Mittwoch, 29. Januar 193»

18t katholische Zöglings Die- staat- rrüfung haben im 3ahr 1929 102 allgemeinen Fortbildungsschulen besuchten insgesamt 54 273 Schüler, hten insgesamt 45 949, die Pflicht- »oheren Handelsschulen 1478 Schü- srauenarbeitsschulen waren 13 500 iwirtschaftsschulen besuchten 2003 i Schulen besuchten 3590 Knaben nen 4022 den Gymnasialunterricht, ädchen. zusammen 5557 den Real- -' 897 Knaben und 9844 Mädchen, lstischen Unterricht. Die Hnchschul- !ahr 1929 erworben 340 Gymna-

^ zusammen

l und 177 Mädchen.

dt und Land

Uagold, den 29. Januar 1930.

ist wie das tiefe Meer im To-ges- i Sonnenglanze der Liebe und spie» em alle gescheiterten irdischen Hoff- r versunken ruhen. O. v. Leixner.

r die Landrvirtfchaftsschule

c i e r, Schreinermeister, gehörige. Lange- und Emmingerstratze ge- Zreis von 38 000 -4L in den Besitz ist über. Die landw. W i n- ihren Wohnsitz in der Präparan- r wegen Inanspruchnahme dieses ninar ausziehen mutz, wird im rach einem notwendigen Umbau n Haus einen eigenen, ständigen if bedarf noch der Genehmigung

für Hinterbliebene von Invaliden-

über Leistungen in der Invaliden-

> gewährt vom Oktober 1929 an erbliebenenfürsorge auch den bis- aen Hinterbliebenen solcher Ler- Januar 1912 gestorben sind. Es d diesen Hinterbliebenen der An-

> dann zusteht, wenn ihnen auf cherungsgesetze die Hälfte der für en Beiträge erstattet worden ist. nt hat in einer Reoisionsenkschei- 30 die Frage grundsätzlich dahin Erstattung der Beiträge der An^ lenfürsorge nicht ausgeschlossen

leinderatssitzung am 22. Ja«. Nach Theurer im Oktober 1928 abge- ertraa ist der Firma Gebr. Theu- ücklieferung überschüssigen Wasser- ktrizitätswerk eingeräumt. Diese un, wie Betriebsleiter Brändle

1 G.m.b H.. Wavseii

ea. 30 00V Mk. / SV 000 Mk. Herabsetzung d. Milchpreises

wischen dem Handel einerseits lndererseits. Letztere verlange, fon in Tätigkeit trete und nicht ^ >me des Milchhofes. z der Geschäftsanteile der Ec- en, datz dieselben bis spätestens n den Rechner abzuführen sind.

senschaft an Bau- und Be- chhofanlage Pforzheim beiraot trag ist aufzunehmen. Die G>?- erfreulicher Weise ein Dar- Aussicht gestellt. Dieses Dar­wohl zu einem Teil von dem : werden, wieviel, hängt aber Unternehmens ab. Aus diesem von Schultheiß Mutz, Ebhau- ng vom 1. Febr. 1930 ab für rftsmitgliedern nach Pforzheim

2 Pfg. für die Genossenschaft entrale Pforzheim wird ange-

jedem Milchzahltag an die enossenschaft abzuführen. Bei h im Jahr ergibt dies 8000-11. lung einschl. Tilgung gewähr-

de die Milchpreisregelung be- autzerordentliche hohe Änlie- des Frischmilchabsatzes in den ine Notlage und große Ar- ilchzentrale Pforzheim zu einer iung des tägl. Liefe r- -feranten. Diese Quanten sind vielen Gemeinden nicht einmal A !S ausmachen. Die überschüssige. rzeuger behalten oder dort wo ing besteht, wird sie verarbei- welche Verarbeitungsmöglich- ihrer Erzeuger so ziemlich rest- t darüber geklagt, datz sie den cht mehr halten können. Sie mg ein. Die Meinungen hier­ar deshalb, weil kein einheit- eht. Letzterer bewegt sich von längeren Auseinandersetzungen rster Art wurde beschlossen: ar 1930 an den Stallpreis auf i dem Abschlag werden diese d. h. es mutz der seitherige h nach dem 1. Febr. bezahlt er Aussetztage haben oder Ma- z. je Liter abnehmen müssen, nung erledigt. Der Vorsitzende >ne Versammlung mit dem : Zeitpunkt kommen möge, wo er besser gehe.

