Montag. 23. Juni 1S30
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preußische Justizminister auf dtag mitteilte, sind in der rmat und Genossen der in baren Auslagen insgesamt len, von denen 119 203,9S achverständigengebühren ent- sn Kutisker in der Staats-^ ! ^ Gesamtbetrag der entstand ! Z Reichsmark, wovon auf die Sachverständigen 53 634,8S
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Sie Kolomalsnml der kominlern
Moskau, 21. Juni 1980.
In den auswärtigen Beziehungen der Sowjet-Union Wellt die Propaganda der kommunistischen Internationale noch immer die Hauptrolle. Die Sowjetregierung leugnet das zwar offiziell immer wieder ab. Aber trotzdem ist es eben doch eine Tatsache, daß das Verlangen nach Ausbreitung der Weltrevolution im kommunistischen Busen zu groß ist, als daß Moskau derartige Bestrebungen unterdrücken könnte. Das letzte Kommunique über die deutsch-russischen Beziehungen, in dem die Sowjet-Regierung sich verpflichtete, sich aktiver Einmischung in die Angelegenheiten Deutschlands zu enthalten, muß daher in der gesamten Welt entweder als unaufrichtig erscheinen oder als leere Formel angesehen werden, der nicht mehr Glauben beizumessen ist als in früheren Jahren der Beteuerung des Friedenswillens der zaristischen Skgierung. Trotzdem wäre es illoyal, wenn man nicht anerkennen wollte, daß die Komintern zurzeit dieser Versicherung der Sowjetregierung keine ernstlichen Schwierigkeiten zu bereiten wünscht, weil ihre Interessen auf anderem Gebiete liegen: in Rußland glaubt man wieder einmal an den bevorstehenden ErfolgderWelt- revolution in Asien.'
Das erweckt die Erinnerungen an die Jahre, in denen Karachan in Asien tätig war und persönlich die Hilss- truppen für den Bolschewismus warb. Bekanntlich sind diese Bestrebungen der Russen jedoch seinerzeit gescheitert. Karachan, der sich schon als Vorsitzer des Rates der Volkskommissare Sowjet-Chinas sah, mußte dieses Land verlassen und die siegreiche Regierung T s ch i a n g k a i s ch e k s rottete in den Jahren 1927/28 den Kommunismus in China mit Feuer und Schwert aus. Auch in den übrigen asiatischen Ländern waren der kommunistischen Politik so schwere Mißerfolge beschieden, daß selbst die parteioffiziöse Presse es in Rußland für wichtig hielt, zunächst einmal nicht allzuviel von Asien zu sprechen und neue Methoden für die Arbeit der Sowjet-Emissäre vorzuschlagen.
Wenn es infolgedessen in den letzten Jahren den Anschein gehabt hat, als ob die sowjet-russische Propaganda in Asien nach den Mißerfolgen nachgelassen habe, so entspricht dies nicht den Tatsachen. Im Gegenteil, die Mißerfolge haben die Komintern zu umso größerer Tätigkeit angespornt. Nur hat Rußland die Methode gewechselt. Während man früher ein Bündnis mit irgendeinem bodenständigen, möglichst antiimperialistischen Faktor schloß, ist man in den letzten Jahren dazu übergegangen, selbständige kommunistische Zellen aus treu ergebenen und stramm proletarisch orientierten Parteigenossen in Asien aufzu bauen. Das ging natürlich nicht auf einmal. Man konnte immer'nur einige wenige Persönlichkeiten aus den asiatischen Ländern dazu bewegen, ihren Wohnsitz auf einen oder zwei Jahre nach Moskau zu verlegen, um sich hier in den verschiedenen Instituten der Sowjet-Union Kampsmethoden und Parteidisziplin des „kämpfenden Proletariats" anzueignen.
