KREISNACHRICHTEN

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Unabhängige Tageszeitung und Amtsblatt für die Stadt und den Kreis Calw Gegründet 1826 / Nr. 13 Freitag, 17. Januar 1969 Einzelpreis 30 Pfennig 2 H 2033 A

Kosmonauten steigen im W eltraum um

Sojus 4 und Sojus 5 zusammengekoppelt und wieder getrennt Chrunow und Jelissejew eine Stunde im All

Moskau (dpa). Der Sowjetunion sind gestern zwei Pionierleistungen in der Raumfahrt gelungen: Zum erstenmal wurden zwei bemannte Raum­schiffe während des Fluges gekoppelt, und zum erstenmal sind Kosmonau­ten im Weltraum von einem Raumschiff in ein anderes umgestiegen. An­schließend wurden beide Kapseln wieder getrennt und setzten ihren Flug fort.

Mit der Errichtung der ersten bemannten Raumstation der Menschheit und dem ge­lungenen Umeteigen im All sind die sowjeti­schen Wissenschaftler einen weiteren Schritt vorangekommen bei ihren Plänen, eine ständige Basis zur Beobachtung des erdna­hen Weltraums und für spätere Flüge zu an­deren Planeten zu schaffen.

Die am Dienstag und Mittwoch gestarteten Raumschiffe Sojus 4 und Sojus 5 waren ge­stern um 9.20 Uhr (MEZ) durch Handsteue­rung von Sojus-4-Kommandant Wladimir Schatalow aneinandergekoppelt und mecha­nisch starr miteinander verbunden worden. Vorher war ihre Entfernung voneinander automatisch auf 100 Meter verringert wor­den. Sojus 5 mit den Kosmonauten Boris Wolynow, Alexej Jelissejew und Jewgeni Chrunow an Bord vollendete zum Zeitpunkt der Koppelung den 18., das Schwesterschiff bereits den 34. Erdumlauf. Die Stromnetze beider Kapseln wurden aneinandergeschlos­sen und Telefonverbindung zwischen den verschiedenen Abteilungen aufgenommen. Die so errichtetekosmische Station hatte jetzt vierRäume für die Kosmonauten, in denen alle Experimente und Forschungsar­beiten nach Meldung der Moskauer Nach­richtenagentur TASS unterkomfortablen Bedingungen ausgeführt werden könnten.

Neuartige Raumanzüge

Bei dem 35. Erdumlauf (berechnet nach Sojus 4) zogen Chrunow und Jelissejew ihre Raumanzüge an und stiegen durch die Luke desArbeitsraums in den Weltraum hin­aus. Während ihres rund einstündigen Auf­enthaltes im All führten sie laut TASS wis­senschaftliche Experimente und Beobachtun­gen aus. Anschließend schwebten sie zu So­jus 4 und stiegen in derenArbeitsraum, wo sie die Raumanzüge ablegten und ihre

neuen Arbeitsplätze neben Kommandant Schatalow einnahmen. Die Raumanzüge sind nach Angaben von TASS mit einem neuen System zur Sicherung der Lebensfunktionen ausgestattet, das nach dem Regenerations­prinzip arbeitet.

Der Aufenthalt Chrunows und Jelissejews im Weltraum schafft die Voraussetzung für den Austausch ganzer Mannschaften bei späteren ständigen Raumstationen oder für die Rettung der Mannschaften bei Unglücks­fällen. Während desSpazierganges und beim Umsteigen standen beide in ständiger Verbindung zueinander. Das Befinden aller Kosmonauten- wurde als gut bezeichnet.

Um 13.55 Uhr (MEZ) wurde die Trennung der Raumschiffe vorgenommen. Beide setz­ten anschließend ihren Flug fort. Die Bord­systeme arbeiten dem Bericht zufolge nor­mal. Die Besatzungen der beiden Raumschif­fe haben sich nach Erfüllung ihres Tages­pensums zur Ruhe gelegt. Damit war sicher, daß für gestern keine Landung einer der beiden Kapseln geplant war.