Seite 3 Nr. 23

Nagolder TagblattDer Gesellschafter«

Mittwoch, 29. Januar 1930

heute mitteilt, in der Hauptsache in der Zeit, in welcher der Strombedarf des St. E. am geringsten ist, so datz der Strom mcht innerhalb des Betriebs des St. E. verwendet werden kann. Bei Weiterlieferung des bezogenen Stromes müßte die Stadtgemeinde der Fa. Gebr. Theurer pro KWSt. 0 75 -Z mehr bezahlen, als sie erhalten würde und hätte daneben noch den Leitungsverlust, die Verwaltungskosten usw. zu tragen Die Firma Eebr. Theurer verlangt Abnahme ihres ganzen überschüssigen Wasserstromes, ohne Rücksicht auf die Verwen­dungsmöglichkeit, während Betr.-Leiter Brändle erklärt, mit den Wortenan das St. E. K." habe seinerzeit ausgedrückt werden wollen datz die Fa. Gebr. Theurer nur insoweit Strom liefern dürfe, als innerhalb dem Betrieb des St. E. verwendet werden könne. Nach weiterer eingehender Bera­tung wird u. a. beschlossen, mit der Firma Eebr. Theurer und dem E.E.T. in der Sache nochmals zu verhandeln. - Der Vor- jitzende teilt zu der Prozehangelegenheit mit der Fa.Heiag" Greschdach A Co. in Herboldsheim, wegen Lieferung von Mastfüßen, die nicht den Vorschriften der Reichstelegrapyenver­waltung entsprechen, mit, daß die Fa. die Klage zürückgenom- men, und datz die Stadtgemeinde soviel am Rechnungsbetrag zurückbehalten habe, datz der Schaden und die Unkosten gedeckt seien. Es wird beschlossen, der Fa. eine Aufstellung über die Kosten und den entstandenen Schaden zuzusenden. Der zwi­schen der städt. Forstverwaltung und den Holzhauergesellschaf- wn Fünfbronn und Altensteig abgeschlossenen Holzhäuerakkord für das Jahr 1939, der auf den von der Staatsforstverwaltung nach Tarifklasse 1 verwilligten Löhnen aufgebaut ist, wird, ge­nehmigt, nachdem derselbe nun von den Holzhauern aner­kannt wurde. Forstmeister Mutscheler teilt mit, datz verschie­dene Angebote aus Langholz zum Kauf unter der Hand ein­gegangen seien. Der Preis mit 199 Proz. sei annehmbar: er befürwortet die Genehmigung des Verkaufes. Die Verkäufe werden genehmigt, bei einer Zahlungsfrist vom 15. Febr., 15. März, 15. April, 1939, bei Nichtbezahlung verzinslich mit 2 Prozent über dem jeweiligen Reichsbankdiskont. Im übri­gen werden den Verkäufen die allgemeinen städt. Bedingun­gen für den Verkauf von Stammholz nach dem schriftlichen Meiftgcbot zu Grunde gelegt. Bei einem Stangenkäufer war die Beitreibung des Kaufpreises aussichtslos. Die seiner­zeit verkauften Stangen sind nun wegen Nichtbezahlung Ei­gentum der Stadtgemeinde geblieben und sollen in Bälde wie­der verkauft