Mittwoch, 17. Dezember 193 g
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter-
Mittwoch, 17. Dezember 1930
rgen worden. Mitte Dezember den Unredlichkeiten ein Ende Tage in Anspruch nebmen n Sachverständiger aus Stutt-
chendiebe. In letzter Zeit ul-Kirche während des Gottesuchern aus Handtaschen klei- Als Täterin wurde von der re alte Arbeitersehefrau aus moinmen,
inniges Gerede. Unter aksteuern erregten Zigarren- behauptet, die den Zigaretten euerliche Belastung der Zigar- daß Reichskanzler Dr. Brii- ndustrie tätigen Bruder habe, eilt, daß Reichskanzler Dr. >r hatte, der als Jesuit in den ist.
ietauto fährt in ein mstag nacht fuhr in der Wil- nberqs ein hiesiges Mietauto Swärtiges Pferdegsspann. Ein daß es getötet werden mußte. Gefährt wurde zertrümmert, Beschädigungen davon. Glück- icht zu Schaden.
>ez. Die ..hohle Linde' ag mittag brannte die „hohle l mehreren Metern Umfang, nutet, daß leichtsinnige Bur- ivorsichtigkeit Feuer an den
dem I u st iz d i e nst. Der richter Pfizer von Beschneide Hilfsrichter am hiesigen :äten ernannt und Land- i Ansuchen gemäß in den
t dem Fahrrad ver- im Architekt August Küster s vereisten Straße mit dem en Fuß zweimal. Er wurde ngeliefert.
Kritik an der Württ. letzten Gemeinderatssitzun g ren der WÄrtt. Girozentrale ere die Errichtung des Vcr- ides am Hind»nhurgplatz in Gemeinderat Roßmonn war ntrale möchte eine Senkung n. Oberbürgermeister Dr. n Zusammenhang mit dieser burgvlatz, der einm Aufwand rrsachen werde, o^ne daß die beutiaen BerhältnUsen e'ns .i,-m'w!'Us,'f'M>"n. Die Höstte eckten Geldes werde verloren
16. Dez. Die Erwerbs- hrt- Die Gemeinde hat die chslosen in Form von Gut- eschen Lebensmittelgeschäften können. Ein junger Mann,
, -N lautenden Gutschein er- vollen Wert Zigaretten - entrüstet über dieses Ver- ch. — Der kleine Junge von i nicht nach Haus gekommen ^gefunden. Er hielt sich, wie er Nähe von Geislingen aus.
>gen, 16. Dez. Aleman- >ben eines Kellers im Haus man vor mehreren Wochen und Bronzegeaenstände. die eßen lassen. Es bandelt sich «ein sich noch dis Armknochen eiteren Ring, sowie um ein Dolchklinge ähnliches Flach-
rnd Land
den 17. Dezember 1930. s ist stets zwecklos. Die einzig t Vessermachen!
e Weihnachtsstadt
her die Stadt. Nebel liegt
Festliches Licht strahlt aus ten, rot,blau, gelb, in allen i durch die Straßen, stauen agen. Die Kaufgeschäfte Hand übergeworfen. Doppelt cen Festpackungen, umrahmt zweigen. Mag sein, daß Re- Lunsch den Käufer zu lok- ; immer wieder spüren, daß hr ist als bloßer Eeschäfts- d eine innere Freude, die rächtlich schmückt, e Helle Freude daran. Ja, e Näslein an ein Schaufen- lschauen der Nikolaus steht, mg. Dort glüht verträumt
Bethlehem mit der Krippe nbahnen mit Brücken, Wei- > rasselnd saust die Lokomo- ;r Pelzmärte, der mit dem c ist an einen ungefügen Seife, Zahnpasten und an- finnreiche elektrische Anlage ende Bewegung. Eine Fülle - Geist in's Schaufenster ge- n Waren und Eebrauchsge- slichtern überstrahlt. Tan- rieselnde Schneeflocken über lachtsschimmer überall. Und
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das Herz versucht zu träumen, zu singen, Kinderaugen glänzen, Fingerchen deuten. Und heimlich werden Wunschzettel geschrieben für den Weihnachtsengel, eine lange, lange Rubrik von Wünschen im kleinen Kinderherzen.
Dienstnachrichten.
