Württemberg und Baden • Kultur
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DER WINTER ist für das Wild eine harte Zeit — aber die Jäger, die zugleich auch Heger sind, bringen Hilfe. Nicht bei jeder Futterstelle ist auch eine Hütte, die im Herbst mit Vorräten gefüllt wurde. Da heißt es dann, das Futter für das Wild auf dem Buckel hinauszuschleppen — und diese Wege sind oft weit und
beschwerlich. Immerhin hat die Wildfütterung auch ihre Nachteile: die Tiere werden zutraulicher als manchem Jäger lieb ist und die Hilfe durch den Menschen erschwert die natürliche Auslese durch die kalte Jahreszeit. Das Foto zeigt Damhirsche beim Forsthaus des Wildparkes in Josephslust bei Sigmaringen.
Feueralarm? Ein kleiner Hebeldruck genügt
Notruf auch ohne Kleingeld / Drei Jahre Probebetrieb in Mannheim und Berlin verlief zufriedenstellend
Mannheim (Eig. Bericht). Nach dreijährigem Probebetrieb in Mannheim und Berlin hat der Bundespostminister eine Notrufanlage zur allgemeinen Anwendung freigegeben, die es ermöglicht, von einer Fernsprechzelle aus die Feuerwehr anzurufen, ohne Geld einwerfen zu müssen. Diese Anlagen wurden in Zusammenarbeit zwischen dem Femmeldetechnischen Zentralamt der Bundespost, den Branddirektionen Mannheim und Berlin und zwei Firmen in Nürnberg und Berlin entwickelt.
Die 25 öffentlichen Fernsprechzellen, die in Mannheim für die Erprobung ausgewählt wurden, sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Drei davon stehen in der Innenstadt, die übrigen befinden sich in den Vororten. Sie sind durch breite, rote Streifen von außen gekennzeichnet. Im Innern der Zelle ist neben dem Fernsprechapparat ein rotes Kästchen angebracht, an dem sich ein Hebel befindet. Im Notfall wird der Telefonhörer abgenommen und der Hebel des Notruf melders herunter gezogen. Dadurch wird die Notrufnummer der Feuerwehr (112)
automatisch gewählt und die Sprechverbindung hergestellt.
Ist der Hilfesuchende aus irgendeinem Grunde nicht in der Lage, eine Meldung durchzusprechen, dann weiß die Feuerwehr trotzdem, woher der Notruf kam. In der Zentrale leuchtet die Nummer der betreffenden Zelle auf und ein Alarmzeichen ertönt. Eine besetzte Telefonzelle ist für einen Not- Anrufer kein Problem. Er muß demjenigen, der gerade an der Strippe hängt, keine großen Erklärungen abgeben, sondern braucht nur den Hebel umzulegen. Dann wird das laufende Gespräch selbsttätig getrennt und
Großes Narrentreffen am Oberrhein
Mehr Masken und Hästräger als Ettenheim im Kreis Lahr Einwohner hat
Lahr (dpa). Mit mehr als 5500 Masken und Hästrägern sowie über 1000 Musikern wird der Narrentag des Verbandes oberrheinischer Narrenzünfte am Sonntag in Ettenheim eine Rekordbeteiligung aufweisen.
Die 4600 Einwohner zählende Stadt Ettenheim hat zu diesem großen närrischen Ereignis, zu dem 56 Zünfte aus dem Wiesental, südlicher Schwarzwald und Breisgau ihre Teilnahme zugesagt haben, eine neue Mehrzweckhalle errichtet. Der 3,8 Kilometer lange Umzugsweg wird durch die närrisch dekorierten Straßen und Gassen der alten Barockstadt führen. Zum großen Narrenumzug werden auch Gäste aus der Schweiz und dem Elsaß erwartet. In einer feierlichen Zeremonie wird die Neuaufnahme der Narrenzünfte Bleibach und Fahmau/Wiesental, in den Verband oberrheinischer Narrenzünfte vollzogen.
