Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Seite 2 Nr. 14_

machten so Sie weiteren Ausführungen des Redners un­möglich, worauf die Polizei die Versammlung schloß.

Anstiftung zum Meineid. Wegen einer Schlägerei hatte der 25 I. a. ledige Hilfsarbeiter Friedr. Wagner von Höfingen OA. Leonberg eine Strafverfolgung zu gewär­tigen, der er dadurch zu entgehen suchte, daß er einen 19- jährigen Metzgerburschen, der den Vorfall mit angesehen hatte, bestimmen wollte, keine belastenden Angaben gegen ihn zu machen. Er hatte sich nun vor dem Schöffengericht Stuttgart wegen Verleitung zum Meineid zu verantworten, wobei er zu 1 Jahr Zuchthaus verurteilt wurde.

Stuttgart, 17. Jan. Todesfall. Major a. D. Hei- gelin, der bekannte Kameruner Forscher und Held, ist nach längerer Krankheit in Reutin bei Lindau gestorben. Heigelin hat in der deutschen Kolonie Kamerun vor dem Krieg erstaunliche Erfolge erzielt. Im Krieg hielt er sich mir einer kleinen Schutztruppe gegen eine große englisch-fran­zösische Uebermacht. Nach langen hartnäckigen Kämpfen mußte er mit dem Rest seiner Leute nach Spanisch-Kamerun übertreten. Er war dann lange auf der Insel Fernando-Po interniert. Dort erhielt seine eiserne Gesundheit den Stoß, von dem er sich nie wieder ganz erholte.

Der Personalstand des Reichs und der Reichspost. Dem

Reichstag ist eine Uebersicht über den Personalstand der Hoheits- und Betriebsverwaltungen des Reichs und der Reichspost nach de,.^ Stand vom 1. Juli 1929 zugegangen. Gegenüber dem Stand vom 1. Juli 1928 ergibt sich ins­gesamt bei den Hoheitsverwaltungen ein Weniger von 100 Beamten, ein Mehr von 1290 Angestellten, ein Weniger von2825 Arbeitern; bei der Reichspost ein Weniger von 5896 Beamten, ein Mehr von 2266 Angestellten und ein Mehr von 10 506 Arbeitern. Die Zahl der Beamten in den Hoheits- und Betriebsverwaltungen des Reichs betrug am 1. Juli 1929 insgesamt 98 181, die Zahl der Angestellten 26 894 und die Zahl der Arbeiter 50 949. Bei der Deutschen Reichspost betrug die Zahl der Beamten 241 441, wovon 39 740 weibliche Beamte waren. Die Zahl der Angestellten betrug 4725, wovon 4118 weibliche sind. Die Zahl der Ar­beiter betrug 50300.

Tübingen. 17. Jan. Darlehenskassenbetrug. Das Große Schöffengericht hat den Rechner des Darlehens­kassenvereins in Ofterdingen, Steinhilber, der wegen Be­trugs, Unterschlagung, Untreue und Bankerotts angeklagt war und die Darlehenskasse Ofterdingen um 32 000 Maxk geschädigt hat, zu 1 Jahr 9 Monaten Gefängnis verurteilt.

Wimpfen, 17. Jan. Die Eindeichung von Wimpfen im Tal wurde vom Gemeinderat in Anwesenheit je eines Vertreters des Hessischen Finanzministeriums, des Wasser­bauamts Worms und der Denkmalpflege beschlossen. Die Gesamtbaukosten betragen etwa 148 000 Mark, davon ent­fallen auf die Gemeinde )4. Zu den Arbeiten sollen Er­werblose in Anspruch genommen werden. 3m ganzen kom­men etwa 6000 Tagwerke in Frage.

Reichenbach a. F., 17. Januar. Wegen Arbeits­losigkeitinden Tod. Ein seit längerer Zeit arbeits­loser junger Mann hat in der Nacht auf Mittwoch durch Einatmen von Gas seinem Leben ein Ende bereitet.

