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Mit der landwirtschaftliche» Wochenbeilage: »Haas», Sorten- und Landwirtschaft"

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Nk. 251 Gegründet 1827

Veendigling der Mgerlrlegs I« China?

Nanking und Mulden

Daß die Mandschurei dem großen Ringen zwischen ucord- tlnd Südchina bis ans Ende als unbeteiligter Dritter zu­schauen würde, hatte niemand erwartet. Dennoch war ihre plötzliche Entscheidung, diezurBesetzungvonPeking und Tientsin und der anschließenden Bezirke führte, eine große politische Ueberraschung. Gleichzeitig erschien eine Kundgebung, in welcher der mandschurische Führer T s ch a n g s ü l i a i7-z die streitenden Parteien zum Frieden aufries und Unterordnung unter die Nankinger Zentral­regierung empfahl. In demselben Augenblick siel die Stadt Tfinanfu, brach die Uebermacht des Generals Ienschi- schan, des Gouverneurs der Provinz Schansi, zusammen, und im seltsamen Gegensatz hierzu wurde dennoch die lang geplante Sonderregierung in Peking ausgerufen.

Was hinter den Kulissen dieser Ereignisse vor sich ging, weiß man vorerst nicht. Die unmittelbare Folge war jeden­falls der schnelle Zusammenbruch der Sonder­regierung im Norden.Präsident" Wangtschingwei verließ Peking und hält sich vermutlich gegenwärtig in Tai- juenfu auf. Nach anderer Lesart ist er nach Frankreich unterwegs. Der Uebergang vollzog sich dann in vollster Ordnung.

Der von Tschangsüliang geplante Friede stellte sich indes nicht ein, und insofern wuchs Mukden (Hauptstadt der Man­dschurei) nicht in die Stellung des Vermittlers, unter dessen Druck die streitenden Parteien den Frieden suchen müßten. Nanking schloß sich in seiner Antwort dem Friedenswunsch Mukdens an; gleichzeitig aber führte Tschiangkaischek, der Präsident der Zentralregierung in Nanking, den Feld­zug gegen Marschall Fengjusiang als seinen gefähr­lichsten Gegner für Gegenwart und Zukunft mit vermehrter Energie fort. Die Kriegsberichte aus Nordhonan, wo Tschiang mit überlegenen Mitteln die Mittelpunkte der Kuo- mintschun: Kaifengfu, Tschangtschau, Lanfang, angreift, lassen bei allem Vorbehalt gegen ihre unbedingte Zuver­lässigkeit doch erkennen, daß das Heer Fengs mehr und mehr zermürbt wird und in die schwierigste Lage gerät. Offenbar ist ihm der oft befchrittene Rückzug nach Westen abgeriegelt, so daß nur der Rückzug auf das nördliche Ufer des Hoangho, also auf ein Gebiet übrigbleibt, das nicht in den Bereich Fengs gehört und ihn in Gegensatz oder Ab­hängigkeit zu dritten Parteien bringen müßte. Seitdem Zu­samenbruch Schansis trägt e r die ganze Wucht des An­griffs der Regierungstruppen. Es heißt, daß ihn Jenschi- schan von Schansi aus mit Munition unterstütze. Von Tschangsüliang hat er aus alter, vom Vater (Tschangtsolin) vererbter Feindschaft nichts zu erwarten. So scheint die jetzt verbreitete Nachricht von dem beabsichtigten Rücktritt Fengs nicht unglaubhaft. Tschiangkaischek hat den bevor­stehenden siegreichen Abschluß dieses Feldzugs und seine Ankunft in Nanking zum Nationalfeiertag (10. Oktober) angekündigt.