Badener Heimatbund drängt
Karlsruhe (dpa). Eine Initiative in der Baden-Frage erwartet der Heimatbund Badenerland vom Vorstand der CDU/CSU- Bundestagsfraktion. Im Anschluß an eine Sitzung sandte der Landesvorstand des Heimatbundes ein Telegramm an den parla
mentarischen Geschäftsführer der Fraktion, Will Rasner, in dem der CDU/CSU-Frak- tionsvorstand aufgefordert wird, die Gesetzentwürfe zur Regelung der Neugliederungsfrage auf die Tagesordnung des Rechtsausschusses zu setzen. Nach Ansicht des Heimatbundes sollte der 5. Bundestag noch vor Ablauf der Legislaturperiode die Herbeiführung eines Volksentscheides über die Landeszugehörigkeit von Baden sicherstellen.
Blumen im Altenheim
Insel Mainau (dpa). Einen Bundeswettbewerb „Grün und Blumen im Altenheim“ hat das Präsidium der Deutschen Gartenbaugesellschaft (DGG) für dieses Jahr ausgeschrieben. Wie das Sekretariat des DGG- Präsidenten und Besitzers der Insel Mainau, Lennart Graf Bemadotte, mitteilte, wollen die in den Altenheimen lebenden Menschen im Alter nicht das Gefühl haben, abseits zu stehen. Rund 2000 Altenheime in der Bundesrepublik seien für die Teilnahme an diesem Wettstreit angeschrieben worden. Eine Prüfungskommission der DGG wird die Heime aufsuchen und den Grün- und Blumenschmuck innerhalb und außerhalb der Häuser begutachten.
DGB hilft bei der Berufseingliederung
Fortbildungswerk kündigte Bürofachlehrgang an / In zwanzig Städten vertreten
Stuttgart (dpa). Das Berufsfortbildungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Baden-Württemberg will der Wiedereingliederung von früher berufstätigen Frauen in kaufmännischen Berufen helfen. Das Fortbildungswerk hat deshalb in seinem jetzt veröffentlichten Winterlehrplan 1968/69 für den 3. Februar den Beginn eines halbjährigen Bürofachlehrgangs angekündigt. In ihm sollen den Frauen alle Büropraktiken vermittelt werden. Der DGB weist dabei darauf hin, daß die Frauen dazu in den meisten Fällen lediglich ihre Zeit einsetzen müßten. Die Arbeitsämter erleichtern die Teilnahme weitgehend durch finanzielle Hilfe.
In einer heute beginnenden Vortragsreihe unter dem Titel „Politik und Zeitgeschehen — kritisch betrachtet“ will das Berufsfortbildungswerk die Jugend ansprechen, um die derzeitige Unruhe fruchtbar zu machen und die Gesellschaft demokratisch fortzuentwickeln. Erneut hat das Berufsfortbildungswerk die Schwesternschule, das Aufbauseminar „Der praktische Betriebswirt“, die kaufmännische Berufsaufbauschule und die Abendrealschule in seinem Programm. Das Werk arbeitet zur Zeit nach eigenen
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MARKTBERICHTE
Stuttgart, 20. Januar: Auftrieb 3904 Schweine. Preise: A 240—264, Bl 240—270, B2 240—274, C und D 250—274, E 230—270, Gl 200—228, G2 172—192, I 180—200. Durchschittspreis Klasse C: 267,8. Übernotiz: 177 Stück. Spitzenpreis: 284 (3 Stück). Marktverlauf: Langsam, geräumt.
Angaben in 20 Städten Baden-Württembergs. Es hat zudem Lehrgänge an verschiedenen Bundeswehrstandorten im Auftrag des Berufsförderungswerkes der Bundeswehr übernommen.
Schwäbisches Amtsgericht:
die Verbindung mit der Feuerwehr hergestellt. Die Feuerwehr nimmt nicht nur Meldungen über Brände entgegen, sondern auch jeden anderen Notruf, etwa bei Verkehrsunfällen oder wenn rasch ein Arzt oder eine Hebamme gebraucht werden. Der Hilferuf wird sofort über eine direkte Leitung an die Polizei weitergegeben.
