bei Nebel starten und landen können. „Wir fliegen nicht gegen die Zeit“, hatte bei der Pressekonferenz auf dem Flugstützpunkt Forbes schon tags zuvor der stellvertretende Befehlshaber des „Militärischen Lufttransportkommandos“ (MAC) erklärt, „wir testen lediglich unsere Möglichkeiten“.
Zu jeder Zeit an jeden Punkt...
Wie schnell allerdings die insgesamt 12 000 Soldaten tatsächlich nach Deutschland verlegt werden könnten, wenn der Kampf gegen die Zeit aufgenommen würde, das verriet der General nicht. Es dürfe nicht übersehen werden, meinte er, daß die USA unabhängig von der Atlantik-Luftbrücke ihre Versorgungsflüge in Südostasien und in den anderen Teilen der Welt uneingeschränkt fortsetzten. Kein „Starlifter“ sei wegen „Reforger“ aus Vietnam abgezogen worden. Die Luftwaffe sei bereit, so viele Soldaten, wie die Armee heranbringe, zu jeder Zeit an jeden Punkt der Erde zu fliegen.
Wie schnell dies geschehen könne, dafür ist nach Ansicht des Generals die Verlegung von 10 000 Soldaten im Jahre 1967 von Kentucky nach Vietnam ein Beweis gewesen. Diese Soldaten seien mitsamt ihrer ganzen Ausrüstung in 42 Tagen nach Ostasien geflogen worden. Wenn es brandeilig gewesen wäre, hätten sieben Tage ausgereicht So nehmen es die Verantwortlichen für „Reforger“ nicht allzu tragisch, wenn irgendwelche Widrigkeiten den Zeitplan durcheinanderbringen.
Deutsche Verkehrsschilder in Fort Riley
Und die Soldaten? Kaum sitzen sie im Flugzeug, wird geschlafen. Kein Wunder, ihr stellvertretender Divisionskommandeur hatte zuvor vielsagend darauf hingewiesen, die Soldaten seien vor dem Abflug wochenlang hart trainiert worden. In den. Straßen von Fort Riley, wo die Division liegt, waren Wochen vorher deutsche Verkehrsschilder aufge- • stellt worden,-um den Soldaten den Unterschied zwischen amerikanischen und europäischen Zeichen klarzumachen.
Jedem Soldaten wurde nach dem Abflug außerdem eine Broschüre ausgehändigt mit Verhaltungsmaßregeln in Germany und jeder, Gefreiter wie Offizier, mußte sich nach dem Vorbild seines Generals die Haare schneiden lassen — und zwar so kurz, daß ein Bürstenhaarschnitt im Vergleich dazu eine langlockige Mähne ist. Außer dem Rollfeld von Nürnberg oder Frankfurt und dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr werden die Soldaten übrigens nichts von Deutschland sehen. Urlaub ist keiner eingeplant. Sofort nach Schluß der Übung am 4. Februar werden Waffen und Geräte gereinigt und ab geht’s — zurück nach Kansas. „Und dabei ist um diese Zeit gerade Fasching in Germany“ seufzte ein junger Soldat, „oh boy, that is the army“.
Ein Rancher namens Johnson:
„Das Vieh ist gut beieinander"
Der langbeinige Rancher namens Lyndon B. Johnson lehnte sich bequem in seinen Sessel zurück und berichtete, daß „das Vieh gut beieinander ist.“ Drei Tage nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus in Washington wußte Johnson auch zu vermelden, daß einige kalte Nächte dem Hafer etwas zugesetzt haben, wie er bei einem Ritt über die Felder festgestellt habe.
Im übrigen aber ließ Johnson bei dieser improvisierten Pressekonferenz im Schatten eines großen Eichenbaums auf dem Rasen vor steinern Farmhaus die Journalisten wissen, daß es doch etwas ungewohnt sei, nicht mehr an den Schalthebeln der Macht zu sitzen. Aber er sei befriedigt, daß sein Verzicht auf eine neue Amtszeit Nordvietnam an den Verhandlungstisch gebracht und dazu beigetragen habe, das zerrissene Amerika wieder zu einen.