werden, wobei der frühere Stangenkäufer für den Ausfall haftbar gemacht wird. Es liegt ein Kaufver­trag vor mit Philipp Waidclich, led. Bauer in Hochdorf, wo­nach die Stadtgemeinde an den Letzteren, die auf Markung Hochdorf gelegene, von Parz. Nr. 157 Nadelwald und Weg im Binsenberä weggemessene Fläche von 9 ar 75 Quadratmeter verkauft. Der Vertrag wurde von den Vertretern der Stadt­gemeinde, vorbehältlich der Genehmigung des Eemeinderats, unterzeichnet. Der Kemeinderat beschließt, das Trennstück nicht zu verkaufen, sondern dem Waidelich zu überlassen, die ge­wünschte Einfahrt nach Angabe des Stadtbauamts und der Forstverwaltunq anzulegen. Das Fahrrecht soll ihm in stets widerruflicher Weise und gegen Entrichtung einer jährl. Ge­bühr eingeräumt werden. Die Arbeiten zur Verbesserung der Wasserversorgung in der oberen Stadt, welche etwa 26 999 Reichsmark Kosten verursachen, sollen sofort zur Vergebung ausgeschrieben werden. Die Arbeiten bestehen in der Erstel­lung einer Pumpstation an der Bienengasse unterhalb der Karlstraße, der Legung einer Leitung von hier durch den Ileberbergerweg bis zu dessen Einmündung in den Weg Hesel- bronn-Altensteig-Dorf, woselbst ein Hochbehälter errichtet werden soll. Die Kinderschwester hat wiederholt beantragt, für die Kinderschule, in welcher z. Zt. 99 Kinder untergebracht sind, neue und geeignetere Sitzplätze anzuschaffen. Die Be­schlußfassung hierüber wird zurückgestellt, da zunächst Erhe­bungen darüber anzustellen sind, wie die Angelegenheit am be­sten geregelt werden kann. Hermann Lenk, Bäckermeister und Schiffwirt hier hat, nachdem sein bisheriges Baugesuch betr. Anbau an sein Geschäftshaus nicht zur Genehmigung führte, ein neues Baugesuch einegreicht, nach welchem das Gebäude im Innern einem Umbau unterworfen werden soll zu dem Zweck, ein Kaffee einzubauen, das allerdings gegen­über dem ersten Plan bei den nun sehr beschränkten Raum­verhältnissen wesentlich einfacher und kleiner gestaltet werden muß. Gegen den Viehmarktplatz sollen neue Fenster angebracht werden, zu welchen aber der erforderliche 3 Meter Abstand von der Eigentumsgrenze fehlt. Auf Vorschlag des Ortsbau­technikers wird entlang dieser Fenster auf einen Abstand von 3 Meter eine Baulast auf den städt. Platz Nr. 3 (Viehmarkt- platz) übernommen. Durch den Wegzug einer Familie, welche bisher in einem der beiden städt. Eisenbahn-Wohnwa­gen untergebracht war, wird dieser wieder frei. In den Wa­gen soll eine andere Familie, die mit der Bezahlung von nicht weniger als 449 -4L Mietzins im Rückstand ist. eingewiesen werden.