Reu-Rlm, 17. Jan. Familientragödie. Im nahen Pfuhl hat sich der Hauptlehrer Christian Heim vor den Augen seiner Frau erschossen. Familienstreitigkeiten dürften der Anlaß zu dem unglücklichen Schritt gewesen sein.

Aus Stadt und Land

Nagold» den 18. Januar 1930.

Nur wer eigene Jrrtllmer lächelnd erkennt, wird ein­mal den Weg zur Wahrheit finden.

Ware" Mensch

Bor einiger Zeit ist von einem Leipziger Kaufmann eine grauenvolle Untat begangen worden. Um eine hohe Le­bensversicherungssumme zu erhalten und seinen eigenen Tod vorzutäuschen, schloß er einen Landstreicher in sein Auto und verbrannte ihn auf offener Landstraße bei lebendigem Leib. Das, was dieses Verbrechen so besonders grauenvoll macht, ist nicht bloß die Grausamkeit des Mords, sondern diese unmenschlich kaltblütige Berechnung, die den andern, ohne mit dem Wimper zu zucken, tötet, um aus seinem Tod zu profitieren. Des Andern Leben ist ihm zu einem finan­ziellen Ausbeuteobjekt geworden, das man vernichtet, wenn öin paar Zehntausender dabei herausspringen. Der andere wird nicht mehr als Mensch, sondern als Ware geachtet, die man verschachert, und, wenn's dem Geldbeutel dienlich ist. auch zerstört.

Es ist eine immerhin nicht alltägliche Brutalität, die in diesem Mord zutage trat. Aber trotzdem: dieser Vorfall hat eine geradezu symptomatische Bedeutung. Oder ist es nicht so, daß die hinter diesem Wort stehende Gesinnung, die den Menschen zurWare" herabwürdigt, weithin in unserem wirtschaftlichen und sozialen Leben Platz gegriffen hat? Dieser Mord ist nur die letzte Folgerung einer Gesinnung, die unsere Zeit weithin beherrscht:Ware"-Mensch, von der man profitiert.Ware" in den Betrieben, wo man viel­fach bei der Einstellung von Arbeitskräften nicht auf den Charakter achtet, sondern auf das Ergebnis der psychotech- nischen Leistungsprüsung, bei der Muskeln, Nerven und Alter bemessen werden und der Mensch zu einem großen Arbeitstier erniedrigt wird.Ware" im Wirtshaus, das den größten Alkoholkonsumenten als den bestenKunden" schätzt und sich nicht verantwortlich weiß für das Elend, das dadurch in der Seele des Trinkers und in seiner Familie gezüchtet wird.Ware" auf dem Sportplatz und in der Arena, wo tobende Zuschauer Muskelfensationen und ent­fesselten Kamps begehren und keinen Sinn mehr dafür haben, wie sehr sie dadurch den andern erniedrigen und in seinen rohesten Instinkten auspeitschen, seelisch verderben. Ware" auch in den Familien, in den Parteien, in Literatur und bildender Kunst, im Verhältnis der Geschlechter.

Diese fürchterliche Einstellung, die das Du bloß noch als Werkzeug erkennt, nicht mehr als Wesen mit einer empfin­denden Seele, hat allmählich alle Welt verseucht. Sie ist daran schuld, daß echte Gemeinschaft so selten mehr möglich ist. Sie muß letztlich unser ganzes Kultur- und Geistes­leben zerstören.

Was uns bitterer not tut als alles andere, das ist, daß wieder derB r u d e r" - Me n s ch erkannt wird; daß wie­der Verpflichtung und Verantwortung für den andern lebendig wird. Das geschieht nicht durch herrliche Reden und rührende Verbrüderunasszenen. sondern in aller

Eirifalt und Stille, indem man sein Verhältnis zu allen Menschen, mit denen man irgendwie in Berührung steht, einer durchgreifenden Aenderung unterzieht, bei der nicht der Geschäftsgeist und die selbstische Genußsucht, son- dern die Seele und die Liebe spricht. tl.

