Freitag, 31. Oktober 193V

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Nr. 256 Gegründet 1827 Samstag, den 1. November 1930 Fernsprecher Nr 29 104. Jahrgang

Rekord... ° Rekord.... Rekord....!

öWer-Vell-Wort-WeMewerb in Washinglon

Bei der Suche nach Neuartigkeiten auf dem Gebiet des persönlichen Wettbewerbs ist Amerika am unermüdlich­sten. Dort drüben ist z. B. die Heimat derSchönheitswett­bewerbe". Im Ausspüren abwechslungsreicher Sensations­überraschungen ist dieses Land der unbegrenzten Möglich- , ketten unerschöpflich bis zur Geschmacklosigkeit. Man könnte dies am Ende mit gelassenem Lächeln hinnehmen, wenn alle ! diese Errungenschaften auf dem Gebiet des Wettbewerbs ! amerikanische Besonderheit geblieben wären. Aber man hat ! von drüben her sehr bald die Sache international aufgezo- , gen. Und daraus ergibt sich für uns die Frage: Müssen wir Deutschen denn alle solche aus Amerika eingeführten Sport- sexereien mitmachen?

Unmittelbaren Anlaß, diese Frage aufzuwerfen, bietet Sie Mitteilung, daß beim fünften Internationalen Rede- wettbewerbin Washington auch ein junger Mann aus Deutschland beteiligt gewesen ist. Den ersten Platz in dieser worteverschlingenden Schüler-Welt-Rede-Schlacht gewann ein aus Washington gebürtiger Amerikaner. Wahrhaft er­greifend, zu wissen, daß dieser junge Mann von 19 oder 20 Jahren der beste Redner des Nachwuchses in der ganzen zivilisierten Welt sein soll, wenigstens für das Jahr 1930. Neben ihm hatten nach dem papiernen Lorbeer noch sieben lindere Gleichalterige gegriffen, ein Chilene, ein Franzose, ein Engländer, ein Irländer, ein Kanadier, ein Mexikaner und wie gesagt ein Deutscher. Sechs Minuten lang durfte jeder Bewerber dem Gehege seiner Zähne eine wohl- oorbereitete Rede entströmen lassen. Dann wurden ihm noch vier Minuten zu einer Stegreifrede über ein bis dahin nicht mitgeteiltes Thema zugebilligt: er erhielt dafür aber auch d«ei Viertelstunden Zeit zum Nachdenken. Das Ren.- nen hoben neben dem Sohn der Stadt Washington der fron-, zösisch sprechende Kanadier und der Chilene gemacht. Dik anderen mußten sich mit einem Gesamtlab begnügen. De,

Deutsche sprach bei seiner ersten Rede überDie Bedeutung! der Geschichte für die junge Generation" nun müssen wir uns aber wirklich sesthalten, um nicht herauszuplatzen »leider zu langsam, so daß das Schlußzeichen ertönte, bevor er zwei Drittel seines Vortrags beendet hatte". Und dabei war dieser junge Mann aus 500 Altersgenossen in Deutsch­land sein säuberlich ausgesiebt worden!

Ja, Las ist ja das Betrübliche. Die ganze Groteske, die die da unter dem Schatten des Weißen Hauses Präsident Hoover wohnte dem Rederingen höchstselbst bei ihr für den deutschen Jungen enttäuschendes Ende fand, hatte in Deutschland und natürlich in den andern beteiligten Län­dern ebenfalls schon vor vielen Machen ihren Anfang ge­nommen. Rund 500 deutsche Schiller hatten den Beruf zum Demosthenes oder zum Cicero oder unsertwegen auch zum Stresemann in sich gefühlt. Vorsiekmng, Durchsiebung, Aus­siebung. Blieb Rest: Sechs Mann. <As wurden am Ver- fassungstag höchst feierlich im großen Hörsaal der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin erneut auf Zähne und Zunge geprüft; und der von diesen sechs Jünglingen mit tausend Masten in den Ozean schiffen durste, kehrt still auf gerettetem Boot heim geschlagen in dem gewaltiger, Welt-Wort-Wettbewerb zu Washington!