Primo de Rivera zurückgetreten

Der König ernennt einen neuen Diktator

Heilte och

müssen Sie den .Gesellschafter' benellen, wenn eine unverzögerte Weiterlieferung gewährleistet wer­den soll.

Unterjettingen, 28. Jan. Gründung eines Eewerbever- eins Unterjettingen-Oberjettingen. Nach einer vorausge­gangenen Versammlung, in der Verwaltungsdir. Ride- rer von der Württ. Handwerker-Krankenkasse über die Handwerker-Krankenkasse referierte, wurde unter dem Vorsitz des Eewerbevereinsvorstands Niethammer aus Herrenberg ein Eewerbeverein Unterjettingen-Ober- jettingen gegründet, dem sofort 26 Mitglieder beitraten. Der Ausschuß dieses neuen Vereins setzt sich zusammen: 1. Vorstand Gg. Brösamle, Adlerwirt in llnterjettin- gen, 2. Vorstand Heinrich Fortenbacher, Schneider­meister, Oberjettingen, Kassier und Schriftführer: Fritz Eisele, Schmiedmeister, Unterjettingen, Ausschutzmit­glieder sind Wilh. Eeltenbort, Metzgermeister, Un­terjettingen, Gottl. Brösamle, Maurermeister, Ober­jettingen, Johs. Weippert, Schuhmachermeister, Ober­jettingen, Fr. Eölz, Malermeister, Oberjettingen. Bei der Gründung wurde ganz besonders betont, datz dieser Zusammenschluß gegen keine andere Berufsgruppe gerich­tet sein darf, vor allem nicht gegen die Landwirtschaft, von der das Gewerbe zum größten Teil seine Aufträge erhält. Nur die Wahrung wirtschaftlicher Interessen, Lehrlingsausbildung und Prüfung, Meisterprüfungen, unterhaltende und belehrende Vorträge sind Hauptaufga­ben der Gewerbevereine. l

Unterreichenbach» 28. Jan. Verhängnisvoller Streit. ^

In Dillweitzenstein ereignete sich am Sonntag früh ein j verhängnisvoller Streit. Zwei verheiratete Einwohner s von hier, die Händler M. und N., gerieten in der Nähe , des Rathauses in Weitzenstein mit dem Kaufmann W. : in Dillweitzenstein in Wortwechsel. Dabei schlug man mit s dem Stock auf einander ein. Ein in der Nähe befindli­cher Dillweitzensteiner, der 23jährige Mechaniker N., kam s W. zu Hilfe und soll dabei M. einen Stotz in den Rücken > versetzt haben, so datz M. gegen die Mauer des Hauses 228 neben dem Rathause taumelte und sich eine schwere ' Schädelverletzung zuzog. Man brachte M. nach der Poli- ! zeiwache, wo er aber bald nach seiner Einlieferung starb. Er ist 30 Jahre alt und hinterlätzt drei Kinder. N. wurde ! sestgenommen. !

j Madrid, 29. Jan. Nach Beendigung des Ministerrats, s in dem sich sämtliche Minister mit Primo de Rivera soli­darisch erklärt haben, hat dieser dem König sein Rücktritts­gesuch sowie das der gesamten Regierung mit unwider­ruflichem Charakter eingereicht.

Primo de Rivera.

Madrid, 28. Jan. Primo de Rivera wurde 1871 als Sohn des Marschalls von Rivera geboren, der 1876 durch die Einnahme von Estella den zweiten Karlistenaufstand niederschlug. Primo de Rivera hat eine rasche militärische Laufbahn hinter sich. Schon im Alter von 30 Jahren war er General. Von 1917 bis 1921 war er Senator und ver­trat damals den Standpunkt der Aufgabe Marokkos. Gleichzeitig war er einer der Führer der Offiziers-Jun- tas. Zuletzt war er Generalkapitän in Barzelona, als er im September 1923 an die Spitze der Militärrevolution trat, die die bestehende parlamentarische Regierung ver­jagte und eine Militärregierung einsetzte, um dem durch die militärische Mißbräuche mitgenommenen Land auf­wärts zu helfen. Infolge des Auftretens von Abd- el-Krim sah er sich gezwungen, den Marokkokrieg entgegen seiner ursprünglichen Absicht zusammen mit den Franzosen kräf- > tiger als je zu führen und dort im Sommer 1925 sogar setvst den Oberbefehl zu übernehmen. Er erzielte dabei einen gewissen Erfolg. Im Dezbr. 1925 wandelte Primo de Rivera das nur aus Generalen bestehende Direkto­rium in ein Kabinett um, in dem er selbst den Vorsitz führte. Das Parlament und die Verfassung blieben wei­ter ausgeschaltet. 1926 kam es zu einer Krise der Dikta­tur Primos, als das Offizierskorps der Artillerie offen in Gegensatz zu ihm trat. Primo blieb Herr der Lage, da die übrigen Teile der Armee ihm treu blieben. Er erließ dann einen Aufruf, in dem er ankündigte, datz er numehr eine Nationalversammlung mit beratender Stimme vor­bereiten werde. Ein zweiter Aufruf im August 1927 for­derte zur Bildung einerUnion Patriotica" auf und kündigte ein königliches Dekret über die Einberufung der Nationalversammlung an. Als die Versammlung, die aus von der Regierung ernannten Mitgliedern bestand, im Oktober 1927 zum erstenmal zusammentrat, zeigte sich, datz sie trotz aller Hindernisse fähig war, Opposition zu machen.