Tödlicher Tagdunfall

Wieder, nach kaum vier Wochen, haben wir die ernste Pflicht, von einem Unglücksfall zu berichten, der in überall tiefstes Bedauern und größte Anteilnahme erweckt. Herr Alfred Reclam ist gestern nachm.sauf einer Fuchstreibjagd im staatlichen Revier tödlich verunglückt. Niemand von all den froh und wohlgemut gestern um die Mittagsstunde auf die Jagd ziehenden Jägern ahnte auch nur im geringsten, daß das Halali am Abend einem ihrer Besten gelten würde. Es war am Schluß des letzten Triebes, im Dachsbau am Schloß- berg, als der einzige Schuß des ganzen Tages fiel. Die Schützen wollten sich in der Schneisse, dort, wo heute die Linde gepflanzt und früher die Weymouthskiefer stand, dem Schützenplatz des Herrn Reelam, sammeln. Dort fanden sie R. mit einem Schuß in der linken Bauchseite, daneben das Gewehr, den Tabaks­beutel und die halbgeftovfte Pfeife. Ter eine Lauf des Hahnen Drillings war abgeschossen, der andere war noch gespannt. Wie sich der Unfall ereignete, kann niemand sagen, der, der es wüßte, dessen Mund hat sich zum ewigen Schweigen geschlossen. Vermutlich wollte der Verunglückte seine Pfeife stopfen und da­bei hat sich durch eine unglückliche Bewegung das Gewehr ent laden. Dies geschah kurz vor 5 Uhr und als kaum V. Stunde später Arzt und Sanitätsauto eintrafen, hatte der Schütze, ohne noch einmal zum Bewußtsein zu kommen, das Leben ausgehaucht.

Mit Herrn Reclam ist eine in allen Kreisen geschätzte Per­sönlichkeit vahingegangen und einem weidgerechten Jäger wer­den die Männer der grünen Farbe am Montag den letzten Bruch in das Grab legen. Alfred Reclam ist ein gebürtiger Stuttgarter. Er erlernte die Kaufmannschaft, diente als Ein­jährig-Freiwilliger bei den Garde-Schützen in Bernn und war dann in seinem Beruf lange Jahre in Berlin, Paris, Brüssel und Antwerpen tätig. Den Krieg machte er von Anfang bis ru Ende bei einer Kraftfahrer-Abteilung mit und wurde bei Kriegsende als Reserve Offizier entlassen. Wie im prioäien Leben, so war er auch bei seinen Kameraden und seinen Unter­gebenen als sonniger, frohgemuter und gerechter Mensch be­liebt und geschätzt. 1919 kam er nach Nagold, arbeitete zuerst in der Oelmühle, um sich I92l mit einer Oelhandlung selbst ständig zu machen. Durch das Aufblühen seines Geschäftes bewies er seine geschäftliche Tüchtigkeit und Umsicht. In Nagold gründete sich Herr Reclam auch seine Familie und wurde dadurch der Schwiegersohn des damaligen Besitzers der Oelmühle,-des Herrn August Reichert, der heute tiefgebeugt mit seiner Tochter und den beiden Kindern an der Bahre steht. Mit Herrn Reclam verlieren wir einen lieben, aufrichtigen Freund, einen feinempfindenden, lebensfrohen und stets mutig in die Welt schauenden Menschen. Tie Jägerzunfl gibt nicht weniger. Alsred Reclam wußte seit seiner Knabenzeit die Büchse zu handhaben und aus Wildfährte zu pirschen, ihm stand deutsche Weidgerechtigkeit über alles, die Liebe zu Wald und Wild machten ihn zur vorbildlichen Gestalt in den Jägerkreisen. Weidmannsdank, Alfred Reclam, für all das, was du uns gewesen, gegeben und gelehrt!.