Im Bereich des Landesarbeitsamts Südwestdeutschland wurde ernannt:
Dr. Stahlecker, Walter, Regierungsrat, Vorsitzender des Arbeitsamts Nagold, zum Arbeitsamtsdirektor Ler Reichsbesoldungsgruppe K 2 c.
Vom Rathaus
Nächste Sitzung des Eemeinderats am Mittwoch, den 17. Dezember, nachm. 5 Uhr. Tagesordnung: 1. Gesuche u. Mitteilungen. 2. Errichtung von Plakatsäulen. 3. East- wirtschaftskonzessionsgesuch des Martin Martini zum Waldhorn. 4. Steuernotverordnung vom 1. Dez. 1930. >5. Eemeindegericht.
Postalisches
Ueber die Weihnachtszeit empfiehlt es sich, die Pakete nnt Weihnachtsgeschenken möglichst frühzeitig abzusenden, damit sie sicher noch vor der Bescherung in die Hände der Empfangsberechtigten gelangen. Bei dem starken Paketverkehr, der in den letzten 8 Tagen vor Weihnachten zu bewältigen ist, lassen sich kleine Verzögerungen in der Bahnbeförderung nicht vermeiden. Der Aufenthalt aus den einzelnen Bahnhöfen ist so knapp bemessen, daß das Aus- u. Einladegeschäft nicht immer beendet ist, wenn der Zug weiterfährt. Darum frühzeitige Aufgabe, wenn auf rechtzeitige Zustellung Wert gelegt wird! — Am Sonntag (21. 12.) werden von 11—12 Uhr ausnahmsweise auch gewöhnliche Pakete am Postschalter angenommen. Am Mittwoch (24. 12.) ist schon um 16 Uhr (statt 18 Uhr) Schalterschluß,- die 2. Briefzustellung findet um 14.30 (sonst 16.50) Uhr statt. Am 25. 12. werden sowohl Briefe als auch Pakete ausgetragen, während am 26. 12. der gesamte Zustelldienst ruht.
Der Eeschäftsschluß am Heiligabend
In einer halbamtlichen Mitteilung der Reichsregierung wird bestätigt, daß in dem Gesetz für Ladenschluß am Heiligabend vom 11. Dezember 1930 ein Termin für das Inkrafttreten nicht enthalten ist. Verfassungsmäßig tritt daher das Gesetz, das erst am Donnerstag dem Reichsrat vorliegen wird, erst 14 Tage nach seiner Verkündigung in Kraft, kommt also für den nächsten Heiligabend nicht mehr in Betracht. Für den 24. Dezember gelten also noch folgende Bestimmungen des vorjährigen Gesetzes:
Allgemeiner Ladenschluß um 5 Uhr. Ladenschluß der Lebensmittel-, Genußmitkel- und Blumengeschäfte um 6 Uyr. keine Beschränkung der Gast- und Schankwirtschaften.
Weiter wird gesagt: Es ist zu hoffen, daß auch in diesem Jahr eine schon früher beobachtete Uebung Platz greifen wird, wonach zahlreiche Gastwirtschaften aus freien Stücken zu einer früheren Stunde schließen oder doch mindestens ihre verheirateten Angestellten früher entlassen. Auch haben schpn vor dem Reichstagsbeschluß die zuständigen Reichsministerien Schritte getan, um tarifliche Vereinbarungen der Gastwirte und Gastwirtsgehilfen zu sor- Lern, in denen eine solche Regelung vereinbart wird, wie denn auch der Abschluß solcher Vereinbarungen bereits bekannt geworden ist. Ferner haben sie den Landesregierungen nahegslegt, gegebenenfalls von der Möglichkeit einer früheren Festsetzung der Polizeistunde auf Grund des Gasistättengesehes Gebrauch zu machen-
Nach dem neuen Gesetz soll bekanntlich der all gemeine Ladenschluß um 5 Uhr erfolgen, auch bei Apotheken, die keinen Nachtdienst haben. Nur Blumengeschäfte dürfen bis 6 Uhr offen sein. Außerdem wird verboten, nach dem Geschäfksschluß Arbeitnehmer länger als eine halbe Stunde zu beschäftigen, und zwar sind in dieser halben Stunde nur das Zuendebedienen der Kundschlaft und Aufräumungsarbeiten zugelassen. Im nächsten Jahr werden auch die G a st st ä t t e n um 7 Uhr abends geschlossen werden müssen, wobei die Landesbehörden Ausnahmen für die Beherbergung ortsfremder Gäste zulassen können.