Frühere Rendezvous-Manöver

Die Geschichte der Rendezvous- und An­legemanöver im Weltraum begann vor drei Jahren mit einem ersten gelungenen Ren­dezvous der amerikanischen Raumschiffe Gemini 6 und Gemini 7, die sich in der Um­laufbahn auf eine Distanz von weniger als einem Meter näherten. Später führten die Amerikaner mit ihren Zwei-Mann-Raum- schiffen Koppelmanöver im Weltraum aus, bei denen die Kapseln mit vorher gestarte­ten Zielraketen starr verbunden wurden. Der Sowjetunion gelangen 1967 und 1968 automatische Kopplungen von je zwei Satel­liten der Kosmos-Serie. Derartige Manöver haben die USA noch nicht ausgeführt.

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DIE IM WELTRAUM KREISENDEN sowjetischen Kosmonauten erfüllten gestern ein aufsehenerregendes Programm. Unser Bild zeigt (von links) Jelissejew, Schatalow und Chrunow in einer Trainings-Raumkapsel auf der Erde. Jelissejew und Chrunow ver­ließen gestern das Raumschiff Sojus 5 und stiegen nach einem längeren Aufenthalt im Weltraum zu Schatalow in das Raumschiff Sojus 4. Die vom sowjetischen Fernsehen von diesem Manöver verbreiteten Bilder waren unscharf und ließen kaum Einzelhei­ten erkennen. (AP-Photofax)

Krause: Keine Sonderrechte für radikale Studenten

Landtag spricht der Regierung sein Vertrauen aus

Von unserer Stuttgarter Redaktion und dpa

Stuttgart. Der baden-württembergische Landtag hat gestern bei der Erörterung der Vorgänge um die Verhaftung von Studenten der Universität Heidelberg am ver­gangenen Freitag gegen die Stimmen der FDP/DVP und bei Stimmenthaltung der NPD der Landesregierung sein Vertrauen ausgesprochen. Einstimmig wurde vom Par­lament anerkannt, daß esdie Aufgabe der Polizei ist, die gleiche Behandlung aller Bürger vor dem Gesetz zu gewährleisten. Der Landtag unterstützte die Polizei in die­sem Bemühen. Die Landesregierung wurde ersucht, der Öffentlichkeit unverzüglich eine Dokumentation über die Heidelberger Vorgänge vorzulegen.

Die ganze Welt zollt Anerkennung

Hamburg. Die sowjetische Pionierleistung beim Zusammenführen zweier bemannter Raumschiffe in der Erdumlaufbahn hat in der ganzen Welt Bewunderung ausgelöst. Aner­kennend äußerten sich gestern auch ameri­kanische Raumfahrtexperten über das von ihnen erwartete Kopplungsmanöver. Die da­durch geschaffene experimentelle Weltraum­station wird auch von den USA angestrebt, jedoch frühestens zwischen 1971 und 1972 erwartet.

Moskau. Hier wie auch in der ganzen So­wjetunion sprach sich die Nachricht mit Windeseile herum. Rundfunk und Fernsehen brachten fast laufend Sondersendungen. Das Echo des Auslandes auf den sowjetischen Weltraumerfolg wurde in der Berichterstat­tung besonders herausgestellt.

London. Der Leiter der britischen Radio- Teleskopstation Jodrell Bank, Sir Bernard

NATO verstärkt Streitkräfte

Brüssel (dpa). Eine Verstärkung der Bundeswehr auf personellem, materiellem und finanziellem Gebiet hat Bundesverteidi­gungsminister Gerhard Schröder gestern in Brüssel auf der Konferenz der NATO-Ver- teidigungsminister angekündigt. Schröder betonte, diese wegen der CSSR-Krise nötig gewordenen Verstärkungen kosteten die Bundesrepublik bis Ende 1972 bis zu 2,5 Mil­liarden Mark.

Auch die Verteidigungsminister anderer Länder erklärten sich zu Verstärkungen ih­rer Streitkräfte bereit, darunter besonders die Niederlande und Italien. Die Niederlande wollen ihr Militärbudget um 225 Millionen Gulden erhöhen und Italien will 100 Mil­liarden Lire mehr ausgeben.

Insgesamt umfassen die NATO-Verteidi­gungsausgaben für 1969 rund 400 Milliarden Mark. Auf die europäischen NATO-Länder entfallen davon 80 Milliarden Mark.

Für die Bundesrepublik sei die Sicher­heitspolitik ohne eine starke NATO nicht denkbar, erklärte Schröder in seiner Rede. Im einzelnen kündigte er folgende Mehrlei­stungen für die Bundeswehr an: Die Präsenz der Kampfverbände soll von 1969 bis Ende 1971 auf 460 000 Mann angehoben werden. Darüber hinaus sei geplant, etwa 16 000 bis 20 000 Mann invariabler Präsenz aufzu­stellen. Außerdem würden 50 Prozent mehr Reservisten zu Übungen herangezogen.

