Donnerstag, 16. Januar 1938
Seite 3 — Nr. 12
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Donnerstag, 16. Januar 193V
ctternberg
Stuttgart. 15. Januar.
>iger Reichssteuer-Ueberweifungen.
lirn hat folgende Anfrage an das richtet: „Nach dem kürzlich dem Entwurf eines Aenderungsgefetzes g und zum Gemeindesteuergesetz soll tuttgart an den Einkommensteuer-, Umsatzsteuerüberweisungen um den Millionen Mark gekürzt werden, chssteueranteile würde 2,1 Prozent und Gewerbekatasters entsprechen, ^tadtschultheißenamt gegen diese Ab- im Falle ihrer Verwirklichung die Finanzlage der Stadt außerordent- die Gefahr einer Umlageerhöhung zu unternehmen gedenkt.
Zeerdigung von Selbstmördern. Der giösen Sozialisten in Württemberg : an den Evang. Oberkirchenrat gering der bisherigen Bestimmungen digung von Selbstmördern anregt. Bestimmungen bat der Geistliche zu ord inr Zustand der Zurcchnungs- len ist oder nicht. Im bejahenden e liturgische Begräbnisakt zu verfall aber jeweils eine mildere Be- Landesausschuß glaubt nun, daß rungen den infolge der drückenden ' Zeit vermehrten Selbltmordsällen >en und religiösen Empfinden nicht Vie wir hören, ist ohnedies in Aus- ehandlung der Beerdigung von der Neufassung des Kirchenbuchs 2
den höheren Schulen. Das Kult- cordnung über die Reifeprüfung an. rssen. Die Reifeprüfung ist der Ab- -er Vollanstalt. Sie soll Nachweisen, ele des Lehrplans für die höheren is wird schriftlich und mündlich oe- g bestanden bat, erhält das Reife- Vordruck. Wer die Reifeprüfung hält auf Verlangen ein Abgangsordnung des Kultministerimns hat für dis höheren Schulen Ausflüssen.
ebskrankcheit. Die Württ. Aerzte- m Samstag, den 25. Januar, Oortragssaal des medizinischen Lan- eine Versammlung, um einen aberg zur Erforschung und Beiden Krebskrankheit zu gründen, i Obermedizinalrak Dr. Gnant me. Professor Dr. Dietrich über oulst (mit Demonstrationen) und > e r über Grundzüge der Krebs-
hne Tarifverlrag. Die wiederholten ;r einen Vertragsabschluß in der gebnislos verlaufen. Die Arbsit- len ihren Mitgliedern, beim Wech- isses die im Vorjahr anläßlich des -Handlungen aufgestellten Lohnricht- Lohnvereinbarungen zu nehmen.
uttgarter Kraftwagen." In einem tzresse las man vor einiger Zeit: arter Kraftwagen". Eine Erhebung, stellt wurde, hat ergeben, daß deren nur zu 55 v. H. belegt sind, d. h. ne und 49 geschlossene Standplätze i. Von einer Stuttgarter Garagen- lmständen nicht die Rede sein, eher c Garagenbesitzer.
>. Vor einigen Tagen kamen zwei Auto aus Köln in Stuttgart an. in Köln gestohlen worden — ließen stahlen dafür ein Stuttgarter Auto n damit nach Berlin. Dort verübten , an einem Kassenboten der Zentral- lll vor dem Prinzessinnenpalais in fuhren dann nstt dem Stuttgarter rto wurde nun vor einem Haus in Charlottenburg ausgefunden: es lag l darin. Am Tag vorher sah man Wagen entsteigen; sie trugen Decken in das Haus. Seitdem sind sie ver-
elbstmord im Arrest. Nestern ler 44 I. a. Lumpensammler Leo rf, der wegen Betrunkenheit von ft genommen worden war. in der
nd, 15. Jan. Ein Revolver- ron Sonntag auf Montag kam es Belästigungen der Polizeiorgane chen. Nach Schluß der Polizeistunde elungen auf der Straße statt. Als achter energisch vorgingen, griff der le und feuerte wiederholt. Die Helle! haben.
