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Mit den illustrierte» Beilage« »Feierstunden- »Unsere Heimat-, »Di« Mode »om Tage-

vezugspreise: Monatlich einschließlich Trägerlohn 1.60; Einzelnummer 10 -Z. Erscheint an jedem Werktage. Verbreitetste Zeitung im O.-A.-Bezirk Nagold. Schriftlritung, Druck und Verlag v. E. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold

Mit der landwirtschaftlichrn Wocheubeilage: »Ha«»-, «arten- und Landwirtschaft-

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Nr. SS

Gegründet 1827

Samstag, den 26. April 193V Fernsprecher Nr 2g 104. Jahrgang

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Das Arteil eines englischen Grotzkaufmanns

Der Vorsitzende des größten englischen Inbustriekonzerns Imperial Chemical Industries Limited, Alfred M e n d, der vor einiger Zeit zum Lord Melchett erhoben wurde, schreibt zu der Haager Regelung der Reparationen: Durch den Doungplan soll die Reparationsschuld zu einer kauf­männischen Verpflichtung gemacht werden. Diese Umwand­lung wird aber wohl nur auf dem Papier bestehen bleiben- Das zeitweise Funktionieren des Dawesplans beweist nichts, denn er war nur eine verhältnismäßig kurze Zeit und unter außergewöhnlichen Verhältnissen in Kraft. Die Um­wandlung der Reparationen in eine kaufmännische Schuld Hätte in der Praxis zur Voraussetzung, daß die Re­parationsleistungen durch Sachleistungen erfolgen, denn zur Abtragung der Reparationen in Gold würde die gesamte Jahresproduktion van Gold in der ganzen Welt nicht hin­reichen. Daher müßte die Abdeckung im Kreislauf des Handels vor sich gehen. Es gibt aber keinen Geschäftsmann in der Welt, der Geschäfte der Reparationen wogen machen würde, sondern er macht sie um des eigenen Gewinns willen. Die Reparationszahlung von 115 Milliarden Goldmark in den wirtschaftlichen Kreislauf der Welt einzustellen, stellt an sich ein einzigartiges Problem dar. Die ganze Weltgeschichte bietet keinen einzigen Fall für Zahlungen von solch un­geheurer Höhe, die nicht auf kaufmännischem Boden ge­wachsen sind.

Dazu kommt, daß diese Zahlungen sich über 60 Jahre erstrecken und daß ihr Ende die wenigsten von uns erleben werden. Es ist sehr gut denkbar, daß in der Zukunft ein Zeitpunkt eintreten kann, an dem die Gläubiger selbst die Annahme von Reparationszahlungen verweigern. Es kann für ein Land unter gewissen Umständen zweckmäßiger sein, aus die Schuldzahlungen eines fremden Landes zu verzich­ten, als an dem eigenen in der Wirtschaft angelegten Kapi­tal Verluste zu erleiden und eine dauernde Arbeitslosigkeit heraufzubeschwören.

Machen wir uns einmal klar, was die Zukunft bringen kann. Unter dem Druck der Notwendigkeit, zu einem be­trächtlichen Ausfuhrüberschuß zu gelangen, mag der Repa­rationsschuldner gezwungen sein, so wirksame wirtschaftliche

Maßregeln zu treffen, daß er in der Lage ist, überall mit seinen Gläubigern erfolgreich zu konkurrieren. Er verkauft seine Waren in stets wachsenden Mengen und kann die hei­mischen und überseeischen Absatzmärkte seiner Gläubiger er­obern. Zugegeben, die Früchte dieser außergewöhnlichen Anstrengungen sollen in der Form von Reparationszahlung gen letzten Endes wieder den Gläubigerländern zugute kom­men, die sie ihrerseits zur Abdeckung der nationalen Schul- den und damit zur Senkung der steuerlichen Lasten ihres Landes benutzen mögen. Aber 4 s besteht kein notwendiger Zusammenhang zwischen denen, die den Vorteil von der Steuersenkung und denen, die den Nachteil durch den Ver­lust der Absatzmärkte haben werden.