Freudenstadt wünscht Verlegung des Arbeitsamts Nagold

Der Gemeinderat von Freudenstadt stimmte einem Antrag zu, um Verlegung des Arbeitsamts non Nagold nach Freudenstadt nach­zusuchen, da der Bezirk Freudenstadt mehr Arbellslose aufweist als die vier Oberämter Nagold, Calw, Herrenberg und Horb zusammen.

Dieser Antrag dürfte soviel wie einen Schlag ins Wasser be­deuten und wir find unbedingt sicher, daß Berlin, das die Frage zu entscheiden hat, sich ablehnend verhalten wird. Es ist nämlich letzten Endes ganz gleichgüllig, wieviel Arbeitslose in einem Bezirk sind, vielmehr ist die zentrale Lage einzig und allein maßgebend, die Tatsache, die auch für die Legung des Amtes nach Nagold entschied. Wie keine andere Versicherung, sei es Lebensversicherung, Brand- versicherung usw. so kann auch die Arbeitslosenversicherung nicht immer ihr Amt dorthin verlegen, wo es die meisten Kunden, resp. Versicherten hat. Der Weg von Nagold nach Freudenstadt ist für den Vorsitzenden übrigens nicht weiter als von Freudenstadt nach Nagold und außerdem find die räumlichen Verhältnisse in Freuden­stadt, wie wir es gelegentlich beobachten durften, vollständig unge­nügend, und die Stadtverwaltung ist auch in absehbarer Zeit nicht ln derLage andere Lokale, zur Verfügung zu stellen, sodaß schon aus diesen Gründen der Fr-udenstädter Eingabe nur ein negativer Ersolg beschieden sein wird abgesehen von den Geldern, die die Einrichtung des Amtes Nagold erfordert hat. Von einer angestrebten Zentralisation wird es abhängig sein, die Arbeit des Amtes ratio­neller zu gestalten und auch evtl. Mißstände auf den Nebenämtern abzustellen. Und endlich sollte Freudenstadt auch einmal satt zu kriegen sein! Kl).

Löwenlichtspiele

Seit gestern abend läuft in dem hiesigen Lichtspieltheater der großartige FilmSturm über Asien", dem man mit In­teresse und Hochachtung folgen muß. Er führt uns in die Einöden der Mongolei, zu den bitter um ihr Dasein kämpfen­den Pelzjägern, in die buntbewegten Marktscenen, in die heili­gen Buddhatempel und zu den religiösen Tänzen, er läßt uns den Kleinkrieg zwischen den Weißen und aufständischen Mon­golen unerhört eindrucksvoll erleben überall schöpft er aus dem tiefsten Innern mit größter Ueberzeugungskraft. Es ist ein außerordentlicher Film, den wir unbedingt zum Besuch em> pfehlen können. Im Beiprogramm wird ein recht lustiger Flitterwochrnfilm, ein sportlich interessanter Sportfilm vom Arbeitersport und schließlich ein technisch wissenschaftlicher Film vom Van des Tagblatturmes in Stuttgart gezeigt.

Auch ein Konzert

das bei den fortgeschrittenen Leistungen der Schallplat­tenindustrie Beachtung verdient, ist das, zu der die Schallplattenhandlung Wolf für Samstag Abend in das Cafe Gauß einladet. (Siehe Anzeige). Aus dem sehr umfangreichen und guten Programm wollen wir nur eine Nummer hervorheben, die in der Schallplattenin­dustrie etwas Epochemachendes darstellt:Die Fleder­maus" von Joh. Strauß, Kurzoperette auf 5 doppelseiti­gen Erammophonplatten.