ar. Von der Landesuni ver- ,s der alten Geschichte an der Uni- Helm Weber, hat einen Ruf nach
ö. Jan. Der entwichene Eilen st r e i ch. Einen großen Schaden hier erleiden, die vor zwei Jahren ibergs eine Silberfuchsfarm errichtet böswilliger Hand wurde in die Um- nitten, so daß die Stammutter der e. Bei der Lebensart dieser Tiere sofort festgestellt werden. Das Tier mstetten zwischen die Zähne eines n von einem dortigen Jäger getötet bei dem hohen Wert der Zuchttiere vorliegenden Fall um so tragischer. :tzten Jahre zwei Junge warst für größeren Satz von Nachkommen aus-
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Neckarsulm. 15. Jan. Gefährlicher Bubenstreich. Von Bubenhänden wurden in der Nacht auf Montag drei größere Baumroller über die Fahrbahn der Neuenstädterstraße auf Markung Lautenbach gelegt. Ein Motorradfahrer von Cleversulzbach nahm das Hindernis zu spät wahr, so daß er mit seinem Motorrad über die Baumstücke stürzte. Der Fahrer wurde mit seinem Motorrad von dem Omnibus Haag nach Neckarsulm gebracht, wo er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte, die Verletzungen sind jedoch nicht gefährlich.
Heilbronn, 15. Jan. Untreue. Das erweiterte Schöffengericht hat den Versicherungsbeamten Karl Steffan wegen Untreue und Unterschlagung, die er als Verwalter der Ortskrankenkasse Vaihingen a. E. begangen hat, zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Steffan hatte überhaupt keine Bücher geführt, sondern nur Notizzettel verwendet und diese an Klammern an die Wand gehängt. Der Abmanget bet-mg etwa 24 000 Mk. Gegenstand der Anklage bildeten lediglich Unterschlagungen von 800 Mk. und von 132 Mk. Mit den 800 Mk. hatte der Angeklagte ein Motorrad seines Sohns bezahlt.
Von der bayerischen Grenze, 15. Januar. Bluttat — Mysteriöser Fall. Der 31 I. a. Landwirtssohn Josef Klöpfer von Schwenningen bei Dillingen befand sich in der Nacht auf Montag auf dem Heimweg von seiner Braut in Gremheim, mit der er sich in 3 Wochen verheiraten wollte. In der Nähe der Ortschaft Gremheim wurde er von mehreren 20jährigen Burschen mit Prügeln und Zaunlatten überfallen und so schwer mißhandelt, daß er mit zerschmettertem Schädel tot liegen blieb- Vis jetzt wurden 3 Verhaftungen vorgenommen. — Auf der Straße zwischen Mei- tingen und Langenreichen wurde der bei dem Landwirt Josef Kratzer in Wertingen beschäftigte 20jährige Dienstknecht Zimmermann von einem Gendarmeriebeamten in der Nähe eines Waldes bewußtlos aufgefunden. Der Beamte wurde auf eine starke Rauchwolke aufmerksam, die aus einem zerfallenen Keller kam, dessen Eingang mit Dornen und Gestrüpp versperrt war.- Nach den Aussagen des Zimmermann wurde er von zwei Leuten im Alter von 20 und 40 Jahren überfallen und in den Keller gezogen. Dort hätten ihn die Männer mit seiner eigenen Krawatte an einem Haken aufgehängt und ihm die Pulsader zu öffnen versucht. Die Binde sei jedoch abgerissen und er habe sich dann bis zum Ausgang des Kellers geschleppt, wo er zusammengebrochen sei. Zimmermann wurde von den beiden Tätern seiner gesamten Barschaft beraubt. Was an diesen Angaben war ist, muß die Untersuchung ergeben.
Aus Atadt und Tand
Nagold, den 16. Januar 1930.