Genug der grausamen Ironie! Nun im Ernst: ward je Geld und Zeit nutzloser vertan als zur Förderung dieser jüngsten Blüte amerikanischen Sensalionsbekriebs? Der praktische Nutzeffekt aller der damit verbundenen Mühen und Anstrengungen bleibt uns unerfindlich, und der pädagogisch« Gewinn erscheint uns erst recht höchst zweifelhaft.

Nun wird man möglicherweise in Berlin behaupten, Deutschlands Beteiligung an diesem Schüler-Welt-Wort- Wettbewerb sei um unserer internationalen Beziehungen willen unerläßlich gewesen. Andere Staaten seien eifrig da­hinter her, deshalb könnten wir nicht zurückstehen. Im gan­zen Deutschen Reich wird mit Recht beklagt, daß wir vor vielem Reden und Schwatzen nicht zum Handeln kommen. Anstatt nun unsere Jugend zu schweigender Arbeit zu erziehen, ermuntert man sie zu großem Wortge­plätscher, reizt sie geradezu an zu eitler Äußerlichkeit, zu gespreizter Wichtigtuerei, verführt sie zur Ueberschätzung des gesprochenen Worts und schädigt durch solch internatto­nalen Wettbetrieb unter Umständen die Heranreisuna der Wachsenden und Werdenden. Für den internationalen Rede­wettbewerb sind ja eben nur Jugendliche ausersehen, Menschen, deren Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist, di« die Entfaltung ihrer geistigen Kräfte noch gar nicht voll­endet haben können. Ünd daß nun gerade die Beteiligung an einem solchen Wortringen Jugendlicher in breitester Oeffentlichkeitvor mehreren tausend Zuhörern", mel­deten die Kabel der Förderung der Charakterbildung dienlich sei, scheint uns eine Annahme, für die ein schlüssiger Beweis nicht zu liefern ist.

Wir möchten auf der anderen Seite nicht mißverstanden werden. So entschieden wir uns dagegen wenden, daß deutsche Schüler in Zukunft wieder dazu beitragen, ameri­kanisches Sensationsbedürfni- auf dem Gebiet der Wetttpie-

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l>!e Ursache des Alsdorser GrubenunglüSs

Das Oberbergamt Bonn teilt mit, daß nach dem bisheri­gen Ergebnis der Untersuchung des Explosionsunglücks aus der Schachtanlage Anna 2 in Alsdorf die Ursache der Explo­sion noch nicht einwandfrei festgestellt werden konnte. Es bestehe nach wie vor die Möglichkeit einer Ejkplosionsursachs über Tage wie unter Tage, und zwar hier im Bereich der östlichen Richtungsstrecke der 360-Meter-Sohle, wo auch die Benzollokomotive verschüttet ist und verschieden« Tote liegen. Eine Schlagwetter- oder Kohlenstaubexplosion könne als ausgeschlossen gelten.

Dem Sachbearbeiter des Verbands der Vergbauarbeiter,

Schud y-Bochum, ist von der französischen Verwaltung der Maybachgrube bei Saarbrücken nicht gestattet worden, in die Unglücksgrube einzufahren. Er berichtet, das Gesteinsstavbverfahr'.n, das besonders im Ruhrgebiet vor­bildlich durchgeführt ist und das größere Explosionen aus­schließt, sei auf der Maybachgrube gar nicht oder höchst un­zulänglich gehandhabt worden, obgleich gerade dieses Revier sehr wettergesährlich sei. Es liegt also jedenfalls eine Nach­lässigkeit der Grubenverwaltung vor.