Weihnachtsfeier der NSDAP.
Man schreibt uns:
„Ein ganz besonderes Erlebnis stellt die bereits angekündigte Weihnachtsfeier der N. S. D. A. P. in Aussicht. Neben der Ansprache des Gauleiters und Reichstagsabgeordneten Wilh. Wurm-Eßlingen, und der Fahnenweihe der Hitler-Jugend Nagold, sowie den rühmlichst bekannten Darbietungen des M. Z. und S. Z. Nagold soll der Abend ganz unter dem Zeichen der „Braunhemden" stehen. Diese großdeutsche Spielschar des Gaues Berlin der N. S D. A. P., die zur Zeit ganz Großdeutschland bereist und überall stärksten Erfolg erzielt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, uns ein Stück alten, im Getriebe weiterer Unkultur verloren gegangenen deutschen Volksgutes zu- rllckzubringen. Diese Jugend der Großstadt empfindet mehr als unsere'Jugend in der Provinz, wie die deutsche Volksseele durch Kitsch und Schund, durch „Schatten über Harlem" und „Im Westen nichts Neues" vergiftet wird und darum baut sie einen Wall gegen die Verflachung und Zersetzung und bringt uns wieder wahre, deutsche Volkskunst, wie sie einst war und wie sie wieder werden muß, um alles Zersetzende, Fremde, Undeutsche, zu verbannen. Turmhoch stehen die Aufführungen der „Braunhemden" über all den zweifelhaften, oft geradezu widerlichen sogenannten Kunstwerken der letzten Jahre und die Freunds des Nationalsozialismus werden im Geist dessen Kampf gegen die Nachtgestalten und zugleich den Aufstieg der herrlichen Bewegung auf der Bühne vorüberziehen sehen. Möge ein zahlreicher Besuch die Mühen unserer Berliner Gäste belohnen und ihnen helfen, den trüb gewordenen Ehrenschild ihrer Vaterstadt wieder blank zu putzen, damit das deutsche Volk erkenne, daß es neben der Stadt des Weltbürgertums und der Unmoral auch noch ein deutsches, ein erwachtes Berlin gibt, das heute auf der Straße sein Recht erkämpft!"
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Wildberg, 16. Dez. Weihnachtsfeier. Wenn der Turnverein Wildberg seine Weihnachtsfeier abhält, so weiß jeder Besucher, daß er bei Zeit in den Saal kommen muß, wenn er einen Platz bekommen will. So war es auch am letzten Sonntag. Lange vor Beginn der Feier war der Schwarzwaldsaal mit Turnern und Turnfreun
den gefüllt, welche das reiche Programm herbeigelockt hatte. In der Tat, niemand wird über die Darbietungen enttäuscht gewesen sein, sie waren zwar nicht überschwenglich sondern ganz dem Ernst der Zeit angepaßt. Mit turnerischer Schneidigkeit wurde der Eröffnungsmarsch zur Einstimmung vorgetragen. Vorstand Rathfelder begrüßte, mit einer schöner Turnergruppe als Hintergrund, die Erschienenen. Seine werbenden Worte für die deutsche Turnsache fanden großen Beifall. Mögen sie die, dem Turnsport Fernstehenden, ausgerüttelt und ihnen zum Bewußtsein gebracht haben, was sie der Turnsache und ihrem Körper schuldig sind. Begrüßenswert war es vor allem auch, daß die Turnarbeit praktisch vorgesührt wurde. Zuerst zeigten die Schülerturner ihr Können Die vorgeführte Gymnastik der Turner aber, war bewußte Körperkultur, wie sie jedem Menschen nottut. Die nächste Stufe zur Höhe waren die Barrenübungen. Mit Gewandtheit und Sicherheit bewegten sich die aktiven Turner an dem Geräte herum. Eine Nummer seltener Art waren die Darbietungen der Turnerinnen. Herr Schnei- derheinze ließ eine Puppenparade aufmarschieren. In geschmackvollen Kostümen und reizenden Tänzchen stellten sich Wiener Puppen, ein Holländerpärchen und und Tanzgirls vor. Vergessen seien aber auch nicht die Zinnsoldaten und die bösen „Buben" Max und Moritz. Die Grazie und Anmut der Turnerin aber zeigte der Tanz „Blume und Schmetterling". Damit war ein Ausschnitt aus der Turnarbeit gezeigt. Die Eerichtsszene „Der stumme Musikant" ließ nun den Humor zu seinem
MI WW Ilm mell
Rio Roman üer Ickebs, cksr Vsiounkt nnü rtes Verstanck68!