Lovell, und die britische interplanetarische Gesellschaft in London werteten das Kopp­lungsmanöver als eine hervorragende Lei­stung der sowjetischen Raumwissenschaft. Lovell sagte, eine solchePlattform könne auch den Sowjets als Sprungbrett zum Mond und zu den Planeten dienen.

Paris. In großer Aufmachung würdigten Tageszeitungen in Paris das Kopplungsma­növer, das allgemeines Gesprächsthema der Bevölkerung war. Rundfunk- und Fernseh­sendungen wurden in Frankreich mit Span­nung verfolgt, sogar mehr als die Ankündi­gung über den bevorstehenden Beginn der erweiterten Vietnam-Konferenz.

Rom. Die italienischen Nachmittagszeitun­gen berichteten ebenfalls mit großen Schlag­zeilen überSojus 4 undSojus 5. Der linksstehendePaese Sera kommentierte: Seit heute ist der Mensch im Weltraum nicht mehr allein. Jetzt können die Piloten der Raumschiffe von ihren Kollegen erreicht werden, sei es im Fall einer Krankheit oder im Fall eines Unfalls. Sie können im Raum weiter versorgt werden und von einem Raumschiff auf das andere umsteigen.

Stockholm. Die AbendzeitungExpressen sprach von einersowjetischen Großtat. Sie zeige, daß dieRussen weiterhin hart und zielbewußt an einem bemannten Raumfahrt­programm arbeiten. Aber gleichzeitig ist doch recht klar, daß die Russen kaum mit den Amerikanern um die erste Mondlan­dung wetteifern können.

Washington (dpa). Die USA haben in der Nacht zum Donnerstag der Sowjetunion ihre Antwort auf die Vorschläge Moskaus zur Lösung des Nahost-Problems übergeben. Ein Sprecher des State Departments lehnte vor­erst Einzelheiten über den Inhalt der ameri­kanischen Antwort ab. Er betonte lediglich, daß Washington einige Klarstellungen zu den sowjetischen Vorschlägen verlangt habe. Die Antwort enthalte ferner eigene Vorstel­lungen und berücksichtige auch die Ansich­ten anderer Länder.

Die USA hatten in den letzten Tagen ständig in Konsultationen mit Vertretern der britischen, französischen und israeli­schen Regierung gestanden.

Das sowjetische Verhandlungspaket sieht einen Plan der vier Großmächte für eine

Einen eingehenden Bericht über die Hei­delberger Vorfälle gab Innenminister Krau­se (SPD), der nochmals betonte, daß er die volle Verantwortung trage. Er habe sich be­wußt sofort vor die Polizei gestellt,weil ich wußte, daß sofort Entscheidungen fallen mußten. Der SDS wolle nichts anderes, als die brachiale Gewalt zu provozieren, führte Krause aus und sagte, daß man es auch am vergangenen Freitag nicht am besonnenen Handeln habe fehlen lassen. Krause kündig­te an, daß, wenn es sein müsse, die Staats­mittel unnachsichtig eingesetzt werden.

Nach seinen Worten sollen die Studenten am Freitagmorgen trotz mehrfacher Auffor-

Paris (AP). Zwei Tage vor dem Amtsan­tritt des neuen amerikanischen Präsidenten Richard Nixon werden die Pariser Vietnam- Friedensbesprechungen morgen in erweiter­tem Rahmen fortgesetzt, nachdem die Ver­einigten Staaten und Nordvietnam gestern mit Zustimmung ihrer jeweiligen Verbünde­ten Einigung über die bisher umstrittene Form des Verhandlungstisches und die Rei­henfolge der Sprecher erzielt haben.

Die erste Sitzung unter Teilnahme der südvietnamesischen Regierungsdelegation und der Vertreter der südvietnamesischen Befreiungsfront (FNL) wurde auf morgen vormittag 10.30 Uhr (MEZ) anberaumt.

Der tote Punkt in Paris konnte am Mitt­woch und Donnerstag plötzlich und uner-

Entspannung der explosiven Situation im Nahen Osten vor. DasPaket enthält die nicht klar definierte Forderung nach einem Abzug der Israelis aus den eroberten Gebie­ten und nach einer Nichtangriffserklärung der Araber für Israel. Die Durchfahrt durch die Straße von Tiran soll für die Israelis ge­währleistet werden, während das Passieren des Suezkanals Gegenstand von Verhand­lungen bleiben soll.