Die Vorteile dieser in Mannheim erprobten Einrichtung liegen auf der Hand: Im Notfall kann die Feuerwehr verständigt werden, auch wenn kein Kleingeld zum Einwurf zur Hand ist. Es gibt in der Aufregung keine falsche Nummernwahl, kein Suchen der Notrufnummer. Der genaue Standort des Anrufers wird sofort festgestellt, auch wenn dieser in Panikstimmung unklare Angaben macht „Feuermelder“ alter Art, bei denen man vor Betätigung eine Scheibe einschla- gen mußte, gibt es übrigens in Mannheim schon seit 30 Jahren nicht mehr.
Daß von der neuen Möglichkeit des Notrufers nur verhältnismäßig wenig Gebrauch gemacht wurde, führt Mannheims Branddirektor Dr. Magnus unter anderem darauf zurück, daß die Telefonzellen von außten nicht auffällig genug gekennzeichnet sind und daß die Bevölkerung kaum etwas von dieser Einrichtung weiß. Die meisten Notrufe kamen aus schwach besiedelten Gegenden, wo wenige private Fernsprechanschlüsse bestehen. Der Bedarf wird jedoch von der Branddirektion bejaht: Wo eine Telefonzelle notwendig ist, da ist auch die Notrufanlage am Platze. Die Alarmierung der Feuerwehr bei Bränden in belebten Stadtgebieten erfolgt meist von privaten Telefonapparaten aus. Durchschnittlich wird die Feuerwehr über jeden Schadens- oder Notfall von zehn Anrufern benachrichtigt.
Telefonieren ohne Kleingeld: der kleine Kasten rechts oben (Pfeil) macht’s möglich.
(Foto: Pflaum)
Der Wächter — ein stiller Bewunderer
Im Warenlager eines Lebensmittelkonzerns in der Nähe von Ulm drangen Diebe ein. Sie öffneten im Schutze der Nacht das Tor zur Hofeinfahrt, fuhren mit einem Lastwagen in den Hof und entdeckten dort zunächst 30 im Freien stehende Bierkästen, die sie aufluden. Der im Nachtwächterhäuschen sitzende Nachtwächter bestaunte die Behendigkeit, mit welcher die drei Unbekannten das Bier auf ihr Auto verluden.
Auch die Geschwindigkeit, mit welcher die drei Unbekannten nach dem Verladen des Biers das Schloß zum Lagerraum aufbrachen, in dem Konserven gestapelt waren, fand in dem Nachtwächter einen stillen Bewunderer.
Nacheinander verluden die Unbekannten zehn Dosen mit Ananas in Scheiben, 130 Dosen Heringsfilet in Soße, 120 Kartons Dosenöl, und — last not least — 1800 Flaschen Sekt. Der Nachtwächter, der dies alles völlig tatenlos registrierte, sah auch völlig tatenlos zu als die unbekannten Täter davonfuhren.
Am nächsten Morgen meldete der Nachtwächter den Vorfall seinem Vorgesetzten, der ihm ohne viel Federlesens fristlos kündigte, da er die Versicherung des Nachtwächters, er hätte aus Furcht vor Rache
nicht die Einbrecher verjagt, nicht gelten lassen wollte.
Auch der Staatsanwalt schenkte dieser Versicherung keinen Glauben, sondern beklagte bei der Verhandlung gegen den „stummen Zeugen“, daß es nicht gelungen sei, nachzuweisen, daß er vielleicht gar mit den Einbrechern zusammengearbeitet hat. „Mann!“ rief der Richter, „Sie hatten doch ein Telefon in Ihrem Raum! Die Einbrecher hatten doch von Ihrer Anwesenheit offensichtlich keine Ahnung, da hätten Sie doch die Polizei verständigen können.“
Der Nachtwächter, ein 68 Jahre alter Rentner, vertrat dagegen die Ansicht, daß er nur dazu da sei, als Nachtwächter die Kontrolluhren regelmäßig zu bedienen, daß man ihm aber nicht zumuten könne, unter Einsatz seiner „Gesundheit und seines Lebens polizeiliche Verrichtungen zu verüben“. Dem Antrag der Staatsanwaltschaft folgend, verurteilte das Amtsgericht den Rentner zu 130 Mark Geldstrafe wegen „Begünstigung“.
