Seite 2 — Nr. 305
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter
Mittwoch, 31. Dezember 1930
der Willkür nicht fachmännisch vorgebildeter" und mehr den Interessen ihrer Partei dienender Vorgesetzten ausgeliefert werden dürfe, wie dies in anderen Ländern leider immer mehr zur Tatsache werde. Dabei müsse notwendig die Ve- amtenmoral leiden zum Schaden des ganzen Volkes.
Bei den forstlichen, organisatorischen Fragen konnte mit Genugtuung festgestellt werden, daß das von den höheren württ Forstbeamten nach Jahrzehnte langen Kämpfen im. Jahr 1902 durchgesetzte sogenannte Oberförstersystem (nach dem früheren Titel Oberförster an Stelle von Forstmeister) nach dem Urteil des Reichssparkommissars sich vollkommen bewährt hat, indem dieses Gutachten folgendermaßen lautet: „Die höchste Intensivierung der Forstwirtschaft, die als finanzwirtschaftliches Ziel gefordert werden muß. macht das unbedingte Fe st halten am Ober- f ö r st e r s y st e m notwendig. Die auf dem Boden des Oberförstersystems ausgebaute Organisation des württem- bergischen Forstwesenss ist daher wirtschaftlich und zweckmäßig."
Stuttgart, 30. Dezember.
Auszeichnung. Der Kompagniechef Hauptmann David in Donaueschingen erhielt für hervorragende Leistungen im Schießen innerhalb der 5. Division den Ehrensäbel des Reichswehrministeriums.
Ernennung. Zum Präsidenten des Württ. Oberversicherungsamts ist der Kanzleidirektor im Innenministerium, Ministerialrat Reinhold Scholl, ernannt worden.
In den Ruhestand. Der Vorstand des Oberversicherungs- vmts Präsident von Pfleiderer ist in den Ruhestand getreten.
Einnahmen und Ausgaben des Landes Württemberg. Nach dem Ausweis über die Einnahmen und Ausgaben des Landes Württemberg im Rechnungsjahr 1930 bis Ende November 1930 betrug im ordentlichen Haushalt die Mehrausgabe 16273 000 RM., im außerordentlichen Haushalt die Mehreinnahme 4 767 000 RM.
Mißgriff des Arbeitsamts. Landtagsabg. Bausch (Ehr. VD.) bringt dem Staatsministerium in einer Kleinen Anfrage folgenden Vorfall zur Kenntnis: In der Gemeinde Ruit, Amtsoberamts Stuttgart, wurde in letzter Zeit ein Gemeindehaus gebaut. Die Mitglieder des Christlichen Vereins junger Männer haben, soweit sie abkömmlich oder arbeitslos waren, die Grabarbeiten unentgeltlich übernommen und sonstige Handlangerdienste ausgeführt. Da erschien eines Tags ein Beamter des Arbeitsamts Stuttgart und fragte nach einem Erwerbslosen, der an dem Bau mitarbeitete. Der Kirchenpfleger bestätigte, daß die Arbeit unentgeltlich geleistet werde; der betreffende junge Mann stehe auch dem Arbeitsamt jederzeit zur Verfügung, wenn es ihm Arbeit zuweisen wolle. Trotzdem wurde dem jungen Mann, als er seine Arbeitslosenunterstützung abholen wollte, aus dem Arbeitsamt erklärt, er erhalte keine Unter st ützung mehr, weil er nicht „erwerbslos im Sinn des Gesetzes" sei. Abg. Bausch richtet an das Staatsministerium die Anfrage, was es zu tun gedenke, um derartige Mißgriffe, daß die freie Liebestätigkeit geradezu mit harter Strafe belegt und die Erwerbslosen zu entsittlichendem Nichtstun gezwungen werden, abzustellen.
Besuch der würtk. Hochschulen. Im Winterhalbjahr 1030/31 ist die Universität Tübingen von 3068, die Technische Hochschule in Stuttgart von 2107 und die Landwirtschaftliche Hochschule in Hohenheim von 120 Studierenden besucht, darunter 377 werblichen in Tübingen, 67 in Stuttgart und 3 in Hohenheim. Von den Studierenden sind Württembergs,: 1966 in Tübingen, 1262 in Stuttgart und 36 in Hohenheim. An der Universität sind am stärksten besetzt: Medizin mit 612, Philosophie, Philologie, Geschichte und Kunst mit 593, Rechtswissenschaft mit 560, evang. Theologie mit 461, kath. Theologie mit 180, Mathematik und Naturwissenschaften mit 348, Zahnheilkunde mir 181. An d-r Technischen Hochschule studieren Architektur 569, Maschineningenieurwesen 507, Bauingenieurwesen 372. Elektrotechnik 202, Chemie 146.