lse Schuster, eine der bekanntesten Romanschriftstellerinnen, führt uns in die freie Hansestadt Hamburg und läßt stolze und reine Menschen an uns vorüberstehen, vergißt aber wiederum nicht, ihre Schwächen zu zeichnen. — Niemand wird den Roman lesen, ohne Erschütterung der Seele, jedes wird ein Gefühl der Ei Hebung erleben. Man glaubt als Beteiligter mitzuschauen und gerade darin liegt die Stärke und Schönheit Ilse Schusters Werk. Gerade als Nachfolger des von rheinischer Fröhlichkeit und rheinischer Lebenskunst durchwobenen Romans „Rheinisch' Blutwird diese ernste Lebenssckilderung norddeutscher Menschen großen Anklang finden.
Noch in dieser Woche werden wir mit dem neuen Roman beginnen.
Verlag md SchriWinrig des SeseMasters
Rechte kommen. Ernsterer Art dagegen war das 3-aktige Volksstück „Gestohlenes Gut". In guter Rollenbesetzung wurde dasselbe gespielt und führte uns die Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens vor Augen. Reicher Beifall belohnte die Spieler mit ihrem bewährten Leiter Göttisheim. Das ganze Programm wurde flott abgewickelt und war von Musikstücken umrahmt. Einen wohlgelungenen und gediegenen Abend hatte der Turnverein Wildberg geboten, er reihte sich würdig an die Seite der früheren Feiern. Mit einem kräftigen „Gut Heil" möge der rührige Verein zu neuer Arbeit im neuen Jahre antreten.
Horb, 16. Dez. Weihnachtsmusik des Ev. Kirchenchors.
Wer am vergangenen Sonntag in der Erwartung seelischer Erhebung zum Konzert des Evang. Kirchenchors ging, konnte hoffen, daß das Konzert, wie seither immer, ihn vollauf befriedigen werde. Man hatte sich nicht getäuscht. Was man zu hören bekam, war echte, wundersame, erhebende Weihnachtsmusik mit seelenvollem Charakter. Herr Hauptlehrer Schlotterbeck verband in seinen Orgelsolos vollendete Technik mit feinfühliger Vortragskunst. Die Chorleitung lag ebenfalls in den sicheren Händen von Herrn Hauptl. Schlotterbeck, während die Orgel von Herrn Pfarrer Dr. Kurt Härin g-Hochdors prachtvoll gemeistert wurde. Herr Wilhelm Vogel zeigte als Violaspieler wieder sein überraschendes Können. Die Stücke für 2 Violinen und Orgel, die von Frl. Walburga V o e l t e r-Zuffenhausen und H. Fritz Rosenfelde r- Aldingen prachtvoll wiedergegeben wurden, strahlten eine verschwenderische Fülle tiefinneren Erlebens aus. Der Ev. Kirchenchor als Pionier wahrer, schöner Musik erwirbt sich durch solche Veranstaltungen große Verdienste.
Horb, 16. Dez. Glück im Unglück hatte letzte Woche ein Kind des Gipsers Konrad Dettling. Das Kind, ein etwa 5jähriges Büble, lief auf dem Heimweg von der Stadt hinter einem Fuhrwerk her und wollte beim Eut- leuthaus von der Straße wegspringen, als im gleichen Augenblick ein Auto vorbeifuhr, dessen Räder über das Kerlchen weggingen. Wie durch ein Wunder kam es. dabei abgesehen von Hautabschürfungen, ohne ernstere Verletzungen davon.