„Jeder, der wie ich 38 Jahre im öffentlichen Leben gestanden hat, weiß, wann er aufzuhören hat“, meinte Johnson. Und schließlich sei es ja auch gut zu wissen, daß man „nun nicht mehr um vier in der Früh Entscheidungen zu treffen hat“, täglich 15 bis 20 Termine einzuhalten und die Berichte der militärischen Abwehr und jene aus den „empfindlichen Hauptstädten der Welt“ zu studieren habe. S. Pett
Breiter bayerischer Buckel
Richard Stücklen, Vorsitzender der CSU- Landesgruppe, ließ sich bei einer abendlichen Veranstaltung mit der Begründung entschuldigeni er feiere an diesem Tag seine silberne Hochzeit. Meinte Hermann Höcherl, Bundesernährungsminister, scherzhaft: „Das ist ein wichtiger Grund, denn 25 Jahre Ehe gleichen 25 Jahren Wehrdienst. Aber der breite Rücken eines Bayern hält natürlich beides aus ...!“
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Dr. Wilhelm Daniels, Bonner Oberbürgermeister, erklärte, als er kürzlich im Rathaus der Bundeshauptstadt 200 bayerische Parlamentarier und Journalisten empfing: „Ich bin der einzige in meiner Familie, dem es nicht vergönnt gewesen ist, in München zu studieren. Aber ich würde mich freuen, wenn ich einmal für längere Zeit an die Isar könnte, und sei es auch nur auf dem Wege der Verbannung...!“ (bf)
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Dr. Lauritz Lauritzen, Bundeswohnungsbauminister und leidenschaftlicher Waidmann, erntete den Unwillen Kulmbacher Petri-Jünger, als er bei einem „Abfischen“ von Karpfen nicht mit „Petriheil“, sondern mit „Waidmannsheil“ grüßte ...
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EIN ZUKUNFTSROMAN VON ARTHUR C. CLARKE
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Das Ganze mußte etwas mit dem vermißten Staubkreuzer zu tun haben, der soviel Aufregung verursacht hatte. Dieser Wissenschaftler von Lagrange II konnte entweder nützliche Informationen beisteuern oder bei der Suche behilflich sein. Aber warum die Geheimhaltung? Vielleicht versuchte die Mondverwaltung irgendeinen Skandal zu vertuschen; auf den wirklichen, höchst einfachen Grund kam Spenser gar nicht. Wie gesagt, er traf den bewußten Kopf des Nagels nur beinahe.
Er vermied es, mit Rawson während des Fluges zu sprechen, und er stellte amüsiert fest, daß der junge Wissenschaftler jeden Versuch einer Unterhaltung von seiten der anderen Fahrgäste im Keim erstickte. Spenser wartete den richtigen Zeitpunkt ab. Er kam dreißig Minuten vor der Landung.
Es war kaum ein Zufall, daß er neben Rawson saß, als der Befehl zum Anschnallen kam. Mit fünfzehn anderen Passagieren saßen sie in der kleinen, fensterlosen Kabine und starrten auf den schnell daherkommenden Mond. Das Bild wurde von einem Objektiv in der Außenwand des Raumschiffes auf einen Schirm übertragen.
Die sich dramatisch entfaltende Landschaft bot einen großartigen und unvergeßlichen Anblick, aber Spenser konnte sich nur teilweise darauf konzentrieren. Er beobachtete den Mann neben sich.
„Ging nicht irgendwo da unten der Staubkreuzer mit den Touristen verloren?“ fragte er leichthin.