Einstellung in die Schutzpolizei. Das Innenministerium hat aus Anlaß der demnächst stattfindenden Aufnahme von Polizeichülern in die Polizeischulabteilung Weingarten neue Richtlinien für die Einstellung in die Württ. Schutzpolizei an die in Betracht kommenden Stellen ausgegeben, die nähere Bestimmungen über die Bedingungen und den Gang der Einstellung enthalten. Die Richtlinien sin- in einem .Merkblatt für die Einstellung in die Württ. Schutzpolizei' zusammengefaßt, das unentgeltlich abgegeben wird.
Mlchpreissenkung. Nachdem im Mai d. I. bereits ein Milchpreisabschlag von 2 Pfg. (von 31 auf 29 Pfg.) pro Liter durchgeführt wurde, tritt ab 2. Januar 19.31 eine weitere Milchpreissenkung in Kraft, und zwar kostet pasteurisierte und rohe Vollmilch ab Laden 27 Pfg., zugeführt frei Haus des Verbrauchers 29 Pfg.; pasteurisierte und rohe Vollmilch in Glas- und Papierflaschen 34 Pfg. (statt bisher 36 Pfg); Vollmilch in Stahlflaschen (Allgäuer Degerma- Milch) 36 Pfg. (statt bishre 38 Pfg.).
Laanstatl, 30. Dez. Verbreiterung der König- straße. Mit der Verbreiterung der Königstraße wurde laut Cannstatter Zeitung in den letzten Tagen begonnen. Di« Kastanienbäume aus der Seite der Firma Rominger wurden bereits beseitigt und der Bürgersteig um etwa 114 Meter zurückverlegt. Nach Beendigung dieser Arbeiten wird die Warteinsel für die aus Richtung Stuttgart kommenden Straßenbahnzüge erstellt werden. Die neue Fußgängerinsel an der Ecke König- und Babstraße, die durch Zurück» legung des Sommerschen Platzes gewonnen wurde, ist gestern dem Verkehr übergeben worden. Die Straßenkreuzung wurde durch sie bedeutend übersichtlicher, was namentlich dem Kraftfahrverkehr zugute kommt.
Aus dem Lande
Baihingen a. F., 30. Dez. Ausgeplündert. Eine verwegene Diebesbande plünderte nachts den am Bahnhof stehenden Verkaufsstand vollständig aus. Die Bande ist in einer Stuttgarter Herberge beim Verkauf ihrer Beute überrascht und der Polizei übergeben worden.
Geislingen a. Sk., 30. Dez. Raubüberfall. Zwei Lumpen haben dieser Tage in der Dunkelheit im sogenann- len Schwarzen Weg, dem Derbindungsweg von der Stuttgarter Straße zum Altenstädter Tälesbahnhof, ein hier in Dienst befindliches Dienstmädchen angefallen, zu Boden geworfen und ihm seine Barschaft in Höhe von 6 NM. geraubt. Leider konnte die Ueberfallene infolge der Dunkelheit di» Täter nicht erkennen.
Tübingen. 30. Dez. G l ü ck w u n s ch a d r e s s e. Die Evang.-Theol. Fakultät der Universität Bern sprach dem Altmeister der theol. Wissenschaft, Prof. O. Schlotter- Tübingen, in Erinnerung daran, daß er vor 50 Jahren, am 22. Dezember 1880, in Bern den Lizentiaten-Grad erworben und bald darauf seine akademische Tätigkeit begonnen hatte, herzliche Glückwünsche aus.
Tübingen, 30. Dez. Zweikampf mit tödlichen Waffen. Das erweiterte Schöffengericht hatte sich mit zwei Säbelduellen zu befassen. In einem Fall standen sich ein Rottweiler Rechtsanwalt und ein Balinger Arzt, im zweiten Fall ein Tübinger Referendar und ein Student aus Berlin gegenüber. Gefochten wurde in Verbindungshäusern. Bei dem Säbelduell zwischen Rechtsanwalt und Arzt wurde' einer der Fechter am Kopf leicht verletzt. Die Regeln für diesen Zweikampf waren vorher genau vereinbart worden. Das Urteil lautete gegen den Rottweiler Rechtsanwalt auf 3 Monate, gegen den Balinger Arzt aus 314 Monate Festungshaft, bei der zweiten Säbelpartie gegen beide Duellanten aus 3 Monate Festungshaft. Der Hausmeister und die Sekundanten erhielten Geldstrafen. Das Geriet
stellte sich auf den Standpunkt, daß geschliffene Säbel tödliche Waffen seien.