Das ist aber anscheinend doch einer ausreichenden Anzahl von Agitatoren geglückt. Wer heute die Sowjet-Presse verfolgt, gewinnt jedenfalls den Eindruck, daß die Moskauer Machthaber einen zwar kleinen, aber zuverlässigen kommunistischen Apparat geschaffen haben, der nicht nur in China, sondern vor allen Dingen auch in Britisch-Jndien und Französisch- Jndochina funktioniert und Moskau über alle Vorgänge in diesen Ländern aus das genaueste unterrichtet. Denn interessanterweise verfallen die Sowjets heute nicht mehr in
Was
Dresden, 23. 3uni. Das Gesamtergebnis der L a n d t a gs w a h l e n in Sachsen ist nach den vorläufigen amtlichen Feststellungen folgendes:
Sozialdemokratie
871 327
Letzte
Reichstags-
wah!
369 421
Letzte
Landtags.
wähl
922 932
Litze
32 <33)
Teutjche Volkspartei
227 Z1S
316 017
363 382
8 (13)
Kommunisten
355 852
382 568
345 530
13 (12!
Mrtschaftsparlei
27S 702
223 052
304 884
10 (IN
Deutschnalionale VP.
124 300
254 488
211 906
5 < »>
Landvolk
120 467
145 476
140 611
5 < 5)
Nationalsozialisten
376 724
74 343
133 958
14 l 5»
Demokraten
83 671
147 356
115 289
3 ( »
votksrechtparlei
44 142
87 545
70 131
7 t 3)
Nitsozialisten
16 187
—
40 598
- ' 2»
volksnalionale
39 351
—
—
2 t- >
Kommunist. Opposition
14 827
—
2212S
- <-)
Christlich-Soziale
57 6Ü8
—
—
r (- »
Das Ergebnis der Ävayien sächsischen Landtag flehr ganz im Zeichen des riesigen Anwachsens der nationalsozialistischen Stimmen. Man hat wohl einen nationalsozialistischen Erfolg bei den nächsten Wahlen erwartet, daß er aber, ein derartiges Ausmaß annehmen würde, hat man selbst in den politischen Kreisen Dresdens nicht vorausgesehen. Die Rechnung des ungeheuren nationalsozialistischen Stimmenzuwachses hat wohl die Deutschnakionale Volkspartei zu begleichen, deren Stimmen trotz der starken Agitation in einem Jahr von 218 309 aus 124 300 zurückgegangen sind. Aber auch die Deutsche Volkspartei wird, wctm auch nicht in dem gleichen Maße, ihr Teil zu dem nationalsozialistischen Siege beigetragen haben. Die Demokraten und die Wirk- schafkspartei haben wohl auch Verluste aufzuweisen, jedoch sind ihre« Einbußen nicht so erheblich, daß man von einer Uebel-raschung sprechen könnte. Ein gut Teil der Verluste der ersten 4 Parteien geht aber auch auf Kosten der 25 Prozent der Wählerschaft, die nicht den Weg zur Wahlurne gefunden haben. Die Kommunisten haben nicht di.« Erfolge errungen, die im Hinblick auf ihre reg« Wahlagitation von ihren politischen Gegnern befürchtet wurden. Die Abwanderung von der Sozialdemokratischen Partei nur KNiv ist in beschelidenen Grenzen aeblieben.
