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Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter
Freitag, 3. Januar 1930
Württemberg
_Nüttgarl. L Janua^
Bertchklanug. In der Antwort des Finanzministeriums auf die Klein« Anfrage des Abgeordneten Johannes Fischer betr. rechtzeitige Zuweisung von Mitteln an die Wohnungskreditanstalt zur Behebung wirtschaftlicher Schwierigkeiten hat sich bei der Vervielfältigung ein bedauerlicher Druckfehler eingeschlichen. Zur Erhaltung von Altwohnungen ist aus dem Reinertrag der Gebäudeentschuldungssteuer der Anteil von 26/44 und nicht, wie es irrtümlich heißt, von 22/44 vorgesehen.
Aus dem Juslichiensi. Der Staatspräsident hat den Amtsgerichtsrat Otto Geyer in Tuttlingen seinem Ansuchen gemäß auf die Amtsgerichtsratsstelle in Neckarsulm versetzt und den Amtsrichter Dr. Julius Kautter in Reutlingen zum Amtsgerichtsrat in Reutlingen ernannt.
Dienstprüfung für das höhere Lehramt an Gewerbe- schulen. Bei der im Herbst 1929 abgehaltenen H. Dienstprüfung für das höhere Lehramt in Gewerbeschulen sind 25 Bewerber für befähigt erklärt worden.
Der Besuch der württ. Hochschulen. Im Winterhalbjahr 1929/30 werden die württembergischen Hochschulen zusammen von 5395 Studenten besucht. Davon entfallen auf dis Landesuniversität 3217, auf die Technische Hochschule 2023 und auf die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim 150. — Nach den Studienfächern verteilen sich die Studierenden wie folgt: An der Landesuniversität: Evang. Theologie 693, Kathol. Theologie 164, Rechtswissenschaft 568, Wirtschaftswissenschaft 83, Medizin 533, Zahnheilkunde 132, Philosophie, Philologie, Geschichte, Kunst 643, Mathematik und Naturwissenschaft 352, Chemie 35, Pharmazie 14. — AnderTechnischenHochschule Stuttgart: Architektur 478, Bauingenieurwesen 341, Geodäsie 33, Maschinen- ingenieurwesen 540, Elektrotechnik 288, Chemie 147, Hüttenwesen 10, Pharmazie 20, Mathematik 73, Naturwissenschaft 72, Technische Physik 48, Allgemeine Wissenschaften 38.
Aus dem Lande
Aeuerbach, 2. Jan. Gasvergiftung. Gestern nachmittag wurde die 22 I. a. Hermine Singer aus Aldingen OA. Spaichingen in ihrem Zimmer tot aufgefunden. Die Verunglückte war bei der Fa. Schwaderer u. Fritz. Stuttgarterstraße 108, angestellt und bewohnte das im oberen Sttock befindliche Zimmer. Wie die Untersuchung ergab, ist durch Platzen des Gasschlauchs, der vom Gasherd direkt an die Rohrleitung ohne Schlauchhahnen angeschlossen war. Gas ausgeströmt, wodurch der Tod des bedauernswerten jungen Mädchens, das sich erst vor kurzem verlobt hatte, herbeigeführt wurde.
Reuklingen, 2. Jan. Unglückliche Neujahrsschützen. Abends wurde in der Oberamteistraße ein jugendlicher Radfahrer mit einer Terzerolpistole in das Gesicht geschossen. — In Gmindersdorf wurde mit einem abgeänderten Militärgewehr scharf geschossen. — In Betzingen hat sich ein 23 Jahre alter Mann beim Neujahrsschießen in die linke Hand geschossen, sodaß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. — Wegen verbotenem Schießen, Abbrennen von Feuerwerkskörpern, Ruhestörungen und sonstigem Unfug wurden etwa 50 Personen angehalten.
Schwenningen a. N., 2. Jan. Versuchter Selbstmord. Vergangenen Sonntag hat sich ein hiesiger verheirateter Arbeiter in der Bürkstraße mit einem Rasiermesser am linken Arm eine etwa 6—7 Zentimeter lange Schnittwunde beigebracht, wodurch die Pulsader leicht verletzt wurde. Nach Anlegung eines Notverhands wurde der Verletzte ins hiesige Krankenhaus verbracht. Der Grund zur Tat ist in zerrütteten Familienverhältnissen zu suchen.
