KREISNACHRICHTEN
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Unabhängige Tageszeitung und Amtsblatt für die Stadt und den Kreis Calw- Gegründet 1826 / Nr. 7 Freitag, 10. Januar 1969 Einzelpreis 30 Pfennig 2 H 2033 A
Wilson soll Druck auf Rhodesien verstärken
Afrika-Staaten fordern Annullierung der von Wilson und Smith vor Gibraltar formulierten Vorschläge
London (dpa). Vielfache Kritik afrikanischer Delegierter an der britischen Rhodesien-Politik kennzeichnete gestern die Tagung der 28 Commonwealth-Delegationen im Londoner Marlborough-Haus. Präsident Julius Nyerere von Tansania forderte die Annullierung der zwischen Premierminister Harold Wilson und dem rhodesischen Regierungschef Ian Smith in Gibraltar formulierten Vorschläge für eine Lösung des Konflikts. Der mit der rhodesischen Frage besonders befaßte britische Staatsminister George Thomson hob hervor, daß seine Regierung die Möglichkeit eines Krieges um Rhodesien absolut ausschließt und daß wirtschaftliche Sanktionen vom Kabinett Wilson als einziges Druckmittel angesehen werden, um die Rebellion der weißen Minder-
SIE TRAFEN SICH auf der Londoner Commonwealth-Konferenz: Indiens Ministerpräsident, Frau Indira Gandhi (rechts) und Kanadas Premierminister Pierre Trudeau.
(AP-Photofax)
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Sowjetische ZK-Delegation verhandelte in Ostberlin
Berlin (AP). Eine Delegation des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) hat unter Leitung des Mitglieds der zentralen Revisionskommission und Abteilungsleiters im ZK, K. W. Russakow, in Ostberlin über die künftige Zusammenarbeit zwischen KPdSU und SED verhandelt. Wie die Sowjetzonen-Nachrich- tenagentur ADN heute nacht berichtete, traf die sowjetische Funktionärsgruppe außer mit Hermann Axen, dem für Fragen der internationalen Politik zuständigen Sekretär des SED-Zentralkomitees, auch mit dem sowjetischen Botschafter in Ostberlin, Pjotr Abrassimow, zusammen. Abrassimow hatte am Mittwoch mit dem aus Deutschland scheidenden amerikanischen Botschafter Henry Cabot Lodge ein zweistündiges Gespräch geführt.
US-Düsenjäger dicht bei Saigon abgeschossen
Saigon (dpa). Ein amerikanischer „F- 4-Phantom“-Düsenjagdbomber ist am Stadtrand von Saigon am hellichten Tag abgeschossen worden. Die Überschallmaschine war vom Gegner mit Gewehren so lange beschossen worden, bis sie Feuer fing und mitten in ein amerikanisches Lager stürzte, gab ein Militärsprecher gestern morgen bekannt. Zwei US-Soldaten und eine vietnamesische Zivilhelferin wurden bei dem Aufschlag der Maschine getötet. Eine andere Vietnamesin wurde verletzt. Ein amerikanischer Sprecher hatte am Mittwoch erklärt, diese Maschine sei infolge einer gebrochenen Treibstoffleitung abgestürzt. Die zweiköpfige Besatzung der abgeschossenen Maschine konnte sich mit dem Fallschirm retten.
Washington (AP). Die amerikanische Bundeshauptstadt Washington hat den ersten drei Menschen, die Weihnachten den Mond umkreisten, gestern einen begeisterten Empfang bereitet Frank Borman, James Lovell und William Anders, die sich zum erstenmal seit ihrer historischen Mission der Öffentlichkeit zeigten, wurden im Weißen Haus von Präsident Johnson empfangen, der die Astronauten in einer Ansprache als „kühnste Forscher der Geschichte“ würdigte und ihnen die Verdienstmedaille der Weltraumbehörde NASA überreichte.
„Wir sind natürlich stolz darauf, daß diese drei Männer Amerikaner sind“, sagte Johnson, „aber sie repräsentierten die gesamte Menschheit in der unendlichen Weite des Weltraums.“ Der Präsident knüpfte die Hoffnung an, daß es möglich sein werde, in gleicher Gemeinschaftsarbeit wie das Apollo-Team auch politische und soziale Probleme auf Erden zu lösen und eine engere internationale Weltraum-Zusammenarbeit zu erreichen.