Im Frühjahr 1928 wurde zum erstenmal von einer gewissen Amtsmüdigkeit des Diktators gesprochen. Nach­dem schon im Frühjahr 1928 eine neue Militärverschwö-

rung aufgedeckt worden war, kam es im Februar 1929 in mehreren spanischen Städten zu Aufständen gegen die Diktatur, die von der alten konservativen Partei unter Führung des ehemaligen Ministerpräsidenten Sanchez Euerra ausgingen. Sanchez Euerra wurde verhaftet und in Valenzia ins Militärgefängnis gebracht. Nachdem Primo mit seiner Demission gedroht hatte, gab ihm der König neue Vollmachten, die ihn in den Stand setzten, Herr der Lage zu bleiben und die spanische Artillerie aufzulösen, die den ständigen Herd von Unruhen bildete. Seit jener Zeit sind die Gerüchte über Rücktrittsabsichten des Diktators nie verstummt.

Primo de Niveras Nücktrittsgesuch angenommen, llebergangsdiktatur mit General Berenguer als Ministerpräsidenten.

Madrid, 29. Jan. Der König hat das Rücktrittsgesuch Primo de Riveras und der Gesamtregierung angenom­men und der Regierung für ihre unübertrefflichen Ver­dienste um Spanien seine höchste Anerkennung ausgespro­chen. Gleichzeitig ernannte der König den Chef des Mi­litärkabinetts General Damasco Berenguer. Graf von Lauen, zum Ministerpräsidenten und bat Primo de Ri­vera und die Minister, bis zur Neubildung des Kabinetts die Geschäfte weiter zu führen, was diese auch zugesichert haben.

Wieder elf Todesurteile in Rußland vollstreckt.

! Kowno, 29. Jan. Wie aus Moskau gemeldet wird, j werden in Vlagoweschensk elf Todesurteile durch die Wa­chen der OGPÜ. vollstreckt. Die 11 Verurteilten gehörten ^ einer weitzrusfischen Organisation an, die unter Führung ' des früheren zaristischen Rittmeister Arestulow stand und j mehrere Ueberfälle auf russisches Gebiet verübt hatte.

! Arestulow selbst ist es gelungen, aus dem Gefängnis zu i flüchten.

j KotniWer PM« i» Me» WWW«!

Wien, 28. Jan. Der hier weilende preußische Kultus­minister Dr. Becker hielt am Dienstag abend im Kultur­bund einen Vortrag überPädagogik der Gegenwart". Seine schweren Zwistigkeiten mit den deutschen Studenten scheinen auch auf seinen hiesigen Aufenthalt ihre Rück­wirkung nicht verfehlt zu haben, denn sofort nach Beginn des Vortrags herrschte lebhafte Unruhe im Saal, die von einem Hustenkonzert ausging, das die Zuhörer ursprüng­lich für einen Zufall hielten. Bald machte jedoch ein Chor von Hustenden die Ausführungen des Ministers schlecht verständlich und einige der jugendlichen Ruhestö­rer ließen Gegenstände zu Boden fallen, scharrten mit den Schuhen und machten Zwischenrufe, die sich schließlich bis zum Lärm verstärkten. Als die Zuhörer, unter denen sich der Unterrichtsminister Srbik, der Rektor der Universi­tät Eleispach. der deutsche Gesandte Graf Lerchenfeld und der französische Gesandte Clauzel befanden, Ruhe ver­langten, sprang einer der jugendlichen Ruhestörer auf und rief:Sie wissen ja nicht, wem sie zuhören. Das ist der Mann, der gegen den Anschluß ist!" Allerseits ertön­ten im Saal Rufe nach der Polizei. Inzwischen hatten 10 Polizisten unter Führung eines Offiziers vor dem Eingang des Vortragssaals Aufstellung genommen. Nach einer kurzen Unterbrechung konnte Minister Becker seinen Vortrag sortsetzen. Bald wurde er jedoch wieder von neuem Lärm gestört. Der Präsident des Kulturbundes stieg schließlich auf das Podium und entschuldigte sich beim Publikum wegen der Ruhestörungen. Darauf rief