Damit ist nun ein erheblicher Schritt zur Beendi­gung der Bürgerkriege und zum dauernden Frieden in China geschehen. Das vieleckige Verhältnis zwischen mehre­ren Militärparteien hätte sich aus zwei Pole Mukden und Nanking vereinfacht, und es käme nur darauf an, den Weg des friedlichen Zusammenwirkens zwischen beiden zu finden, der die Reichseinheit in ihren wesentlichen Be­ziehungen (Außenpolitik, Rechtspflege, Seezoll, Verkehrs­wesen) sicherstellte und den Bürgerkriegen auf absehbare Zeit ein Ende bereitete. Rein äußerlich betrachtet, hat die Lage eine gewisse Aehnlichkeit mit Anfang 1928, als Nan­king dienördliche Strafexpedition" antrat. Damals saßen Tschangtsolin und die Mukdener Partei in Peking als Erzmilitaristen und Volksfeinde. Damals warf Nanking im Bund mit Ienschischan und Fengjusiang Mukden in die Mandschurei zurück. Heute, nach langem, verlustreichem Bürgerkrieg gegen die früheren Bundesgenossen ist das Ergebnis: die erneute Besetzung Pekings durch die man­dschurische Regierung, diesmal geführt vom Sohn des ein­stigen Feind des Tschangtsolin.

Tschangsüliang, der Sohn Tschangtfolins, gilt, wie der Köln. Ztg. aus Schanghai geschrieben wird, als aufrichtiger Anhänger des Einheitsgedankens, und seine bisherigen Maß­nahmen lassen nicht die Absicht erkennen, ein Nordchina zu schaffen und mit der Mandschurei zu selbständiger Einheit zu verschmelzen. Wenn er den örtlichen Parteibüros der Kuomintang erneute Betätigung versagt, so mag dies «In­gedenk der verhängnisvollen Wirksamkeit dieser Stellen- durchaus im Interesse Nankings und der Kuomintang selbst liegen und von Nanking stillschweigend gebilligt werden. Richtig gesehen hat die chinesische Mandschurei alles Interesse an einem starken China. Der politisch durch Rußland und Japan schwer bedrohte Nordosten braucht die Rückendeckung durch ein machtvolles Hinterland. Freilich wird es immer ein hohes Maß von Selbständigkeit innerhalb des geeinten Reichs der 18 Provinzen beanspruchen. Aber je fester er mit ihm verwachsen ist, je stärker er sich innerhalb seiner Regierungsform zur Geltung bringen kann, um so besser für seine Entwicklung. Hier mag die Lösung liegen für dis Haltung Mukdens mit seinem kühnen Schritt nach Peking.

Montag, den 27. Oktober 1S30 F-rnsprech» Nr A 104. Jahrgang

Me furchtbare SchlMM-WOa im Saargebiet

92 Tote geborgen Weitere 7 Hoffnunglos eingeschloffen

Saarbrücken, 26. Okt. Auf Schacht Maybach bei Fried- richsthal erfolgte gestern eine Schlagwetterexplosion. Bl- jetzt sind 20 Tote und 20 Verletzte feflgestellt. S0 BergleiUe sollen sich noch im Schacht befinden, die nach der Befürch­tung der Bergverwaltung nicht mehr zu retten fem durften. Man vermutet, daß das Unglück durch die Explosion eine« Benzollokomotive im Querbau der vierten Sohle verursacht worden sei.

Im Orte Friedrichsthal herrscht selbstverständlich eine

Bor dem Eingang zu den Schächten hatte sich eine nach Tausenden zählende Menschenmenge eingefunden, die mit ! größter Spannung die Rückkehr ihrer Angehörigen erwar- s tete. Rettungsmannschaften auch der benachbarten Eru- s ben, Feuerwehrmannschaften, ziehen sich in langer j Schlange zu der Unglücksgrube. Bergleute, die die Grube i verlassen, werden umringt und ausgefragt. In den Ver- s waltungsgebäuden werden in der großen Halle die ersten ! Toten aufgebahrt. Aerzte und Techniker, Rettungs- s Mannschaften, Bergleute mit schwarzen Gesichtern, sran- - zösische Gendarmen und saarländische Landjäger, Gruben- j beamte und Vertreter aller Behörden stehen in Gruppen z zusammen und besprechen im Flüsterton die grausige Lage.

! Die Schilderungen der zur Ruhe gezwungenen Ber- ! gungsmannschasten geben ein Bild von der heldenhaften ^ Arbeit und von dem furchtbaren Anblick, der ihnen in der I Tiefe begegnet. Dauernd befinden sie sich im harten ! Kampf mit den Schwaden und trotz aller Anstrengungen j begegnen sie

nur Toten und Toten.