„Aber die Lompa, dia des Zeigs gschtohle hend, die hend sie net verwischt“, schimpfte der Rentner nach Verkünden des Urteilsspruchs.
Er zeichnete für Kaiser Maximilian
Meister Altdorfers Kunst / Zu einer Ausstellung in Bremen
Anfang des 16. Jahrhunderts entwickelten einige Maler in Regensburg und Passa'u, Krems und Wien und anderwärts die Kunst der Donauschule. Sie malten erstmals in Deutschland häufig die Landschaft und Menschenart der Heimat und zeigten sich heimatverbunden selbst in manchen Bildern zur religiösen Lehre. Sie erzählten phantasievoll und natürlich, unkompliziert realistisch und romantizistisch und spürbar von der italienischen Renaissance beeindruckt. Ein guter Sinn für den Raum und bewegende Stimmungen, für außergewöhnliche Himmels- und Lichtwirkungen herrscht vor. Oft sind die Menschen in einer „allseits schwingenden Liniendynamik.“ Die Gotik ist noch nicht ganz überwunden, und das Renaissancehafte scheint andererseits schon von barocken Zügen begleitet.
Hauptvertreter der Donauschule ist der Regensburger Albrecht Altdorfer (um 1480 bis 1538). Einige seiner Gemälde — beispielsweise „Die Alexanderschlacht“, 1529, mit dem Gewoge der Lanzenreiter, dem seltsamen Lichtfluten unter phantastisch gesehenem Himmel — sind weltberühmt geworden. Inwieweit er auch druckgraphisch Bedeutendes leistete, führt eine reiche Sonderausstellung der Bremer Kunsthalle (Januar) vor Augen.
Von den 125 Holzschnitten ab 1500, 78 Kupferstichen seit 1506, 37 Radierungen ab 1516, durchweg monogrammierten Arbeiten, die das unentbehrliche Oeuvre-Verzeichnis Franz Winzingers im Piper Verlag nennt, bewahrt das Bremer Kupferstichkabinett 106. Besonders ‘rar sind einige Stiche und Radierungen; die herrlichen Landschaftsradierungen („mit der dunklen Felswand“, „mit der Doppelfichte“ usw.) sind lediglich drei- bis elfmal erhalten. Die Holzschnitte, besonders die Andachts- bzw. Wallfahrtsbilder, wurden nicht selten weit über tausendmal gedruckt; heute nachweisbar sind oft nur weniger als 50 Exemplare, und ein noch viel kleinerer Teil sind erstrangige Drucke — wie sie die Kun'sthalle besitzt.
Altdorfer ist vor allem Miniaturist. So haben auch die Graphiken ein kleines Format. Viele Holzschnitte messen 7,3 x 4,8 cm, und unter den Kupferstichen befinden sich die kleinsten Stiche überhaupt, nämlich ein Put- to und ein Herkulesknabe, die Schlangen erwürgend, in je 25 x 25 mm Größe. Im Gegensatz zu den anderen Kleinmeistem des 16. Jahrhunderts aber schildert Altdorfer selbst in solchen Abmessungen spürbar innig beseelt, herzlich naturverbunden, stark physiognomisch interessiert und nicht selten eindringlich visionär.
Sein Einfallsreichtum scheint unerschöpflich. Dank ihm gelingt es Altdorfer, sogar die Holzschnitte der Bannerträger und Musikanten des von mehreren Künstlern, unter anderem Dürer, für Kaiser Maximilian gezeichneten Riesen-„Triumphzug“- Holzschnitts fesselnd zu verlebendigen. Diese erstaunlich drängende Phantasie könnte andererseits bei den formätkleinen Arbeiten zu einer übermäßig wuchernden Fülle führen; sie gelangen hingegen durch das weise Ausscheiden alles Belanglosen zu einer kräftigen Bildwirkung; die 40 winzig kleinen Holzschnitte „Sündenfall und Erlösung des Menschengeschlechts“, seiner einzigen Folge, um 1513 , sind hierfür das beste Beispiel.