Die Durchführung des Finanzprogramms

Berlin, 31. Oktober. Die vom Reichskabinett gestern ver­abschiedeten Finanz- und Wirtschaftsgesetze, die die Grund­lagen des neuen Reichshaushaltplans bilden, tragen zum Teil verfassungsändernden Charakter, bedürfen also im Reichstag einer Zweidrittelmehrheit, so insbesondere das Gesetz über die Einschränkung des Per­sonalaufwands im Reich und in den Ländern, das die im Reich eintretende Gehälterkürzung auf Länder und Gemeinden übertragen will, uud weiter das Gesetz, durch das dem Reich eine gewisse Aussichtsbefugnis über die Finanzgebarung der Länder und Gemeinden zu­gestanden werden soll.

Wie verlautet, wird die Regierung versuchen, um die Zweidrittelmehrheit herumzukommen, indem vertrag­liche Vereinbarungen über diese Fragen zwischen Reich und Ländern zustandegebracht werden sollen. Die Punkte, in denen die Länder Wider st and angekündigt haben, sind: Die Beaufsichtigung ihrer eigenen Finanz­gebarung, die Umgestaltung der Hauszins­steuer, die Senkung der Real steuern und die vom Reich geplante Kürzung der Beamten­gehälter. Die Länder sind zwar an sich mit einer Kür­zung der Beamtengehälter einverstanden. Das Reich will aber von der Ersparnis, die sich daraus für die Länder ergibt, für Finanzzwecke des Reichs 100 Millionen Mark abziehe n, und gegen diesen Abzug richtet sich der Widerstand der süddeutschen Länder und auch einzelner mitteldeutscher Länder.

Won süddeutscher Seite ist bei der Stuttgarter Be­sprechung vorgeschlagen worden, statt der einheit­lichen öprozentigen Kürzung der Beamtengehälter einen gestaffelten Abzug vorzunehmen, der mit 15 v H. bei den oberen Gehältern beginnen und auf 2 v. H. bei den unteren Gehältern sinken soll. Das Reich hält dem Stand­punkt der Länder entgegen, daß die Kürzung der Gehälter bei Länder- und Gemeindebeamten eine Ersparnis von 300 Millionen Mark bedeuten würde, so oaß, wenn das Reich für sich selbst 100 Millionen abzieht, den Ländern immer noch 200 Millionen verbleiben würden. Insgesamt wird die Kürzung der Beamtengehälter eine Ersparnis von 514 Millionen Mark bei öffent­lichen Körperschaften bedeuten, und zwar entfallen davon auf das Reich 62 Millionen, auf die Reichspost 62 Millionen, auf die Reichsbahn 90 Millionen, auf Länder und Gemeinden 300 Millionen.

Sachsen macht feine Zinsansprüche geltend

Nachdem vom Reich Bayern in bezog auf die Auszah­lung der Zinsen für die Postabfindung Zugeständnisse ge- s macht worden sind, beabsichtigt nach Zeitungsberichten die ' sächsische Regierung, ihre mehrere Millionen betragenden I Zinsansprüche aus der Abtretung der sächsischen Eisenbahnen an das Reich geltend zu machen.

Und Württemberg?

Der Reichskanzler verhandelte am Freitag mit Vertreter» der Regierungen von Thüringen, beiden Mecklenburg, Ol­denburg, Braunschweig und Lippe über den Finanzaus­gleich.

Die Reichszuschüsse für die braunschweigische Landes. Polizei sind für November weiter ausbezahlt worden.

Der preußische Landtag tritt am 4. November wieder zusammen und wird zunächst einige Mißkrauensanträge gegen den neuen Innenminister Severing zu erledigen haben.

Die Tariforganisationen der Eisenbahner verlangen eine Herabsetzung der Arbeitszeit und haben zum 30. November die Bestimmungen über Arbeitszeit und Aebersiunden im Tarifvertrag gekündigt.