Schauerlich ist der Anblick verbrannter und erstickter Men­schen. Auf den Straßen begegnet man überall weinenden Frauen, die, von Kameraden ihrer verunglückten Ange­hörigen gestützt, nur langsam den Weg durch den dunklen Wald in ihr Heim finden. Hoffnung hat niemand mehr, und trotzdem verharrt die schwergeprüfte Menge die ganze Nacht bis zum frühen Morgen hindurch am Gitter der Eingangstüren, wo viele Frauen ohnmächtig zusammensinken.

Saarbrücken, 25. Okt. Wie die Erubenverwaltung Mey- bach zu der Schlagwetterexplosion in ihrer Schachtanlage gegen 10 Uhr abends mitteilt, sind noch etwa 90 Berg­leute unter Tage. Die Vergverwaltung befürchtet, daß diese sämtlich tot sind.

Auf dem weiten Grubengelände drängen sich Tausende von Angehörigen der verschütteten Bergleute. Nur mit Mühe können die Feuerwehrleute, Sanitätsmannschaften und Grubenbeamten den Ansturm vor den Toren des Schachts abdrängen. Im Zechensaal, wo sich die Vertreter der Presse aufhalten, und wo ab und zu eine knappe Mit­teilung über die Lage ausgegeben wird, hat man riesige weiße Laken ausgebreitet, um die Toten aufzunehmen.

i Noch läßt sich das Unglück nicht im entferntesten über- ! sehen. Wie viele Tote es sein werden, läßt sich noch nicht sagen. Bergleute, die die Verhältnisse kennen, bezweifeln, i daß auch nur einer der Eingeschlossenen das Tageslicht ! wieder erblicken wird.

s Bis jetzt sind 64 Tote geborgen, 40 werden noch oer- i mißt, bei denen keine Hoffnung mehr auf Rettung besteht ^ und 24 Bergleute liegen schwerverletzt im Krankenhaus.

Saarbrücken, 26. Okt. Die Berginspektion S teilt um 17 Uhr mit: Bis jetzt sind 85 Tote geborgen. Im Lazarett sind 3 gestorben. Unter Tage liegen an einer tSelle, die nicht zugänglich ist, vier Tote. Außer den 92 Toten fehlen noch 7 Bergleute, die an einer Stelle liegen, wo die Wet­ter noch brennen, die aber ebenfalls tot sind.

Die Schlagwettergefahr in der Grube Maybach.

Saarbrücken, 26. Okt. Die von der Explosion betrof­fene Erubengegend galt von jeher als stark schlagwetter­haltig. Die Abteilung 9, der fast sämtliche Verunglückte angehören, stand unter der besonderen Aufsicht des Fahr­hauers Meiser, der sich unter den noch nicht geborgenen Toten befindet.

Einstellung der Bergungsarbeiten auf Grube Maybach.

Friedrichstal, 26. Okt. Wegen der bis zur Unerträg­lichkeit gestiegenen Hitze in den Stollen sind die Bergungs­arbeiten zur Zeit eingestellt worden. Man vermutet noch etwa 10 Verunglückte unter Tage, von denen indes keiner mehr am Leben sein dürfte. Im Laufe des heutigen Tages sind die Angehörigen der Verunglückten an die Bahren ge­führt worden, um die Toten zu identifizieren. Die Bei­setzungsfeierlichkeiten sind auf kommenden Mittwoch an­gesetzt.

Kundgebungen im Ruhrgebiet.

Essen, 26. Okt. Im allgemeinen ist der heutige Sonn­tag im Ruhrgebiet ruhig verlaufen .obwohl die Kommu­nisten trotz des Verbotes durch Flugblätter zum Hunger­marsch aufgefordert hatten. In Essen kamen zwar im Laufe des Tages hin und wieder Ansammlungen zu­stande, doch konnte die Menge überall schnell zerstreut werden, ohne daß es zu größeren Zwischenfällen gekommen wäre. Im ganzen wurden 250 Personen wegen Nichtbe- l folgungen polizeilicher Anordnungen sistiert. In Mühl- : heim wurden am Samstag nachmittag mehr als 100 Per- ! sonen zwangsgestellt, die auf Lastkraftwagen die Straßen i passierten. Die Festgenommenen wurden in Mühlheimer : Kasernen gebracht und erst am Sonntag abend auf freien ! Fuß gesetzt. In Duisburg wurden 80 Personen zwangs- ! gestellt und dem Polizeipräsidium zugeführt.