Wenn nun alle Empfindung aufhört und es vielmehr
wie ein Schlaf ist, wenn einer während desselben nicht einmal ein Traumgesicht sieht, dann möchte wohl der Tod ein
wundervoller Gewinn sein. * Platon.
Kmderhändchen
Was kann es Ungeschickteres, Hilfloseres und doch wieder Lieblicheres geben als Kinderhändchen? Etwa solche, die einem kleinen Mädelein gehören, das eben erst so zur Not das Greifen gelernt hat? Wie ausdrucksvoll sich die zierlichen Glieder bewegen, bald einzelne Fingerlein, bald alle miteinander! Als wollten sie einen herzigen Reigen ausführen, drehen sich die Händlein nach links und nach rechts, neigen sich und richten sich wieder auf, fassen sich gegenseitig und lassen sich wieder los, sind immer in Bewegung, als könnte es für sie nichts - Wichtigeres geben. Kann es ja auch nicht; denn nachher müssen sie sich den kleinen, klugen Augen des Kindleins vorstellen, jeder Finger fast für sich, und müssen sich lange und gründlich prüfen lassen, ob sie auch ihre Sache recht gemacht haben. Und dann werden sie ausgeschickt zu neuen Taten — irgendwo haben die Augen einen wichtigen Gegenstand entdeckt, den sie nun holen sollen: Das Band am Höslein oder an Schuh, die Klapper oder die Miesekatze, die sogar schreien kann, wenn man sie anfaßt, oder gar des Vaters Brille, oder eine Flasche, die man umwerfen kann, solange einen die Mutter auf dem Wickeltisch richten will. Und nun mühen sich die Händlein ab mit dem Greifen, tappen daneben und wieder daneben und lassen doch nicht nach, bis sie haben, was sie wollten, oder bis das Ziel ihrer Arbeit in die Ferne gerückt ist durch ihre eigene Ungeschicklichkeit! Und wie die Augen dabei scharf aufgepaßt haben! Und wie sie gescholten werden mit zornigen Schreien, wenn sie ihren Dienst nicht ordentlich ausgerichtet haben!
Wie arm seid Ihr doch, Ihr alle, die Ihr die Freude am Kindlein verloren habt! Nicht die geübteste Hand eines erwachsenen Menschen, und wäre er ein Meisterboxer oder Sieger im Fechten oder der gefeiertste Künstler am Flügel oder auf der Geige, oder der sicherste Autolenker oder sonst etwas, kann Euch das zeigen, was Kinderhändchen zeigen können, Händchen, wie sie eben erst des Schöpfers Werkstatt verlassen haben! Wenn wir alten, klugen Menschen nur immer verstehen könnten, was uns diese eigentlich immer sprechenden Händlein zu sagen hätten!
Manchmal verstehen wir's aber doch. Das war Monate lang beim täglichen Baden ihre Sprache. Sie schmiegten sich eng an der Mutter starkem Arm, damit sich das Kindlein geborgen fühle. Es hatte Angst, ehe wenigstens eine Hand den Arm der Mutter fand; dann aber schauten die Augen wieder fröhlich drein. Ob das Kindlein dachte, seine Hand sei es, die ihm den Schutz der Mutter bringe? Sei es, wie es sei: Gleicht nicht unser, der Großen Glaube, oft genug auch der Hand des Kindleins am Arme der Mutter? Wir werden freilich durch Gottes starken Arm gehalten, auch ohne unseren Glauben, aber wir können nicht ruhig werden, ehe unsere kleine Hand im Glauben nach diesem Arm greift! Wenn sie's getan hat, schauen wir fröhlich drein; nur daß wirs nicht vergessen: Nicht unsere Glaubenshand hält uns fest, daß wir nicht versinken; Gottes starker Arm trägt uns, wie eine Mutter ihr Kindlein trägt. Oder ein ander Mal: Ein schweres, grosses Buch lag vor des Kindes Augen. Die — Papier über alles liebenden — Händlein wolltens fasten, konntens aber nicht, es war ihnen zu schwer, ganz unfaßlich. Schon wollten klagende Töne kommen — aber dann blickten die Augen in der Mutter freundliches Gesicht und leuchteten auf, das Buch war vergessen. Eehts uns Großen nicht auch so das eine oder das ander Mal? Da wird eine schwere, rätselvoll verschlossene Botschaft, etwas völlig Unfaßbares, in unser Leben hineingelegt und es geht uns wie dem Kindlein: „Ich dachte ihm nach, wie ichs begreifen möchte;
! aber es war mir zu schwer, bis daß ich ging ins Heilig- ! tum" — an des Vaters Herz, vor des Vaters freundli- S ches Angesicht — u. nun darf das Schwere, Unbegreifliche j liegen bleiben, und alles wird wieder gut! j Kinderhändlein können Gottes Boten werden; glück- ! lich die Menschen, zu denen sie reden dürfen!