Salach OA. Göppingen, 2. Jan. Von der Presse. Die im Verlag der Formulardruckerei Salach, Inh. Eugen Kaiser, im siebten Jahrgang erschienene Staufenecker Rundschau erscheint ab heute als „Staufenpost mit Staufenecker Rundschau". Eine Gesellschaft, die „Staufenvost G. m. b. H,"
mit Sitz in Göppingen, hat den Verlag der Staufenecker Rundschau aufgekauft. Der Druck erfolgt in Gmünd in der Remszeitung.
Alm, 2. Jan. Berufung im Erbacher Prozeß. Der frühere Direktor der Erbacher Bank, Bitschnau, der im Erbacher Prozeß zu 7 Monaten Gefängnis und 100 Mark Geldstrafe verurteilt worden ist, hat Berufung eingelegt. Auch die Staatsanwaltschaft hat Berufung eingelegt.
Neu-Ulm, 2. Jan. Folgen des Neujahrsschießens. Infolge unvorsichtigen Hantierens mit einer sog. Sprengkapsel wurden einem etwa 17jährigen Schreinerlehrling drei Finger der linken Hand weggerissen. Infolge der Brandwunden muß befürchtet werden, daß die ganze Hand abgenommen werden muß.
Heidenheim. 2. Jan. Opfer einer unsinnigen Wette. Der 19jährige Landwirtssohn Fritz Gäßler in Böchingen hatte auf Grund einer Wette einen halben Liter Schnaps getrunken. Kurze Zeit darauf sank er bewußtlos zu Boden. Man brachte den Betrunkenen in einen Stall, ohne sich um ihn weiter zu kümmern. Am andern Morgen wurde er erstickt aufgefunden.
Ochsenhausen OA. Biberach, 2. Jan. Von ein-r Kugel getroffen wurde im benachbarten Steinhäuser, beim Neujahrsschießen die ledige Maria Besserer. Die Kugel drang dem Mädchen in den Kopf und zertrümmerte die Gehirnschale. Sein Zustand ich bedenklich.
Klaffenbach OA. Welzheim, 2. Jan. Heute früh 2 Uhr brach im Wohn- und Wirtschaftsgebäude des Eugen Bareiß z. Linde Feuer aus. Der Dachstock des alten Gebäudes '.st abgebrannt. Der neue Wohn- und Wirtschaftsanbau blieb vom Brand verschont.
Leutkirch. 2. Jan. Beim Neujahrsschießen tödlich verunglückt ist der 17jährige Sohn Georg des Zugführers Miller hier. Bei der Explosion einer mit Sprengpulver geladenen Raketenhülse ging ihm die ganze Ladung ins Gesicht und verletzte ihn so schwer, daß er sofort tot war.
Friedrichshofen, 2. Jan. Erweiterung der Anlagen. Die Stadtgemeinde hat zur Erweiterung der Anlagen um den Preis von rund 10 000 Mark den sog. Apothekeraarten und den Pfarrgarten erworben.
Besigheim, 2. Januar. Mit dem heutigen Tag ist der „Neckar- und Enzbote" und die „Besigheimer Tageszeitung" an die Firma Ungeheuer u. Ulmer, die Herausgeber der „Ludwisburger Zeitung", übergegangen. Die Nachfolgerin wird die beiden bisherigen Zeitungen Zusammenlegen und als „Neckar- und Enzbote", vereinigte Besigheimer Tageszeitung und Neckar- und Enzbote, einmal täglich zu der üblichen Stunde erscheinen lassen.
Aalen, 2. Jan. Schwaben voran! Ein ehemaliger Bürgerfohn unserer Stadt, Dr. Richard Wagner, Oberingenieur an der Techn. Hochschule in Berlin, wurde als Professor an die staatliche Universität in Schanghai (China) berufen und hat seine neue Stelle bereits angetreten. Professor Dr. Wagner ist ein Sohn des hier ja noch in bestem Andenken stehenden vormaligen Besitzers des Hotels „Harmonia", Eberhard Wagner.