Nach den bisher bekannt gewordenen In­formationen wollen die USA jedoch jede Vier-Mächte-Lösung vermeiden, die als Diktat ausgelegt werden könnte. In kon­krete Gespräche mit den Sowjets können die USA ohnehin erst nach der Amtsübernahme von Richard Nixon am 20. Januar eintreten.

derung den Weg zu den Räumen des AStA in der Universität Heidelberg nicht freigege­ben, vielmehr Widerstand geleistet und die Polizisten mitSieg Heil,SS undNa­zischweine beschimpft haben.

Bei diesen Ausführungen unterbrach ein junges Mädchen auf der Tribüne den Innen­minister mit dem Ausruf:So ein Lügen­schwein! Jetzt halten Sie mal Ihren Mund. Die Zwischenruferin wurde abgeführt. Zu weiteren Zwischenfällen kam es nicht, aller­dings hatte die Polizei Vorsorge getroffen, und beobachtete das Landtagsgebäude.

(Fortsetzung auf Seite 2)

wartet in zwei Besprechungen des stellver­tretenden amerikanischen Delegationsfüh­rers Cyrus Vance mit seinem nordvietname­sischen Kollegen Ha Van Lau durch ver­steckte Zugeständnisse beider Seiten über­wunden werden. Nach ihrer Absprache fin­den die Verhandlungen an einem großen runden Tisch ohne Markierung statt, der im Abstand von je 45 Zentimeter von zwei rechteckigen Tischen für Schreibkräfte flan­kiert wird. Im Konferenzraum werden keine Flaggen oder Namensschilder aufgestellt. Während der morgigen Verhandlung, bei der weitere Verfahrensfragen erörtert wer­den sollen, erhalten die Vereinigten Staaten und Südvietnam als erste das Wort.

Höhere Verluste in Vietnam

Saigon (AP). Die seit Jahresbeginn zu ver­zeichnende Zunahme der Kampftätigkeit in Südvietnam hat die Verlustzahleri auf bei­den Seiten wieder in die Höhe schnellen las­sen. Wie das US-Oberkommando gestern be­kanntgab, verloren die amerikanischen Streitkräfte in der vergangenen Woche 151 Tote gegenüber 101 in der Woche zuvor, die Süd Vietnamesen 183 Tote und die kommuni­stischen Verbände 2102. Ferner wurden 1251 Amerikaner als vermißt oder in Gefangen­schaft geraten verzeichnet.

Kampfhandlungen ereigneten sich am Mittwoch vor allem auf der Halbinsel Ba- tangan, wo alliierte Truppen eine Lan­dungsoperation unternommen haben, um dort festgestellte starke Vietkong-Einheiten zu vernichten, sowie in den Gebieten von Da Nang und An Khe. Zwei amerikanische Hubschrauber wurden vom Gegner abge­schossen, ferner gab es fünf Tote und fünf Verwundete, als ein Flußschiff der Amerika­ner auf dem Cua Viet südlich der entmilita­risierten Zone auf eine Mine lief.

Großmächte ringen um Nahost-Lösung

Sie wollen aber jeden Anschein einesDiktats vermeiden

In Paris an einem runden Tisch

Bei den Vietnam-Verhandlungen wurde der erste tote Punkt überwunden

Moskaus Druck auf Westberlin

Von Liselotte Müller

Die Entscheidung, die Bundesversamm­lung zur Wahl des neuen Bundespräsidenten nach Berlin einzuberufen, hat nicht nur im Westen Diskussionen ausgelöst. Sie stellt auch die östliche Seite vor schwierige, aller­dings nicht öffentlich erörterte, Fragen: Was soll geschehen, nachdem man sich darauf festgelegt hat, in einem solchen Vorgang eineProvokation zu sehen? Soll man die Provokation hinnehmen wie man den CDU-Parteitag Ende vorigen Jahres hin­nahm? Soll man sich auf verbale Proteste beschränken? Oder soll man mit Aktionen reagieren? Wenn ja mit welchen?