Tailfingen OA. Balingen, 30 Dez. Beraubte Kraftwagen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag wurde abends vor einem hiesigen Hotel ein Personenkraftwagen ausgestohlen. 'nem anderen hiesigen Autobesitzer wurden vor einigen '-«gen in Stuttgart ebenfalls sämtliche Papiere aus dem Wagen gestohlen. Die in solchen Fällen erbeuteten Fahr- und Zulassungsscheine werden zumeist dazu verwendet, gestohlene Wagen zu befördern und in Sicherheit zu brinaen.
Aulendorf OA. Waldsee, 30. Dez. Oberschwabens LehrerschaftgegendenSchulabbau. Die katholische Lehrerschaft Oberschwabens versammelte sich am Samstag in Aulendorf unter Leitung von Oberlehrer Moser (Mieterkingen) zur Anhörung eines Vortrags des Landesvorsitzenden A. Mayer-Stuttgart über die vom Sparkommissar empfohlenen Sparmaßnahmen auf dem Volksschulgebiet. Die Tagung gestaltete sich zu einer Kundgebung gegen den Plan eines weiteren Abbaus der Volksschule. In einer Entschließung wurden die Vorschläge des Neichsspar- kommissars abaelelmt.
Aus Stadt und Land
Nagold, den 31. Dezember 1930.
Die Welt zeigt sich eigentlich für Neuerungen gar nicht so undankbar, wie man häufig annehmen möchte. Nur daß sie manchmal auch dabei umlernen mutz — das verzeiht sie dem Urheber niemals.
-A/s
Im Dezember vor 5V Jahren — 1880.
1. In Eaugenwald brennt die Scheune des Schulth. Rupps nieder.
1. Pfarrer Majer gründet inPsalzgrasenweiler eine Darlehenskasse, System Raiffeisen. Dieselbe Gründung ist für Bösingen vorgesehen.
10. In Böfingen wird ein Kirchengesangverein gegründet.
20. Auf das Rektorat des Seminars Nagold wird als erster Rektor Dr. Brügel aus Etzlingen ernannt.
20. Das neue Knabenschulgebäude in Freudenstadt erfährt eine feierliche Eröffnung
Im Dezember von 25 Jahren — 1905.
1. Schönbronn wird an die elektrische Lichtleitung angeschlossen.
6. Der Vau der Köllbachstratze (Verbindung zwischen Nagold- und Enztal über Verneck) wird beschlossen. Die Kosten der 8 Km. langen Straße sind mit 190 000 veranschlagt.
21. Oberjettingen schließt sich, da es oft an Wassermangel leidet, der Eäuwasserversorgungsgruppe an.
22. Die Straßenbeleuchtung und eine große Anzahl von Bau
lichkeiten in Ebhausen werden von nun ab von der neu errichteten Elektrizitätsanlage des Mühlebesitzers Kemps gespeist. ^
26. Das von dem Landtagsabgeordneten Keßler gepachtete Rittergut Dürrenhardt-Giindringen des Freiherrn Oskar von Münch steht seit dem Morgen in Hellen Flammen, die sogar von Nagold aus zu sehen sind. Eingeäschert werden der Holzschopf, die Schweinestallungen und ein großer Teil der Scheune und der Waschküche.
27. Im Calwer Jagdrevier werden 2 kapitale Hirsche erlegt.
28. Der Easthos zum Hirsch in Nagold geht durch käufliche Uebertragung in den Besitz des Kaufmanns Neudeck-
Stuttgart (Schwiegersohn des bisherigen Besitzers Klein) über. Vis zum 1. April 1906 soll das Erdgeschoß nach dem System Rückgauer um 114 Meter gehoben werden.
28. Das silberne Jubiläum eines Wunsches: Ein poetischer Erguß von 7 Versen beschäftigt sich mit dem Wintersport und schließt folgendermaßen: Wer einmal durfte baden / Im Sportlauf Herz und Mund / Der wird des nimmer müde / Bis Leib und Seel gesund! / Wir führen dich zur Quelle Dort wasch den Staub dir fort / Daß Kopf u. Hirn werd' Helle / Im edlen Wintersport! — Daran knüpft sich nun eine Bemerkung „Vieler Sportfreunde": „ . . . wir haben die zuversichtliche Hoffnung, daß die verehr!. Stadtverwaltung doch alsbald für Instandsetzung der Eisbahn sorgen möchte".