Als Dank für den Empfang im Weißen Haus übergaben die drei Astronauten dem in Kürze aus dem Amt scheidenden Präsidenten die Kopien zweier UN-Weltraumab- kommen, die sie auf ihrem Flug mit Apollo 8 mitgeführt hatten, sowie ein herrliches Farbfoto vom Mond-Horizont mit der Erde im Hintergrund. An der Zeremonie nahmen auch die Familienangehörigen Bormans, Lo- vells und Anders’ teiL Vom Weißen Haus aus
heit in Rhodesien zu beenden.
In seiner vielbeachteten Rede wies Präsident Nyerere zwar auch darauf hin, daß Gewaltanwendung katastrophale Folgen haben könnte und deshalb ausgeschlossen werden müsse. Die einzige Möglichkeit, das Regime Smith zur Kapitulation zu zwingen, sei jedoch wirtschaftlicher und politischer Druck.
Minister Thomson wies die Forderung nach einer Kapitulation des Smith-Regimes für seine Regierung ebenfalls zurück. Das Ziel der Commonwealth-Mitglieder müsse sein, die politischen Rechte für die gesamte rhodesische Bevölkerung zu sichern. Großbritannien sehe sich in der Rhodesien-Frage einem einzigartigen Fall in seiner Kolonialgeschichte gegenüber. Es könne keine Macht innerhalb Rhodesiens ausüben, obwohl es noch gesetzlich für das Land verantwortlich sei. Auch die Forderung nach Übernahme der Regierungsgewalt in Rhodesien durch Großbritannien müsse seine Re-
fuhren die drei Astronauten durch ein dichtes Menschenspalier zum Capitol, wo sie sich auf einer gemeinsamen Sitzung beider Häuser des Kongresses vorstellten.
In Rom: Justiz gegen Justiz
Rom (dpa). Italiens Justiz war gestern tief gespalten. Ein Teü ihrer Diener, zumeist den höchsten Rängen angehörig, feierte im römischen Justizpalast im Beisein des Staatspräsidenten und mit allem hergebrachten Pomp den Beginn des neuen Gerichtsjahres. In einem anderen Flügel des Gebäudes begingen unzufriedene Richter, Anwälte und anderes Justizpersonal eine — wie sie es nannten — „Gegen-Eröffnung“. Die „Rebellen“ beklagten in zwei Entschließungen die „Krise der italienischen Justiz in allen Sektoren“, die „nach wie vor geltende faschistische Gesetzgebung“ mit der Folge „autoritärer Justizstrukturen“ und die „20jährige chronische Untätigkeit der an der Macht befindlichen politischen Klasse.“ Die Teilnehmer der „Gegen-Eröffnung“ gesellten sich nach ihrer Versammlung zu — meist linksstehenden — Demonstranten auf dem Platz vor dem Gebäude. Diese Demonstranten wurden von neofaschistischen Jugendlichen gestört. Zwischen den linksstehenden Demonstranten und den Neofaschisten entwickelten sich Prügeleien, die schließlich durch Ordnungskräfte beendet wurden.
gierung zurückweisen, weil die Mehrheit der Europäer in Rhodesien damit niemals einverstanden wäre.
Präsident Nyerere wies darauf hin, daß in einem Land immer die Mehrheit eine Minderheit kontrollieren müsse. Minister Thomson hielt dem entgegen, daß sich seine Regierung um eine geregelte Entwicklung zur Bildung einer Herrschaft der Mehrheit bemühe, die mit der Unabhängigkeitserklärung abgeschlossen werden sollte. Angesichts der herrschenden Zustände in Rhodesien erscheine es jedoch realistischer, eine weniger ideale Lösung anzustreben. Eine allzu harte Haltung würde nur zu einer ständigen Verschlechterung der Lage der Afrikaner in Rhodesien führen.
Thomson gab zu bedenken, daß Rhodesien mit einem Wirtschaftsausfall von etwa 300 Millionen Mark jährlich rechnen müsse, wenn alle Unterzeichner der UN-Resolution die Sanktionen so beachten würden wie die britische Regierung.
Die Kritik der afrikanischen Delegationen an der britischen Rhodesien-Politik und ihre Forderung nach Annullierung der Gibraltar-Vereinbarungen resultiert aus der Befürchtung, die britische Regierung weiche von der Zusage Wilsons ab, Rhodesien die Unabhängigkeit erst nach der Verwirklichung einer Herrschaft durch die afrikanische Mehrheit zu geben. Afrikanische Delegierte haben ihre Forderung auf die kurze Formel „keine Unabhängigkeit vor einer Herrschaft der afrikanischen Mehrheit“ gebracht.