Religiöses, griechische und römische Stoffe, die im allgemeinen willkommene Gele
genheit zu einer lebendigen Aktdarstellung boten, (Venus, Fortuna, Flora, Parisurteil usw.), die Zeichnungen von Ornamenten und Prunkgefäßen als Muster zum Beispiel für Goldschmiede, die Gestalten und Szenen aus dem Volksleben vom Landsknecht bis zum Geigenspieler und Liebespaar im Walde waren hauptsächliche Aufgaben des graphischen Schaffens. Besonders wichtig aber ist, er ist der erste deutsche Künstler, der reine Landschaftsgraphik gewagt hat, in der es im übrigen schon romantisch-dramatische Steigerungen gibt. Und gleichfalls erlangt der Innenraum eine neue Bedeutung. Vordem gibt es selten Graphiken, deren Bauten so wenig Kulisse sind (man merkt, Altdorfer
Albrecht Altdorfer: Der Drachenkampf des heiligen Georg, Holzschnitt 1511.
(Foto: .H H. Wagner)
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ist auch Baumeister gewesen), in deren Räumen so viel zauberische Stimmung herrscht.
Altdorfers Graphik vermittelt ganz früh — auch durch direkte Übernahmen von Brunnen, Bauteilen, Gefäßen — Elemente der neuen Renaissancekunst, und dies um so wirksamer, als er sie mit solchen der noch nicht überwundenen Gotik in eine Bildeinheit fügt. Er ist einer der ersten, die sich auch des Farbholzschnitts bedienen; die Zahl von vier bis sechs Farbstöcken für die „Schöne Maria“, 1519, ist seinerzeit völlig ungewöhnlich. Und bei einigen schwarz-weißen Holzschnitten (Der hl. Hieronymus in der Höhle) erzielte er durch sehr dichte und verwobene Strichlagen eine geradezu kupferstichartige Wirkung.
Die Werke Altdorfers sind Bekenntnisse zu neuem Schauen und Darbieten; aber dies Neue brachte doch nie das zeitgenössische Empfinden gegen sich auf. Vielfach ist Altdorfer volkstümlich im besten Sinn. So konnte er ein hohes bürgerliches Ansehen gewinnen. Er wurde schon 1519 Mitglied des Regensburger Rats (und kein unbequemes; so widersetzte er sich nicht, als man die Vertreibung der Juden beschloß). 1538 starb er als wohlhabender Mann.
Herbert H. Wagner
Kleine Kulfurnachrichten
Längst vergessene Malereien des Dichters E. T. A. Hoffmann wurden jetzt unter einer Putzschicht in einem alten Gartenhaus in Bamberg entdeckt. Ein in der DDR lebender Kenner der Werke Hoffmanns, der von dem geplanten Abbruch des Gartenhauses erfuhr, hatte die Schutzgemeinschaft Alt-Bamberg in einem Brief auf eine Tagebuchnotiz Hoffmanns aufmerksam gemacht. Aus ihr ging hervor, daß Hoffmann 1812 in dem Gartenhaus Konterfeis Bamberger Bürger auf die Wände gemalt hatte.
Der Historiker Golo Mann liest am 26. Januar um 18.40 Uhr im zweiten Hörfunkprogramm des Südwestfunks aus seinem zur Zeit entstehenden Buch „Wallenstein mit 40“. Die Sendung wurde nach Mitteilung des SWF kurzfristig in das Programm der Reihe „Die Lesung“ aufgenommen. Der ursprünglich vorgesehene Beitrag „Theodor-Fontane-Briefe“ wird verschoben.
Zu einem literarischen Wettbewerb „Junge Autoren lesen in Bocholt“ lädt die nordrhein-westfälische Stadt für den 28. Februar und 1. März alle Autoren ein, die nur wenig oder noch gar nicht mit ihren literarischen Arbeiten an die Öffentlichkeit getreten sind. Prosa- und Lyriktexte können bis 5. Februar an die Stadt Bocholt, Postfach 377, eingesandt werden.