Moskau muß das Für und Wider in all diesen Fragen an seinen weltweiten Interes­sen messen. Einerseits muß es vermeiden, etwa in den Geruch einesPapiertigers zu kommen. Dieses Wort tauchte in bestimmten doktrinären Kreisen des Ostblocks in den letzten Monaten bereits auf. Andererseits aber dürfen die Sowjets in ihrer Reaktion auch nicht zu weit gehen. Denn sie sind nach wie vor am Dialog mit den Amerikanern, vor allem im Hinblick auf das Abrüstungs­problem, interessiert. Und sie wollen sich auch nicht die Möglichkeit verschütten, mit den drei Westmächten in Verhandlungen einzutreten.

Tatsächlich gibt es neuerdings einige An­zeichen dafür, daß Moskau sich mit Wa­shington, London und Paris an einen Tisch setzen möchte, um eine Festigung der Situa­tion in Berlin zu erreichen. Offenbar rech­nen sich die Sowjets heute angesichts der Verbesserung ihrer Beziehungen zu den Franzosen gewisse Chancen aus, in ihrem jahrelangen Streben nach einer Neutralisie­rung Westberlins weiterzukommen. Die westalliierte Seite zeigt jedoch gegenwärtig wenig Neigung, mit den Sowjets über den Berlin-Status zu reden.

Vielleicht könnte mit einem wohldosierten Druck diese Neigung verstärkt werden? Ge­spräche, die westalliierte Vertreter in der letzten Zeit mit sowjetischen Diplomaten führten, deuten auf solche östlichen Gedan­kengänge hin. Die Sowjets erklärten mehr oder minder deutlich, daß die Westalliierten mit der Duldung der Bundesversammlung in Berlin den Vier-Mächte-Status der Stadt endgültig zerstören würden, daß es dann nur noch einen Drei-Mächte-Status für Westberlin geben könne und daß das natur­gemäß Konsequenzen haben würde. Welche Konsequenzen? Die sowjetischen Überlegun­gen, zu welchen Druckmitteln man greifen könnte (oder zu welchen Druckmitteln man

Für Rückkehr Frankreichs in die NATO

London (AP). Der Verteidigungsaus­schuß der Westeuropäischen Union (WEU), in dem Parlamentarier der sechs EWG-Län- der und Großbritanniens vertreten sind, hat sich nach Angaben unterrichteter Kreise auf einer Sitzung in London für die Rückkehr Frankreichs in die militärische Integration der NATO ausgesprochen. Eine entsprechen­de Empfehlung, die nun vor die Ende Fe­bruar in Paris tagende WEU-Versammlung geht, wurde einstimmig angenommen. Das bedeutet, daß auch die acht französischen Ausschußmitglieder, darunter vier Gaulli­sten, dafür gestimmt haben.

Ostberlin greifen lassen könnte), um die Westalliierten auf irgendeine Weise an den Verhandlungstisch zu bringen, sind offenbar noch nicht abgeschlossen.

Im Grunde gibt es für die Sowjets sogar ein nachhaltiges Interesse einer Viermächte­präsenz in Berlin. Militärisch fällt die An­wesenheit der Westalliierten in Westberlin nicht ins Gewicht, aber politisch gesehen wird in Berlin theoretisch noch jene Vier- mächtekontrolle ausgeübt, die Moskau aus einer Konfliktsituation heraus einmal den Vorwand liefern könnte, daß die Sieger­mächte, um größeres Unheil zu vermeiden, auch praktisch die Kontrolle in Berlin über­nehmen müßten. Dabei denkt Moskau na­türlich nur an Westberlin und nicht an einen Abbau der DDR-Präsenz in Ostberlin, denn die Frage nach der Hauptstadt der DDR wird Moskau seinem treuesten Ver­bündeten Ulbricht nie stellen.

Gäbe es aber, so wird argumentiert, keine andere Möglichkeit als die Wiederherstel­lung des alten Besatzungsrechts, um West­berlin vor Ostberliner Übergriffen zu schüt­zen, dann würde Westberlin und nicht ganz Berlin zumbesonderen Gebiet. Und ein unter Viermächte-Verantwortung stehendes besonderes Gebiet Westberlin ließe sich mit der Zeit eher in eineFreistadt" ver­wandeln als ein Quasi-Bundesland. Das ist es, was die nächste oder übernächste Berlin- Krise so gefährlich macht, daß nämlich un­ter dem Vorwand der Entspannung und Friedenssicherung die Bundesrepublik als Teilnehmer an der Berlin-Diskussion gestri­chen wird.