Was der Januar bringt
Die 60. Wiederkehr des Reichsgründungstags wird die Reichsregierung durch einen Festakt im Reichstag in Anwesenheit des Reichspräsidenten am 18. Januar begehen. Die Reichs post veranstaltet am 7. Januar eine Gedenkfeier zum 100. Todestag des Ge^eralpostmeifters v. Stephan. — Die 6. Grüne Woche 1931 findet vom 31. Januar bis 7. Februar in Berlin statt. — Die neue Verordnung wegen Aufhebung des Steuerabzugs vom Kapitalertrag und der beschränkten Stcuervilicht bei festverzinslichen Wertpapieren gilt erstmalig für Kapitalerträge, die nach dem 2. Januar 1931 fällig werden. — Eine Erhöhung der Tabaksteuer tritt am 1- Januar in Kraft.
— In der Behandlung von Meinungsverschiedenheiten zwischen Finanzämtern und Zahlungspflichtigen erfährt mit dem 1. Januar das Rechtsmittelverfahren insofern eine Beschränkung, als für die Rechtsbeschwerde an den Reichsfinanzhof eine Mindeststreitwertgrenze von mehr als 200 RM. eingeführt wird; ausgenommen sind Streitsachen von grundsätzlicher Bedeutung. — Die für das Kalenderjahr 1930 vermengten Einkommensmarken sind im Äamiar an dasjenige Finanzamt abzuliesern, das auf den neuen an die Arbeitnehmer ausgehändigten Steuerkarten für 1931 verzeichnet ist. — Seitens der Arbeitnehmer können vom 1. Januar ab Lohnsteuererstattungen für 1930 bei dem zuständigen Finanzamt beantragt werden. — Die deutsche Reichsbahn senkt mit dem Jahresbeginn um 5 Prozent die Einheitssätze für Zeitkarten des allgemeinen Verkehrs, nach denen die Preise der Monatskarten berechnet werden.
— Nach dem Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung ist gewerbsmäßige Stellenvermittlung vom 1. Januar ab verboten.
Der Radfahrer-Verein „Veloklub" hält, wie aus dem Anzeigenteil hervorgeht, am Neujahrstag seine Weihnachtsfeier im „Löwen" ab. Es sei auch an dieser Stelle einladend darauf aufmerksam gemacht.
Die Zeitungsfrau nicht vergessen! Wenn andere in dem angenehmen Vorgefühl des Pflichttags noch einmal sich in die Kissen schmiegen und wenn andere behaglich am Mittagstisch sitzen und die dritten in der Dämmerung, warm eingemacht, zu ihrem Schoppen gehen, dann steigt die Zeilungs- trägerin — am frühesten Morgen, zu Mittag und in den Abendstunden — unermüdlich die Treppen auf und ab, um mit diesem täglich gleichen Botengang die Tageszeitung und das Wochenblatt den Abonnenten zuzustellen. Und wer freut sich nicht, wenn der tägliche Gast, die Zeitung, ins Haus gebracht wird! Bei diesem schweren Dienst, den die Zeitungs- trägerin in Stadt und Land täglich versieht, ist eine kleine Anerkennung des lesenden Publikums an der Jahreswende wohl am Platz. Viele von diesen Uebermittlerinnen der „Weltereignisse" treibt die Not zum Mitverdienen und die Tätigkeit der Zeitungsträgerinnen ist so auch ein Stück Heroismus.
Mötzingen, 30. Dez. Weihnachtsfeiern. Die Kleinkinderschüler hatten am 21. Dezember in der Kirche ihren Christtag. Schwester Martha mag ihre liebe Not gehabt haben mit der großen Schar von 118 Kindern; die Gemeinde hatte ihr in den letzten Wochen für einige Stun- täglich eine Helferin beigegeben. Die Lichter am großen Christbaum flackerten gar festlich, und die Kleinen verkündeten in Wort und Lied das Wunder vom Kindlein in der Krippe. Im Schlußwort sprach der Geistliche der Kinderschwester und ihrer Helferin den herzlichen Dank der Gemeinde aus. Das Schönste kam noch: Die Eaben- verteilung. Trotz der schlechten Zeiten waren die Spenden von allen Seiten reichlich eingelaufen. Hochbeglückt nahmen die kleinen Buben und Mädchen ihre Gabenkörblein in Empfang und trugen sorgsam ihre Schätze heimwärts.