Angenommen, die Nachfrage nach Stahl sinkt, und die Nachfrage nach irgend einem anderen Produkt, z. B. Kunst­seide, steigt. Das Kapital des Stahlfabrikanten kann nicht mehr produktiv arbeiten und wird schließlich verloren sein. Dann wird es für ihn nur einen schwachen Trost bilden, daß in der Kunstseidenindustrie zum Ausgleich seiner Verluste neues Kapital produktiv angelegt worden ist. Die Tatsache, daß bei den Reparakidnsleistungen kein Austausch, sondern nur ein einseitiger Empfang von Gütern statksindek. ist jetzt und in der Zukunft der Kernpunkt des ganzen Reparations- Problems.

Der Boungplan, der ja seine Brauchbarkeit erst erweisen soll, hat zur Lösung dieses fundamentalen Reparationspro­blems wenig beigetragen. Fragen, wie der Abbau der den internationalen Handel hemmenden Schranken, die Wieder­anlegung der Reparationsgelder in Deutschland, deren Lösung doch eine Voraussetzung für das Gelingen des Plans bildet, finden keine Behandlung in den Spalten des Doku­ments.

Bis zum heutigen Tag hat überhaupt noch keine der Reparationskonferenzen jemals diese Fragen angepackt, ob­wohl Geschäftsleute aus allen Lagern darunter auch ich auf die Wichtigkeit dieser Fragen wiederholt hingewie­sen haben. Die Zukunft wird zeigen, ob die heute von mir vorgebrachten Bedenken übertrieben sind.

lagerspiegel

Anker starker Beteiligung aus allen Teilen des Reichs und aus den Grenzgebieten wurde am Freitag in Biele­feld der evang. Reichsclternkag eröffnet.

Die chinesische Regierung in Nanking hak in Erfahrung gebracht, daß die gegnerischen chinesischen Militärverbände größere Wengen Munition in Europa und Amerika bestellt haben. Es sind Vorkehrungen getroffen worden» um die Sendungen zu beschlagnahmen, sobald sie in chinesische Ge­wässer gelangen. Die deutsche Reichsregierung hak bereits vor der Ausfuhr von Waffen und Munition nach China gewarnt.

Zolleryöhungen gestörte Gleichgewicht der gegenseitigen Kon­zessionen wieder hergestellt sei.

Ukrainischer Anschlag in Lemberg?

Warschau, 25. April. Nach Meldungen der polnischen Presse wurde in Lembe.rg neuerdings eine ukrainische Kampforganisation aufgedeckt, die verschiedene Sprengstoff- anschläge vorbereitet hatte. Die Polizei verhaftete in Lem­berg gestern 12 Personen, bei denen Handgranaten, Spreng­stoffe und verbotene Druckschriften beschlagnahmt wurden. Aus den gefundenen Aufzeichnungen geht angeblich hervor, ^ sie einen Anschlag auf den sowjetrussischen Konsul plan- ren. Ein weiterer Sprengstoffanschlag war nach den polni­schen Darstellungen anläßlich einer demnächst in Lemberg stattfindenden internationalen Tagung beabsichtigt.

Beschränkung der Einwanderung in Amerika

Washington, 25. April. Der Senat hat einen Antrag des Senators Harris, die Einwanderung aus Europa von 150 000 auf 80 000 Köpfe im Jahr zu beschränken, angenom­men; fener wurde einem Antrag Swanson, die Natio­nalitätenklausel wieder einzuführen, mit 37 gegen 36 Stim­men zugestimmt. Darauf brachte Senator Norbeck einen Antrag ein, letzteren Beschluß wieder aufzuheben, da die Verteilung der Einwanderungszahlen aus Nationalitäten sich gegen Deutschland und Skandinavien richte.

d Todesurteil gegen zwei Araber

Jerusalem, 25. April. Wegen der jüdisch-arabischen Un­ruhen in Hebron wurden weitere zwei Araber zum Tode verurteilt. Auch wurde ihnen eine gemeinsame Buße von 34 000 Mark auferlegt.