einer von den Ruhestörern:Warum soll denn bei einem solchen Vortrag Ruhe sein?" Neue Zwischenrufe ertönten, bis schließlich die Ruhe wieder hergestellt war und Mini­ster Becker seinen Vortrag, der mit Beifall ausgenommen wurde, zu Ende führen konnte.

Glückwünsche an den Kaiser. Im Namen der Deutsch­nationalen Voltspartei hat Abg. Dr. Hugenberg an Kaiser Wilhelm in Doorn telegraphisch die ehrerbietigsten Glückwünsche zu seinem 71. Geburtstag (27. Januar- über­sandt. Auch die preußische Landtagsfraktion hat ein Glück­wunschtelegramm abgesandt.

Verlobung der Prinzessin Ileana. Die jüngste Tochter des verstorbenen Königs Ferdinand von Rumänien, Prin­zessin Ileana, hat sich mit dem Grasen Hochberg, einem Sobn des Fürsten von Pl-eh. verlobt.

yeillger Bürokratius! Die Väckerinnung in Düsseldorf wollte am Sonntag eine große Werbung für den Mehrverzehr von Roggenbrot durch eine Rund­fahrt von 50 durch die Bäcker entsprechend geschmückten Kraftwagen veranstalten. Der Polizeipräsident hatte die Werbefahrt genehmigt, der Herr Regierungspräsi­dent aber verbot sie in letzter Stunde, als'die Auf­stellung eben beendet war. Da die Bäckereien die nicht un­bedeutenden Aufwendungen nicht ganz umsonst gemacht haben wollten, ließen sie die Wagen einzeln durch die Stadt fahren. Auch das nahm die Polizei nicht ruhig hin. Das Ueberfallkommando raste in Kraftwagen durch die Stadt. In einem Fall forderte die Polizei den Kraftwagen­führer auf, die Dekoration und die Bäckerarbeit (die zur Schau gestellten Roggenbrote usw.) vom Wagen abzu­reißen. Der Bäckergeselle erklärte, dazu sei er nicht be­rechtigt, weil der Wagen mit seinem Schmuck seinem Meister gehöre: er wurde dafür zwei Stunden ein ge sperrt, bis sein Meister ihn wieder losesten konnte. Der Regierungs­präsident begründet sein Verbot mit dem Erlaß des preu­ßischen Ministers Grzesinski, der aus politischen Gründen (wegen der kommunistischen Unruhen letzter Zeit) öffentliche Umzüge verbietet und nur ganz bestimmte Umzüge mit be­sonderer Genehmigung zuläßt. In Düsseldorf ist man ge­spannt darauf, ob nun auch die K a r n e v a l s u mz ü g e verboten werden.

Wuppertal". Die aus Grund des neuen preußischen Eingemeindungegesetzes vereinigten Großstädte Barmen und Elberfeld sollen nach einer Verfügung des preu­ßischen Innenministeriums künftig den Einheitsnumen Wupperstadt" führen. Die Stadtverordneten lehnten diesen Namen ab und wähltenWuppertal", womit sich das Staatsministerium einverstanden erklärte. Die beiden Städte führen also künftig gemeinsam den Namen W u p p e r t u l.