Vortrag über Arbeitslosenversicherung.
Wie wir hören, hält am Samstag Abend um 8 Uhr in der „Traube" der 2. Vorsitzende des hiesigen Arbeitsamtes, Herr Schäfer, aus Einladung des Nagolder Ortskartells der freien Gewerkschaften einen Vortrag über das Thema „Handhabe der Arbeitslosenversicherung unter Berücksichtigung der neuen Fassung des Gesetzes". Dieses Referat muß umsomehr begrüßt werden, als in den Reihen der die Arbeitslosenversicherung Betreffenden große Zweifelsfragen bestehen, ja überhaupt Unkenntnis herrscht.
Evangelisationsvorträge.
Wie alljährlich, so finden auch dieses Jahr wieder im Gemeinschaftssaale der Methodisten-Gemeinde Nagold, Kirchstraße 11, Evangelisations-Versammlungen statt. Als Redner ist für dieses Mal Herr Prediger Theophil Höfle aus Welzheim gewonnen worden. Die Themen sind evan- gelistisch zeitgemäß. (Siehe Inserat).
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Bad Liebenzell, 15. Jan. Abendsingwoche. Im Blick auf die in Walddorf stattfindende Abendsingwoche werden wir um Aufnahme folgendes, zeitlich allerdings etwas überholten Berichtes gebeten: Nun hat auch unsere Gemeinde eine „A b e nd s i n g w o ch e"' erlebt. Für die etwa 80 Teilnehmer aus allen Ständen waren diese Singabende ein Erlebnis. Der Leiter, der in Württemberg schon weit bekannte und hochgeschätzte Dr. A. Seifert, der in Prag seine musikalische Ausbildung genossen hat, verstand es meisterhaft, Freude am guten, sinngemäßen und rhythmisch fließendem Singen und an den alten Volks- und Kirchenliedern zu wecken und durch die Macht
> der Töne und Worte rasch die zunächst noch unverbundene
Singgemeinde zu einer inneren Einheit zusammenzuschließen. Schon nach dem dritten Abend gelang es dem Chor, einige seiner Lieder im sonntäglichen Gottesdienst lebendig und sicher zum Vortrag zu bringen, aber erst das öffentliche Schlußsingen am 7. Januar gab ein schönes Zeugnis dafür, welch wertvolle Arbeit in dieser kurzen Zeit geleistet worden war. Die Veranstalter der Singwoche, Kirchenchordirigent Hauptlehrer Lautenschläger und Stadtpfarrer Lempp und auch die Kirchengemeinde, welche die Geldmittel zur Verfügung stellte, dürfen mit dem Erfolg vollauf zufrieden sein, von dem zu hoffen ist, daß er sich auch im kirchlichen Eemeindeleben auswirkt.