Tel Aviv (AP). Die israelische Atomenergie-Kömmission hat gestern einen Bericht der amerikanischen Rundfunk- und Fernsehgesellschaft NBC dementiert, nach dem Israel entweder schon im Besitz der Atombombe sein soll oder in Kürze über sie verfügen werde. Ein Sprecher der Kommission wies in Tel Aviv die am Mittwoch verbreitete Meldung als unwahr und Produkt einer „stark entwickelten Einbildungskraft“ zurück. Er betonte, daß der isaelische Atomreaktor in Dimona in der Negev-Wüste, in dem die Sprengsätze NBC zufolge möglicherweise schon hergestellt werden, allein der „Forschung und Weiterentwicklung“ diene. Auch in einem Atomforschungszentrum bei Rehovoth südlich von Tel Aviv werde „lediglich Forschung“ betrieben.
NBC zufolge hat Israel vor zwei Jahren mit einem „Sofortprogramm“ zur Herstellung einer Atomwaffe begonnen. Hinweise auf den Erfolg dieser Bemühungen habe die Entdeckung des amerikanischen Geheimdienstes geliefert, daß israelische Agenten Material und Ausrüstung gekauft hätten, die nur für Kernwaffen verwendet werden könnten. Der Sender zitierte einen Sprecher der amerikanischen Atomenergie-Kommission, der erklärt hatte, es sei möglich, eine Atombombe von ausreichender Zuverlässigkeit zu produzieren, ohne daß sie erprobt worden sei. Israel, so heißt es weiter, sei der
Mit Bluthunden gejagt
Miami (AP). Unter einem heftigen Kugelregen kubanischer Grenzwächter und von Bluthunden gehetzt, brach eine Gruppe von 120 Kubanern am hellen Tag zum amerikanischen Marinestützpunkt Guantanamo auf Kuba durch. Dabei wurden nach Aussagen der Entronnenen drei der flüchtenden Männer durch Maschinengewehrgarben getötet und eine Frau von Hunden in Stücke gerissen. Schätzungsweise 30 Flüchtlinge fielen in die Hände der Grenzwächter. 87 Kubaner, darunter 13 Frauen und 23 Kinder, die den Stützpunkt glücklich erreichten, wurden mittlerweile zum größten Teil nach Miami geflogen. Die Flüchtlinge hatten darauf gebaut, daß die Grenzwachen mit einem solchen Fluchtunternehmen bei Tage nicht rechnen würden. Diese wurden auch zuerst überrumpelt, erkannten die Situation aber doch so früh, daß sie auf die Flüchtenden das Feuer eröffnen und eine ganze Koppel von Bluthunden auf sie loslassen konnten.
Auffassung, daß Kernwaffen — an Bord von amerikanischen und sowjetischen Schiffen — schon Eingang in den Nahen Osten gefunden hätten.
Dayan verteidigt Recht auf Vergeltungsmaßnahmen
Jerusalem (AP). Der israelische Verteidigungsminister Mosche Dayan hat gestern für sein Land erneut das Recht auf Vergeltungsmaßnahmen gegen arabische Länder in Anspruch genommen, von denen aus Partisa- nen-Organisationen operieren. Auf einer jüdischen Weltkonferenz in Jerusalem sagte Dayan, Israel mache jede arabische Regierung für Aktionen dieser Organisationen verantwortlich und habe das Recht, ihnen auf ihrem eigenen Territorium Schläge zuzufügen. Es könne keine Situation zulassen, in der es israelischen Truppen nicht erlaubt wäre, jenseits der Grenze gegen die Sabotage-Organisationen vorzugehen, während diese gegen Israel operieren dürften.
Die Möglichkeit eines Krieges in diesem Sommer schloß Dayan aus. Er meinte allerdings, am Suez-Kanal stünden Israel starke Streitkräfte gegenüber, die sich auf eine Wiederaufnahme des Krieges vorbereiteten. Das erfordere besondere Anstrengungen von seiten Israels.
Minister und ihre Pensionen
Von Wolf gang Wagner
Finanziell spielt es keine Rolle, ob der Bundestag in den nächsten Wochen dem neuen Gesetz über Ministerpensionen zustimmt oder welche Form er diesem Gesetz gibt. Die Pensionen der Bundesminister und die Abgeordneten-Pensionen, die vor kurzem eingeführt worden sind, machen winzige Bruchteile eines Prozents des Bundeshaushalts aus. Im dicken Haushaltsbuch des Bundes muß man sie mit der Lupe suchen, um sie überhaupt zu entdecken. Dennoch ist es nicht gleichgültig, welche Beschlüsse der Bundestag faßt.