die plumpen Fehler, die die kommunistische Propaganda anfangs in Asien machte. Man treibt keine wilde Massenpropaganda mehr, sondern sucht sich die Objekte, die für die kommunistische Politik gewonnen werden sollen, von Fall zu Fall auf das genaueste aus und setzt mit größerer Propaganda nur dort ein. wo entweder in der Bauernschaft oder in dem Jndustrieproletariat durch wirtschaftliche Not und.Unruhen eine sichere Grundlage für die kommunistische Betätigung..besteht
Cs ist nicht zu verkennen, daß die Sowjets hiermit beträchtliche Erfolge erzielt haben. Die Bericht« aus Britisch- Jndien zeigen auf das deutlichste den Einfluß kommunistischer Schulung. Die Bildung von „Rothemden" an der afghanischen Grenze, die Durchführung des Boykotts europäischer Waren, di« Agitation für den Steuerstreik zeugen ebenso sehr für Moskau wie das gelegentliche Mitführen roter Kalmen, die die Embleme der Sowjet-Union, den
Die bayerische Krise
München, 23. Juni. Nachdem der ja ebenfalls zur bayrischen Regierungskoalition gehörende Bauernbund nun auch das von den Deutschnationalen zur Lösung der bayerischen Krise vorgeschlagene Junctim zwischen einer vom nächsten Ctatcjcchr ab einznsetzendsn großzügigen Verminderung der Verwaltungsausgaben abgelehnt hat, liegt die Entscheidung in der bayerischen Krise wiederbeideirRegierung. Diese denkt daran, mit ihren Deckungsvorlagen, unter deinen die Schlachtsteuer eine wesentliche Rolle spielen wird, auch ohne Verständigung innerhalb der Regierungskoalition direkt an den Landtag zu gehen und im Falle der Ablehnung zu dem Mittel deir Notverordnung zu greifen, mit dem man ja in Preußen seinerzeit die Ausdehnung der Gewerbesteuer auf die freien Berufe verfügt hat. Eine wesentliche Frage bildet aber dabei immer noch die Haltung detz Exponenten des Bauernbundes im Kabinett, des Land- Wirtschaftsministers Dr. Fehr. Es dürfte rein politisch kaum angängig sein, die Schlachtsteuer mit Notverordnung ohne die Zustimmung des Bauernbundministers einzuführen. Ob aber der Landwirtschaftsminister Fehr seine Unterschrift geben wird, ist noch sehr fraglich, während es andererseits im Falls seiner Zustimmung durchaus möglich und wahrscheinlich wäre, daß der Bauernbund selbst seinen Minister aus der Regierung zurückruft. I
Ob es wiederum einen Weg gibt, den Minister Fehr bei Verweigerung seiner Unterschrift unter die Schlachtsteuer auch ohne Gesamtdemission des Kabinetts zum Rücktritt zu bringen, ist ebenfalls zweifelhaft. Nur das eine steht noch der vorläufigen Klärung innerhalb der Bayerischen Volks- xXtei fest, daß. ganz gleich, wie die Schlachtsteuerkrise ge> löst werden sollte, eine wesentliche Aenderung des Regier ungskurses nicht mehr in Frage steht '<nd daß auch baldige Neuwahlen in Bayern nicht zu erwarten sind. Neuwahlen in der augenblicklichen politischen Situation würden den Ruin und den Zusammenbruch von Bayern bedeuten, und sie könnten auch erst nach Fertigstellung und parlamentarischer Verabschiedung eines neuen Wahlgesetzes erfolgen, da das alte Wahlgesetz vom bayrischen Vsrfassungsgerichtshof als in r^sentlichen Teilen verfassungswidrig erklärt worden ist. Selbst im Falle einen G"> /amtdemission der Regierung müßte die jetzige Regierung 'sann bis zur Verabschiedung des neuen Wahlgesetzes als gefchaflsführende Regierung weiter amtieren, da die Bildung oder Wahl einer neuen Regierung unter den geaen- wärtigen Verhältnissen kaum in Frage kommt.
NUN?
I Das «Gesamtbild des neuen sächsischen Landtags ist nicht dazu angetan, die Frage der Regierungsbildung, die im alten Landtag schon ein Problem darstellte, in rosigerem Licht erscheinen.zu lassen. Wie eine arbeitsfähige Regie- rungsmehrheit zustande kommen soll, kann heute noch niemand sagen. Der Ausgang der Wahlen in Sachsen kann nicht gerade als ermunternd für eine Neubildung de» Reichsvarlaments geltein.
Die Rückwirkungen auf Berlin
Berlin, 23. Juni. Der Eindruck des Wahlergebnisses in Sachsen ist im Reichstag außerordentlich groß. Die Regie- rung ist der Ansicht, daß der Reichstag aus den sächsischen Wahlen die Lehre ziehen müsse, eine Verabschiedung'der Deckungsvorlagen der Regierung müsse möglichst bald und unter Vermeidung einer Reichs- tagsausliching erfolgen. Ein anderes Verhalten würde nach Ansicht maßgeblicher Regierungskreise nur neues Wasser auf die Mühlen der Nationalsozialisten und Kommunisten leiten. Di« Regierung will infolgedessen die Ftnanzgesetze dem Reichstag vorläufig in der bisherigen Form zuleiten, unabhängig davon, wer Nachfolger Moldenhauers wird. De« Reichskanzler soll nach wie vor die Absicht haben, den bis, heriaen MrHchaflsminisler Dietrich für den Dosten de« Reichsfinanzministers zu gewinnen. Eine Cntschetduna hier« über dürfte je>-Äch am Montag noch nicht fallen, da Dietrich in Leipzig weilt und erst am Abend wieder mach Berlin M- rückkehrt.