Loßburg OA. Freudenstadt, 15. Jan. 80. Geburts- ! tag. In Loßburg darf am Donnerstag Frau Ehr. L. Pfister. Witwe des Pfarrers R. Pfister und nahe Verwandte des verstorbenen Schriftstellers General A. Pfister, in erfreulicher Gesundheit ihren 80. Geburtstag feiern. Sie ist eine Schwarzwälderin von echtem Schrot und Korn, in deren gemütlichem Hause viele Wanderer fröhliche Einkehr ! halten. Ihre hübschen Schilderungen aus der Jugendzeit j werden von allen Schwarzwaldfreunden gerne gelesen. Nach j längerem Aufenthalt in den Pfarreien Berneck, Grüntak,
! Ballendorf und Hohenmemmingen hat sie sich nach ihrem : Geburtsort Loßburg zurückgezogen, wo sie ihren Lebens- ! abend verbringt.
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z Letzte Nachrichten
! Blutige Streikunruhen in Sachsen
! 4 Tote und 15 Schwerverletzte.
! Chemnitz, 16. Jan. Am Mittwoch kam es in Hartmannsdorf zwischen Erwerbslosen und streikenden Arbeitern einerseits und der Polizei andererseits zu schweren Zusammenstößen. Da die Polizei aus der Menge mit Steinen beworfen und auch sonst schwer bedrängt wurde, sah sie sich veranlaßt, von der Schußwaffe Gebrauch zu machen.
! Wie das Chemnitzer Polizeipräsidium mitteilt, sind j bisher vier Tote festzustellen. Davon wurde eine Person ^ auf der Stelle getötet, während drei Personen im Kran- : kenhaus ihren schweren Verletzungen erlagen. Ferner befinden sich zur Zeit 15 Schwerverletzte in den Kranken- j Häusern von Limbach und Chemnitz. Von den Polizeibeamten wurden 11 durch Steinwürfe oder durch Schläge mit j Flaschen mehr oder minder schwer verletzt.
! Kommunistische Kundgebungsversuche trotz Verbotes.
> Berlin, 16. Jan. Trotz des vom Berliner Polizeipräsi- - denten für Mittwoch erlassenen Verbotes versuchten die i Kommunisten doch in verschiedenen Stadtteilen die Bil-
> düng von Umzügen. Der Polizei in höchster Alarmbereitschaft gelang es jedoch überall verhältnismäßig leicht, die
. Kundgeber zu zerstreuen. An der Ecke Potsdamerstraße u.
! Pallasstraße wurde ein aus etwa 300 Menschen bestehen- ! der Zug von der Polizei aufgelöst. Da die Menge die Än- j ordnungen der Polizei zunächst nicht befolgte, wurden j einige Schreckschüsse abgegeben, worauf sie auseinanderstob. Am Weddingplatz wurden bei der Auflösung eines j kommunistischen Zuges 10 Zwangsgestellungen vorgenom- i men. Bei einer ähnlichen Ansammlung in Neukölln wurden 6 Personen zwangsgestellt, darunter der kommunisti- j sche Reichstagsabgeordnete Blenkle. Am Zionskirchplatz : wurden 2 Polizeibeamte von Kundgebern zu Boden geworfen und ihnen die Tschakos zertrümmert. Auch hier § genügten Schreckschüße, um die Menge zu zerstreuen. Bei : dem Einschreiten der Polizei gegen einen kommunistischen ^ Umzug in der Emdenerstraße wurde der komm.Reichstags- § abgeordnete Hörnle festgenommen. Um 20 Uhr herrschte in : den meisten Bezirken wieder völlige Ruhe. Die polizeili- ? chen Sicherheitsmaßnahmen sind jedoch noch nicht aufge- ! hoben. Insgesamt sind in Groß-Berlin heute 40 Personen j wegen Nichtbefolgung polizeilicher Anordnungen usw. j zwangsgestellt worden.
! Ein württ. Sportflugzeug in den Karlsruher Rheinhafen ! abgestürzt.