Neueste Nachrichten

Tagung des Parkeivorstandes der Deutschnakionalen Volks-

parlei

Berlin, 25. April. Der Parteiiv-orstanid der Deutschnatio- rralen Volkspartei trat am Freitag um 11 Uhr im Reichs­tag zu einer stark besuchten Tagung zusammen, nachdem schon von morgens 9 Uhr ab verschiedene Gruppensitzungen stattgesunden hatten. Nach Begrüßung durch den Partei­vorsitzenden hielt Dr. Hugenberg ein eingehendes Re­ferat über die Vorgänge seit der letzten Parteivorstands­sitzung

Der päpstliche Nuntius in Berlin

Berlin, 25. April. Der neue päpstliche Nuntius für Ber­lin, Cesare Orsenigo, traf heute vormittag von Rom auf >dem Potsdamer Bahnhof ein. Au seiner Begrüßung hatten sich im Aufträge der Reichsregierung der Chef des Protokolls, Graf Tattenbach, und der Batrkanreferent, Legationsrat O. K le e, der Berliner Bischof Dr. Schrei­ber eingefunden. Der Nuntius erwiderte auf die Begrü­ßungsansprache von Gras Tattenbach in deutscher Sprache.

Kundgebung der Ostdeutschen Landwirkfchafkskammern

Berlin, 25. April. Die Präsidenten der Landwirtschafts- Kammern von Ostpreußen, Grenzmark, Niederschlesien, Pom­mern und Brandenburg haben in einem gemeinsamen Schreiben dem Reichsernährungsminister Schiele den Dank der ostdeutschen Landwirtschaft für sein Agrar- prvgramm ausgesprochen, das geeignet sei, für die un- erkräglich gewordene Lage der Landwirtschaft eine Wendung zum Besseren herbeizuführen, wenn es folgerichtig und be- harrl.ch durchgeführt werde.

Die Aufhebung des Skahlhelmverbots in Rheinland-Westfalen

. -dttlin, 25. April. Don amtlicher Stelle wird mitgetei saß die Reichsregierung von verschiedenen Seiten ang gangen worden Zsj, di« Aufhebung des von der preußisch« , Gerung verfügten Stahlhelmverbots in Rheii land-Westfalen zu bewirken. Das Reichsministerium d Innern habe nun die zuständigen Stellen der Reichs- und d preußischen Regierung zu einer unverbindlichen Ausspraä «ingeladen. Bis jetzt sei zu der Frage nicht Stellung gerwr men worden, lieber die Aufhebung habe Preußen zu en scheiden: Preußen könne allerdings das Verbot nur z e i w e > lig aussprechen. Es werde Aufgabe der Besprechui skm, M prüfen, ob die Aufhebung erfolgen könne.

Zweigerks Besuch in Thüringen

Berlin, 25. April. Staatssekretär Zweigert vom Neichs- innenministerirm fährt am 30. April nach Weimar, um die Besprechungen fortzusetzen, die der thüringische Minister­präsident Baum in Berlin mit dem Reichsinnenminister Wirth begonnen hat. Die Besprechungen dürsten zum Hauptgegenstand die Frage der gemeinsamen An­rufung des Reichsgerichts in der Frage des thüringischen Ermächtigungsgesetzes haben.

Die kommunistischen Zersehungsschriflen

Berlin, 2tz. April. In der Untersuchung wegen der Her­stellung und Verbreitung kommunistischer Zersetzungsschris- ten für Reichswehr und Schutzpolizei wurden weitere Haus­suchungen und Verhaftungen vorgenommen. Insgesamt be­finden sich in dieser Angelegenheil bis jetzt 11 Personen in Hast.

Zu der Mitteilung desVorwärts" über kommunistische Störungstrupps am 1. Mai erklärt dieRote Fahne", daß weder der Hauptausschuß der Kommunistischen Partei, noch das Zentralkomitee des Kommunistischen Jugendverbandes ein solches oder ähnliches Rundschreiben verfaßt oder ver­sandt hätten.