Der amerikanische Staatssekretär für Auswärtiges. Stim- son, erklärte, die Regierung stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, daß die Verbandskriegsschulden an Amerika und die Rcparationslasten Deutschlands vollständig getrennt« Dinge seien.

lerer zu befriedigen, so sehr befürworten wir es, kniff tz« kleinen Kreise der einzelnen höheren Lehranstalten Rede« Übungen der Schüler veranstaltet werden. Unerläßliche- Erfordernis ist dabei, daß dies unter Leitung eines dazu fachlich und vor allen Dingen auch sprachtechnisch geeigneten Lehrers geschieht. Wenn also die höheren Schulen mit­helfen wollen, tüchtige Sprecher, sichere Redner heranzubil- den, dann ist die bescheidene Uebung in der Schule viel bes­sere Erziehungsarbeit an dem einzelnen, als wenn er vo» eine sogenannte Weltöffentlichkeit gestellt und dadurch ver­leidet wird, sich eine Bedeutung beizumessen, die er noch gav nicht verdient.

Katastrophe«

Die Sturm- und Hochwasserschäden im Reichenberger Be­zirk. DieZittauer Morgenzeitung" meldet aus Reichenberg (Sachsen), daß die Sturmschäden in den Bergen noch größer sind als die Hochwasserschäden. Die Wege im Jsergebirge und am JeschkLN sind noch unpassierbar, am Jeschken wur­den noch am Donnerstag anderthalb bis zwei Meter hohe Schneehöhen gemessen, im Jsergebirge sind alle Telephon­leitungen und elektrischen Leitungen gestört. Bei Gablonz wurde der Turnauer Autobus vom Sturm umgeworfen, die Insassen blieben unverletzt.

In der Nähe von Scheidelwitz (Schlesien) ist in der Nacht zum Freitag der Damm auf dem rechten Oderufer zweimal gebrochen ^und zwar in einer Breite von etwa 80 Meter. Die Wassermussen ergießen sich in die anliegenden Forsten. Scheidelwitz steht vollständig unter Wasser und ist von jedem Verkehr abgeschnitten. Auch di-> televbonischen Verbindungen sind unterbrochen.

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Im Fischbacher Krankenhaus sind drei weitere Verletzte gestorben. Die Zahl der Todesopfer der Maybachgrube hat sich demnach auf SS erhöht.

Der deutsche Kriegskriegerverband Kyff- häuser hat für die von dem Unglück auf der Maybach­grube betroffenen Kameraden und deren Familien 2000 Mark gespendet.

Die Reichs- und die preußische Staats: egierung haben für die Opfer von Maybach 50 000 Mark »ur "^rfügung gestellt.

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Das Leben in Italien

Am 30. Oktober, morgens 8.15 Uhr wurden, wie berich­tet, die Marken um Umbrien von einem 14 Sekunden dauernden Erdbeben heimgesucht, das sehr großen Sach­schaden verursachte. Das Beben war am stärksten in Mittel­italien. aber auch in Norditalien fühlbar. Eg soll von einem heftigen Seebeben in der Mitte der Adria verursacht wor­den sein, sonst hätte es noch weit schlimmere Folgen gehabt. Die adriatffche Küste von Ancona bis Ravenna ist besonder- stark betroffen. Die Hafendämme von Ancona weisen breit« Riffe auf; ein amerikanischer Dampfer wurde gegen eine Mole geschleudert. Das Rathaus, das Gerichts- und das Regierungsgebäude sind besonders schwer beschädigt. Das Militärlazarett mußte geräumt werden. Durch das Einstür. zen einer Kirchenfassade wurde ein Kind getötet. In Sint- gaglia wurden 20 Menschen getötet. Im ganzen sollen etwa 30 Menschen umgekommen und mehrere hundert verletzt worden sein. Zwischen Sinigaglia und Montemarciano wurde der Bahnkörper beschädigt. An vielen Orten wurden alle Drahtverbindungen zerrissen, so daß die Orte, wie be­sonders Ravenna, vom Drahtverkehr abgeschnitten sind.