Göppingen, 2. Jan. Eine 95-Jährige. Am Neujahrsfest feierte Frau Friederike Kurz in der Sauerbrunnenstraße ihren 95. Geburtstag als älteste Bürgerin der Stadt. Das „Geburtstagskind" erfreut sich noch guter Gesundheit.
Alm. 1. Januar. Ein Original gestorben. Ein Ulmer Original, der frühere Zeitungsverkäufer R i e g e r. der jahrelang eine stehende Figur in der Hirschstcaße war, ist nach längerem Leiden gestorben. Er hatte auch emrnai bessere Tage gesehen, hatte in Tübingen Theologie studiert, war später Handelslehrer geworden und begnügte ach in Krieg und Nachkriegszeit mit dem Verkauf von Zeitungen, die er aber nicht bloß absetzte, sondern deren Inhalt er sich auch regelrecht zu eigen machte; es war gar nicht uninteressant, sich mit diesem gescheiten Original, das auch über eine ungewöhnliche literarische Belesenheit und Allgemeinbildung verfügte, zu unterhalten.
Eine unangenehme Verwechslung. In der Silvesternacht bemühte sich ein Spätheimkehrer am Postamt 4 in der Wagnerstraße unter lautem Selbstgespräch mittels Hausschlüssel die Türe zur Zelle des öffentlichen Fernsprechers aufzuschließen. Nach längerem erfolglosem Versuch gelang es dem zweifelsohne recht ruhebedürftigen Mann, Eintritt zu gewinnen. Er ließ sich, nachdem' er Mantel, Stock und Hut über das Automatengehäufe gehängt hatte, stillzufrieden auf den Boden nieder und schlummerte dort dem Neujahrsmorgen entgegen. Ein Frühaufsteher, der den Fernsprecher benutzen wollte, machte den Schläfer auf die vorgerückte Stunde aufmerksam.
Die Frau im Dienst der Gemeinde
ep. In den großen städtischen Gemeinden Hai sich die Heranziehung berufsmäßiger Mitarbeiter im kirchlichen Gemeindedien st stark entwickelt. Neben der Mitarbeit in den christlichen Vereinen, der Sonniags- schule und dem Kindergottesdienst umfaßt ihre Aufgabe die Mitwirkung in der Jugend- und Wohlfahrtspflege, Hausbesuchen und Fürsorge bei neuanziehenden, bedürftigen, verwahrlosten und gefährdeten Gemeindegliedern: weiterhin die Bekämpfung der Schäden der Trunksucht und Unsiillich- keit, Verbreitung christlichen Lesestoffs und Abhaltung von Bibel- und' Erbauungsstunden im geschlossenen Kreis. Der Evangelische Oberkirchenrat hat nunmehr nähere Richtlinien für die Anstellung und die Aufgabe der Gemeindehelserinncn herausgegeben. Es wird den Gemeinden empfohlen, vor allem solche Gemeindehelferinnen anzustellen, die in der Evangelischen Diakonieschule (Evang.-Soziale Frauenschule) ausgebildet und geprüft werden. Angesichts der wachsenden kirchlichen Aufgaben bedürfen die Gemeinden — und ßwar nicht bloß die städtischen — mehr denn je einer verstärkten und planmäßigen Gemeindearbeit durch beruflich vorgebildete Hilfskräfte. Es ist deshalb die Anstellung von Gemeindehelferinnen eine wichtige kirchliche Gegenwartsaufgabe.
Aus Stadt und Land
Nagold, den 3. Januar 1930. Seltsam fürwahr, den Wissenstrieb zu stillen,
Hat Eifersucht von jeher zugegriffen In Eier und Pein nach hundert schlechten Brillen. Von denen keine für ihr Äug geschliffen.
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Der Anruf
Immer noch schallt uns am Fernsprecher entgegen: „Hallo, was ist los?"
Hallo ist zwar ein gutes deutsches Wort. Es stammt vom mittelhochdeutschen, holn, holen, und war als Anruf des Fährmanns gedacht: Hol, hol über! Aus dem Holla und Holdrio wurde, im Anklang an Hall und Hallen, hallo! So übernahm es Amerika, und der Amerikan- ner alten Stils, der polternd und lärmend nach Europa kam, brachte es wieder herüber, mit der Betonung auf der ersten Silbe: hallo! — In der Mädchenzeit meiner Pkutter kam ein Vetter aus Amerika mit seiner jung angetrauten Frau in die Heimat und führte sie mit den Worten ein: „Well hallo, Hab ich den Schleppsack bei mir!" Er hieß darum der Well hallo!