Der Publizist Kurt Ziesel darf den Berliner Schriftsteller Günter Grass weiterhin als „Verfasser übelster pornografischer Ferkeleien“ und „Verunglimpfer der katholischen Kirche“ bezeichnen. In einem Urteil hat der zwölfte Zivilsenat am Oberlandesgericht München dem Publizisten lediglich verboten, Grass „außerhalb literaturkritischer Zusammenhänge als Pornografen zu bezeichnen“. Gegen dieses Urteil ist die Revision nicht zugelassen. Grass muß 75 Prozent der Prozeßkosten bezahlen, Ziesel 25 Prozent.
Die neue Robert-Stolz-Operet- t e „Hochzeit am Bodensee“ wird bei den Bregenzer Festspielen 1969 als Spiel auf dem See aufgeführt. Die Hauptrollen singen Lotte Rysanek und Frans van Daalen von der Staats- und Volksoper Wien. Die Operette soll zwischen dem 23. Juli und dem 20. August insgesamt zwölfmal gegeben werden. Bei den Aufführungen wirkt auch das Ballett des Prager Nationaltheaters mit.
Der sowjetische Meistergeiger Valerij Kimow unternimmt bis zum 4. Februar eine Konzert-Tournee durch 14 Städte der Bundesrepublik. Vorgesehen sind Soloabende und die solistische Mitwirkung bei Orchesterkonzerten. David Oistrach wird in der Zeit vom 19. Februar bis 9. März in den Städten Bremen, Düsseldorf, Frankfurt,
München, Stuttgart, Wuppertal, Hamburg, Hannover und Kassel Solo-Abende geben.
Ein zweiteiliger Breitwandfilm über das Leben von Franz Liszt wird nach einer Meldung der ungarischen Nachrichtenagentur als ungarisch-sowjetische Co-Produktion gedreht Für den Darsteller des Franz Liszt wird der sowjetische Pianist Swiatoslaw Richter den Klavierpart spielen.
Gastspielreisen in die Sowjetunion und nach Israel plant gegenwärtig das Theaterensemble „Die Brücke“. Das Ensemble war erst vor kurzem von einer fast fünfmonatigen Tournee im Aufträge des Goethe-Instituts durch drei Erdteile zurüdegekehrt.
Neutronen „eingefangen"
Wissenschaftlern des Vereinigten Kernforschungs-Instituts der Ostblockstaaten in Dub- na bei Moskau ist es gelungen, Neutronen (die zur Kernspaltung in herkömmlichen Reaktoren dienenden Elementarteilchen) in ihrem Flug anzuhalten und gewissermaßen einzufangen. Diesen Erfolg teilte der sowjetische Nobelpreisträger Prof. Ilja Frank auf einer Sitzung des wissenschaftlichen Rates des Instituts mit Nach den Angaben Prof. Franks sind die Eigenschaften dieser extrem langsamen Neutronen noch fast unerforscht Im Prinzip ließen sie sich fokussieren (bündeln). Deshalb sei eine Neutronen-Optik möglich — ähnlich der Elektronen-Optik, die der Menschheit schon viele neue Entdeckungen beschert habe. (dpa)
Neues von Festspielen
Ernst Schröder (Berlin) wird bei den Salzburger Festspielen 1969 den „Jedermann“ in Hofmannstals gleichnamigem Mysterienspiel verkörpern. Als neuer Regisseur wurde Leopold Lindtberg gewonnen, als „Buhlschaft“ stellt sich Christiane Hörbiger, als Mammon Heinrich Schwaiger und als Teufel Heinz Reineke vor.
Jean-Louis Barrault ist mit seiner pantomimischen Revue „Rabelais“ zu den Berliner Festwochen eingeladen worden, die in diesem Jahr vom 21. September bis 9. Oktober stattfinden.
Die Wiesbadener Maifestspiele (1. Mai bis 10. Juni) haben in diesem Jahr Ensembles und Solisten aus sechs Ländern zu Gast. Mit Opern gastieren die Opera Comique Paris (Massenets „Werther“), das Nationaltheater Preßburg und das Teatro Communale Bologna (Donizettis „Lucia di Lammermoor“ und Rossinis „Moses“), mit Balletten das London Festival Ballet und die Glen-Tet- ley-Tanzgruppe aus New York, mit Schauspielen das Open-Space-Theatre London und das Schillertheater Berlin. (dpa)