— Am Christabend war die Weihnachtsfeier der Kinderkirche. Auch hier wieder eine festlich gestimmte Kinderschar, erwartungsfrohe Gesichter. Nach dem Eemeindege- sang priesen die Kinder in Wechselgespräch und Gesang die Gnade Gottes. Die Hirten aus dem Felde von Bethlehem traten sogar leibhaftig auf und zogen dem leuchtenden Sterne nach zur Krippe. Nacheinander erklangen die lieben alten Weihnachtslieder. Der Geistliche wies in warmen Worten auf den Segen der Kinderkirche hin und dankte der Leiterin der Kindersonntagsschule, ihren Helferinnen und dem Heiser für ihre treue, selbstlose Arbeit an den Kindern. Es folgte dann noch die Gabenverteilung. — Am Stephanustag fand im Gasthaus zum Rößle die Feier des Musikvereins statt. Von Musikstücken umrahmt wurden 3 Aufführungen gezeigt, die viel Beifall fanden. Der Abend war gut besucht. — Am Johannisfeiertag und am folgenden Sonntag hielt der christliche Jungmännerverein im Schulhaus seine Weihnachtsfeier ab. Nachdem der Posaunenchor den klangprächtigen am- ambrosianischen Lobgesang vorgetragen hatte, sang die Gemeinde mit Posaunenbegleitung: „Schönster Herr Jesu". Der Leiter des Jünglingsvereins, Oberlehrer i. R. Bausch, begrüßte die Versammlung und wies auf den Zweck der Weihnachtsfeier hin, die zugleich ein Werbe-
- abend sein solle. Nach einigen Gedichtvorträgen gingen dann 3 Aufführungen über die Bretter: „Die Lutherfalle", „Bittet ohne Unterlaß" und „Weihnacht in Südwest". — Gesangverein und Radsahrerverein haben auf Weihnachtsfeiern verzichtet und begnllngten sich mit Ea- beuverlosungen.
Oberjcttingen, 29. Dez. Weihnachten. Schon liegt die von den Kindern so heiß ersehnte Weihnachtszeit hinter uns. Auch in unserem hochgelegenen Gänort wurde Weihnachten auf die mannigfachste Art gefeiert. Leider versagte uns auch Heuer der Winter den „weihnachtlichen" Schnee, doch war durch den grimmigen Frost am „Heiligen Abend" und an Weihnachten eine saubere Straße gewährleistet. Den Reigen der Weihnachtsveranstaltungen eröffnete am Sonntag vor Weihnachten die Kleinkinderschule. Wiederum hatte es „Schwester Marie" verstanden, auch in einem schlechten Jahr die nötigen Mittel aufzubringen für ihre Kleinen. Und wahrlich, ihr Gabentisch war sogar reichhaltiger, als es sichs vermuten ließe. Dementsprechend war auch die Freude der Kinder. Am „Heiligen Abend" trat der Kirchenchor auf den Plan. Er hatte es sich zur Ausgabe gemacht, allen Kranken und Gebrechlichen im Dorf einige Weihnachtslieder zu singen. Wie gingen da die Fenster auf, als plötzlich vor einem Äons das Lied ertönte: „Ehre sei Gott". Rasch ging der Chor weiter, um an einem anderen Haus zu singen. Jetzt erfuhr man eigentlich erst, wie viele Kranke es zur Zeit m unserem Dorfe gab. Die Kehlen der wackeren Sängerinnen und Sänger wurden auf eine harte Probe gestellt. Am Weihnachtsfest selbst war die Hauptveranstaltung: der liturgische Gottesdienst. Da ein einzelner Verein zu viel Zeit gebraucht hätte, um das Programm zu bewältigen, teilten sich zwei Vereine und ein Schülerchor in die Arbeit. Ferner wurde die Einförmigkeit, die sich bei solchen Veranstaltungen gerne einschleicht, wenn nur eine einzelne Chorgattung austritt, überwunden. Das Programm gliederte sich in 3 Hauptteile: Adventsgedanke, Weihnachts- freude und als Steigerung: Weihnachtsjubel. Als die Kirchenglocken die Einwohner ins Gotteshaus riesen, da strömten von allen Seiten Zuhörer in die Kirche. Daß sich