! Karlsruhe, 16. Jan. Am Mittwoch stürzte ein Sport- ; flugzeug von der württ. Fliegerschule in Böblingen aus geringer Höhe in den Karlsruher Rheinhafen. Bei den ! Bergungsarbeiten fand man den 20jährigen Piloten Wal- ° ter Sauer aus Eermersheim im Führersitz, der bei dem
j niedrigen Wasserstand aus dem Wasser ragte, mit lebensgefährlichen Verletzungen bewußtlos auf. Der Flieger hatte in etwa 20 Meter Höhe den Karlsruher Rheinhafen . umkreist, und nach einem Notlandeplatz gesucht. Beim j Eleitflug blieb das Flugzeug mit der ganzen Breite des ; linken Flügels in einer am Ufer befindlichen Pappelgruppe hängen, sodaß die Tragflächen geknickt wurden und das Flugzeug kopfüber ins Wasser stürzte. Der Jungflieger Sauer ist seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus erlegen.
Die Sanktionsfrage endgültig gelöst
Haag» 16. Jan. In der Sitzung der sechs einladenden Mächte am Mittwoch nachmittag wurde endgültig die Regelung der Sanktionsfrage auf Grund der zwischen der französischen und der deutschen Abordnung vereinbarten Notentexte angenommen. Von deutscher Seite wird diese Regelung als ein Kompromiß bezeichnet. Tardieu hat seinerseits Aendernngen an der bereits seit einigen Tagen ! vorliegenden Texten verlangt. Die Sanktionsfrage wird ! damit als erledigt angesehen. Die Vereinbarungen sollen ! noch im Laufe des Mittwoch abend veröffentlicht werden, j In der jetzt endgültig angenommenen Note wird, wie ! verlautet, ausdrücklich festgestellt, daß im Rahmen des Poungplanes keine Möglichkeit von Sanktionsmaßnahmen bestehe. Ferner wird in der deutschen Note das Bedauern über die Aufrollung dieser Frage zum Ausdruck gebracht.
Der erste Transport der Deutsch-Russen nach Brasilien.
Berlin, 16. Jan. Nach einer Meldung Berliner Blätter wird am heutigen Donnerstag der erste Transport mit deutsch-russischen Auswanderern in Hamburg nach Brasilien eingeschifft. Es handelt sich um 190 Flüchtlinge, die ! zuerst im Lager Hammerstein üntergebracht und kurz vor j Weihnachten nach Mölln verlegt worden waren. Die s Deutsch-Russen sollen im Staate Santa Catharina in der
> Nähe von Blumenau und Hammonia angesiedelt werden.
!
> Der neue Kreuzer „Köln" der deutschen Reichsmarine, j der dritte seines Namens, wurde am 15. Januar in Wil- ! helmshaven feierlich in den Dienst gestellt und gleichzeitig s der alte Kreuzer „Amazone" außer Dienst gestellt. — Der ! frühere erste Kreuzer „Köln" ging am 28. August 1914 im ! Kampf gegen eine starke englische Uebermacht unter. Von ! der Besatzung wurde nur ein Mann gerettet, nachdem er ! drei Tage lang auf der Nordsee umhergetrieben hatte: der j Oberheizer Neumann, der nun auch der Feier in Wil- i helmshaven als Ehrengast anwohnte. Der zweite Kreuzer j „Köln" wurde bei Scapa Flow versenkt.
j Grundsteinlegung zur neuen Universität Heidelberg. Am j Mittwoch mittag wurde in den Räumen des alten Kollegien- j Hauses die Stiftungs- und Grundsteinlegungsurkunde für den durch die amerikanische Spende ermöglichten Bau der ! „Neuen Universität Heidelberg" unterzeichnet. Zuvor wur- j den Begrüßungstelegramme an den Reichspräsidenten, den i badischen Staatspräsidenten und den amerikanischen Bot- ' schafter Schurman verlesen. Nachdem die auf Pergament j gemalte Grundsteinlegungsurkunde zusammen mit der
> Stiftungsurkunde in eine kupferne Blechkapsel verlötet worden war, begaben sich die Teilnehmer in feierlichem Zug zu der neuen Baustelle, wo die übliche Feier stattfand
> Von Reichspräsident v. Hindenburg lief ein Ant- ! worttelegramm ein: Er gedenke in dankbarer Anerkennung ! der Förderung, welche die Universität Heidelberg durch diese, j der Initiative des Herrn Botschafters der Vereinigten
> Staaten in Berlin, Dr. S ch u r m a n, zu verdankende Stiftung amerikanischer Freunde Heidelbergs erfahren habe.