Württ. Volksbühne

die durch ihre erste Werbevorstellung am 2. Dezember mit Peer Eynt" von Henrik Ibsen noch in bester Erinne­rung ist, beabsichtigt am 23. Januar eine zweite Vorstel­lung hier imLöwensaal" zu geben. Zur Aufführung kommtStieglitz" ein lustiger Schwank von Arnold und Bach, der jedem Besucher einige äußerst vergnügliche Stunden verspricht. In allen Städten des Spielkreises der Württ. Volksbühne, in denen der Schwank bis jetzt gege­ben wurde, war er ein glänzender Erfolg, lleberall gab es ausverkaufte Häuser und lachende Gesichter. War da­her einige ergötzliche, harmlos lustige Stunden erleben will, der besuche diesen Schwank.

_Samstag, 18. Januar 1930

UnsereFeierstunden"

i Trachten und Schnee, zwei Dinge, die wir in unserem Zeitalter recht wenig zu Gesicht bekommen und die, damit ste uns nicht ganz aus dem Gedächtnis entschwinden, auf dem Titelblatt unserer Bilderbeilage erscheinen. Die an­deren Bilder: Eine amerikanische Ruhmeshalle, Der Se­gelflieger als Akrobat, Sven Hedin, Eroßfeuer im Duis- burger Hafen und Pediküre im Elefantenhaus. Die rüh­rende Geschichte vom heiligen Dreikönig kommt nun zu Ende, die UeberschriftDer Schwimmer" verrät nichts von dem Inhalt und Hauswirtschaftliches und Gemeinnütziges ergeht sich auf fünferlei Gebieten.

MW» «WM MUM

Unsere Beilage enthält:

Politische Wochenschau

Aus der Geschichte des Landsturmbataillons Calw Leben ist Sterben, Werden Verderben, Mit Hermann Löns irn Felde Weg mit dem Zahnschmerz!

Die notwendigen Sprachkenntnisse Die Akten Stöcker Schatzkästlein des Wissens Versöhnung, Skizze Wildgras Hubertus, Noman

Emmingen-Stuttgart» 17. Jan. Jubiliimv. Im Jahre 1905 verließ Frl. Lina Martini ihr stilles Heimatort Emmingen, um künftig in der Residenz ihren Beruf weiter auszuüben. So kam sie am 14. Januar vor 25 Jahren in die hiesige Firma Zeier und Leipprand als Schneiderin, wo sie jetzt noch als erste Kraft und Mei­sterin tätig ist. Wer am Dienstag von früh bis spät ihr 25jähriges Jubiläum mitfeiern durfte, dem war es eben­falls ein Fest- und Freudentag. Frl. Martini liegt ins­besondere die Erziehung und Ausbildung junger Mäd­chen ob. Es mag dies nicht immer leicht sein, aber schließ­lich ist sie selbst ein musterhaftes Vorbild. Im Jahre 1926 legte sie die Meisterprüfung mit bestem Erfolg ab. Dies hatte zur Folge, daß sie zur Prüfungskommission auf die Handwerkskammer Stuttgart berufen wurde, wo sie seitdem im Frühjahr und Herbst jeden Jahres bei der Ablegung der Gesellenprüfung tätig ist. Die Prüflinge verehren in ihr durch ihr liebenswürdiges und aufrichti­ges Benehmen eine recht gern gesehene Vorgesetzte. Eine Ehrenurkunde der Handwerkskammer, sowie ein von der Firma und den Angestellten reich mit Blumen u. Geschen­ken geschmückter Tisch verschönten den Ehrentag der Ju­bilarin.

Haiterbach, 16. Jan. Feueralarm. Heute nachmittag 5 Uhr wurde die Einwohnerschaft durch Feueralarm in Schrecken versetzt. Bei Schreinermeister Karl Ruoß im Waldweg war in der Nähe des Leimofens Feuer ausge­brochen, was eine starke Rauchentwicklung zur Folge hatte und die Gefahr größer erscheinen ließ, als sich später herausstellte. Mittelst Feuerlöschers gelang es, den Brand im Keim zu ersticken, so daß die rasch herbeigeeilte Feuer­wehr bald wieder abrücken konnte.