Großfeuer. Nach Feierabend ist in Geestemünde die große Kistenfabrik Thomas Jürgensen abgebrannt. Die wertvollen Maschinen wurden vernichtet. Man vermutet Brandstiftung.

Likwinow und Konsorten freigesprochen. Das Pariser Schwurgericht hat die der Wechselfälschungen und des Be­trugs angeklagten Litwinow (Bruder des Moskauer Volkskommissars), Diamantenhändler Joffe und Lebo- rius freigssprochen. Der eigentliche Fälscher, Bankier Alschitz aus Moskau, wird steckbrieflich verfolgt.

SammlungBrüder in Rot«. Die Sammlung für die deutsch-russischen Flüchtlinge hat bis jetzt rund 300 000 -4L ergeben. Sie setzt sich überwiegend aus kleinen und klein­sten Beiträgen zusammen, die namentlich aus Süd­deutschland in großer Zahl eingegangen sind. Außer­dem hat Reichspräsident v. Hindenburg 200 000 -4L zur Verfügung gestellt.

Ehrung des Kapitäns Dreyer. Wie Associated Preß au» Montevideo (Uruguay) berichtet, beschloß der dortige Stadt­rat einstimmig, das Gedächtnis des Kapitäns Dreyer, der in der letzten Woche bei dem Schiffbruch des Motor­schiffsMonte Cervantes" den Tod gefunden hat, zu ehren. Das Schiff hatte seine Fahrt über Buenos Aires nach dem Feuerland in Montevideo begonnen.

Deutsche Gebete in Südtirol verboten. Die italienischen Behörden in Südtirol haben den Kindern das Beten in deutscher Sprache bei Leichenbegängnissen verboten. Auf neuen Grabsteinen dürfen nur Inschriften in italienischer Sprache angebracht werden.

Svock

Siege des Gestüts Weil. In der vergangenen Rennzeit hat sich das Gestüt Weil bei Eßlingen, Besitzerin Fürstin zu Wied (Prinzessin Pauline von Württemberg) mit einer Gewinn­summe von 339 469 Mark den dritten Platz unter den deutschen Rennställen nach den beiden Ställen Oppenheimer erobert. Der KlassefliegerOberwinter" hat allein in Hamburg und Wien 96 620 Mark verdient. Der Stall ist zurzeit mit nicht weniger als 14 Dreijährigen neben den andern Altersklassen aus- gerüstet.

Eine Fernfahrt im Faltboot. Zwei Kölner Studenten. Steckelbach und Schlosser, sind am 27. Januar in Mar- seilte eingetroffen. Sie haben ihre Fahrt in der Ostsee angetre­ten und sind durch die Nordsee, durch Holland den Rhein hinauf und der Rhone entlana qefabren. Sie wollen von Marseille längs der italienischen Küste, Sizilien, Tunis und Tripolis nach Aegypten fahren, um den bisherigen Weltrekord von 10 090 Kilo­meter zu brechen.

Der Dornier-Superwal D 1782 ist am Montag 2.20 Uhr Amsterdamer Zeit auf dem Marineflughafen in Amsterdam nieder­gegangen und am Dienstag nach Warnemünde weitergeflogen.

Da» brilische Luftschiff R. 100, das am Montag vormittag 9.38 Uhr zu einem 48stündigen Versuchsflug über 3000 Meilen gestartet ist, hat außer Schottland und Irland auch den Konti­nent besucht. An Bord des Schiffs befindet sich u. a. sein Erbauer Burney.

Französischer Flug nach Indien. Die französischen Flieger Girier und Weiß, die am 17. Januar von Jstres (Südfrank­reich) abgeflogen waren, sind am 27. Januar in Bombay einge­troffen und haben am 28. Januar den Flug nach dem Endziel, der französisch-indischen Kolonie Pondichery fortgesetzt.

Die heutige Nummer umfaßt 8 Seite«.