In der gehäuften Anwendung am Fernsprecher ist hallo § ckmerikanisch. Der Alemanne hat dafür den Anruf "he, ! hei!" Man darf es freilich nicht so machen wie der unbe- § holfene Neuling, der überraschend angerufen stammelt:
! „Hier da, wer dort?" Aber dies amerikanische hallo ist ; überflüssig. Es genügt, ruhig zu sagen: „Hier ist Hase, ^ wer dort?" Wozu die dauernde Anhalloerei?
Statistik der evang. Kirchengemeinde
Im abgelaufenen Jahr 1929 sind in unserer Gemeinde getauft worden 78 Kinder, darunter 35 Kinder von Auswärtigen im Krankenhaus; also 43 Nagolder Kinder i — gegenüber dem Vorjahr ein Weniger von 21; kon- ! firmiert wurden 66 Kinder (27 Knaben; 39 Mäd-
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(Fortsetzung 24)
Der nun folgende Abschied zwischen Vater u. Sohn war ein stummer. Mit einem unsagbar beredten Blick schauten Pch Me doide» «och einmal an, dann schritt Andreas e»- hoEreue« Haukes hinaus. Er fühlte, daß er den Vater nicht Wiedersehen würde.
TettmchmÄos stieg er in das wartende Auto, um das sich duveits eine neugierige Menge gestaut hatte. Stumm und vMg phlegmatisch trat er auch dem Untersuchungsrichter gegenüber, der sich alle Mühe gab, den jungen Wann zum Speeche« M bewegen.
vergeblich.
Andreas' Gedanken wäre« beim Vater. Immer und dm»» wieder sah er die in Angst um den Sohn geweiteten Auge», sah den wetten Mund in stummer Anklage und Ver- «oeistrmg zucken. Sah de» gebrochenen Körper wie von «wem »nskhtbaren Schlage getroffen plötzlich zusammen- MOe» und kr die Kissen zurückfallen, die Rosen des Fiebers oie verknitterten Wangen röte». Da wußte er, der Schnitter hatte ausgehott. Pfeifend war seine Sense durch die Lust gefaben. Er hatte seinen Pater zum letzten Male gesehen.
Noch einer halben Stunde brach der Untersuchungsrichter da» Verhvr als ergebnislos ab. Hinter dem jungen Manne stet die «ferne Türe der Alle ins Schloß. Sekundenlang dauerte das kratzende Geräusch des Schlüssels. Schwere Schritte verhallten dumpf und fern im Gang.
Ruhe-wohltätige und doch so bedrückende Ruhe
ringsum.
26.
Aufseher Dakberg war zum Landesfinanzamt nach Düsseldorf berufe« worden, «m der zuständigen Stelle persönlich Bericht über de» Stand der Ektener Angelegenheit zu geben.
Der Regiermrgsrat empfing ihn mit ausgesuchter Freundlichkeit.
„Guten Morgen, mein lieber Dalberg, ich bewundere auf-
«kchkg Ihren ^folg, der uns ein Beweis Ihrer kriminast- stifchen Fähigkeiten ist. Der Herr Präsident hat daher Ihre Versetzung als Assistent zum Zollfahndungsdienst angeord- »et und ich habe den ehrenvollen Auftrag, Ihnen persönlich Ähre neue Bestallung zu überreichen."
Er gab dem Beamten die Hand.
„Meinen allerherzlichsten Glückwunsch, Herr Assistent!"
Dalberg lächelte kaum.
„Ich danke Ihnen, Herr Regierungsrat."
„Was sehe ich? Sie freuen sich nicht einmal über Ihre chrenoolle Versetzung?"
„Nein, Herr Regierungsrat!"
Der Oberbeamte war verdutzt. Er konnte nicht begreifen, wte Dalberg zu sagen wagte, für ihn sei diese außerordent- kche Ehrung kein Grund zur Freude. Er fragte daher in einem Tonfall, der fein ganzes, grenzenloses Staunen ausdrückte: „Warum?"