Als zum ersten Mal Ministerpensionen eingeführt wurden, war die Regelung streng. Es sollte zunächst nicht einmal genügen, daß
Nebel behinderte Flugverkehr
Frankfurt (dpa). Dichter Nebel und Glatteis haben gestern morgen den Flug- und Autoverkehr im Rhein-Main-Gebiet stark beeinträchtigt. Der Frankfurter Rhein- Main-Flughafen wurde nach Auskunft der Flughafenpressestelle von 4 Uhr an für alle Landungen gesperrt. Zahlreiche Maschinen wurden nach Köln und Düsseldorf umgeleitet, einige auch nach Kopenhagen und London. Ebenso waren nur ganz wenige Starts möglich, „immer dann, wenn die Nebelwand wieder einmal aufriß“, sagte der Flughafensprecher. Die Sicht betrug nur 200 bis 300 Meter.
ein Minister die vollen vier Jahre einer Wahlperiode im Amt gewesen war, sondern nur, wenn er noch in einem zweiten Kabinett diente, sollte er eine Pension erhalten. Dann wurde die Höhe der Pension abgestuft, je nach der Länge der Zeit, die ein Politiker Mitglied der Bundesregierung gewesen war. Auch das Lebensalter, das ein Minister bei seinem Ausscheiden aus dem Kabinett erreicht hatte, spielte eine Rolle. Nach der jetzigen Regelung muß er beim Ausscheiden wenigstens 55 Jahre alt sein, sonst erhält er überhaupt nichts, und die Arbeit als Minister, wie lange sie auch immer gedauert haben mag, zahlt sich für seine Versorgung im Alter mit keiner Mark aus.
Diese Regelung ist tatsächlich ungerecht. Sie ist aber auch unpraktisch. Denn sie kann dazu führen, daß ein Minister sich um jeden Preis an sein Amt klammert, um nur ja das kritische Alter von 55 Jahren zu erreichen. Es war deshalb richtig, daß die Bundesregierung vorschlug, einem Minister, der wenigstens vier Jahre der Regierung angehört hat, die Pension auf jeden Fall zu geben, sie allerdings erst dann auszuzahlen, wenn er das 55. Lebensjahr vollendet hat.
Eine Pensionsregelung dieser Art ist notwendig. Es wäre reine Illusion zu glauben, daß ein Politiker, der für längere Zeit die Leitung eines Ministeriums übernimmt, nebenher noch seinen Beruf ausüben sollte, um für sein Alter vorzusorgen, das gelingt selbst den meisten Abgeordneten des Bundestags nicht mehr. So bedenklich die Zunahme der Berufspolitiker in mancher Hinsicht ist, da ihre Abhängigkeit von den Parteien naturgemäß größer ist als die eines Politikers, der auch noch einen gewöhnlichen Beruf ausübt, — ohne Berufspolitiker geht es heute in einem Industriestaat wie der Bundesrepublik nicht mehr. Wenn die Politik der Beruf ist, dann muß dieser Beruf aber auch eine Alterssicherung bringen. Andernfalls würde es noch schwieriger werden, als es ohnehin schon ist, qualifizierte Persönlichkeiten zu bewegen, sich der Politik statt einem lukrativeren Beruf zu widmen. Reich wird man als Politiker in Deutschland ohnehin nicht
Die Bedenken beginnen bei den Einzelheiten. Die Regierungsparteien des Bundestags
(Fortsetzung auf Seite 2)
The Cartwrights to the front! Auch 1969 weiter die beliebte Serie „Bonanza“ im Fernsehen mit „Pa“ Kiesinger, „Adam" Brandt, „Little Joe" Schiller und „Hoss“ Strauß. (Zeichnung Gerboth, aus „Kölnische Rundschau“)
Großer Empfang für Apollo-Mannschaft
Johnson hofft auf internationale Weltraum-Zusammenarbeit’
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APOLLO-ASTRONAUTEN GEEHRT. Präsident Johnson empfing gestern die Apollo- Astronauten Borman, Anders und Lovell im Weißen Haus in Washington. Auf unserem Bild überreicht der amerikanische Präsident Borman die Verdienst-Medaille der Weltraumbehörde NASA, während Anders (links) und Lovell (Mitte) Beifall spenden;
(AP-Photofax)
Israel bestreitet Atomwaffen-Besitz
Bericht einer US-Rundfunk-Gesellschaft entschieden zurückgewiesen