Wildberg. >7. Jan. Weihnachtsfeier. Wic verweisen auch an dieser Stelle auf die Weihnachrsseier des Musikvereins. (S. Anzeige.) ,

Letzte Nachrichten

Einigung in der Mobilisierungsfrage

Eine 1200->MiMonen--Anleihe

Haag, 17. Jan. In den späten Abendstunden des Frei­tag ist es zu einer Einigung in der Mobilisierungsfrage ge- kommen. Die fünf alliierten Gläubigermächte schließen mit Deutschland ein Abkommen ob, nachdem zunächst von der er­sten Tranche der deutschen Reparationsbonds eine internatio­nale Anleihe in Höhe von 1200 Millionen ausgenommen wird. Hiervon erhalten die Gläubigermächte zwei Drittel, Deutschland ein Drittel Der hierdurch dem Deutschen Reich zufliehende Betrag wird der Reichsbahn und der Reichspost zur Verfü­gung gestellt und entspricht, wenn auch nicht vollkommen, dem von den Sachverständigen beanspruchten Betrag.

Ferner ist in dem Abkommen vorgesehen, daß Deutschland bis zum 1. Oktober 1930 keine internationale Anleihe ausnimmt. Diese Sperrfrist wird bis zum 1. Avril 1931 verlängert, falls nach dem I. Oktober 1930 die BIZ der Ansicht ist, daß der Markt für die Mobilisierung der deutschen Reparationszahlungen noch nicht ganz aufnahmefähig ist. Die Sperrfrist fällt jedoch, falls die erste Tranche der deutschen Reparationsbonds voll­ständig moblisiert ist. Nach 8 6 dieses Abkommens verpflichtet sich Deutschland, sich nach -dem 1. April 1931 bei jeder inter­nationalen Anleihe zuerst mit der BIZ. zu verständigen.

Wieder 13 Todesurteile in Rußland vollstreckt

Kowno, 18. Jan. Wie aus Moskau gemeldet wird, wurden am Freitag in Berditschew 13 Bauer erschossen, weil ste versucht haben sollen, das Sowjetregime zu stürzen. Sie 'ollen außerdem Gewalttaten gegen kommunistische Führer ver­übt hidcn

ck » ck

Wo sind die 10 Silarekmillionen'?

Die Untersuchung gegen die drei Brüder Willi, Max und Leo Sklarek ist jetzt so weit fortgeschritten, daß man nach dem B. T. den Tatbestand der Bestechung, Urkunden­fälschung und des Betrugs als geklärt annehmen kann. Ins­gesamt sind 19 Personen in der Voruntersuchung dieser Affäre beschuldigt und gegen diese dürfte das Hauptver­fahren eröffnet werden.

Mehr als 200 Aktenbände haben sich inzwischen bei dem Untersuchungsricher angesammelt, die lediglich die den Sklareks und ihren Mitbeschuldigten zur Last gelegten Straftaten behandeln. Es fehlt allerdings immer noch der Nachweis, wo von dem Geld, das die Stadtbank an die Sklareks bezahlt hat, rund 10 Millionen Mark geblieben sind. Die Nachforschungen der Untersuchungs­behörden nach diesem Geld sind deshalb wichtig, weil hier­von die Feststellung des Konkursverbrechens abhöngt. Die j Strafverfolgungsbehörden glauben auch schon Spuren entdeckt zu haben, um den Nachweis dafür zu erbringen,

! daß das Geld von den Sklareks tatsächlich ins Ausland ! verschoben worden ist. Jedenfalls haben die Sklareks ! die Millionen so versteckt angelegt, daß angeblich nicht ein­mal ihre Frauen die Bankverbindungen kennen. Diese sollen zurzeit auf die Unterstützung von befreundeter Seite an­gewiesen sein.