„Wett sie gleichzeitig das Ende eines meiner Kollegen ist."
Der Oberbeamte war ärgerlich.
„Wenn Sie sich Sentimentalitäten hingeben wollen, wäre es besser. Sie würden kein Fahndungsbeamter."
„Ich möchte aus diesem Grunde den Herrn Regierungsrat auch untertänig um meine Entlassung aus dem Dienst gebeten haben."
„Kerl! S»S Ne verrückt?"
„Rein, den» ich bestätige hiermit meine Bitte!"
Der Regiermrgsrat war sprachlos. Er konnte nicht begreife». uäe man eine solche Versetzung mit solchen Aussichten Mr die AÄunst ablehnen und sogar noch um Entlassung bitte« konnte, nur, wett man damit einem Kollegen wehe getan, der es doch redlich verdient hatte.
„Gehen Sie erst einmal nach Hause und schlafen sich aus. Sie ßchoi»en heute nicht ganz zurechnungsfähig zu sein."
„Äh muß diesen Vorwurf Äs unberechtigt zurückweifen, Herr Regiernngsvat. Ich bin vollkommen nüchtern."
„Gut, da«» reichen Sie Ihren Antrag schrifüich ein."
Der Regiersngsrat dreht« feinem Untergebenen den Rücken zu. Dalberg verbeugte sich und verließ eiligst das Zimmer.
Auf dem Gang, «traute feinen Augen kaum, traf er Fräulein Mertenz.
„Ist es wirklich möglich? Steh»«?. Guten Tag, Fräulein MerLenzl"
„Guten Tag, Herr Kollege, ich gratuliere zur Versetzung!"
„Kollege?"
' „Gewiß, denn ich bin schon seit Jahren Angehörige des Zollfahndungsdienstes."
„Und Scheveningen?"
> „Dort war ich lediglich zu Ihrer und van de Loos Deckung." j „So waren Sie auch die alte Dame in Zevenaar?" i „Gewiß. Aber wollen wir nicht lieber unser Wiedersehen irgendwo anders feiern?"
„Ich stehe gerne zu Ihrer Verfügung."
Und — als Dalberg am Abend von ihr schied, waren sie bereits die besten Freunde, zusammengekettet durch gemeinsame Erlebnisse und Erinnerungen.
„Gerda! Darf ich Sie Wiedersehen?"
„Ihr und Ihrer lieben Schwester Besuch wird mir stets eine große Freude sein."
l Sie reichte ihm zum Abschied die feine Hand-das
! Leuchten ihrer Augen- war Verheißung.
! 27.
! Oberzolleinnehmer Kinzig hatte sich im Gefängnis das Leben genommen. Eines Morgens fand ihn der Wärter cm
einem der eisernen Fensterstäbe hängend-tot.
! Auf seinem Tische lag ein Blatt Papier, auf dem der Einnehmer bat, seine Familie zu schonen, da diese unschuldig sei. Er machte ein umständliches, schriftliches Geständnis. Der Untersuchungsrichter hatte tags zuvor vergeblich versucht, iho dazu zu bewegen. '
Die Leiche des Beamten wurde unauffällig nach dem Krarr- kerchause geschafft und dort aufgebahrt.
Der junge Wessels wurde wiederum vor den Untersuchungsrichter geführt.
„Nu«, Herr Wessels, wollen Sie sich immer noch nicht zu einem Geständnis bequemen?"
; »Rein, denn ich habe keines zu machen."
! „Sie wissen doch, daß Sie die Aussage des einen Kroü- wagensührers schwer belastet." l „Das fft mir bekannt."
„So geben Sie also die Richtigkeit derselben zu?"
- »Ich gebe überhaupt nichts zu. Ich protestiere nach wir , vor wiederholt gegen meine ungerechtfertigte Verhaftung!" ! Der Untersuchungsrichter Kappte sein Lineal auf den Tisch ! and gab ein Zeichen. Zwei Beamte nahmen den an den Hän- ! den Gefesselten zwischen sich und führten ihn hinaus zu eine« dort wartenden Kraftwagen. Der Richter ftiea ebenfalls ei«.
(Fortsetzung folgt).