j Ein Institut für das Genossenschaftswesen soll an der Universität in Frankfurt a. M. errichtet werden.
Keine Kaltstellung Göbbels. Die Berliner Zeitungsmeldung, daß Hitler den nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten Göbbels „auf vier Wochen beurlaubt" habe, ist nach der Mitteilung von berufener Seite eine reine ! Erfindung eines Berliner Skandalblattes.
j Verurteilung wegen Zweikampfs. Wegen Zweikampfs ! wurden vom Amtsgericht in Karlsruhe die Studenten Her- ! mann Treiber, Karl Ziese, Karl Moch und August ! Grüne zu je drei Monaten Festungshaft verurteilt.
Luftfahrt und Völkerversöhnung. In einer Versammlung in München sprach Dr. Ecke ner über die Weltfahrt des „Graf Zeppelin". In seiner praktisch-nüchternen Art warnte er vor den Träumen, daß die Entwicklung des Luftverkehrs eine völkerversöhnende" Wirkung haben werde; eher werde das Gegenteil eintreten. Eine regel- , mäßige Verbindung mit Japan in absehbarer Zeit sei
> schwerlich zu erwarten, desto mehr Aussicht habe der Luft- j verkehr mit Nord- und Südamerika. Die Weltfahrt des ! „Graf Zeppelin" habe ohne Zweifel eine werbende Wirkung für Deutschland gehabt, auch greifbare wirtschaftliche Erfolge seien erzielt worden. — Dr. Eckener wurde die Urkunde des ersten Ehrenmitglieds des Bayerischen Lustfahrtvereins überreicht und die . Stadt München stiftete Dr. Eckener und feinen Mitarbeitern in Friedrichshafen ein Speise- und Kaffeeservice aus Nymphenburger Porzellan als Ehrengabe.
! Selbstmord im Finanzamt. Im Finanzamt Hallesches j Tor in Berlin erschoß sich der Mitinhaber drr Maler- und ! Dekorationsfirma Voraß u. Kowalski, der 38 Jahre alte : Erich Voraß. Voraß konnte die fälligen Steuern für sein
> Unternehmen, das ohnehin in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, nicht aufbringen.
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Reue Pläne Hermann Köhl». Wie aus dem Ozeanflieger Hermann Köhl nahestehenden Fliegerkreisen verlautet, trägt sich Köhl mit, neuen größeren Plänen. Köhl, der anfangs Dezember nach Amerika gefahren ist, um auf hoher See neue für den Gebrauch im Flugzeug bestimmte optische und nautische Instrumente deutscher Firmen auszuprobieren, wird voraussichtlich am Donnerstag abend mit der „Deutschland" in Hamburg wieder eintreffen. Die Versuche mit den neuen Instrumenten sollen vorzügliche Erfolge gezeitigt haben. Köhl, der in Begleitung eines ihm befreundeten Amerikaners zurückkebrt, wird voraussichtlich die Vorbereitung zu einem neuen Ueberseeflug in Angriff j nehmen. Infolge des Umfangs der Vorarbeiten wird Voraussicht» ! lich erst in einigen Monaten der Start zu dem neuen Flug erfolgen ; können- Wie es heißt, sollen diesmal die Azoren angeflogen j werden.
: Vom Schwöb. Sängerbund. Die Mitgliederversammlung der
j Schwäb. Sängerbundes wird voraussichtlich am 13. April in i Schwenningen stattfinden. „