Vom Schwarzwald, 17. Dez. Schneefälle. Im Verlause des Sonntags sind über alle Höhen des südlichen Schwarzwaldes neue, zum Teil ergiebigere Schneefälle, als während der Vorwoche niedergegangen. So ist die totale Schneehöhe auf dem Kamme des Feldbergs auf 28 Zent., am Herzogenhorn auf 30 Zentimeter, auf dem Belchen auf 25—30 Zentimeter angewachsen; auch auf dem Stüben- wasen, Schauinsland und einigen nachbarlichen Höhenzügen liegt der Schnee in guter gleichmäßiger Form nunmehr einviertel Meter hoch. Die Erwärmung in den Tälern und in mittleren Schwarzwaldlagen ist also keines, wegs bis zu den oberen Bergzonen durchgedrungen: vielmehr sind die Temperaturen erneut kräftiger gesunken, so daß Montag früh bis zu —5 Grad im Feldberggebiet und tagsüber —2 Grad bis —3 Grad festgestellt wurden. Tauwetter herrscht erst unterhalb 800 bis 900 Meter. Oberhalb dieser Grenze bietet das Gebirge einen durchaus winterlichen Charakter, der sich sogar weiter auszuprägen scheint. In den oben erwähnten Höhenbereichen reicht die gegenwärtige Schneelage zum Rodel- und Skisport mengenmäs-
sig aus, qualitativ ist der neu gefallene Pulverschnee für den Wintersport sogar günstig zu bezeichnen. Lediglich die mangelnde Dichte des Schnees beeinträchtigt Skifahrten auf weite Strecken, da noch nicht alle Unebenheiten ausgeglichen sind. Im Feldberggebiet reicht die geschlossene Schneedecke bis Altglashütte und Hinterzarten herab, ist aber hier nur wenige Zent, stark. Im Nordschwarzwald liegt auf dem Höhenkamm der Hornisgrinde — Langen Grinde —, ferner nach dem Ruhe st ein — Seekopf — Zuflucht — Schliffkopf eine geschlossene Schneedecke, streckenweise, besonders an Nord- und Windschutzseiten, ist die Ausübung des Wintersports zwar möglich, aber hier doch wegen der ungenügenden Schneeunterlage noch nicht empfehlenswert.
Letzte Nachrichten
Die 60. Wiederkehr des 18. Januar 1871
Berlin, 17. Dez. In der heutigen Sitzung des Kabinetts wird voraussichtlich auch die Frage behandelt werden, wie der 60. Reichsgründungstag am kommenden 18. Januar begangen werden soll. Es ist anzunehmen, daß der Tag der Einigung Deutschlands diesmal, soweit es dem Ernst der Zeit angepaßt ist, zu einem nationalen Festtage gestaltet wird.
Die ostpreutzischen Behörden nehmen die Beziehungen zum landwirtschaftlichen Zentralverein wieder auf.
Königsberg, 17. Dez. Nachdem der Hauptvorstand des Landw. Zentralvereins Insterburg den staatlichen Stellen gegenüber sein Bedauern über die Vorgänge bei der Mitgliederversammlung des Landw. Zentralvereins Insterburg am 10. 12. 1930 ausgesprochen und diesbezügliche Erklärungen abgegeben hat, sind die amtlichen Beziehungen zwischen den staatlichen Stellen der Provinz und dem Landw. Zentralverein Insterburg wieder ausgenommen worden.
60 Jahre „Germania".
Berlin, 17. Dez. Die Germania, das führende Blatt der Zentrumspartei, kann heute, am 17. 12., aus ein 60- jähriges Bestehen zurückblicken. Das Blatt schreibt zu diesem Jubiläum: Die Grundsätze, die wir von den Vätern übernommen haben, stehen unverbrüchlich fest. Sie gipfeln in den Willen zur katholischen Tat und von da aus führen sie zur politischen Tat.
Verhaftung eines Reichstagsabgeordneten im polnischen Korridor?
Danzig. 17. Dez. Die Nationalsozialisten veranstalteten am gestrigen Dienstag im Friedrich Wilhelm-Schützenhaus eine Kundgebung. Bei dieser Gelegenheit wurde von nationalsozialistischer Seite mitgeteilt, daß der nationalsozialistische Reichstagsabgeordnete Himmler-München, der sich auf der Fahrt von Berlin nach Danzig befand, von den Polen im polnischen Korridor verhaftet worden sei. Nähere Nachrichten über das Schicksal des Verhafteten seien bis Mitternacht nicht zu erhalten gewesen. Von nationalsozialistischer Seite wurde angekllndigt, daß heute geeignete Schritte unternommen werden würden, um die Freilassung Himmlers zu erwirken.