„Ja“, erwiderte Tom nach langem Zögern. „Ich kenne mich auf dem Mond nicht aus. Wissen Sie, wo das passiert sein soll?“ Spenser hatte schon vor langer Zeit festgestellt, daß selbst die unzugänglichsten Menschen mit Informationen herausrückten, wenn man ihnen Gelegenheit gab, ihr überlegenes Wissen zur Schau zu stellen. Dieser Trick funktionierte, wie in den meisten Fällen, auch bei Tom Rawson.
„Sie sind dort unten“, sagte er und deutete auf das Zentrum des Bildschirms. „Das ist das Gebirge der Unzugänglichkeit — eingeschlossen vom Meer des Durstes. Sehen Sie sich das an! Ist das nicht furchtbar?“
Spenser starrte in keineswegs gespieltem Schrecken auf die scharf abgesetzten Konturen der Berge, auf die sie hinabzustürzen schienen. Hoffentlich konnte man sich auf den Piloten verlassen; das Raumschiff schien unkontrolliert der Mondoberfläche zuzurasen. Dann bemerkte er jedoch, daß sie auf das flachere Gebiet auf der linken Seite des Bildes zuschwebten; das Gebirge und die merkwürdige graue Fläche glitten nach rechts davon.
„Port Roris“, sagte Tom plötzlich, auf einen kaum erkennbaren dunklen Fleck deutend. „Dort landen wir.“
„In diesem Gebirge möchte ich nicht gern niedergehen“, meinte Spenser, das Gespräch steuernd. „Man wird die armen Leute nie finden, wenn sie in dieser Wildnis stecken. Sollen sie nicht übrigens unter einem Bergrutsch begraben sein?“
Tom lachte überlegen. „Angeblich“, sagte er.
„Wieso — stimmt’s denn nicht?“
Ein wenig verspätet erinnerte sich Tom an die Anweisungen.
„Mehr kann ich Ihnen nicht sagen“, erwiderte er selbstzufrieden.
Spenser ließ das Thema fallen. Er hatte bereits genug erfahren, um eine Entscheidung zu treffen.
Clavius City eilte nicht; er mußte sich zunächst auf Port Roris konzentrieren.
Seine Überzeugung festigte sich, als er neidisch beobachtete, wie Dr. Tom Rawson innerhalb von drei Minuten durch sämtliche Kontrollstellen geschleust wurde.
*
Hätte jemand die „Selene“ belauschen können, so wäre er höchst erstaunt gewesen. In der Kabine erschallte ein Chor von einundzwanzig Stimmen in dem Lied „Zum Geburtstag viel Glück“.
Als sich der Lärm gelegt hatte, rief Com- modore Hansteen: „Ist außer Miß Williams noch jemandem eingefallen, daß er Geburtstag hat? Wir wissen natürlich, daß manche Damen von einem gewissen Alter ab nicht mehr Geburtstag feiern —“
Es meldete sich niemand mehr, aber über dem allgemeinen Gelächter erhob David McKenzie seine Stimme.
„Es gibt da etwas sehr Merkwürdiges — ich habe bei Parties immer Wetten damit gewonnen. Von dem Wissen ausgehend, daß es im Jahr dreihundertfünfundsechzig Tage gibt — wie groß müßte eine Gruppe von Menschen wohl sein, bevor die Chancen fünfzig zu fünfzig stehen, daß zwei davon am selben Tag geboren sind?“
Nach einer kurzen Pause erwiderte jemand: „Nun ja, die Hälfte von dreihundertfünfundsechzig, nehme ich an.“
„Das ist die nächstliegende Antwort — aber sie ist völlig falsch. Wenn Sie eine Gruppe von mehr als vierundzwanzig Personen haben, stehen die Chancen besser als
fünfzig zu fünfzig, daß zwei davon am selben Tag zur Welt gekommen sind.“
„Das ist doch albern! Vierundzwanzig Tage von dreihundertfünfundsechzig bringen doch niemals so hohe Chancen.“
„Tut mir leid — aber es ist so. Und wenn mehr als vierzig Personen versammelt sind, werden in neun von zehn Fällen zwei den gleichen Geburtstag haben. Unter Umständen könnte es sogar bei uns Zweiundzwanzig hier klappen. Wollen wir’s versuchen, Commodore?“
„Gut — ich werde herumgehen und jeden nach seinem Geburtstag befragen.“
„O nein“, protestierte McKenzie. „Wenn Sie’s so machen, schwindeln die Leute. Die Daten müssen aufgeschrieben werden, damit keiner den Geburtstag des anderen kennt.“ Eine fast leere Seite aus einem der Touristenprospekte wurde für diesen Zweck geopfert und in zweiundzwanzig Streifen zerrissen. Nachdem man sie eingesammelt und verglichen hatte, stellte sich zu jedermanns Erstaunen und zu McKenzies Freude heraus, daß sowohl Pat Harris als auch Robert Brian am dreiundzwanzigsten Mai geboren worden waren.