Sie Trauerseier sör

Alsdorf, 25. Okt. Im Verwaltungsgebäude der Grube Anna I fand heute unter ungeheurer Anteilnahme die Trauerfeier für die Opfer des Grubenunglücks statt. Für den Reichspräsidenten, den Reichskanzler und die Reichs­regierung nahm Reichsarbeitsminister Dr. Stegerwald, für die preußische Regierung Handelsminister Dr. Schrei- ber an der Feier teil. Auch verschiedene ausländische Re­gierungen hatten Vertreter entsandt. Nach einer Ansprache des Vertreters des Eschweiler Bergwerkvereins, der erklärte, daß den Hinterbliebenen von seiten de« Werks nach Mög­lichkeit geholfen werden solle, widmete Dr. Stegerwald den Toten einen kurzen Nachruf. Eine unendliche Trauer liege über aanz DeuisMgnd und mit unserem Volke trauern last alle Völker der Welt um die Helden der Arbeit, vor deren Särgen wir aufs tiefste erschüttert stellen. Herzliches und aufrichtiges Mitg"l'"lll gest» vor ollem den Hinterblie­benen der Verletzten. Was irgend getan werden könne, sie vor Not zu bewahren, solle aeschellsn.

Für die preußische Regierung sprach Dr. Schreiber. Der Vertreter aes Bel»»sck>aftsratcs sandte den in ihrer Ar­beit dahivgeschied-nen Kameraden das letzteGlückauf"

Ergreifend» Abschicd""wrf-> sprachen llier"''f der katho­lische evangelische und 'üdjsch» Geistliche. Der Vertreter des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter svrach zugleich im Namen des Gesamtverbandes christlicher Gewerkschaften und des Gesamtverbandes der christlichen Angestellten. Er wies darauf hin, daß nur durch eine internationale Kohlen- Verständigung der Kampf gegen solche Katastrophen, gegen ^ das überhastete Tempo der technischen Entwicklung und das überhastete Arbeitstempo geführt werden könne.

I . Ein holländischer Abgeordneter sprach das Beileid

die Mörser Opfer

"'»d»'ländischen Roten Kreuzes und des niederländischen aus.

Dann würden uw-r O""»sln>es we pgo «» fge aus ^em Rerw^ltung'a»sZnde *wro,'-geh,-acht, ^oyf an Kopf ^and d>» Menne in dosten R' U»n »u? dem We»» nach dem Friedhof, um den Toten die letzte Ehre zu erweisen.

Unter den Klängen des Chopinschen Trauermarschei setzte sich

der gewaltige Letchenzug

vom Verwaltungsgebäude aus in Bewegung. Sanitäts- Mannschaften, Bergmännische und andere Bergwerksabord­nungen eröffnet«» den Zug. Vor den 40 Lastkraftwagen mit den Särgen schritten 32 katholische und 16 evangelische Geist­liche, sowie Rabbiner. Die Särge waren von den reichen Kranzspenden fast verdeckt. In langem Zuge trugen Feuer­wehrleute die riesigen Kränze des Reichspräsidenten, de, Reichs- und Staatsbehörden, der Städte und Verbände. Un­mittelbar hint^den Wagen folgte der Zug der Angehörigen der Verstorbenen. Die Vertreter der Verwaltung des Esch« weiter Bergwerkvereins, der Zechenverwaltungen usw. bil­deten den Abschluß. 137 Tote wurden in Alsdorf, 10 in Schaufenberg und 57 in Kellersberg beigesetzt. Die Bestat­tung der übrigen Toten erfolgte auf den auswärtigen Hei­matfriedhöfen. lieber eine Stunde zog der erschütternd« Trauerzug an den Tausenden von Menschen vorüber. Aus tzem ganzen Weg« zum Friedhof bildeten zahlreiche Verein« ivit ihren Fahnen Spalier. Ein« unübersehbare Menschen» meng« stand rechts und links des Wegs. Die Särge wur­den In di« Gruft gesenkt. Herzzerreißend war da» Abschied« nehmen.