Nothilse. Die Landwirte des Kreises Altenkirchen (Reg.-Bez. Koblenz) haben für bedürftige Familien des Jn- dustriebezirks 1700 Zentner Kartoffeln gespendet. Benachbarte Landgemeinden haben außerdem 300 Zentner beigesteuert.
Betrügerischer Syndikus. Der angebliche Rechtsanwalt Linde in Berlin wußte sich in das Vertrauen der dortigen Baptistengemeinde als Rechtsbeistand einzuschleichen. Er übernahm die Führung von Prozessen der Gemeindem t» glieder, ließ sich die Vorschüsse bezahlen, die Prozesse blieben aber liegen, weil er davon nichts verstand. Die Frau des Linde wirkte dabei mit. Beide sind vielfach vorbestraft^ Das Schöffengericht Berlin-Charlottenburg verurteilte das Ehepaar zu 3 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust»
Handel und Verkehr
Deutschlands Schulden und Guthaben im Ausland
Die Fachzeitschrift „Wirtschaft und Statistik" gibt in ihrem letzten Heft einen Ueberblick über die heutigen Schulden und Gut- haben Deutschlands im Ausland. Danach betragen die kurzfristigen - Forderungen des Auslandes an Deutschland schätzungsweise 10,8 bis 11,8 Milliarden Mark, die kurzfristigen deutschen Gegenforderungen an das Ausland dagegen nur 4,8 bis S,8 Milliarden, die kurzfristige Verschuldung Deutschlands ist demnach um rund 6 Milliarden größer als sein Guthaben. Die langfristigen Auslandskredite haben nach der Ende September 1930 abgeschlossenen Ausstellung etwa 9,3 Milliarden Mark betragen, denen nur langfristige deutsche Forderungen von rund 0,75 bis 1,0 Milliarde gegenüberstehen.
Das in Deutschland in Grundbesitz, Jndustriebetciligungen, Zweigstellen usw. angelegte Auslandkapital beziffert sich auf etwa, 6 Milliarden, das entsprechende deutsche Vermögen im Ausland^ dagegen auf 3,25 Milliarden. Insgesamt ergibt sich heute bei rund 9,8 Milliarden deutschen Guthaben und 26,6 Milliarden Schulden ein Mehr an Schulden von 16,3 bis 17,3 Milliarden Mark, während vor dem Krieg die deutschen Auslandguthaben aber nur aus etwa 9 Milliarden beliefen. Deutschlands Guthaben^ im Ausland war also vor dem Krieg um mindestens 20 Milliarden^ größer als seine Verschuldung. Mit andern Worten: Unser,! Auslandsschulden haben sich rund verdreifacht, während unsere Forderungen an das Ausland nur noch etwa ein Drittel von! 1913 betragen.
Handelskrieg zwischen Ungarn und der Tschechoslowakei. De» ungarische Handelsminister hat sämtliche Zollämter benachrichtigt, daß der ungarisch-tschechoslowakische Handelsvertrag um Mitternacht auf den 16. Dezember seine Geltung verloren hat. Demzufolge treten die in diesem Vertrag festgelegten Zollsätze außer Kraft und die aus der Tschechoslowakei stammenden Waren sinh nach ungarischen autonomen Zollsätzen zu verzollen.
Mev'el käse führt Deutschland ein? Deutschland führt jährlich für über 100 Millionen Mark Käse ein, und zwar etwa 90 o. H. Hartkäse und 10 v. H. Weichkäse. Weitaus am meisten kommt aus Holland, nämlich für 61,82 Millionen Mk. Di, Schweiz liefert für 17,33 Millionen Mk., Dänemark für 7,89 Millionen Mk., Frankreich für 4,46 Millionen Mk., England für 3,7S Millionen, Finnland für 2,87 Millionen, Italien für 2,70 Millionen, Oesterreich für 1,40 Millionen, Litauen für 0,85 Millionen Mk., Danzig für 0,79 Millionen Mk., Polen für 0,36 Mil, lionen Mark.