„Reiner Zufall! meinte ein Skeptiker und rief damit eine mathematische Auseinandersetzung zwischen einem halben Dutzend männlicher Passagiere hervor. Die Damen blieben uninteressiert; entweder hatten sie nichts für Mathematik übrig oder nichts für Geburtstage.
Als der Commodore entschied, die Sache habe lange genug gedauert, meldete er sich wieder zu Wort.
„Meine Damen und Herren!“, rief er. „Wir kommen zum nächsten Programmpunkt. Das aus Mrs. Schuster und Professor J. bestehende Vergnügungskomitee hat einen Einfall gehabt, den ich für recht gut halte. Sie schlagen vor, einen Gerichtshof zu errichten und jedermann der Reihe nach ins Kreuzverhör zu nehmen. Das Ziel des Gerichts soll es sein, eine Antwort auf die folgende Frage zu finden. Warum sind wir eigentlich auf
den Mond gekommen? Natürlich werden sich manche gegen ein Verhör sträuben — ich weiß ja nicht, ob nicht die Hälfte von Ihnen vor der Polizei oder den Ehefrauen auf der Flucht ist. Es steht Ihnen natürlich völlig frei, die Aussage zu verweigern, aber nehmen Sie es uns nicht übel, wenn wir dann die schwerwiegendsten Schlußfolgerungen ziehen. Nun, was halten Sie von der Idee?“
Man zeigte sich teils begeistert, teils gelangweilt, aber da keine entschlossene Opposition auftrat, machte der Commodore weiter. Beinahe automatisch wurde er zum Gerichtsvorsitzenden gewählt; zum Kronan- walt.
Man hatte die vordersten beiden Sitze umgedreht, so daß Richter und Kronanwalt, die darauf Platz nahmen, den Zuhörern gegenübersaßen. Nachdem es sich alle bequem gemacht hatten und Pat Harris als Gerichtssekretär Ruhe im Saal herstellte, hielt der Vorsitzende eine kurze Ansprache.
„Wir betreiben augenblicklich noch keine Strafverfahren“, sagte er, nur mit Mühe ein ernstes Gesicht bewahrend. „Hier handelt es sich um ein reines Untersuchungsgericht Wenn irgendein Zeuge der Meinung sein sollte, daß er von meinem ehrenwerten Kollegen eingeschüchtert wird, dann braucht er sich nur beim Gericht zu beschweren. Würde der Sekretär so gut sein, den ersten Zeugen zu rufen?“
„Äh — Euer Ehren — wer ist denn der erste Zeuge?“ sagte der Sekretär vernünftigerweise.
Es bedurfte einer zehnminutigen Diskussion zwischen dem Vorsitzenden, dem Kronanwalt und debattierfreudigen Mitgliedern der Öffentlichkeit, um diesen wichtigen Punkt zu entscheiden. Man verfertigte schließlich Stimmzettel, und als erster wurde der Name David Barrett gezogen.
Der Zeuge trat lächelnd vor und blieb vor dem Richtertisch stehen.
(Fortsetzung folgt)