In.-parlamentarischen Kreisen der Koalitkmslinken wird jetzt damit gerechnet, daß nach den Sachsenwahlen Regierung und Koalition beiderseits kompromißbereitersein werden, bzw. zum mindesten bis zum Herbst am Ruder bleiben können. -Trotz dieser Spekulation aufdie g», me infame Wahl angst stehen Regierung und Kva, lition vor neuen Schwierigkeiten. So besteht für die jetzig« Absicht der Reichsregierung, die finanzpolitisch« Krisis durch! ein ErmäLti g un g s g e setz in irgend einer Form zu binden, die Schwierigkeit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit. Falls in Sachsen eine Rechtsregierung wie in Thü- ringen zustande käme, hätten Reichsregieruna und Koalition sowohl für die Finanzpolitik wie für die Reichsreform m i t wachsenden Widerständen im Reichsrat zu rechnen, wo dann Bayern, Mecklenburg. Sachsen und
j Thüringen zujammenwirken könnten.
Hammer und Sichel, tragen. Die Berichte der französischen Presse, die davon sprechen, daß bei den letzten Zusammenstößen in Jndochina die Aufrührer die Polizei unter Hochrufen auf die kommunistische Internationale ent- rvassnet hätten, lassen ebenfalls keinen Zweifel daran übrig, wo die Drahtzieher dieser Eingeborenen-Bewegung sitzen. Und wen» schließlich in China dieser Tage eine chinesische kommunistische Partei ihren Jahrestag abhalten konnte, aus dem ein „Programm zur Bekämpfung des Imperialisten Tschiangkaischek" ausgestellt wurde, so ist auch das ein Zeichen dafür, daß die Maßnahmen der Nanking-Regierung nicht ansgereicht haben, um den Kommunismus an einer Wiederentfaltung seiner Tätigkeit zu hindern.
Allerdings wird man nicht verkennen dürfen, daß es sich zunächst wieder einmal, genau wie in den ersten Iah- ren kommunistischer Asienpropaganda, um Anfangserfolge handelt. Durchschlagendes ist bisher in Asien noch nicht erzielt worden. Damit rechnet man in Moskau vorläufig wohl auch noch nicht. Man hat gelernt, es zu ertragen, daß die k o m r. u n i st i s ch e Bewegung immei wieder Rückschiäge erleidet, ehe sie zu einem Erfolge führt. Aber gerade deswegen ist man diesmal um das Schicksal der kommunistischen Parteigenossen auch wenig besorgt. Und hier versagt eben auch das bisherige
System der Abwehr, das die sogenannten imperialistischen Mächte aufgerichtet haben. Die Sowjet-Union lebt ja mit all diesen Ländern in Frieden. Infolgedessen können die imperialistischen lÄnder den Handelsverkehr Mit Rußland nicht unterbinden. Unter dem einen oder anderen Vorwand bleiben die Verbindungen zwischen Sowjet-Rußland und Asien bestehen, — womit auch die Wiederanknüpfung der Beziehungen zwischen den Kommunisten und den asiatischen Völkern möglich bleibt. Sowjet-Rußland ist eben in der Vorstellung der bürgerlichen Nationen ein Wirtschastsfaktor, der nicht zu entbehren ist. Niemand hat den Mut, mit diesem Lande endgültig zu brechen, eine Einstellung, die, wie man sieht, durchaus nicht nur aus Deutschland beschränkt ist. Denn man mißversteht wie bei uns, auch in der übrigen Well, das Sowjet-System gänzlich, weil man sich einbrldet, daß «s rein wirtschaftlich« Interessen kenne. Für den Kommunisten ist und bleibt ab«» die Sowjet-Lehre das A und O seiner Politik, und so sind die wirtschaftlichen Beziehungen der Sowjet-Union di« Brück«, di« immer wieder Asiaten nach Moskau führt...