50 Verletzte bei einer politischen Schlägerei

Ariern (Kreis Sangerhausen), 25. April. Im Anschluß an eine gestern abend hier abgehaltene Versammlung der Nationalsozialisten entwickelte sich zwischen diesen und Kom­munisten eine schwer« Schlägerei mit Biergläsern, Decken und Stühlen. Die Zahl der Verletzten beträgt auf beiden Seiten etwa 50. Ein Nationalsozialist erlitt schwere Ver­letzungen und wurde ins Krankenhaus gebracht. Da die im Saas anwesende städtische Polizei nicht ausreichte, mußten die Landjäger von Sangerhausen zu Hilfe gerufen werden. Das Lokal wurde gegen 12 Uhr nachts polizeilich geschlossen. Erst gegen 3 Uhr morgens war die Ruhe wieder hergestelll.

Oesterreichische Auswanderungen nach Frankreich

Wien, 25. April. Die österreichische Regierung hat, wie die .Neue Freie Presse' meldet, mit dem französischen Auswanderungskomitee ein Abkommen getroffen, wonach 15 000 österreichische Erdarbeiter in einem Zeitraum von drei Jahre» nach Frankreich vermittelt werden sollen. Die Mitnahme von Frauen ist ausgeschlossen.

Polnischer Widerstand gegen die deutschen Zollerhöh'ungen

Warschau, 25. April. Die Warschauer Handelskammer hat in einer Entschließung die polnische Regierung aufgefor­dert, die Ratifizierung des Handelsvertrags mit Deutsch­land erst vorzunehmen, wenn das durch die letzten deutschen

Gandhi und die mohammedanische Minderheit

London, 25. April. Die Blätter melden aus Bombay: In Erwiderung auf den von mohammedanischer Seite erho­benen Vorwurf, Gandhi wolle die mohammedanische Min­derheit unter die Herrschaft der Hindus bringen, erklärt» Gandhi in seiner ZeitungJungindien": Ich würde nicht zögern, den Minderheiten die Regierung Indiens zu über­lassen. Im Pundschab und im Nordwesten Indiens wurde die Zensur verhängt. Infolge des Eingreifens von Mili­tär ist die Lage ruhiger geworden.

Schadenersatzklagen gegen die Reichsmarine

Kiel» 25. April. Die zweite Zivilkammer des hiesigen Landgerichts verkündete heute vormittag zwei Entschei­dungen in Schadenersatzklagen, die von früheren Marine­angehörigen gegen den Reichswehrfiskus angestrengt wor­den waren. Sie waren seinerzeit wegen ihrer Beziehungen zu kommunistischen Kreisen fristlos entlassen worden. Die Klage des früheren Oberbootsmannsmaates Becker, dem vorgeworfen wurde, daß er einem Angehörigen derRoten Marine" abgelegte blaue Hosen geschenkt habe, die dieser für seine Uniform alsRoter Mariner" haben wollte, wurde in voller Höhe abgewiesen, dagegen wurde die Klage des k-üheren Oberheizers Gutknecht, dem der Eid zugewiesen worden war, daß er keine Zusammenkunft mit ihm als Kommunisten bekannten Personen gehabt habe, zur Hälfte anerkannt. Gutknecht hatte rund 8000 RM. eingeklagt.

Württemberg

Zur Wasserversorgung Stuttgarts

Ankauf der Roklenburger Quelle Wie die Süddeutsche Zeitung erfährt, hat der Stuttgarter Gemeinderat dem Kauf der auf Rottenburger Markung zwischen Rotlenburg und Niedernau liegenden Quelle de, Gips- und Kaliwerks Kußmaul, die 215 Sekundenliter liefert, um 32 000 Mark zugestimmt. Die Stadt Rottenburg behält sich das Recht vor. im Bedarfsfall ebenfalls an dem Wassersegen teilzunehmen. Das Wasser soll nicht besser und nicht schlechter sein als das Langenauer der Landeswasser­versorgung, aber die Stadt Stuttgart ist nun einmal darauf ver essen, ihren Bewohnern Schwarzwaldwasser, stark ver­mischt mit prima Neckarwasser, oorzusetzen. Die Rotten­burger Quelle könnte mit ihrer Jahreslieferung von etwa 10 Millionen Kubikmeter annähernd den derzeitigen halben Bedarf Stuttgarts decken. Die Quelle befindet sich in einer Entjernung von 24 Kilometer vom Stausee Hölzer tal»